Patty Fox, fashion coordinator (wtf?), erzählt in der SZ was über hübsche und hässliche Kleider bei award shows: „Alle Welt wartet auf den Fauxpas.“

„SZ: Und die Leute rufen hinterher wirklich bei Galliano an: Ich will das Kleid von Cate Blanchett?

Fox: Oh, absolut. Vor einigen Jahren hat Nicole Kidman bei den Oscars mal ein Kleid mit Stickereien von Lesage getragen. Wenig später kam ich nach Paris zu Lesage, ging ins Atelier und dachte, ich seh’ nicht recht: Auf allen Tischen dieses Muster. Und es war so, dass sich Frauen aus der ganzen Welt gemeldet hatten. Alle wollten dieses Kleid.

SZ: So richtig beneidet man Nicole Kidman nicht um diese Ehre, oder?

Fox: Es ist so hart! Fotos von dir gehen innerhalb von Stunden um die Welt und bleiben in Erinnerung. Viele Schauspielerinnen haben sich bei mir beklagt, dass der Druck zu groß geworden ist. Sie sagen, dass ihnen die Wahl der Oscar-Robe mehr Kopfzerbrechen bereitet als ihr Brautkleid. Man darf nicht vergessen: Alle Welt wartet auf den Fauxpas.

SZ: Der Fernsehsender ABC hat seine Zuschauer ja mal befragt, warum sie sich die Oscarfeier anschauen. Das Ergebnis: wegen der hässlichen Kleider.

Fox: Die Leute lieben hässliche Kleider. Ich habe es mir nie so ganz erklären können, aber ich vermute, ein missglücktes Kleid macht die Stars menschlicher.“

Speaking of which: missglückte und weniger misslgückte Kleider. Natürlich mit dem Björk’schen Schwan und dem traumhaften Kleid von Halle Berry. Ich erinnere mich ja gerne an Salma Hayek, Keira Knightley, Hillary Swank und Kate Winslet. Und eben an den Schwan. Ich mochte den irgendwie, achgott, ist halt Björk, die spinnt eben, die popelt bei Interviews (stand jedenfalls vor 20 Jahren in der Tempo), die macht Musik, bei der ich Kopfschmerzen kriege, dann darf sie auch Kleider anziehen, die gar keine sind. Passt schon.

Babel

„Hm.“ Mein prägendes Gefühl den ganzen Film lang: „Hm.“ Zum Schluss wurde daraus: „Prätentiose Langeweile.“ Immerhin habe ich ein paar Botschaften in Babel gefunden, die holzhammermäßig subtil rüberkamen: Waffen sind böse. Die Welt ist ein Dorf/Six degrees of separation. Eltern, seid nett zu euren Kindern. Illegale Einwanderer, übt immer Treu und Redlichkeit. Amerikaner, nicht alles, was schießt, ist ein Terrorist. Eheleute, redet miteinander. Überhaupt: Redet miteinander. Und noch ein paar weitere Nullnummern, für die ich mir eigentlich keine zweieinhalb Stunden lang den Hintern taub sitzen will.

Gerade das „Redet miteinander“ soll ja wohl das Hauptmotiv sein, sonst hätte der Film vielleicht Hühnerschlachten für Wohlstandskids gehießen oder Sex ist nicht Liebe oder was für wichtige Anliegen Regisseur Iñárritu sonst noch so auf der Seele liegen. Die Verständnislosigkeit unter den Menschen kommt auch szenenweise sehr hübsch rüber – zum Beispiel als die taubstumme Chieko in eine Großraumdisco kommt und mal eben für uns Hörende zack! der Ton wegbleibt oder sie eben Zettel schreiben muss, um sich zu verständigen –, aber meist hat man bei Babel eher das Gefühl, dass die Kommunizierenden nicht unfähig sind zum Reden, sondern schlicht unwillig. Wie die marokkanischen Polizisten, die stattdessen lieber schießen, oder die amerikanischen Grenzer, die gar keine Lust haben, sich dem spanischen Redeschwall der Autofahrer auszusetzen, die sie aus dem Verkehr holen.

