Der Livestream zur Aufführung der Walküre aus Bayreuth, auf den ich bereits hingewiesen habe, kann jetzt für lausige 14,90 Euro gebucht werden. Done.
Reaktionen
Was mir den gestrigen Vormittag versaut hat, habe ich bereits aufgeschrieben. Was mich dann abends richtig wütend gemacht hat, waren die Kommentare im Lawblog und einige Mails, die bei mir aufliefen. Ich verlinke nicht nochmal zum Lawblog, der Link ist im gestrigen Eintrag, und ich habe nach dem zehnten (oder so) Kommentar nicht mehr rübergeklickt, weil ich mir das nicht auch noch antun wollte. Wird wahrscheinlich unter „memmig“ abgebucht; ich nenne es Selbstschutz. (Edit: Danke, katjaberlin: „immer diese verhärmten, ungebumsten maskulinisten“.)
Was mich so wütend gemacht hat: Dass die Kommentatoren und (einige) Mailschreiber mich zum zweiten Mal klein gemacht haben. Indem sie mir das Recht absprechen, mich verletzt und beschämt zu fühlen. Indem sie es als hysterische Überreaktion einer Feministin hinstellen (das Wort funktioniert prima als Schlüsselreiz), wo der nette Mann doch nur die arme, dicke Frau anflirten wollte (die offensichtlich nicht alleine wohnt). Eine Mailschreiberin hat es sehr schön ausgedrückt: „Grenzen werden nicht von demjenigen bestimmt, der sie übertritt.“
Ich hoffe, mir wird niemand widersprechen, wenn ich sage: Er hat sich schlicht und einfach nicht korrekt in seiner Funktion als Postbote verhalten. Sein Job ist es, mir ein Paket zu überreichen, wenn’s geht, pünktlich und wenn der Tag richtig gut ist, auch noch höflich. Es ist nicht sein Job, mich anzuflirten, ganz gleich wie gut er gerade gelaunt ist und wie total sympathisch er mich spontan findet. Ich bin Kundin des Unternehmens, das er gerade dienstlich vertritt, und auf dieser Basis erwarte ich einen professionellen Umgang miteinander. Nicht mehr und nicht weniger. Ich will nicht geduzt werden und ich will ums Verrecken nicht um die Lieferung bitten müssen, die er mir gerade in seiner Funktion als Postbote, herrgottnochmal, zu überreichen hat. Wenn das ein Pizzabote gewesen wäre, würde ich bei dem Laden nie wieder was bestellen. Bei der Post habe ich diese Möglichkeit leider nicht.
Wie ich persönlich auf seinen nicht-professionellen Umgang reagiere, liegt natürlich bei mir. Ich hätte das ganze schulterzuckend ignorieren, mich noch ein wenig ärgern und mir im Geiste all die schlagfertigen Bemerkungen zurechtlegen können, die ich ihm besser direkt gesagt hätte anstatt hilflos „Bitte?“ zu stammeln, als er mir mein Paket reichte, um es dann wieder wegzuziehen. Hätte ich machen können. Habe ich aber nicht, weil ich überfordert von der Situation war. Weil ich einfach nicht darauf vorbereitet war, wie hier mit mir umgegangen wird. Klar wissen die Kommentatoren da drüben alles besser, aber – und ich wiederhole mich da gerne – ich habe das Recht, mich so zu fühlen wie ich mich eben gefühlt habe. Und niemand kann mir das absprechen, indem man mir gönnerhaft sagt, der wollte doch bloß flirten.
Ich war selbst von der Heftigkeit meiner Reaktion überrascht: dass mir, direkt nachdem ich die Tür geschlossen habe, die Tränen in die Augen schossen und ich selbst erstmal nachspüren musste, was da eigentlich gerade so verletztend war. Aber ich habe gelernt, eben nicht alles einfach abzutun und zu schlucken und zu vergessen, sondern mich ernst zu nehmen. Und das hat dazu geführt, dass ich meine erste Beschwerdemail abgeschickt habe. Auch das fanden die weiblichen Mailschreiber völlig in Ordnung, die meisten männlichen eher überzogen und sinnlos. (Edit, circa vier Stunden nach Online-Stellen dieses Beitrags: Inzwischen sind fast gleich viele Mails von Männern und Frauen aufgelaufen, die beide das Verhalten des Postboten unter aller Sau fanden. Das ruiniert die Statistik, und ich freue mich sehr darüber.)
Das Negative an der Situation: Es scheint schwerer zu sein, als ich dachte, auf Alltagssexismen hinzuweisen, weil das sofort mit „Stell dich nicht so an“ abgebügelt wird. Das Positive: Jetzt bin ich sauer. Fühlt sich deutlich besser an als verletzt.
Trotzdem würde ich mich an meiner eigenen Haustür ganz gerne wieder einfach wohl fühlen.
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Edit, 30.07., 13.55: DHL hat gerade angerufen und sich für den Zusteller entschuldigt. Danke dafür.
Die alte Falle mal wieder
Ich sitze gerade flennend an der Tastatur. Weil ein Postbote drei Sätze mit mir gewechselt hat und ich es nicht gebacken gekriegt habe, ihm die Tür vor der Nase zuzuschlagen und mich zu beschweren, ohne mein Paket bekommen zu haben.
Folgende Mail habe ich gerade über das post.de-Beschwerdeformular abgeschickt:
„Sehr geehrte Damen und Herren,
ich möchte mich über einen Zusteller beschweren. Der Mitarbeiter hat mir heute, 29.7., um ca. 12 Uhr ein Paket übergeben – aber erst, nachdem ich „Bitte“ gesagt habe. Er duzte mich und meinte „Ich hab hier ein Geschenk für dich“, um das ich dann bitten musste. Mit Blick auf unser Klingelschild fragte er noch, ob ich verheiratet bin. Ich bin freundlich gelieben, weil ich von seiner Art der „Konversation“ einfach überrumpelt war, fühle mich im Nachhinein aber verletzt und beschämt.
Ich bitte Sie darum, Ihren Zusteller auf korrekte Umgangsformen hinzuweisen. Ich möchte an der Haustür keine Flirtversuche erleben, die sich im Nachhinein wie ein verbaler sexueller Übergriff und eine Machtdemonstration angefühlt haben und nicht wie ein freundlicher Small-Talk.
Ich bedanke mich für Ihre Mühe und verbleibe mit freundlichem Gruß,
Anke Gröner“
Verfickte Scheiße. In der U-Bahn oder im Bus, wenn sich jemand zu nah an mich randrängelt, kriege ich es hin, den Ellenbogen auszufahren, um so physisch klarzumachen: Du gehst gerade zu weit. Wenn auf der Straße hinter mir hergerufen wird, kann ich das ignorieren (das lernt man als dicker Mensch ja sowieso recht früh). Ich habe noch nie bei verbalen Angriffen Kontra gegeben, weil es meiner Meinung nach nichts bringt. Wahrscheinlich war ich deshalb eben an der Tür auch so völlig hilflos. Und kurz nachdem ich die Tür zugemacht hatte, schossen mir die Tränen in die Augen, weil mir erst im Nachhinein klar wurde, wie klein ich gerade gemacht wurde. Von jemandem, dessen verdammter Job es ist, vielen Menschen ein Paket in die Hand zu drücken – und zwar ohne dabei verschissene Sprüche rauszuhauen.
