Der bisher am schönsten beantwortete Kochfragebogen: natürlich von Herrn Zeichner.

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Du bist das Simpsons-Shirt in meinem Wäschekorb
Du bist das Störerschwein in meinem Dekostil
Du bist der Chilloutkram in meinem Popquatschlied
Merci, dass es dich gibt

Du bist das Brustfell an meiner nackten Haut
Du bist der Ketchupklecks auf meiner Haute Cuisine
Du bist in meiner roten Zeit ein Nervenwrack
Merci, dass es dich gibt

Du bist die Colaflut zu meiner Cola light
Du bist der Cheffe, wenn es ums Fernseh’n geht
Du bist der Mann, der stoisch Kisten schleppt
Merci, dass es dich gibt

Du bist ein Kindskopf, der niemals Zeug wegräumt
Du wärst ein Fussel, wenn du Bauchnabel wärst
Du brummst zu meinem Lieblingslied den falschen Text
Merci, dass es dich gibt

Du bist ein Schrauber, wenn es ums Schrauben geht
Du bist ein Drücker, wenn es ums Putzen geht
Du bist der Fels, der in meiner Brandung grinst
Merci, dass es dich gibt

Du bist die Unschuld, wenn irgendwas passiert
Du bist verlässlich, wenn ich was überseh
Du lachst am liebsten ganz laut über dich mich
Merci, dass es dich gibt

Du bist ein Killer, wenn wir mal wieder wii-en
Du bist ein Rülpser, wenn ich dich groß bekoch
Du bist Herr Seltsam, wenn du im Dunkeln sitzt
Merci, dass es dich gibt

Du bist vergesslich, wenn’s um Jahrestage geht
Du tust gehirntot, wenn ich davon was sag
Du bist jetzt dran, weil du mein Weblog liest
Merci, dass es dich gibt

(Und jetzt alle …!)

Fiss biste patzt

Die Kaltmamsell will wissen, was ich am Herd so mache.

1) Kannst du kochen? Wenn ja, kochst Du gerne?

Ich kann kochen, und meistens koche ich auch gerne.

2) Wann isst bei Euch die ganze Familie gemeinsam?

Die Familie besteht aus dem Kerl und mir, und wir essen nur dann gemeinsam, wenn wir relativ zeitgleich zuhause eintreffen, was leider recht selten der Fall ist. Was mir manchmal ganz recht ist, denn dann muss ich nicht dabei zugucken, wie der Kerl das Essen „strategisch“ verzehrt, wie ich es nenne. Wenn ich z.B. Fleisch mit Erbsen, Karotten und Kartoffeln mache, esse ich immer alles durcheinander. Der Kerl isst zuerst alle Erbsen, dann alle Möhren, dann die Kartoffeln und dann das Fleisch. Wenn er beim Fleisch angekommen ist, habe ich meist bereits den Nachtisch intus und bin völlig hibbelig vom Zugucken.

3) Was isst Du zum Frühstück?

An guten Tagen Müsli mit Obst und Jogurt plus Kaffee. An schlechten Tagen Toast mit Marmelade/Nutella und Kakao. An verschlafenen Tagen einen mitgebrachten Jogurt, während der Agenturrechner hochfährt.

4) Wann, wo und wie esst ihr in der Woche?

Der Kerl frühstückt nie, ich in der Woche immer. Dafür am Wochenende nicht. Mittags esse ich entweder mitgebrachte Reste vom Vorabend oder renne zehn Minuten durch die Gegend, um zu einem anständigen Einkaufszentrum zu kommen, wo ich TK-Gemüse für die agentureigene Mikrowelle oder nen netten Salat und ein schönes Biobrötchen oder ein Subway-Sandwich kriege (missing the Hamburger Innenstadt, wo ich alles in Griffweite hatte). Der Kerl verteilt, soweit ich weiß, diverse Franzbrötchen über den Tag. Abends koche ich dann was Nettes, außer einer von uns beiden will lieber Schrott essen oder gar nix. Schrott meaning Süßkram. Einer von uns beiden meaning me.

5) Wie oft geht Ihr ins Restaurant?

