Blogalike it, baby: Hier sind nun die Bewerber um das beste Gröner-Plagiat. Ihr habt bis morgen um Mitternacht bis Mittwoch um circa 7 Uhr früh Zeit, in den Kommentaren zu entscheiden, welcher Beitrag von den unten stehenden aus meinen Fingern kommt. Gewertet werden nur Kommentare mit gültiger E-Mail-Adresse oder URL. Viel Spaß mit den ganzen Ankes.
(Okay, ich hab gemogelt, weil niemand was eingeschickt hat. Die Beiträge sind alle von mir.)
Nein, Quatsch, ist wirklich nur einer von mir. Los jetzt, abstimmen. Viel Spaß. Und allen Schreibern vielen, vielen Dank fürs Mitspielen. Schönes Zeug habt ihr da zusammenfabuliert.
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Beitrag 1: To my confessors
Ausgewählte Sünden meiner Kindheit:
1. Rosa Plastikbrille in Herzform (Ja, wie die in Lolita)
2. „Ken und Barbie“-Kutsche. (Oder muss es „Ken-und-Barbie-Kutsche“ heißen?)
3. Kerstin beim ersten Klassenausflug auf den Bauernhof in die Jauchegrube Brennnesseln geworfen
4. Mit meinen Eltern an den Strand gegangen und über eine Stunde nicht aufgehört zu heulen, als mich that bitch of a wasp in die Achselhöhle gestochen hat
Ob es schlau war, die ganze Blog-Gemeinde in einen einzigen Beichtvater zu verwandeln? Hm, wenn ich Glück habe, merkt’s heute keiner.
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Beitrag 2: You gotta do what you gotta do
Manchmal muss man nicht nur das machen, was man (angeblich) unbedingt machen muss, nein, es gibt auch Momente, in denen man Altbewährtes aus der Schublade kramen darf. Heute ist ein guter Tag dafür, denn zwischen all dem Grütz, der da herumfliegt, findet sich auch der Traum aller Blogger mit Schreibblockade (und es ist heute soweit): Google.
Google findet alles,
Google sieht alles,
Google weiß alles.
Amen.
Mittlerweile soll das allmächtige G sogar schon messbaren Einfluss auf den Journalismus haben. Jochen Wegner hat sich Google und Bauer Poppe und die Googleisierung mal etwas genauer angesehen und bei dieser Gelegenheit einmal mehr bewiesen, dass nicht jedes Wort (zum Beispiel Google) mit der Endung -isierung (zum Beispiel Googleisierung) als Fachwort durchgeht und ganz toll Eindruck schindet. Aber bleiben wir doch bei Google und den Blogs.
Google, der ultimative Partyspaß („Tippen Sie einfach Ihren und den Namen Ihrer Gäste in die Google-Bildsuche ein und der Spaß ist garantiert!“), findet aber auch ganz tolle Sachen, wenn man zwischen der Arbeit, die man nach Hause mitgenommen hat, Zeit findet, um die Arbeit vor sich herzuschieben. Ich starrte auf die Brownies, starrte auf den Kerl, starrte auf den Computer. Ich war zu faul aufzustehen, um mir die Brownies zu holen, und auch zu faul, um den Kerl damit zu beauftragen (was sowieso sinnlos gewesen wäre, weil er mich nur mit einem Ja, gleich … vertröstet hätte), blieb also in meiner Faulheit sitzen und gab sinnbefreite Futurama-Fragmente in das allmächtige G ein. Fanseiten, Merchandisegrütz, Foren, der übliche Müll. Ich gönnte mir dann noch einen theatralischen Stoßseufzer, der hollywoodreif war, schielte die Brownies noch einmal an und gab das gute, alte You gotta do what you gotta do ein. Buchbesprechung, Blog, Songtexte und dann an 9. Stelle: Time to get a real job.
Ja, dachte ich mir da. Irgendwas machen, bei dem man nicht so vielen Versuchungen ausgesetzt ist.
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Beitrag 3: He, Sisyphos, …
… wenn du mal versucht hättest, mein Badezimmer staubfrei zu halten, dann würdest du dich schnell nach deinem doofen Stein zurücksehnen, doo. Aber ganz schnell.