Ich bin auf mich selbst sauer, weil ich es trotz feministischer Konditionierung nicht hingekriegt habe, ihm etwas entgegenzusetzen, ihm gleich und unmissverständlich klarzumachen, dass sein Verhalten absolut unangemessen ist. Und kurz danach ist mir wieder die Kampagne gegen die Belästigung von Frauen eingefallen, über die die Mädchenmannschaft mal geschrieben hat. Auch dort sind Kommentare aufgelaufen, die meinen, dass die Grenze zwischen Flirt und Übergriff eben schwer zu fassen ist. Was eine bescheuerte Entschuldigung ist.
Ich weiß nicht, was ich sagen will. Ich wollte es bloß loswerden, damit ich mich nicht mehr so schleimig fühle.
(Und im Überschwang der Gefühle wieder ein Komma hinter „Gruß“ gesetzt. Ts. Ich lass jetzt alles an die Packstation schicken.)
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Edit: Quod-erat-demonstrandum-Kommentare beim Law Blog. Und eine Mail in dem Tenor – „Der wollte doch nur flirten“ – ist auch schon da. Alles beim Alten also. Ganz toll, Jungs. Könnt ihr bitte einfach anerkennen, dass es mir nach diesen ach so lustigen 30 Sekunden richtig, richtig scheiße ging und das nicht als überspannten Emanzenkram (oh Gott, DAS E-WORT!) abtun? Danke.
Edit 2: Reaktionen.
Edit 3: Reaktionen 2.
Zitronenrisotto mit scharfer Pfirsichsalsa
Ein Rezept von Vincent Klink, der mir, wie ich zu meiner Schande gestehen muss, bis vor ein paar Tagen kein Begriff war. Jetzt schon, denn das Risotto schmeckt fantastisch. Hätte ich ehrlich gesagt nicht gedacht, als ich dem Fernsehkoch bei der Arbeit zugesehen habe.
(Foto: misscaro, für die ich das ganze drei Tage später nochmal gekocht habe und deren Bild viel hübscher war als meins.)
Für zwei Personen. Für die Salsa
2 weißfleischige Pfirsiche*
in kleine Stücke schneiden. Über die Pfirsiche ein Dressing aus
dem Abrieb und dem Saft einer Bio-Limette,
1 kleinen Peperoni*, entkernt und kleingeschnitten,
ein paar Halmen Schnittlauch, in kleine Röllchen geschnitten,
1 TL Ahornsirup,
1 TL Mandelöl*,
1 Msp. Szechuanpfeffer*,
Salz und Pfeffer
geben. Fünf Minuten marinieren lassen, dann nochmal abschmecken. Währenddessen das Risotto aufsetzen.
1 Schalotte, kleingeschnitten, in
1 EL Butter andünsten. Wenn die Schalotte Farbe bekommen hat,
150 g Risottoreis dazugeben. Ebenfalls kurz andünsten und dann nach und nach und bei ständigem Rühren
ca. 300 ml Gemüse- oder Geflügelbrühe dazugeben. Kurz vor Schluss der Kochzeit
den Abrieb von 1 Bio-Zitrone und
30 g Parmesan
unterrühren.
Ich habe das Rezept sehr spontan gekocht, als mir beim Einkaufen die Pfirsiche ins Auge gehüpft sind. Mir sind nicht mehr alle Zutaten eingefallen, also habe ich das genommen, was ich im Haus hatte. Ich werde das Gericht sicher nochmal nach Rezept kochen, aber: Es hat auch so sehr gut geschmeckt. Ich hätte nicht gedacht, dass das ganze Obst so gut mit Reis und Käse zusammenpasst, aber die milde Schärfe und die zweifache Säure von Zitrone und Limette hält alles ganz wunderbar zusammen.
* Ich hatte nur gelbe Pfirsiche. Außerdem sollte die Salsa eigentlich etwas püree-iger werden, schmeckt aber auch stückig. Statt der Peperoni habe ich eine kleine getrocknete Chilischote genommen, statt Szechuanpfeffer ein paar Chiliflocken, statt Mandel- Erdnussöl.
The Fun of Football
Ich lese gerade ein Buch über Fußballtaktik (ja, ich lese gerade ein Buch über Fußballtaktik), nämlich das bisher sehr faszinierende Inverting the Pyramid von Jonathan Wilson. Das Werk steht ganz oben auf der Bücherliste von Zonal Marking, eine Webseite, die für mich die WM sehr viel verständlicher gemacht hat.
Ich bin noch recht weit am Anfang des Buchs; wir befinden uns in den 30er Jahren, wo Uruguay sich aufmachte, mehrmals die Olympischen Spiele und die WM zu gewinnen – zum Teil, weil sie von der starren, körperbetonten und „geradeaus zum Tor, zack, zack“-Spielweise der Engländer abwichen. Auch Österreich war in der Zeit mit ihrem „Wunderteam“ ganz weit vorne.
“Technique was prized over physicality, but was harnessed into a team structure. In South America, the game came to diverge even more sharply from the original model. Again technique was prized, but in Uruguay and, particularly, Argentina, it was individuality and self-expression that were celebrated. (…)
The style that had begun to emerge in the twenties developed into something even more spectacular, la nuestra – ‘ours’ or ‘our style of play’ – which was rooted in the criolla viveza – ‘native cunning’. The term itself seems to have been popularised in the aftermath of Argentina’s 3-1 victory over an England XI in 1953: ‘la nuestra‘, ‘our style’, it had been seen, could beat that of the gringos (although technically that was only a representative game, not a full international). What it describes, though, is the whole early philosophy of Argentinian football, which was founded on the joy of attacking. Between September 1936 and April 1938, there was not s single goalless draw in the Argentinian championship. Yet goals were only part of the story. In a much-cited anecdote from his novel On Heroes and Tombs (annoyingly missing from the English translation), Ernesto Sábato discusses the spirit of la nuestra as the character Julien d’Arcangelo tells the hero, Martín, of an incident involving two Independiente inside-forwards of the twenties, Alberto Lalín and Manuel Seoane (nicknamed both la Chancha and el Negro), who were seen as embodying the two different schools of thought on how football should be played. ‘”To show you what those two modalities were,”” D’Arcangelo says to Martín, “I am going to share with you an illustrative anecdote. One afternoon, at half-time, la Chancha was saying to Lalín: “Cross it to me, man, and I can go in and score.” The second half starts, Lalín crosses and sure enough el Negro gets to it, goes in and scores. Seoane returns with his arms outstretched, running towards Lalín, shouting: “See, Lalín, see?!” and Lalín answered, “Yes, but I’m not having fun.” There you have, if you like, the whole problem of Argentinian football.'”
Shutter Island
© Paramount
Shutter Island (USA 2009, 138 min)
Darsteller: Leonardo DiCaprio, Mark Ruffalo, Ben Kingsley, Michelle Williams, Patricia Clarkson, Emily Mortimer, Max von Sydow, Jackie Earle Haley, Ted Levine, John Carroll Lynch, Elias Koteas
Music Supervisor: Robbie Robertson
Kamera: Robert Richardson
Drehbuch: Laeta Kalogridis nach einem Roman von Dennis Lehane
Regie: Martin Scorsese
Alles beginnt auf einem schwankenden Boot, das sich durch schwere See kämpft. Der graue Himmel scheint direkt auf dem Wasser zu liegen, das Licht ist trübe und düster. An Bord übergibt sich Marshal Teddy Daniels (Leonardo DiCaprio) zum wiederholten Male, während draußen sein neuer Kollege Chuck Aule (Mark Ruffalo) stoisch im Wind ihr Ziel fixiert: Shutter Island, eine Insel vor der Küste von Boston, auf der sich eine Anstalt für geistesgestörte Kriminelle befindet. Wir befinden uns im Jahr 1954.