Sehr selten. Der Kerl ist noch soziopathischer als ich und isst einfach nicht gerne woanders. Ich selber gehe gerne zu Jahres- und Geburtstagen weg und lasse mich aushalten.

6) Wie oft bestellt Ihr Euch was?

Ebenfalls sehr selten. Wenn ich brav auf meine Ernährung achte, ist Pizza sowieso außen vor, und was anderes bestelle ich eh nicht.

7) Zu 5 und 6: Wenn es keine finanziellen Hindernisse gäbe, würdet ihr das gerne öfters tun?

Mehr essen gehen – ja, würde ich schon gerne etwas öfter machen, weil ich gerne mal ein bisschen Zeit für uns zwei Hübschen hätte. Das mag jetzt komisch klingen, weil wir uns ja neuerdings 24 Stunden am Tag sehen, aber da läuft eben der Fernseher, der Rechner will was, ich ordne mal wieder meine Bücher oder fange Fische mit dem Gamecube, der Kerl arbeitet auch von zuhause … wenn wir weggehen, kann uns höchstens das Essen ablenken. Und wir können mal reden, du.

Mehr bestellen – nö.

8) Gibt es bei Euch so was wie „Standardgerichte”, die regelmäßig auf den Tisch kommen?

Ich mag und koche meine Kartoffel-Möhren-Suppe ganz gern. Wenn die Kalorien ein bisschen egaler sind, Risotto. Ganz schlicht, Hühnerbrühe, Butter, Knoblauch, Parmesan. Großartig. Ansonsten gibt’s Nudeln in allen Varianten. Ich gerne mit Cherrytomaten und Pesto, der Kerl eher mit Ketchup und Käse.

9) Hast Du schon mal für mehr als 6 Personen gekocht?

Ja. Richtiges Dinner mit vier Gängen für acht. Reicht. Partyfraß für Geburtstage (fünf Liter Chili con carne, drei Bleche Zwiebelkuchen und die üblichen Salate) und Pizza auf CVJM-Freizeiten zählen ja wohl nicht, oder?

10) Kochst du jeden Tag?

Eigentlich schon. Wie gesagt, wenn ich nicht lieber mit zwei Packungen Kinderriegeln versumpfe.

11) Hast Du schon mal ein Rezept aus dem Kochblog ausprobiert?

Ja, aber nur eins, weil ich nur ein Kochblog lese und das so gut aussieht, dass ich mich eh an nix rantraue: delicious:days. Da habe ich mal die Espresso Cubes ausprobiert, die bei mir leider fürchterlich waren. Das lag aber eher an meiner deutlich schmeckbaren verkalkten Espressomaschine als am Rezept oder am Kochblog.

Ansonsten koche ich gerne aus Kochbüchern. Oder neuerdings nach Ausdrucken vom Perfekten Dinner.

12) Wer kocht bei Euch häufiger?

Für uns beide: ich.

13) Und wer kann besser kochen?

Ich glaube, ich. Wobei der Kerl eine Killerquiche macht.

14) Gibt es schon mal Streit ums Essen?

Der Kerl behauptet, ich hätte ihn auf unserem dritten Date brüskiert, weil ich bei seinen liebevoll dargebotenen Crunchips nicht so zugelangt hätte. Ich erzähle ihm bis heute, dass ich bloß damenhaft rüberkommen wollte, aber er glaubt mir nicht und ist bei dem Thema seit drei Jahren beleidigt.

15) Kochst du heute völlig anders als Deine Mutter/Deine Eltern?

Ja, einfach weil ich andere Sachen koche. Wobei ich das Rezept für Orangenpfannkuchen buchstabengetreu von meiner Mama übernommen habe.

16) Wenn ja, isst Du trotzdem gerne bei Deinen Eltern?

Eher nicht. Meine Mama kann besser backen als kochen. Daher: Wenn ich mal zuhause bin, was meistens nur Weihnachten der Fall ist, koche ich.

17) Bist Du Vegetarier oder könntest Du Dir vorstellen vegetarisch zu leben?

