The Family Stone

Wieder einer von den Filmen, die sich nicht entscheiden können, ob sie einen zum Lachen oder Weinen bringen möchten. The Family Stone (Die Familie Stone – Verloben verboten) erzählt die Geschichte von … ach, viel zu vielen Charakteren, die sich zu Weihnachten unterm Tannenbaum treffen. Da ist die unheilbar kranke Mama (Diane Keaton), der schwule taube Sohn, dessen Lebensgefährte ein Schwarzer ist (noch ein Klischee mehr und es hätte ein Steakmesser-Set gegeben), die nervige kleine Schwester (Rachel McAdams) des Hauptdarstellers (Dermot Mulroney), der sich mit einer Frau (Sarah Jessica Parker) verloben will, die alle in der Familie so richtig doof finden – bis auf den Bruder (Luke Wilson), der … und dann kommt auch noch die liebreizende Schwester von … und die erste große Liebe von … und so weiter.

Der Film hat viele Dialoge, die mir in ihrer Knappheit gut gefallen haben; ich mag es, wenn gerade in rührselig-lustigen Familienfilmen nicht alles breitgequatscht wird, sondern sich erst nach und nach enthüllt. Hier wurde aber nur angefangen, an der Oberfläche zu kratzen, und daher versandeten viele Handlungsstränge in Plattheiten, die man schon viel zu oft gesehen hat. Nach 20 Minuten wusste man, wo der Film hinführt, und das tut er dann auch. Es gibt einige Momente, die mir sehr gefallen haben, wie z.B. das Dinner, bei dem Parker einige sehr unangenehme Momente auf der Leinwand bravorös übersteht – so ungefähr muss es sich anfühlen, einem Autounfall in Zeitlupe zuzugucken. Oder die Szene, in der Diane Keaton Schutz bei ihrem Mann sucht – wundervoll zärtlich und kein bisschen schmalzig. Leider werden diese Szenen von der banalen Story völlig überdeckt. Ein bisschen weniger Komödie, ein paar Darsteller weniger, und wenn ich es mir wünschen könnte: nicht alle Familiengeschichten müssen Weihnachten oder Thanksgiving stattfinden, und dann hätte aus The Family Stone was richtig Nettes werden können. So reicht es immerhin für ein paar verheulte Taschentücher. Aber die auch eher aus gelerntem Reflex und weil ich mich gegen Have yourself a merry little Christmas von Judy Garland aber sowas von gar nicht wehren kann.

Fun with Dick and Jane

Fun with Dick and Jane (Dick und Jane) erzählt die Geschichte eines sehr gut verdienenden Ehepaars (Jim Carrey, Téa Leoni) mit Häuschen, Kind und mexikanischer Hausangestellter, das plötzlich arbeitslos wird. Nach kläglichen Versuchen, statt als CEO nun im Supermarkt oder Fitnessstudio zu arbeiten, fangen die beiden an, Tankstellen etc. zu überfallen, um wenigstens ihre verschachterten Möbel wiederzukriegen. Zum Schluss gelingt ihnen aber der große Coup, den Bösewicht, der Dick arbeitslos gemacht hat, um eine Menge Kohle zu bringen, und alles ist wieder gut.

Der Film ist eine Komödie, fühlt sich aber manchmal nicht so an. Die amateurhaften Raubzüge der beiden sind nicht überspitzt genug, um sie als völlig überzogen wahrzunehmen, und so hatte ich die ganze Zeit das Gefühl, dass ein paar Körnchen zu viel Wahrheit in der Klamotte steckten. Vielleicht lag es daran, dass eine Menge Bezüge zur Wirklichkeit geschaffen wurden und sich so die Absurdität gar nicht so absurd angefühlt hat. Wirklich gelungen fand ich aber die Einarbeitung des Deppenzitats von George W. Bush “Now watch this shot”, das im Film Alec Baldwin von sich gibt.

Paradise Now

Paradise Now erzählt die Geschichte von Said und Khaled, zwei Freunden in der Westbank, die auserwählt werden, mit einem Selbstmordanschlag in Israel zu Märtyrern zu werden. Der Anschlag (oder die Heldentat?) verläuft nicht wie geplant, und beide haben erst nach dem Scheitern Zeit, darüber nachzudenken, was sie da tun, warum und ob es wirklich richtig ist.