Auch auf der Insel wird der Film nicht freundlicher: Die Mauern der drei Gebäude der Klinik glänzen feucht und dunkel, eiserne Tore schnappen ins Schloss, ein Friedhof erscheint kurz im Bild, selbst der grüne Rasen und die Blumenbeete leuchten nicht farbenfroh, sondern bedrohlich. Regisseur Martin Scorsese schafft in den ersten Minuten von Shutter Island eine sehr unheimliche Atmosphäre, die aber seltsam unfassbar bleibt. Man weiß nicht genau, warum man sich selbst auf dem heimischen Sofa so unwohl fühlt, während der Film läuft, aber die ungewisse, angespannte Stimmung überträgt sich sofort.
Mir hätte die Stimmung noch besser gefallen, wenn nicht jedes Detail mit TOTAL SPANNUNGSERZEUGENDEN STREICHERN in brüllender Lautstärke unterfüttert gewesen wäre, die mir mit dem Holzhammer sagen, LOS, HAB ANGST, DU MEMME, obwohl sich gerade nur Leo eine Zigarette anzündet und den Hut gerade rückt. Aber es hat funktioniert: Die Nerven reagieren schon auf das kurze Knistern des Glühfadens in einer Lampe mit „Huch? Was? Ist da jemand? HALLO?“, während im Film die beiden Marshals zum Klinikchef Cawley (Ben Kingsley) geleitet werden. Er erklärt ihnen in seiner freundlichen Samtstimme, dass eine Patientin verschwunden sei. Ihre Zelle sei verschlossen, ihre Kleidung noch vollständig da, aber sie sei eben weg. Teddy und Chuck (auch so Puschelnamen, die gar nicht zum Ambiente passen wollen) schauen sich die Zelle Rachels an, wo Teddy einen kleinen gefalteten Zettel findet – anscheinend eine Botschaft von Rachel, mit der aber niemand etwas anfangen kann: The law of 4. Who is 67?
In der folgenden Filmstunde interviewen Teddy und Chuck die Pfleger und Schwestern und einige Patienten, und je mehr sie über die Klinik erfahren, desto mehr ahnen sie, dass hier etwas vor sich geht, das verheimlicht werden soll. Eine Patientin kritzelt Teddy das Wort „Run“ in sein Notizbuch, Teddy wird von Migräne und Alpträumen geplagt, ein Sturm kommt auf, die Fähre, die sie auf die Insel gebracht hat, fährt nicht mehr. Die beiden sitzen fest und kommen kein Stück weiter.
Außerdem wird Teddy von Flashbacks geplagt: Seine Frau (Michelle Williams), die bei einem Feuer ums Leben gekommen ist, taucht in seinen Träumen auf, die sich mit Erinnerungen an seine Zeit bei der Armee und der Befreiung von Dachau vermischen. Flammen und Schnee, verkohltes Papier, Leichenberge, Blut, Tränen, Elektrozäune – und über allem die VERDAMMTEN STREICHER.
Shutter Island ist eine Stunde lang ein wunderbarer Film: sehr dicht, fast fühlbar in seine Angespannheit, eine düstere und sehr passende Farbigkeit, eine gute Ausstattung – die Materialien sind so haptisch, dass man sich der Handlung sehr nahe fühlt und vor allem Teddy aus seinen Aplträumen reißen will. Dann ergibt sich der Film aber zusehends seinen eigenen Rätseln. DiCaprio wird im Laufe des Films immer einsamer: Zuerst sehen wir ihn nur im Doppelpack mit Ruffalo, dann gesellen sich viele Ärzte und Schwestern und die auf der Insel stationierten Polizisten dazu, aber je länger Teddy sich auf Shutter Island rumtreibt, desto weniger Menschen begegnen ihm. Stattdessen ist er irgendwann davon überzeugt, dass auf der Insel Experimente stattfinden und außerdem hier der Mann eingesperrt ist, der damals das Appartement angezündet hat, in dem seine Frau starb. Je mehr sich Teddy mit seinen Ahnungen, Verdächtigungen und Ermittlungen befasst, desto einsamer wird er – und desto wirrer wird auch der Film.
Wir rennen durch unzählige Gänge, treffen Menschen, die es eigentlich nicht geben darf, bekommen mehr und mehr Details aufgezählt, von denen wir wissen, dass sie nicht stimmen können, so dass ich ganz persönlich irgendwann gar nicht mehr versucht habe, im Kopf mitzukommen. Irgendwann war ich nur noch genervt davon, dass sich der Film nicht entscheiden kann, wo es hingehen soll – so hat es sich jedenfalls angefühlt. Selbst die wunderschöne Atmosphäre ging mir irgendwann auf den Keks – wahrscheinlich sollte sie das – und ich wollte bloß noch ein Fenster aufmachen und den Kopf ausschütteln.
Aber kurz bevor ich aufgegeben habe, fängt sich Shutter Island wieder und serviert mir die Lösung auf dem Silbertablett. Die ich ziemlich doof fand. Und dann sagt Leonardo seinen letzten Satz in die Kamera, und auf einmal fand ich alles wieder toll. Weil auf einmal sein ganzer Charakter eine Wendung bekommt, die mich persönlich überrascht hat und die dazu auch noch passt.
Shutter Island hat eine wirklich großartige Exposition, einen elend zähen Mittelteil und ein solala-Finale. Wie gesagt, der letzte Satz reißt ne Menge raus, aber auf den muss man leider zweieinhalb Stunden warten, von denen ich mir gerne eine geschenkt hätte. Trotzdem. Alleine für die erste Stunde lohnt sich der Film. Halbgare Empfehlung, ich weiß. Ist aber auch nur ein halbgarer Film.
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Bechdel-Test bestanden?
1. Es müssen mindestens zwei Frauen mitspielen, die
2. miteinander reden
3. und zwar über etwas anderes als Männer.
Es spielen Rachel und Leos Gattin mit, mehrere Schwestern und Patientinnen (keine Ärztin). Von denen redet aber niemand miteinander, sondern nur mit den Kerlen.
Bechdel-Test bestanden? Nein.
Erdnussbutterkekse
Die Kaltmamsell hat ein Rezept aus David Lebovitz‘ Buch Ready for Dessert: My Best Recipes nachgebacken. Musste ich natürlich sofort nachmachen, wenn ich auch bei der Optik etwas vom Rezept abgewichen bin.
Ich habe die Mengen der Kaltmamsell halbiert – ehrlich gesagt nur, weil ich nicht genug Erdnussbutter im Haus hatte, aber verdammt nochmal JETZT diese Kekse wollte. Eigentlich hätte ich auch das Ei halbieren müssen, aber pffft.
Für ein Backblech bzw. 16 Kekse:
55 g Butter schmelzen und mit
130 g cremiger Erdnussbutter (nicht crunchy, kein Erdnussmus, cremige Erdnussbutter),
50 g weißem Zucker und
60 g braunem Zucker verrühren. Eigentlich soll Muscovado-Zucker statt des braunen in den Teig, weil er feinkörniger ist, aber ich mag Zuckerkristalle in meinen Keksen. (Und was zum Teufel ist Muscovado-Zucker? Ah. Danke.)
Dazu ein Ei rühren und schließlich noch
85 g Mehl,
1/2 EL Backpulver und
eine Prise Salz unterrühren, bis ein homogener Knetteig entsteht.
