„A San Francisco husband slept through his wife’s call from the World Trade Center. The tower was burning around her, and she was speaking on her mobile phone. She left her last message to him on the answering machine. A TV station played it to us, while it showed the husband standing there listening. Somehow, he was able to bear hearing it again. We heard her tell him through her sobbing that there was no escape for her; the building was on fire; there was no way down the stairs. She was calling to say goodbye. There was really only one thing for her to say, those three words that all the terrible art, the worst pop songs in movies, the most seductive lies, can somehow never cheapen: ‘I love you.’

She said it over and again before the line went dead. And that is what they were all saying down their phones – from the hijacked planes and the burning towers. There was only love and then oblivion. Love was all they had to set against the hatred of their murderers.“

(Aus einem Artikel von Ian McEwan, The Guardian, 15.9.2001, wiedergefunden durch einen Artikel im Spiegel und in einem Frontline-Interview, das auf der Seite Faith and Doubt at Ground Zero steht, die ein Jahr nach den Anschlägen eingerichtet wurde)

Ich suche Anja

Genauer gesagt, Anja Rand, die fröhlichste aller Ikea-Bettwäschen. Leider nicht mehr im Katalog vorhanden und seit gut zweieinhalb Jahren meine Lieblingsbettwäsche, weil sie im Bettchen vom Kerl liegt, wo es mir nichts ausmacht, dass zwei verschiedene Bezüge im Bett liegen. In MEINEM Bett liegen natürlich immer zwei gleiche Bezüge, denn sonst würde ich Antisymmetriepickel kriegen und könnte nicht schlafen. Da MEIN Bett demnächst UNSER Bett wird und ich weiterhin mit Anja schlafen will, bräuchte ich also einen zweiten Bezug. eBay hat gerade nichts zu bieten, auf meine Freunde ist bettwäschetechnisch leider auch kein Verlass, und daher muss ich meine Leser mal vorsichtig fragen: Hätte irgendjemand eine Anja zu verkaufen? Sachdienliche Hinweise an mail ‘at’ ankegroener ‘punkt’ de.

Und wenn jemand noch ne zweite Peanuts-Bettwäsche über hätte, nehm ich die auch.

(Hat sich erledigt. Dankeschön. Ich wusste doch, dass auf meine Leser Verlass ist.)

Sich wachkuscheln lassen, noch ein Stündchen schlafen, gegen 9 frische Bagels holen, wieder ins Bett gehen, die zweite Staffel von Grey’s Anatomy in den DVD-Player werfen und parallel dem Regen zuhören.

Yeah, I’d hate me too.

Ein doppeltes Danke an Frau Klugscheißer: zum einen für The Time of Our Singing von Richard Powers von meinem Amazon-Wunschzettel. Und zum zweiten dafür, dass mich diese Überraschung daran erinnert hat, meine Wunschzetteladresse zu ändern, denn das Buch ist noch in meiner alten Agentur angekommen anstatt an meiner Haustür. Also dankedanke.

Und um deine Frage vom Bestellschein zu beantworten, ob man auf dem Golfplatz auch singen dürfe: wenn, dann nur leise. Und ich persönlich bin froh, überhaupt genug Luft für meine kilometerlangen Umwege vom Abschlag zum Grün zu haben, weil meine Bälle eben dickköpfigerweise nie geradeaus fliegen.

Noch ein Dankeschön und ein imaginärer Smiley.

(Verdammt, ein Buch mehr für die Umzugskisten!)

Wie dogfood rührselig erzählt, beginnt heute nacht die NFL-Saison. Dazu passend eins der vielen Zitate von Vince Lombardi:

“Football isn’t a contact sport. Dancing is a contact sport.”

(aus dem wunderbaren Buch Dictionary of American Quotations, das ich zeitweilig fast auswendig konnte)

He, sinnbefreit vor sich hinbrabbelnder Busnachbar – den Geruch von Nordhäuser Doppelkorn kriegst du auch nicht dadurch weg, dass du dir ein Extrafläschchen Hattric übers Hemd kippst. Smells like mean spirit.