Paradise Now wurde in Palästina gedreht und lässt daher anfänglich nur eine Seite zu Wort kommen. Erst im Laufe des Films hören wir auch Gegenargumente. Die Geschichte wirkt nicht durch filmische Sperenzchen, ganz im Gegenteil, sie wird sehr geradeaus erzählt, aber wahrscheinlich muss man dieses Thema auch nicht besonders aufwerten, um es sehr emotional werden zu lassen. Gerade aus der spröden Annäherungsweise an die beiden Hauptdarsteller bezieht Paradise Now seine Kraft. Ich glaube nicht, dass irgendjemand durch diesen Film eine andere Einstellung zum Nahostkonflikt gewinnen wird, aber allein durch die Originalschauplätze wird der gesamte Irrsinn ein ganz klein wenig fühlbarer als vorher.

United 93

United 93 (Flug 93, USA/UK/F 2006, 91 min)

Darsteller: Thomas E. Burnett Jr., Gary Commock, David Allan Basche, Khalid Abdalla, Lewis Alsamari, Omar Berdouni, Jamie Harding
Musik: John Powell
Kamera: Barry Ackroyd
Drehbuch: Paul Greengrass
Regie: Paul Greengrass

Trailer

Offizielle Seite

Wenn United 93 nur ein Film nach einem erfundenen Drehbuch gewesen wäre, hätte ich ihn wahrscheinlich so lala gefunden. Eine gefühlte Stunde lang sehen wir die üblichen Abflugvorbereitungen, die Telefonate im Warteraum vor dem Einsteigen, das Eindecken mit Zeitungen, das Ignorieren der Stewardessen beim Sicherheitsballett, das Abarbeiten der Checkliste der Piloten. Warum sich das trotzdem nicht langweilig, sondern nervenaufreibend anfühlt, ist natürlich unser Wissen, dass all das diesen Menschen zum allerletzten Mal passieren wird. Jede noch so banale Handlung ist plötzlich etwas ganz Besonderes. Und was United 93 so herzzerreißend statt so lala macht, ist, dass wir das alles wissen, aber die Menschen, deren Schauspieler-Stellvertretern wir zusehen, eben nicht.

Der Film erzählt die Geschichte des Flugs 93 der United Airlines, dem einzigen der vier entführten Flugzeuge am 11. September 2001, das sein Ziel nicht erreicht hat, sondern in Pennsylvania abstürzte. Anhand der Flugdaten und der vielen Telefonate, die von Passagieren geführt wurden, konnte das meiste, was an Bord passierte, nachvollzogen werden. In United 93 wird nicht versucht, die Handlung großartig dramatisch aufzubauschen, was meiner Meinung nach auch gar nicht nötig ist. Was passiert, ist schon dramatisch genug.

Zu Beginn wird hin- und hergeschnitten – von United 93 zu mehreren Kontrollräumen, in denen Fluglotsen den Flugverkehr über den Vereinigten Staaten leiten. Was an diesem 11. September plötzlich nicht mehr so einfach ist. Plötzlich verschwindet eine Maschine der American Airlines. Dann wird auf CNN das World Trade Center eingeblendet, in das anscheinend ein Flugzeug gestürzt ist. United 93 nutzt Bilder, die wir schon viel zu oft gesehen haben, aber sie fühlen sich trotzdem ungesehen an. Vielleicht, weil sich die Perspektive geändert hat. Wir sitzen nicht mehr vor dem Fernseher, sondern befinden uns in einem Tower, aus dessen Fenster wir das qualmende World Trade Center sehen. Und wir sehen die Szene, die ich persönlich am schlimmsten von allen Szenen des 11. September finde, falls es überhaupt so etwas wie eine Hitliste der ekligsten Szenen geben kann. Wir stehen mit den fassungslosen – und noch völlig verständnislosen – Fluglotsen auf dem Tower, als das zweite Flugzeug Kurs auf das Trade Center nimmt, hinter dem Gebäude verschwindet – und nach einer gefühlten Ewigkeit als Feuerball wieder auftaucht.