Es gibt ein bisschen Lokalkolorit aus Marokko, Mexiko und Japan, es gibt zugegebenermaßen ziemlich viele talentierte Darsteller, aber es gibt eben auch dutzende von Szenen, bei denen ich nur gedacht habe: JA UND? Babel verströmt mit jeder Einstellung hohen Anspruch, viel Hirnschmalz und wichtige Inhalte. Aber was leider fehlt, ist ein bisschen Herzblut, das ich persönlich nur bei der Geschichte mit der mexikanischen Nanny gespürt habe. Der Rest der Bande war mir völlig egal. Und dementsprechend auch der Rest des Films.

The Departed

Sehr dichter Thriller von Martin Scorsese mit einem glänzenden Ensemble als Räuber und Gendarmen. Okay, Mark Wahlberg kaufe ich keine einzige Rolle ab, aber Leonardo CiCaprio und Matt Damon sind großartig als Undercovercop und Undercovergangster. The Departed erzählt die Geschichte der beiden.

Der eine wird als Polizist bei den bösen Jungs eingeschleust, deren Boss wie immer ganz reizend von Jack Nicholson verkörpert wird. Anfangs noch die übliche dämonische Grinsekatze, wird Nicholson zunehmend wirrer und seltsamer und damit immer besser. Besonders schön: die Szene, in der er den Amüsierdamen das Koks hinterherwirft oder seine Diskussion mit DiCaprio, was dieser in seiner Situation machen würde – gerade in diesen Filmminuten wartet man eigentlich darauf, dass gleich irgendeine Schädeldecke fotogen an der Wand landet (wie immer bei Scorsese).

Die Story von The Departed fühlt sich nicht wirklich neu an, aber das Aufeinandertreffen von zwei Spitzeln macht den Film absolut zwingend. Anstatt dass wir gemächlich einem Maulwurf bei der Arbeit und Enttarnung zusehen, haben wir hier gleich zwei, die nicht nur ihre eigene Haut schützen müssen, sondern auch noch die ihrer Mitspieler, die sich dummerweise die ganze Zeit verdammt nah auf den Fersen sind.

Damon als Abziehbildschwiegersohn darf mal das großkotzige Arschloch geben, was ihm ausgezeichnet gelingt. Selbst sein Rangewanze an seine spätere Freundin sieht immer durchkalkuliert aus, keine seine Emotionen wirkt echt – selbst in einer allerletzten Szene nicht. Er weiß selbst nicht mehr, wer er eigentlich ist, und dass Damon diese Rolle hinkriegt, ohne schizophren rüberzukommen, fand ich sehr beachtlich.

DiCaprio ist in jeder Szene so präsent wie nie. (Na gut, beim Aviator fand ich ihn fast genauso stark, aber mit der Meinung über den Film stehe ich ja ziemlich alleine da.) Als er in einer Szene alte Familienfotos anschaut, sich dabei Valium einwirft und aussieht, als wüsste er gerade selbst nicht, wer auf welcher Seite steht und was er eigentlich zum Teufel da mittendrin macht, wird sehr deutlich spürbar, wie dünn die Nerven aller Beteiligten doch sind, auch wenn sie gerne so tun, als wären sie harte Hunde.

Der Film ist spannend und sehr stimmungsvoll fotografiert, er passt einfach von der ersten Sekunde an, er muss mich gar nicht von seiner Brillanz überzeugen, er hatte mich sofort; der Soundtrack stimmt, die Story zieht einen mit, man darf einer Menge guter Darsteller bei der Arbeit zusehen und merkt das nicht einmal, und zum Schluss, nach zig Wendungen, gewinnt ausnahmsweise mal keiner. Passt. Passt perfekt.

Der Dramaking hat auch dieses Jahr wieder ein Tippspiel zur Oscar-Verleihung. Mit meinen Tipps halte ich mich noch bis Sonntag zurück. Wie immer.

