Bücher September 2010

Mike Mignola/Richard Corben, Duncan Fegredo, Joshua Dysart, Jason Shawn Alexander – Hellboy 10: The Crooked Man and Others

The Crooked Man ist eine lange Geschichte im Buch, auf die drei weitere, kürzere folgen. Die kurzen sind nett bis gut, aber The Crooked Man ist eine der Geschichten, die die Hellboy-Serie so großartig machen. Diesmal geht es um Hexen in den Apalachen, einen Mann, der in sein Heimatdorf zurückkehrt, das er als Jugendlicher überstürzt verlassen hatte, um einen aufrechten Pfarrer und den Teufel. Wenn wir schon dabei sein, machen wir einfach mal das große Fass auf. Die Zeichnungen stammen von Richard Corben, von dem ich noch nichts gelesen habe, was ich aber dringend nachholen sollte. Ich nöckele ja immer, wenn Hellboy nicht haargenau so aussieht wie Mignolas Hellboy, und meistens versuchen die Zeichner, wenigstens an Mignola ranzukommen, aber Corbens Bilder sehen ganz anders aus – und es hat mich nicht die Bohne gestört. Vielleicht weil der neue Stil einfach zur Geschichte passte, keine Ahnung. Mal wieder eine Empfehlung, wie ja fast immer bei Hellboy.

(Leseprobe bei amazon.de)

(eBook) Jane Ziegelman – 97 Orchard: An Edible History of Five Immigrant Families in One New York Tenement

In 97 Orchard geht es, wie der lange Untertitel verrät, um fünf verschiedene Einwandererfamilien, die um die Jahrhundertwende in New York ankommen. Das Buch beschreibt, wie die Glockners aus Deutschland, die Moores aus Irland, die Gumpertz’ als deutsche Juden, die Rogarshevskys aus Russland und die Baldizzis aus Italien ihre traditionellen Speisen mit in ihre neue Heimat bringen bzw. wie sie mit der amerikanischen Küche umgehen. Und natürlich, wie die amerikanische Küche – und das amerikanische Leben – sich verändern, weil plötzlich so viele Menschen da sind, die ganz unamerikanisch kochen.

Die fünf Familien haben nach- oder nebeneinander im Haus in der Orchard Street gewohnt, und Autorin Ziegelman ist durch ein ganz besonderes Museum an eben diesem Ort auf sie gestoßen. Deswegen fühlt sich das Buch manchmal wie ein elaborierter Museumskatalog an, der eine Familie nach der anderen abhandelt, aber das habe ich dem Buch verziehen. Denn: Ich habe viel über die traditionellen Speisen der Familien erfahren (das Buch listet auch viele Rezepte auf), über die Marktsituation in New York, das Aufkommen von Cafés oder Restaurants, den pushcart market, auf dem Hausfrauen auch mal eine halbe Möhre kaufen konnten, und die Küche auf Ellis Island, die die erste Begegnung der Immigranten mit den USA waren. Das Buch bleibt aber nicht streng bei der Nahrung, sondern erzählt auch über das Familienleben, die Arbeitssituation und die Wohnverhältnisse der Familien bzw. dem Rest von New York oder sogar dem ganzen Land. Davon hätte ich mir ein bisschen mehr gewünscht, aber das hätte wahrscheinlich den Rahmen gesprengt. So bleibt mir das Buch als kurzer, aber intensiver Einblick in gleich fünf Kulturen in Erinnerung, die eine sechste befruchten und für immer zum Positiven und Vielfältigen verändern. Vielleicht könnte mal jemand Herrn Sarrazin das Ding in die Hand drücken.

(Leseprobe bei amazon.de)

Nicole Krauss – The History of Love

Schnuffibuch. Eins zum In-den-Arm-nehmen. Gut, dass ich das auf Papier gelesen habe. The History of Love erzählt von einem Buch namens The History of Love – wer es geschrieben hat, wann, warum, wie es veröffentlicht und übersetzt wurde und vor allem: wer es gelesen hat. Das Buch ist aber nur ein Vehikel, um etwas ganz anderes zu erzählen, nämlich über das Leben von Leopold Gursky, der als junger Mann in Polen die Nazis überlebt hat und nun in New York wohnt, wo er ab und zu an sein Heizungsrohr klopft, um mit Bruno zu kommunizieren, der über ihm wohnt: Are you still alive? Knock twice for yes, once for no. In einer zweiten Handlung lernen wir Alma kennen, ein junges Mädchen, deren Mutter Übersetzerin ist und eines Tages die Bitte erhält, The History of Love vom Spanischen ins Englische zu übertragen. Wie die beiden Menschenleben zusammenhängen, erzählt Krauss sehr direkt und gleichzeitig mit so vielen verschachtelten Ebenen, dass ich dauernd bei einer Buchseite auf die Rückseite geguckt habe, um sicher zu gehen, nichts zu überlesen; irgendwelche Botschaften, die mit Zaubertinte zwischen den Zeilen stehen.

Ich mag Bücher über Bücher. Man umarmt quasi zwei auf einmal.

(Leseprobe bei amazon.de)

Dörte Schipper – Den Tagen mehr Leben geben

Ein kleines, feines, wunderbares Buch. „Den Tagen mehr Leben“ geben bezieht sich auf das Motto, das im Hamburger Hospiz Leuchtfeuer im Eingangsbereich zu lesen ist: „Wir können dem Leben nicht mehr Tage geben, aber den Tagen mehr Leben“. Im Buch geht es um Ruprecht Schmidt, den Koch im Hospiz, der den sterbenskranken Patienten noch einmal ein paar Wünsche erfüllen kann – jedenfalls wenn es um’s Essen geht. Meist werden Speisen aus der Kindheit gewünscht – noch einmal Grießbrei, Labskaus oder rote Grütze –, manchmal einfach noch mal „was Gutes“ – ein trockener Rotwein, ein besonderer Käse. Viele Patienten können nicht mehr so viel essen, wie sie möchten, andere leben noch einmal kurz auf durch die liebevolle Küche, die ihnen hier geboten wird.