Zwei Stunden oder über Nacht kühl stellen. (Zwei Stunden haben bei mir gereicht. Vulgo: Ich wollte nicht mehr warten.)
Im Rezept steht „Vor dem Weiterverarbeiten Zimmertemperatur annehmen lassen“, was ich mir geschenkt habe, denn bei den Limettenkeksen, die auch erst im Ofen auseinanderfließen, habe ich gemerkt, dass dem Teig Wärme so gar nicht gut getan hat. Daher habe ich den Teig kalt verarbeitet, was wunderbar geklappt hat.
Einen tiefen Teller mit weißem Zucker bereitstellen. Walnussgroße Teigkugeln formen, im Zucker wälzen, mit gebührendem Abstand auf ein mit Backpapier belegtes Backblech legen und im auf 175° vorgeheizten Ofen für 9 bis 12 Minuten backen.
Meine Kekse sehen absichtlich anders aus als die von der Kaltmamsell: Seit den Kindertagen und der Sesamstraße und dem Krümelmonster müssen Kekse bei mir rund und flach sein, sonst sind sie doof (außer wenn Brocken drin sind, dann dürfen sie aussehen wie Quasimodo). Daher habe ich die Teigkugeln nur leicht mit den Fingern eingedrückt und wunderbare, flache, runde Kekse herausbekommen. Sie sind sehr zart und feinkrümelig, außen knusprig und innen klietschig, der Erdnussgeschmack ist nicht zu penetrant, könnte aber von mir aus ruhig noch ein bisschen vorsichtiger daherkommen, und ich musste den Kerl mit Gewaltandrohung von den Keksen fernhalten, um sie wenigstens noch fotografieren zu können. Kommt in die „Das machen wir mal wieder“-Rezeptesammlung.
“The sky has fallen down many times in your daughter’s short life, the sky with all the stars in it, and you have picked up the pieces more times than you can remember, and you have climbed the ladder and put them back in place, where you think they should go, and you get things in backwards and out of sequence, but you do the best you can, and you climb down off the ladder, and you’re at peace with your work. You wish it could be better, but there’s only one of you, and the sky is so vast, it takes a while to put it back together again, and you did the best you could.
And you just went through all that work, and here is the goddamned sky scattered all over the carpet again.”
Public Viewing und Livestream aus Bayreuth: „Die Walküre“
Wie schon 2008 und 2009 gibt es auch dieses Jahr wieder einen Livestream und ein Public Viewing einer Aufführung von den Bayreuther Festspielen. Diesmal ist es Die Walküre in der Inszenierung von Tankred Dorst, also der erste Tag vom Ring des Nibelungen. (Das Rheingold ist das Vorspiel.)
Man kann sich direkt die Aufführung am 21. August anschauen oder den Stream noch bis zu zwei Wochen danach ansehen. Ich werde wieder direkt dabei sein und spätestens beim Feuerzauber Rotz und Wasser heulen. Eine meiner Lieblingsstellen aus allen Wagner-Opern.
Noch ist der Stream nicht zu buchen, aber ich hoffe, dass bald bei der Siemens-Festspielnacht oder auf der offiziellen Festspiel-Seite was zu sehen sein wird.
(Die Kinder kriegen auch noch eine für sie konzipierte Fassung vom Tannhäuser zu sehen. Hoffentlich mit Pilgerchor. Ebenfalls Taschentuchalarm für mich.)
Zucchinisalat mit Cashewkernen und Parmesan
Dieser Salat beherrscht seit Tagen meine Twitter-Timeline. Er stammt von Stevan, der ihn auf effilee beschrieben hat. Caro machte mich per Twitter darauf aufmerksam, und fast zeitgleich haben ihn auch Lu, Herr Knüwer und coolcat getestet. Und anscheinend sind wir ihm alle verfallen. Kein Wunder. Ein Wort: schweinelecker.
Für zwei Personen. Aus
1 kleinen Schalotte,
1 Knoblauchzehe,
1 EL Weißweinessig,
1–2 TL flüssigem Honig,
einer guten Handvoll Schnittlauch,
Salz,
Pfeffer und
3–4 EL Olivenöl
ein Dressing herstellen.
Eine Handvoll Cashewkerne im Ofen rösten und salzen oder gleich die fertigen kaufen. Kleinhacken, wer mag – ich lasse sie ganz.
30 g Parmesan hobeln.
2 Zucchini (grün und gelb) mit einem Sparschäler in dünne Streifen schneiden. Alles vermischen und sofort servieren.
Wir haben den Salat innerhalb von vier Tagen dreimal gehabt, und ich musste mich wirklich zwingen, jetzt endlich mal die grünen Bohnen und die Möhren aus der Speisekammer zuzubereiten, ehe sie vergammeln, anstatt auch am vierten Tag Zucchini zu zerteilen. So ein extremes Suchtpotenzial kenne ich sonst nur von Schokolade.
Im ICE von Hamburg nach Hannover, 14.47 bis 16.21 Uhr. Theoretisch.
Gut, dass m. Eltern kein Internet haben. Dann wüssten sie, dass ich im Zug sitze, um sie mit Schwester zum 44. Hochzeitstag zu überraschen.
22. Juli 2010 14:51 MESZ via Twitter for iPhone
„Probleme mit dem Triebkopf … Wir bauen den Zug einmal ganz neu auf.“ Wir stehen ohne Licht und Klima. Reboot my ICE.
22. Juli 2010 15:59 MESZ via Twitter for iPhone
„Ich habe leider noch keine Informationen zur Weiterfahrt; unser Lokführer telefoniert gerade mit der Hotline.“ #Reboot my ICE
22. Juli 2010 16:06:09 MESZ via Twitter for iPhone
Es hat nicht zufällig einer meiner Verfolger Lust, mich von Unterlüß in die Wedemark zu fahren? #Reboot my ICE
22. Juli 2010 16:17:38 MESZ via Twitter for iPhone
Super, vom Gleis nebenan fährt der Metronom nach Hannover und ich darf nicht aussteigen. Fuck you, Bahn.
22. Juli 2010 16:29:18 MESZ via Twitter for iPhone
Ersatztriebwagen schleppt uns gleich ab, und dann wird der Zug evakuiert. Und wo werden wir hingeschleppt? Nach Eschede. Ausgerechnet.
22. Juli 2010 16:33:25 MESZ via Twitter for iPhone
Am Wagenanzeiger leuchtet übrigens immer noch: In Kürze erreichen wir Hannover Hbf. an 16.21.
22. Juli 2010 16:37:27 MESZ via Twitter for iPhone
Laune bessert sich. Wir stehen zwar immer noch, aber Schwesterherz holt mich mit dem Auto in Eschede ab. Hoffe, sie hat Schokolade dabei.
22. Juli 2010 16:39:41 MESZ via Twitter for iPhone
Nee, wir machen das jetzt doch anders. In 15 min kommt der nächste ICE, und wir steigen dort über Rettungsstege (!) zu.
22. Juli 2010 16:47:11 MESZ via Twitter for iPhone
Und ausgerechnet jetzt ruft Papa an, der ja nicht wissen darf, dass ich gerade unterwegs zu ihnen bin. „Ich bin im Meeting und ruf zurück.“
22. Juli 2010 16:57:18 MESZ via Twitter for iPhone
Also im Prinzip unterwegs. Wir warten und kriegen Getränke. Will nen Keks. Gibt keinen Keks.
22. Juli 2010 16:58:40 MESZ via Twitter for iPhone
ICE-Ballett. Die beiden Züge versuchen jetzt, so nebeneinander zu stehen, dass bei 2 bis 4 Türen Stege gebaut werden können.
