Tagebuch Donnerstag, 1. November 2018 – Feiertag

Mittwoch abend gemeinsam eingeschlafen, endlich mal wieder.

Morgens keine FAZ auf Papier gelesen, denn wegen Allerheiligen wurde sie hier in Bayern nicht geliefert. Stattdessen bekam ich aber netterweise per Mail einen Code zum Download des ePaper bzw. der digitalen Ausgabe. Also las ich die auf dem iPhone, während F. noch ein bisschen länger döste, und weiß nun wieder, warum ich das Ding auf Papier haben will: Ich mag den schnellen Überblick über eine ganze Seite und dann das gezielte Eintauchen in einen Artikel anstatt am Smartphone ewig rumzuscrollen und auf Teaser zu klicken.

Frühstück im Café Puck. Ich wollte gleichzeitig etwas Süßes und etwas Herzhaftes und am besten noch etwas Frisches, wofür ein American Breakfast mit Pancakes, Rührei und Würstchen sowie einem Berg Obst am Tellerrand genau das richtige war. Dazu Milchkaffee und Apfelschorle. Danach war ich den ganzen Tag satt. (Okay, ein paar Spekulatius und Lebkuchenherzen haben noch reingepasst. Und die übliche Kanne Tee.)


Wir sind uns einig, dass das ein umetikettierter Osterhase ist, oder? Netter Versuch, Lindt.

Mittags eine Mail von einem Designbüro in Hamburg bekommen, mit dem ich gerade auf einem Kunden zusammenarbeite, der in Nordrhein-Westfalen sitzt. Kunde und ich hatten also eigentlich Feiertag, aber anscheinend waren doch alle am Rechner. Mail beantwortet.

In den letzten zwei Wochen haben mich gleich mehrere Leute auf meine Diss angesprochen. Bis vor Kurzem saß ich in einem fiesen Motivationsloch, vor allem, seit die Erben von Grossberg es abgelehnt hatten, mich in seinen Nachlass gucken zu lassen. Ich habe dann zwar das, was ich schon über Protzen herausgefunden hatte, in einen anderen Kontext gedengelt und auch schon eine Mail an meinen Doktorvater geschickt, aber das war Ende Juli. Seitdem hatte ich den Umzug und die Arbeit für Geld im Kopf und war nebenbei schlicht bockig. An schlechten Tagen denke ich, dass die Diss total egal ist, weil ich weiß, dass ich beruflich nichts mehr mit ihr anfangen werde können. Dann denke ich so selbstsabotierende Dinge wie, ach, rumliegen und Serien gucken ist ja auch super anstatt im ZI zu sitzen und über Zeug zu brüten, das eh niemand interessiert.

Als aber nun in den letzten Wochen Leute nachfragten und ich erklären musste, wo es denn hingehen soll, merkte ich, dass die Bockigkeit weg war. Stattdessen hatte ich wieder Lust, über das Thema zu sprechen und freute mich auch, darüber sprechen zu können. Wenn Leute nachfragen, ist das immer ein gutes Zeichen; also wenn nach der höflichen Einstiegsfrage noch weitere kommen, die zeigen, dass da wirklich jemand wissen will, was ich so mache. Das hat mich gefreut und auch beruhigt, dass ich anscheinend wieder Lust auf das Thema habe.

Die verdammten Instagram-Videos aus dem Prado haben unter anderem dafür gesorgt, dass ich mit Babbel Spanisch lerne (oder es wenigstens versuche). Duolingo macht mich wahnsinnig mit seinen komplett quatschigen Sätzen, das hatte ich mal für Französisch, habe es aber schnell gelassen. Keine Ahnung, ob die anfängliche Faszination lange hält, aber ich habe mir ein Drei-Monats-Abo von Babbel gegönnt und klicke abends meist eine Lektion durch und wiederhole ein bisschen. Ich merke aber jetzt schon, dass ich dringend eine Grammatik brauche, und ich hätte auch gern ein Übungsbuch. Ich lerne wirklich besser mit Vokabelkarten und Lückentexten auf Papier, obwohl Babbel das echt schon gut macht. Empfehlungen werden gerne entgegengenommen.

Und guckt euch die Live-Videos vom Prado an, solange sie noch da sind! So gut wie jeden Morgen stellt ein Kurator ein Werk vor und erzählt einfach zehn Minuten lang was. Man sieht nichts außer den Raum, in dem das Bild oder die Skulptur steht, geht dann näher ran und hört jemandem zu, der Spanisch spricht. Mehr kann ich nicht sagen, außer dass das bei mir anscheinend gereicht hat, spanische Vokabeln lernen zu wollen. Verdammtes Social-Media-Gedöns!

(<3 Prado!)

A Hundred Years After the Armistice

Der New Yorker empfiehlt Bücher zum Ende des Ersten Weltkriegs – oder rät von ihnen ab. Ich fand den Artikel auch deshalb gut, weil er Kriegsende sowie Nachkriegs- bzw. Zwischenkriegszeit kurz abbildet.

„But can we really say that the war was won? If ever there was a conflict that both sides lost, this was it. For one thing, it didn’t have to happen. There were rivalries among Europe’s major powers, but in June, 1914, they were getting along amicably. None openly claimed part of another’s territory. Germany was Britain’s largest trading partner. The royal families of Britain, Germany, and Russia were closely related, and King George V and his cousins Kaiser Wilhelm II and Tsar Nicholas II had all recently been together for the wedding of Wilhelm’s daughter in Berlin. And yet by early August of that year, after the epic chain of blunders, accusations, and ultimatums that followed the assassination of the Austrian archduke Franz Ferdinand, at Sarajevo, the entire continent was in flames.

The war took a staggering toll: more than nine million men killed in combat, and another twenty-one million wounded, many of them left without arms, legs, noses, genitals. Millions of civilians also died. And the long-range consequences were worse still: in Germany, the conflict left a simmering bitterness that Hitler brilliantly manipulated. It is impossible to imagine the Second World War happening without the toxic legacy of the First.

Traditionally, the Treaty of Versailles, signed in June of 1919, has been blamed for the war’s disastrous aftereffects. Schoolbooks tell us that Germany was humiliated: forced to give up territory, pay huge reparations, and admit guilt for starting the war. Hitler did indeed thunder a great deal about Versailles. But, two years after the treaty was signed, the amount of reparations was significantly but quietly reduced. The territory that Germany lost contained only about ten per cent of its people, many of whom were not ethnic Germans. Despite its flaws, the treaty was far less harsh than many imposed on other nations that had been defeated in war. The problem was something else: when the war came to an end, at the eleventh hour of the eleventh day of the eleventh month of 1918, few Germans considered themselves defeated. The resentment that led to a new cataclysm two decades later was really forged by the Armistice.“