Leben ist wie eine lange, feinfühlige und nie kitschige Reportage geschrieben; ich fühlte mich fast, als ob ich einem Dokumentarfilm zuschaue, so dicht werden die Figuren, die ja keine sind, beschrieben. Der rote Faden ist der Koch, an dessen Lebensgeschichte bzw. seinen Karriereentscheidungen sich das Buch entlanghangelt. Schmidt hat sich nach einigen Stationen in Sterneküchen für den karitativen Beruf des Hospizkochs entschieden, wo er eher selten Hummer aufknackt, sondern stattdessen bodenständige Frikadellen zubereitet oder auch einfach nur eine Gemüsesuppe, je nachdem, was seine Gäste noch zu sich nehmen können oder wollen. Auch einige der Patienten werden beschrieben, ihre Leben, ihre Familien oder Freunde, wie sie mit dem nahenden Tod umgehen, über was sie noch einmal nachdenken.

Das Buch eignet sich überhaupt nicht dafür, es im Berufsverkehr im Bus zu lesen, zu oft zieht man seltsame Blicke auf sich, wenn man mal wieder schneuzend zum Taschentuch greift oder sich die Tränen wegwischt. Aber sobald man das Buch zuklappt, spürt man an sich eine gewisse innerliche Ruhe. Wenn auch nur für ein paar Minuten. (Und man hat Hunger.)

Stuart Pigott (Ursula Heinzelmann, Übers.) – Wilder Wein

Uh. Nein. Pigott bezeichnet sich selbst (alle fünf Seiten und im Kursivdruck) als Gonzo-Weinjournalist, und damit hat er bei mir ziemlich von Beginn an verschissen. Gonzo-Journalismus ist für mich etwas mehr, als sich in Thailand mit Rotwein abfüllen zu lassen und das als WAHNWITZIG AUFREGEND hinzustellen. Wenn’s denn wenigstens aufregend beschrieben wäre. Ist es aber nicht. Das Buch hat knapp 500 Seiten, und ich war mir nach 200 immer noch nicht sicher, was der Mann eigentlich von mir will. Bis dahin war ich mit ihm in Südtirol beim Gewürztraminersüppeln und eben in Thailand und Indien, und das ist sicher für einen Weinjournalisten ne schnafte Sache, so Reisen und so Trinken und so, aber für mich als Leserin war das sehr banal beschriebenes Zeug. Weinjournalismus ist für mich ein bisschen wie Strickbloggen: eine sehr kleine Zielgruppe, vor der ich persönlich immer etwas ratlos stehe. Ist bestimmt toll, das alles, aber mir ziemlich egal. Und wenn Wein (ich meine: WEIN) in eine Reihe gestellt wird mit den Hells Angels, bei denen sich Hunter S. Thompson rumgetrieben hat, finde ich das einfach sehr, sehr überzogen und doof.

Piero Melograni (Bettina und Sabina Kienlechner, Übers.) – Wolfgang Amadeus Mozart – Eine Biografie

Melograni beschreibt das Leben Mozarts recht unbeeindruckt; man stolpert förmlich über die wenigen enthusiastischen Adjektive, die er bei einigen Klavierkonzerten oder Streichquartetten anbringt. Der Rest des Buchs ist ein sehr gradliniger Bericht, der sich stark an Zeiten und Orten entlanghangelt – was mir persönlich aber sehr gut gefallen hat. Mozarts Arbeiten und Arbeitsweise werden gut in den geschichtlichen Zusammenhang gesetzt. So erfährt man, wie damals Opern rezipiert wurden – ganz anders als heute in andächtiger Stille, stattdessen wurde munter gegessen, sich unterhalten oder sich in den Separees hinter verschlossenen Vorhängen vergnügt. Oper war Hintergrundrauschen wie heute das Radio oder das offene iTunes, und Komponisten waren keine Heiligen, sondern Angestellte von Fürsten oder Kaisern, die für ein festes Gehalt eine bestimmte Anzahl von Musikstücken produzierten. Mozart war einer der ersten, die ihr Glück am freien Markt versuchten, wobei er nicht ganz freiwillig in diese Lage kam. Nach einem Streit mit dem Salzburger Hof setzte er sich nach Wien ab, wo er vergeblich eine Festanstellung suchte und gezwungenermaßen Konzerte veranstalten musste, für die man Eintritt bezahlte – auch eine Neuerung –, um überhaupt seine Rechnungen begleichen zu können. Die meisten seiner Werke sind Auftragskompositionen, die er meist in sehr kurzer Zeit fertigstellen musste.

Ich hatte im Hinterkopf immer die hervorragende Wagner-Biografie, mit der ich diese hier verglichen habe. Sie liest sich, wie gesagt, deutlich straffer und unbeeindruckter, aber für einen ersten Einblick in Mozarts Leben finde ich sie sehr gelungen. Und ich bin über das spannende Leben von Lorenzo da Ponte, den Librettisten einiger Mozart-Opern, gestolpert, dessen Namen ich vorher noch nie gehört hatte. Was allerdings ein wenig zu kurz kommt, ist die Musik Mozarts. Man merkt, dass Melograni Historiker ist und kein Musikwissenschaftler, sonst hätte das Buch wahrscheinlich sehr anders geklungen.