22. Juli 2010 17:07:36 MESZ via Twitter for iPhone
Umgezogen http://twitpic.com/27lf3p
22. Juli 2010 17:25:20 MESZ via TwitPic
Wir sind dann jetzt auf der Lusitania. Mitfahrer: „Wahrscheinlich gibt’s jetzt noch ne Fahrscheinkontrolle für die Zugestiegenen.“
22. Juli 2010 17:27:34 MESZ via Twitter for iPhone
Hurra, wir fahren! Bin natürlich pikiert, in der 2. Klasse sitzen zu müssen. Ich werde mich bei der White Star Line beschweren.
22. Juli 2010 17:41:48 MESZ via Twitter for iPhone
4 Stunden „Fahrt“ für 1,5 Stunden Zeit mit meinen Eltern. Trotz aller Nerverei hat sich’s gelohnt. Überraschung geglückt, Eltern happy.
22. Juli 2010 21:33:50 MESZ via Twitter for iPhone
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Ich muss mich korrigieren: Das Schiff, das die Rettungsboote der Titanic aufgenommen hat, war natürlich die Carpathia, nicht die Lusitania.
Nebenbei: Ich habe erst dreimal so richtige Nervereien mit der Bahn gehabt. Einmal von der Rückfahrt von Berlin nach Hamburg, als es den berüchtigten „Personenschaden im Gleis“ gab und wir umgeleitet werden mussten, einmal fehlte die Hälfte der Wagen und ich habe von Hamburg nach Berlin auf dem Fußboden gehockt und eben gestern. Ansonsten ist bis jetzt jede Fahrt halbwegs prima und pünktlich verlaufen. Gestern war das Personal auch sehr freundlich und hilfsbereit – ich war nur für wenige Minuten pissig, als ich in 20 Metern Entfernung den Metronom nach Hannover halten sah, in den weder ich noch mehrere andere Passagiere umsteigen durften und mit dem wir unser Ziel sogar fast pünktlich erreicht hätten.
Ich ahne ja, dass das alles versicherungstechnische Gründe hat, und wenn wir uns die Knöchel im Gleisbett verstauchen, wir die Bahn auf MILLIARDEN verklagen könnten, aber das habe ich wirklich nicht verstanden, warum wir dafür nicht aussteigen durften. Wir standen in Unterlüß allerdings auch nicht direkt an einem Bahnsteig, sondern quasi auf einem dritten Gleis zwischen zwei Gleisen, an denen rechts und links ein Bahnsteig war. Wir hätten also auf jeden Fall ins Gleisbett klettern müssen. Trotzdem. Wenn man Rettungsstege an Bord hat, hat man sicher auch irgendwas an Bord, mit dem man die kleinen Klappstufen verlängern kann, die nur bis zum Bahnsteig reichen.
Aber was weiß denn ich. Ich fand die Aktion mit den Rettungsstegen seltsam überzogen, aber ich nehme an, dass die Bahn sich schon irgendwas dabei gedacht hat. Die Ankunft des Ersatztriebwagens hätte jedenfalls, laut Lautsprecherdurchsage, zu lange gedauert. Blöd nur, dass nicht nur wir in unserem ICE gut anderthalb Stunden Verspätung hatten, sondern jetzt natürlich auch der andere ICE, der uns Gestrandete aufnahm, 50 Minuten später nach Hannover kam.
Ich war statt um 17 erst um 19 Uhr bei meinen Eltern und hatte dann auch nicht mehr so richtig viel Zeit für sie, weil ich auch irgendwie wieder nach Hamburg zurückmusste, aber es hat sich, siehe Tweet, doch gelohnt.
Und ich kann jetzt sagen, eine entspannte und gefahrlose Evakuierung mitgemacht zu haben. Toll.
(Das Twitpic-Bild mit dem Rettungssteg habe ich inzwischen gelöscht und den Mitarbeiter hier im Blog unkenntlich gemacht.)
Moon
© Sony Pictures
Moon (Moon, UK 2009, 97 min)
Darsteller: Sam Rockwell, Kevin Spacey, Dominique McElligott, Kaya Scodelario
Musik: Clint Mansell
Kamera: Gary Shaw
Drehbuch: Nathan Parker & Duncan Jones
Regie: Duncan Jones
In Moon ist Sam (Sam Rockwell) seit fast drei Jahren einziger Bewohner einer Raumstation auf dem Mond. Er überwacht den Abbau von Helium-3, der zurzeit wichtigsten Energiequelle der Erde. Dafür muss er täglich mit seinem Rover zu einem riesigen Abbaugerät fahren, das sich im Schritttempo über den Mond fräst, und die Ausbeute zur Erde schicken. Sein einziger „Kumpel“ auf der Station ist ein sprechender Computer, Gerty, der in mehreren Ausführungen um ihn herumfährt, von der Decke hängt, ihm das Essen wärmt und ihn mit sonor-beruhigender Stimme fragt, wie’s ihm so gehe und ob er über etwas reden möchte: “It might help to talk about it.”
Sam hat noch zwei Wochen vor sich, bis er endlich seine Frau und seine junge Tochter wiedersehen kann, mit denen er seit dem Beginn seines Jobs nicht gesprochen hat. Die direkte Funkverbindung zur Erde ist gestört, und er bekommt daher nur aufgezeichnete Botschaften, die er ebenso nur als Aufzeichnung beantworten kann.
Das Leben auf der Station geht seit Jahren seinen Gang: Sam macht seinen Job, joggt auf dem Laufband, bastelt an einem Modell einer Kleinstadt, redet mit den Pflanzen, die er gleichzeitig liebevoll beprüht und die mit klassischer Musik beschallt werden, lässt sich von Gerty per Flowbee die Haare schneiden und zählt die Tage, bis der Job rum ist. Es wird Zeit, dass er nach Hause kommt, denn seit einer kleinen Weile sieht er seine Frau bei sich im Quartier, eine andere unbekannte Frau auf der Station, die Botschaften seiner Frau scheinen auf einmal zusammengeschnitten zu sein – kurz: Er ahnt, dass es seiner geistigen Gesundheit zuträglich wäre, endlich auf die Erde zurückzukehren.
Bei seinem nächsten Ausflug zum Abbaugerät sieht er wieder die junge Frau, diesmal mitten auf dem Mond, er konzentriert sich, starrt – und kracht mit seinem Rover in das Abbaugerät. Es wird dunkel. Er verliert das Bewusstsein. Und wacht auf der Krankenstation wieder auf. Seltsamerweise ohne das Pflaster, das er sich vor ein paar Tagen nach einer Brandwunde draufgeklebt hatte. Seine Beine wollen ihn nicht tragen, auch wenn Gerty ihm versichert, er sei nur ganz kurze Zeit krank gewesen. Und er kann sich partout nicht an den Unfall erinnern, der ihm angeblich zugestoßen sein soll.
Um es kurz zu machen: Sam ahnt, dass irgendwas faul ist, schnappt sich den zweiten Rover und fährt zum Abbaugerät, wo er den ersten Rover unberührt vorfindet. Und in ihm – findet er sich selbst. Ist der zweite Sam sein Klon? Ist er selbst ein Klon? Der Zuschauer weiß genauso wenig, was er von den beiden Sams halten soll, die sich gegenüberstehen und beide behaupten, seit drei Jahren hier zu sein. Komisch nur, dass der eine Sam weitaus verbrauchter aussieht als der andere.
