Via Dolorosa

Dein Altar für den Desktop.

(via shesaiddestroy)

Die FAZ veröffentlicht rechtzeitig zum Fest ihre Liste mit den besten Büchern des Jahres.

(via Literaturwelt)

Das Ikea-Fanblog.

(via Lumma)

Und ein Nachtrag zur gestrigen Last ChristmasDiskussion: SomaFM hat neuerdings eine Weihnachtsplaylist.

(via girl)

Edit: Verdammt, vergessen. Chicks with guns aka Kumoon, das ballernde Küken. Großartig.

(via d-frag)

but the very next day you gave it away

Heute morgen beim Duschen zum ersten Mal in diesem Jahr Last Christmas im Radio gehört.

Langsam wird’s ernst.

11:14

Fühlt sich an wie eine Drehbuch-Fingerübung, ist aber ordentlich gemacht. 11:14 erzählt die Geschichte von … ja, wem eigentlich? Der Film fängt damit an, dass einem Autofahrer eine Leiche aufs Dach fällt und geht weiter mit ein paar Jugendlichen, die einen Unfall verursachen, wobei einer der Jungs sein bestes Stück verliert. Dann gibt es noch einen inszenierten Überfall auf einen kleinen Laden, der auch nicht so abläuft, wie die Beteiligten es gerne hätten, und ein schwangeres junges Mädchen klaut die Bowlingkugel ihres Freundes, um … nee, selber gucken. Dann entwirren sich auch allmählich die ganzen kleinen Episoden, die alle um 11.14 Uhr ihren Höhepunkt finden und die alle miteinander zusammenhängen. Erst ganz zum Schluss schließt sich der Kreis, und wir erfahren, wer der arme Tropf vom Anfang ist, der von der Brücke fliegt.

11:14 versammelt ein paar nette Namen (Hillary Swank, Barbara Hershey, Rachel Lee Cook und Patrick Swayze, um nur einige zu nennen) um eine kleine Geschichte herum, die aber geschickt zu einer großen aufgebauscht wird. Ich war nach dem Film kurz versucht, auf Papier eine Zeitleiste anlegen, nur um mal zu gucken, ob wirklich alles zusammenpasst, so viele Details gibt es nachzuverfolgen. Manche Handlungsfäden verlieren sich allerdings im Nichts, andere Figuren sind nur Stichwortgeber und haben keine eigene Story und viele Dinge sind ganz, ganz fürchterlich an den Haaren herbeigezogen, aber trotzdem bleibt das gemeine Puzzle ein spannender Film. Kann man gut weggucken – und sich als Zuschauer darüber wundern, warum in manchen Filmen die Figuren immer und grundsätzlich und ohne Ausnahme von allen Möglichkeiten, die ihnen zur Verfügung stehen, stets die dämlichste nehmen.

Crash

Crash (L.A. Crash) ist ein stimmiges und stimmungsvolles Geflecht aus Menschen und ihren Taten. Der Film folgt mehreren Charakteren an zwei Tagen in Los Angeles; die Figuren kommen aus unterschiedlichen Rassen und Hintergründen und dementsprechend sind Konflikte vorprogrammiert. Schwarze, Weiße, Mexikaner (oder diejenigen, die dafür gehalten werden), Araber (oder diejenigen, die dafür gehalten werden), Chinesen, jung, alt, wohlhabend, arm, rechtschaffen, kriminell – alles ist dabei und alles trifft aufeinander. Vorurteile werden bestätigt oder widerlegt, jeder muss mit seinen alltäglichen Demütigungen umgehen, Unglaubliches passiert, Tragisches, Wundervolles.

Der Film scheut nicht davor zurück, Stereotypen über Rasse und Hautfarben zu verwenden, schafft es aber genauso, sie zu brechen. Man weiß nie, was man nun von wem zu halten hat – ganz genauso, wie wir mit neuen Bekanntschaften oder Zufallsbegegnungen im wahren Leben umgehen. Die erste Meinung steht nach wenigen Sekunden fest, und es dauert seine Zeit, bis wir ein festes Bild von jemandem ändern. So müssen auch die Figuren in Crash ständig ihre eigene Position überprüfen. Zum Schluss fügt sich alles zusammen, mal mehr, mal weniger positiv. Viele der Begebenheiten, die passieren, balancieren nah am Kitsch oder Klischee, aber komischerweise fühlt sich alles richtig an. Das Erzähltempo ist stimmig, die Schauspieler durch die Bank ausgezeichnet, und der Soundtrack untermalt alles sehr unaufdringlich. Crash ist gutes, altes Erzählkino mit einer Geschichte, die wohl (leider) nie unaktuell werden wird.