Der Film schafft es, dass sich die bereits unter „einschneidend“, „Massenbewusstsein“ und „Wo waren Sie, als zwei Flugzeuge blablabla“ abgespeicherten Szenen ganz neu anfühlen, unmittelbar und unglaublich. Ich habe wieder mit der gleichen Fassungslosigkeit im Kino gesessen, mit der ich damals vor dem Fernseher gesessen habe. Nebenbei: damals. Gerade einmal fünf Jahre ist es her, und trotzdem ist das ganze Ereignis schon so verdaut und eingeordnet. Und plötzlich werden die Bilder wieder hervorgeholt und neu zusammengebaut; es sind nicht mehr die Bilder, die jedes Jahr zum Jahrestag wieder in den Nachrichten erscheinen, sondern plötzlich sind es Bilder von den Menschen, die damals nicht ferngesehen haben, sondern sich um etwas kümmern mussten. Zum Beispiel darum, den Präsidenten ans Telefon zu kriegen, um zu fragen, ob man im Notfall Passagiermaschinen abschießen dürfe. Oder darum, was mit den anderen Maschinen passiert, die gerade als potentielle Waffen im amerikanischen Luftraum unterwegs sind.

Der Film widersteht der Versuchung, aus einer wahren Geschichte eine Hollywood-Version zu machen. Es bricht keine Panik in den Kontrollräumen aus, es steigen nicht innerhalb von Sekunden Kampfjets auf, die die Welt retten werden. Die Stimmen der Menschen, die das Kommando haben, werden etwas lauter, aber das war’s auch schon an Dramatik. Jedenfalls am Boden.

In der Luft hingegen beginnt der Film jetzt erst. Die vier Terroristen haben das Cockpit übernommen, die Piloten getötet und halten mit einer angeblichen Bombe die Passagiere in Schach. Diese glauben zunächst an eine „normale“ Entführung, aber sobald die ersten mit ihren Familien oder Freunden telefonieren, wird ihnen klar, dass auch ihre Maschine ein Angriffsziel hat, egal welches. Sehr schnell finden sich Menschen zusammen, die sich soeben noch höflich ignoriert haben, um jetzt einen Mann mit einer Bombe zu überwältigen, ein besetztes Cockpit zu entern und ein Flugzeug davor zu bewahren, in ein Gebäude geflogen zu werden. Auch hier: keine Kintopp-Dramatik, kein großer Soundtrack, keine heroischen Reden. Das schon sprichwörtliche „Let’s roll“ fällt in einem Nebensatz, aber ansonsten bekommen wir mehr von den Menschen mit, die nicht am aktiven Angriff beteiligt sind. Viele rufen ihre Familien an, jemand bittet anscheinend einen Kollegen, seiner Familie auszurichten, dass er sie liebe, Menschen reichen ihre Handys weiter, damit andere telefonieren können. „I love you“ ist der meistgesprochene Satz im Film. Eine Frau erzählt anscheinend einem Anrufbeantworter, wo ihr Testament liegt und wie die Kombination zum Safe im Schlafzimmer lautet. Einige Passagiere beten, die Terroristen genauso. Und ganz plötzlich beginnt wilder Aktionismus, die Terroristen werden angegriffen, die Cockpittür eingetreten, und ein Kampf um den Steuerknüppel beginnt. Aus dem Fenster kommt der Boden immer näher, und dann wird die Leinwand schwarz.

United 93 fühlt sich nicht wie ein filmisches Denkmal an, auch wenn im Abspann eine Würdigung an alle Menschen steht, die an diesem Tag ihr Leben verloren haben. Er ist auch keine Kampfansage oder eine Kinofaust, so nach dem Motto „Denen haben wir’s (wenigstens ein bisschen) gezeigt“. Er ist einfach eine Nacherzählung von dem, was höchstwahrscheinlich passiert ist. Die Dramatik entfaltet sich eher in unseren Köpfen als auf der Leinwand. Der Film stellt Fragen, über die man nach dem Abspann noch nachdenkt: Was wäre gewesen, wenn der Einsatzbefehl zum Abschuss von Passagiermaschinen gegeben worden wäre? Hat es überhaupt etwas geändert, dass United 93 sein Ziel nicht erreicht hat? Macht es einen Unterschied, als „Held“ zu sterben oder als jemand, der anonym und wehrlos in den Trümmern des World Trade Centers oder des Pentagon verbrennt? Wie reagiert man, wenn man ahnt oder sogar weiß, dass man sterben wird? Welche Worte sind deine letzten? Wen würdest du anrufen?