(Braucht irgendwer ein paar dust bunnies? Ich züchte die anscheinend.)
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Beitrag 4: 5×2
Francois Ozon ist bisher für mich kaum in Erscheinung getreten, jetzt weiß ich auch wieder warum. Die Geschichte einer Ehe wird hier in fünf Szenen rückwärts erzählt. Alles beginnt also mit der Scheidung des Paares und der darauffolgenden Beinahe-Vergewaltigung im Hotel. Seit der Diskussion zu Irréversible (sic!) halte ich mich zu diesem Thema mal zurück, aber trotzdem: alles schon mal besser gesehen. Bessere Charakterstudien, bessere Schauspieler, bessere Handlung. Die Eskapaden des Paars öden nach der zweiten oder dritten Episode an. Und obwohl Valeria Bruni-Tedeschi ganz nett anzuschauen ist, gab’s nie einen Moment, an dem es der Film geschafft hat, mich für seine Figuren wirklich zu interessieren; schade drum. DVD bis zum Ende geschaut, hätte ich mir aber sparen können. Reine chronologische Raffinesse täuscht nicht über eine lahme Handlung hinweg, Monsieur Ozon!
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Beitrag 5: (kein Titel)
Anke plant ein Wochenende in London. Einen Nachmittag wird der Kerl im Apple Store in der Regent Street geparkt, iBooks streicheln. Das schafft Raum und Zeit für eine längst überfällige Wallfahrt. Mit der Tube nach Primrose Hill, von dort die Highstreet runter Richtung Park, dann rechts eine Straße hoch, die Schritte werden schneller. Endlich: ein großes, weißes Haus, wie so viele in London. Und doch: eines wie keines. Anke steht und schaut und wartet – und nichts. Dabei war sie sich so sicher. Ein letzter Blick noch auf all die verhangenen Fenster, dann dreht sie ab und geht die Straße herab. And so it is just like you said it would be … Und da ist er. Kommt ihr entgegen. Und für die nächsten Schritte ist Anke Ms Portman. I can’t take my eyes off you …
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Beitrag 6: Anke, late night
Gestern Nacht bin ich von Charlie Chaplin sexuell belästigt worden. Ja, ich war auch ein bisschen geschockt. So, als hätte ich den Kerl händchenhaltend neben Julia Roberts im Ohnsorg-Theater sitzen sehen. Zuvor habe ich den ganzen Tag schon an Charlie Chaplin denken müssen. Ich habe nämlich gelesen, dass er himself einmal an einem Charlie-Chaplin-Ähnlichkeits-Wettbewerb teilgenommen hat; er ist dritter geworden. Dritter! Wenn ich darüber nachdenke, wird mir ganz schwubbelig. Was, wenn mir das auch passiert? Wie stehe ich da, wenn ich nur dritte, vierte, fünfte, Hilfe, letzte werde?
Jeder erwartet doch, dass ich diesen Ähnlichkeitscontest mit Glanz und Gloria gewinne (nein, ich spreche jetzt nicht mehr vom Chaplin-Lookalike). Aber was mache ich, wenn die Mehrheit entscheidet, dass alle anderen mir ähnlicher sind als ich mir selbst? Wenn demokratisch entschieden wird, dass ich nur ein billiger Abklatsch von mir bin? Und bei irgendeinem miefigen, piefigen Dreckstext von irgendeiner dahergelaufenen new bitch on the blog sagen plötzlich alle: Ja, das ist die wahre Anke, the right stuff, Anke Gröner at the top! Dann kann ich doch nur noch auswandern: aus der Stadt, aus dem Land, aus der Haut.
Deshalb muss dieser Text bombe werden und die anderen miefigen, piefigen Dreckstexte wegknallen wie nix. Dieser Text? Oje! Bombe? Ha! Da hat ja eine aufgepustete Brötchentüte mehr Potenzial! Was sollen eigentlich die ganzen Fragesätze? Herrje, und die Ausrufezeichen erst! Das soll ich geschrieben haben? So schreibt vielleicht ein manisch-depressiver Taxifahrer, kurz bevor er mit hundert Sachen in der Elbe einparkt. Bin ich etwa manisch-depressiv? Nö. Ich falle höchstens ab und zu mal ins Komma, seitdem ich mir irgendwo diese Interpunktion eingefangen habe.