Der beste Kommentar zur glatzköpfigen Britney kommt natürlich von Go Fug Yourself. Kleiner Ausschnitt aus dem neuesten Brief von Brit Brit an uns alle:

„I look like an alien, y’all! An alien from planet SPEARS. Or maybe like a….no, like an alien. A sexy, sexy alien. And everyone can just SHUT UP about how I’m supposed to be on drugs and how I was only in rehab for ten minutes — I WAS JUST DROPPING OFF A PACKAGE TO THOSE REHAB PLACES, because I am, um….I’m totally working for REHAB MEALS ON WHEELS. It’s a CHARITY! — and how I’m totally losing my custody battle (whatever that even is) and blah blah blah blah. Aren’t you happy that I’m not all showing you if the rugs match the curtains anymore? (PS: NOW THEY DO. HAHAHAHAHAHAHHAHA.)“

I Trust You to Kill Me

Totaler Groupiefilm. Man muss sich nur entscheiden, ob man für die Band Rocco de Luca and the Burden schwärmt oder deren Tourmanager: Kiefer Sutherland. Der gute Mann (mein Zukünftiger, ist klar, Finger weg, ich hab ihn schon 1987 toll gefunden, nur für den Fall, dass Sie dieses Blog heute zum ersten Mal lesen, gut, weiter im Text:) hat nämlich aus Lust und Laune an guter, erdiger Gitarrenmucke ein Label gegründet, Rocco unter Vertrag genommen und will die Band in Europa promoten. Dazu fährt die Truppe über Weihnachten und Neujahr 2005 nach London, Dublin, Reykjavik und Berlin und spielt in winzigen Clubs und wohnt in gerade noch akzeptablen Hotels.

Ich bin wochenlang in der Videothek um I Trust You to Kill Me rumgeschlichen, weil es mich eigentlich nicht die Bohne interessiert, was für Musik die Jungs machen und wie sich Herr Sutherland im wahren Leben aufführt; mir reicht es völlig, dass ich ihn auf DVD in diversen Filmen anhimmeln kann bzw. ihn als schnuffigen Bildschirmhintergrund habe. Ich will mir die Illusion erhalten, dass er nicht nur wahnsinnig sexy, sondern auch wahnsinnig klug, charmant und höflich ist. Nach dem Film kann ich dazu auch nicht viel mehr sagen, denn die meiste Zeit gibt’s Musik. Und Kiefer, wie er sein Telefon sucht oder Interviews gibt, um Leute zu den Gigs zu kriegen. I Trust You to Kill Me ist eine mäßig unterhaltsame Pseudodoku, was Bands so auf Tour machen (musizieren, reisen und trinken, wer hätte es gedacht) und was für bedeutungsschwere Gedanken sie sich so über das Leben, das Universum und den ganzen Rest machen. Mein Problem: Mir war die Musik egal und deswegen auch die Musiker. Also hab ich nur noch Kiefer zugehört und nebenbei Zeitung gelesen. Und mir ne Pizza bestellt.

The Last Kiss

Ruhig dahinplätschernder Film über ein paar Männer kurz vor ihrem 30. Geburtstag und ihre Beziehungen bzw. Nicht-Beziehungen. Michael (Zach Braff) überfällt Torschlusspanik, als er sein Leben als zukünftiger Vater vor sich sieht, Izzy (Michael Weston) ist noch nicht über seine große Liebe hinweg, und Chris (Casey Affleck) kommt mit seiner Rolle als Ehemann und Vater nicht klar. Die Frauen sind netterweise nicht alles Schreckschrauben und die Kerle netterweise nicht alles Blödmänner, aber manchmal reiht sich dann doch ein Beziehungsklischee an das nächste. Trotzdem ist The Last Kiss (Der letzte Kuss) sehenswert, vielleicht gerade weil einem alles so bekannt vorkommt. Wahrscheinlich gibt es seit Anbeginn der Menschheit die gleichen drei Beziehungsschemata, und der eine kann damit leben und der andere eben nicht. Die Dialoge sind ungekünstelt, die Darsteller freundlich anzusehen, und alles zusammen ergibt einen ziemlich unaufgeregten Nachmittagsfilm.

