Casino Royale (USA/UK/CZ 2006, 144 min)

Darsteller: Daniel Craig, Eva Green, Mads Mikkelsen, Judi Dench, Jeffrey Wright, Giancarlo Giannini, Isaach De Bankolé
Musik: David Arnold
Kamera: Phil Meheux
Drehbuch: Neal Purvis, Robert Wade, Paul Haggis nach dem Roman von Ian Fleming
Regie: Martin Campbell

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Trailer

An Sean Connery als James Bond, 007, Spion im Dienste Ihrer Majestät, kann ich mich erst erinnern, als alle ihn schon cool fanden – also finde ich ihn auch cool, obwohl die alten Filme für mich eher rührend anzusehen sind als großartig. George Lazenby – mir egal. Roger Moore – ja, den mochte ich wirklich. Wahrscheinlich, weil er so schön die Balance gehalten hat zwischen „Ich brech dir alle Knochen, du Hundesohn“ und „Kommt schon, ihr wisst doch alle, dass das hier nur ein Film ist“. Timothy Dalton – ging gar nicht, was aber daran liegen könnte, dass er die fiesen 80er-Jahre-Bonds abgekriegt hat, die mit den Schulterpolstern und Grace Jones, die vom Eiffelturm springt. Pierce Brosnan – no friggin’ way. Den Mann fand ich in jeder Ferrero-Rocher-Werbung überzeugender als in seinen Bond-Auftritten. Der sieht so aus, als ob er sich die Hände eher maniküren lässt anstatt sie sich schmutzig machen zu wollen. Neinnein. Aber jetzt: Daniel Craig. Da-ni-el Craig. Dannyboy. Zuckerschnäuzchen. Seufzzzzzz. Willkommen zur Groupie-Kritik.

Soweit ich mich erinnern kann – denn ich war anscheinend sehr von der Präsenz des Herrn Craig eingenommen –, geht es in Casino Royale mal wieder um einen Bösewicht. Unser Fiesling du jour sammelt von afrikanischen „Freiheitskämpfern“ Millionen von Dollars ein, die er angeblich gewinnbringend für sie anlegt. Schon bei der Szene musste ich ziemlich grinsen: Man sieht den üblichen schwerbewaffneten und arg schwitzenden Schwarzen, der beim Gaunerkollegen mit dem lustigen Namen Le Chiffre nochmal nachfragt, ob auch alles in gute Fonds angelegt wird. Sicher, Kumpel. Vertrau uns. Wir sind doch die Jungs mit den drei Defendern, die quer durch den Busch fahren und eurer ganzes Bargeld mitnehmen. Freunde, eh?

Nach dieser kleinen Exposition in Uganda schwenken wir nach Madagascar, wo wir einem nervösen Geheimdienstanfänger dabei zusehen, wie er einen potenziellen Bombenleger nervös macht. Er flieht – und aus der Menschenmenge rennt ihm Schnuckelputz Craig hinterher, in fies gemustertem Hemd und ziemlich engen Hosen, so dass ich eher damit beschäftigt war, Craig auf den Hintern zu starren, als mir Gedanken darüber zu machen, wie sinnlos es doch ist, sich auf einen Kran zu flüchten, wenn man auch einfach weiter auf der Erde rumlaufen könnte. Ich nehme an, diese geistige Ablenkung war der Grund für die engen Hosen. Aber ich beschwere mich ja nicht.

In diesem Sinnlosigkeitslevel bleibt der Film dann auch, aber netterweise ist er dabei viel unterhaltsamer als die letzten Bonds. Schön choreografierte Actionsequenzen – relativ altmodisch ohne übermäßigen Budenzauber oder technische Spielzeuge – wechseln sich ab mit vielen Szenen am Pokertisch, denn das ist quasi der gemeine Plan von Le Chiffre: nix ist’s mit braven Rentenfonds, er zockt lieber mit dem Geld seiner afrikanischen Kumpel. Die reagieren darauf nicht unbedingt erfreut, genau wie Le Chiffre es nicht nett findet, dass Bond seine Ehefrau knutscht. Das war dann auch die einzige Szene, die mir an Casino Royale nicht gefallen hat – der fiese Rückfall in alte Erobererzeiten, die wir doch eigentlich schon zu den Akten gelegt hatten.

