Klassischer Gurkensalat

Seit ich mich auf immer mehr und immer noch mehr Webseiten rumtreibe, auf denen es Rezepte gibt, finde ich es großartig, wenn ich ausgerechnet auf Webseiten, auf denen es sonst keine Rezepte gibt, welche finde. (Ich mag diesen Satz da eben. Lesen Sie ihn ruhig nochmal.) Die folgende, bannig schwere Anleitung für einen exquisiten Gurkensalat kommt von Felix, der ja sonst nur über Handys quengelt, aber, wie ich aus eigener Erfahrung weiß, ziemlich gut kochen kann.

1 Salatgurke schälen, in hauchdünne Scheibchen schneiden und diese in ein Sieb werfen, unter dem am besten eine Schüssel steht. Darauf
ordentlich Salz,
ein bisschen weniger Pfeffer und
eine dicke Prise Zucker.

Alles zehn Minuten stehenlassen, bis sich die Gurke selbst entwässert hat, das aufopferungsbereite Ding. Dann ein Dressing rüberschlotzen, das aus

2 EL Weißweinessig,
5 EL Sahne,
1 feingehackten Schalotte und
feingehacktem Dill besteht.

Dazu könnte man noch ne Runde Bratkartoffeln machen, dann wäre es für zwei Personen eine dicke Beilage. Ich krieg die Portion aber auch ohne alles zum Abendbrot weg. Wobei „ohne alles“ hier heißt: ein Bier geht immer.

‘In den Westen flüchten. Das war eines meiner Lieblingsspiele. Man musste mindestens zu viert sein. Drei Kinder stellten sich in einer Reihe am Klettergrüst auf, das waren die Grenzer. Der Vierte musste versuchen, an den Grenzern vorbei durch das Gerüst zu steigen. Wenn man es auf die andere Seite geschafft hatte, musste man „Westen“ schreien und hatte gewonnen. Einmal waren wir mit der Klasse am Brandenburger Tor. Ich war acht Jahre alt. Die Lehrerin wollte uns den „antifaschistischen Schutzwall“ zeigen. Während die Lehrerin vom sozialistischen Friedenskampf erzählte, überlegten wir, wie man es am besten anstellen könnte, da rüberzukommen. Mit einem Kranauto, schlug einer vor, mit einem Segelflugzeug ein anderer. Am nächsten Tag schrieben wir in der Schule eine Heimatkundearbeit zum Thema „Warum die Staatsgrenze geschützt werden muss“. Anne hat meinen Heimatkundehefter aus der dritten Klasse aufgehoben. Vor mir liegt das linierte Blatt mit der vorgedruckten Frage. Ich habe geschrieben: „Weil sonst alle abhauen und weil drüben Faschisten sind.“ Ich bekam dafür nur eine Drei. Die richtige Antwort ist mit roter Tinte danebengeschrieben: „Damit der Frieden gesichert bleibt.“’

Maxim Leo, Haltet euer Herz bereit: Eine ostdeutsche Familiengeschichte, Heyne 2011, S. 186

PS: Der Amazon-Link, der sich unter dem Buchtitel verbirgt, ist ein Affiliate-Link. Das heißt, wenn ihr über diesen Link bestellt, verdiene ich eine Winzigkeit daran mit. Ich teste diesen Kram mal aus, wenn’s mir nicht gefällt – so wie mir Flattr nicht gefallen hat –, fliegt’s wieder raus.

Romanasalat mit warmen Lauchstreifen und Tomatentofu

Ich gebe zu, meine stundenlangen Küchensessions sind im Moment eher Mangelware, weil ich lieber stundenlange Lesesessions auf dem Sofa einlege oder stundenlange Musiksessions auf unbequemen Festspielstühlen. Aber auch mit wenig Zeug und wenig Zeit kann man prima Futter herstellen.

Normalerweise kaufe ich Räuchtertofu, weil ich a) das Raucharoma so mag und b) mir die feste Konsistenz sehr gefällt, wenn ich aus dem Block Stücke mache und diese anbrate. Anscheinend bin ich nicht die einzige, die bevorzugt diese Art Tofu isst; jedenfalls ist er in meinem Bioladen gerne ausverkauft, weswegen ich mich langsam durch das restliche Sortiment esse. So lag am Wochenende ein Stück tomatisierter Tofu im Kühlschrank, den ich mal in einen Salat für zwei Persönchen geworfen habe.

1 Block tomatisierten Tofu in mundgerechte Stücke schneiden und in einem
neutralen Öl kräftig anbraten. Beiseite stellen und Pfanne ausgewischt nochmal benutzen oder, wie ich, gleich eine zweite Pfanne auf den Herd stellen. In dieser dann
2 dünne Stangen Lauch, in feine Streifen oder Ringe geschnitten,
bei mittlerer Hitze in Öl leicht anbraten. Der Lauch sollte nicht bräunen, sondern nur weich werden.

Währenddessen pro Person
1 Mini-Romanasalat auf einem flachen Teller verteilen,
eine Handvoll Cherrytomaten halbieren und schick drumrum drapieren und
ein paar Sonnenblumenkerne darüberstreuen.

2 TL körnigen Senf mit
Rapsöl frei nach Schnauze,
Salz und
schwarzem Pfeffer vermischen.

Den warmen Lauch und die Tofuwürfel über den Salat geben und mit Dressing beträufeln. Hat mir gut geschmeckt, aber auch der Tomatentofu kommt nicht an den Räuchtertofu ran. Daher gibt’s den Salat bei mir das nächste Mal mit Knoblauchcroutons statt Tofu – aber warmer Lauch auf kaltem Salat ist klasse.

Leseprobe

Den Link hatte ich gestern schon in alle sozialen Netzwerke gepustet, aber der Vollständigkeit halber muss er hier natürlich auch noch hin: Hier können Sie das erste Kapitel meines gar wohlgeratenen Büchleins vorab lesen.

Bayreuth 2011: Drumherum und drinnerin

Ich hatte völlig vergessen, wie winzig Bayreuth ist. Im Tran buchte ich das gleiche Hotel wie 2005, obwohl ich ja damals schon über fehlendes WLAN gequengelt hatte. Diesmal waren iPhone und iPad dabei, und das reichte dann auch locker. Die Taxifahrerin war wahrscheinlich nicht ganz so glücklich über meine Hotelwahl, denn die Fahrt vom Bahnhof dorthin dauerte ungefähr anderthalb Minuten und kostete mich 4,30. Die Dame schlug noch 50 Cent für ein Gepäckstück auf. Macht man das so bei euch im Süden? Oder nur zu Festspielzeiten? Oder nur, wenn die Fahrt so arschkurz ist? Ich habe trotzdem auf 8 aufgerundet, sonst wär mir das selber peinlich gewesen.

Das Hotel bot einen Shuttleservice zum Festspielhaus an, weswegen ab 15 Uhr der Vorplatz des Hotels mit Pinguinen und Damen in Abendroben überfüllt war. Trotzdem kann man natürlich drängeln, um in den Bus zu kommen, denn anscheinend lernt man auch in 70 Lebensjahren nicht, dass wir schon irgendwie alle irgendwo ankommen werden. Nebenbei: Liebe Busfahrer_innen: Wenn der Bus voll mit Menschen ist, diese auch noch Abendgarderobe tragen und es draußen 25 Grad sind, ist die vorhandene Klimaanlage zu benutzen. Immer. Ohne Ausnahme. Herrgottnochmal. Wozu hat die denn wer erfunden?

