Ich habe keine Ahnung, was Happy Feet für ein Film ist, aber Robin Williams als Pinguin, der die spanische Version von My Way singt, lässt hoffen.

(via dead end, von dem ich auch das Bild geklaut habe)

Home on the range

Und mein bester Freund meint noch am Telefon: „Wenn ich dir vor fünf Jahren gesagt hätte, dass du mich mal anrufst und den Satz bringst: „Ich komm grad vom Golfplatz“, hätte ich echt Ärger gekriegt.“

Wahrscheinlich. Vor fünf Jahren war ich auch noch der Meinung, nie wieder nen Kerl abzukriegen und nie wieder in die Kleidergröße zu passen, in die ich jetzt passe. Dinge ändern sich. Und manchmal zum Guten.

Ich war jedenfalls Sonntag auf dem Golfplatz. Ich hatte in Amerika mit Karl und seinen Freunden schon mal gespielt – wobei ich das Wort „spielen“ zu hoch gegriffen finde. Sie haben mir irgendein Eisen in die Hand gedrückt, mir ungefähr erklärt, wie man es zu halten hat und das war’s. Ich erinnere mich zwar mit Stolz daran, 18 Löcher durchgehalten zu haben, noch eher erinnere ich mich allerdings an die lustigen Golfcarts, mit denen wir von Loch zu Loch gedüst sind, und an die vielen Biere, die wir uns nach der Partie gegönnt haben.

Gestern war natürlich alles anders. Ich hatte mich für einen totalen Anfängerkurs angemeldet, in dem in anderthalb Stunden ein paar Grundkenntnisse vermittelt werden sollten. Zuerst haben wir Bälle aufs Grün gechippt – mit dem Neuner-Eisen, wie ich mir gemerkt habe, um beim nächsten Mal ganz professionell zu klingen. Der Trainer hat dabei versucht, uns auszutreiben, das Handgelenk zu verdrehen, die Bälle bewusst „löffeln“ zu wollen, anstatt einfach auf sie draufzuhauen, und lustige Sachen mit unseren Schultern und Knien zu machen, die man beim Golfen anscheinend nicht macht. Wir waren zu fünft, haben 500 Bälle aufs Grün gehauen, und nach einer Dreiviertelstunde waren genau drei drin. „Und jetzt machen wir was Lustiges.“

Erstmal haben wir die 500 kleinen Racker wieder eingesammelt, und dann sind wir auf die Driving Range gegangen, wo uns erklärt wurde, wie der Abschlag funktioniert. Oder funktionieren sollte. Eventuell. In guten Momenten.

Ich habe von golfenden Kollegen schon öfter den angeblich kürzesten Golf-Witz aller Zeiten gehört: „Ich kann’s.“ Seit gestern weiß ich, warum sie dabei immer so bitter lachen. Von den 100 Bällen hab ich ungefähr 90 beim ersten Mal getroffen – was ich schon gut fand. Von den 90 hab ich ungefähr 20 so ins Gelände gehauen, dass ich halbwegs zufrieden war. Und bei fünf von den 20 hab ich gelächelt, ihnen fast ungläubig hinterhergeguckt, wie sie bei der 150 Yards-Markierung runterkamen anstatt irgendwo bei 50, in einem langsamen, perfekten Bogen, neongelb vor stahlblauem Himmel, und gedacht: Yeah. Davon noch einen.

Worauf die nächsten zehn wieder völlige Gurken wurden.