„Q: What posters did you have on your bedroom wall as a teenager?

A: Billy Idol. And a lot of James Dean. Then when I met Wes (Anderson), in his apartment he had a lot of James Dean stuff. I just thought James Dean was cool and I wanted to be like him. But now I think being cool is too much effort. Look at Elvis, he started out being cool and eventually he was like, ‘Ah, it’s too much trouble, I’ll settle for a white cat-suit.’“

Der Guardian über Owen Wilson, der die Hauptrolle in Cars spricht, der morgen in Deutschland anläuft, den ich vor einigen Wochen in einer Pressevorführung sehen durfte und den ich ziemlich nett fand. Brrrmmmbrrmmm.

Neuestes Hobby: bei twoday.net die Funktion „Nächstes Blog lesen“ ausprobieren. Wenn Sie einfach mal zufällig auf ein Weblog klicken, und dann ganz oben rechts gucken mögen – da steht der Text. Klicken, gucken, Zeit verplempern.

Der schönste Nachruf auf Steve Irwin. Beim Don:

„Ich glaube, der Grund warum er nie gebissen wurde, war einfach, dass die Tiere viel zu perplex ob der Unverschämtheit waren, die ihnen da angetan wurde. Da wappnet man sich Jahrmillionen durch fiese Signalfarben und immer giftigeres Gift, ist also eine unfassbare, tödliche Gefahr, und dann kommt ein Mann in Bermuda Short, zerrt einem am Schwanz und schreit einen an. Da kann man das Beißen schon mal vor lauter Schreck vergessen.“

Wenn ich mich nicht geistig mit der Wohnungseinrichtung, der Frage OHGOTTWOSOLLDASBLOSSALLESHIN oder den zukünftigen Wandfarben beschäftige, Golf spiele oder faul rumliege, treibt mich die Langeweile der Wissensdurst stets in meine Lieblingsvideothek. Ihr wisst schon, die mit den vielen Originalfassungen, die auch alles an Serien hat, was es gibt. Neben den Gilmore girls habe ich jetzt auch The O.C. angetestet. Aber im Gegensatz zu den Zuckerschnuten aus Connecticut finde ich die Geldbratzen aus Kalifornien richtig schön doof. Fühlt sich an wie „Was wurde eigentlich aus … Beverly Hills, 90210?“ Die Mädels sind noch magerer und haben noch weniger an, die Kerle sind noch langweiliger, und die Eltern haben noch mehr Kohle. Und natürlich die daraus resultierenden „Probleme“. Gähn. Einziger Pluspunkt: Adam Brody, der selbst aus seinen gerade noch so als halbwegs lustig geltenden Dialogen was Nettes macht.

„Doch du lebst länger als ein Leben lang
Du bist das, womit alles begann

Denn du schreibst Geschichte
Mit jedem Schritt
mit jedem Wort
Setzt du sie fort
Du schreibst Geschichte
An jedem Tag
Denn jetzt und hier
Bist du ein Teil von ihr“

(Madsen)

Besser spät als nie (Frau Gröner, die Kugelblitzmerkerin): das wunderbare Video von OK Go. Gab’s auch als Live-Performance bei den MTV Video Music Awards, die ich dieses Jahr ziemlich ignoriert habe.

Filmkritiker Jim Emerson sammelt in seinem Weblog opening shots von Filmen. Via Kottke, in dessen Kommentaren sich noch weitere schöne Eröffnungssequenzen ansammeln, wenn auch nur verbal.

„I just wanna fucking dance.“

Ich weise in diesem Zusammenhang (und weil ich seit Tagen total blogfaul bin) auf meinen uralten London-Reisebericht hin, in dem ich von Jerry Springer – The Opera sehr begeistert war. (Bis zur Eintrittskarte runterscrollen, dummy.)