The Illusionist

The Illusionist versetzt einen von der ersten Sekunde an in eine andere Zeit, in eine andere Welt. Der Film spielt im Wien der Jahrhundertwende, alles ist sepiafarben, gold, braun, an den Rändern franst der Film fast aus, die Bilder rauschen an einem vorbei wie die alten Stummfilmwochenschauen mit ihren 16 Bildern pro Sekunde. Und dieses Gefühl des In-einer-anderen-Welt-Seiens hält bis zum Abspann an.

Der Film erzählt die Geschichte des Zauberers Eisenheim (Edward Norton, meist sehr zurückhaltend), der sich ganz unstandesgemäß in eine Herzogin (Jessica Biehl) verliebt, die dummerweise auch noch so gut wie mit dem Kronprinz von Österreich (Rufus Sewell) verlobt ist – was den Polizeiinspektor Uhl (Paul Giamatti) und seine Leute in Alarmbereitschaft versetzt. Die Liebesgeschiche ist der rote Faden, aber was den Film für mich so besonders gemacht hat, war seine Atmosphäre, die sich niemals gekünstelt angefühlt hat oder nach Kostümfest und Pappmaché. Die kleinen, wunderschön gefilmten Zaubertricks von Eisenheim werden nach und nach größer und unheimlicher und zu einer Parabel über das Leben, die Seele und was uns antreibt. The Illusionist ist ein wunderbarer, altmodischer Film, der eine spannende Geschichte erzählt und uns dabei vergessen lässt, dass wir gerade eine Geschichte erzählt bekommen.

Flags of Our Fathers

Flags of our Fathers beruht auf dem gleichnamigen Buch von James Bradley, dessen Vater einer der Soldaten war, die die amerikanische Flagge auf Iwo Jimo gehisst haben – das Bild ist weltbekannt und diente als Vorlage für das Washington War Memorial. Der Film erzählt die Geschichte der Soldaten auf diesem Bild: die der drei Überlebenden und die der drei Gefallenen.

Der Film verwirrt zunächst durch wildes Hin- und Herspringen zwischen Schauplätzen, Zeiten und Personen, die wir (noch) nicht kennen. Genau diese Wechsel machen Flags aber irgendwann unwiderstehlich. Nach und nach lernen wir die Charaktere kennen, und obwohl die Zeit nicht reicht, um wirklich viel zu sie zu erfahren, schafft es Regisseur Clint Eastwood, dass wir von allen nur durch wenige Szenen und Sätze ein genaues Bild von ihnen haben. Die Geschichte, wie und warum das Bild entstanden ist, ist dabei fast nebensächlich. Natürlich bringt Eastwood die Botschaft über die Sinnlosigkeit des Krieges rüber, das versteht sich nach 30 Sekunden Scharfschützengemetzel von selbst. Dass der Film nicht in einen beliebigen Antikriegsfilm abdriftet, sondern vielschichtig bleibt, verdankt er eben diesen sehr schemenhaften und doch präzisen Charakterzeichnungen.

Flags of Our Fathers beeindruckt durch die gewohnt zurückhaltende Inszenierung von Eastwood, dessen Handschrift ich inzwischen am besten mit „Der hat gar keine Handschrift“ beschreiben würde. Leider kann der gute Mann es sich mal wieder nicht verkneifen, auch den Soundtrack zu übernehmen, und das ist das einzige, was mir an Flags nicht so gut gefallen hat. Im Abspann ist mir seine Plinkerplinkermusik ja egal, aber im Film hat sie mich gestört. Komischerweise deshalb, weil sie nur, soweit ich mich erinnere, an drei oder vier Stellen ganz vorsichtig anklang. Bis dahin fand ich es großartig, dass der Film ganz ohne musikalische Untermalung auskam und damit dem Zuschauer die Gelegenheit gegeben hat, auch ohne Geigen und Moll-Tonarten gerührt, bewegt, beeindruckt zu sein. Und dann kommt auf einmal beim Flaggehissen das Hautpmotiv aus dem Off. Grrrr. Aber mehr habe ich ausnahmsweise nicht zu nölen. Ganz große Empfehlung. Und nach dem widerlichen Million Dollar Baby bin ich wieder zum Eastwood-Fan geworden.

Flickrspy – the Flickr Peepshow. Live mitansehen, was gerade bei Flickr hochgeladen wird. Irgendwie … faszinierend, Jim.