Moon nimmt sich eine ganze Weile Zeit, die seltsame Situation zu etablieren. Aber genau das macht den Film so dicht: Man „kennt“ Sam einfach und weiß, dass der zweite nicht der echte sein kann. Oder etwa doch? Genau wie Sam auf der Station fragen wir uns, was zum Teufel dort oben los ist. Und bis wir die Auflösung serviert bekommen, dürfen wir Sam Rockwell bei einer sehr ordentlichen Schauspielleistung zusehen.
Obwohl er den gleichen Menschen spielt, fühlt sich jeder Sam anders an. Der eine, jüngere, ist recht jähzornig, was der „alte“ Sam wissend kommentiert: “I used to be like you.” Was der jüngere natürlich nicht versteht, denn er ist ja schließlich der echte Sam und das Wrack da drüben nur ein alter Klon. Make-up und Kostüme lassen die beiden auch anders aussehen, aber ich behaupte, man hätte die beiden auch unterscheiden können, wenn sie genau gleich ausgesehen hätten, so überzeugend stellt Rockwell seine beiden Sams dar.
Der fürsorgliche Computer wird im Original von Kevin Spacey gesprochen, dessen samtige Stimme immer gerne einen beängstigenden Unterton hat, wenn er will, was die Enge der Station und die Einsamkeit noch bedrohlicher macht. Zusätzlich kommuniziert Gerty per Smileys auf seinem Display, die die ganze Lächerlichkeit dieser Situation – ein Rechner, der menschlichen Kontakt ersetzen soll – wunderbar auf den Punkt bringen.
Die Frage, die sich schon nach wenigen Minuten stellt und die immer bohrender im Hinterkopf wird, je länger der Film dauert: Wieso tut sich ein einzelner Mensch das an? Und welches Unternehmen verlangt dieses Opfer von einem Menschen? Auch das wird Sam und Sam irgendwann klar, und auf einmal sind beide nicht mehr nur ausführende Werkzeuge, die zufällig gebraucht werden, sondern sie entscheiden aktiv über ihr Schicksal.
Mir hat Moon sehr gut gefallen. Anfangs habe ich wirklich dauernd verglichen – ist das Weiß der Station das gleiche wie bei 2001? Die Work-out-Szene durch das Fenster kenne ich doch aus Lost? Und die Schrift der Displays aus Star Trek? –, aber das legt sich netterweise recht schnell, auch wenn gerade Gerty beim Vergleich mit 2001 richtig schlecht abschneidet. Da hätte ich mir doch eine andere Drehbuchidee gewünscht, denn ich glaube, sprechende Rechner auf Raumstationen können einfach nur HAL sein. Danach kann nichts mehr kommen. (Nein, auch Otto bei WALL-E nicht.) Vielleicht ist Gerty aber auch nur eine kleine Verbeugung in Richtung Kubrick, denn – das vergesse ich manchmal gerne selbst – 2001 ist schließlich schon neun Jahre her. Wenn wir den Film als reale Blaupause ansehen, ist Gerty vielleicht die logische Konsequenz daraus.
Neben Rockwells Glanzleistung fand ich die Ausstattung sehr ordentlich, keine blöden Special-Effects oder wirre futuristische Gerätschaften, die von der Story ablenken. Ich ahne, dass man als Set-Designer bei Science-Fiction-Filmen immer ganz fies juckende Finger hat, aber hier war alles wohltuend stimmig und überhaupt nicht aufgesetzt. Was die Geschichte mit den zwei Sams noch eindringlicher wirken lässt, weil sich der Rest eben so normal anfühlt.
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Bechdel-Test bestanden?
1. Es müssen mindestens zwei Frauen mitspielen, die
2. miteinander reden
3. und zwar über etwas anderes als Männer.
Es spielen zwei Frauen mit: die Tochter und die Ehefrau von Sam, die aber beide nur ein paar Sätze haben. Gerade bei Moon ist mir wieder einmal aufgefallen, dass die Hauptrolle locker auch von einer Frau hätte gespielt werden können, ohne dass die Story großartig anders wird. Und ehe jetzt wieder der Einwand kommt, der gerne von den Studios gebracht wird: Aber mit einer Frau in der Hauptrolle können sich die ganzen Kerle nicht identifizieren – als weibliche Zuschauerin wird von mir ja auch dauernd erwartet, mich mit den männlichen Hauptrollen zu identifizieren, einfach weil ich keine Alternative habe. Warum sollen Männer das nicht auch hinkriegen? Ich behaupte mal, dass sie das schaffen könnten. Ging mit Sigourney Weaver und Alien ja auch.
Was mir außerdem aufgefallen ist: die uralte Rollenverteilung. Daran knabbere ich, seit ich in der Uni vor ungefähr 15 Jahren mal ein Seminar zu Science-Fiction-Romanen belegt hatte. Wir haben die ganzen Klassiker von Asimov bis Heinlein gelesen, und in jedem verdammten Buch war die Technik so ausgefeilt wie nie, die politischen Welt- und Planetenordnungen visionär und supi, die Menschen konnten fliegen und beamen und hatten telepathische Fähigkeiten – aber Mama steht zuhause am Herd und Papa verdient im All die Kohle. Bah.
Bechdel-Test bestanden? Nope.
Leserpost
Montag abend in meinem Postfach:
„Ich lese dein Blog nun bestimmt schon seit 2-3 Jahren, und finde es schade, dass es sich in letzter Zeit zu einem “Koch- bzw. Rezepte-Blog” entwickelt. Vermisse die Zeit, in der du noch über Filme, Bücher, Serien, deinen Job und allgemeine Tagesbeobachtungen geschrieben hast.“
Zuerst wollte ich die Mail persönlich beantworten, aber dann dachte ich, machste das doch mal hier.
Ich habe das selber auch schon mitgekriegt, dass das Blog immer futterlastiger wird, und an manchen Tagen geht es mir auch auf den (haha) Keks. Aber: Das beschäftigt mich nun mal zurzeit. Oder seit ein paar Monaten. Und das geht mir wiederum so gar nicht auf den Keks, weil ich es eben jahrelang vermieden habe, mich großartig mit Essen zu beschäftigen, weil Essen ja doof war. Jetzt ist Essen toll, und deswegen schreibe ich so viel darüber.
Dass das nicht jedem (haha) schmeckt, ist mir auch klar. Aber die Futtereinträge sind im Prinzip nichts anderes als meine Tagesbeobachtungen. Ich könnte jetzt um die Rezepte noch wilde Geschichten stricken, was mir alles beim Einkaufen passiert ist oder wer neben mir im Bus gesessen hat, als ich mit den drei Tüten voller Leckereien gekämpft habe, aber wenn ich ehrlich sein darf: Das geht mir in anderen Fressblogs absolut auf die Nerven. Ich will nicht erst 100 Zeilen Blabla lesen, bevor ich weiß, wie man dieses Rezept jetzt zubereitet. Wenn es passt, lasse ich mir das gerne gefallen, aber auf Krampf eine Alltagsbeobachtung aus einem Schokokuchen zu machen, finde ich doof. Sowohl bei mir als auch bei anderen.
Aber darum geht’s ja gar nicht. Ich schreibe in dieses Blog seit Jahren rein, was mich beschäftigt. (Seit über acht Jahren, um genau zu sein. Hatte am 1. Juli Bloggeburtstag, den ich mal wieder verschlafen habe.) Im Moment beschäftigt mich Essen. Davor waren es Serien. Die beschäftigen mich immer noch, aber dafür muss ich erstmal zehn, zwanzig Folgen gucken, bevor ich was darüber schreiben möchte. Und da ich im Moment viel Zeit in der Küche verbringe oder auf Märkten oder im Internet bei Weinhandlungen, kann und will ich gerade nicht so lange vor dem DVD-Player rumlungern.