Only in Bayreuth: mit wildfremden Menschen ins Gespräch kommen und nur über Wagner reden. Mein Lohengrin-Begleiter und ich wollten den Abend nach dem Schwan noch bei einem Kaltgetränk ausklingen lassen. Irrsinnigerweise machen alle Restaurationen auf dem Grünen Hügel während des 3. Aktes zu, obwohl sie danach sicherlich noch das eine oder andere loswerden könnten. Weder Google Maps noch Qype waren eine große Hilfe bei der Locationfindung, und deswegen trabten Begleiter und ich zu des Begleiters Privatunterkunft in der Nähe des Festspielhauses; ein älteres Ehepaar, das zu Festspielzeiten drei seiner Zimmer an Mitwirkende oder Publikum vermietet. Dort erhielten wir einen Kneipentipp direkt um die Ecke. Wir also in die angegebene Richtung, und auf dem Weg dorthin kam uns ein weiteres Paar entgegen, das im gleichen Haus wie der Begleiter wohnte. Sie kamen gerade aus der Pinte und meinten, der Kneipeneingang vorne wäre verschlossen, wir sollten über den Hof in den Biergarten gehen. Sie hätten die Wirtin gefragt, warum die Vordertür geschlossen wäre, woraufhin diese gemeinte hätte, wenn sie offen wäre, würden ja die ganzen Leute reinkommen. Kinnings: Will bei euch keiner Geld verdienen? Nehmt euch ein Beispiel an der Taxitante!

Als Entschädigung gab’s im Biergarten schöne Bänke und noch schönere Gartenstühlchen mit Lehne, auf die ich sehr großen Wert lege. Die waren leider größtenteils besetzt, aber ein älteres, leger gewandetes Paar winkte uns zu sich an den Tisch und meinte, wir könnten uns gerne dazusetzen. Natürlich wurden wir gefragt, wie uns die Oper gefallen hätte – an unseren Klamotten waren wir deutlich als Festspielgäste zu erkennen –, woraufhin wir begeistert schwärmten, und die Dame etwas pikiert meinte, ihr Ding wär das ja nicht so gewesen. Und schon waren wir mitten im Gespräch: Sie ist geborene Bayreutherin, mit Eva Wagner zur Schule gegangen, guckt sich seit 50 Jahren die Generalproben an und kennt wirklich alle Aufführungen der letzten Jahrzehnte. Sie erzählte uns von den Wieland-Wagner-Inszenierungen in den 50er und 60er Jahren, wobei ich sehr andächtig lauschte, wir diskutierten über Schlingensief, Peter Hofmann, Placido Domingo, Waltraud Meier, Patrice Chéreau und Pierre Boulez, über die Religiösität im Parsifal und ob man unbedingt Drachen und Riesen auf der Bühne brauche. Dazu genoss ich das selbstgebraute dunkle Bier und fand es schlicht großartig, einen Sommerabend damit ausklingen zu lassen, mit mir bis vor fünf Minuten unbekannten Menschen Gemeinsamkeiten, Vorlieben und Differenzen auszudiskutieren, in Opernklamotten, T-Shirt und Jeans, mit Wein oder Bier vor der Nase, während ich mir mit der Festspielkarte Luft zufächelte.

Auf den Parsifal am zweiten Bayreuth-Tag freute ich mich zusätzlich, denn ich traf endlich Katharina von esskultur.at, die mit Begleitung erstmals Karten ergattert hatte. Wir trafen allerdings auch auf alle Wespen, die in diesem Sommer Hamburg anscheinend eher meiden, sich aber dafür in Bayreuth zusammenrotten, vor allem da, wo es warm ist und es Sekt, Festspiel-Bratwurst (ja, wirklich), Lachshäppchen, Torte und Eis gibt. Eine von den Mistviechern schlich sich von hinten an mich ran, ich bemerkte sie erst, als sie an meinem Ohr rumbrummte, woraufhin ich erstens einen – dem Ort absolut angemessenen – spitzen Schreckensschrei ausstieß und zweitens die Hälfte meines Sektglases über Katha auskippte. Sie nahm es gelassen und bezeichnete es als Bayreuth-Taufe, mir persönlich war das natürlich alles äußerst unangenehm (den ersten Eindruck gleich wieder verkackt). Trotzdem verbrachten die beiden auch die zweite Pause mit Mama und mir, was mich sehr gefreut hat.

Auf dem Weg nach Bayreuth hörte ich im Zug den Holländer, zuhause nochmal zum Ausklingen und Runterkommen den Lohengrin, und seitdem ich wieder zur Arbeit gehe bzw. am Agenturschreibtisch sitze, läuft Beethoven auf dem iPod bzw. dem MacBook, wenn ich mich mal von der Welt abkapseln will. Das Alltagsgefühl kam viel schneller an mich ran als nach Rom, und leider nervt es diesmal weitaus mehr. Rom war eine Stadt wie Hamburg, das war echtes Leben. Bayreuth ist ein kleiner Sonderplanet, die Musik, die auf ihm gespielt wird, ein anderes Universum, und die Inszenierungen sind Reisen ins All. Das passt alles noch nicht so recht mit den Autokatalogen und der anstehenden Buchveröffentlichung zusammen, und mich hat seit Tagen ziemlich die Schwermut gepackt. Hilft auch nicht wirklich, dabei Beethoven zu hören. Vielleicht sollte ich meinen Shuffle anmachen und wieder weltliche Musik hören.

Vielleicht sollte ich aber auch genau das nicht tun.

Doppelseufz mit Fragezeichen. (Keine Pointe.)

Herheims „Onegin“ in Amsterdam

Danke an die Stefan Herheim Appreciation Group: Hier geht’s zur Herheim-Inszenierung von Tschaikowskys Eugen Onegin in Amsterdam. (Und hier zum deutschen Libretto; die Aufführung ist in russischer Sprache und hat niederländische Untertitel.)

Ein prequeliges Dankeschön …

… an eine Leserin, die ungenannt bleiben möchte. Trotzdem bin ich sehr auf Wide Sargasso Sea gespannt (danke auch an die Stattkatze für den Hinweis auf dieses Buch) und habe mich sehr über die Überraschung und die Widmung gefreut.

Bayreuth 2011: Parsifal

Nach dem Lohengrin dachte ich, das war’s, jetzt kann der Parsifal auch doof sein, eine Oper von zweien, die toll ist, das reicht, das ist ne gute Ausbeute. Aber dann hörten meine Mutter und ich am Morgen der Aufführung einen sehr guten Einführungsvortrag zur Inszenierung, und ich wurde immer hibbeliger. Das klang alles so clever und spannend, was da auf uns wartete, dass ich fast Angst hatte, mich selbst zu enttäuschen. Wäre nicht nötig gewesen, denn die Parsifal-Inszenierung von Stefan Herheim hat meine bisherige Lieblingsinszenierung (Tschaikowskys Eugen Onegin) von Achim Freyer locker auf den zweiten Platz verdrängt.

