Blueprint

Blueprint (2003)

Darsteller: Franka Potente, Ulrich Thomsen, Hilmir Snaer Gudnason, Katja Studt, Wanja Mues, Justus von Dohnányi
Musik: Detlef Friedrich Petersen
Kamera: Holly Fink
Drehbuch: Claus Cornelius Fischer & Rolf Schübel, nach dem Roman von Charlotte Kerner
Regie: Rolf Schübel

Die Geschichte von Blueprint birgt viele Möglichkeiten: Es geht um eine Mutter, eine begnadete Pianistin, die an Multipler Sklerose erkrankt. Sie will ihr Talent für die Nachwelt erhalten und lässt sich klonen. Ihre Tochter ahnt nichts davon, der erste „erfolgreiche“ Klon der Welt zu sein – erst, als ihr „Vater“, der Arzt, der ihrer Mutter ihre Schwangerschaft ermöglichte, mit seinem Erfolg an die Öffentlichkeit geht, erfährt sie, dass sie nur eine Kopie eines berechnenden Originals ist. Hochemotionaler und spannender Stoff also für eine Mutter-Tochter-Geschichte. Oder eine altmodische Geschichte über das Erwachsenwerden im Schatten übermächtiger Eltern. Oder natürlich über die Konsequenzen des Klonens: die emotionalen Anforderungen an die Kopie, die ihr Original stets vor Augen hat. Die Fährten zu all diesen Geschichten werden auch ausgelegt. Nur leider versanden sie in einer viel zu statischen Inszenierung und in ebenso statischen Dialogen.

Vielleicht war es Absicht, die Welt der Pianistin so kühl und berechnend erscheinen zu lassen wie sie selbst; ihr Haus ist in Blau und Weiß gehalten, sie selbst trägt streng geschnittene Kostüme, und sie wirkt in allem, was sie tut, beherrscht und zielstrebig. Leider bedeutet das auch, dass Franka Potente als Mutter so gar nichts von ihrer lebhaften Natürlichkeit versprüht, die sie mir sonst so sympathisch macht. Sie wirkt in der kalten Umgebung fast wie eine Dekoration.

Deswegen freut mich sich auch auf jede Szene, in der sie die Tochter spielen darf, denn da wacht sie plötzlich auf – und mit ihr der Film. Plötzlich spürt man etwas von der Qual, die sie erleiden muss, von dem Gefühl, nur die zweite Version von etwas zu sein, was es schon längst gibt. In den wenigen Momenten, in denen die Tochter ihrer Mutter sagt oder zeigt, wie es ihr geht, bekommt der Film Tempo und verliert seine Distanz.

Leider dauert es viel zu lange, bis Potente ihre Doppelrolle spielen darf. Denn natürlich müssen erstmal zwei Kinderdarsteller groß werden, der brüderliche Spielkamerad wird etabliert, der später zum ersten Mann wird, der je mit einem Klon Sex hatte, und die komplizierte Beziehung zwischen Mutter und Arzt, die durch die Tochter verbunden sind, wird lang und breit erläutert.

Ich hatte im Nachhinein das Gefühl, dass der Film zuviele Handlungsstränge erzählen will, die in der Romanvorlage von Charlotte Kerner vorkommen. Dem Tempo des Films hätte es nicht geschadet, wenn ein paar davon gerafft oder komplett gestrichen worden wären. Denn das eigentliche Thema des Films – wie geht die Kopie mit dem Wissen um, eben nur eine Kopie zu sein – kommt fast ein wenig zu kurz.

Was den Film davor rettet, ein gefühlloses Kammerspiel zu werden, ist Franka Potente. Natürlich wissen wir auch durch die Auswahl der Kostüme und die leicht veränderten Frisuren, ob wir gerade die Mutter oder die Tochter vor uns haben. Aber selbst, wenn beide völlig identisch ausgestattet worden wären, würden wir wissen, wer gerade präsent ist. Potente schafft es, beiden Figuren ein Eigenleben zu geben, das sie ja eigentlich gar nicht haben dürften – wenn ein Klon denn wirklich ein getreues Abbild wäre. Die Mutter wirkt stets gefasst, selbst in gefühlvollen Momenten, während die Tochter lebhafter ist, stets suchend, stets fragend, immer den Eindruck eines verlorenen Kindes vermittelnd. Selbst das Lächeln sieht auf dem Gesicht der Tochter anders aus, obwohl es doch genau das gleiche Gesicht ist, das auch die Mutter hat.