United 93 hat einen von Anfang an im Griff, einfach weil man weiß, wie der Film ausgeht. Dass er sich trotzdem noch viel schlimmer anfühlt als ich es erwartet hatte, kann ich immer noch nicht einordnen. Ich weiß nicht, ob das jetzt gut oder schlecht ist, ob es ein Verdienst des Films ist oder ein Verdienst meiner lebhaften Phantasie. Ich weiß nicht einmal mehr, warum ich mir den Film überhaupt ansehen wollte; schließlich habe ich die Bilder oft genug gesehen und will sie eigentlich gar nicht mehr sehen. Vielleicht hat das United 93 für mich so gut gemacht: dass man die bekannten Bilder nicht so oft ertragen muss. Sondern stattdessen eine Geschichte erzählt bekommt, die vielleicht nocht schwerer zu ertragen ist, weil auf einmal nicht mehr Flugzeuge und Gebäude die Hauptrolle spielen, sondern Menschen mit Namen, Gesichtern und Familien, denen ihre letzten Worte gelten.

Meine neue Kolumne im wunderbaren Encore-Magazin ist online. Taschentücher mitnehmen, bitte.

Till Lassmanns Comicblog, gefunden über diesen Störer, der bei Ivy auf der Seite klebt.

Die Kassiererin im Spar-Markt, die nicht die Summe nennt, die man ihr entgegenstreckt, sondern blitzschnell mit der Summe kontert, die man zurückkriegt, noch bevor sie irgendwas in die Kasse tippt. Der Mann hinter mir in der Schlange, der davon so fasziniert ist, dass er vergisst, seine Waren aufs Band zu legen.

Hey, wieso hat mir eigentlich noch niemand vorgeworfen, meine Seele zu verkaufen, obwohl ich seit vier fünf (!) Wochen Golf teste?

„Ey, und dann kommt Ramzi so and meint so, ey, was chattest du denn mit der? Und ich so, ey, Digger, die hat mit mir gechattet, nicht ich mit ihr, ey, was willstn du überhaupt, und er, ey, ich mach dich fertig, Alter, ey, du hast mit der gechattet, und ich, ey, Digger, willsu Stress machen, weil ich mit ner HÄSSLICHEN 14jährigen Türkin gechattet habe, Digger, ey, ich bin IRANER, und du willst Stress machen, weil ich mit ner hässlichen 14jährigen TÜRKIN gechattet habe, ey, Digger, ich bin 18 und du willst hier Stress machen, weil ich mit ner hässlichen 14JÄHRIGEN Türkin gechattet habe und, ey, die hat mit mir gechattet, ey, Alter, und du willst hier STRESS machen, ey, ich bin 18 und das war ne HÄSSLICHE 14JÄHRIGE TÜRKIN, ey, und du willst hier … (ad infinitum)“

(Ich will nie wieder U-Bahn fahren. iPod to the rescue!)

Niels hat mir eine Mail geschrieben, in der er meine anscheinend zu gutmütige Wahrnehmung meiner Leserzahlen charmant korrigiert. Ich habe ja gestern geschrieben, dass diese nicht gesunken seien, obwohl sich meine Inhalte geändert haben. Falsch: „Die Anzahl derer, die taeglich vorbeisurft in der Hoffnung, dass es sich wieder zurückgeändert hat, ist nicht gesunken ;)“

Hoffnung für dich und die drei anderen treuen Seelen: Der neue Douglas Coupland, JPod, ist gestern bei mir angekommen. Wenn ich es schaffe, die Schläger mal liegen zu lassen und stattdessen zum Buch zu greifen, könnte hier bald wieder eine Rezension stehen. Ihr dürft also weiter hoffen. Wobei mich die ersten Sätze eher abschrecken wegen Eitelkeitsverdacht:

“Oh God. I feel like a refugee from a Douglas Coupland novel.”
That asshole.”
“Who does he think he is?”
“Come on, guys, focus. We’ve got a major problem on our hands.”

I had a ball (I don’t anymore)