Beim Schlingensief’schen Parsifal habe ich noch ausgiebig rumgenölt über das viele Zeug auf der Bühne und die ganzen Ideen und Andeutungen, aber vor allem darüber, dass das meiner Meinung nach christliche Motiv als Blaupause für irgendwas (ich weiß immer noch nicht, was der Herr von mir wollte) herhalten musste. Herheim war schlauer: Für ihn geht es um den Erlöser (oder die Erlöserin) in uns allen – und das hat interessanterweise funktioniert.

Aber bei dieser Inszenierung bin ich mir sicher: Ohne den Vortrag von Dr. Sven Friedrich hätte ich nur die Hälfte mitbekommen. Denn was Herheim da auf die Bühne packt, sind nicht nur Requisiten und Personen, sondern gleich drei Geschichten auf einmal: Die Werksgeschichte des Parsifal, die deutsche Geschichte vom Kaiserreich bis in die 50er Jahre und dazu noch die Geschichte von Wahnfried (dem Haus Wagners in Bayreuth) bzw. dem Festspielhaus und den Aufführungen darin. Ja, genau. Wenn wir schon mal dabei sind, machen wir doch gleich die ganz große Kiste auf.

(Fotos der Inszenierung angucken auf der Festspielseite: 2010, 2011)

Schon die Ouvertüre wird bebildert. Alles beginnt in Wahnfried, wo eine Mutter in einem Bett in der Bühnenmitte im Sterben liegt und sich von ihrem Kind verabschieden will. Der Kleine trägt den klassischen, wilhelminischen Matrosenanzug, und auch der erwachsene Parsifal, der kindliche Tor, wird ihn tragen. Das Kind ist hin- und hergerissen zwischen Abschied und Angst; schließlich reißt die Mutter es an sich, ein Inzest wird angedeutet, aber nicht aufgelöst. Im Hintergrund wartet unter anderem ein Arzt, den wir im Laufe des Stücks als Gurnemanz wiedersehen – dort trägt er Flügel. Sind die Gralsritter Engel? Keine Ahnung. Denn auch Kundry, die dazu verflucht ist, Männer verführen zu müssen und erst erlöst wird, wenn ihr einer widersteht, trägt Flügel. Jedenfalls manchmal, zum Beispiel in der Szene, in der sie Parsifal erobern möchte und dabei wie Marlene Dietrich aussieht – und ihre Flügel sind natürlich blau.

Aber zurück zum Anfang: Die Mutter stirbt, sinkt in die Kissen – und verschwindet, ohne dass ich es mitbekommen hätte. Das Bett bleibt in den ersten beiden Akten der zentrale Punkt, aus dem ständig Menschen und Dinge kommen und in dem wieder alles verschwindet. Wiege, Bahre? Das Tolle: Auch als ich kapiert hatte, das sich in diesem Teil der Bühne anscheinend des Öfteren was ereignet, habe ich es meist nicht mitbekommen. Genausowenig habe ich gesehen, wie aus dem Bild der Germania über dem standesgemäßen Kamin ein Spiegel wurde. Oder wie sich der kleine Parsifal (oder soll das Kind Wagner sein?) sich in einer Badewanne in einen alten Mann verwandelt hat. Aus den Augenwinkel habe ich immerhin die Wandlungen des Reichsadlers mitbekommen, der über der Bühne hing und sich brav dem Zeitgeist anpasste. Rechts öffnete und schloss sich eine Tür, mal war ein Schaukelpferd da, mal nicht, mal stand in der Rotunde Wahnfrieds im Hintergrund ein Weihnachtsbaum, mal lief ein Film ab, in dem Soldaten in den ersten Weltkrieg zogen, im 3. Akt ist die Rotunde zerstört, und der Film zeigt Nachkriegsdeutschland in Ruinen. Die Säulen des Hauses verschieben sich, es schneit, die Sonne bricht durch die Bäume, sie verfärben sich rot, die Lichtstimmung ändert sich von Szene zu Szene; ein Ring in der Bühnenmitte wird mal zum Brunnen, mal schlicht zu einer Begrenzung, dann verschwindet er ganz im Boden, und als er wieder da ist, hatte ich mal wieder nicht mitbekommen, wie er dort hin gekommen war. Das hört sich alles sehr verwirrend an, aber ich war völlig fasziniert davon. Vor allem eben von den zielstrebigen Bewegungen auf der Bühne, die ich als motiviert empfand und die – im Gegensatz zur Schlingensief-Inszenierung – weder die Musik noch die Handlung übertünchte. Außerdem fügten sich die Details gerne mal zu eindrucksvollen Tableaus, die man in Ruhe genießen konnte, bevor die Darsteller_innen und Kulissen sich wieder wandelten. Die vielen Aktionen in allen Ecken der Bühne haben für mich eine sehr filmische Atmosphäre verbreitet; es verlief alles sehr geschmeidig und ohne, dass ich das Gefühl gehabt hätte, ich sehe dauernden, hektischen Umbauten zu.


©Bayreuther Festspiele (Enrico Nawrath/Jörg Schulze)

Ich merke gerade, dass der ganzen Bühnenzauber schwer zu beschreiben ist. Dann versuche ich mich mal an einigen Details. Der kleine Junge aus der Ouvertüre begleitet uns noch länger. Zum Beispiel baut er vorne auf Wagners Grab (der Souffleurkasten, perspektivisch perfekt zu Wahnfried im Hintergrund) eine Mauer – und die symbolisiert nicht nur die Mauer, die Hardcore-Wagnerianer um die Werke ihres Meisters ziehen (wie es jahrelang in Bayreuth praktiziert wurde), sondern sie hat auch noch die Form der Mauer, die 1945 von Wahnfried übrig blieb. Das Haus wurde in den letzten Kriegstagen von einer Bombe getroffen und stark beschädigt. Gleichzeitig beziehen sich die Steine auch auf das Stück (danke dafür), denn große Teile des Parsifals spielen in der Gralsburg, in der Parsifal, der reine Tor, quasi alles und alle retten soll. Ich zitiere die Wikipedia, denn die sagt das sehr hübsch:

„Auf den ersten Blick wirkt Wagners Bühnenweihfestspiel wie ein „religiöses Werk“, mit weihevoller Musik, Monstranzenthüllung (Gral), Taufe, christlichem Abendmahlsritual usw. Bereits in seinen Zürcher Kunstschriften entwickelte er (Wagner) die Idee, den Kern des Religiösen durch Kunst zu verdeutlichen. In Religion und Kunst, schreibt er zusammenfassend:

„Man könnte sagen, dass da, wo die Religion künstlich wird, der Kunst es vorbehalten sei, den Kern der Religion zu retten, indem sie die mythischen Symbole, welche sie im eigentlichen Sinne als wahr geglaubt wissen will, ihrem sinnbildlichen Werte nach erfasst, um durch ideale Darstellung derselben die in ihnen verborgene tiefe Wahrheit erkennen zu lassen.“

Wagner erklärt, dass er zur Transformierung seiner gleichnishaften Botschaft, nämlich Erlösung und Regeneration der Menschheit durch Mitleid – dargestellt durch den suchenden Parsifal und den leidenden Amfortas – eine Kunstform gewählt habe, die mit religiöser Symbolik eine „entrückende Wirkung auf das Gemüt“ ausüben solle.“

Parsifal „entdeckt“ die Gralsburg, als er einen Schwan erschießt und deswegen zur Rechenschaft gezogen werden soll. Hier erschießt er aber den kleinen Jungen – symbolisiert er gleichzeitig die kindliche Reinheit? Die göttliche Unschuld, für die eigentlich der Schwan steht? Zusätzlich wird der Junge auch in die Handlung einbezogen, in dem Kundry (die Verführerin, die aber der Mutter ähnelt) oder Gurnemanz ihn ansingen anstatt den erwachsenen Parsifal. Und ganz zum Schluss, als wir knapp 100 Jahre deutscher Geschichte hinter uns haben, steht er mit Gurnemanz und Kundry, die eigentlich dahinscheidet, plakativ als deutsche Kleinfamilie am Bühnenrand und schaut uns an.