Bewitched

Zuckersüßes Irgendwas von einem Film, der total schnuffig werden sollte, einen aber völlig zugekleistert zurücklässt. Bewitched (Verliebt in eine Hexe) hat die gleichnamige Sitcom von 1964 als Grundlage, und genauso altbacken fühlt sich auch das Remake an. Um die Geschichte des Mannes, der sich in eine Hexe verliebt, wird allerdings noch eine Rahmenhandlung gestrickt: In der Neuauflage soll die Fernsehshow neu verfilmt werden, und nebem dem leicht abgehalfterten Filmstar (Will Ferrell) soll nun eine schöne Unbekannte, deren einzige Qualifikation ein zauberhaftes Näschen sein muss, die gute, alte Zeit wieder zurückbringen. Nicole Kidman spielt diese Unbekannte, die nicht nur im Fernsehen, sondern auch – Überraschung! – im wahren Leben eine Hexe ist. Nebenbei ist sie so putzig in ihrer naiven Unwissenheit der Realität gegenüber (Was ist Geld? Wie programmiere ich einen Videorecorder? Wie fühlt es sich an, über Schlafzimmertapeten zu streiten?), dass ich mich gefragt habe, warum die Frauenbewegung nie da ist, wenn man sie mal braucht. In pastellfarbenen Twinsets, lustigen Hütchen und beim ersten Date mit ihrem Schwarm Ferrell sogar im himmelblauen Petticoat bezirzt sie Nachbarn, Kollegen und das TV-Publikum. Zum Schluss kriegen sie sich, und alles ist toll. Und mir ist schlecht, weil Frau Kidman leider überhaupt nicht lustig ist und so dermaßen krampfhaft auf Meg Ryan macht, dass es kaum zum Aushalten ist, zwischen ihr und Ferrell fliegt nicht mal ein Fünkchen, und der ganze Film hat ein so unstimmiges Tempo, das ich ständig versucht war, vorzuskippen. Der einzige Grund, diese Zuckerwatte bis zum Schluss zu gucken, sind Michael Caine und die wunderbare Shirley MacLaine, die leider völlig in Nebenrollen verschenkt werden.

Extras

Nach The Office der zweite Streich von Ricky Gervais und Stephen Merchant. In Extras spielt Gervais den Schauspieler Andy Millman, der sich zusammen mit Freundin Maggie als Komparse versucht. Running Gag der Show: In jeder der sechs Folgen der ersten Staffel tritt ein „großer Name“ auf. So sehen wir Ross Kemp, Ben Stiller, Kate Winslet, Les Dennis, Samuel L. Jackson und Patrick Stewart (der für Jude Law eingesprungen ist), wie sie sich zum Affen machen. Sie spielen zwar sich selbst, sagen und tun aber Dinge, die wir nie von ihnen erwartet hätten. Patrick Stewart z.B. erzählt Andy von seinem Drehbuch, das er gerade schreibt, in dem es im Prinzip darum geht, dass Frauen ihre Kleidung verlieren. Kate Winslet gibt Tipps für Telefonsex, und Ben Stiller entpuppt sich als humorloses Arschloch. Andy und Maggie versuchen derweil, aus dem Beziehungsgeflecht am Set heile zu entkommen, was natürlich nie funktioniert.

Wie auch in The Office sind die Dialoge einfach gnadenlos. Immer wenn man glaubt, dass es unangenehmer nicht mehr geht, kommt noch ein Satz, bei dem man gleichzeitig lachen und die armen Darsteller bedauern will. Oder sie tun Dinge, bei denen man eben schmerzhaft zusammenzuckt, weil es so fürchterlich peinlich und deswegen so fürchterlich lustig ist. Extras ist auf DVD erschienen, und wie immer sind die Extras (haha) genauso lustig wie der Hauptfilm, vor allem die Outtakes, die fast grundsätzliche von Gervais verpatzt werden, der anscheinend nie aufhört, Witze zu machen oder Gackerflashs über seine eigenen Zeilen zu kriegen. Herrlichstes Fernsehen.