Okay, nur eine kleine Durchsage, dann bin ich schon wieder durch mit dem Thema, zu dem ich aber bisher nur eine Mail gekriegt habe mit der Bitte, doch mal wieder über was anderes zu schreiben, und die Leserzahlen sind auch nicht gesunken, was mich sehr freut, natürlich plagt mich ein wenig das schlechte Gewissen, dass mein Weblog gerade eine sehr einseitige Veranstaltung ist, aber meine Güte, der Quatsch macht einfach viel zu viel Spaß, ich bringe es nicht übers Herz, mich ins Kino zu zwingen, vor allem, weil gerade auch nichts läuft, was mich brennend interessiert oder was nicht noch bis zur DVD warten könnte, vielleicht ändert sich das nächste Woche, wenn dieser Trickfilm, dessen Namen mein golfgeschädigtes Hirn gerade nicht parat hat, anläuft, denn der Löwe wird von Kiefer Sutherland gesprochen und unsereins geht ja auch für die Stimme von Schnucki ins Kino, glaube ich wenigstens, warten wir mal ab, wie das Wetter nächste Woche wird, obwohl: ist eigentlich egal, denn gestern hat es geregnet und es war windig und ich war trotzdem auf dem Platz bzw. erstmal auf dem Putting Green, denn ich wollte ja an meinen Putts arbeiten, das hab ich auch gemacht, eine Stunde lang und dabei teilweise Bälle aus vier Metern Entfernung reingemacht und Bälle aus 30 Zentimeter Entfernung danebengehauen; ich glaube immer mehr, dass Putten PURE GLÜCKSSACHE ist, aber vielleicht komme ich noch dahinter, wie das wirklich geht, jedenfalls war ich um 20 Uhr damit durch und guckte so auf den menschenleeren, verregneten Platz, und da ich vor meinem Putten Clubmitglied geworden bin, erstmal drei Monate auf Probe, danke für dieses Einsteigerangebot, da ich jetzt also Pseudomitglied bin, darf ich auf den Platz, ohne Greenfee zu zahlen, und da dachte ich mir, ach egal, kostjanix, spielste eben noch drei Löcher, denn in Moorfleet kann man nach drei Löchern aussteigen und dann nach fünf und danach lohnen sich die Schleichwege auch nicht mehr, dann kann man auch durchspielen, aber ich wollte ja nur drei Löcher, nur mal kurz den Swing ausprobieren, ohne ihn vorher 50mal auf der Range angetestet zu haben, also: auf den Abschlag und – natürlich den ersten Ball überhaupt nicht getroffen und den zweiten auch nicht, aber meine Putts, meine Güte, die waren großartig, immerhin, es sind dann doch fünf Löcher geworden und zwei Bälle hat’s gekostet (wieder einer ins Biotop auf Bahn 4, ich glaube, dieses Biotop ist der Olymp der Golfgötter bei Redgolf, ein Ball als Besänftigung, dass man sie stört, warum ich dann trotzdem noch einen ins Biotop auf der 5 gehauen habe, weiß ich auch nicht), aber was ich eigentlich erzählen wollte – neben der Tatsache, dass ich jetzt auch das richtige Schuhwerk besitze, das ich allerdings gestern noch nicht anhatte, denn ich wollte ja nur putten üben –, was ich eigentlich erzählen wollte: Ich hab mein erstes Par gespielt. Mein geliebtes Loch 3. Mit dem Abschlag die Fahne getroffen, der Ball sprang vier Meter weit weg, grandioser Annäherungsschlag circa 50 Zentimeter vom Loch weg, und dann eingelocht wie ein Profi. Scheiß auf die zwei Bälle, scheiß drauf, dass ich nassgeregnet war und dass mir seit Tagen irgendwas in meiner Seite wehtut, weil ich mir anscheinend was gezerrt habe und mir der Kerl jetzt strengstens verboten hat, heute schon wieder zu golfen, aber heute muss ich ja auch die CSI-Folge gucken, die Quentin Tarantino gedreht hat, scheiß auf das alles: ICH HAB MEIN ERSTES PAR GESPIELT. Nehmt das, Golfgötter. (Und, hier, nehmt noch nen Ball.)

H.: „Oh Gott, nicht noch ein Land mehr beim Grand Prix.“
Über die Abspaltung Montenegros

(Too Posh to Push, gefunden bei Spruced)

Meine Oma würde jetzt sagen: „Immerhin war das Kind an der frischen Luft.“

Ich würde zu meinem gestrigen Nachmittag, den ich … ach, ich sag gar nicht mehr, wo ich ihn verbracht habe … sagen: Jetzt darf ich auf den Platz, jetzt geh ich auch auf den Platz. Auch wenn’s weh tut.

