„Vorsicht Knaller!

Sehr geehrte Frau Anke Gröner,
zum Jahreswechsel werden öffentliche Postbriefkästen häufig durch das Einwerfen von Böllern in Brand gesetzt. Daher möchten wir Ihnen empfehlen, Ihre AMANGO-DVDs vom 22.12.2006 bis zum 6.1.2007 nur in Postbriefkästen innerhalb einer Postfiliale einzuwerfen oder direkt am Schalter abzugeben.

Vielen Dank!
Ihr AMANGO-Team“

2006 in Buchstaben

(via Isa und ichichich)

Jonathan Safran Foer: Everything is Illuminated
James Hynes: Publish and Perish
Stephen Wright: Going Native
Richard Powers: The Time of Our Singing
Katharina Hacker: Die Habenichtse
Alfred Döblin: Berlin Alexanderplatz
Holm Friebe/Sascha Lobo: Wir nennen es Arbeit
Richard Wagner: Habseligkeiten
Heinz Strunk: Fleisch ist mein Gemüse
Daniel Kehlmann: Die Vermessung der Welt
Bill Clinton: My Life
Kazuo Ishiguro: Never Let Me Go
Douglas Coupland: jPod
Christopher Coake: We’re in Trouble
Alicia Eran: Towelhead
Udo Grashoff: Ich möchte jetzt schließen
T.S. Eliot: Four Quartets
Helen Thomas: Front Row at the White House
Arnon Grünberg: Blauer Montag

Ich hab vielleicht eins oder zwei vergessen oder vielleicht auch eins oder zwei ins Jahr 2006 geschoben, das ich schon 2005 gelesen habe (ich weiß, dass ich den Kehlmann letztes Jahr zu Weihnachten gekriegt habe. Vielleicht hab ich ihn schon bis Silvester durchgehabt). Nächstes Jahr wird eine anständige Liste geführt. Kinokarten hebe ich ja auch auf.

2006 in Bildern

(2005, 2004, 2003 (27. Dezember), 2002 (6. Januar))

Quälendste Filmminute:

Die gesamten 91 Minuten von United 93. Alles nochmal, nur diesmal in Cinemascope.

Entzückendste Filmminute:

Als aus Joaquin Phoenix plötzlich Johnny Cash wurde. Als Ennis und Jack sich wiedersehen. Als Katrin und Nike sich versöhnen.

Mit XX hätte ich gerne diesen Film gesehen:

Lola rennt mit Tom Tykwer. „Du kannst das doch. Was drehst du denn so nen Scheiß?“

Freudigste Entdeckung:

Dass James Bond endlich zum Mann geworden ist.

Liebste Filmkritik:

Da bin ich dieses Jahr sehr schwach auf der Brust. Ich kann mich an keine besondere erinnern. Aber ich lese sowieso selten mehr als Stephanie Zacharek auf Salon oder Anthony Lane im New Yorker. Durch metacritic auch mal andere, aber die vergesse ich gleich wieder.

Aus dem Film bin ich gegangen:

The Constant Gardener. Lag aber eher an den Begleitumständen.

Aus dem Film hätte ich gehen sollen:

Aus dem stinkenden Parfum. Und aus den Elementarteilchen.

Hier hätte ich gerne mitgewirkt:

Miami Vice. Film ignorieren und den Jungs das Auto klauen.

Knutschen würde ich gerne mit:

Hm. Kiefer hat mich immer noch nicht geheiratet. Viggo sieht immer zauseliger aus. Russell habe ich vermieden, weil ich ihn nicht weinsüppelnd zum Mädchen werden sehen will. Ich greife auf den Klassiker Clooney zurück und erhöhe um Mausezähnchen Craig.

Schönster Filmsatz:

“You telling me the man who try to put a rubber fist in my anus was a homosexual?”

Verfilmt werden sollte mal:

Ich hätte gerne den Augenblick auf Zelluloid festgehalten, in dem ich den Kerl das erste (und bisher einzige) Mal im Tennis besiegt habe.

