Was schön war, Dienstag, 27. August 2019 – Getting shit done, aber irgendwie anderen, als ich geplant hatte
Ein paar Jahre Protzen habe ich noch vor mir, bevor ich wieder ins ZI oder die Bibliothek oder mal wieder nach Nürnberg muss, um Nachschub an Quellenmaterial zu sammeln. Daher war gestern eigentlich wieder Schreibtischtag daheim angesagt. Was sich Montag aber schon abzeichnete, erwischte mich dann Dienstag endgültig: Die Struktur, mit der ich in der Diss arbeite, bröckelte mir beim wichtigsten Kapitel, dem Autobahnkapitel, unter den Tippfingern weg. Nachdem ich zum zwanzigsten Mal „vgl. Abschnitt x in Kapitel x“ getippt hatte, weil ich das, was ich eigentlich sagen will, für eine andere Stelle geplant hatte, dachte ich, nee, das kann’s nicht sein. Da müssen wir nochmal grundsätzlich ran.
Netterweise lenkte mich mein Mütterchen mit einem Telefonat ab, dann musste ich einkaufen, und weil es eh schon Mittags war, ließ ich die Diss liegen und erledigte andere Dinge.
Zum Beispiel mal den Staubraugerroboter auspacken und aufladen, den mir Herr F. vorbeigebracht hatte. So einen kleinen Racker hatten Kai und ich in Hamburg auch schon, für meine 1-Zimmer-Wohnung in meiner Münchner Anfangszeit wäre er aber dann doch eher albern gewesen, aber jetzt, mit etwas mehr Platz, hätte ich nichts gegen eine gewisse Grundsauberkeit, bevor ich nochmal mit dem anständigen Sauger rübergehe. Ich habe im Moment aber keine Lust, Geld für sowas auszugeben. Wie praktisch, dass F. seinen Roomba gerade nicht so dringend braucht und er deswegen bei mir fremdarbeiten darf. Ich suchte mir also eine möglichst unauffällige Stelle als seine neue Homebase und lud ihn auf. Heute darf er dann rumfahren und ich werde vermutlich in bittersüßen Erinnerungen schwelgen.
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Dann bastelte ich ein paar Burgerbeläge. Ich hatte F. zum Geburtstag einen Burger kreiiert, der hoffentlich genau seinen geschmacklichen – und alkoholischen – Vorlieben entspricht. Zumindest theoretisch, denn man kommt ja zu nix. Da der Mann aber gerade mal wieder ein paar Tage aus sportlichen Gründen unterwegs ist, habe ich jetzt Zeit, die Einzelteile vorzubereiten und probezuessen und endlich den faulen Gutschein einzulösen.
Ich hobelte Gurken und Schalotten, kochte Essig mit Chili, Limette und Wacholderbeeren auf und fertigte daraus Gin-pickled cucumbers. Die habe ich noch nicht probieren können, weil sie mindestens einen Tag lang durchziehen sollten, aber ich bin mir sicher, die sind super. Dann schwitzte ich Fett aus Bacon und vermischte ihn mit einer Menge interessant klingender Zutaten wie Zwiebeln, Tabasco, Cayennepfeffer, Balsamico-Essig und braunem Zucker. Das schmeckte frisch aus der Pfanne so, dass ich kaum das Gläschen Whisky Bacon Jam füllen wollte. Hätte ich doch gleich die im Rezept angegebene Menge gemacht, ich Idiot. Was soll bei Bacon schon schief gehen?
Abends buk ich dann auch noch Burger Buns, die mir Herrn Hirngabel empfohlen hatte, meine Twitter-Anlaufstation für alles fiese Essen ohne viel Gemüse drin. (Ich tue dem Herrn vermutlich unrecht, aber was der alles schon frittiert hat, ist wirklich bemerkenswert.) Die kann ich hiermit dringend weiterempfehlen: fluffig, gleichzeitig bissfest und sie zerfetzen nicht unter den Händen, wenn man reinbeißt.
Und weil ich eh schon mit Hefeteig rumbastelte, setzte ich gleich mal einen Brötchenteig an, der über Nacht im Kühlschrank ruht. Die Brötchen backen gerade, kann ich noch nicht beurteilen. Sehen aber schon sehr gut aus.
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Zwischendrin las ich Zeitung, erledigte Orgakram, holte mir vom Schwesterchen ein Update aus der alten Heimat, nach dem ich meine Mutter nicht fragen wollte, und schon war der Tag irgendwie rum. Ich bereitete am Schreibtisch den heutigen Tag vor – immer abends brav aufräumen, die alte Clean-Desk-Policy von Springer & Jacoby geht nicht mehr raus –, und als ich so meine Dateien aufräumte, dachte ich über einen Tipp nach, den ich per Twitter zur Diss-Struktur bekommen hatte. Den wandte ich an, vermutlich weil ich beim gin-picklen und bacon-jamming doch drüber nachgedacht hatte … und plötzlich war da eine neue Struktur, die mir sehr logisch vorkam. Ein Teil des Tipps war, seine Entscheidung auch schriftlich zu begründen, nicht einfach machen, sondern logisch darlegen, warum das die richtige Entscheidung ist. Auch das erledigte ich noch, und heute morgen liest sich das noch genauso gut wie gestern abend.
Jemand anders hatte mir ein persönliches Gespräch zur Problemlösung am Donnerstag angeboten. Das werde ich weiterhin wahrnehmen – hey, jede Gelegenheit, über meinen Diss zu reden, ist eine gute –, aber ich glaube, wir können den Abend entspannt mit Kaltgetränken bestreiten und weniger mit Nazikram. Immer eine gute Alternative.