Überhaupt hat Casino Royale sehr wenige der „klassischen“ Bond-Elemente, weswegen er sich auch für mich viel besser angucken ließ als die doofen Brosnan-Werke, obwohl die ja auch schon etwas frauenfreundlicher waren und aus dem ollen Charmeur einen ernsthafteren Kämpfer formen wollten. Aber hier klappt das endlich. Craig ist es egal, ob sein Wodka-Martini geschüttelt oder gerührt ist (“Do I look like I care?”), es gibt keine Miezen mehr im Vorspann und keine affigen technischen Gimmicks. Natürlich ist Bonds Aston Martin (dieses klassische Element lass ich mir gefallen) trotzdem mit ein bisschen Schnickschnack aufgepeppt, aber es ist im wahrsten Sinne des Wortes eher ein hochklassiger Erste-Hilfe-Koffer als die Zauberwaffe bei Verfolgungsfahrten. Die einzige Reminiszenz an alte Zeiten ist der wohlgeformte Körper, der den Meeresfluten entsteigt. Nur dass es diesmal kein Bond-Girl ist, sondern Schnuffelbärchen Craig selbst. (Sogar zweimal! Ich hab’s gezählt! Und die zweite Badehose ist eindeutig besser als die erste.)

Womit wir wieder bei meinem Lieblingsthema sind: Schnuckelgucken. Craig ist der erste Bond, der ein echter Kerl ist. Er sieht so aus, als würde er lieber bei Manchester United in der Fankurve stehen als auf der Pferderennbahn in Ascot. In seiner Freizeit schraubt er bestimmt an alten Motorrädern rum oder hackt Holz im Hinterhof, während seine Eierkopffreunde Karriere machen. Er grinst selten so süffisant-dämlich wie seine Vorgänger, sondern guckt eher so, als müsste er sich ab und zu selbst daran erinnern, dass man auch lächeln kann anstatt brummig die Kiefer zusammenzuklemmen. Und zu seinen stahlblauen Augen … kann ich nichts ernsthaft Film-relevantes sagen, aber ich wollte sie unbedingt erwähnen, denn sie sind grandios, und alleine wegen dieser Murmeln würde ich mir Casino Royale nochmal angucken.

Was mich davon abhält, ist leider seine Partnerin Eva Green, deren affektierter britischer Akzent mir fiesestens auf die Nerven gegangen ist. Klar, sie ist wunderschön und klug und darf mehr machen als hübsch sein und schreien, wenn’s gefährlich wird, aber die Dialoge zwischen den beiden fand ich doch eher anstrengend als anregend. Mir hat Casino Royale am besten gefallen, wenn er schlichtes, temporeiches Unterhaltungskino war – was er über fast die gesamte Filmlänge auch war. Und natürlich in den Szenen, in denen Leckerli sein Hemd ausgezogen hat. Wie oft das war, hab ich leider nicht mitgezählt, aber … ähm … das kann man sicher noch ausbauen. Im nächsten Bond. Mit Daniel Craig. Dannyboy. Mausezähnchen.

Edit: Dirk weist mich völlig zu Recht auf zwei kleine Fehler in meiner Kritik hin: Als Frau Jones vom Eiffelturm sprang, war noch Herr Moore 007 (das trübt meine Begeisterung für ihn etwas und zeigt, dass ich die Filme wirklich verdammt lange nicht mehr gesehen habe). Und Hasimausi Craig hat nicht mit der Gattin von Le Chiffre geknuscht, sondern mit der Frau eines seiner Angestellten. Zu meiner Entschuldigung zitiere ich aus Dirks E-Mail: „Mir scheint, der gute Daniel Craig hat dich doch heftigst abgelenkt.“ Yep.