Ich freu mich auf:

Babel. The Queen. Bobby. The Last King of Scotland. Dreamgirls. The Good German. The Pursuit of Happiness. Blood Diamond. Running with Scissors. Hollywoodland. Flags of our Fathers. Letters from Iwo Jima. Night at the Museum. Fast Food Nation. Neues vom Wixxer. A Prairie Home Companion. Und natürlich den letzten Teil der Karibikpiraten.

(Dieser Fragebogen darf sehr gerne von den Fünf Filmfreunden geklaut werden.)

Wii love it

(Ich entschuldige mich hiermit für die Headline. Ich ahne, dass jeder, aber auch wirklich jeder blöde Kalauer mit dem Produktnamen bereits gemacht wurde, aber ICH hab eben noch keinen einzigen machen dürfen, und daher mache ich’s jetzt.)

Seit letzter Woche teilen der Kerl und ich uns eine Wii. Tagelang haben wir mit dem Handy im Anschlag diverse Elektrohändler Hamburgs abgegrast – wer zuerst eine findet, ruft sofort den anderen an, damit wir nicht zwei Stück rumstehen haben. Das ganze haben wir dann nochmal mit den Controllern gemacht, denn der Media-Markt, bei dem der Kerl die Konsole gekriegt hat, hatte keine Nunchucks, sondern nur die Wii-Remote. Doof, dass man den Kram in Einzelteilen kaufen muss. Andererseits okay, weil es Spiele gibt, für die man das Nunchuck nicht braucht. Aber wir wollten natürlich ALLES haben, was ging, und so liegen jetzt bei uns zuhause nicht nur zwei vollständige Bedienelemente, sondern auch noch meine Hasen, Call of Duty, The Legend of Zelda (wobei ich mein Pferd „Hoppel“ genannt habe, weil der Kerl hinter mir stand und drängelte und mir nix Besseres einfiel. Und jetzt lese ich auf den blöden Screenmenüs immer: „Anke, treib mit Hoppel die Ziegen zusammen.“ Wie peinlich ist das denn bitte. Ich bin in einer Supidupifantasiewelt und mein Pferd heißt HOPPEL!) und die ein, zwei Spielchen Software, die bei Wii und Remote dabei liegen.

Ich bin nicht unbedingt Videospiel-affin. Auf dem Kerl’schen Gamecube habe ich monatelang Animal Crossing gespielt – und es gerade noch einmal neu gekauft, weil es beim Umzug verschütt gegangen ist. Auf Kerls Playstation habe ich einmal gespielt, auf der XBox noch nie. Interessiert mich nicht. Ich bin ein sehr schlichtes Gemüt, wenn es um Videospiele geht. Raving Rabbids hat bei mir natürlich gewonnen, weil es knuffige Häschen sind, die sinnloserweise mit Klopümpeln um sich werfen und lustige Geräusche machen.

Gerade weil ich nicht der Profi-Gamer bin, hatte ich mich auf die Wii gefreut, denn der neue Controller bedeutet für mich: Der Kerl kann damit erstmal genauso wenig umgehen wie ich. (Okay, es heißt, dass ich eine Chance habe, in Rennspielen gegen ihn zu gewinnen, ja, schon gut.) Und so haben wir am Wochenende auch beide gleich gespannt vor der Konsole gestanden und einfach losgelegt. Schon bei Wii Sports wird man schön angefixt: Beim Tennisspielen muss man wirklich mit der Remote durch die Gegend schlagen, anstatt nur auf ein Knöpfchen zu drücken. Auch beim Bowling wird die Bewegung halbwegs vernünftig simuliert; beim Golf natürlich weniger. Man braucht nur eine Hand und holt auch längst nicht so weit aus, aber seltsamerweise ist es ein recht guter Ersatz. (Ketzerisch, ich weiß.)

Die beiden Controller funktionieren drahtlos, so dass man eine gute Bewegungsfreiheit hat; gerade bei Tennis ist das ziemlich klasse. So mussten der Kerl und ich uns nur darauf konzentrieren, uns nicht gegenseitig über den Haufen zu rennen oder uns die Arme ins Gesicht zu hauen. Beide Controller sind allerdings über eine recht kurze Schnur verbunden, die mich manchmal etwas nervt. Aber ich bin schon davon überrascht, wie angenehm „natürlich“ es sich anfühlt, die Dinger in der Hand zu haben. Gar kein Vergleich zu dem Plastikklops, den man z.B. für den Gamecube hat.