Ich bin kein Vegetarier, esse aber auch nicht jeden Tag Fleisch oder Aufschnitt. Ich könnte mir schon vorstellen, vegetarisch zu leben, wenn es sein müsste, aber solange es nicht sein muss, bin ich sehr glücklich, ab und zu mal ein schönes Steak in der Pfanne zu haben.

18) Was würdest Du gerne mal ausprobieren, an was Du Dich bisher nicht rangewagt hast?

Ich Angsthase habe mich noch nie an Karamell rangetraut; ich habe sehr viel Respekt vor dem heißen Zucker. Aber in meinem ersten Kochbuch (und bis heute dem, in dem ich gerne mal was nachgucke) steht ein Rezept für eine Croquembouche; die würde ich gerne mal machen. Wenn ich meine Karamellphobie überwunden habe.

19) Kochst Du lieber oder findest Du Backen spannender?

Ich koche lieber. Selbst wenn ich mich grammgenau an die Backrezepte halte, schmeckt nichts so gut wie der Kram, den meine Schwester oder meine Mama backen. Vielleicht außer meinen Muffins.

Aber mich fasziniert am Backen der eigentliche Vorgang: Man rührt irgendein Zeug zusammen, und der Zauberofen macht daraus was Leckeres. Wer ist jemals auf die Idee gekommen, dass man aus Mehl, Eiern und Butter sowas Lustiges wie Kekse hinkriegt?

(Wobei mich das jetzt wieder an einen meiner liebsten Calvins erinnert: “Who was the first guy that looked at a cow and said, ‘I think I’ll drink whatever comes out of those things when I squeeze them?'”)

Aaaand … back to the Fragebogen.

20) Was war die größte Misere, die Du in der Küche angerichtet hast?

Ich wollte mal wissen, was passiert, wenn man diese Knusperleicht-Brotscheiben toastet. Jetzt weiß ich’s: Der Toaster fängt an zu brennen.

21) Was essen Deine Kinder am liebsten?

Aus Ermangelung an eigenem Nachwuchs: Ich hab als Kind am liebsten Hähnchen mit Reis und Sojasauce gegessen. Und Schokolade.

22) Was mögen Deine Kinder überhaupt nicht?

Aus Ermangelung an eigenem Nachwuchs: Ich mochte keinen Käse und keinen Fisch. Mag ich inzwischen beides, aber nur in Maßen und eher in der Anfängerversion: jungen Gouda und Seelachs oder so.

23) Was magst Du überhaupt nicht?

Alles, was glibbert oder mal geglibbert hat. Austern, Schnecken, Innereien. Was ich nicht mal anfassen will, will ich auch nicht essen.

(Die Überschrift stammt übrigens aus Walter Kempowskis Uns geht’s ja noch gold.)

Der Text der diesjährigen State of the Union.

Die Oscar-Nominierungen sind raus. Hm. Irgendwie glaube ich, dass Scorsese wieder keinen Regie-Oscar abräumen wird. Aber ich warte noch mit meinen Tipps – wahrscheinlich bis zu dem Zeitpunkt, an dem ich endlich mal ein paar der nominierten Filme gesehen habe. Wer ist denn dieses Jahr für das Tippspiel zuständig?

(Als Exkurs vorneweg: So geht American Football.)

Ein neuer Liebling in meiner Leseliste: Bill Simmons, der Sports Guy von ESPN. Seine Kolumne handelt zwar von – klar – Sport, ist aber gespickt mit Popkulturreferenzen und liest sich einfach klasse. Als eingefleischter Patriots-Fan tat ihm die Niederlage gegen MEINE COLTS besonders weh:

We had it.

Those are three words you never expect to say as a Patriots fan. Not during the BelichickBrady Era, anyway. But after a truly remarkable AFC Championship Game – Colts 38, Pats 34 – those were the only three words I kept saying. We had it when we were driving inside the Colts’ 20 with a 21-3 lead. We had it when we kicked the go-ahead field goal with five minutes left. We had it when we stopped Manning three-and-out. We had it on our own 40 with 3:30 to play, needing only a first down to finish the game.