Aber nur die eindrucksvolle Darbietung von Potente reicht eben nicht, um aus einem guten Stoff auch einen guten Film zu machen. Zu zäh kommt er daher, dauert zu lange und kommt zu spät auf den Punkt. Leider. Denn die Grundidee hinter dem Film ist sehr spannend; kein Wunder, dass man auch einen spannenden Film erwartet und dementsprechend enttäuscht ist, ihn nicht zu bekommen.

The Dreamers

The Dreamers/I Sognatori
(Die Träumer, 2003)

Darsteller: Michael Pitt, Eva Green, Louis Garrel, Robin Renucci, Anna Chancellor
Kamera: Fabio Cianchetti
Drehbuch: Gilbert Adair
Regie: Bernardo Bertolucci

Mir wird ja gerne vorgeworfen, mein Leben im Kino zu vergeuden, damit der Realität zu entfliehen, mir sinnlose Sachen wie den Namen des 3. Assistenten des Oberbeleuchters zu merken und viel zu viele Filmdialoge auswendig zu können. Daher finde ich Filme, die genau diese nerdigen Eigenschaften feiern, ja, ihnen fast huldigen, schon aus Prinzip gut. Selbst wenn sie ein bisschen in die Kategorie „frankophiler Nymphchenschnulz“ abgleiten, wie das The Dreamers ab und zu tut.

Der neue Film von Bernardo Bertolucci spielt 1968 in Paris; die Zeit der Studentenunruhen, des Vietnamkriegs, aber auch der großen Zeit des französischen Films. Auf einer Demonstration gegen die Schließung der Cinémathèque Francaise lernt Matthew, ein junger Amerikaner, das Geschwisterpaar Isabelle und Theo kennen. Deren Eltern sind praktischerweise gerade dabei zu verreisen, und so zieht Matthew für ein paar Wochen zu den beiden französischen Bilderbuchjugendlichen, die in einer altmodisch-fotogenen Wohnung mit ungefähr einer Million Zimmern hausen. Die drei vertreiben sich die Zeit damit, Filmszenen nachzuspielen, Dialoge zu zitieren und wichtige Diskussionen über Charlie Chaplin versus Buster Keaton zu führen. Wer eine Szene nicht erkennt, dem wird eine Strafe aufgebrummt. So muss Theo vor seinem Marlene Dietrich-Bild masturbieren, während Matthew Isabell entjungern darf.

Die Passagen des Films, in denen die drei sich und ihre Sexualität entdecken, funktionieren manchmal fast traumwandlerisch gut; meistens fühlen sie sich allerdings leicht neben der Spur an. Gerade wenn Eva Green als Isabelle im Bild ist, hatte ich die ganze Zeit den Begriff „Altherrenfantasie“ im Kopf. Irgendwann ist auch das schönste transparente Blumenkleid keine Metapher mehr für die Liebe und das Vertrauen zwischen den Protagonisten, sondern nur noch albern. Dazu kommt noch, dass Green genau über zwei Gesichtsausdrücke verfügt: rebellisch gerunzelte Stirn oder pseudo-verführerische Lolita. Die Rolle der Frau zwischen zwei Männern, von denen sie einen haben kann, aber viel lieber den anderen will, ist ihr ein bisschen zu groß. Daher wirkt das Ende der Beziehung, das sie einleiten will, auch eher wie eine Reaktion eines trotzigen Kindes denn wie die eines Erwachsenen. Mit einer etwas begabteren Schauspielerin hätte man vielleicht ihre Verzweiflung nachvollziehen können, ihr Erwachen aus der Kinowelt, ihre Einsicht, dass das Leben leider kein Film mit Happy End ist. So aber schaut man ihr fast ungläubig zu und hofft, dass irgendwer im Hintergrund „Cut!“ ruft.