So schießt man bei den Raving Rabbids per Remote. Aber nicht mit einem Knopf auf dem Controller, denn bei der Remote, die man wie eine Fernbedienung hält, liegt ein Knopf auf der Unterseite, genau da, wo man den Zeigefinger liegen hat. Fühlt sich wie ein Abzug an und funktioniert auch so. Mit dem Nunchuk lädt man nach, indem man es schüttelt. In anderen Spielen rennt man, indem man Remote und Nunchuk schnell auf und ab bewegt. Der Hasentrailer, den ich schon einmal verlinkt hatte (und den ich mir jeden Tag dreimal angucke), zeigt ganz gut, wie unterschiedlich die Controller eingesetzt werden können.

Um meine Lobeshymne abzuschließen: Ich bin völlig angefixt. Könnte an den Hasen liegen, liegt aber, glaube ich, eher an der wirklich neuen Spielerfahrung. Wenn ihr also noch die Chance habt, irgendwo eine Wii zu kriegen – zuschlagen. Das Teil ist ziemlich klein und Apple-weiß. Sieht gut aus im Wohnzimmer.

(Ich brauche einen schickeren Fernseher.)

2006 revisited

(2005, 2004, 2003, 23. Dezember)

1. Zugenommen oder abgenommen?

Zugenommen. Muss auch mal wieder sein.

2. Haare länger oder kürzer?

Mal länger, dann Schere, dann wieder kürzer.

3. Kurzsichtiger oder weitsichtiger?

Immer noch kurzsichtige Brillenschlange. Immerhin nicht noch kurzsichtigere Brillenschlange. (Nächstes Jahr lasse ich diese Frage weg.)

4. Mehr Kohle oder weniger?

Mehr.

5. Mehr ausgegeben oder weniger?

Mehr.

6. Mehr bewegt oder weniger?

Weniger als letztes Jahr, mehr als die 36 Jahre davor. Daher wohl auch die Antwort zu Frage 1.

7. Der hirnrissigste Plan?

Die abgenommenen 25 Kilo halten zu wollen. („Klar esse ich den Rest meines Lebens nie wieder Schokolade, gar kein Thema.“)

8. Die gefährlichste Unternehmung?

Gilt bei Regen im Dunkeln zu schnell Autofahren? Oder Partyrauchen? Oder als Anfänger und Platz-nicht-Kenner beim Ballsuchen aus Versehen auf eine andere Spielbahn zu rennen, auf der gerade Abschläge zu Einschlägen werden?

9. Der beste Sex?

Kannichklagen.

10. Die teuerste Anschaffung?

Der Bezug der gemeinsamen Wohnung. Ach, selige Studentenzeiten, wo man bloß ein Bettsofa und zwei Regale hatte und hunderte von Bekannten, die mal eben kurz mitanpacken … Nee, warte: Ach, herrliche Nicht-mehr-Studentenzeiten, wo man sich mehr leisten kann als ein Bettsofa und zwei Regale. Zum Beispiel ein Umzugsunternehmen. (Tut trotzdem weh, die Rechnung.)

11. Das leckerste Essen?

Geburtstagsessen mit dem Kerl. Kleiner, unspektakulärer Italiener. Waren auch eher die Umstände als das Essen.

12. Das beeindruckendste Buch?

Never Let Me Go von Kazuo Ishiguro.

13. Der ergreifendste Film?

Sommer vorm Balkon, ganz knapp vor Brokeback Mountain.

14. Die beste CD?

Ich habe in diesem Jahr genau eine CD gekauft: Red Hot Chili Peppers, Stadium Arcadium. Das war dann wohl auch die beste.

15. Das schönste Konzert?

Ich war auf keinem einzigen. Aber ich hab ganz viele amerikanische Serien auf DVD gesehen, soll ich davon mal was erzählen?