Hervé This-Benckhard (Rainer Zolk, Übers.) – Rätsel der Kochkunst, naturwissenschaftlich erklärt

Herr This plaudert launig vor sich hin, während er in irgendwelchen Töpfen rührt, Brot bäckt, Marmelade ansetzt oder einen Schluck Wein nimmt. Dabei erklärt er uns, wie lange Fleisch braucht, um durchzugaren (und benutzt dabei das, gnihihi, Fick’sche Gesetz), versichert uns, dass Chilipulver keine Löcher in die Zunge brennt (puh) und spricht über das korrekte Salzen von Fleisch in Brühe: Wenn man eine eher kräftige Brühe wünscht, salzt man zu Beginn (Fleischsäfte gehen vom Fleisch ins Wasser über – Osmose, Baby), wenn das Fleisch wichtiger ist als die Brühe, salzt man zum Schluss (ohne Salz keine Osmose; Fleischsäfte bleiben, wo sie hingehören), wenn beides toll sein soll, salzt man kurz vor Ende der Kochzeit. Das ist alles ganz hübsch, teilweise mit sehr sinnlosen Schaubildern von Atomen und Molekülketten angereichert und in seiner Faktendichte auch sehr überzeugend, aber ganz ehrlich: Mir ging, das klingt doof, ich weiß, der Zauber des Kochens total verloren. Klar wollte ich das Buch genau deswegen lesen, weil ich ein bisschen mehr über die Hintergründe wissen wollte, aber jetzt, wo ich’s gelesen habe, denke ich mir, ach nee, ich glaube einfach weiter an kleine Heinzelmännchen und -fräuleins, die aus durchsichtigem Glibber DURCH MAGIE tollen Eischnee machen. Out of my head, Ovomuzin und Konalbumin!

(Leseprobe bei amazon.de)

Adrian Peter – Die Fleischmafia: Kriminelle Geschäfte mit Fleisch und Menschen

Peter ist Redakteur und CvD bei „Report Mainz“, und vielleicht liest sich deswegen Fleischmafia wie dutzende von kleinen Reportagen, die leider nur ein Thema haben. Bzw. zwei oder drei: Umetikettieren von Gammelfleisch; Arbeitsbedingungen von meist osteuropäischen Arbeiter_innen, die für Hungerlöhne und ziemlich rechtlos 15 Stunden täglich im Blut stehen; das absichtliche Weggucken von Veterinär_innen und Kontrolleur_innen, weil man ja gerne das Lied desjenigen singt, dessen Fleisch man isst. Stichwort: Wenn ich diesen Betrieb hochgehen lasse, ziehen sie einen Landkreis weiter und zahlen dort ihre Steuern, wenn sie diese nicht gerade hinterziehen, was anscheinend auch große Mode in der Industrie ist.

Die Fleischmafia lässt einen relativ erschlagen zurück, vor allem, wenn man vorher Eating Animals bzw. Tiere essen von Foer gelesen hat. Wo Foer sich hauptsächlich um das Leiden der Tiere gekümmert hat und ansatzweise darauf hinweist, dass die Abgestumpftheit der Menschen an den Bändern systemimmanent ist, bekommt man das hier nochmal extra-deutlich vorgesetzt. Es geht so gar nicht mehr um das schmackhafte Suppenhuhn für die Familie am Sonntag, sondern darum, möglichst viel Geld mit möglichst wenig Aufwand zu machen. Dass darunter Millionen von Tieren leiden und im Endeffekt auch der Mensch, der den Dreck in sich reinschaufelt, der ihm rosig-„frisch“ aus der Fleischtheke entgegenlächelt, ist egal. Mir jetzt leider nicht mehr. Und es wundert mich, dass es der Politik auch egal ist (wenn man mal die Landrät_innen mit den steuerlichen Interessen außen vor lässt), denn Peter schreibt bereits im Vorwort:

„Die Zahlen, die das niedersächsische Landesuntersuchungsamt LAVES in seinem Tätigkeitsbericht 2004 nennt, legen den Verdacht nahe, dass es beim Fleisch mit dem Verbraucherschutz nicht zum Besten steht: Von 2990 untersuchten Proben von Fleisch wurden 879 beanstandet. Das ist fast jede dritte. (…) In einem Land, in dem seit der BSE-Krise Verbraucherschutz weit oben auf der politischen Agenda steht, ist das erstaunlich: Man stelle sich vor, der TÜV würde an jedem dritten Auto Mängel entdecken oder jedes dritte Elektrogerät würde mit Mängeln an die Verbraucher verkauft.“

Renate Künast hat in ihrer Tätigkeit als Bundesministerin für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft mehrmals versucht, Gesetze einzuführen, die Herstellernamen öffentlich machen sollten, die mangelhaftes Fleisch vertreiben. Die Gesetzesvorschläge scheiterten stets an der CDU.

Die Köche und die Sterne

Wunderbarer Dokumentarfilm auf arte, noch bis Sonntag online zu sehen und heute um 15.10 Uhr oder am 15. Oktober um 1.00 Uhr direkt auf arte. Via nutriculinary, wo noch etwas mehr zum Film steht.

Resteessen ist das beste Essen

Sie erinnern sich an die Champigons und das Dressing von gestern? Zweitverwertung:

Champignons bei hoher Hitze in Sesamöl anbraten, Chiliflocken und Salz drüber. Raus aus der Pfanne, warmhalten. In der Pfanne nun geräucherten Tofu, Knoblauch und Zwiebeln anbraten, danach rote Paprika kurz mitschwenken, ein paar Löffel vom Dressing dazu, die Champignons ebenfalls nochmal kurz dazu, alles mit Mie-Nudeln in ein Schüsselchen geben, Stäbchen fürs Foto drapieren, fotografieren, alles in einen tiefen, Sprotz-auf-Klamotten-sicheren-Teller umschütten, Gabel nehmen, essen.

Grüne Linsen mit Roter Bete, Mozzarella und Champignons en papillote

Ist ja quasi schon Weihnachten – Zeit fürs Päckchenpacken. (Entschuldigung.)