(Mal sehen, wann ProSieben auch diese Serie klaut.)

drink goodbye

und wenn dir fünf leute sagen, wie nett sie dich finden und wie gern sie mit dir arbeiten und wenn dir bei jedem satz das herz bricht und du weinen willst und gleichzeitig einfach weitertrinken, vielleicht hören die sätze dann auf und alles bleibt so, wie es ist und keiner geht weg und keiner wird weggegangen und alles ist gut und wenn ich morgen aufwache, gehe ich einfach dahin, wo ich die letzten fast zwei jahre hingegangen bin und alles ist wie immer und alle sind noch da und ich bin nicht alleine und der chef hält keine fiesen reden, bei denen ich schon vorher weiß, dass ich jetzt ein taschentuch brauche, aber ich weiß, dass es nicht so ist, ich weiß, dass das unsere letzte party war, ich weiß, dass ich jetzt andere kollegen habe, weiß ich alles, war mir bis jetzt irgendwie egal, ich drück mich halt um abschiede, ich steh nicht gern am bahnhof und winke, aber nach dem dritten schampus ist eben alles anders und nach dem nächsten bier und dem nächsten jägermeister und überhaupt, und wieso zeigt ihr jetzt die alten filme und wieso kommt jetzt madonna und wieso macht ihr es mir und uns noch schwerer, you push me when i don’t appreciate, keep on pushing, ich vermisse euch jetzt schon und ich will nicht weiter nachdenken, ich will mir nicht eingestehen, wie wohl ich mich gefühlt habe und wie mich die situation belastet, wie sie jetzt ist und wie sehr ich euch jeden verdammten nächsten morgen vermissen werde und wie gerne ich mit euch gearbeitet habe und jetzt hört schon auf, mich zu umarmen, ich tu’s ja auch, ich geh jetzt nach hause, da stört mich keiner beim heulen und morgen stinke ich nach viel zu vielen zigaretten, die ich von euch geschnorrt habe und viel zu viel alkohol, den ich doch sonst gar nicht mehr trinke und ich vermisse euch jetzt weiter und jetzt brauch ich wirklich ein taschentuch nee zwei nee die ganze packung fuck it i hate it when good things have to end

(file under too drunk to tug)

Es geht uns gut

„Vielleicht sollte er einfach versuchen, das Beste daraus zu machen, und die naturwissenschaftlichen Interessen, die er als junger Mensch hatte, wieder mehr pflegen. Die perfide Mischung aus Ehrenämtern und nichts als Privatleben ließe sich mit etwas trockener Materie vielleicht entschärfen. Zum Beispiel könnte er endlich der Frage nachgehen, ob bereits jemand herausgefunden hat, warum Wasser zuweilen vergißt zu gefrieren. Er hat in der Schule davon gehört, das Phänomen ist ihm nie ganz aus dem Sinn gegangen. Damals hieß es, der vergessene Vorgang werde bei der geringsten Erschütterung nachgeholt, und zwar innerhalb von Sekundenbruchteilen. Das imponierte ihm. Wäre interessant zu wissen, woran das liegt. Das heißt, eigentlich ist es ihm egal, mal abgesehen davon, daß darin ein Keim jener Hoffnung steckt, ein Nachholen von Dingen, die man irgendwann versäumt hat, könnte möglich sein.

Ob auch Zeit vergessen kann zu vergehen, liegengebliebene Zeit, die man berühren muß, um sie zum Verstreichen zu bringen? Hundert Jahre, die in einem kurzen Moment vergehen, ganz schmerzlos?“

Es geht uns gut, Arno Geiger, Deutscher Buchpreis 2005, eine schlichte Geschichte, ebenso schlicht, manchmal spröde, vorsichtig, tastend, erzählt, nie aufdringlich, melancholisch, all das Leben, all die Worte, die zuviel waren, die zuwenig waren, leise, behutsam, schön. Ein schönes Buch. Ein wirklich schönes Buch. (In alter Rechtschreibung.)

1001 Filmnacht

Schönes Projekt für lange Winterabende: Der Betreiber des Weblogs Triplux hat es sich zur Aufgabe gemacht, 1001 Filme zu gucken – aber nicht irgendwelche, sondern unter anderem alle vergangene Oscar-Gewinner, Cannes-Preisträger, die beliebtesten 250 Filme auf imdb usw.