So, jetzt hab ich auch als alleraller-letzte die 2. Staffel von Lost gesehen. Und jetzt lese ich die LostPedia von vorne bis hinten durch.

(Verdammt, ist das alles spannend.)

Ah, die Momente, an denen ich mir wünsche, in einem fies teuren und damit exklusiveren und älteren Golfclub zu spielen: Momente wie vorhin auf der Driving Range, wo ich neben zwei Kerlen stand, beide höchstens 25, die lautstark jeden einzelnen ihrer Abschläge kommentiert haben – unter anderem mit verbalen Perlen wie „Ey, Mann, der hat locker die 150-Meter-Marke gefickt.“

Das Land, in dem die Zitronen blühen

Wenn ich ein eigenes Land wäre:

Wie würde mein Land heißen?

Milk and Honey

Was wäre meine Nationalhymne?

Beziehungsweise: Wie klingt sie? Sie hat weniger Oktaven als die amerikanische, genauso viel Pathos wie die russische, einen so leichten Text wie die englische und ergibt somit einen operettenhaften Gesamteindruck wie die italienische.

Wie würde meine Flagge aussehen?

Als alter Produktfetischist finde ich drei Streifen ganz toll. Momentane Lieblingsfarben: olivgrün, schweinchenrosa und dunkelrot. Hm. Denk ich nochmal drüber nach.

Was wäre meine Währung?

Alles auf Karte. Kein Kleingeldsuchen mehr, keine Einkaufswageneuros, keine Dusselzahlen wie 9,99. Zehn, verdammt, ZEHN!

Sprache?

Englisch. Ein Artikel für alles.

Staatsform?

Parlamentarische Monarchie. Ich will Royals mit ihrer eigenen Klatschspalte und vielen Klunkern und pompösen Hochzeiten. Für die allerdings nicht der Steuerzahler aufkommen muss. Vermietet doch eure Schlösser für Versicherungsvertretertagungen oder so. Oder macht Golfhotels draus.

Einwohner?

Jeder der mag und sich angemessen verhält. Wer sich nicht angemessen verhält, darf in Weblogs nicht mehr kommentieren.

Bevölkerungsdichte?

Je weniger Leute, desto besser.

Wirtschaft & Steuern?

Ich hänge immer noch ein bisschen an der Bierdeckel- bzw. 25-Prozent-Therorie, was die Steuern angeht. Aber ich muss zugeben, dass ich mich damit recht ungern beschäftige. Ich beschäftige lieber einen Steuerberater.

Wirtschaft: Macht, was ihr wollt, kauft, verkauft … mir doch egal.

Medien?

Reziprok proportional zur Einwohnerzahl. Je mehr, desto besser. Vielleicht mal wieder einen Musiksender, der Musik spielt und keine dämlichen Flirtshows im Programm hat. Ein TV-Kanal zeigt nur Kiefer-Sutherland-Filme, ein anderer bietet „Schnuffis on demand“ – oder „Schnufferettes on demand“. Mein Liebling wäre einer, der ständig Serien sendet (gerne auch Denver-Clan und Ein Colt für alle Fälle), ne Menge Spielfilme mit Untertiteln und Einrichtungssoaps.

Lesen wäre übrigens Pflicht. Es muss aber nicht immer Tolstoi sein. Wer mag, darf sich bei der großen Auswahl von Klatschzeitschriften bedienen. (Ich!)

Klima?

Hauptsächlich irgendwas zwischen 15 und 25 Grad, Regen nur abends zum Einschlafen, Schnee nur, wenn ich nicht autofahren muss.

Pflanzen & Tierwelt?

Tiere müssen gar nicht sein, vor allem keine Mücken oder Spinnen. Ein paar Dekorehe für die vielen Wälder wären allerdings nett. Vögel, okay. Oh, und Katzen, gegen die ich nicht allergisch bin, auch.