Vor den Serien waren es Filme, und da erlebe ich leider schon seit längerer Zeit eine leichte Müdigkeit. Ab und zu finde ich auf iTunes einen Film, den ich sehen und besprechen möchte, aber das wird immer weniger. Mich ins Kino aufzuraffen, fällt mir immer schwerer – auch wenn ich heute um 14.50 Uhr einen Termin mit einem Lichtspielhaus geplant habe. Ob ich ihn einhalte, seht ihr dann morgen. Jetzt schließt auch noch meine Lieblingsvideothek mit den schönen amerikanischen und englischen Filmen, die hier noch nicht im Kino waren, weil sich anscheinend der Rest Hamburgs auch nicht mehr aufraffen kann oder will … ach, ein Elend. Aber solche Filmmüdigkeiten kenne ich von mir, auch wenn sie noch nie so lange gedauert haben wie momentan.
Mittendrin gab’s dann noch die Golfphase, für die ich stapelweise nölige Mails bekommen habe, wenn ich sie mir ausgedruckt hätte. Mein Rücken findet seit einigen Jahren die Abschlagsbewegung leider richtig doof, sonst könnte ich jetzt noch mehr Leser_innen vergrätzen, indem ich weiterhin meine Stunden auf der Range oder den hoppeligen Grüns in Moorfleet beschreibe. (Und danach mach ich Fotos von den Sandwiches im Clubrestaurant, haha.)
Und dann gab’s ganz am Anfang meine deprimierte Singlephase, die in eine fies verknallte Pärchenphase mündete (die netterweise noch anhält). Auch da gab’s Beschwerden: Zuerst die „Stell dich nicht so an“-Mails und dann die „Mann, wir waren alle schon mal verliebt“-Mails, die weniger Zuckerguss im Blog wollten.
Um nochmal auf die Leserpost zurückzukommen, die übrigens mit Anrede und Rausschmeißerfloskeln wirklich freundlich und okay klang und über die ich auch nicht böse bin, ABER: Ich setze mich nicht alle sechs Monate hin und überlege mir, wie ich meine Leserschichten umkrempeln kann. Ich fange nicht an zu kochen, um mir neue Follower zu ergaunern oder meinen Counter in die Höhe zu jagen (oder auf Null zu kriegen). Ich koche, weil es mir jetzt gerade Spaß macht. Genau wie mir Golf Spaß gemacht hat und der eine oder andere Film. Und deswegen schreibe ich drüber. Da steckt kein Plan dahinter. Das ist mein Leben. Und ihr dürft dabei zugucken.
Und wenn ich was mache, was euch langweilt, gibt’s direkt nebenan Blogs ohne Rezepte.
Aber wenn ich in einem Jahr mit Snooker anfange und ihr das nicht mitkriegt, weil ihr lieber woanders lest, dann nölt nicht, ich hätte euch nicht gewarnt!
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Edit 17.30 Uhr, noch mehr Leserpost: „Ich lese gerne Kochrezepte, aber dennoch: Fang bitte mit Snooker an!“ Hehe.
The Damned United
© Sony Pictures
The Damned United (The Damned United – Der ewige Gegner, UK/USA 2009, 98 min)
Darsteller: Michael Sheen, Colm Meany, Timothy Spall, Jim Broadbent, Maurice Roëves, Stephen Graham, Peter McDonald
Musik: Robert Lane
Kamera: Ben Smithard
Drehbuch: Peter Morgan, nach einem Roman von David Peace
Regie: Tom Hooper
In The Damned United geht es um Brian Clough, “the best manager England never had”. Cloughs Biografie kann man auf der Wikipedia nachlesen; er galt als einer der besten Trainer, der in der englischen Liga gearbeitet hat, und sein zweifacher Gewinn des Europapokals der Landesmeister hintereinander (heute Champions League) mit Nottingham Forest 1979 und 1980 ist bis heute nicht erst einmal wiederholt worden. Gleichzeitig galt Clough aber auch als absoluter Egomane, der nie ein Blatt vor den Mund nahm und für den Erfolg wahrscheinlich seine tote Mutter verkauft hätte. Für seine Spieler war er allerdings ein Held: ein erfolgreicher Jugendspieler, der nur durch eine Verletzung an der ganz großen Karriere gehindert wurde, und ein Motivator sondergleichen.
Im Film spielt der wie immer wundervolle Michael Sheen die Hauptrolle, und wenn man sich Originalaufnahmen anschaut, ist es gespenstisch, wie nah er Clough kommt, in seiner Mimik, Gestik, den Akzent, selbst die Sprachmelodie kann er imitieren, ohne dabei wie eine schlechte Kopie auszusehen. The Damned United beruht auf dem gleichnamigen Buch von David Peace, das sich relativ viele Freiheiten bei der Geschichte nahm (sagen jedenfalls Angehörige und Menschen, die im Buch vorkommen). Der Film bleibt etwas näher an der Realität, überspitzt aber natürlich auch.
Er konzentriert sich auf die Zeit zwischen 1969 und 1974; 1969 war Clough Trainer bei Derby County, das am Ende der zweiten Liga herumkrebste. Zusammen mit seinem Freund und Assistenten Peter Taylor brachte er den Verein in wenigen Jahren an die Spitze der ersten Liga – aber soweit sind wir noch nicht. Es ist 1969, und im Rahmen eines Pokalspiels erwartet Derby einen der Spitzenvereine: Leeds United, das damals von Don Revie trainiert wurde (die Jahre von Revie in Leeds werden heute als die „Glory Years“ bezeichnet). Clough bereitet nicht nur die Mannschaft auf diese Ehre und das große Spiel vor, nein, er putzt eigenhändig das „Visitors“-Schild an der Gästekabine, legt dort selbst die Handtücher raus und stellt sogar jedem Spieler liebevoll eine Orange samt Kristallschälchen für die Schalen an den Platz. Dann geht er in sein Büro, holt die guten Gläser aus dem Schrank und dreht die Flasche französischen Weins mit dem Etikett zu dem Stuhl, auf den er Revie einladen möchte. Bei jedem Handgriff wird klar, wie sehr sich Clough auf die Begegnung mit dem Meistertrainer und dem großen Verein freut, und der Film zelebriert diese Vorfreude in sehr liebevollen, ruhigen Einstellungen, die ganz ohne Musik auskommen.
Dann ist der Tag da, der Mannschaftsbus von Leeds rollt an, traditionell steigen die Spieler 100 Yards vor dem Stadion aus und gehen den Rest des Wegs zu Fuß – und gruß- und wortlos an Clough und Taylor vorbei. Revie (Colm Meany) nickt ihm nicht einmal zu, sondern schaut durch ihn, den kleinen Zweitligavereintrainer, hindurch. Leeds gewinnt und fährt wieder ab. Die Flasche Wein bleibt ungeöffnet.
Der Film nimmt diesen Moment als Ausgangspunkt für die Motivation Cloughs, es Don Revie zu zeigen. Dabei arbeitet er mit einem simplen Kniff, der The Damned United ganz einfach sehr spannend macht: Er beginnt 1974, als Clough es scheinbar geschafft hat. Er ist gerade Trainer bei Leeds geworden und gibt schon großspurige Fernsehinterviews, bevor er überhaupt mit der Mannschaft geredet hat. Dann springen wir zurück ins Jahr 1969, wo der Grundstein für diesen scheinbaren Erfolg gelegt wurde. Und wieder zurück ins Jahr 1974, wo Clough feststellen muss, dass er bei Leeds alles andere als willkommen ist.