(via Die gestundete Zeit)

Der Mann hat’s gut: nach Jerry Garcia, Wavy Gravy und Phish bekommt nun auch Stephen Colbert seine eigene Ben & Jerry’s-Sorte: Americone Dream – vanilla ice cream with fudge-covered waffle cone pieces and a caramel swirl.

Ich hätte auch gerne eine eigene Eissorte: The Gröner Gobble – Schokoeiscreme mit Nougatbrocken, Schokostücken, Keksen und Karamell- und Marshmallow-Swirl. Flambiert mit heißen Kirschen und gekrönt von Eierlikörsprühsahne.

Und danach eine Minzoblate.

Edit: Ich liebe Herrn Svensson:

Bitte beachten Sie die wunderbare Übersetzung von Eierlikörsprühsahne: egg liqueur aerosol cream. Ganz groß.

Kuriosität killte die Katze (and that, my friend, was a false friend)

Der/die/das Textblog hat mich mit dem Kuriositäten-Fragebogen erwischt. Nun denn.

1. Wie gestern schon angedeutet, hatte ich auch ein seltsam angespanntes Verhältnis zu meinen Stofftieren. Ich wollte keins vernachlässigen, aber anstatt sie wie Herr Franzen turnusmäßig mit ins Bett zu nehmen, habe ich immer alle mit ins Bett genommen. Was dazu geführt hat, dass ich eines Nachts auf dem Fußboden geschlafen habe, weil mein Bett voll war.

2. Wer mich schon mal reden gehört hat, weiß, wie schnell ich spreche. Mein „Problem“: Ich spreche nicht nur schnell. Ich mache alles so schnell. Ich schreibe so schnell, dass ich meine sechsstündige Abiklausur nach vier Stunden abgegeben habe. Ein CD von mir hat mir mein schnelles Schreiben sogar mal vorgeworfen; ich bin nämlich der einzige Werber, der wirklich um 18 Uhr Feierabend macht. Wenn ich an der Supermarktkasse nach Geld im Portemonnaie wühle, höre ich schon mal die Kassiererin sagen: „Keine Eile.“ Dabei bin ich gar nicht in Eile, das ist mein normales Tempo. Der Standardsatz des Golf Pro beim Platzreifekurs: „Not – so – fast“, wenn ich zum Abschlag ausgeholt habe. Bei meiner Abirede saß meine Mutter in der ersten Reihe und hat die ganze Zeit wild gestikuliert, dass ich nicht so durch mein Manuskript sprinten soll.

Inzwischen habe ich mich daran gewöhnt, dass alle Welt glaubt, ich sei total hyperaktiv bzw. dass ich mich wie in Honig fühle, wenn ich mein Tempo runterschraube. Was ich selten mache, weil es a) doof ist und ich b) weiterhin um 18 Uhr nach Hause gehen will.

3. Ich entwickele zarte Bande zu Computerspielfiguren. Bei Animal Crossing geht es um ein Dorf, das sich nach und nach mit Bewohnern füllt. Die einen sind liebenswerter als andere, mit einigen rede ich gern, andere ignoriere ich total („Wäh, mit dir spiele ich nicht“). Mit einer zweiten Speicherkarte kann man eine zweite Stadt im gleichen Spiel errichten, zum Beispiel um Gegenstände zu kriegen, die in der eigenen Stadt nicht vorhanden sind. Was ich nicht wusste, als ich die zweite Stadt errichtet hatte: Meine liebgewonnenen Bewohner sind da hingezogen! Und immer die, die ich am knuffigsten fand! Sobald das passiert war, war Animal Crossing für mich ein doofes Spiel, weil Jens und Hörnchen und Toni nicht mehr in „meiner“ Stadt gewohnt haben und ich ihre leblosen, virtuellen, komplett gefühlsfreien Pixelfressen vermisst habe.

(Bitte vergesst diese Geschichte sofort.)