Viel besser dagegen Michael Pitt als Matthew, der sich vom ziemlich verklemmten Teenager zum einzigen Erwachsenen der drei entwickelt. Genauso stark Louis Garrel als Theo, der als einziger von Anfang an weiß, wo die Reise hinführen wird und der sich auch nicht von diesem Ziel abbringen lässt. Er vertritt seine Meinung, ganz egal, was die beiden anderen tun oder sagen; er bleibt der Regisseur, der im Hintergrund die Fäden zieht, der Drehbuchautor, der den Verlauf der Geschichte bestimmt.

The Dreamers lebt von diesen Akteuren und seiner der Realität entrückten Stimmung, denn die Geschichte selbst ist in zehn Minuten erzählt. Trotzdem schafft es Bertolucci, uns über zwei Stunden lang interessiert in der Wohnung der Geschwister zu halten, ohne dass uns langweilig wird. Vielleicht, weil wir uns zurückerinnern an die Zeit, in der der erste Kuss so bedeutend war. In der wir nächtelang bei Rotwein über Politik diskutiert haben, die Welt verändern wollten und vor allem daran geglaubt haben, sie wirklich ändern zu können. Und in der wir es uns gestattet haben, ab und zu der Wirklichkeit zu entfliehen, ohne dabei ein schlechtes Gewissen zu haben – ganz im Gegenteil: Die Flucht machte aus uns etwas Besonderes, und die Tat des Fliehens war Rebellion. Durch die erste selbstgekaufte Schallplatte, durch einen Kinobesuch, durch ein Buch oder einfach nur durch das Wissen, gerade etwas zu fühlen und zu erleben, was Eltern oder Außenstehende nie begreifen werden. Bertolucci gelingt es, diese Stimmung in sehr weiche, aber selten kitschige Bilder zu übersetzen, die des öfteren mit Bildern aus klassischen Filmen versetzt werden und gibt uns damit ein kleines bisschen Jungsein zurück. Ein bisschen Anderssein. Und ausnahmsweise fühlt sich das nicht nerdig an, sondern richtig. Alleine für dieses Gefühl lohnt sich der Film.

Baader

Baader: zähes und unausgegorenes Werk über die Anfänge der RAF. Die Faszination des Titelhelden wird nie begründet, und daher fällt es auch ziemlich schwer nachzuvollziehen, warum die ganzen Nasen damals so wild darauf waren, das Schweinesystem ändern zu wollen. Frank Giering macht seine Sache als Baader zwar gut, aber der Rest der Bande sondert eine Platitüde nach der anderen ab, und das dummerweise auch noch extrem unüberzeugend.

Um dem Film folgen zu können, muss man sich bereits ein bisschen in deutscher Geschichte auskennen – was okay gewesen wäre, wenn man wenigstens einen neuen Blickwinkel auf die damaligen Geschehnisse bekommen hätte. Bekommt man aber nicht. Der Film sieht aus wie eine Mischung aus Soziopic und ausgeuferter Doku. Noch ein bisschen Pseudopunk unter die Schießübungen in Palästina, eine halbgare Vater-Sohn-Assoziation zwischen Baader und dem Polizeipräsidenten, ein völlig absurder religiöser Rechtfertigungsunterton („War Jesus ein Revolutionär und müssen wir daher konsequenterweise alle zehn Gebote brechen?“) und ein Ende, das überhaupt nicht der Wirklichkeit entspricht, und fertig ist das bemüht unkonventionelle Filmchen? Nee, nicht wirklich.

Edges of the Lord

Boze skrawki/Edges of the Lord (Verlorene Kinder des Krieges): sehr bewegender Film über einen jüdischen Jungen, der 1942 von polnischen Katholiken versteckt wird. Der Krieg und die Nazizeit dienen fast nur als Hintergrund für die eigentliche Story, in der es um das Erwachsenwerden geht, um Spiritualität und Religion, um Selbstlosigkeit und um Selbstaufgabe. Besonders beeindruckt haben mich nicht nur Haley Joel Osment, sondern auch die weiteren sehr jungen Darsteller, die selbst den routinierten Willem Dafoe als Priester fast an die Wand spielen. Edges fängt ganz klein und ruhig an und entpuppt sich immer mehr als eine sehr große, sehr moralische und in ihren negativen Bildern wahrscheinlich leider zeitlose Geschichte. Sehr guter Film.