Nach meiner glänzend (ja, wirklich, ich hab gut gespielt) bestandenen PE-Prüfung habe ich natürlich sofort großkotzig einen Slot gebucht. Um halb vier sollte es losgehen, also bin ich um kurz vor 3 auf der Range gewesen, um mich warmzuschießen. Noch ein paar kurze Schläge zum Abschluss, mein erstes Greenfee bezahlt (so toll war das auch nicht, wieso kostet alles immer so viel, und dabei ist Red Golf wirklich noch bezahlbar mit 24 Euro am Wochenende, andere Clubs nehmen das Doppelte oder Dreifache), und dann stand ich am Abschlag und traf (haha, hier den guten alten Schützenvereinwitz einsetzen) meine drei Mitspieler, die die gleiche Zeit gebucht hatten. Wir kannten uns alle nicht vorher; ich hab nur im Schnelldurchgang die Namen registriert und die Handicaps (54, 44, 36), und dann ging’s los.

Im Kopf hatte ich schon einen Blogeintrag vorformuliert, was man ja nie machen sollte, ich jedenfalls nicht, ich hatte schon mal einen vorformuliert mit einem tollen Job, den ich gekriegt hätte, der es dann doch nicht geworden ist, und seitdem bin ich etwas abergläubisch und verbiete mir, Dinge vorzuformulieren, aber hier habe ich es doch gemacht, nämlich: „Ich habe noch keinen einzigen Ball verloren.“ Was natürlich dazu führte, dass ich den Ball, mit dem ich die Platzreife erlangt hatte und den ich noch überlegt hatte, als Glücksbringer aufzuheben, elegant am 4. Loch im rechts gelegenen Biotop versenkt habe. Ich neige dazu, meine Bälle nach rechts zu verziehen, und wenn man im Hamburg spielt, wo es gestern gefühlte Windstärke 6 (nein, Moment, ich korrigiere:) Windstärke 8 auf dem Platz war, war das eigentlich vorprogrammiert, dass ich irgendwelche Bälle verlieren würde. Nun ist es also mein Platzreifeball geworden. Ich nehme an, dass dieser herbe Verlust dazu geführt hat, dass ich danach noch schlechter gespielt habe. Ich meine, die Seelenqualen! Mein armer, kleiner Ball … in Schlamm und Schilf begraben … bis ihn der Greenkeeper dort wieder herausfischt und ihn mit 100 anderen in einem Beutel im ProShop verkauft. Für ganz wenig Geld, denn wer will schon Bälle von anderen haben. Ich nicht. Aber vielleicht hab ich noch nicht genug in der Botanik verloren.

Was mich so geärgert hat, war mein miserables Putten. Das war auch schon in der PE-Prüfung mein Problem. Ich habe wochenlang Abschläge und Annäherungsschläge geübt, und die sahen vorgestern auch klasse aus und gestern immerhin irgendwie akzeptabel, wenn auch zu kurz und teilweise mit fiesen Gurkenschlägen durchsetzt. Aber Putten ging gar nicht. Das 3. Loch ist gerade mal 71 Meter lang (für die Damen, bei den Herren sind’s 78), was bedeutet, dass ich perfekt vom Abschlag aufs Grün spielen kann. Vor dem Grün ist ein böser Bunker, aber den habe ich noch nie getroffen. Ich war entweder zu weit rechts (logisch) oder nicht weit genug. Gestern war ich mit dem ersten Schlag auf dem Grün und zwar nette drei Meter von der Fahne weg. Ich hätte einen Birdie spielen können und Par spielen müssen. Im Endeffekt ist es ein blöder Doppelbogey geworden, weil ich den doofen Ball einfach nicht ins Loch gekriegt habe.

Für die neun Löcher sind 35 Schläge vorgesehen, ich darf mit meinem Handicap von 54 noch 27 mehr machen, also 62. Damit wär ich ja schon äußerst zufrieden gewesen. Ich hab aber 74 Schläge gebraucht, und das waren mir doch ein paar zuviel. Ich weiß aber auch, dass spätestens ab Loch 7 meine Kraft einfach weg war. Ich habe gestern zum ersten Mal neun Löcher durchgespielt, und ich habe keine Ahnung, wie ich jemals 18 durchhalten soll. Für die neun haben wir gute zwei Stunden gebraucht, was nicht so wahnsinnig viel ist, aber ich habe doch gemerkt, dass meine Schläge an den letzten Löchern immer kürzer wurden und immer unkonzentrierter. Auch eine Sache, an der ich arbeiten muss: mir die Zeit nehmen, die ich brauche für die Konzentration. Ich hatte immer im Hinterkopf, dass die anderen besser waren als ich und ich mich deshalb beeilen müsste, um meine vielen Schläge wettzumachen. Was natürlich zu noch mehr Schlägen geführt hat. Also: egoistischer werden. Und an den Spruch vom Prüfer vorgestern denken: Schnell zwischen den Schlägen, aber langsam am Ball.