Pflanzen: ja, bitte. Alles, was blüht und bunt ist, alles, was grün ist und Schatten spendet. Ne Menge davon. Kakteen werden abgeschafft.

Nationalfeiertag?

16. März, damit ich an meinem Geburtstag nicht arbeiten muss.

Zeitzone?

Total egal.

Internet-Domain?

.milk

Internationale Vorwahl?

Total egal. Wenn ich eh schon am Rumspinnen bin – kann ich dann auch sowas Seltames wie Zeitzonen und Vorwahlen verbieten?

Sonst noch was?

Der Body Mass Index wird abgeschafft und Männer kriegen Kinder. Damit sterben automatisch die Worte „Rabenmutter“ und „Karrierefrau“ aus.

(via Tageslicht)

Nachtrag zu gestern: Alexander hat mich darauf aufmerksam gemacht, dass Der Talk mit Marie Marcks über den Podcast nachzuhören ist. Danke für den Hinweis.

Am Sonntag bin ich beim wilden Suchen nach mitgrölbaren Songs im Autoradio bei NDR Info hängengeblieben, wo Marie Marcks unter anderem über ihre gezeichnete Autobiografie Marie, es brennt! sprach. Das Interview ist leider nicht online, und den Wiederholungstermin habt ihr auch verpasst, aber ich fand es sehr spannend und empfehle daher total ahnungslos ihr Buch.

He, neuer Ikea-Katalog (NEUER IKEA-KATALOG!): the age of aquarius hat angerufen und möchte seine Tapeten- und Stoffmuster wiederhaben. Und ich vermisse allmählich die Lavalampe Bubblur und die Räucherstäbchen Smöken.

Wenn mein einziges Problem ist, nach Weeds keine Serie mehr zum Weggucken zu haben und mich nicht entscheiden zu können, heute noch einkaufen zu fahren oder bis morgen ohne Cola light durchzuhalten, hab ich wirklich Urlaub.

Apropos Weeds: kann ich weiterempfehlen. Erstens wegen Mary-Louise Parker, zweitens wegen des niedlich-müden Titelsongs („And there’s doctors and there’s lawyers, And business executives, And they’re all made out of ticky-tacky, And they all look just the same“) und drittens wegen der interessanten Charaktere, die sich zuerst anfühlen wie bewusst auf Krawall gebürstet (hui, Hausfrauen, die Stoff verticken), sich dann aber doch als ziemlich gute Figuren entpuppen, die ziemlich schräge Sachen machen.

Apropos Urlaub: macht bei offenem Fenster nicht so richtig Spaß, wenn die Nachbarin anscheinend gerade ihre Tuberkulose auskuriert. Ebenfalls bei offenem Fenster.

Freut mich: Nicky von delicious:days (das ich nur lesen kann, wenn ich pappsatt bin, weil ich sonst den Bildschirm ablecken würde) schreibt, dass auch ihr Kerl, den sie nicht Kerl nennt, inzwischen mein Weblog liest – „allerdings nur wegen Deinen Golf-Beiträgen“. HA!

Und dann habe ich noch einen ewig langen Eintrag zum Feminismus, meiner persönlichen Einstellung dazu und dass wir ihn bitter nötig haben und so weiter geschrieben – aber dann dachte ich mir, ich verlink einfach so auf die Kaltmamsell und das Zeit-Dossier und Syberia und halt mich raus. Ist eh schon alles gesagt. Auch wenn man’s anscheinend immer wieder sagen muss. (Jetzt hab ich doch was geschrieben.)

Der Blogeintrag, der sich nicht entscheiden kann, ob er triumphierend oder jammerig klingen will

Ist aber auch nicht einfach, denn: Ich habe Montag meine erste vollständige Golfrunde gespielt, also 18 Löcher. Quintessenz: Aua. Und gleichzeitig: Yeah, Baby.