Der nächste Kurs ist schon gebucht. Und mein Körpers fand die seltsame Haltung anscheinend okay (bis auf meine Unterarme, die richtig böse weh tun), was für mich nicht ganz unerwartet kommt. Denn vorletzte Woche Freitag bin ich nach hundert Jahren Einsamkeit mal wieder schwimmen gegangen. Seit ich WW mache, habe ich mir angewöhnt, regelmäßig spazierenzugehen oder radzufahren (Rad zu fahren?), und nach einem Jahr hatte ich einfach Lust, mal eine andere Sportart auszuprobieren. Oder anders: Ich traue mich wieder im Badeanzug in die Öffentlichkeit. Ich hatte mir eigentlich 500 Meter vorgenommen, mir aber auch gesagt, hey, wenn’s nur 250 werden, ist das okay, du hast schließlich keinerlei Kondition. Denn wann hatte ich in meinem unsportlichen Leben jemals Kondition? Aber anscheinend hat ein Jahr lang spazierengehen oder radfahren seine Spuren hinterlassen. Ich bin ohne große Anstrengung 1000 Meter geschwommen, und ich hätte noch mehr gekonnt, aber ich war mir nicht sicher, ob das muskelkatertechnisch eine so gute Idee sei. Also bin ich aus dem Becken geklettert – und habe am nächsten Morgen nicht die Bohne Probleme gehabt. Am Abend selbst war ich zwar irgendwann von jetzt auf sofort todmüde und wollte nicht mal die Zahnbürste halten, aber ansonsten fand mein Körper das Schwimmen ganz okay. Daher fand er wohl auch das Golfen ganz okay, denn obwohl ich mich so gut wie nicht von der Stelle bewegt habe, war ich danach angenehm verschwitzt.

Ich hoffe jetzt nur, dass mein bester Freund in fünf Jahren nicht sagt: „Wenn ich dir vor fünf Jahren gesagt hätte, dass du Zwillinge kriegst und nie wieder arbeiten gehst …“ Uh-oh.

Mein persönlicher, rausgezögerter kleiner Tod der feinen Damen: die fünfte und letzte Staffel von Six Feet Under, die vor ein paar Tagen als DVD angekommen ist, noch nicht gucken, sondern zunächst nochmal die ersten vier Staffeln genießen.

Den Blogtalk von gestern kann man hier nachlesen. Falls ich noch mehr Müll als sonst geschrieben haben sollte, schiebe ich das auf meine im Abklingen begriffene fiebrige Erkältung.

„In my room, I lay on my bed while my heart raced. I wasn’t sure what I would do without Mr. Vuoso. He was the person I was closest to – even more than Thomas. He was the one who did things with me that he wasn’t supposed to, since he was a grown-up. When someone did things with you that they weren’t supposed to – things that felt good – that was when you know you were special. That was why you couldn’t lose them. If you lost them, you weren’t special anymore. You were just blah. You would have to wait for someone else to do things with, but since the things you were doing weren’t right, you probably wouldn’t find anyone. You probably had to realize that you were going to be alone.“

Aus: Towelhead von Alicia Erian. Klappentext, passt: „(…) Towelhead is an extraordinary debut novel. It’s sexy, disturbing, joyful and deep, and maybe just a little too real for comfort.“

Blogtalk

Morgen findet beim Weltherrscher übrigens ein Blogtalk mit mir statt. Wer Lust hat, in den Kommentaren Fragen zu stellen oder einfach mitzulesen, klickt morgen ab 20 Uhr mal hier vorbei.

Domino

Perfekter Vertreter des style-over-substance-Films. Domino gibt vor, die teilweise wahre Geschichte einer jungen Frau zu erzählen, die ihr Leben als behütetes Mädchen und Model aufgab, um Kopfgeldjägerin zu werden. In Wirklichkeit ist Domino aber ein bunter, wackelig ausgeleuchteter Splatterfilm, in dem die sonst wunderbare Keira Knightley unüberzeugend Kette raucht, sinnlos durch die Gegend brüllt und sich nicht zwischen Blutbad und Lapdance entscheiden kann. Die Story ist, wie Knightley selbst irgendwann sagt, ein totaler clusterfuck und dazu auch noch wahnwitzig langsam inszeniert. Trotz des Kameragefuchtels und der Videoclip-Ästhetik ist Domino schlicht langweilig. Ich habe den Film irgendwann nebenbei laufen lassen – aber nicht ausgemacht. Erstens, weil Mickey Rourke endlich mal wieder schauspielern durfte anstatt ein Abziehbild seiner selbst zu sein, zweitens, weil es zum anderen ziemlich viel Spaß gemacht hat, die alten blütenweißen Beverly-Hills-90210-Helden Ian Ziering und Brian Austin Green motherfucking shit sagen zu hören, und drittens, weil ich Edgar Ramirez noch ein bisschen anschmachten wollte. Aber nichtsdestotrotz sollten Filme mit Sätzen wie “I know we should have stopped when my goldfish died” einfach verboten werden.