16. Die meiste Zeit verbracht mit ”¦?

… Grübeln, ob ich kündigen soll. Grübeln, ob ich einem bestimmten Kollegen eine reinhauen soll und ob dann alles besser wird. Grübeln, ob ich jetzt was esse und wenn ja, was. Grübeln, ob ich ins Kino gehe oder lieber mit dem Sofa verwachse. Grübeln, warum ich dieses Jahr soviel über Zeug grübele anstatt so wie letztes Jahr Zeug einfach zu machen.

17. Die schönste Zeit verbracht mit ”¦?

… dem Wind und dem Sand und den Riesenwellen auf Sylt.

18. Vorherrschendes Gefühl 2006?

JA WAS DENN NUN!?!

19. 2006 zum ersten Mal getan?

Golf spielen. Also so richtig mit Platzreife und eigenen Schlägern und so.

20. 2006 nach langer Zeit wieder getan?

Mit jemandem zusammenziehen.

21. Drei Dinge, auf die ich gut hätte verzichten mögen?

Waage. Agenturumstrukturierung. Umzugskosten.

22. Die wichtigste Sache, von der ich jemanden überzeugen wollte?

Dass Zusammenziehen ganz toll wird, auch wenn’s teuer ist und man viele Kisten packen muss.

23. Das schönste Geschenk, das ich jemandem gemacht habe?

Ich fand es toll von mir, dass ich die gesamten leeren Umzugskartons alleine in den fünften Stock (Dachboden) geschleppt habe, damit mein Herzblatt arbeiten konnte.

24. Das schönste Geschenk, das mir jemand gemacht hat?

Den ganzen Kram, der schwerer ist als leere Umzugskartons, in den zweiten Stock (Wohnung) zu schleppen, den ich in mehreren Etappen nach dem eigentlichen Umzug noch aus dem Haus meiner Eltern bzw. meiner alten Wohnung angekarrt habe.

25. Der schönste Satz, den jemand zu mir gesagt hat?

„Okay.“

26. Der schönste Satz, den ich zu jemandem gesagt habe?

„Ich kündige.“

27. 2006 war mit einem Wort ”¦?

Wuselig.

Die Nominierungen für die Golden Globes sind da. Das Leben der Anderen ist für den besten fremdsprachigen Film nominiert.

Befindlichkeitsblogging (now with less Katzenfotos)

Am 6. Dezember 2005 habe ich die Kommentare in diesem Weblog deaktiviert. Ich hatte schon länger darüber nachgedacht, aber dieser Eintrag, in dem ich mal für einen Augenblick deprimiert war und das meinem persönlichen elektronischen Notizzettel anvertrauen wollte, hat den Ausschlag gegeben. Zu diesem Eintrag liefen durchaus nette Kommentare auf, aber eben auch welche von der Kategorie „Och nee, nicht schon wieder Idiotenalarm“.

Am 12. Januar 2006 habe ich etwas ausführlicher begründet, warum die Kommentare erstmal ausgeschaltet bleiben, habe aber nicht explizit auf den Dezember-Eintrag hingewiesen. Das mache ich hiermit. Denn dieses Weblog ist größtenteils sehr persönlich, und gerade bei den persönlichen Einträgen hat es mich teilweise sehr genervt, dass nicht nur Hinz und Kunz, sondern auch Depp und Spack ihre Gedanken druntersetzen konnten. Manchmal mochte ich meine eigenen Einträge nicht mehr, weil irgendein Quatsch drunter stand, mit dem ich mich nicht anfreunden konnte (und den ich natürlich auch nicht löschen konnte, denn wie wir ja alle wissen, ist Kommentarelöschen so schlimm wie Kinderpornos drehen).

Ich hatte auch darüber nachgedacht, die Kommentare nur bei gewissen Einträgen zu öffnen und bei anderen keine Möglichkeit zum direkten Feedback zu geben, aber das fühlte und fühlt sich für mich ziemlich halbgar an. Und wie ich aus eigener Erfahrung weiß, nutzt man ja auch gerne mal das falsche Kommentarfeld, um andere Beiträge zu kommentieren. Zum Gefühl kommt also die deutliche Vorahnung, dass diese Methode rein gar nichts bringen würde.