Wenn man das Päckchen auspackt, liegen darin grüne Linsen in einem Ingwerdressing, angebratene Champignons, gekochte Rote Bete und zerrupfter Büffelmozzarella. Das Rezept ist für vier Personen und stammt mal wieder aus Die neue vegetarische Küche von Maria Elia.

1 Gemüsezwiebel, fein gehackt, und
2 Knoblauchzehen, fein gehackt, in
3 EL Olivenöl

bei mittlerer Hitze weich dünsten. Darauf

225 g Puy- oder braune Linsen und
2 Lorbeerblätter geben und mit
Wasser bedecken.

Alles einmal aufkochen und dann circa 20 Minuten köcheln lassen, bis die Linsen weich sind (notfalls Wasser nachgießen). Lorbeerblätter entfernen, Linsen abgießen und noch warm mit einem Dressing mischen, das aus folgenden Zutaten besteht:

1 zentimetergroßes Stück Ingwer, gerieben,
1 Knoblauchzehe, gerieben,
30 ml Reisessig,
1 EL Zucker
1 EL Sojasauce,
1 EL Zitronensaft,
75 ml Sesamöl und
2 TL Dijon-Senf.

Das Linsen-Dressing-Gemisch mit
Salz,
Pfeffer und
4 EL frisch gehackten Koriander (bei mir war’s Petersilie)

abschmecken. Time-Warp: Während die Linsen vor sich hinköcheln, kann man nicht nur das Dressing machen, sondern sich auch um den Rest kümmern.

500 g Büffelmozzarella in Stücke schneiden.
200 g gekochte Rote Bete in Streifen schneiden.

4 Riesenchampignons oder 8 kleinere (jeweils entstielt) mit
Salz und
1 Prise Chiliflocken in
2 EL Oliven- oder Sesamöl

bei hoher Hitze von jeder Seite drei Minuten anbraten.

4 Backpapierquadrate, circa 40 x 40 cm, bereitlegen. Wenn die Linsen gar sind, die Champignons zuunterst aufs Backpapier legen, darauf die Linsen, die Rote Bete und den Mozzarella verteilen. Die Pakete mit einem breiten Streifen Backpapier verschnüren. Alles für 15 bis 20 Minuten auf einem Backblech im auf 190° vorgeheizten Backofen backen. Dazu einen Rucola-Salat reichen. (Oder auch nicht.)

Laut Buch lassen sich die Pakete prima vorbereiten und halten sich im Kühlschrank bis zu zwei Tage.

Ich fand das ganze optisch sehr hübsch und geschmacklich noch hübscher. Vor allem das Ingwerdressing hat es mir angetan; da ich nur für mich gekocht habe, aber keine Lust hatte, mit einer viertel Knoblauchzehe zu arbeiten, habe ich jetzt noch Dressing für ein paar leckere Salate.

Ich würde beim nächsten Mal die Rote Bete weglassen. Im Zusammenspiel mit den Linsen bekommen sie einen leicht nussigen Geschmack, aber ihre Erdigkeit überwiegt trotzdem*. Alles andere ist viel weicher: der milchige Mozzarella, die feinen Linsen und die kaum zu spürende Säuerlichkeit des Dressings. Da waren mir die Rote Bete etwas zu großmäulig. Deshalb haue ich demnächst lieber noch eine Handvoll mehr Champignons in die Pfanne, denn die haben mir mit ihrem leichten Sesamhauch wirklich gut geschmeckt.

Edit: Ich habe beim ersten Zubereiten fertig gekochte Rote Bete genommen, und die waren wie beschrieben. Beim zweiten Mal habe ich stattdessen rohe gekauft und sie selber bissfest gekocht – und die waren der Hammer. Da hat alles gepasst. Insofern ziehe ich mein erstes Urteil zurück: Rote Bete rein. Dringend.

Hanni und Pfanni

Vor Kurzem habe ich den charmanten Herrn Niggemeier mal wieder getroffen, der sich lobend (glaube ich) über meine Futterbeiträge äußerte. Den genauen Wortlaut habe ich schon wieder vergessen (wir hatten viel Wein), aber der Grundtenor war: „Wenn ich deine Rezepte lese, komme ich mir vor wie bei Enid Blyton. Da ist überall grüner Wald und die fünf Freunde und die Sonne scheint, und dann kommt Timmy um die Ecke und der Inspektor freut sich, und du gehst mal eben in die Speisekammer und machst aus einer zufällig da rumliegenden Pampelmuse Sorbet.“ (Wir hatten viel Wein.)

Was der betrunkene Herr meinte: Das klingt alles so idyllisch, und er hätte das ganze Zeug nie und nimmer im Haus, was ich im Haus habe.

Und da ist mir mal wieder aufgefallen, wie viel sich verändert hat. Denn vor einem Jahr hätte ich das auch alles nicht im Haus gehabt. Vor allem die vielen Gewürze nicht (die nie an Hande und Katha rankommen werden), was mich früher immer davon abgehalten hat, mal ein neues Rezept auszuprobieren: „Da muss ich ja so viel für einkaufen.“ Kann ich heute nicht mehr sagen, denn wenn man ein Gewürz kauft, ist es ja erstmal da. Und ich koche inzwischen nicht mehr alle fünf Wochen, sondern alle fünf Minuten, was bedeutet, ta-daa, rocket science, ich kann mehrere Rezepte mit diesem Gewürz machen. Ich erweitere fast täglich meinen Grundstock an Zeug, das in der Speisekammer steht, weswegen ich auch fast täglich neue Rezepte bookmarke, die ich ausprobieren möchte. Habe ja auch fast immer fast alles da.