Proof

Der armen Naomi Watts wird ja gerne vorgeworfen, sie könne nur mit halb geöffnetem Mund in die Kamera gucken, aber ich finde, die Königin dieses Gesichtsausdrucks ist immer noch Gwyneth Paltrow. In Proof (den deutschen Titel hebe ich mir noch ein bisschen auf) darf sie dauernd hascherlmäßig durch die Gegend schauen. Sie spielt die Tochter eines großen Mathematikprofessors (Althony Hopkins, der auch nur noch macht, was nötig ist, um eine Rolle zu skizzieren); der Professor gilt als genial, wird aber mit zunehmendem Alter langsam verrückt, und Gwynnie hat Angst, dass es ihr genauso gehen könnte. Daher gibt sie ihr Mathematikstudium auf, um sich um Papi zu kümmern, der bei Minusgraden im Garten Beweise dafür aufschreibt, dass Hitze gleich Kälte ist und die Buchläden im September am vollsten. Nach seinem Tod entdeckt ein Student (Jake Gyllenhaal) einen Beweis, der von Papi zu sein scheint, der sich aber als von Gwyneth entpuppt. Um diese Mathematikstory rankt sich noch ein bisschen Schwesterngezänk („Ich hab meine Karriere für Papi aufgegeben“ „Hättest du ja nicht tun müssen, und ich verkauf jetzt unser Elternhaus“) und eine kleine Liebesgeschichte zwischen Jake und Gwyneth mit unsagbar banalen Dialogen.

Proof (okay, here comes: Der Beweis – Liebe zwischen Genie und Wahnsinn) ist nach einem Theaterstück entstanden, und so fühlt er sich auch an: sehr hölzern, fast wie abgesteckt, um nicht über den Bühnenrand zu fallen. Es fehlt sowohl an Spannung als auch an Überraschungen, alles plänkelt sich dem harmonischen Ende entgegen, nur kurz unterbrochen von ein paar emotionalen Ausfällen, die anscheinend in jedem Film über Irre sein müssen. Paltrow schafft es trotz der Vorhersehbarkeit der Story, ihrer Figur ein bisschen Leben einzuhauchen, aber der Rest ist langweiliges Reißbrettkino. Und nebenbei kann auch Gyllenhaal ganz toll den Mund leicht geöffnet lassen, während er auf sein Stichwort wartet.

Aaron Sorkins neue Serie, Studio 60 on the Sunset Strip, wird bei imdb immer noch als in production gelistet. In den Boards habe ich einen Link zum Script der Pilotfolge gefunden. Ob’s authentisch ist – keine Ahnung. Aber selbst wenn nicht, liest es sich wie Sorkin. Meaning: spannend, unterhaltsam und gut.

(Ain’t-it-cool-News weiß mehr.)

Selbst schuld, wenn man die deppigste aller Deppenfragen stellt, während man so faul am Rumkuscheln ist:

Anke: An was denkst du gerade?

Kerl: An Back-up-Strategien für OS X.

Anke: Natürlich.

(Ich brauche Kurgans Schwert. Ständig.)

Endlich mal wieder ein Buchtipp: Never Let Me Go von Kazuo Ishiguro, das mir netterweise eine Leserin zum Geburtstag geschenkt hat. Das Buch erzählt die Geschichte von Kathy, Ruth und Tommy und ihrer Kindheit. Der Klappentext bleibt recht vage, und wenn ich nicht dämlicherweise schon vorher eine kleine Inhaltsangabe im Netz gelesen hätte, wäre das Buch vielleicht etwas überraschender gewesen. Aber ich konnte trotzdem noch das Unbekannte genießen, das in den Beschreibungen über das Internat mitschwingt, in dem die drei aufwachsen. Etwas macht dieses Internat besonders, genau wie seine Bewohner. Was das ist, löst sich erst nach und nach fast nebenbei auf, was mir sehr gut gefallen hat. Die Idee hinter dem Buch kommt nicht holzhammermäßig überraschend, sondern es sind viele kleine Teile und Andeutungen, die sich allmählich zu einem Ganzen zusammensetzen.