We had it.“

Dann schreibt er genauer über das Spiel, das die Colts meisterhaft umgedreht haben (größte Aufholjagd ever in den NFL-Playoffs) und über Peyton Manning, den unscheinbaren Quarterback der Colts, dem bis jetzt bei jedem großen Spiel die Nerven versagt haben und der durch seine Physis und seinen murmeligen Südstaatenakzent seit Jahren eine gute Zielschreibe für Comedians und Kolumnisten ist, und endet mit:

„Unlike the famous QBs from the ’80s and ’90s (Marino, Elway, Montana, Favre) or even Brady right now, Manning never gives you that feeling that he stepped right off the set of a sports movie to save the day. He’s exceedingly human, dorky and endearing, the kind of guy who might have a giant pimple pulsating on his forehead during a big game. Even as Brady was trying to save the game in the last minute, Manning remained sitting on his own bench, his head bowed, staring at the ground and terrified to look up. Almost like he was sitting in a hospital waiting room awaiting the results of a blood test. He certainly didn’t seem like your typical football hero.

And if Brady had pulled off a miracle in those final 54 seconds, we wouldn’t be discussing Manning for the next two weeks. But that’s the crazy thing about sports: One moment can alter the entire history of somebody’s career. Ask Tony Romo. Ask Earnest Byner. Ask Kevin Dyson. Hell, poor Dan Marino sits there on the CBS studio show bristling every time Boomer Esiason compares him to Manning, with the implication being, “If Manning’s not lucky, he could end up with an unfulfilled career just like Dan the Loser over here.” Sure, you need talent over everything else, but you also need timing and luck, and you need to come through when it counts. Until last night, just like Marino, Manning couldn’t get all four things working at the same time.

Now he’s one win away from putting that “can’t win the big one” label to rest and getting to enter the John Elway Zone – loosely translated to mean, “All right, here’s my ring, now you guys can all shut the hell up and leave me alone.” And if he ends up beating the Bears and winning a Super Bowl, 30 years from now, nobody will remember that the Patriots needed only to convert third-and-4 to win the 2007 AFC Championship Game. They’ll remember that Peyton Manning came back from 18 down, toppled his arch-rival and prevailed in one of the greatest playoff games in NFL history.

Of course, I won’t remember this. I’ll just remember that we had it – we had it – and Manning and the Colts took it away.

(And some day, I might even believe that I just wrote that sentence.)“

„Flugzeuge im Bauch, im Blut Kerosin, kein Sturm hält sie auf, die Air Berlin“

In memoriam Westaflex: die ekligsten Firmensongs aller Zeiten.

(via Spreeblick)

Nachtrag: Okay, man sollte über Kollegen nicht lästern, und ich wette, der Quatsch war für ne Weihnachtsfeier, aber auch Scholz & Friends Hamburg haben ein Lied … oder zumindest einen neuen Text für ein altes Lied. Was es aber auch nicht besser macht.

Und nächstes Jahr gucke ich vorher, wann meine Lieblinge aus Indianapolis spielen. Denn dann erlebe ich keine böse Überraschung wie gestern, als ich feststellen musste, dass das Championship Game in der AFC erst um 0.30 Uhr losging. Im Bett war ich dann gegen 4.45 Uhr. Und der Wecker klingelte drei Stunden später. Aber egal: Superbowl, baby!

Übernächsten Montag hab ich Urlaub. Und für heute gilt: Wer mich sucht, findet mich schnarchend unter meinem Schreibtisch.

Nachtrag: Das Football-Blog der NYT hat auch live mitgebloggt. Und brüllt mit Buchstaben genau wie die Kommentatoren gestern mit Sprache. Sehr schön.