Neulich bin ich über diese Rezepte für Falafel und Baba Gnanoush (mit Tahin drinnerin) gestolpert und war selber überrascht davon, dass ich gerade mal eine Aubergine und eine Dose Kichererbsen kaufen musste: Der Rest stand schon griffbereit in meiner Küche. (Leider ist das Foto dazu doof geworden, sonst hätte ich schon einen schmackigen Blogeintrag dazu verfasst.) Ich meine: Tahin? Vor einem Jahr wusste ich nicht mal, dass es sowas gibt, und jetzt steht es einfach im Regal und wird gegessen.

Beim Linksraussuchen für diesen Eintrag bin ich über ein älteres Meme gestoßen, das ich ebenfalls vor einem Jahr noch nicht beantwortet hätte. Jetzt schon. Küche herzeigen. (Fragen von Schnuppensuppe.)

1) Zeig uns deine Küche und erzähl mal, was davon am besten deine Persönlichkeit widerspiegelt.

Vom Flur aus gesehen. Am Küchenfenster entstehen die Fressfotos, wenn es noch hell genug ist, und direkt dahinter befindet sich der schönste Raum der Wohnung: die Speisekammer. Vor der Fensterbank, in dem kleinen Rollwagen, stehen die derzeit gebräuchlichsten Kochbücher (der Rest steht bei mir im Wohnzimmer im Bücherregal) und die Platzsets und Einzeltellerchen und -schüsselchen, in die ich das Futter für die Blogfotos fülle.

Ich liebe an der Küche die Kombination von neuem Edelstahl statt hässlicher Fliesen über der Arbeitsfläche und den uralten Kacheln rund um den Tisch. Ich mag nicht ganz so gerne: viel zu wenig Arbeitsfläche (wenn ich Teig ausrolle, muss ich erstmal die Espressomaschine vor die Mikrowelle schieben und den Wasserkocher auf den Küchentisch umsiedeln) und viel zu hohe Hängeschränke in der zur Wohnung gehörigen Einbauküche. Ich komme gerade mal an das unterste Fach von dreien halbwegs ohne Verrenkungen ran. Noch ein Grund mehr, für die Speisekammer dankbar zu sein, denn die befindet sich netterweise auf meiner Höhe.

Meine Persönlichkeit zeigt sich darin, dass ich einige Ecken fünfzehnmal täglich säubere und in ihnen Ordnung schaffe und alles rechtwinklig ausrichte, während sich in anderen das Altpapier stapelt oder Staub ansammelt. Ich sehe das, was ich sehen will, und der Rest wird ignoriert. (Das Altpapier liegt links in der Verlängerung der Tür, halb unter dem Tisch, und ist natürlich nicht auf dem Foto drauf. Ha.)

2) Öffne einen Schrank und sag uns, was wir sehen.

Wie gesagt, an den fest eingebauten Schränken ist so ziemlich jeder Stauraum für mich verschenkt, weil er zu hoch ist und ich nicht auf Leitern oder Steige klettern will, um an einen Teller ranzukommen. Deswegen steht in der Küche, direkt hinter der Tür, noch mein alter „Küchenschrank“, den langjährige Blogleser_innen schon aus meiner letzten Wohnung kennen: der gute, alte, weiße Ikea-Bonde-Schrank, der eigentlich in ein Wohnzimmer soll, aber seit Jahren mein Geschirr beherbergt.

Vier Fächer sind sowieso offen, acht weitere geschlossen. Wenn ich die obere Tür öffne, finden sich dort links unten meine „Alltagsgläser“: ein Weiß- und ein Rotweinglas, die Ikeagläser für Wasser, Milchkaffee oder Saft, die ich noch nicht kaputtgekriegt habe und ein paar Einzelgläser für Blogfotos. Rechts unten: Kaffee-, Tee-, Espresso- und Cappuccino-Tassen. Die beiden oberen Fächer sind wieder zu hoch für mich bzw. ich komme nicht tief genug in sie hinein, um da was abzustellen. Daher steht im linken eine Korbkiste von Ikea, die ich komplett rausziehen kann, um an ihren Inhalt zu kommen, hier die Backzutaten: runde Formen, Backförmchen, Nudelholz. Die eckigen Formen und das Muffinblech passen nicht in die Kiste, die liegen unten im Schrank. Für oben rechts reicht ein Sieb, das wir nie benutzen; darin liegen die Rührstäbe für den Mixer, der neben dem Sieb liegt, eine Suppenkelle und ein Schneebesen, die ich beide selten benutze, weil die schöneren über dem Herd hängen, und mein Pürierstab. Den Spätzlehobel, der zuerst auch im Sieb lag, mir aber dauernd beim Rausnehmen des Siebs entgegenkam, habe ich zu den Gläsern umgesiedelt. Der thematische Mix des Gläserfachs sorgt selbstverständlich stets für innere Schweißausbrüche.

3) Dein liebster elektrischer Helfer in der Küche?

Keine Frage: der Pürierstab, der für fast jede Art von Gemüsesuppen zuständig ist. Runner-up: mein Mixer, der total tolle Kuchen zaubern kann. Direkt dahinter: dieses Ding, dessen Namen ich nie weiß, aber ich weiß, dass es aus Zeug Pesto macht. (Blender?)

4) Zeig uns ein paar Zutaten, die du besonders magst und immer vorrätig hast.

Ich habe ne Menge immer vorrätig, aber bei diesen Zutaten werde ich quengelig, wenn sie mal überraschend aus sind (ich habe der Versuchung widerstanden, Milch, Salz und Eier etc. zu fotografieren):

Vollkornnudeln, rote Linsen, Basmatireis, Tomaten, Zitronen, Zwiebeln: dauernd.

Pinienkerne: für Pesto. Fast dauernd.

Gurke: das einzige Gemüse, das ich schon immer gegessen habe. Selbst als meine Sandwiches noch aus Scheibletten, gekochtem Schinken und fluffigem Weißbrot bestanden haben, waren Gurkenscheiben drauf. Gurke geht immer. Gurke schmeckt immer. (Habe jetzt Hunger auf Gurke.)

