Tagebuch Mittwoch/Donnerstag, 18./19. Dezember 2019 – „Star Wars“ und Propaganda
Das Trinkgeld für den Zeitungsausträger ist anscheinend angekommen.
Update zu der freundlichen Gabe einer mir Unbekannten, deren Päckchen in eine renitente Packstation gegangen ist, ich schrieb darüber: Ich war nochmal da, ich habe wieder die Ansage gekriegt, dass in dieser Station nichts für mich liegt, und auch die DHL-Hotline weiß nicht mehr. Ich hoffe sehr, dass irgendwann jemand das Päckchen findet und zurückschickt und du dein Geld wiederbekommst. Es tut mir leid, dass du eventuell ein paar Euro ärmer werden könntest, weswegen ich ein extragroßes Dankeschön sage für die nette Geste. Ich hätte mich über das ausgewählte Buch sehr gefreut.
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Mittwoch war Ruhetag und Tagetag und Wärmflasche und Sofa. Abends raffte ich mich zu meinem hoffentlich letzten Star-Wars-Film auf, den ich nur sehen wollte, weil ich die letzten beiden jetzt nicht so irre scheiße fand (das höchste Lob, was ich für Star Wars habe) und vor allem die zu erwartenden Twitter-Memes verstehen will. The Rise of Skywalker war dann leider irre scheiße, und wenn ich nicht in Begleitung gewesen wäre und vor allem am Rand gesessen hätte anstatt mitten in der Reihe, wäre ich nach 30 Minuten gegangen weil OMG so langweilig.
Miesester Moment: Keine Spoiler hier, keine Bange, aber so richtig schlecht gelaunt war ich, als bei einer Kussszene so ziemlich der komplette Saal voller Kerle rumstöhnte – O-Ton hinter mir: „Immer dieses Geschlabber.“ Immer? IMMER? Wenn es irgendeinen keuschen Film gibt, dann ja wohl dieser Sternenquatsch. Aber guck ruhig weiter 40 Minuten Explosionen im Weltraum, armes Häschen.
Bester Moment: Als sich zwei Frauen, eine davon im Rey-Outfit an der langen Kassenschlange vorbeidrängelten, um zu den Toiletten zu kommen: „Immerhin sind die Damenklos jetzt leer.“
Danach brauchte ich ein kleines Bierchen. Große Liebe für den Kellner, der nach der Bestellung „Ein Helles“ fragte: „0,5 oder mehr?“ Ach, München aka Die Stadt der Maßkrüge.
Die NYT: „The struggle of good against evil feels less like a cosmic battle than a longstanding sports rivalry between teams whose glory days are receding. The head coaches come and go, the uniforms are redesigned, certain key players are the subjects of trade rumors, and the fans keep showing up. Which is not entirely terrible. “The Rise of Skywalker” isn’t a great “Star Wars” movie, but that may be because there is no such thing. That seems to be the way we like it.“
Der New Yorker: „The movie’s few infinitesimal touches of what might be called character—such as Rey substituting compassion for violence when she heals a deadly serpent—tick off a few ready-made socio-boxes. There is a quick moment of feminine solidarity, a carefully focus-grouped lesbian kiss. What’s more, it’s dispiriting to see the differences in how Ridley and Driver are directed. Ridley is called upon to express and overexpress, at each given moment, one given emotion, while Driver underexpresses, suggesting competing emotions. This isn’t a judgment on the skills of the two actors but, rather, what they reflect in the Star Wars universe and its creative conception: there, women, however heroic, are simple, and men are complex. It’s a reminder that the director and the four credited writers of “The Rise of Skywalker” are all male—and that the entire franchise, including the past half decade’s trio of sequels, has had no female director (and only one female screenwriter, Leigh Brackett, on “The Empire Strikes Back,” from 1980).“
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Donnerstag ausgeschlafen, keine Bauchschmerzen mehr gehabt, ab ins ZI. Gearbeitet. Habe jetzt alle Ausstellungskataloge bis 1945 durch. Haha. Sagte sie so leichtsinnig.
Zuhause wartete Post aus dem Staatsarchiv.
Ich wünsche euch auch total tolle Weihnachten, ihr kleinen Glücklichmacher. Wenn man bei euch fotografieren dürfte, wäre das noch toller, denn dann müsste ich mir keine sechs Briefseiten von euch einscannen lassen, die ihr mir dann auf CD brennen und per Post verschicken müsstet. Wenn ich den Empfang richtig verstanden habe, dürfte ich sogar fotografieren, aber erst alles, was älter ist als 100 Jahre. Verdammtes Diss-Thema!