„0:24, fourth quarter. First down! Brady throws! INTERCEPTED! INTERCEPTED BY JACKSON! IT’S OVER! IT’S OVER! THE COLTS WILL WIN!“

Little Miss Sunshine

Little Miss Sunshine ist ein Roadmovie, eine Komödie, ein Drama – oder auch nur ein bunt zusammengewürfelter Haufen Charaktere, die sich „Familie“ nennen und in einem schrottigen VW-Bus von New Mexico nach Kalifornien fahren, um die kleine Olive an einem Schönheitswettbewerb teilnehmen zu lassen. Ich muss gestehen, ich habe den Grund der Reise nicht verstanden. Erstens hat Olive von vornherein keine Chance, und zweitens ist sie anscheinend ein schlaues, mitfühlendes Mädchen, wenn man sich ihre Dialoge anguckt. Warum sie ausgerechnet so einen Quatsch wie einen beauty pageant mitmachen will, bei dem alle Mädels aussehen wie Zombiebarbies, habe ich nicht kapiert. Andererseits: Wenn sie an einem Buchstabierwettbewerb teilgenommen hätte, wäre uns die wunderbare Superfreak-Tanzeinlage entgangen.

Aber mir ist erst nach dem Film aufgefallen, wie wackelig die ganze Geschichte ist und wie wenig mit einigen Charakteren passiert. Während der Film lief, wollte ich nämlich nichts lieber, als dass die krude Bande es bis nach Kalifornien schafft, so sehr hatten mich die komischen Leute im Bus im Griff. Ich habe mit ihnen gelitten, ihren seltsamen Gesprächen gelauscht, mich mit ihnen gefreut und zum Schluss mit ihnen mitgelacht. Little Miss Sunshine tut so, als hätte er wahnsinnig viel zu sagen, ist aber in Wirklichkeit nur ein Polaroid, eine Momentaufnahme, ein kurzer Einblick in viele unterschiedliche Leben. Viele Storylines versanden, einige Figuren wabern nur so mit, aber trotzdem hat mich der Film in keiner Sekunde losgelassen. Ich weiß nicht, warum ich ihn mochte, aber ich mochte ihn. Sehr sogar. Ist wohl ein Bauchfilm und kein Kopffilm. Die klappen bei mir ja immer.

Look Both Ways

Look Both Ways erzählt die Geschichte von Meryl, die ständig Szenen von Tod und Zerstörung sieht: Sie sieht Züge auf sich zufahren, Erdspalten tun sich auf und verschlingen sie, harmlose Jogger werden in ihrer Fantasie zu Mördern, die sie mit riesigen Waffen bedrohen. Eines Tages werden diese Bilder wahr: Sie muss mitansehen, wie ein Mann von einem Zug erfasst wird. Ein Reporter und sein Fotograf sind kurze Zeit später am Unglücksort, und auch ihre Geschichte wird im Film erzählt.

Look Both Ways handelt vom Tod – und gleichzeitig vom Leben. Der Fotograf erfährt, dass er Krebs hat, und am gleichen Tag erfährt sein Reporterkollege und Freund, dass seine Freundin ungeplant schwanger geworden ist. Weitere Nebenfiguren passen sich in das traurige, aber sehr wahre Szenario ein. Der Film ist nicht unbedingt ein Partykracher, aber er fühlt sich sehr stimmig an. Seine Erzählweise ist sehr vorsichtig, aber er schafft es auch, den Zuschauer schön unsanft aus der Melancholie zu reißen, in die er manchmal abtauchen möchte.

Und weil es kein amerikanischer Film ist, sehen die Menschen auch wie Menschen aus. Seltsam, dass mir das inzwischen auffällt.

Haven

Bunter Schachtelfilm über einen Geldwäscher (Bill Paxton) aus Miami, dessen Banker, seine blonde Tochter, einen Fischer auf den Cayman Islands (Orlando Bloom), dessen Freundin, deren Papa und Bruder, die das nicht so toll finden, dass ihr reicher Liebling einen armen Schnucki liebt, ne Menge kleiner Gangster und deren Peripherie und … ähm … ja, schön bunt. Und schön verschachtelt. Aber im Endeffekt dann doch nur Augenpulver, das ziemlich langsam daherkommt und die Ausdrücke fuck, fucking, fucked up etc. in jeden Dialog unterbringt. Haven will ein Krimi sein mit ein bisschen Romanze vor schönem Hintergrund, ist aber nur ein Bilderbogen mit Klischeefiguren. Vor allem was den Umgang von Männlein und Weiblein miteinander umgeht. Uah.