(Link gefunden im Forum von Filmspiegel, das ich wiederum aus meinen Referrern gefischt habe.)

Ach, dann muss ich da ja nicht mehr hin

Die Aussicht vom Mount Everest.

(via Java)

„Wenn du berühmt bist, wirst du erstmal irre“

Ich bin kein riesiger Fan von Neon (O-Ton Kerl: „Bist du aus dem Alter nicht raus?“), aber das Claire-Danes-Interview wollte ich mir dann doch nicht entgehen lassen. Leider nicht online, lohnt sich aber, dafür Geld auszugeben, denn Frau Danes gibt Journalist Michael Ebert Nachhilfe im Star-Sein:

In Ordnung, wenn ich in die Spätvorstellung meines eigenen Films gehe, um zu schauen, ob das Publikum Spaß hat?

Das machen doch alle. Also … ich natürlich nicht. (…)

Wie verliere ich nicht meinen Verstand, wenn mich hunderte Fans durch die Straßen jagen?

Du verlierst ihn. Aber nur für 20 Minuten. Dann findest du ihn wieder. Mach Yoga. Ruf einen alten Schulfreund an.

Ist es albern, Autogrammkarten dabeizuhaben?

Ja. Mach das nicht. (…)

Wie lerne ich Autofahren, wenn man mir ständig eine Limousine mit Chauffeur vor die Tür stellt?

Das klingt jetzt vielleicht komisch … aber das ist echt ein Problem! Du wirst kein guter Autofahrer werden, wenn du berühmt bist. Zieh nach New York, da fällst du nicht auf, weil niemand Auto fährt. (…)

Was ist das Schwierigste an meinem Beruf?

Ständig begutachtet und bewertet zu werden.

In Ordnung, wenn ich bei Google nach mir selbst suche?

Spinnst du? Mach das niemals. Don’t google yourself. Ganz ernsthaft: Du willst nicht wissen, was manche Menschen über dich fantasieren. Deine Psyche könnte furchtbaren Schaden nehmen.“

Kotzkino

Der SPIEGEL berichtet über die finanziellen Nöte deutscher Kinobetreiber. Allen voran beschweren sich die Besitzer der Multiplexe – oder, wie sie im O-Ton genannt werden: „wuchtige Klötze aus Glas und Beton, funktional banale Zweckbauten mit Abfertigungsfoyers, die herabbaumelnde meterlange Plakate und Cola-Popcorn-Theken in Reklamefriedhöfe verwandelt haben“. Die Besucherzahlen in deutschen Kinos sind anscheinend 2005 munter weiter zurückgegangen, und nun fragen sich viele, woran das liegen könnte. Die üblichen Verdächtigen werden angeführt: Konsumzurückhaltung, Sparsamkeit der Werbekunden, zu gutes Wetter (äh … wann? Dieses Jahr?) – und im Nachsatz vielleicht auch noch die miesen Filme, die angelaufen sind. Ein dicker Teil der Schuld wird aber auch den oben angesprochenen Filmpalästen gegeben, die in ihrer „seelenlosen Atmosphäre“ keine rechte Filmbegeisterung aufkommen lassen. Einige Kinobetreiber rüsten nun um, bauen Kronleuchter und Ledersofas ins Foyer, um die McDonald’s-Stimmung zu vertreiben, oder begrüßen Besucherinnen der Cinestar-Filmreihe „Cinelady“ mit Prosecco und einer roten Rose. Ob’s hilft? Und vor allem: Wollen die Besucher das? Ist es wirklich die Optik im Cinemaxx, die mich davon abhält, dahinzugehen?

Okay, ich bin vielleicht ein schlechtes Beispiel. Ich bin hauptsächlich deshalb wenig bis gar nicht im Cinemaxx anzutreffen, weil da eben verdammt selten Originalfassungen laufen. Den letzten Film, den ich dort gesehen habe, war Gegen die Wand, und das ist auch schon anderthalb Jahre her. Außerdem gehe ich hier in Hamburg lieber ins UCI, weil es da schlicht und einfach bessere Parkmöglichkeiten gibt. Aber das ist eigentlich egal, denn es sind beides Multiplexe, und wenn ich einen deutschsprachigen Film sehe, dann gerne dort und nicht in den kleineren Kinos.