Am Anfang haben mir die Kommentare vor allem bei den Kinokritiken gefehlt. Zwar sind auch da die Emotionen gerne mal hochgegangen („ey du hast den Film voll nich verstanden was glaubst du wer du bist mach das erstma besser“), aber mit derartigen Äußerungen unterster intellektueller Qualität kann ich eher umgehen als wenn mir John oder Jane Doe im Vorbeigehen und anonym in mein digitales Wohnzimmer kotzen, wenn ich gerade mit mir und meinem Seelenzustand hadere. Bei den Kinokritiken kam ab und zu eine Diskussion auf, weil sich Menschen eben gerne über Filme unterhalten, die sie gerade gesehen haben. Und das hat mir auch gefallen. Bei meinen eher persönlichen Einträgen will ich aber im Gegenzug gar keine Diskussion haben. Hier ist mein Weblog einfach eine Gedächtnisstütze; die Einträge sind eher für mich da, um mich später noch einmal daran zu erinnern, wie’s mir mal ging oder wie ich auf Situationen reagiert habe. Hier muss nicht jede meiner Gefühlsregung von 1000 Leuten durchgekaut werden. Reicht, dass ich sie aufschreibe.

Und aus diesem Grund hat es mir im Laufe des Jahres immer besser gefallen, keine Kommentare zu haben. Ich bekomme immer noch genug Mails (und bin ganz fürchterlich disziplinlos darin, sie zu beantworten, Entschuldigung), in denen mir Leser Feedback zu meinem Weblog geben. Gerne zu den Filmkritiken, manchmal auch zu anderen Einträgen. So ist zum Beispiel der Artikel über meinen Opa anscheinend bei vielen Menschen ganz gut angekommen. Jede Mail diesbezüglich hat mich sehr gefreut. Und was mich noch mehr gefreut hat: Jede dieser Mails gehört mir. Kein schlechtgelaunter Kommentator hatte die Gelegenheit, die freundlichen Worte meiner Leser ins Lächerliche zu ziehen, weil kein Kommentator diese Mails zu Gesicht bekommen hat. In diesem Zusammenhang: Das Hate-Mail-Aufkommen ist ziemlich gering; rumzicken macht eben doch mehr Spaß, wenn jemand mitliest.

Mir fehlen die Kommentare manchmal. Wenn ich Einträge im Kopf habe, die nur Spaß machen, wenn das Publikum mitspielen darf – wie zum Beispiel dieser hier, wo wir seltsamen Menschen uns outen, die unseren Autos Namen geben, oder der hier, wo mal offen und ehrlich über die korrekte Art des Süßigkeitenverzehrs gesprochen wird. Diese Einträge werden dann seufzend auf die geistige Müllhalde geworfen, und es wird kurz das Fehlen der Kommentare bedauert. Aber dieses Bedauern ist von gleicher Dauer wie meine Babybegeisterung während des Eisprungs: sehr kurz. Und immer mit dem Wissen im Hinterkopf, dass es schon richtig ist, so, wie’s jetzt ist. Für mich jedenfalls. Und auch wenn mir das immer gerne als totaaaaal eeeeklige Arroganz ausgelegt wird: Das hier ist mein Weblog. Zuallererst soll es mir hier gefallen.

Und mir gefällt’s.

(Eure Elli)

Erster Jahresrückblick (more to come)

Kiki fragt:

Drei Top-Events 2006:

(Darf ich das widerliche Wort „Top-Event“ in den altmodischen und nicht so LAUTEN Ausdruck „Drei schöne Ereignisse 2006“ ändern? Danke.)

– Platzreifeprüfung bestandäääään
– Fussi galore
– Geburtstagsessen mit dem Kerl. War einfach ein sehr schöner Abend.

Persönliche(r) Held(in) 2006:

Mein Patenkind, weil es mir beibringt, dass Kinder vielleicht doch nicht ganz so doof sind. (Aber komisch sind sie trotzdem.)