Um die Pointe vorwegzunehmen: Clough konnte sich gerade 44 Tage bei Leeds halten. Seine Mannschaft spielte von Anfang an gegen ihn, was man ihr aber nicht einmal verübeln kann. Cloughs Antrittsrede lautete (laut Film) folgendermaßen: “The first thing you can do for me is to chuck all your medals and all your caps and all your pots and all your pans into the biggest fucking dustbin you can find, because you’ve never won any of them fairly. You’ve done it all by bloody cheating.” Ab sofort wehe ein neuer Wind, man werde jetzt schönen Fußball spielen, ehrlichen Fußball, the beautiful game eben. Das Resultat, wenn ich mich richtig erinnere: sechs Niederlagen, der schlechteste Saisonstart seit 20 Jahren und der vorletzte Platz in der Tabelle. Auch hier wieder eine schöne Idee, die Niederlagen zu zeigen, ohne dauernd Spielszenen einbauen zu müssen: Wir sehen die Spieler, wie sie von Clough angefeuert werden, mit frisch-dynamischer Musik den Gang zum Stadion antreten, Clough ballt die Faust, alles wird gut – und in diesem Moment erscheint am unteren Bildrand trocken das Endergebnis: Leeds 0, Gegnerteam 1.
Das Besondere an The Damned United: Er ist ein Sportfilm, der mit sehr wenig Sport auskommt. Die wenigen Momente auf dem Platz verdeutlichen die ruppige Spielweise von Leeds oder Cloughs Treffsicherheit, die auch nach zehn Jahren auf der Trainerbank noch funktioniert. Ansonsten bleibt der Film in den Kabinen, hinter den Kulissen und in Fernsehstudios, wo wir Clough dabei zusehen, vom ambitionierten Trainer zum Großmaul zum kleinlauten Arbeitslosen zu werden. Ebenfalls bemerkenswert: die gelungene Mischung aus Original- und Spielszenen. Man hat sich netterweise ziemlich zurückgehalten, was reinmontierte Gesichter in altes TV-Material angeht, aber die wenigen Bilder, die nachgestellt wurden, funktionieren.
Mir hat neben den wirklich großartigen schauspielerischen Leistungen die Ausstattung und Farbigkeit gefallen. Klar sind Filme, die in den 70ern spielen, immer ein bisschen schwerverdaulich, gerade wenn Tapeten oder „elegante“ Oberbekleidung im Bild sind, aber The Damned United hat für mich ein ganzes Jahrzehnt korrekt bebildert. Ich verbinde mit den 70ern immer eine ganz bestimmte Atmosphäre, alle Bilder aus der Zeit sehen für mich zu dunkel und zu grün aus, die Gesichter immer zu rot und großporig, und alles wirkt schwer und muffig. Genau diese Farbigkeit hat der Film – und schafft es trotzdem, wunderbare Einstellungen zu finden.
Viele Bilder sehen aus wie Studien für Gemälde; wenn Peter und Brian sich über den Verein unterhalten, könnte man einfach nur ihre Gesichter zeigen. Man könnte aber auch die sehr grafisch aussehenden, mehrstöckigen Häuser im Hintergrund mitnehmen, die die beiden Menschen ganz einfach in eine Arbeiterumgebung stellen, ohne dass es aufgesetzt wirkt. Oder der harte Kontrast zwischen dem düsteren Yorkshire und Cloughs nächstem Arbeitsplatz Brighton: Auf einmal hat der Film Sonne und Strand und Meer und blauen statt grauen Himmel – und alles, was Clough dazu sagt, ist: “We’re nearly in fucking France.” Wie sehr sich die Dynamik ändert, zeigen kleine Details: Wo wir in Derby jubelndes Publikum haben, durch die Straßen rennende Fans, Clough beim Rumwirbeln in den Gängen des Stadions, haben wir in Brighton ein älteres Ehepaar, das eine Gehhilfe vor sich herschubst.
Meine Lieblingsszene – die garantiert pure Fiktion ist – spielt im Büro von Clough, genau dem Büro, in dem er vergeblich die Flasche Wein platziert hat. Nur wenige Jahre später spielt Derby in der 1. Liga gegen den Erzfeind – und Clough erlebt das Spiel nicht draußen auf der Trainerbank, sondern in seinem Büro, das unterhalb der Fankurve liegt. Von draußen sickert Licht in seinen dunklen, holzgetäfelten Raum, und sobald das 1:0 fällt, springen die Zuschauer auf und zerteilen das Licht durch ihre Beine in ein flirrendes, vibrierendes Leuchten. Und Clough scheint darin zu baden.
Trotz der schönen Bilder ist der Film ein harter Brocken: Clough ist alles andere als „der nette Herr Trainer von nebenan“. Schon in den ersten Einstellungen wird er einem so richtig schön unsympathisch, und mit seinen noch nicht fersehtauglich rundgetrimmten Gesten kommt er im TV-Interview wie ein kleiner, blöder Sonnenkönig rüber. Nach 90 Minuten Männergezicke war ich mir ziemlich sicher, dass auch Kriege aus persönlichen Eitelkeiten begonnen werden, wenn man sich schon in sowas Nebensächliches wie Fußball so reinsteigern kann. Aber seltsamerweise hat mir genau das so gut an The Damned United gefallen: einen Helden zu haben, der absolut keiner ist und dem man zunächst wünscht, so richtig auf die Fresse zu fliegen. Und wenn er das dann tut, möchte man ihm sofort wieder hochhelfen.
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Bechdel-Test bestanden?
1. Es müssen mindestens zwei Frauen mitspielen, die
2. miteinander reden
3. und zwar über etwas anderes als Männer.
Es spielen, wenn ich richtig hingeschaut habe, genau zwei Frauen mit, die etwas sagen dürfen, nämlich die beiden Ehefrauen von Clough und Taylor. Die eine ist drei, die andere 30 Sekunden zu sehen. Das war’s. Sonst nur Kerle. Nicht mal im Fußballpublikum habe ich Frauen gesehen. Beängstigend.
Bechdel-Test bestanden? Aber sowas von überhaupt nicht.
Banana Bread
Dieses Rezept [nicht mehr online] ist der Hammer. Das Bananenbrot ist sehr saftig und das nicht nur fünf Minuten, nachdem es aus dem Ofen kommt. Und durch den Espresso und das Stöffschen drin bekommt es einen ganz feinen Beigeschmack, ohne dass man wirklich Kaffee oder Alkohol durchschmeckt.
350 g überreife Bananen (bei mir waren das genau zwei)
in einer Schüssel zermatschen.
1 Ei und
1 Esslöffel Sour Cream oder Jogurt unterrühren. Anschließend
75 g geschmolzene Butter,
1 Schnapsglas Espresso,
2 EL Whisky unterrühren. Zum Schluss
150 g Zucker,
1 TL Backpulver,
1 TL Salz und
175 g Mehl, Type 405 unterrühren.
Alles in einer Schüssel, alles ohne Mixer. Den wundervollen Schlotz in eine kleine Kastenform geben (eine 30-Zentimeter-Form wird nur halbvoll, wie man auf dem Bild sieht) und im auf 175° vorgeheizten Ofen ungefähr eine Stunde backen.