©Bayreuther Festspiele (Enrico Nawrath/Jörg Schulze)

Die Werksgeschichte Parsifals wird eher angedeutet als groß aufgetischt: Wir sehen das Bühnenbild der Uraufführung als Gralsburg – und dann kommt zu Beginn des 3. Akts etwas, was ich nie und nimmer ohne den Vortrag erkannt hätte. Ich komme darauf zurück. Der 1. Akt zeigt das wilhelminische Deutschland, die Damen tragen Korsetts, die Herren wahlweise Uniform, Burschenschafter-Outfits oder die üblichen Anzüge des Großbürgertums. Ein Chormitglied ähnelt dem Kaiser, und nach und nach mischen sich Pickelhauben unter die Menschen. Schließlich laufen Filme, die die Generalmobilmachung zeigen – der Weg in den Krieg wird beschritten, und der 1. Akt endet mit dem 1. Weltkrieg bzw. der Vertreibung von Parsifal aus der Gralsburg. Wir haben den Erlöser (in uns) nicht erkannt.

Im 2. Akt befinden wir uns in den 20er Jahren – aus Lazarettschwestern werden Revuegirls, eine Kamera in der Bühnenmitte erinnert an das neue Medium. In Klingsors Zaubergarten ist das Zwitterwesen Klingsor ein Transvestit, dessen Oberkörper mit einem Smoking bekleidet ist und dessen Unterleib in Netzstrümpfen steckt. Kundry verwandelt sich vom wilhelminischen Dienstmädchen in die rothaarige Mutter und schließlich in Marlene Dietrich, der Parsifal schließlich erliegt. Beim ersten Kuss wird er „sehend“ und wird vom unwissenden Knaben zum Mann. Dumm, dass er auf seinem Weg zur Erkenntnis das Deutsche Reich nicht mitnehmen kann, denn aus den mit Koffern bestückten Menschen, die ich bis dahin als Große-Depressions-Statisten wahrgenommen habe, werden nun Juden, die auf ihren Abtransport warten. SS-Männer stürmen die Bühne, der Adler in der Bühnenmitte trägt ein Hakenkreuz in seinen Klauen, und plötzlich entrollen sich vier riesige Hakenkreuzfahnen.

Das Bild hatte ich vorher schon gesehen, und ich wusste, dass es kommt, aber ich muss gestehen, dass es mich schier überwältigt hat, dieses Symbol zu selbstverständlich in verdammt groß direkt vor der Nase zu haben. Klar sind wir durch Schulunterricht etc. darauf gedrillt, davon abgeschreckt zu sein, aber ich war wirklich erstaunt davon, wie groß meine Abscheu und auch meine Angst waren, plötzlich mitten in dieser Szene zu sitzen. Für diese wenigen Sekunden, bevor das Deutsche Reich mit seinen verdammten Standarten den Bach runterging, habe ich meinen Sitzplatz verflucht; ich hatte nie einen besseren: 3. Reihe, direkt in der Mitte, aber jetzt gerade wäre ich gerne 20 Reihen weiter hinten gewesen. Vielleicht hätte ich mich dann auch nicht so erschreckt, als der Reichsadler von der Bühne gesprengt wurde, ganz so wie es die Alliierten in Nürnberg mit dem Vogel über dem Reichsparteitagsgelände gemacht haben. Eine Explosion, die Fahnen gingen zu Boden, die Soldaten ebenso – und vorne auf Wagners Grabplatte stürzte die Mauer ein.


©Bayreuther Festspiele (Enrico Nawrath/Jörg Schulze)

Und dann kam der 3. Akt und mit ihm eine, wie ich finde, große Verbeugung. 1951 wurden die Festspiele wieder eröffnet, Wieland und Wolfgang Wagner übernahmen von ihrer Mutter Winifred, die bis zu ihrem Tod von ihrem Kumpel Adolf schwärmte. Besonders Wieland erwies sich als sehr innovativer Regisseur, der es schaffte, Bayreuth aus dem sehr tiefen, braunen Sumpf zu ziehen, in das es sich selbst geritten hatte. Auf dem Vorhang erscheint eine Einblendung von 1951, in der Wieland und Wolfgang das Publikum bitten, von politischen Diskussionen auf dem Grünen Hügel abzusehen. „Hier gilt’s der Kunst.“ Um den Schnitt noch deutlicher zu machen, hat Herheim einen Teil der Wieland’schen Parsifal-Inszenierung von 1951 übernommen. Größer hätte der Kontrast kaum ausfallen können. Wo bis eben ein fast ständiges Kommen und Gehen und Erscheinen und Verschwinden herrschte, erstarrt die Szenerie nun in bedeutungsvollen Gesten und einer fast leeren Bühne. Einzig der Ring, der aus der Wieland-Inszenierung stammt, ist noch da; selbst das Bett ist zerstört, aus dem so viel Gutes und Schlechtes entsprang.

Und: Sobald der Vorhang sich für den 3. Akt öffnete, sah man: eine weitere Bayreuther Bühne, die genau derjenigen entsprach, die wir jetzt gerade anschauten. Theater im Theater. Auf dieser zweiten Bühne sahen wir die Neuauflage von Wielands Parsifal, bevor ein letzter Szenenwechsel uns in den, ich konnte es selbst kaum glauben, deutschen Bundestag der 50er Jahre führte. Die klassischen schwarzen Bänke mit ihren präsenten Nieten, in der Mitte ein Pult mit Mikrofon, an dem Amfortas nun die Totenfeier für seinen Vater Titurel beginnt. Dessen Sarg ist in die bundesrepublikanische Flagge eingehüllt, und über allem schwebt ein riesiger Spiegel, der auch den Bundesadler inmitten des Rings zeigt. Und genau dieser Spiegel erzeugte dann auch den Effekt, der mich völlig umgehauen hat. Parsifal tritt auf und schließt Amfortas’ Wunde, die ihm Klingsor zugefügt hatte – er erlöst damit Amfortas und wird selbst zum Gralshüter. Könnte also alles in Ordnung sein, wir haben wieder einen starken Mann, aber stattdessen versinken der Bundesadler und Parsifal im nun unter Wasser stehenden Ring, und der Spiegel bewegt sich.