Im SPIEGEL-Artikel wird des Öfteren die Sehnsucht nach eben diesen Programmkinos beschworen, die ja angeblich so viel besser seien. Meine Meinung: ganz und gar nicht. Das mag ja sein, dass man in den Programmkinos keine Tacos kriegt, aber ich lege wirklich keinen Wert auf die ach so kuschelige Gemütlichkeit mit Kronleuchter und Rose – die, nebenbei, in den Programmkinos, die ich in Hamburg oder Hannover kenne, auch nicht vorherrscht. Ehrlich gesagt, ist mir die McDonald’s-Atmosphäre im Foyer eines Kinos ziemlich egal; ich gehe nicht ins Kino, um ewig im Foyer rumzulungern, ich gehe ins Kino, um einen Film zu sehen. Und den kann ich weitaus besser in den Riesensälen der Multiplexe angucken als in den intellektuellen Winzkinos. Ich ziehe gemütliche, ansteigend angeordnete Sessel, anständige Beinfreiheit, eine große Leinwand und einen satten Ton zehnmal den Schachtelkinos vor.

Ein weiterer Grund, dem Kino, welchem auch immer, fernzubleiben, wird kurz im Artikel angerissen: Die meisten Filme erscheinen schon kurze Zeit nach dem Kinostart auf DVD, und so warten viele Besucher einfach ein paar Monate, bis sie den Film gemütlich zuhause im Wohnzimmer gucken können. Schade eigentlich, denn natürlich sind Kinofilme eben fürs Kino konzipiert: Komödien funktionieren leichter, wenn um einen herum noch 300 Leute über den gleichen Witz lachen, Special Effects knallen besser auf einer großen Leinwand, die auch der schönste Beamer nicht ersetzen kann, und bei Dramen muss man sich seiner Tränen nicht schämen, wenn der Sitznachbar ebenfalls geräuschvoll ins Taschentuch schnieft. Das ist jedenfalls die Idealvorstellung. Warum ich, die eigentlich sehr gerne ins Kino geht, ebenfalls zunehmend auf die DVD wartet, lässt sich aber genau damit erklären: weil diese Idealvorstellung der großen, glücklichen Masse, die gemeinsam einen Film genießt, kaum noch vorkommt.

Ich weiche schon lange den Wochenend-Abendvorstellungen aus, weil da der Pöbel ins Kino geht, der sich nur alle Jubeljahre mal aufrafft und dann allen Ernstes noch über Like Ice in the Sunshine lacht (oder was auch immer gerade an Eiswerbung läuft). Ich weiche seit einiger Zeit sogar dem Donnerstagabend aus, weil es mir einfach zu nervig ist, von irgendwelchen Kassen-Hiwis in eine Reihe platziert zu werden, in der ich nicht sitzen will, nur weil da eben schon alle anderen sitzen und man dem Hiwi nicht klarmachen kann, dass man schlicht und einfach ein bisschen Platz haben möchte – was auch kein Problem sein sollte. Seit Matrix Reloaded habe ich keine ausverkaufte Vorstellung mehr erlebt. Ich gehe inzwischen am Wochenende in die Nachmittagsvorstellungen, gerne gleich um 14 Uhr, weil da kein Mensch ins Kino geht. Ich kann sitzen, wo ich will, ich hab Platz neben mir und hinter mir und vor mir, was gleichbedeutend ist mit: Ich hab meine Ruhe. Was den obigen Absatz aufgreift. Die angesprochene große, glückliche Masse besteht nämlich eher aus quatschenden Teenagern, gackernden Mädels, rumposenden Jungs, klingelnden Handys, Tacomief, Popcorngeknister und Colagezuzzel. Ich weiß, dass ich mit dem Alter immer intoleranter werde, aber besonders im Kino spüre ich das Blut meiner Oma in meinen Adern, wenn ich dem ganzen Pack zurufen möchte: SEID IHR WOANDERS AUCH SO SCHEISSE? Wieso kann man sich im Theater und in der Oper zusammenreißen und die Klappe halten, im Kino aber nicht? Wieso schafft man es, in der Schule oder in der Uni das Handy auszumachen, im Kino aber nicht? Und seit wann muss jeder Filmdialog nochmal für den ganzen Saal hörbar dem Kumpel erklärt werden, der direkt neben der Labernase sitzt?