Crank

Okay, den ersten Teil der Kritik tippe ich jetzt wahnsinnig schnell, und ihr müsst ihn auch wahnsinnig schnell lesen und am besten noch fünf Speed-Metal-Songs auf 78 Umdrehungen abspielen, dann kommt das Crank ziemlich nahe. Jedenfalls der ersten Filmhälfte.

Die Story, die direkt aus dem Supermarkt für rejected video game plots kommen könnte: Ein Profikiller will aussteigen; das finden seine Bosse doof, und anstatt ihn einfach um die Ecke zu bringen, injizieren sie ihm ein ominöses Gift, das ihn irgendwann umbringt. Unser kerliger Killer (Jason Statham) kommt aber auf den Trichter, dass das Gift nicht wirkt, solange er selbst einen Adrenalinschub nach dem anderen produziert. Was bedeutet: 45 atemlose Minuten im Kino oder vor dem DVD-Player, in denen Stahlkinn ne Menge Autos zerschrottet, ein Krankenhaus verwüstet, um an Epidephrin zu kommen, und viel überflüssiges Blutvergießen. Quasi Speed ohne Bus. Danach flacht der Film leider völlig ab; Schnuffis doofe blonde Freundin ist plötzlich am Start, es gibt die dusseligste Sexszene aller Zeiten, und die Dialoge, die vorher noch schön schräg waren (“What are you doing right now?” “Driving through the mall, cops chasing me, why?”), sind auch nur noch Blödsinn. Immerhin darf Jason zum Schluss wieder im Anzug rumlaufen und nicht mehr im Krankenhaushemdchen. Das Ende, das genauso unglaubwürdig ist wie der ganze Film, lässt eine Fortsetzung erahnen. Ich frag mich nur, wo die Produzente noch Musik dafür herkriegen wollen; ich hatte das Gefühl, das soundtrack listing war länger als der Rest des Abspanns.

Superman Returns

Und er returned und returned und returned und nach zweieinhalb Stunden, die sich anfühlen wie fünf, habe ich mir gewünscht, dass doch lieber wieder Batman returnen würde. Der hatte nämlich mit Danny de Vito als Pinguin einen deutlich besseren Gegenspieler als meinen Liebling Kevin Spacey, von dem ich bisher immer dachte, er könnte alles spielen. Falsch gedacht. Spacey macht sich total zum Affen – und wir reden hier immerhin über den albernsten Helden aller Helden: Superman, der Mann mit der peinlichen Genitalbetonung in Rot, dessen clevere Maskerade (Brille!) die ganze Welt täuschen kann.

Superman Returns hat ein paar schöne Spezialeffekte, die einen aus der sonst konstanten Langeweile reißen, und ein paar kleine Witzchen – wie der, als ein Fotograf behauptet, Superman abgelichtet zu haben, und der Chefredakteur vom Daily Planet und Lois Lane sich das Foto angucken und dann zweifeln: “No, it’s a bird.” “No, it’s a plane.” Aber das war’s dann auch. Brandon Routh in der Titelrolle ist mimisch genauso eingeschränkt wie damals Christopher Reeve und darf die gleiche affige Haartolle tragen, aber er sieht immerhin beim Fliegen nicht ganz so doof aus. Der Film schafft es nur in wenigen Szenen, einen Hauch von Spannung oder gar Unterhaltung aufkommen zu lassen, zu betulich ist er inszeniert und zu selbstverliebt in die ganz und gar unspektakuläre Story. Ich hab ihn nur komplett gesehen, weil Parker Posey dabei ist. Die kann anscheinend wirklich alles spielen.

We’re in Trouble/The Night Listener

Eins der beeindruckendsten Bücher, die ich letztes Jahr gelesen habe, ist We’re in Trouble von Christopher Coake. Im Buch versammeln sich sieben längere Kurzgeschichten, eine deprimierender als die andere – aber gleichzeitig so schlicht, fast filigran geschrieben, das jedes Happy End nur peinlich dahergekommen wäre. Coake vermeidet allzuviele Adjektive, seine Sprache ist manchmal schon spröde, seine Erzählweise ziemlich creative-writing-Seminar-gerecht: schön mit Rückblenden und Einwürfen und Charakter nochmal unterfüttern … fast alle Geschichten fühlen sich vom Aufbau her sehr ähnlich an, und trotzdem hat mich jede überraschen können. Und selbst die, bei denen gar keine Überraschung nötig war, habe ich verschlungen.