American Wedding

American Wedding (American Pie 3 – Jetzt wird geheiratet): Nein, ich weiß nicht mehr, warum ich mir diesen Film ausgeliehen habe. Ich habe bis jetzt noch keinen aus der Reihe gesehen und dachte, irgendwann muss ich ja mal, aber irgendwie … ich hab’s aber immerhin zehn Minuten ausgehalten. Da bin ich schon stolz drauf.

I’m With Lucy

I’m With Lucy (Alle lieben Lucy): kleiner, unaufregender Chick Flick für einen verregneten Nachmittag. Es geht um eine Frau, die im Laufe eines Jahres fünf Kerle kennenlernt und einen schließlich heiratet – wobei mir eben dieses Ende dann doch zu dick war. Der Rest des Films ist aber eine schöne Montage von fünf unterschiedlichen Dates, auf denen sich die Traumprinzen als Blödmänner, die Blödmänner als Traumprinzen und manche anderen immerhin als interessante Fußnote in der eigenen Biografie entpuppen. Schön erzählt, nette Dialoge und vor allem (Luft holen) Gael García Bernal, Henry Thomas, David Boreanaz, John Hannah und Anthony LaPaglia. Gutes Line-up. Ach so, das Mädel ist Monica Potter.

Lost in Translation

Lost in Translation
(USA, 2003)

Darsteller: Bill Murray, Scarlett Johansson, Giovanni Ribisi, Anna Faris, Catherine Lambert, Nao Asuka, Takashi Fuji
Musik: Brian Reitzell, Kevin Shields
Kamera: Lance Acord
Drehbuch: Sofia Coppola
Regie: Sofia Coppola

Die Tagline von Lost in Translation lautet: “Everybody wants to be found.” Nachdem ich den Film gesehen habe, würde ich sie noch erweitern wollen: Everybody wants to be needed. Everybody wants to be appreciated. Everybody wants to be happy. Und wenn es nur für einen Moment lang ist.

Lost in Translation erzählt von diesen Momenten. Der Film wirkt nicht wie eine lange Geschichte, die klassisch mit einer Exposition anfängt, einen Spannungsbogen entwickelt und mit einem Höhepunkt endet. Lost in Translation wirkt eher wie ein Fotoalbum, das man versonnen lächelnd durchblättert. Ab und zu hält man an, erinnert sich an bestimmte Augenblicke, erinnert sich, wie man sich gefühlt hat, als diese Momentaufnahme festgehalten wurde.

In ein Fotoalbum werden gerne die glücklichen Momente eingeklebt. In Lost in Translation überwiegen allerdings eher die nachdenklichen, die absurden, die, denen wir verständnislos gegenüberstehen; selbst wenn wir ein bestimmtes Foto ganz genau anschauen, wissen wir nicht, was drauf ist, was es bedeutet, wie es uns ging, als irgendjemand auf den Auslöser gedrückt hat.

In Lost in Translation treffen sich zwei Menschen in einem Hotel in Tokio. Charlotte ist eine junge Ehefrau, die gerade ihr Studium abgeschlossen hat und noch nicht weiß, was sie mit dem großen Leben anfangen soll, das vor ihr liegt. Im Moment begnügt sie sich damit, ihren liebevollen, aber unaufmerksamen Ehemann John nach Japan zu begleiten, wo er seiner Arbeit als Fotograf nachgeht. In einer ihrer schlaflosen Nächte trifft sie Bob, einen abgehalfterten Hollywood-Schauspieler, der für viel Geld einen Werbespot für Whisky dreht und, genau wie sie, nachts schlaflos durchs Hotel irrt. Die beiden kommen ins Gespräch, beginnen, ihre Tage und Nächte gemeinsam zu verbringen, verleben eine kurze, ungewöhnliche Zeit in Tokio und trennen sich wieder, um in ihre eigenen Welten zurückzukehren.

Was erst einmal nach Klischee und vorhersehbarer Sexszene klingt, entwickelt sich ganz anders. Das, was die beiden zusammenführt, ist nicht der Wunsch, sich mit jemand anders als dem Ehepartner einzulassen. Es ist der Wunsch, verstanden zu werden.

