Montag, 12. Dezember 2022 – Baum im Bus

(Memo to me: Tag 1 ohne Twitter. War okay.)

Meine Wohnung ist seit Wochen top-notch durchdekoriert. Hier mein Schreibtisch.

Mein Nachbar gegenüber, in dessen klassisch-großbürgerlich eingerichtetes Wohnzimmer mit dunkler Wandfarbe, schweren Holzmöbeln und einem Ölgemälde ich gerne hineinschaue, hat seit Monatsanfang einen komplett geschmückten und beleuchten Baum eben dort stehen. Daher fand ich mich moralisch dazu berechtigt, auch schon einen Baum nicht nur zu erwerben, sondern auch schon aufzustellen.

In unserer Familie im Norden wurde der Baum erst wenige Tage vor Heiligabend ins Zimmer gebracht und am Morgen des 24. geschmückt. Seit ich in Bayern wohne, hat sich das immer weiter in den frühen Dezember verschoben, und ich mag das sehr gerne, denn ich mag Weihnachten sehr gerne. Alles. Baum, Lieder, Lichterketten, Weihnachtsmärkte, noch mehr Lieder, noch mehr Lichterketten. Und halt den Baum.

Ich kaufte ihn wie üblich am Stand vor dem Stadtarchiv, denn von dort ist der Weg zur Bushaltestelle nicht weit. Gestern schaute ich im Blog nach, ob ich schon in meinem ersten Jahr hier in München, also 2012, einen Baum hatte, fand aber nichts. Schade, ich wollte so schön was von zehnjähriger Tradition des Baumbusfahrens schreiben. Wie ich inzwischen weiß, wurde die Tradition erst 2015 begründet; dort schrieb ich: „Mein erster selbst in irgendeine Wohnung getragener Weihnachtsbaum.“ Denn in Hamburg hatte Kai den immer netterweise besorgt und davor hatte ich keine Bäumchen in meinen Wohnungen. Ich kann gar nicht mehr verstehen, warum.

Denn er steht natürlich inzwischen geschmückt und beleuchtet rum und erfreut mich sehr. An der Spitze hängt ein kleiner silberer Pappstern und eine durchsichtige Kugel mit Sternchen drauf; die sind beide aus der „Silber“-Kiste, die ich neulich am Straßenrand aufgesammelt habe. Fast alle silbernen Kugeln aus der Schachtel hängen ebenfalls, dazu kommen in diesem Jahr Kugeln aus dem eigenen Fundus in hellgrün, hellblau und rosa. Außerdem habe ich ein paar dunkelblaue Kugeln aus dem sozialen Kaufhaus geholt, wo ich auch das schlichte Cocktailglas von neulich für 50 Cent erstanden hatte.