Zunächst zeigt er das sonst stets unsichtbare Orchester und den Dirigenten im Graben und reißt damit die vierte Wand ein, die uns als Publikum wohlig-entspannt von der Handlung auf der Bühne trennt. Und dann zeigt er uns; Scheinwerfer beleuchten den Saal, und zu der erlösenden Musik wird klar, dass wir unseren Sauhaufen eben selbst wieder abtragen müssen und dass uns das niemand abnimmt. Um mich war es zu diesem Zeitpunkt längst geschehen; bei der Ouvertüre heule ich sowieso immer, ganz gleich, in welchem Opernhaus ich sitze, und mich jetzt selbst inmitten von 2.000 Menschen zu sehen und Teil einer Inszenierung zu werden, hat mich überwältigt. Klingt total bescheuert, weiß ich auch, aber bei mir war kurz vor Schluss alles vorbei, ich schniefte fassungslos vor mich hin und wollte auch erstmal überhaupt nicht klatschen, sondern nur hier sitzen und schweigen, so sehr hatten mich Musik und Bildergewitter erwischt.


©Bayreuther Festspiele (Enrico Nawrath/Jörg Schulze)

Aber das klappt in der Oper ja nie. Wo es im Lohengrin nur Jubel gab, brüllte hier jemand ein vereinzeltes „Buh“ in die Stille, bevor er niedergeklatscht wurde. Ich war noch mit Tränentrocknen und Schweigen beschäftigt und verpasste daher die ersten paar Vorhänge, bevor ich dann auch der gesamten Mannschaft einen verdienten Applaus spendete. Simon O’Neill war ein sehr klarer, straighter Parsifal, Kwangchul Youn als Gurnemanz überstand sogar seine ewigen Monologe mit Bravour (und ohne dass ich anfing, über Essen oder das Universum nachzudenken). Detlef Roth wankte als Amfortas gefasst und gleichzeitig kurz vor dem Exitus über die Bühne und blieb dabei stets ergreifend, aber umgehauen hat mich Susan Maclean als Kundry. Leidenschaftlich, zerrissen, flehend, verführend, alles dabei, alles toll.

Das einzige, was mir den Abend ein winziges My verleidet hat, war die Länge. In jeder Wagner-Oper gibt es einen Akt, bei dem der Mann nie zum Punkt kommt und ich latent quengelig werde. Bei den Meistersingern könnte von mir aus der 3. Akt 20 Minuten kürzer sein, bei Tristan und Isolde der 2., und im Parsifal strengt mich der 1. am meisten an. Im Festspielhaus unter der Leitung von Daniele Gatti dauerte er 1.52. An diesem Abend hörte ich noch die Story von James Levine, der es mal geschafft hat, das Ding auf 2.20 auszudehnen. Ja, der Parsifal ist weihevoll und getragen, aber es hat sich für mich des Öfteren angefühlt, als würden wir in Kaugummi stecken. Das mag allerdings dem Umstand geschuldet sein, dass ich schon eine Oper im Kreuz hatte und keine 24 Stunden später meine Wirbelsäule schon wieder mit dem Folterstühlchen im Festspielhaus quälen musste. Aber selbst das konnte meine Begeisterung kaum trüben. Ich entschlüssele seit Mittwoch abend nach und nach die Aufführung, manche Details fallen mir wahrscheinlich erst ein, sobald ich diesen Eintrag online stelle, manche habe ich schon vergessen, und ich weiß, dass sie irgendwann wieder aufpoppen, wahrscheinlich, wenn ich einen anderen Parsifal sehe. Die Bilder hallen immer noch in mir nach und ich hoffe sehr, dass diese Aufführung auf DVD erscheinen wird. Die Stefan-Herheim-Appreciation-Group auf Facebook hat schon eine Petition gestartet.

Der Guardian über Stefan Herheim’s Wagner Revolution.

Parsifal verstehen, Teil 1, Teil 2, mit dem Dramaturg der Herheim-Inszenierung, Alexander Meier-Dörzenbach. Heike Scheele spricht über ihr Bühnenbild, so geht’s backstage zu; ein Zusammenschnitt von Spiegel TV-Making-of: Teil 1, Teil 2.

For everything Wagner: Wagneropera.net

Und nebenbei: die wunderbare Freyer-Produktion von Eugen Onegin gibt’s im Februar 2012 nochmal in Berlin zu sehen. Hingehen.

„Ja gibt es denn kein Buch mehr auf der Welt, an das ich mich erinnere? Die beiden roten Bände dort, die dicken mit den roten Stoffähnchen, die muß ich doch noch kennen, die kommen mir vertraut vor wie alte Möbel, die habe ich gelesen, gelebt habe ich in diesen Bänden, wochenlang, vor gar nicht allzu langer Zeit, was ist denn das, wie heißt denn das? “Die Dämonen”. Soso. Aha. Interessant. – Und der Autor? F.M. Dostojewskij. Hm. Tja. Mir scheint, ich erinne mich vage: Das Ganze spielt, glaube ich, im 19. Jahrhundert, und im zweiten Band erschießt sich jemand mit einer Pistole. Mehr wüßte ich darüber nicht zu sagen. Ich sinke auf meinen Schreibtischstuhl nieder. Es ist eine Schande, es ist ein Skandal. Seit dreißig Jahren kann ich lesen, habe, wenn nicht viel, so doch einiges gelesen, und alles, was mir davon bleibt, ist die sehr ungefähre Erinnerung, daß im zweiten Band eines tausend Seiten starken Romans sich irgend jemand mit einer Pistole erschießt.“

Patrick Süskind, Amnesie in litteris, via Martin Vogels Kommentar auf meinen G+-Eintrag)

Bayreuth 2011: Lohengrin

Das letzte Mal war ich 2005 in Bayreuth – wenn Sie sich den Eintrag dazu mal eben durchlesen möchten? Ich warte. (Jeopardy-Musik) Fertig? Gut, dann kann ich ja jetzt die Basics des Festspielerlebens voraussetzen.

Nach den beiden letzten Inszenierungen war ich eher genervt von der ganzen Bayreuth-Chose, auch weil ich damals bereits zum vierten Mal da war, mein Rücken allmählich richtig von den Stühlchen erledigt war und ich auch so langsam einen Wagner-Overkill zu bekommen drohte. In den letzten Jahren erweiterte ich dann allmählich mein Opern-Repertoire um (vor allem) Puccini und Tschaikowsky, hörte in Donizetti rein, gab Mozart eine letzte Chance (es geht einfach nicht), merkte aber generell: Hey, andere Menschen schreiben auch schöne Opern. Von Richard sah ich gerade mal den Holländer (die Einstiegsdroge für Newbies – dauert nur gut zwei Stunden und ist noch sehr in der klassischen Operntradition geschrieben), das Rheingold (auch so’n kurzes Ding) und eine Bayreuth-Übertragung als Stream (Meistersinger). Diese Quasi-Wagner-Pause hat anscheinend sehr gut getan, denn als ich diesmal erfuhr, dass mein Mütterchen und ich wieder Karten bekämen – für Lohengrin und Parsifal –, habe ich mich sehr gefreut.

(Festspielbilder dürfen laut der Webseite nicht im Internet verbreitet werden, und der Abdruck im Print kostet Schotter – vielleicht klicken Sie da mal kurz rüber, um sich anzugucken, wovon ich jetzt ein bisschen schreibe. 2010, 2011. Ich habe für diesen Eintrag mein total legal erworbenes Programmheft abfotografiert und hoffe, dass das unter Zitatrecht fällt. Was weiß denn ich.)