5) Mein kleiner Freund aus Stahl ist … wer oder was?

Hier müsst ihr euch ein Foto meiner uralten Küchenreibe vorstellen, das ich leider verwackelt habe (Blitzfotografie nervt und wird hier nicht gerne gesehen – siehe obige, ebenfalls leicht verwackelte Bilder), aber ich glaube, eine Reibe kann sich jede_r vorstellen. Meine ist von Oma, eine Vierkantreibe zum Hinstellen, und ihr fallen mehrmals in der Woche Zitronen, Parmesan, Kartoffeln, Zucchini oder Möhren zum Opfer.

Runner-up: meine Nudelmaschine, die 20 Jahre alt ist und wie neu aussieht. Wahrscheinlich, weil ich noch nie Wasser an sie gelassen habe, sondern immer nur das Mehl runterpuste.

Fuck Yeah Fat Positive

Stuttering School

Die Stotterschule, 24-minütige, sehenswerte Doku. Via Lars Reinekes Gezwitscher.

Blumenkohlrahmsuppe mit Rote-Bete-Chips und Knoblauchcroutons

Ein weiteres Rezept aus dem ad-hoc-Kochbuch. Ich bereite Blumenkohlsuppe so gut wie immer ohne Sahne oder Milch zu; Zwiebeln andünsten, Gemüsebrühe dazu, den Kohl darin kochen, pürieren, abschmecken, fertig. Vielleicht hat mich dieses Rezept deshalb so umgehauen: so samtig und so viele verschiedene Geschmäcker auf einmal.

Das Festessen macht etwas mehr Arbeit und Abwasch als die oben beschriebene Variante, aber wie gesagt: Es lohnt sich. Durch die Sahne in der Suppe macht sie relativ schnell satt, daher würde ich behaupten, mit den folgenden Zutaten werden drei bis vier Leute glücklich. (Das Buch arbeitet mit der doppelten Menge und meint, es sei für sechs.)

1 Blumenkohl, ca. 1 Kilo,

vom Grün befreien und in Röschen zerteilen. Zwei Handvoll kleiner Röschen (circa 1-Euro-Größe) zurückbehalten. Den Rest in einem großen Topf mit

2 EL Butter,
1/4 TL Currypulver,
1 TL Salz,
1 grob gehackten Zwiebel und
1 dünnen Stange grob gehacktem Lauch

bei kleiner Hitze für ungefähr 20 Minuten dünsten, bis der Blumenkohl fast gar ist. Den Topf mit einem Pergamentdeckel verschließen; dazu ein Stück Backpapier mit einem kleinen Loch in der Mitte für den Dampfabzug versehen und den Topf damit abdecken. Ab und zu umrühren. Danach

240 ml Wasser,
240 ml Milch und
240 ml Sahne

zum Gemüse geben, die Hitze erhöhen und alles für circa 30 Minuten leicht köcheln lassen (ohne Pergamentdeckel). Ab und zu den Schaum abschöpfen. Danach alles zu einer gleichmäßigen Suppe pürieren und warmhalten. Die Suppe ist relativ dickflüssig; wem sie zu dick ist, der kann gerne noch Wasser dazugeben. Notfalls nachsalzen.

Während die Suppe dünstet und köchelt, kann man sich prima um den Rest kümmern. Die zurückbehaltenen Blumenkohlröschen in einem Topf mit Wasser und

1 TL Weißweinessig

für fünf, sechs Minuten blanchieren; durch das Essig bleiben die Röschen schön weiß, während der Rest der Suppe durch den Curry einen leichten Gelbton hat. Das Gemüse soll bissfest sein. In einem weiteren Topf

Erdnussöl

erhitzen.

1 Stück rote Bete

in hauchdünne Scheiben schneiden und im Erdnussöl frittieren. Auf Küchenkrepp entfetten und warm halten. Für die Knoblauchcroutons in einer Pfanne

Pflanzenöl

erhitzen und

5 angedrückte Knoblauchzehen

darin bräunen, bis das Öl den Knoblauchgeschmack angenommen hat. Den Knoblauch entfernen und

2 gute Handvoll zerrupftes Baguette oder Ciabatta und
3 EL Butter

dazugeben. Bei kleiner Hitze – ich zitiere mich selbst: “The oil and the butter should be bubbling, but if you hear sizzling, the heat is too high“ – in 15 bis 20 Minuten goldbraun rösten.

Zum Anrichten die Suppe auf Teller verteilen und darauf die blanchierten Röschen plus die Croutons geben. Die Rote-Bete-Chips erst ganz oben drauf stapeln, denn sie werden matschig, wenn sie zu früh mit der Suppe in Berührung kommen. Außerdem verfärben sie die Suppe. Noch einen Spritzer Olivenöl und ein bisschen schwarzen Pfeffer darüber geben. Den Rest der Croutons, Blumenkohlröschen und Chips in separaten Schüsselchen an den Tisch bringen.

Die Suppe ist samtig-sahnig, die kleinen Röschen knacken gut gelaunt zwischen den Zähnen, dann kommt der weiche, runde Knoblauchgeschmack dazu, der aber nichts überdeckt; die rote Bete hat ihre Erdigkeit verloren und passt sich dem ganzen Kuschelkram an, sie schmeckt fast fruchtig-süß. Und ganz hinten im Rachen sagt das leicht bittere Olivenöl nochmal hallo. Ich bin mal wieder begeistert und winke dem leeren Teller tränenverhangen zu, denn einen zweiten schaffe ich einfach nicht.

