Tagebuch Sonntag, 15. März 2020 – „Normalität“
Sonntag ist Hefeteigtag, wie immer. Also probierte ich ein Franzbrötchen-Rezept aus, das ich schon einmal gemacht hatte; mein normales Rezept ging nicht, weil ich Samstag keine Lust gehabt hatte, den Vorteig anzusetzen, ich faule Nuss. Also buk ich irgendwas, was ohne Vorbereitung ging. Ich tourierte gefühlt zweimal zuviel, den Teig dünn auszurollen, dauerte ewig und brachte mich wirklich ins Schwitzen. Ergebnis war zufriedenstellend. Die Brötchen sahen nicht so toll aus wie beim letzten Mal und waren trockener, aber hey, es waren immer noch Franzbrötchen. Passt schon.
Außerdem Brotteig angesetzt. Möchte so wenig wie möglich vor die Tür gehen müssen, habe aber jetzt schon das Gefühl, dass Skorbut in mir hochklettert, weil ich nicht mehr viel frisches Gemüse zuhause habe. Obst geht noch. Freitag hatte ich total im Tran eingekauft, wie immer, ich kaufe grundsätzlich nur für zwei, drei Tage ein und dann wieder Frischkram nach. Ich hatt echt nicht darüber nachgedacht, dass das momentan kein guter Plan ist.
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Beim Kneten ließ ich mich mal wieder von Bohuslav Martinů begleiten, das tat gut. Abends lauschte ich wieder Igor Levit bei seinem Hauskonzert – dieses Mal gab’s die Appassionata – und retweete diese Worte, die für mich seine Aktion sehr gut zusammenfassen: „Lieber Herr Levit, was Sie hier Abend für Abend für uns tun ist der beste und schönste Beitrag zum #BeethovenJahr überhaupt. Menschen in schweren Zeiten mit Musik zu verbinden und in Beethovens Musik so viel auszudrücken, was sich kaum sagen lässt. Danke, tausend mal Danke!“
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Gestern fanden in Bayern Kommunalwahlen statt. Ich hatte praktischerweise per Brief gewählt, deswegen musste ich mir keinen Kopf darum machen, einen eigenen Stift mitzunehmen und meterweise Abstand zu den Wahlhelfenden zu halten. Ehrlich gesagt, hatte ich die Wahl schon vergessen, weil es gerade Wichtigeres gab. Der SPD-Bürgermeister von München muss in die Stichwahl mit der CSU-Kandidatin, die allerdings nicht mal die Hälfte der Anzahl seiner Stimmen bekam, der Stadtrat wird erst heute ausgezählt. Auch deswegen hatte ich ausnahmsweise per Brief gewählt: Man hatte insgesamt 80 Stimmen auf drei Zetteln, und die wollte ich dann doch lieber am Küchentisch in Ruhe ausfüllen.
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Eben im Radio gehört, dass Bayern den Katastrophenfall ausgerufen hat, um 10 gibt Söder eine Pressekonferenz. Ab morgen sind Bars, Kinos, Spielhallen etc. zu, ab Mittwoch vermutlich Restaurants und Geschäfte. Supermärkte, Apotheken, Tankstellen und Banken bleiben geöffnet.