Die Lohengrin-Inszenierung von Hans Neuenfels stammt vom letzten Jahr, daher wusste ich schon, was uns auf der Bühne erwartet: Ratten. Die wie immer wundervollen und FANTASTISCH LAUTEN Chöre steckten komplett in Rattenkostümen und bewegten sich dementsprechend: Da wurden Barthaare geputzt, es wurde sich hinter den Öhrchen gekratzt, die Vorderpfötchen suchten irgendwas in der Luft, und die Schwänze wedelten bei jeder Körperdrehung. Das ist schon ein sehr hübsches Bild, wenn geschätzt 50 mannsgroße Ratten Zeilen wie „Wohlauf! Mit Gott für Deutschen Reiches Ehr!“ schmettern.

Die Bühne ist ein übergroßes Labor, in dem die Ratten von blau gewandeten Statisten in Schach gehalten werden. Meistens jedenfalls, denn in einem Zwischenspiel behielten die Ratten mal die Oberhand, verjagten ihre Versuchsanordner und gaben sich dafür ein cooles High-Five. Aber im Prinzip habe ich die Inszenierung so verstanden: Wir sind alle Teil eines Versuchs, den irgendetwas oder irgendjemand mit uns durchführt. Und dann entsteht im Versuchsaufbau plötzlich eine Krisensituation – Elsa wird von Fiesling Telramund beschuldigt, ihren Bruder getötet zu haben. Sie bestreitet es, König Heinrich fragt, ob sie einen Fürsprecher habe, woraufhin sie von einem Ritter erzählt, der ihr im Traum erschienen sei. Auf einem Schwan. (Ja, die Zeile „Mein lieber Schwan“ stammt aus dem Lohengrin und ist eine sehr zärtliche Stelle.) Ein paar Liedzeilen weiter taucht eben dieser Ritter auf, verteidigt Elsas Ehre und bittet, wenn er schon mal da ist, auch gleich um ihre Hand. Aber das alles nur unter einer Bedingung: „Nie sollst du mich befragen, noch Wissens Sorge tragen, woher ich kam der Fahrt, noch wie mein Nam’ und Art!“ Im Klartext: Der gute Mann will seinen Namen nicht preisgeben, aber im Gegenzug rettet er dafür Brabant und den memmigen König vor Telramund und seiner giftigen, galligen Gattin Ortrud.


©Bayreuther Festspiele (Enrico Nawrath/Jörg Schulze)

Besonders der König (Georg Zeppenfeld) hat mir sehr gut gefallen, auch weil er seine schwächliche Rolle sehr clever gespielt hat. Ständig wird er gestützt, er kann kaum geradeaus gehen, ohne umzufallen, er klettert ängstlich hinter seinen Thron, der aussieht wie von Ikea, sobald irgendjemand etwas von ihm will, und seine Krone ist aus schwarzem Filz anstatt aus ehrfuchtsgebietendem Metall. Gegenspieler Telramund (Tómas Tómasson) darf in silbrig-glitzerndem Anzug ein bisschen pseudoprotzen und Macht vortäuschen, die er nicht hat, aber noch viel toller war Ortrud (Petra Lang). Das sieht man dem verlinkten Foto überhaupt nicht an, aber meine Güte! war die Dame verbissen darauf, Einfluss zu gewinnen. Wenn sie nicht sang, verknautschte sich ihr ganzes Gesicht zu einer einzigen Haben!HABEN!-Grimasse, die mich an irgendwas erinnerte, ich kam bloß nicht drauf, was. Mein charmanter Begleiter (Mama hatte die Karte aus Gründen abgegeben) wusste es und sagte es mir in der Pause: Sie sah ganz in echt und wirklich und wahrhaftig haargenau so aus wie Grace van Cutsem. Zumindest aus unserer Perspektive: Wir saßen extrem gut gelaunt in der zweiten Reihe, ein bisschen seitlich, aber scheißegal: zweite Reihe, Baby.


©Bayreuther Festspiele (Enrico Nawrath/Jörg Schulze)

Stimmlich fand ich alle drei großartig. Sowohl Zeppenfeld als auch Tómasson haben äußerst verständlich gesungen, und selbst Lang hatte Momente, in denen ich wusste, was sie von sich gab, was bei allem über Alt ja leider meist Glückssache ist. Aber sie hat von Anfang bis Ende eine solche Aggressivität und Besessenheit in ihre Stimme gelegt, dass man sich ihr überhaupt nicht entziehen konnte. Ich war schwer beeindruckt. Von der guten Elsa (Astrid Weber) leider etwas weniger. Sie blieb recht farblos; hübsch, adrett, unauffällig, was natürlich auch an der Rolle liegt, aber trotzdem – das einzige, was ich ihr gerne abgenommen habe, waren die Szenen, die sie alleine mit Lohengrin (Klaus Florian Vogt) hat, denn ihm war sie absolut ebenbürtig. Was wiederum an Vogt lag, der eine sehr weiche, lyrische Stimme hat. Er klingt für mich nicht wie der üblich schmetternde Heldentenor, sondern singt den Lohengrin romantisch, einfühlsam, fast vorsichtig. Klar kann er auch laut werden, und das tut er auch, aber ich war sehr von seiner sanften Stimme überrascht, die ich vorher noch nicht kannte. Das war für mich ein sehr neuer Lohengrin, und er hat mir ausnehmend gut gefallen.

(Wenn Sie vergleichen wollen: Vogt in einer anderen Inszenierung als Lohengrin; Bild und Ton sind leider nicht synchron. Als Gegenstück: René Kollo, der für mich mehr geradeaus klingt. Auch toll, aber eben anders. Bonustrack: Jonas Kaufmann, der die Rolle im letzten Jahr gesungen hat und den ich nicht ganz so mag.)

Und das ganze Drumherum gefiel mir noch mehr. Die Ratten schälen sich irgendwann aus ihren Kostümen, und darunter tragen sie zum Beispiel knallgelbe Anzüge. Keine Ahnung, warum, sah aber großartig aus. Die Rattenhüllen landen an Garderobehaken, die aus der Decke gefahren kommen, und irgendwann brüllt der vielstimmige, gelbe Chor ins Publikum, während über ihren Köpfen Häute und Schwänze baumeln. Vielleicht haben wir, die Versuchstiere, eben doch ab und zu einen eigenen Willen, eine individuelle Persönlichkeit, streifen kurz unser gesellschaftlich akzeptiertes Kleid ab, laufen wie Kanarienvögel rum – bis uns jemand zurück in den Käfig scheucht und wir wieder Schwänze haben.