Liebe 2006:

Wie Liebe 2005 und 2004. Bin immer noch verknallt. Der Kerl guckt manchmal so komisch, wenn ich so komisch gucke. Mal sehen, wie sich Zusammenziehen 2006 entwickelt.

Job 2006:

Der Seele (und einer bestimmten Unit) der ehemals Schönsten Agentur der Welt zu lange hinterhergetrauert, im August dann doch die Koffer gepackt und seit Oktober einen Schreibtisch in der neuen Schönsten Agentur der Welt besetzt. Ist auch hübsch hier. Aber da, da wo ich mal war, da, wo ich als Werber immer hin wollte, da war’s halt größtenteils klasse. So klasse, dass ich mich auf Abnehmen und Leben ändern konzentrieren konnte, weil mich rein gar nichts genervt hat. (Still grieving.)

Reisen 2006:

Sylt. In ein paar Tagen Dresden. Ich nehme die schwarzrotgoldene Euphorie in diesem Jahr sehr ernst.

Blogging 2006:

Ein Jahr ohne Kommentare. Dazu wollte ich in einem gesonderten Eintrag noch was schreiben. Nicht jetzt. Bin müde.

Nach Stammblog und eher ruhender Autorenschaft bei Blogbar Mitwirkung im Golfblog vom Heliumkiffer. Da ist es sehr schön, Kommentare zu kriegen, weil ich meistens blauäugige Anfängerfragen stelle oder Probleme beschreibe, die die langjährigen Golfer schon vergessen haben – und nun großherzig ihre Erfahrung mit mir teilen. Ist quasi mein privates Golfforum. Praktisch.

Außerdem habe ich übers Bloggen Bettwäsche bekommen, Umzugstipps und -kartons, Hinweise zum Anbringen der neuen Esszimmerlampe, Erdnussbutter und die Gilmore Girls und ein, zwei, drei, vierfünf Bücher (ich hoffe, ich habe niemanden vergessen). Aber am schönsten waren natürlich die Begegnungen mit anderen Bloggern. Es macht immer noch Spaß, sich auf Partys vorzustellen: „Ich kenne X aus der Uni.“ „Ich ausm Blog.“

Mein Bauchgefühl 2006 war übrigens: Wasn Scheiß. Aber beim Durchlesen des Eintrags sehe ich, dass doch öfter ein paar positive Adjektive dabei sind. Hm. Vielleicht war’s teilweise okay. Aber trotzdem hat 2005 2006 um Längen geschlagen. Wahrscheinlich wegen der beruflichen Situation. Rest war gut. Und natürlich (ja? natürlich?) ist eine gute Beziehung wichtiger als … hm. Aber Geldverdienen soll ja auch Spaß machen. (Brabbel.)

Ich bin noch nicht ganz wieder fit. Mein Hirn knotet noch ein den Sätzen rum, die ich schreibe. Ich lass das für heute mal. (Wie bringe ich das meinen Kollegen bei?)

Ich hab der ollen Kate für die Jubiläumsausgabe mal meine Nadel geliehen. In den paar Tagen, die ich verschnupft im Bett zugebracht habe, war die Tempo einer der rührseligen Lichtblicke, auch wenn ich sie noch nicht komplett durchgelesen habe. Wäre auch ein bisschen zuviel verlangt bei knapp 400 Seiten. Lu verweist auf viele Kritiken, die so ziemlich alle negativ sind – und ich muss zugeben, auch nicht ganz so begeistert zu sein. Allein die Idee, Frau Moss auf den Titel zu heben, ist ja sooooo Nineties. Ich mochte die Poldifotos von Brian Adams, ich fand auch den Körpertausch von Fondsmanager und Globalisierungsgegner nett, und ich hab auch das Gespräch zwischen Grönemeyer und Tokio Hotel gern gelesen („Bill: Die konnten alle Texte mitsingen, das ganze Album. Ich konnte mit dem Publikum arbeiten. – Tempo: Was heißt das denn bitte? – Tom: Wenn er ‘n Text vergisst, mal schnell Mikro reinhalten.“). Aber es ist eben doch nicht mehr als „ich mag’s, ich fand’s nett“, achgott, ich find auch Marzipan nett, und der Stuckrad-Barre-Artikel über Wowereit klingt so dermaßen nach Hofberichterstattung, dass er es im „echten“ Tempo niemals ins Heft geschafft hätte. Richtig genervt hat Biller mit seinen 100 Zeilen Hass, die eher wie 100 Zeilen des Rentners mit dem Kissen auf der Fensterbank klangen, und der völlig überflüssige Artikel über Sexdates im – huch, sowas gibt’s! – Internet. Hätte man aber ahnen können bei der Kracherheadline „Klick mich“. Noch nie gehört den Witz, Frau Asmussen Roten. Aber die Blümchenfotos von Wolfgang Tillmans sind schön. Und, hach, es ist eben Tempo. Süßer Vogel Jugend. Die durften damals auch schon Scheiße schreiben, ich hab sie trotzdem gekauft.