Es hat keinen Sinn; ich brauche moralische Unterstützung. Der Kerl muss mich aufbauen. Wie praktisch, dass er gerade neben mir liegt. Ich frage ihn, ob er findet, dass ich immer noch so gut schreibe, wie eh und je und immerdar. Der Kerl meint: „Mhhmmm.“ Könnte JA heißen. Könnte aber auch NEIN heißen. Es ist ein Uhr nachts, könnte also auch heißen: Lass mich in Ruhe mit dem Scheiß! Würde ich eigentlich Scheiß schreiben? Und würde der Kerl so etwas überhaupt sagen? Würde er nicht sofort erkennen, dass ich von bösen Selbstzweifeln angeknabbert werde und diese mit einem Zauberwort oder einer magischen Berührung von mir vertreiben? Vielleicht ist das überhaupt nicht der Kerl, der da neben mir liegt. Vielleicht läuft da gerade so ein Kerl-Ähnlichkeits-Wettbewerb, und mir hat mal wieder niemand was gesagt. „Kerl, bist du es?“ – „Mhhmmm“, antwortet er.
Ich knipse die Nachttischlampe an und sehe sofort, dass ein fremder Typ neben mir liegt. Schwarze Melone, Spazierstock, durchgelatschte Schuhe.
„Charlie?“ rufe ich erschrocken. So mühelos habe ich das zweigestrichene a noch nie erreicht. „Charlie Chaplin?“
Er schaut mich verschmitzt lächelnd an. „Kennst du vielleicht sonst noch jemanden mit Melone?“
„Pan Tau“, fällt mir da sofort ein. „Mr. John Steed und der Typ aus den Edgar-Wallace-Filmen. Gib mir fünf Minuten, und ich mache dir eine Liste.“
„Nichts da“, widerspricht er. „Das geht ja alles von meiner Zeit ab. Ich bin hier, um mir meinen Trostpreis abzuholen.“
„Was für ein Ding?“
„Ich habe doch den dritten Platz bei diesem Wettbewerb gemacht. Und dafür gab es als Trostpreis eine Nacht mit Anke Gröner. Und hier bin ich.“
Das ist der Moment, in dem ich aufwache. Natürlich habe ich nur geträumt. Denn eines ist ja wohl klar: Eine Nacht mit mir kann niemals ein Trostpreis sein. Im Gegenteil: Wo ich bin – Hauptgewinn! Eine Nacht mit mir, das ist wie Oscar und Goldener Löwe und Goldene Palme und Golden Globe und Golden Toast, alles in einem. Stimmt doch, Kerl, oder?
Neben mir liegt diesmal der richtige Kerl, the right stuff. „Mhhmm“, sagt er. Was so viel heißt, wie: Natürlich, Anke, du hast Recht, wie immer.
Am nächsten Morgen habe ich gleich an diesem Text herumgefeilt. So schlimm ist er gar nicht. Diesen Wettbewerb gewinne ich mit links, mit permalinks, megaperls, egal, aber ich gewinne. Und verlöre ich, so bliebe ich immer noch die Anke der Herzen. And we’ll always have Paris. Aber ich bin zuversichtlich. Ich meine, es gibt Schlimmeres als dieses Geschmurze. Ein eingewachsener Zehennagel, zum Beispiel, ein Stromausfall in der Oscarnacht, die Erde stürzt in die Sonne, solche Sachen. Aber danach kommt gleich mein Geschreibsel: zu fake, zu kacke. Wenn jemand eine Idiosynkrasie gegen das Lesen entwickelt, sind es Texte wie dieser, die daran schuld sind. Aber egal, das bleibt jetzt so. Ich hatte Zahnschmerzen, als ich das geschrieben habe, okay? Und außerdem die Grippe, Rinderwahnsinn, Charlie Chaplin im Bett und keine Schokolade im Haus.