Merry Christmas to Anke: In freudiger Erwartung der Brückentage zwischen Weihnachten und Neujahr habe ich spontan eine Karte für Tristan und Isolde in der Semperoper in Dresden erstanden. Mit Waltraud Meier, yay. Am 28. bis 30.12. bin ich also in der (Achtung) Elbmetropole (ich dachte, WIR sind die Elbmetropole, verdammter Schlampenfluss), wo ich seit der Grenzöffnung nicht mehr war. Eine Zugfahrt erster Klasse ist übrigens nur ein Viertel so teuer wie ein Flug, weswegen ich mir das mal gegönnt habe. (Ich bin allen Ernstes noch nie erster Klasse gefahren.) Wenn ich nach Oper, Frauenkirche, Grünem Gewölbe, Hygienemuseum und Gläserner Manufaktur noch Zeit habe – gibt’s in Dresden ein nettes Kino mit Originalfassungen?

(Ich denke jetzt schon darüber nach, wie unsere Wohnung nach drei Junggesellentagen aussieht.)

Sehr unterhaltsames Interview aus der SZ mit Vickie Kloeris, Nasa-Mikrobiologin, über den Speiseplan der ISS-Bewohner.

„SZ: Was isst Thomas Reiter noch?

Kloeris: Da sind noch einige deutsche Sachen, von denen ich noch nie etwas gehört habe. Die wurden zu uns geschickt und wir haben sie verpackt. Warten Sie mal. Doppelkeks? Hanuta? Was ist das?

SZ: Cookies und Waffeln, die mit Schokolade gefüllt sind. Das Zeug krümelt wahnsinnig, nicht ideal fürs All, oder?

Kloeris: Nein, eher nicht. Wir empfehlen Astronauten immer, so etwas zu vermeiden. Einige aber bestehen darauf, dass sie mit den Krümeln schon klarkommen. Wenn sie dann aus dem All zurück sind, sagen sie oft: Ich hätte auf dich hören sollen. Wissen Sie, wenn die Krümel in der Schwerelosigkeit herumschwirren, können sie sich in Geräten festsetzen oder in die Augen oder Nase fliegen.

SZ: Wie sieht es mit Cola aus?

Kloeris: Nein, besser nicht. Denn wer kohlensäurehaltige Getränke im All trinkt, kriegt einen Blähbauch, und das kann richtig unangenehm werden. Wenn man auf der Erde rülpst, sind das trockene Rülpser. Wenn man das im All macht, kommt ein Teil des Essens wieder hoch.“

„PS: Einer der Gründer Michael B. hätte übrigens gerne ne Einladung für die Gruppe … ich würd mich dann da auch anschließen ;-)“

Ihr seid solche Vollspacken – nein, Moment: kreuzdämliche Vollspacken.

Nach dem Gipfel des Mount Everest muss ich jetzt auch nicht mehr nach Machu Picchu. Dank Scott Howard, der aus über 400 Fotos eine Montage gemacht hat, in die man wie bei Google Earth reinzoomen kann.

(via thirtysomething)

Referrer-Gucken: „Sabbern bei Kindern“ führt zuerst zu mir. Aber auch zur Stupidedia, bei der man wundervoll „Zufälliger Eintrag“ anklicken kann. Und nochmal. Und nochmal. Und irgendwann ist der Tag rum und man hat ne Menge Blödsinn gelesen und dabei ziemlich laut gelacht. Ich bereits über die (von mir verkürzte) Eingangszeile „Irrelevante Informationen aus den Bereichen Recht – Religion – Schlümpfe – Sci-Fi“.