Bisher dachte ich immer, das Internet bzw. mein Weblog wäre dazu da, mir Probleme zu bereiten, die ich sonst nicht gehabt hätte. Jetzt ist es also Golf. Wahrscheinlich träume ich die nächsten Nächte weiter von dem einen Ball auf der 6, der theoretisch perfekt gewesen wäre, wenn … oder dem auf der 2, den ich doch nur besser hätte treffen müssen, damit … gnarg … HOLT MICH HIER RAUS, STECKT MICH INS KINO, NEHMT MIR DIE SCHLÄGER WEG!

Das machen wir nächstes Wochenende gleich nochmal. Ach, was sag ich, Wochenende. Spätestens Mittwoch bin ich eh wieder da.

HOLT MICH HIER RAUS, STECKT MICH INS KINO, NEHMT MIR DIE SCHLÄGER WEG!

(Dieser Artikel steht auch auf Golfers Delight)

Links trägt dieses Basecap, diese Heidizöpfe, dieses Froschgrün, diese lustige Handtasche, von der Sorte, die sich mutig anzieht, damit man nicht denkt, es würde ihr etwas ausmachen, fett zu sein. Oder so ähnlich. Menschen die sich mutig anziehen, das Goforit, dem du irgendeine Verzweiflung ansiehst (fup ucked, as we used to say) („hör doch endlich auf, mich zu analysieren!“) (möchte mir sagen können dass ich aus anderen Gründen angesehen werde als ich angesehen werde) (ihr Glück dagegen, das darin besteht, nicht wahrgenommen zu werden, wie sie sich in die Ecke gedrängt fühlt, sobald man sie wahrnimmt, auch wenn es nur Bewundern Bestaunen Tollfinden ist was man empfindet. Coming from a big family, hab genug davon beachtet zu werden”¦}(denk nicht so viel nach über mich, stört mich, wenn du das tust)

Daumen drücken, bidde (falls ihr schon wach seid)

(Wenn meine Digicam funktionieren würde, was sie aus unerfindlichen Gründen gerade nicht tut, stände hier ein total tolles Foto von all dem Kram, den ich jetzt in meinen Kofferraum werfen werde, aber da meine Kamera eben streikt, müssen mal wieder die ollen Buchstaben ran:)

Golftasche, darin Eisen 7 und 9, Sandwedge, Putter, Holz 5 als Deko (benutze ich bisher nur auf der Range, wenn überhaupt), 14 Golfbälle, ca. 15 Tees, Handschuh, Dime als Ballmarker, Pitchgabel, wasserfester Stift zum Ballmarkieren (eigentlich unnötig, denn alle meine Bälle sind bereits markiert), Bleistift zum Ausfüllen der Scorekarte, Handtuch, um meine armen Schläger wieder sauberzukriegen, wenn ich sie durch den Boden gezogen habe, Golfregelbuch, Pflaster, Taschentücher, Labello, Red-Golf-Clubkarte, um noch ein paar Übungsbälle zu ziehen, bevor es ernst wird, Wasserflasche.

Der Trolley, auf den meine Tasche geschnallt wird, liegt bereits im Kofferraum und dreckt ihn gerade schön mit Gras und Sand ein. Merken für den nächsten Einkaufsbummel: Handfeger kaufen, um die Räder zu säubern, bevor ich meinen Hackenporsche wieder ins Auto wuchte.

Es ist 6.35 Uhr. Ich mach mich jetzt auf den Weg zum Golfplatz, um meine praktische Platzreifeprüfung abzulegen. Die theoretische hab ich Donnerstag mit 0 Fehlern bestanden. Eat this, doofe Regeln. Und zack! hab ich euch alle wieder vergessen.

Und nächsten Sommer lernen wir dann einen Sport, bei dem man nicht so SCHEISSE FRÜH aufstehen muss.

Nachtrag: Abschlag um 8, zurück im Clubhaus um 10.28 Uhr, BESTANDÄÄÄÄÄÄÄN nach fünf Löchern. Und wenn ich nicht so miserabel geputtet hätte, wäre ich nach vieren fertig gewesen. BESTANDÄÄÄÄÄÄN!