Wobei „spielen“ auch nicht ganz der richtige Ausdruck ist. Für laienhafte Augen hat es wahrscheinlich mehr danach ausgesehen, als ob ich eine unschuldige Grasnarbe mit einem Eisenstab verprügelt habe und dabei ab und zu, nicht allzu oft, eher selten, fast zufällig einen kleinen, doofen Ball getroffen habe, der auf dieser Grasnarbe dumm rumlag.

Mein Putten war allerdings erste Sahne und der einzige Grund, warum ich nicht kleinlaut nach neun Löchern wieder ins Auto gestiegen und nach Hause gefahren bin und die Schläger verschenkt habe. Der Weg bis zum Grün war allerdings fürcherlich. Und ich ahne auch, warum. Am Freitag hatte ich eine Stunde bei einem Pro gebucht, der mal auf meine Abschläge draufgucken sollte, die seit meiner Verletzungspause nicht mehr so toll waren. Dieser mir vorher unbekannte Pro hat mir nun 1000 kleine Kleinigkeiten genannt, auf dich ich achten soll – und auf ungefähr 500 davon habe ich bisher „anders“ geachtet. Ich habe meine Handgelenke eher gerade gelassen anstatt sie einzuknicken, genau wie meine Unterarme. Ich habe meine linke Schulter nicht ganz so tief runtergezogen, ich bin nicht so sehr in die Knie gegangen, ich habe mich nicht ganz so weit gedreht … und so weiter und so fort. Die vielen guten Tipps habe ich seit Freitag auch nicht auf der Range ausprobiert, wollte aber auch meine übermotiviert gebuchten 18 Löcher am Montag nicht verfallen lassen. Also hatte ich die grandiose Idee, mein neu erworbenes Wissen doch gleich auf dem Platz anzutesten. Super Plan, Gröner.

Ich habe gestern Schläge produziert, die ich so noch nie gesehen hatte. Meine Bälle sind an Orten gelandet, an denen ich noch nie war, und sechs von ihnen musste ich auch ein leises „Servus“ zum Abschied hinterherflüstern, denn drei sind natürlich in – immerhin drei verschiedenen – Biotopen gelandet, und drei habe ich schlicht nicht mehr wiedergefunden. Ich habe anderthalb Liter Wasser getrunken und festgestellt, dass es auch drei Liter hätten sein dürfen. Mein Poloshirt war sowohl nassgeschwitzt als auch nassgeregnet, mein Mützchen wurde mir zweimal vom Wind oder von meinem übereifrigen Schwung vom Kopf gefegt, und meinen linken Daumen habe ich mit der rechten Handfläche so brav abgedeckt, dass er irgendwann eine Blase hatte. Ab dem 15. Loch haben sich meine Knie gemeldet bzw. mein Gehirn, das sich eigentlich schon verabschiedet hatte, jedenfalls dann, wenn es ums Konzentrieren auf den Rückschwung ging: „Hey, ich weiß zwar nicht, was du hier machst – logisch kann ich das jedenfalls nicht verarbeiten –, aber ich soll dir von den Knien ausrichten, dass sie nur noch bei dir sind, weil die Unterschenkel und Füße noch nicht aufgegeben haben. Deine Schultern finden das schon länger nicht mehr lustig, deine Arme verweigern auch demnächst den Dienst, und wenn ich mal für alle Kollegen aus sämtlichen Körperteilen sprechen darf: Wir wollen gerne nach Hause und in einer heißen Badewanne rumliegen! Hallo? Hörst du mir zu? Hallo?“

Keine Chance, grauer Klumpen. Aufgeben gilt nicht. Und so habe ich tapfer meine alten Knochen von Loch zu Loch geschleppt, meinen wackeligen Trolley mehr und mehr verflucht, habe am Loch 5 bzw. 14 einen Apfelbaum entdeckt, den ich nächstes Mal leeressen werde (dieses Mal hatte ich keine Kraft mehr, einen Ast zu mir herunterzuziehen), habe zum ersten Mal jede Bank auf dem Platz benutzt, an der ich bei 9 Löchern immer nur verächtlich vorbeigegangen bin, und kam ziemlich erledigt, aber stolz wie Bolle nach vier Stunden zum zweiten Mal im Clubhaus an.