Beide scheinen sich täglich die Frage zu stellen: Was mache ich hier eigentlich? Während Bob seinem Dasein eine Berechtigung zu geben versucht, indem er Geld verdient, damit seine Frau davon Teppiche kaufen kann, sucht Charlotte nach etwas Größerem: dem Sinn des Lebens. Scherzhaft wirft sie Bob vor, eine Midlife Crisis zu haben; dabei ist sie es, die gerade dabei ist, ihr Leben umzukrempeln. Welcher Job wird es werden? Ist die Stadt, in der sie lebt, die richtige für sie? Ist die Ehe das, was sie haben wollte? Bob dagegen hat sich mit seinem Leben arrangiert und weiß, dass es leichter wird, je älter man wird: Man regt sich nicht mehr über so vieles auf, und deswegen kommt einem alles einfacher vor.

In ganz kleinen, aber pointierten Dialogen gibt Bob Ratschläge, ohne altklug zu klingen; und Charlotte beflügelt ihn im Gegenzug, über sich nachzudenken und sich vielleicht doch nicht mit allem zu arrangieren, was das Leben einfacher macht.

Kein Satz im Film wirkt gestelzt, keine Geste aufgesetzt. Alles geschieht einfach so, wie es geschehen muss. Man zweifelt nicht an dem, was man sieht; man nimmt es hin, und es ist gut so; genau wie Bob und Charlotte ihre Beziehung nicht hinterfragen, sondern einfach annehmen, was ihnen das Universum so unverhofft geschenkt hat. Und wenn die beiden zum Abschied einen einzigen Kuss teilen, ist das genau das richtige Maß an Intimität und Vertrauen, das die beiden sich für diesen Moment entgegen bringen. Für diesen Moment, der sie für immer verändert.

Was Lost in Translation zu einem besonderen Film macht, ist die Leichtigkeit, mit der er seine eigentlich große Botschaft vermittelt. Die fremde Welt Tokios, in der Charlotte und Bob die einzigen sind, die jeweils die Sprache des anderen sprechen, bildet einen perfekten Teppich aus Geräuschen, Bildern, Klängen und Lärm – wir verstehen die Einsamkeit und Einzigartigkeit der beiden und ihren Wunsch, in dieser Welt nicht allein sein zu wollen, sofort. Wir blättern praktisch ihr Fotoalbum durch und schauen ihnen bei ihrer Suche nach dem anderen und sich selbst über die Schulter. Aber man fühlt sich nie wie ein wissender Zuschauer; zu fremd ist auch für uns die Welt, in die wir geworfen werden.

Und so klammern wir uns an die beiden und laufen ihnen hinterher, wenn Bob verzweifelt aus Werbung Kunst machen will und Charlotte Ikebana ausprobiert. Wir folgen ihnen, wenn sie in Karaoke-Bars zu Roxy Music singen oder fürchterliche Stofftiere in Krankenhäusern kaufen. Und genauso klammern wir uns an sie, wenn sie ganz leise miteinander reden und ihnen und uns immer klarer wird, dass manche Momente wichtiger sind als andere. Dass es ganz besondere Menschen braucht, die uns diese Momente schenken, und dass wir diese nie vergessen werden. Denn das waren die Momente, in denen wir glücklich waren. In denen wir gebraucht und geschätzt wurden. Und in denen uns jemand gefunden hat.

Rabbit-Proof Fence

Rabbit-Proof Fence (Long Walk Home): kein Kommentar zum „deutschen“ Titel.

Der Film handelt von drei Aboriginee-Mädchen, die 1931 ihrer Mutter weggenommen werden, um sie zu Weißen „umzusozialisieren“; eine in Australien bis 1970 durchgeführte Maßnahme, um die Ureinwohner nach und nach zurückzudrängen. Die drei fliehen aus einer Art Zwischenlager und laufen am Kaninchenfangzaun entlang, der quer durch Australien führt – 1500 Meilen bis nach Hause. Aber die Geschichte wiederholt sich: Molly, der ältesten der Schwestern, wird als erwachsener Mutter wiederum ihre Tochter weggenommen.