(Ach ja, bitte unbedingt den Artikel auf Retromedia lesen. Ich leg jetzt noch ne Runde Hustenbonbons nach. Hat eigentlich wer ne Wii abgekriegt? Ist irgendwas passiert? Ich fühl mich irgendwie raus.)

Nachtrag: Niggemeier schreibt über Tempo im Zeitschriftenblog.

Neues von meinen Lieblingshasen. Fehlt nur noch DIE VERDAMMTE KONSOLE!

(Trailer via Kotaku)

Deutschland. Ein Sommermärchen

Da saß ich nun auf dem Sofa, natürlich im Nationaltrikot, und freute mich, die WM nochmal zu erleben, die gerade erst ein paar Monate her war und die so unglaublich viel Spaß gemacht hatte. Leider macht Deutschland. Ein Sommermärchen nicht annähernd so viel Spaß.

Ich fand die Szenen hinter den Kulissen natürlich sehr spannend, weil sie so ungekünstelt aussahen, eben nicht wie der typische Fünfminüter in der Sportschau, wo alle drauf achten, was sie tun und sagen, weil sie sich daran erinnern, dass sie gefilmt werden. Regisseur Sönke Wortmann war schon so lange dabei, dass er eher als Teil der Mannschaft wahrgenommen wurde denn als Außenstehender. Deswegen nehmen die Jungs auch nicht unbedingt ein Blatt vor den Mund, was sie mir alle sehr sympathisch gemacht hat. Den pep talk von Jürgen Klinsmann in der Kabine fand ich sehr aufschlussreich – von „auf die Fresse“ bis „und schon gar nicht von Polen“ war dann auch alles an martialischen Phrasen dabei, was man schon aus amerikanischen Sportfilmen kennt, aber anscheinend funktioniert’s.

Was mir den Film verleidet hat, waren die Spielszenen. Das ist ja schön, dass man hinter die Kulissen gucken darf, aber eigentlich hatte ich mir von einem Fußballfilm auch ein bisschen Fußball erhofft. Die Spiele der deutschen Mannschaft werden wahnwitzig kurz abgehandelt; man erfährt nicht einmal mehr die Ergebnisse. Und ich muss zugeben: Ich weiß zwar noch, dass „wir“ gegen Ecuador und Schweden gewonnen haben, aber ich hab keine Ahnung mehr, wie hoch. Und das hätte ich schon gerne noch einmal gezeigt bekommen. Die wenigen Spielszenen, die mir gefallen haben, hatten Fernseh-O-Töne über die Bilder gelegt, und da war dann auch die Gänsehaut wieder da, die man damals vor dem Fernseher hatte. Aber der überwiegende Teil der Spielszenen wurde mit Plinkerplinkermusik à la American Beauty unterlegt und hat mich einfach nur genervt.