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Beitrag 7: Anke proudly presents: Die Möchtegern-Ankes und wie sie die Welt sahen.
Manche denken bestimmt: Die Grönersche macht ja bei jedem Sch… mit, war klar, dass sie sich auch blogaliken lassen würde, das schmeichelt ihrer Eitelkeit. Nun, ehrlich gesagt, die Vorstellung, dass zahlreiche Leser sich durch meine Archive lesen, um festzustellen, was genau Anke Gröner ausmacht, hat mich tatsächlich gereizt, und ich war sehr gespannt, zu welchen Schlüssen ihr kommen würdet. Würde es euch reichen, einfach ein wenig über einen Kerl, über das Singen, über das Kino im Allgemeinen oder einen Film im Speziellen zu fabulieren, um Anke zu sein? Oder würdet ihr wirklich versuchen, meine Sprache zu analysieren, würdet ihr Wörter finden und Redewendungen, die Art und Weise, Satzzeichen zu setzen, Sätze zu bilden? Befürchtet habe ich Ersteres, auf Letzteres gehofft; ich habe gehofft, aus euren Einsendungen erkennen zu können, wie ihr mich lest, ob ihr meine Sprache überhaupt zu schätzen wisst; zu sehen, woran ihr euch erinnert, wo ihr meine Schwerpunkte seht; eine besondere Form des Feedbacks zu bekommen.
Es war äußerst unterhaltsam, eure Versuche zu lesen, Anke zu sein, obwohl ich mich angesichts einiger Beiträge frage, ob es eine gute Idee war, das Ende des Karnevals als Zeitpunkt für diesen Wettbewerb zu wählen. Aber hey, wir wussten ja vorher schon, dass es nur eine Anke Gröner geben kann; ich bin sicher, ihr werdet mir nach der Lektüre „meiner“ heutigen Beiträge trotz einiger qualitativ gar nicht so übler Sätze zustimmen. Ich wünsche der geneigten Leserschaft so viel Spaß beim Lesen, wie ich ihn hatte. Danke den Teilnehmern für ihre unterhaltsamen Beiträge, for once you made my day statt umgekehrt.
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Beitrag 8: Kalte Stadt
Ich wollte ja eigentlich nicht noch einmal dahin, weil ich auf diesen Holzstühlen nach weniger als einer Stunde quengelig wie ein kleines Kind rumrutsche und die ganze Anke anfängt wehzutun. Aber den Herren Schwenzel („Ix“) und Dahlmann („Don“) ist nichts besseres zum gemeinsamen Biertrinken eingefallen. Vielleicht haben sie aber auch Rücksicht auf meinen eingeschränkten Orientierungssinn nehmen wollen und mir das Herumirren in Berlin ersparen wollen. Also doch wieder Prassnik. Frau Emily, Frau Stattkatze und Herr Dahlmann hatten uns dort letztes Jahr im Oktober vor der Blog-Lesung getroffen. Letztes Mal täuschte Herr Schwenzel eine tödliche Veneninfektion vor, diesmal machte Herr Dahlmann per SMS einen auf Mädchen: „Lieg leider flach. Bin am Ende.“ Ich sage zwar auch gerne Verabredungen per SMS ab, aber ich bin auch ein Mädchen!
Also ein Abend alleine mit dem Kerl und einem Schwenzel. Herr Schwenzel trug keinen weißen Anzug wie er vorher per SMS ankündigte, aber ich hatte auch nicht die vorher angekündigte Blume zwischen den Zähnen. Beruhigend fand ich, dass Herr Schwenzel, obwohl er am gleichen Tag, aufs Jahr genau, Geburtstag wie ich hat, viel älter aussieht als ich. Trozdem nett, einen Abend biertrinkend mit einem Gleichaltrigen zu verbringen, wenn bloß der Heimweg ins Hotel nicht so VERDAMMT KALT gewesen wäre. Berlin mag ja die coolste und günstigste Stadt der Welt sein, aber die Kälte und das fehlende Internet im Hotel nerven ganz gehörig.
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