Die Bühne war sehr hell erleuchtet, viel Neon, viel weiß, sehr klare Linien, immer schön an der Zentralperspektive ausgerichtet – wie ein Labor eben. Rechte Winkel, klare Aufgabenverteilungen, bloß keine Ausreißer. Deswegen habe ich mich besonders über eine pinkfarbene Ratte gefreut. Wieder ein Zwischenspiel, das Neuenfels irgendwie bebildern wollte, und so kommen acht rosafarbene Kinderratten auf die Bühne, die irgendwas Putziges tanzen. Bis auf eine Ratte, denn sie imitiert Uma Thurman aus Pulp Fiction, worauf sie von der Anführerin eins mit dem Schirmchen aufs Köpfchen kriegt, während ich mich im Zuschauerraum sehr zusammenreißen musste, um nicht allzu laut zu lachen. Im Nachhinein würde ich gerne wissen, wieviel Prozent des Festspielpublikums diese Referenz entdeckt haben. Es ist meiner Meinung nach schon jünger geworden, aber mit 42 reißt man den Schnitt dann doch sehr nach unten. (Und mein Begleiter war noch jünger!)


©Bayreuther Festspiele (Enrico Nawrath/Jörg Schulze)

Uma war schon ein sehr schöner Moment, aber der schönste war der Schluss. (Der drittschönste war das Vorspiel, bei dem ich natürlich angefangen habe zu weinen, aber hey, das liegt am Vorspiel.) Normalerweise kann sich ja kein Opernpublikum beherrschen, bis die letzten Töne verklungen sind, bevor geklatscht und gebuht wird. Gefühlt will jeder der erste sein, der seine Meinung kund tut, und in Bayreuth ist das nicht anders. Und ich, ich Harmoniepuschel, will nach den letzten Tönen ein, zwei, zehn Augenblicke der Ruhe und Einkehr haben, um aus der Oper aufzutauchen und wieder im Zuschauerraum zu landen. Neuenfels und mein Mit-Publikum haben mir beim Lohengrin ein absolutes Geschenk gemacht. Chöre und Orchester blasen nochmal richtig Attacke, bevor der Schlussakkord kracht, und normalerweise könnte man dann halt losklatschen. Hier marschiert Lohengrin aber von der Bühnenmitte in Richtung Orchester bzw. Zuschauerraum – und er bleibt nicht stehen, obwohl die Musik vorbei ist. Er geht einfach weiter auf uns zu, langsam und zielstrebig, bei voll erleuchteter Bühne – und erst nach mehreren, fast unendlich scheinenden Sekunden erlöscht das Licht. Und selbst jetzt warteten die Schnellklatscher lieber noch ein paar Momente, falls doch noch was passierte. Es war aber wirklich Schluss, die Applausmaschine rollte, die Bravo-Rufe wurden laut, und ich war sehr, sehr glücklich über diese kurzen Augenblicke von purer, spannungsgeladener Stille. Das habe ich noch nie in der Oper erlebt, und ich werde mich noch sehr lange daran erinnern.

(Tat auch nicht weh, dass Vogt in schwarz und schlicht und V-Ausschnitt und blauen Augen und blonder Wallemähne in meinen tränenverhangenen Augen wie Marcus Schenkenberg aussah und quasi auf mich zukam. Nee, war schon in Ordnung.)

Ihr könnt tollerweise dieses Wunderwerk auch sehen und zwar entweder per Livestream im Internet oder bei arte, beides am 14. August. Ich bin wieder dabei. (Falls da nicht Bayern spielt.)

Twitter-Lieblinge Juli 2011

Bücher Juli 2011

Johann Wolfgang von Goethe – Italienische Reise

Über Klassiker zu schreiben, ist immer ein bisschen müßig, weil jede_r sich die Wikipedia dazu durchlesen kann oder Königs Erläuterungen. Ich persönlich fand die Italienische Reise perfekt für mich und den jetzigen Zeitpunkt, weil sie meine eigene Romreise so schön verlängert hat. Anscheinend hat sich in den letzten 250 Jahren nicht so wahnsinnig viel in Rom geändert; daher konnte ich viele von Goethes Wegen nachvollziehen bzw. war an einigen Orten, an denen er auch war. Es war faszinierend zu lesen, dass ich anscheinend nicht die einzige bin, die völlig überfordert von so viel Schönheit vor Michelangelo und Raffael steht, auch wenn der Herr Geheimrat seine Überforderung in eindeutig bessere Formulierungen gießen kann als ich es je könnte.

Goethe schreibt aber nicht nur über die (laut ihm) viel zu schnelle Reise von Karlsbad nach Italien – diese neumodischen Kutschen machen das Reisen aber auch echt stressig –, sondern auch über simple Alltagsbeobachtungen. Er beschreibt, was die Pferde zu fressen bekommen, das Wetter, seine Gesteinsproben, wie die Arbeit an Iphigenie, Tasso und Egmont voranschreitet, dass Tischbein manchmal nervt, wie Pompeji so aussieht und wie die 117. Kirche sich von der 116. unterscheidet, die er anguckt. Also genau mein Ding. Wundervoll, zeitlos, atmosphärisch.

Die oben verlinkte, sogenannte Hamburger Ausgabe hat einen hervorragenden Anhang, der so ziemlich jede Anspielung, Person und jedes Gebäude und Kunstwerk erklärt, über derdiedas Goethe schreibt, aber: Seine zahlreichen Zitate oder Anmerkungen auf italienisch, französisch oder lateinisch werden fieserweise nicht übersetzt. Die kriegt man aber mit einem Mittelmaß an Bildung auch so hin. (Oder ignoriert sie einfach.)

(Vollständiger Text beim Gutenberg-Projekt)

Ed Brubaker/Greg Rucka – Gotham Central 5: Dead Robin

Es ist zwar eine blöde Idee, mit einer Comicserie im fünften Band anzufangen, aber nach ein paar Seiten konnte ich das Ding leider nicht mehr weglegen. Was steht das auch so prominent beim Kerl im Regal. Gotham Central nutzt die üblichen Superhelden eher als Tapete und beschäftigt sich mit „normaler“ Polizeiarbeit, die eben zufällig dort stattfindet, wo Batman und der Joker und Two-Face rumlaufen. In Dead Robin wird die Leiche eines Jungen gefunden, der Robin sein könnte – oder auch nicht. Gute Zeichnungen, leider etwas klischeeige Dialoge mit dem üblichen brummigen Cop-Slang, und das Ende war dann auch ein bisschen faul, aber es hat locker gereicht, um mich den nächsten Band vom Kerl klauen zu lassen:

Ed Brubaker/Greg Rucka – Gotham Central 2: Half a Life

Der gefiel mir schon weitaus besser. Auch hier fehlt mir zwar der Anfang der großen Story, die sich über 50 Hefte zieht und blöderweise in zwei verschieden gestaffelten Sammlungen erhältlich ist, aber so schlimm war’s nicht. Dass Two-Face ein ungesundes Interesse an Lieutenant Montoya entwickelt und sie so in ein Verbrechen zieht, treibt die Story auch ohne Vorwissen prima voran. In den ersten Heften haben mir die Zeichnungen überhaupt nicht gefallen, der Rest des Bandes war aber gut. Die Serie muss ich dann wohl oder übel ganz lesen. (Aber jetzt muss ich dafür bezahlen, denn mehr als die beiden Bücher besitzt der Kerl nicht. Mist.)