Eigentlich hat mir der Film erst in den letzten 15 Minuten gefallen (lustigerweise ist das der Teil nach dem verlorenen Italienspiel). Da waren nämlich auf einmal auch die Fanmassen zu sehen, die die WM für mich persönlich so grandios gemacht haben. Natürlich waren die Spiele der Mannschaft toll anzusehen, aber was diese WM für mich von den anderen sechs unterscheidet, die ich bewusst mitbekommen habe, war die unglaubliche Stimmung im Land, diese wahnsinnige gute Laune, die Fähnchen an den Autos. Davon ist meiner Meinung nach viel zu wenig im Film zu sehen, um den Titel „Sommermärchen“ zu rechtfertigen. Denn schließlich ist das deutsche Team 2006 sogar einen Platz schlechter gewesen als bei der WM 2002. Das Märchenhafte waren also eher die Begleitumstände und das schöne Spiel der Mannschaft. Und von beidem hat mir der Film leider zuwenig gezeigt.

Ich hatte bis vor kurzem noch keine Ahnung, wie nett Buffy ist, YellowLed nicht, wieviel Spaß Seinfeld macht. Jetzt ist die Zeit für Geständnisse: Welche Serie ist erschreckenderweise an euch vorbeigegangen?

Die Habenichtse

Die Habenichtse von Katharina Hacker erzählt die Geschichte von Jakob und Isabelle, die kurz nach dem 11. September 2001 heiraten und von Deutschland nach London umziehen. Er beschäftigt sich mit Rückgaben von ostdeutschen Immobilien an ehemalige jüdische Besitzer, sie ist Grafikerin und illustriert ein Kinderbuch. Um die beiden herum gibt es viele Nebenfiguren, die aber so ausgeschmückt sind, dass ich sie als gleichwertige Hauptpersonen empfunden habe. Da ist Jim, ein Dealer, der nach einer ehemaligen Freundin von ihm sucht, da sind Dave und Sara, zwei Kinder im Nachbarhaus, mit ihrem prügelnden Vater und der hilflosen Mutter, da ist Andras, Isabelles Kollege, der seit Ewigkeiten in sie verliebt ist, und da ist Bentham, der Chef von Jakob, zu dem er sich sehr hingezogen fühlt.

Die Geschichten der einzelnen Figuren werden ineinander verwoben, vorsichtig zuerst, dann aber mit soviel Gewalt, dass mich der letzte Teil des Buchs sehr erschreckt hat. Es hat sich angefühlt, als ob man aus der Lethargie, die auch Isabelles und Jakobs Leben miteinander auszeichnet und die das Buch sehr plastisch und doch spröde beschreibt, ruckartig herausgerissen wird. Das Buch bekommt auf einmal sehr viel Zwang, und es wird sehr unangenehm, die Geschichte zu lesen. Der Stil allerdings bleibt weiterhin sehr distanziert. Viele Beschreibungen, gerade aus London, haben mich in ihrer Sinnlosigkeit des Öfteren genervt; generell mag ich Lokalkolorit, ich mag auch Hackers Sprachschlichtheit und ihre kurzen, prägnanten Sätze und Wendungen, aber manchmal hatte ich doch sehr das Gefühl, dass sie mir bloß zeigen will, wie toll sie sich in London auskennt. Oder dass da jetzt irgendwie noch ein Satz hinmusste, damit die Seite voll wird.

Ich weiß nicht so recht, was ich von Die Habenichtse halten soll. Ich habe es sehr schnell weggelesen, eben weil ich den Stil wirklich sehr gemocht habe. Die Geschichte aber fand ich teilweise zu dramatisch, um sie glaubwürdig zu finden. Aber vielleicht bin ich auch einfach ein Kuschelleser und mag immer noch nicht einsehen, dass Menschen zu Dingen fähig sind, die ich nicht nachvollziehen kann. Vielleicht war auch genau das der Reiz, dieses Buch so schnell zu lesen – weil es mir mal wieder Dinge vor Augen geführt hat, auf die ich selber nicht kommen würde. Wie gesagt, ich weiß nicht, was ich von dem Buch halten soll. Keine Pointe hier.

(Deutscher Buchpreis 2006. Muss gut sein.)

Ein paar Werbekollegen sind neu auf meiner Blogroll: das Textblog, Out of Uppen und das Blindtextblog.

Das Bildblog hat einen Adventskalender. Qype auch.

(Ich nicht. Ich ess eh bloß alle 24 Türchen auf einmal.)