Sky Captain and the World of Tomorrow (USA 2004, 106 Minuten)
Darsteller: Gwyneth Paltrow, Jude Law, Angelina Jolie, Giovanni Ribisi, Michael Gambon, Bai Ling, Omid Djalili
Musik: Robert Elhai, Edward Shearmur
Kamera: Eric Adkins
Drehbuch: Kerry Conran
Regie: Kerry Conran
Offizielle Seite
Trailer
Ich wollte diesen Film mögen. Ich wollte mich von seinen vollständig computeranimierten Hintergründen bezaubern lassen, mich in Jude Law verknallen und Gwyneth Paltrow für ihre Makellosigkeit bewundern. Was sollte schon schiefgehen? Jetzt, nachdem ich aus dem Kino gekommen bin, weiß ich es: Die Story konnte schiefgehen. Und das ist sie leider auch. Und deswegen mag ich den Film leider nicht.
Sky Captain spielt irgendwann Ende der 30er Jahre, die Welt scheint dringendere Probleme zu haben als den drohenden zweiten Weltkrieg (obwohl die Charaktere anscheinend von ihm wissen, denn sie erwähnen des Öfteren des ersten), denn sie haben schließlich Jude Law in verwegener Pilotenkluft mit Lederjacke und Puschelkragen, den man rufen kann, wenn zum Beispiel New York von riesigen Robotern heimgesucht wird. Schon schwingt er sich in sein kleines Flugzeug, das der fliegende Vorläufer sämtlicher James Bond-Autos ist, und rettet innerhalb von fünf Minuten die Stadt. Beobachtet wird seine Heldentat von der blonden Reporterin Polly (Paltrow), die sich, ganz Profi, mit ihrer Kamera zwischen die mörderischen Blechbüchsen drängt, um das perfekte Bild für die Titelseite zu schießen.
Die beiden haben eine gemeinsame Vergangenheit, wie wir aus den wenigen atemlosen Dialogen erfahren, die zwischen die ganzen Verfolgungsjagden und Angriffe immer neuer Roboter gestreut werden. Und natürlich wissen wir schon beim ersten Blick, den die beiden sich teilen, dass sie sich am Ende in den Armen liegen werden. Klassische Held-und-Blondine-Paarung.
Überhaupt fühlt sich der Film sehr klassisch an. Das beginnt bereits beim sternenumflorten Paramount-Logo, das schon mit dem Wochenschau-artigen Soundtrack untermalt ist. Nahtlos geht der Vorspann in den Film über, in dem wir zuerst ein düsteres New York kennenlernen. Der Look ist größtenteils atemberaubend. Die Sets sind eine gelungene Mischung aus Metropolis und Gotham City; manchmal ist ein bisschen zu viel Riefenstahl drin, aber es passt. Die Farbigkeit, die über den Film geradezu ausgeschüttet wurde, ist von dieser merkwürdigen Transparenz, die alten Fotos innewohnt und die aus schlichten Frauen Leinwandgöttinnen macht – nur dadurch, dass die Konturen leicht unscharf sind und das Licht immer viel zu gnädig ist. Gerade Paltrow sieht aus, als würde sie von innen leuchten. Ihre Lippen sind stets einen Hauch zu dunkelrot, ihre Haut ist fast zu zart, aber im Zusammenspiel mit dem Bleistiftrock und der schultergepolsterten Jacke sieht sie wie eine Ikone der 30er Jahre aus. Genauso bewegt sie sich auch; stets vollendet schreitet sie selbst durch Schlachtfelder. Und wenn sie mal rennen muss, reißt sie sich vorher den Rock ein, um ein bisschen mehr Beinfreiheit zu haben, und entblößt feinstes Nylon.
Auch an Jude Laws Optik kann man sich konstant erfreuen. Er hat entweder den entschlossenen Heldenblick drauf oder dieses typisch charmante Lausbubengrinsen, das schon Jimmy Stewart und Frank Sinatra perfekt konnten. Gerade die Szenen, in denen Law sich gutmütig über die karrierebesessene Paltrow lustig macht, waren die, die mich davor bewahrt haben, vor Langeweile aus dem Kino zu gehen. In den Augenblicken, in denen die Schauspieler mal – genau – schauspielern dürfen anstatt einfach nur gutaussehend vor der Green Screen rumzuturnen, fühlt sich der Film wie ein Film an und nicht nur wie ein schönes Tableau nach dem nächsten. In diesen Augenblicken konnte ich hemmungslos Jude Law ohne Hemd anschmachten, Angelina Jolie mit Augenklappe und süffisantem Grinsen genießen und über Gwyneth Paltrow lachen, die sich nicht entscheiden kann, welches der unglaublichen Motive sie mit dem letzten Bild in ihrer Kamera fotografiert.
Kurz gesagt: Wenn die Figuren die Chance haben, mehr zu sein als Abziehbilder von Figuren aus klassischen Hollywood-Filmen, dann macht Sky Captain Spaß. Leider haben sie nicht oft die Chance dazu, denn schließlich muss die Welt gerettet werden. Und das geht anscheinend nur mit viel Dynamit, britischen Flugzeugträgern in den Wolken, Eishöhlen in Nepal und dinosaurierübersäten Inseln, auf denen Dr. Totenkopf (ja, wirklich) eine Arche baut und von diesem Planeten verschwinden will. Ich hatte die ganze Zeit den Eindruck, es sollte möglichst viel Kulisse gezeigt werden, damit man vergisst, wie banal die Geschichte ist.
Die Kulisssen lohnen sich, wie gesagt: Jedes neue Setting überrascht mit schönen Details, und wer auf die Architektur des Großdeutschen Reichs steht, wird an den Pixelgebäuden viel Freude haben. Aber der Augenschmaus reicht leider nicht, um aus Sky Captain einen guten Film zu machen. Da hilft es auch nicht, dass Gwyneth ihr letztes Bild für das einzig Gute hergibt: ein Porträt von Schnuckeljude im Close-up. Hätte ich auch gemacht.