Die Story ist also herzergreifend; der Film ist es leider nur dann, wenn man sich ständig erzählt, wie herzergreifend die Story ist. Die Bilder sind mir fast zu dokumentarisch geworden. Natürlich wäre eine tränendrüsige Darstellung wahrscheinlich noch mehr nach hinten losgegangen, aber so war mir der Film ein bisschen zu unemotional, um mich zu erwischen. Trotzdem schön, dass ich ihn endlich gesehen habe. Wieder ein Pflichtfilm weniger auf der Liste.

Harry Potter and the Chamber of Secrets

Harry Potter and the Chamber of Secrets (Harry Potter und die Kammer des Schreckens): och nee. Ich hab schon den ersten Potter keine halbe Stunde durchgehalten, und auch den zweiten Teil habe ich nach knapp 90 Minuten in die Tonne getreten. Ich finde die Filme so dermaßen langatmig wie nix Gutes. Komischerweise stört es mich bei den Büchern überhaupt nicht, wenn seitenlang ein Quidditch-Match beschrieben wird oder wie Hermione irgendwelche Zaubertränke zusammenrührt, aber auf der Leinwand geht mir das alles total auf die Nerven. Ich hatte das Buch schon völlig vergessen und wusste wirklich nicht mehr, wer der Erbe von Slytherin ist, der die Kammer öffnen kann, aber selbst nach anderthalb Stunden Film war es mir immer noch egal. Ich wollte es nicht wissen. Weg damit. Aber wenigstens konnte man mal wieder ein paar Minuten Alan Rickman, Jason Isaacs (als Legolas-Lookalike) und Kenneth Branagh bewundern.

Daddy Day Care

Daddy Day Care (Der Kindergarten Daddy): anspruchsloses und natürlich total verzuckertes Filmchen über einen Workaholic (Eddie Murphy), der gefeuert wird und mit seinem ebenfalls entlassenen Kollegen eine Kindertagesstätte aufmacht. Ein bisschen zu wenig Widerstand, zu wenig Chaos, zu viel Rührung, allerdings auch ein paar wirklich nette Lacher. Und mit Steve Zahn, der auch in einem Mohrrübenkostüm eine gute Figur macht. Spaß für ne Mark.

Plots with a View

Plots with a View (Grabgeflüster – Liebe versetzt Särge): Ich sag mal nix zum deutschen Titel. Zum Film lässt sich allerdings auch nicht mehr sagen: britische Komödie mit sehr guten Darstellern (Brenda Blethyn, Alfred Molina, Christopher Walken, Lee Evans, Naomi Watts und – Jerry Springer), allerdings nur mäßig unterhaltsam. Es geht um eine betrogene Ehefrau, die zusammen mit dem Bestatter ihre eigene Beerdigung inszeniert, um mit eben diesem Bestatter in die Karibik abzuhauen, nicht ohne vorher ihrem untreuen Gatten einen kleinen Denkzettel verpasst zu haben. Der Film versprüht leider nur stellenweise diesen wunderbar schrägen britischen Humor, in den sich immer ein bisschen Wehmut mischt. Ansonsten fühlt er sich zu straight an, um wirklich komisch zu sein. Ein paar nette Ideen, aber insgesamt leider ein bisschen belanglos.

Life of Brian

Life of Brian (Das Leben des Brian): hatte ich schon ewig nicht mehr gesehen. Ich muss gestehen, ich kann Monty Python nur mit englischen Untertiteln gucken, sonst kriege ich kaum was mit. Britisches Englisch finde ich eindeutig schwieriger als mein geliebtes Amerikanisch.

Zu dem Film muss man, glaube ich, nix mehr sagen, außer, dass er mir immer länger vorkommt, je älter ich werde. Aber er ist trotzdem immer noch mein Lieblings-Python, auch wenn jetzt wieder alle nölen werden, dass Monty Python and the Holy Grail (Die Ritter der Kokosnuss) doch so viel besser war. Finde ich nicht.