Never Let Me Go erzählt vordergründig von der Kindheit und dem Erwachsenwerden dreier besonderer Kinder, aber eigentlich geht es um Freundschaft und nach welchen Regeln sie funktioniert; es geht um Hoffnungen und Träume, die sich erfüllen oder denen man sich erst gar nicht hingeben sollte, und es geht um Liebe in ihren verschiedenen Ausprägungen. Das Buch hat mir in seiner ruhigen, fast bedächtigen und genauen Erzählweise sehr gefallen. Die Details werden nicht in aller Breite ausgekostet, sondern es wird nur das beschrieben, was wichtig ist; der Rest bleibt dem Leser überlassen, der sich die Geschichte auch über 260 Seiten zusammenklauben muss.

All the same, some of it must go in somewhere. It must go in, because by the time a moment like that comes along, there’s a part of you that’s been waiting. Maybe from as early as when you’re five or six, there’s been a whisper going at the back of your head, saying: “One day, maybe not so long from now, you’ll get to know how it feels.” So you’re waiting, even if you don’t quite know it, waiting for the moment when you realise that you really are different to them; that there are people out there, like Madame, who don’t hate you or wish you any harm, but who nevertheless shudder at the very thought of you – of how you were brought into this world and why – and who dread the idea of your hand brushing against theirs. The first time you glimpse yourself through the eyes of a person like that, it’s a cold moment. It’s like walking past a mirror you’ve walked past every day of your life, and suddenly it shows you something else, something troubling and strange.

can you see the real me, doctor

So, so, ich bin also ein respectful idealist. Kann ich gut mit leben. Auch wenn mich die Bombastwerte bei Zuversicht ein bisschen überrascht haben. Über die einzelnen bunten Felder kann man drüberhuuwern, da steht ein bisschen was. Leider nichts darüber, wie ich an freien Tagen gut klingende Sätze bilden kann.

Den Test gibt’s hier, und gefunden hab ich ihn bei der Kaltmamsell.

Ironie ist … wenn du dein Auto in die Werkstatt fahren willst und es nicht anspringt.

Mistkarre. Goldstück. Mistbatterie. Goldstück.

A History of Violence

Sehr dichter, atmosphärischer Film von David Cronenberg über eine durchschnittliche Familie in einer durchschnittlichen amerikanischen Kleinstadt, die sich plötzlich mit der gewalttätigen Vergangenheit des Vaters (Viggo Mortensen) auseinandersetzen muss.

A History of Violence erzählt seine Geschichte ziemlich gradlinig. Was den Film ausmacht, sind seine kleinen Ausflüge, die sich mit den anderen Familienmitgliedern beschäftigen. Da wäre zum einen der halbwüchsige Sohn, der sich in der Schule mit einem typischen bully auseinandersetzen muss. Zuerst hält er ihn mit Worten von sich fern, aber plötzlich bricht auch hier Gewalt hervor. Am meisten beeindruckt hat mich allerdings Maria Bello als Ehefrau, die sich von einer Sekunde auf die andere mit der Situation konfrontiert sieht, einen Ehemann zu haben, den sie anscheinend überhaupt nicht kennt. Wie sie damit fertig wird, ist ein grandioses Wechselbad aus Verachtung, Angst und Leidenschaft.

Cronenberg schafft es in so ziemlich jedem seiner Filme, Versatzstücke aus dem Kino zu nehmen, die wir kennen und die uns nicht überraschen – nur um ihnen dann doch die kleine Wendung zu geben, die uns erschrecken lässt. Wenn am Anfang des Film einer der Gangster aus der Vergangenheit sich seinem blutigen Geschäft widmet, ist das nicht überraschend. Wenn ihm allerdings ein Kind dazwischenkommt, mag man kaum glauben, was man zu sehen bekommt, weil es eine Grenze überschreitet, die man selbst im Kino nicht gewohnt ist. Genau solche Grenzen überschreitet auch die Ehefrau vor unseren Augen, und es fühlt sich sehr seltsam und gleichzeitig sehr reizvoll an, ihr dabei zuzusehen. A History of Violence ist ein blutiger Ausflug in unsere eigenen Ängste, unsere Furcht vor dem Unbekannten, der Suche nach ständiger Sicherheit und dem Trauma, plötzlich alles in Frage zu stellen.