Ich will das alles nicht. Ich glaube nicht, dass die angebliche Seelenlosigkeit der Multiplexe schuld daran ist, dass viele Leute keine Lust mehr aufs Kino haben. Ich denke eher, dass es die mangelnde Rücksicht und miese Kinderstube vieler Besucher ist, die sich immer noch auf dem heimischen Sofa wähnen, wo man eben einen Film kaputtquatschen und sich alle zehn Minuten was zu Knabbern aus der Küche holen kann, anstatt in einem öffentlichen Raum, wo es mal Spielregeln gab, die aber anscheinend keiner mehr kennt.

(Und, ja, vielleicht liegt es auch an den schlechten Filmen, aber ist das nicht die übliche Jammerei, die turnusmäßig alle paar Jahre angestimmt wird, wenn sich gerade mal nichts Weltbewegendes auf der Leinwand abgespielt hat?)

Edit: Der Artikel ist jetzt auch auf Spiegel Online erschienen.

Neuer Lieblingsspitzname.

Dabei hatte ich nicht mal nen alten Lieblingsspitznamen.

HSV, forever and ever, HSV, all the way, all the way

Ich hab ja schon im frühlingswarmen April beim Football in der AOL-Arena gefroren, daher war ich gut vorbereitet auf mein erstes HSV-Spiel, dem ich gestern beiwohnen durfte (Danke an die beste Agentur von allen für die verlosten zwei Freikarten und ein herzlichen Nänänä an meine drei neidischen männlichen Kollegen, die mir den ganzen Freitag einreden wollten, dass ich eigentlich gar nicht zum Fußball möchte). Sporthose unter der Jeans, drei Paar Socken, T-Shirt, Longsleeve, Mützchen, Handschuhe und meine gesteppte Yankees-Jacke, in der ich immer wie ein Michelin-Männchen aussehe, haben mich hervorragend vor der bösen Kälte geschützt. Ich hab zwar die Arme nicht mehr zum Jubeln hochgekriegt und ich bin gegangen, als hätte ich zwei Pfund Klöten zwischen den Beinen, aber das war’s wert.

Der HSV hat 2:0 gegen Duisburg gewonnen, und wenn DER SCHIRI NICHT SO’N ALKOHOLIKER (O-Ton Sitznachbar mit ebenfalls zwei Pfund Klöten oder warum kommst du nicht mit deiner Sitzschale aus, Blödmann?) gewesen wär, hätte es 4:0 gestanden und das schon nach der ersten Halbzeit. Die zweite Hälfte war nicht mehr der Rede wert. Überhaupt kam mir das Spiel wahnsinnig kurz vor; im Fernsehen dauern 90 Minuten irgendwie länger. Und außerdem sah die Realität komischerweise wir Fernsehen aus, so niedlich waren die bunten Männer mit dem kleinen Bällchen. Putzig. Der Kuschelfaktor ist natürlich sofort dahin, wenn man inmitten eines Rudels von Kerlen hockt, die ein Bier nach dem anderen kippen und jeden Spieler als Null, Niete, Flasche oder Arschloch bezeichnen, der mal einen Ball vergeigt.

Ich konnte mich von den Verbalinjurien meiner Nachbarn aber leicht lösen, indem ich die vielen Banner gelesen habe, die im Stadion rumhingen. Zwei haben mir besonders gefallen. Direkt neben dem Spruchband „Hölle Nord“ hing ein kleineres Plakat: „Mit dem HSV oft Sieger – mit Jesus immer“. Rührend. Talk about verschenkte Botschaften.

Vielleicht könnte Jesus das nächste Mal, wenn er in Hamburg vorbeischaut, den Parkwächter machen, dann müssten wir nicht nach dem Spiel in der Schlammwiese auf dem Parkplatz 25 Minuten in einer Autoschlange stehen, die sich keinen einzigen verdammten Zentimeter bewegt. Es hatte etwas arg Abtörnendes, nach anderthalb Stunden „BARBAREZ!”-Brüllen stumpf im Auto zu hocken und in den Regen zu gucken. „Tut sich was?“ „Näh.“

Egal. Ich bettele auch das nächste Mal wieder um die Freikarten. Vielleicht hab ich ja nochmal Glück. Und sei es auch nur, um meine Kollegen zu ärgern.