Und das dritte Dankeschön dieser Woche geht an …

… Andrea, die mich mit Die Fleischmafia: Kriminelle Geschäfte mit Fleisch und Menschen überrascht hat. Das Buch stammt von Adrian Peter, einem Autor, Redakteur und CvD von „Report Mainz“, den ich in einer Talkrunde zum Thema „Tiere essen“ gesehen habe und den ich angenehm unaufgeregt fand.

Vielen Dank für das Geschenk; ich habe mich sehr gefreut. Toller Geschenkeregen gerade. (Hab ich meinen Geburtstag vergessen?)

Cranberryfudge mit weißer Schokolade

Das Rezept hat zwar, laut Wikipedia, nix mit der/dem (?) Fudge zum Übers-Eis-Gießen zu tun, aber ich habe natürlich trotzdem die ganze Zeit diesen Song im Ohr.

Eine Auflaufform (ca. 15 x 25 cm) mit Frischhaltefolie auslegen.

300 g weiße Schokolade in
100 ml Sahne

schmelzen. In einer großen Schüssel

80 g angeröstete Pinienkerne,
50 g kleingebröselte Reiswaffeln,
80 g Kokosflocken und
150 g getrocknete Cranberrys

vermischen. Die warme Schokoladensahne über die bunte Mischung in der Schüssel gießen, schnell umrühren und alles in die Auflaufform gießen. Möglichst fest andrücken und drei Stunden im Kühlschrank festwerden lassen. In kleine Stücke schneiden und laut Robbiiiiiiieee! hören.

Nebenbei habe ich für dieses Rezept zum ersten Mal in meinem Leben Reiswaffeln gekauft, die ich selbst zu Weight-Watchers-Zeiten verächtlich ignoriert habe. Wie ich jetzt weiß: zu Recht. Welcher extrem gelangweilte Mensch hat sich bitte dieses extrem gelangweilte Lebensmittel einfallen lassen?

Und gleich noch ein Dankeschön an …

… Henning, der mich mit einem praktischen Geschenk vom Wunschzettel überrascht hat (und der in seiner Mail meinte: „Viel schöner als auf einen Flattr-Button zu klicken.“ Meine Rede).

Ich habe früher literweise Wasser direkt aus der Leitung getrunken. In meiner ersten Hamburger Wohnung in Altona war das Zeug so lecker, dass ich sogar dafür meine Cola-light-Vorräte vernachlässigt habe. In Eimsbüttel war es schon etwas knatschiger, und in unserer jetzigen Wohnung in Hoheluft habe ich immer das Gefühl, ich müsste aus dem Wasser erstmal den Kalk prügeln, bevor man es genießen kann. Trinkbar ist es natürlich, aber eben nicht so lecker wie in Altona.

Deswegen habe ich in den letzten Monaten, seitdem bei uns keine Cola- oder Coke-zero-Kisten mehr ins Haus kommen, gefühlte Millionen Euro für Volvic-Wasser ausgegeben. Ja, es schmeckt toll, aber Mann! geht mir das auf den Zeiger, dauernd den Getränkebringdienst anzurufen, um mir Wasser (ich meine: WASSER!) ins Haus tragen zu lassen, wo ich doch einfach nur den Hahn aufdrehen will.

Also habe ich mir mal einen Wasserfilter gewünscht. Küchenlatein hatte über ihre guten Erfahrungen mit dem Aqua Select Plus getwittert, und wenn ich in den letzten 100 Jahren irgendwas gelernt habe, dann: Vertrau dir „bekannten“ Blogger_innen und Twitter_innen eher als irgendwelchen Verbraucherportalen oder Testberichten.

Hennings Geschenk kam gestern an, und seitdem filtere ich Wasser in Hektolitern. Ich war zugegebenermaßen etwas skeptisch, ob man den Unterschied wirklich schmecken kann, aber: Ja, man kann. Das Wasser ist wirklich weicher, und mein Lieblingstee noch leckerer. Vielen Dank für das Geschenk, ich habe mich sehr gefreut (und freue mich bei jeder Tasse Tee noch weiter).

Mein Lieblingstee ist übrigens der Darjeeling FTGFOP 1 Pussimbing First Flush aus Bio-Anbau, auf den mich Tee-Gschwender nicht deeplinken lässt (Nummer 240). Gibt’s auch im Kilopaket, das ich gerade leermache.

Paprikagazpacho mit Ziegenkäsesorbet

Und morgen dann: Butterbrot.

Das Rezept stammt von Garrett’s Table, und der hat es als Variation zu Thomas Kellers Rotkohlgazpacho mit Senfeis kreiert. Ratet, was ich als nächstes ausprobiere.

Für vier Personen als Vorspeise oder kleine Hauptspeise.

Erstmal das Sorbet machen. Bei mir war es, ich muss es leider zugeben, kein cremiges Sorbet, aus dem ich Nocken stechen konnte – mal abgesehen davon, dass ich keine Nocken stechen kann –, weil ich den Fehler gemacht habe, das fluffige Sorbet aus der Eismaschine in ein Döschen umzufüllen und es über Nacht im Eisschrank zu lassen, weil es am Zubereitungstag schon zu dunkel für ein schönes Foto auf der Küchenfensterbank bei Tageslicht war. Deswegen hatte ich am nächsten Tag einen dicken, festen Eisklotz, von dem ich aber schön Stückchen mit dem Messer abtrennen konnte.

In einem kleinen Topf

100 ml Wasser und
100 g Zucker

erhitzen. Bevor die Flüssigkeit kocht,

25 ml Zitronensaft

dazugeben. Alles kurz aufkochen und abkühlen lassen. Danach in einem Mixer oder mit dem guten alten Schneebesen diesen Sirup mit

300 g Ziegenkäse

zu einer cremigen Paste verrühren und in der Eismaschine zu Sorbet verarbeiten.