Ich habe jeden Abend eine Geschichte gelesen; eine zweite hätte mich überfordert. Außerdem habe ich dieses Buch „exklusiv“ gelesen, also nicht noch ein zweites oder drittes parallel, wie ich das gerne mache. Einfach, weil es mir genug war. Und als ich das Buch durchgelesen hatte, habe ich es noch ein paar Tage auf dem Nachttisch liegen lassen, bevor ich das nächste angefangen habe. Aus Rücksicht auf die vielen Figuren, die mir sehr nahe gekommen sind.

(reinlesen bei Amazon.com)

Ganz anderer Schnack: The Night Listener von Armistead Maupin. Maupin habe ich vor 20 Jahren das erste Mal gelesen, natürlich seine wunderbaren Tales of the City-Bücher, mit denen ich damals schon zu spät dran war. Auch The Night Listener ist bereits 2001 erschienen, ich habe aber erst jetzt mitgekriegt, dass der Gute nach Maybe the Moon, dem ersten Buch nach der Tales-Serie, wieder was rausgebracht hat. Könnte daran liegen, dass es inzwischen einen Film mit Robin Williams gibt, der angeblich auch schon in Deutschland gelaufen sein soll. Ist völlig an mir vorbeigegangen.

The Night Listener erzählt die Geschichte eines Radio … ähm … moderators? Nee, Gastgeber einer Late-Night-Show passt vielleicht eher …, dem eines Tages ein Verleger ein Buch zuschickt: Ein 13-jähriger Junge beschreibt, wie er jahrelang von seinen eigenen Eltern sexuell missbraucht wurde. Inzwischen sind die Eltern im Gefängnis und er bei einer Pflegemutter. Angeblich sei der Junge ein Fan von ihm und habe den Verleger gebeten, ihm das Buch zu schicken. Die beiden beginnen, miteinander zu telefonieren, alles scheint ganz großartig zu sein, bis dem Exfreund des „Moderators“ Zweifel an der Geschichte kommen. Beziehungsweise an der Existenz dieses 13-Jährigen.

Auch dieses Buch habe ich exklusiv gelesen, was aber daran gelegen haben könnte, dass ich gar keine Zeit für ein Zweitbuch gehabt habe. Ich habe mit Listener Samstag abend angefangen, bin mit dem Buch in der Hand eingeschlafen, habe Sonntag morgen damit weitergemacht und war um 17 Uhr fertig. (Und dann musste ich noch die vier Filme weggucken, die ich Samstag geliehen hatte und die ich eigentlich entspannt über den Sonntag verteilen wollte.) The Night Listener lässt sich wie alles von Maupin einfach weglesen. Es ist spannend, überraschend, rührend, ehrlich – Maupin eben. Ich lese ihn wahnsinnig gerne, und daher lege ich euch einfach mal alle seine Bücher ans Herz.

(in The Night Listener reinlesen)

Ähm … liebe Nesquik-Nachfüllpack-Produktmanager… das mag jetzt ein bisschen korinthenkackerisch sein, aber ist es nicht ziemlich doof, einen Nachfüllpack mit 500 Gramm Kakaopulver zu befüllen, wenn in die Dosen entweder 400 oder 800 Gramm reingehen?

Ich mein ja nur so.

Mit freundlichen Grüßen,
die Frau, die seit Tagen den einen Löffel Kakaopulver in den Kaffee direkt aus dem Nachfüllpack in die Kaffeetasse schaufelt, weil die Dose, die sich wegen ihrer geringen Größe so harmonisch ins Regal einfügt, nur 400 Gramm fasst, IHR IRREN!

(Memo to me: Du hast keine Kinder, von denen du die Erde nur geborgt hast. Du darfst weiter Dosen kaufen.)