Sing along, kids

Mist, jetzt hat mich doch jemand mit dem bösen S-Wort, das ich nie wieder sagen werde, erwischt. Ich hatte gehofft, ich könnte mich um die Songtextfragebogennummer drücken, weil ich damit wieder meinen mainstreamigen Musikgeschmack outen muss, aber andererseits erspart mir das StöckNEINNEINNEIN das Nachdenken über den heutigen Eintrag. Hier also exklusiv für den Mann mit dem Fisch im Ohr – this:

1. Männlich oder weiblich?

I’ve been so lucky
I am the girl with golden hair
I wanna sing it out to everybody
What a joy
What a life
What a chance!

(Thank you for the music, ABBA)

2. Wo wünscht du dir im Moment zu sein?

O beautiful for spacious skies,
For amber waves of grain,
For purple mountain majesties
Above the fruited plain!
America! America!
God shed his grace on thee
And crown thy good with brotherhood
From sea to shining sea!

(America the Beautiful, Musik von Samuel Ward, nach einem Gedicht von Katharine Lee Bates, 1893)

3. Wenn du einer geliebten Person genau eine Sache sagen wolltest, was wäre das?

Dich zu besingen, fehl’n die Töne
Es aufzuschreiben, fehlt das Blatt
Wie ist das unbeschreiblich Schöne
Festzuhalten, das ich hab

Und je mehr ich an dich denke
Desto deutlicher wird klar
Dass seitdem ich dich kenne
Nichts mehr ist, wie es mal war

(Du, Glashaus)

4. Was denkst du über deine besten Freunde?

If you need me call me
No matter where you are,
No matter how far (don’t worry, baby)
Just call my name.
I’ll be there in a hurry
You don’t have to worry

‘Cause baby there
Ain’t no mountain high enough
Ain’t no valley low enough
Ain’t no river wide enough
To keep me from getting to you, babe

(Ain’t no mountain high enough, The Temptations)

5. Was tust du für gewöhnlich Freitag nachts?

Schlaf, Kindchen, schlaf!
Dein Vater hüt’ die Schaf.
Die Mutter schüttelt’s Bäumelein,
da fällt herab ein Träumelein.
Schlaf, Kindchen, schlaf!

6. Und was wünscht du dir im Moment zu tun?

Fly me to the moon
Let me play among the stars
Let me see what spring is like
On Jupiter and Mars

(Fly me to the moon, Frank Sinatra)

7. Was denkst du über deinen Job?

She works hard for the money
So hard for it, honey
She works hard for the money
So you better treat her right

(She works hard for the money, Donna Summer)

8. Wie fühlst du dich in eben diesem Augenblick?

I’m free but I’m focused
I’m green but I’m wise
I’m hard but I’m friendly, baby
I’m sad but I’m laughing
I’m brave but I’m chickenshit
I’m sick but I’m pretty, baby

And what it all boils down to
Is that no one’s really got it figured out just yet
I’ve got one hand in my pocket
And the other one is playing the piano

(Hand in my pocket, Alanis Morrissette)

9. Was denkst du über Drogen und Alkohol?

C-A-F-F-E-E, trink nicht so viel Kaffee,
Nicht für Kinder ist der Türkentrank,
Schwächt die Nerven, macht dich schwach und krank,
Sei doch kein Muselmann, der das nicht lassen kann.

(Wolfgang Amadeus Mozart)

10. Wenn du einer verhassten Person genau eine Sache sagen wolltest, was wäre das?

I didn’t want to hurt you, baby
I didn’t want to hurt you
I didn’t want to hurt you but you’re pretty when you cry

(Pretty when you cry, Vast)

11. Momentaner Lieblingssong?

I haven’t got much time to waste, it’s time to make my way
I’m not afraid what I’ll face, but I’m afraid to stay
I’m going down my own road and I can make it alone
I’ll work and I’ll fight, Till I find a place of my own

Are you ready to jump?
Get ready to jump
Don’t ever look back, oh baby,
Yes, I’m ready to jump
Just take my hands
Get ready to jump

(Jump, Madonna)

12. Irgendeinen Ratschlag für den Rest der Welt?

Geh’ aus, mein Herz, und suche Freud
In dieser schönen Sommerzeit
An deines Gottes Gaben
Schau an der schönen Gärtenzier
Und siehe wie sie mir und dir
Sich ausgeschmücket haben.

(Geh’ aus, mein Herz, und suche Freud, Melodie von August Harder, Text von Paul Gerhard, 1656)