Inzwischen habe ich gebadet, mehrere Folgen Gilmore girls geguckt und meinen Flüssigkeitshaushalt wieder ins Gleichgewicht gebracht. Die Rückenschmerzen von Montag morgen vor dem Spiel sind restlos weg. Dafür fühlen sich meine Füße an, als ob ich auf Asphalt gejoggt wäre, meine Unterarme ziehen ein bisschen, und meinen Knien merkt man an, dass sie ne Menge Gewicht sieben Kilometer weit getragen haben. Aber gleichzeitig kann ich es nicht erwarten, den Quatsch nochmal zu machen. Hast du das mitgekriegt, Hirn? Haha. You lose, sucker!

Aber sag den Knien noch nix, bitte.

Miami Vice

Miami Vice (USA 2006, 132 min)

Darsteller: Colin Farrell, Jamie Foxx, Gong Li, Naomie Harris, Luis Tosar, John Ortiz, Elizabeth Rodriguez, Ilan Krigsfeld, Tom Towles
Musik: John Murphy
Kamera: Dion Beebe
Drehbuch: Michael Mann
Regie: Michael Mann

Offizielle Seite

Trailer

Die TV-Serie Miami Vice ist ziemlich an mir vorbeigegangen. Ich mochte Don Johnsons Dreitagebart nicht, ich mochte pinkfarbene Shirts an Kerlen nicht, ich fand Ferraris damals doof, und mit Speedbooten konnte ich auch nichts anfangen. Vielleicht hätte ich auf meinen Bauch hören sollen, der mir sagte, der Film Miami Vice könnte mir deshalb auch eher nicht gefallen, selbst wenn die Darsteller weniger Pink tragen, denn im Prinzip ist es immer noch der gleiche Kram: Speedboote, Ferraris – und statt Dons Bart kann man sich heute eben über Colin Farrells blonde Highlights wundern. Mein Bauch hatte leider recht. Mir hat der Film nicht gefallen.

Die Story ist genauso banal wie eine beliebige TV-Folge: Drogendealer lässt Undercover-Cops auffliegen (bzw. zerballert sie fotogen), andere Cops sind deswegen sauer, Crockett (Farrell) und Kollege Tubbs (Jamie Foxx) schleusen sich deswegen total überzeugend in die Gang ein und so weiter und so fort bis zum bleihaltigen Finale. Dazwischen gibt’s ne Menge Bilder mit den schon mehrfach angesprochenen Autos und Booten und Highlights, viele Knarren, schöne Frauen und literweise Mojito.

Was den Film halbwegs interessant machen soll, ist meiner Meinung nach nicht die vordergründige und schon hundertmal gesehene Gutmenschen-versus-Böslinge-Geschichte, sondern die Charakterzeichnung der Hauptfiguren. Jedenfalls habe ich darauf gewartet, dass uns irgendwas über die beiden Detektive erzählt wird, aber alles, was ich bekommen habe, waren zwei lausige Szenen, in denen sie sich tief in die Augen schauen und Jamie seinem Colin versichert: “I’ll never doubt you.” Woraufhin Colin die überaus bescheuerte Storyline weiterspinnt, sich vor den Augen von Kollegen und Dealern in eine Gangsterbraut zu verlieben und mit ihr ein paar Sexszenen nach Reißbrettmanier abzuhandeln.