4. Meine security blanket ist ein Labello. Ich gehe nirgends ohne einen hin bzw. habe mehrere in meiner Wohnung, denn man weiß ja nie, wann die Lippen mal total dringend eine Ladung Fett brauchen. Dementsprechend befindet sich einer in meinem Rucksack (geh mir weg mit Hand- bzw. Schultertaschen) und zwar der gelbe, der etwas höhere Temperaturen aushält. Denn wenn ich mal in ein längeres Meeting muss oder ins Kino gehe, stecke ich ihn in die Hosentasche. Das kann der blaue nicht so gut ab. Außerdem habe ich einen Labello im Golfbag (gelb), einen im Bad (blau) und einen auf dem Nachttisch (rosé – Fehlkauf. Wird durch blau ersetzt, sobald alle). Falls ich sterben sollte – legt mir einen Labello mit in den Sarg.

5. Ich hebe seit Jahren meine Kinokarten auf. (Hätte man sich denken können.) Habe ich aber auch schon zu Vor-Weblog-Zeiten gemacht. Angefangen hat es damit, dass ich mit 15 oder 16 in meinem Schädelspalter-Wandkalender eingetragen habe, was ich wann gesehen habe. Irgendwann habe ich stattdessen die Karten aufgehoben. Seit ein paar Jahren liegen sie in einer dunkelgrünen Glasschale von meiner Oma. Beim Umzug habe ich nicht etwa die Karten mal kurz umgebettet und die Schale brav eingepackt – nein, ich bin nur mit der Schale auf dem Beifahrersitz in die neue Wohnung gefahren und hab sie abgestellt. Mit den Karten drin. Als wäre es das Wertvollste, was ich besitze.

Als Karl mich mal in Deutschland besucht hat, haben wir uns einen ganzen Abend damit vertrieben, Karten aus der Schale zu ziehen und uns die Filmtitel vorzulesen. Da ich damals noch in synchronisierte Fassungen gegangen bin, hatte Karl ne Menge Spaß damit, aus den wirren Übersetzungen den amerikanischen Originaltitel herauszufinden. Meist habe ich den Filminhalt beschreiben müssen, damit er auf den Titel kam. Ich weiß noch, dass er ewig an Eine zweite Chance geknabbert hat, der im Original Hope Floats heißt. Was eher daran lag, dass er diesen absoluten Mädchenfilm nicht gesehen hatte und auch Sandra Bullock nicht mochte. Kann ich beides nicht nachvollziehen.

6. Ich hab angefangen zu heulen, als ich das erste Mal Amerika gesehen habe. Im Flugzeug. Vom aisle seat aus. Chicago. Home is where the stupid heart is.

The Discomfort Zone

„At forty-five, I feel grateful almost daily to be the adult I wished I could be when I was seventeen. I work on my arm strength at the gym; I’ve become pretty good with tools. At the same time, almost daily, I lose battles with the seventeen-year-old who’s still inside me. I eat half a box of Oreos for lunch, I binge on TV, I make sweeping moral judgments, I run around town in torn jeans, I drink martinis on a Tuesday night, I stare at beer-commercial cleavage, I define as uncool any group to which I can’t belong, I feel the urge to key Range Rovers and slash their tires; I pretend I’m never going to die.“

Danke an Nicole für The Discomfort Zone von Jonathan Franzen. Das Buch steht unter „Autobiografie“ im Regal, ist aber eher eine Aneinanderreihung von autobiografischen Skizzen, die ein ziemlich fusseliges Bild vom Autor zeichnen. Franzen schreibt über den Verkauf des Hauses seiner Mutter nach deren Tod, über seine Kindheit und seine Mitgliedschaft in einer christlichen Jugendgruppe, die Peanuts und warum sie so wichtig für ihn waren, seine Faszination für das birding (diese Teile habe ich extrem quergelesen, obwohl ich bestimmt viele tolle Vokabeln hätte lernen können) und über seine vielen Jahre, in denen er Deutsch gelernt hat. Den Teil habe ich überhaupt nicht quergelesen, denn ich fand es ziemlich interessant, meine eigene Sprache aus einer anderen Perspektive beschrieben zu bekommen.