Art Direktor zur Grafikerin, die bei einem Layout mit ihrer eigenen Handschrift arbeitet: „Was ist das denn für ne Schrift? Hauptschule Grotesk?“

The tips just keep on coming: jetzt teilen mir auch das Pottblog und Zeth (Wer ist Zeth, fragt ihr? Keine Ahnung) ihre Lieblings-Buffy-Folgen mit. Ihr Lieben – ich bin sehr gerührt. Die sagenumwobene Musicalfolge kenne ich übrigens; an der kam man ja damals im deutschen Fernsehen nicht vorbei. Ich kann allerdings nicht sagen, dass ich besonders beeindruckt gewesen wäre, aber das geht garantiert jedem so, der zum ersten Mal in eine Serie reinschaut und keine Ahnung hat, was die Charaktere sonst so machen und worum’s überhaupt geht.

Amango hat gestern die ersten vier Folgen rübergeschickt, die dementsprechend heute ankommen müssten, und wenn heute nicht das Popstars-Finale wäre, könnte ich euch auch morgen gleich sagen, wie ich die blonde Vampirjägerin fand. So leider nicht.

Ich guck eh erstmal eine komplette Staffel durch. Obwohl: Bei The O.C. hab ich nicht mal das durchgehalten. Blöder Schmarrn.

Robert Altman, 20.02.1925–20.11.2006

six words

Laut Eigenaussage Ernest Hemingways beste Arbeit:

„For sale: baby shoes, never worn.“

Wired hat verschiedene Autoren gebeten, ebenfalls Sechs-Wort-Geschichten zu schreiben.

four words

this site is strange: four word film reviews.

two words

enjoy this

Ho-hee. Purple & Brown, vor Monaten schon auf hinterding entdeckt und irgendwie nie gepostet. Jetzt aber. Die beiden Knetwürste stammen natürlich aus den Aardman-Studios, genauer gesagt von Richard Webber, und sind völlig sinnfreie Pausenclowns auf Nickelodeon. Hier gibt’s eine komplette Liste der Folgen, und auf YouTube natürlich die Filmchen dazu. Als Einstiegsdroge diente bei mir damals Bubblegum.

Ich gebe zu, ich habe keine Ahnung, wie dieses Programm funktioniert oder was es soll, aber die Idee, dass Computer träumen und dann natürlich von elektrischen Schafen (wie ja Philip K. Dick schon wusste), finde ich einfach schön.

(via blog-briga.de, der das Ganze noch etwas ausführlicher erklärt)

Ich brauche keinen Geografie-Joker bei „Wer wird Millionär“ mehr

Alle sechs Monate gucke ich mal in das Geotracking dieses Weblogs rein. Ich bin immer noch darüber erstaunt, dass die Welt so sehr zusammengerückt ist, seit es das Internet gibt; dass man einfach Menschen kennenlernen kann (oder immerhin eine Page Impression von ihnen hat), die auf der anderen Seite der Erde leben, einfach, weil man chattet, bloggt, flickrt und youtubed. Oder was immer man sonst noch so im Internet macht. (Ich will gar nicht wissen, was man sonst noch so im Internet macht.)

Natürlich habe ich die meisten Leser aus Deutschland. Aber nicht nur. Laut der Statistik waren Besucher aus ca. 150 Ländern, Inseln, Inselgrüppchen hier. Und dazu gehört niedlicherweise jeweils ein einziger (garantiert verirrter) Besucher aus folgenden Gegenden: Nepal, Benin, Neukaledonien, Sambia, Grenada, Mali, den Föderierten Staaten von Mikronesien, Libyen, Myanmar, Irak, Angola, Fidschi, Jamaika, Aruba, Andorra, den Malediven, Swasiland, der Weihnachtsinsel, Niue (noch nie gehört), Martinique, Ruanda, den Niederländischen Antillen und – dem Vatikanstaat.

Und jetzt bitte alle verlinkten Wikipedia-Artikel durchlesen.