Katharina Greve – Ein Mann geht an die Decke

Schön, schön, SCHÖN. Das war wieder einer von den Comics, die ich gerne jedem aufdrängen will, der oder die im Bus neben mir sitzt, hinter mir in der Kassenschlange steht oder mit mir ein Büro teilt. Es geht nicht um Superhelden oder den Weltuntergang, sondern um einen Fahrstuhlführer im Berliner Fernsehturm, dessen Frau die gemeinsame Wohnung mit Kisten vollstellt und mit der er abends Kreuzworträtsel löst. Ja, genau. Eat this, Alan Moore. Natürlich geht es noch um viel mehr, um innere Sehnsucht, neue Perspektiven und der Besinnung auf die Dinge, die uns eben glücklich machen, aber das spielt sich fast alles im Fernsehturm ab, in dem anscheinend mehr schlummert als wir alle wissen. Die Zeichnungen sind schlicht und fein, über die leichten und perfekt formulierten Dialoge habe ich mich in jedem Panel gefreut, und als ich das Büchlein durchgelesen hatte, habe ich sofort nochmal von vorne angefangen. Solltet ihr auch tun.

(Leseprobe auf der offiziellen Webseite zum Buch)

Grant Morrison/John J. Muth – The Mystery Play

Noch ein schöner Comic, allerdings eine ganz andere Ecke. Fast fotografisch anmutende Bilder, sehr viel Farbigkeit und Hintergrund und Dialoge, die eher Pamphlete sind als Sätze. In einer englischen Kleinstadt wird ein Theaterstück aufgeführt, das auf der Bibel beruht. Mitten in der Vorstellung wird der Darsteller des Gott ermordet, was so schöne Sätze wie „Who killed God“ nach sich zieht. Eine Journalistin befasst sich mit dem Fall, ein Kriminalbeamter aus einem anderen Ort ebenfalls, und beide entdecken während der Recherche mehr als sie vielleicht ahnten und wollten.

Ich fand den Comic sehr stimmungsvoll, und gerade weil er eher andeutet als auflöst, sehr spannend und anregend.

Hanns-Josef Ortheil – Faustinas Küsse

Und noch ein Rom-Buch (das hört anscheinend so schnell nicht wieder auf, sorry). Von Ortheil habe ich in den letzten beiden Monaten zwei Bücher gelesen und gerade den Wunschzettel mit drei, vier weiteren seiner Werke bestückt. Mir gefällt sein Stil sehr, sehr gut; vielleicht ein bisschen spröde, die Dialoge komplett „geschrieben“ und nicht gesprochen, aber genau das fand ich – für mich selbst überraschend – ganz wunderbar. Faustinas Küsse bezieht sich auf Goethes Italienische Reise, aber man muss das Ding nicht gelesen haben, um an Faustina Gefallen zu finden. Hier wird Goethes Romaufenthalt aus der Perspektive von Giovanni Beri erzählt, einem Handlanger, der sich selbst den Auftrag gibt, Goethe hinterher zu spionieren, um von der Kirche dafür Geld zu bekommen. Ohne dass er weiß, wen er vor sich hat, beginnt er, Goethe und seine Begleitung zu beobachten. Wenn man die Italienische Reise gelesen hat, findet man viele Dinge wieder, und das macht das Buch sehr charmant, aber wie gesagt, die Story um Beri, der den Schriftsteller zunächst für völlig bescheuert hält und erst sehr spät merkt, wie sehr er ihm inzwischen persönlich bedeutet, funktioniert auch ohne jede Sekundärliteratur.

Laura Hillenbrand – Unbroken: A World War II Story of Survival, Resilience, and Redemption

Totales Kontrastprogramm zum restlichen Kuschelmonat. Unbroken ist eine ziemlich gelungene Biografie über Louis Zamperini, ein Teilnehmer der Olympischen Spiele von 1936, der beim Kriegseintritt der USA als Bombardier im Pazifik stationiert wird. Bei einem Einsatz stürzt seine Maschine ins Meer, er rettet sich mit Kameraden in ein Boot, und gemeinsam treiben sie über 40 Tage im Meer, nur um direkt in japanischer Kriegsgefangenschaft zu landen, die sich als noch schlimmer heraustellen sollte als gegen Haie, Hitze, Hunger und Durst zu kämpfen.

So anstrengend ich den Inhalt fand, so begeistert war ich vom Schreibstil Hillenbrands, die mich sehr plastisch an Bord einer B-29 nahm, ins Kalifornien der 20er und 30 Jahre, auf eine Aschenbahn in Berlin und leider auch ins kriegsgeschüttelte Japan. Die Beschreibungen der vielfältigen Grausamkeiten sind manchmal nur schwer zu ertragen, und das Wissen, dass Louis das alles überlebt – der Mann feierte dieses Jahr seinen 94. Geburtstag –, macht es leider auch nicht besser. Außerdem bleibt Louis seltsamerweise fast ein bisschen konturlos – ja, ich habe verstanden, wie leidensfähig der Mann ist, aber trotzdem habe ich von seinen vielen Mitgefangenen und Folterknechten fast ein besseres Bild bekommen.

(Leseprobe bei amazon.de)

Jacob Burckhardt – Die Kultur der Renaissance in Italien

Ich zitiere mal den Klappentext: „Jacob Burckhardts Kultur der Renaissance in Italien ist ein klassisches Beispiel großer kulturhistorischer Literatur; ihr Thema ist eine Epoche, die als das leuchtendste Kapitel europäischer Kulturgeschichte gelten darf. In sechs Abschnitten entwirft Burckhardt anhand der originalen lateinischen und italienischen Quellen die Konturen und Gestaltungsformen des uomo universale. Zu den zentralen Aspekten gehören dabei die Ausbildung des modernen Individuums, die neuartige Entdeckung der Welt und des Menschen in Reisen, in Naturforschung und Landschaftswahrnehmung, aber auch die Formen der höheren Geselligkeit, die Burckhardt am Beispiel des Höflings und der Stellung der gebildeten Frau plastisch verdeutlicht.“

Klingt super. Hatte ich mir deswegen auch gekauft, auch wenn das Buch schon von 1860 ist. Das war auch gar nicht mein Problem damit, sondern das Vorwissen bzw. das manchmal nicht vorhandene. Kultur ist kein Geschichtsbuch, was ich eigentlich hätte haben wollen, sondern eher ein sehr, sehr langer Gedankenfluss, in dem Namen, Daten und Ereignisse aus zwei Jahrhunderten lustig eingeflochten wurden. Ich muss im Nachhinein die Michelangelo-Romanbiografie noch etwas höher loben als ich das letzten Monat getan habe, denn anscheinend ist da doch ne Menge hängengeblieben bzw. wurde mir in dem Buch schon viel mehr über die politischen und kulturellen Verhältnisse in Italien um 1500 erzählt als mir bewusst war. Vieles kannte ich jedenfalls aus jenem Buch, aber trotzdem war die Wikipedia so ziemlich dauernd geöffnet, ganz gleich in welchem Kapitel ich mich in Kultur gerade befand. Außerdem war mir das Verhältnis einiger Themen zu anderen ein bisschen rätselhaft – so wird, wie oben erwähnt, zwar die Stellung der gebildeten Frau beschrieben, aber der Abschnitt über Festwägen und Prunkzüge zum Karneval ist ungefähr dreimal so lang. Nichts gegen Festwägen, aber: äh. Nun ja. Ich habe mich durch dieses Buch eher pflichtschuldig durchgewühlt und nach 350 von 450 Seiten aufgegeben.

(Vollständiger Text beim Gutenberg-Projekt)