Unser love interest ist die wunderbare Gong Li, die hier eine ziemlich unausgegorene Figur auf den Leib geschrieben bekommen hat: Einerseits ist sie knallharte Geschäftsfrau (ich hab mich schon gefreut, dass es ein paar gute Frauenrollen im Film gibt, auch wenn gerade Li auf der falschen Seite des Gesetzes steht), andererseits ist sie aber auch ganz Weibchen, das allen Ernstes beim Sex mit Farrell zu heulen anfängt. Gerade bei der Sexszene musste ich mich ziemlich zusammenreißen, um nicht loszulachen, denn neben der hingebungsvollen Träne, die unserer asiatischen Gespielin die zarte Wange herunterkullert, musste ich die ganze Zeit auf Farrells Nase achten. Mir ist noch nie so aufgefallen, dass der Mann eine total mädchenhafte Stupsnase hat. Zusammen mit den blonden Strähnchen in der gegelten Vokuhila, die gerne mit cooler Sonnenbrille ergänzt wird, ist Crockett der Prototyp des metrosexuellen Prolls, der im Schulbus immer hinten auf der letzten Bank gesessen und auf Partys stets die dümmsten Mädels erfolgreich angegraben hat. Daher nehme ich es Gong Li persönlich übel, sich ausgerechnet diesen Waschlappen angelacht zu haben. Andererseits hatte Jamie Foxx auch keine bessere Frisur: Seine exakt rasierten Stoppeln sahen aus wie die Plastikhaare der alten Playmobil-Männchen, die man komplett abschrauben konnte.

Man ahnt es: Mein Problem mit Miami Vice waren seine männlichen Hauptdarsteller. Farrell habe ich seine bärige Toughness keine Minute abgekauft; Foxx schon eher, aber der durfte leider nicht so viel mitspielen. Immerhin war seine Duschszene länger als die von Farrell und seine Sexszene nicht so affig, sondern sogar charmant. Ganz anders die Mädels: Neben Gong Li haben mich zwei weitere Frauenrollen fasziniert. Naomie Harris wusste sich auch als entführte Polizistin noch zu wehren, und Elizabeth Rodriguez hatte nicht nur eine große Klappe, sondern konnte auch verdammt gut zielen. Der Rest der Bande waren dann wieder die üblichen Klischees wie „wortkarger Oberboss“, „schmierige Mittelcharge“ und „verständnisvoller Vorgesetzter“. Schnarch.

Was mich allerdings mit dem Film ein bisschen versöhnt hat, waren seine Bilder: große Panoramen gegenüber kleinen, engen Settings, die sich stimmig ergänzen. Das fast Nebenbei-Abhandeln verschiedener Locations – mal eben die glitzernde Skyline Miamis und davor der dunkle Ozean, die wackelige Kamera lässt die Lichter noch mehr funkeln und wir meinen, die Wellen zu spüren, über die wir gleiten; ein weicher Schwenk über Havanna und seine Strandpromenade, ein kurzer Blick in ein sepiagetöntes Café, ein kleiner Moment zwischen Li und Farrell, der mal nicht aufgesetzt aussieht, weil er so intim ist; staubige Gassen in einer südamerikanischen Stadt, Kabelgewirr, misstrauische Passanten, Reklameschilder. Die Kamera schafft blitzschnell unglaublich viel Atmosphäre – und gerade wenn man es sich irgendwo gemütlich machen will, springt der Film weiter an den nächsten Ort. Diese Unruhe hätte die Story hervorragend unterstützen können, wenn, ja wenn diese Story eben nicht so fürchterlich belanglos gewesen wäre.

So bleibt mir persönlich von Miami Vice nur wenig im Gedächtnis: die Tatsache, dass ich Colin Farrell immer noch nicht mag, dass ich Jamie Foxx aber unglaublich sexy finde, dass ich davon überrascht bin, dass in einem Jungsfilm die Mädels die guten Rollen hatten – und dass weiße Autos doch nicht so blöd aussehen wie ich immer dachte. Reicht nicht für den Daumen nach oben, war aber anscheinend genug, um nicht aus dem Kino zu gehen. Obwohl ich schon nach 20 Minuten darüber nachgedacht habe.