Auf der DVD war als Bonus eine ziemlich hingeschlampte „Doku“ der BBC über die Dreharbeiten. Sah etwas arg zusammengewürfelt aus, war aber immerhin 45 Minuten lang, und wenn man sich selber einen Spannungsbogen gebastelt hat, war sie sogar interessant. Dabei habe ich unter anderem festgesellt, dass Terry Jones ja mal ein richtiger Schnuffi war, auch wenn keine Frisur von 1979 jemals gut aussah.

Shanghai Knights

Shanghai Knights: für meinen Geschmack besser als Shanghai Noon. Nicht so langgezogen, nicht auf Teufel komm raus noch ne Story erzählen, stattdessen mehr Klamauk und schönere Stunts von Herrn Chan. Und überhaupt ist ja jeder Film mit Owen Wilson gut. Auf seine ganz eigene Weise. Hüstel.

Alien 1–4

Alle drei Lord of the Rings-Teile hintereinander-Weggucker, eat this: Ich hab gestern Alien 1 bis 4 durchgehalten. Wenn auch nur auf DVD.

Alien:
– Ich kann mir nie merken, in welcher Reihenfolge die Mannschaft umgebracht wird, auch wenn ich den Film schon weißdergeier wie oft gesehen habe.
– Rauchen auf der Brücke. Wenn das Jean-Luc mitkriegen würde.
– Der Satz beim Entdecken der kleinen Schleimlinge “It’s full of leathery objects” klingt auf Englisch auch nicht besser als “… voller merkwürdiger Gebilde, die von Leder überzogen sind”.
– Diese verdammte Katze! Ich erschrecke mich je-des-mal.
– Von mir vergessenes Cast/Crew-Member: Ian „Bilbo“ Holmes.
– Sehr wenig Musik im Film. Wie entspannend.
– Saßen die Unterhosen der Mädels in den 70ern wirklich so scheiße oder hat Sigourney Weaver einfach nen komischen Arsch?

Aliens:
– Nein, Sigourneys Arsch sieht gut aus.
– Eindeutig mehr Musik im Film. Und weniger Spannung.
– James Cameron kann wirklich nur eindimensionale Charaktere schaffen. But man, he can blow stuff up!
– Ach, daher kenne ich diese komischen Micromachines aus Matrix Revolutions.
– Von mir vergessenes Cast/Crew-Member: Musik von James „Titanic“ Horner.
– Fünf Minuten nach Ende des Films schon das Ende des Films vergessen.

Alien 3:
– Richtig. David Fincher. Mehr Blut als Explosionen. Und ne richtige Story. Mit richtigen Dialogen. Aber hauptsächlich mehr Blut.
– Von mir vergessenes Cast/Crew-Member: Pete „The Usual Suspects“ Postlethwaite.
– Immerhin die erste Quasi-Sexszene in der Alien-Tetralogie.
– Untendrunter: natofarbene Boxershorts.
– Dieses kleine Extragebiss, das aus dem großen Maul kommt, wirkt immer alberner, je öfter man es sieht.
– Warum erinnert mich Ripley, als sie mit dem Baby-Alien in die Lava fällt, so fatal an Gollum mit dem Ring?

Alien: Resurrection:
– Ah, endlich das neue 20th Century Fox-Logo.
– Wie oft kommt der Terminus „fascinating species“ noch in den Filmen vor?
– Von mir vergessenes Cast/Crew-Member: Gary „C.S.I.“ Dourdan. Und jetzt, 100 Jahre später, fällt mir auch auf, dass er der Schnuckel in Janet Jacksons Again-Video war. Wo ich mir doch sonst heulende Männer immer merke.
– Unterwäschetechnisch sind wir bei Strings angekommen.
– Wo kommt eigentlich dieser ganze Schleim her, der ständig von den Mistviechern runtertropft? Dass die sich mal nicht erkälten.
– Genau, salutier ruhig nochmal, bevor du stirbst.
– Ripley: Stockholm-Syndrom? Finger weg vom Alien.
– Irgendwie hatte ich den Teil spannender in Erinnerung.
– In drei von vier Filmen das Teil durch die Luftschleuse ins All blasen, ist ein bisschen einfallslos, gell?

Also doch richtig gemerkt. Erster Teil am besten, dann der dritte, und 2 und 4 sind für die Tonne. Oder für einen Sonst-nix-zu-tun-Sonntagabend.