Wie immer bei Franzen ist seine Sprache spannender als das, was er schreibt. Ich mag seine Klarheit, seine Ehrlichkeit und dass er mit langsamen Sätzen nicht langweilt, sondern ein bisschen Tempo aus seiner Erzählung nimmt. Zeit zum Luftholen. Zeit, seine Worte zu schätzen. Und ich mag es, Dinge wiederzufinden, die ich ähnlich erlebt habe, aber noch nie jemandem erzählt habe, weil ich dachte, nee, das ist zu bescheuert.

„I felt guilty about the board games that I didn’t like to play – Uncle Wiggily, U.S. Presidential Elections, Game of the State – and sometimes, when my friends weren’t around, I opened the boxes and examined the pieces in the hope of making the games feel less forgotten. I felt guilty about neglecting the stiff-limbed, scratchy-pelted Mr. Bear, who had no voice and didn’t mix well with my other stuffed animals. To avoid feeling guilty about them, too, I slept with one of them per night, according to a strict weekly schedule.“

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„classische Musik“? Kanz chön versnopt.

Soundtrack meines Lebens

Die Idee ist zwar dem Shuffle-Orakel verdammt ähnlich, aber egal. Shuffeln macht so viel Spaß.

Vorspann: Just a Girl – No doubt (passt)

Aufwachen: Respect – Aretha Franklin (passt)

Verlieben: Come fly with me – Frank Sinatra (passt)

Das erste Mal: (haha) What do you think of it so far – Nik Kershaw (You’ve had it all but you wanted more …)

Kampflied: Hosanna – aus Jesus Christ Superstar (Hey JC, JC, won’t you fight for me). Der verlinkte YouTube-Ausschnitt ist übrigens aus der fiesen 2000er DVD, die sich in meinem Besitz befindet, weil Schnuffi Tony Vincent den Simon spielt. Herrn Vincent hatte ich ja mal in London in We Will Rock You gesehen und musste mir – logisch – danach alles kaufen, wo man ihn auch nur für fünf Sekunden sehen oder hören kann. Die Inszenierung geht gar nicht – Bühnenbild kann man sich noch gefallen lassen, aber die Kostüme sind so dermaßen peinliches GAP-Commercial, das in einer Schwulenbar gedreht wurde (circa 1986), dass man kaum hinsehen kann. Der Sänger des Judas, Jérôme Pradon, war aber ziemlich klasse, auch wenn er leider er einzige war, der mehr kann als „Mama, Mama, guck mal, ich steh auf ner Bühne, Mama, jetzt guck doch!“. Da verzeihe ich ihm sogar seinen Akzent. Hier der Fast-Schlusssong Superstar. Danach kommt ja bloß noch die Kreuzigung. Das kennt man ja.

Schluss machen: Daydream believer – The Monkees

Abschlussball: Erfahre das Geschick (Finale) – aus Der Fliegende Holländer. Der verlinkte Ausschnitt ist nicht ganz die geshuffelte Szene, aber immerhin kann man das wunderbare Holländer-Motiv genießen.

Leben: Manuela Run – Toto. Okay, Toto ist mir jetzt fast ein bisschen peinlich. Und Manuela ein doofer Name.

Nervenzusammenbruch: All day and all of the night – The Stranglers

Auto fahren: Rock DJ – Robbiiiiiiiieeeee Williams (passt)

Flashback: (ha, es geht noch schlimmer als Toto) All Right – Christopher Cross

Wieder zusammen kommen: (haha) A Small Victory – Faith No More

Geburt des ersten Kindes: What would Brian Boitano do – aus South Park. Das habe ich leider nicht auf YouTube gefunden – da gab’s nur haufenweise echte Menschen, die das Lied singen. Ich will aber die animierten Fratzen haben.

Endkampf: Eleanor Rigby – The Beatles

Todeszene: Being Boiled – Human League. Soso, ich sterbe also durch Kochen. Hm.

Beerdigungslied: I Will Be There – Glass Tiger. Ja, Glass Tiger, schon gut. Nee, Moment, ihr habt Christopher Cross überstanden, stellt euch nicht an.

Abspann: Rose Without a Thorn – Marquee. Über den Mann finde ich ja gar nix.

(via Out of Schwoppel)