Für die Paprikagazpacho

30 g Weißbrot in eine Tupperdose legen und darauf
450 ml Saft von roten Paprika (mit meinem Entsafter waren das sechs Stück)

gießen. Das Gemisch im Kühlschrank für zwei Stunden kalt werden lassen. Danach die Suppe durch ein Sieb geben; das Brot dabei mit einem Esslöffel ausquetschen, um möglichst die ganze Flüssigkeit rauszukriegen.

Zur Suppe gehört noch ein bisschen Balsamico-Mayonnaise. Die geht folgendermaßen: In ein hohes, schlankes Gefäß

1 Eigelb geben, dazu vorsichtig
50 ml Balsamico-Essig,
200 ml pflanzliches Öl (z.B. Sonnenblumenöl),
50 ml Olivenöl,
Salz und Pfeffer.

Dabei darauf achten, dass alle Zutaten Zimmertemperatur haben. Einen Stabmixer auf das Eigelb setzen, kurz anmixen und dann den Mixer langsam nach oben ziehen. Ta-daa: Majo. Davon 40 g zur Gazpacho geben und gut verrühren.

Zum Anrichten

geröstete Pistazienkerne

in einen tiefen Teller geben und eine Nocke Sorbet bzw. einen Klotz Ziegeneis daraufdrapieren. Dann den Kerl vom College Football weglocken und ihn die Gazpacho dramatisch in den Teller gießen lassen. So ungefähr:

Schön aus dem Handgelenk gießen, während die Köchin hektisch auf ihre Digicam starrt, die nicht so schnell fotografiert, wie sie es gerne hätte.

„Das wird jetzt ein bisschen Texas-Kettensägenmassaker am Tellerrand!“ — „Kannste doch im Photoshop aufhübschen.“ — „Keine Lust.“

Ich fand die Suppe grandios, den Ziegenkäse allerdings ein bisschen dominant. Ich probier das nochmal mit Ziegenfrischkäse und einem Sorbet, das keine Nacht durchzieht. Aber die Kombination ist wirklich toll: die leichte Süße der Paprika, die kleinen salzigen Spitzen der Pistazien und dazu der Ziegenkäse, der im Laufe des Essens schmilzt und sich mit der Gazpacho verbindet. Sehr lecker. Und ne Menge Arbeit. Aber es sieht so toll aus auf dem Teller – wenn man den nach dem Eingießen nochmal saubermacht.

Ein Dankeschön an …

Till, der mich mit Hervé ThisRätsel der Kochkunst – Naturwissenschaftlich erklärt überrascht hat. Über das Buch bin ich in den Kommentaren zum Mousse-au-chocolat-Rezept der Kaltmamsell gestolpert, und im Zuge meiner noch nicht ganz versiegten Chemiebegeisterung klang das ziemlich interessant. Ich habe mein altes Chemiebuch aus der 7. Klasse vom Dachboden meiner Eltern geholt, um 25 Jahre später vielleicht doch mal zu verstehen, was die damals alle von mir wollten, aber ich hatte leider vergessen, wie dröge Schulbücher sind. Ich arbeite weiter daran. Zurück zum Geschenk: nochmals vielen Dank, ich habe mich sehr gefreut.

Zucchinifondue

Ein Rezept von Hans Gerlach, über das ich vor 100 Jahren im SZ-Magazin gestolpert bin, im Rahmen der schönen Reihe „Nimm 3“, bei der Köch_innen sich lustige Rezepte ausgedacht haben, die nur drei Zutaten haben. Zusätzlich zu den ganzen Grundzutaten, die man eben so in der Küche hat. Hatte ich damals nicht, weswegen ich nie was nachgekocht habe. Ein paar der Rezepte gibt’s inzwischen als „Buch“ – die Anführungszeichen stehen da deshalb, weil das Buch ein kleiner Schuber mit Golddruck ist, in dem 24 (O-Ton) „Gourmetkarten“ liegen, auf denen jeweils ein Rezept steht. Überkandidelt und unpraktisch, aber wirklich hübsch. Aber jetzt zum Essen.

Wir hatten keine kleinen marktüblichen Zucchini, sondern eine Monsterzucchini, die eine gärtnernde Kollegin des Kerls demselben auf den Schreibtisch gepackt hat. Weil ich der Schale des Monsters nicht so getraut habe, habe ich diese entfernt und auch die Kerne entsorgt. Bei kleinen Zucchini ist das nicht nötig; dann sieht das Endergebnis auch nicht ganz so hellgrün aus, sondern hat ein paar dunkelgrüne Sprenkel.

Für vier nicht ganz so hungrige Esser_innen braucht man

1,5 kg Zucchini, grob geraspelt. Dazu
3 Knoblauchzehen, in dünne Scheiben geschnitten,
5 Thymianzweige bzw. die abgezupften Blättchen davon,
Meersalz und
schwarzen Pfeffer.

Alles zusammen mit

3 bis 4 EL Olivenöl

bei schwacher Hitze zugedeckt 50 bis 60 Minuten köcheln lassen, bis das Gemüse völlig zerfallen ist. Kurz vor dem Servieren

150 g geriebenen Gruyère untermischen und mit
Weißbrot zum Tunken auf den Tisch bringen.

Mein Fondue war beim ersten Mal schön dickflüssig, beim zweiten Zubereiten (ohne Schale und Kerne) fast suppig. Jedenfalls war mir ein bisschen zu viel Flüssigkeit im Topf, die auch nicht verkocht ist. Vielleicht lasse ich die geriebenen Zucchini das nächste Mal abtropfen, bevor sie gekocht werden. Ich behaupte auch, ohne Schale hat das Fondue deutlich milder geschmeckt. Also schon fast in die Richtung „Schmeckt das nach irgendwas außer Käse?“

Das Goethe-Institut über deutschsprachige Comics. Via dem Flix sein Gefacebooke.