Lache seit drei Wochen über diesen Tweet von Herrn Scholz. Musste ihn deshalb im Blog mit weniger als 140 Zeichen würdigen.
884
Ich habe selten schlechter geschlafen als nach dem Film, den ich Freitag abend in der ARD gesehen habe: Eschede Zug 884. Er wird heute abend im NDR um 21.45 Uhr wiederholt; falls also jemand eh vor hat, die ganze Nacht wachzubleiben – das wäre ein Tipp. Mich hat vor allem der Mann verfolgt, dem sein Bestatter weinend geraten hat, doch bitte nicht in die Särge zu schauen, in denen seine Frau und seine zwei Kinder liegen.
Der Film ist eine Mischung aus Aussagen von Überlebenden, Angehörigen und Helfern und Spielszenen, die sich anfangs ein bisschen nach Theater-AG anfühlen, einen aber nach kurzer Zeit dann doch erwischen. Vor allem natürlich, weil sie inhaltlich so schwer zu verdauen sind, denn wir wissen ja, wie die Zugfahrt endete.
Die Katastrophe von Eschede wird für mich immer – politisch völlig unkorrekt – ein bisschen absurd bleiben, denn ich habe von ihr per Mail erfahren, die mich eher zum Lachen als zum Weinen gebracht hat. Ich hatte die ganze Nacht gekellnert, war wahrscheinlich erst gegen 7 Uhr morgens oder noch etwas später zuhause und habe dementsprechend erst einmal Minimum 7 bis 8 Stunden geschlafen. Nach dem Aufstehen bin ich an den Rechner gegangen und habe meine E-Mails gecheckt – und eine war von Karl, der mir in seinem, für diesen Moment komplett unpassenden, niedlichen Deutsch sinngemäß schrieb: „Deutscher Zug kaputt, machen viele Menschen tot.“ Woraufhin ich erstmal den Fernseher angeschaltet habe.
Karl hat mir immer von den deutschen Zügen vorgeschwärmt, die ich ja als völlig normal empfinde und mir daher noch nie großartig Gedanken um sie gemacht hatte. Er war jedenfalls kaum davon wegzukriegen, jeden nur erreichbaren Weg mit der Bahn zu erledigen. Klar haben wir auch die standesgemäße Fahrt auf der Autobahn absolviert (“As fast as I want? Really?” – “Yup.”), aber das hat ihn weniger beeindruckt als unsere Züge. Vor allem der ICE hatte es ihm angetan: seine Geschwindigkeit, seine Sauberkeit, überhaupt das ganze Erlebnis „Bahnfahren“, was wir ja eher als „Muss halt sein“ hinnehmen, war für ihn jedesmal ein Urlaub im Urlaub.
Am letzten Tag seines ersten Deutschlandaufenthalts habe ich mich frühmorgens mit ihm zusammen in Hannover in den ICE gesetzt, um mich erst in Frankfurt von ihm verabschieden zu müssen. Karl war völlig überdreht und schwankte ständig zwischen Vorfreude auf Zuhause, dem Abschied von seinem, wie er es nannte, zweiten Heimatland – und der anscheinend nie versiegenden Freude, in einem ICE zu sitzen.
Seitdem bin ich etwas gnädiger mit der Bahn. Ich ärgere mich nicht mehr über Verspätungen im Minutenbereich, weil es einfach lächerlich ist, sich über sowas aufzuregen. Ich versuche es zu genießen, dass ich mit einem Buch vor der Nase bequem von A nach B chauffiert werde, anstatt mir die Autobahn mit lauter Irren zu teilen, die nicht wissen, was das Wort „Sicherheitsabstand“ bedeutet, was, wenn man mal kurz darüber nachdenkt, schlimmer ist als der zu laute iPod des Nebenmannes oder das Dauertelefonat des Businesskaspers vor einem im Zug. Auch wenn beides nervt.
Ich fühle mich im Zug nie unsicher. Ich denke zwar ab und zu darüber nach, warum man im Flugzeug angeschnallt ist, aber nicht in der Bahn, aber eigentlich hätte ich noch lieber Sicherheitsgurte in Bussen, weil die Jungs gefühlt immer zu schnell fahren.
Ein entfernter Bekannter von mir, zu dem ich keinen Kontakt mehr habe, hat im Zug 884 gesessen. Ich habe damals nicht mit ihm geredet, aber mir etwas näher stehende Bekannte haben mir gesagt, dass er nie darüber gesprochen habe. Sie wussten, dass er im Zug war. Und mehr wissen sie vielleicht bis heute nicht.
Mondrian Dress, 1965.
Yves Saint Laurent, 01.08.1936–01.06.2008
Charlie Wilson’s War
Kongressabgeordneter Charlie Wilson ist kein Kind von Traurigkeit. So zeigen einige der Anfangsszenen in Charlie Wilson’s War (Der Krieg des Charlie Wilson) ihn entspannt im Whirlpool mit Stripperinnen oder in einer Limousine beim Koksen. Kaum zu glauben, dass dieser Charlie Wilson fast im Alleingang für die Waffenlieferungen an die Mudschaheddin in Afghanistan verantwortlich war, die schließlich die Sowjetunion 1989 zum Rückzug zwangen.
Wilson wird durch eine reiche Gönnerin aus seinem texanischen Wahlkreis auf die Lage der „Freiheitskämpfer“ (Anführungszeichen von mir) in Afghanistan aufmerksam. Sie arrangiert sogar ein Treffen mit dem pakistanischen Präsidenten, in dessen Land sich Millionen von Afghanen geflüchtet haben. Ein Besuch in einem Flüchtlingslager überzeugt Wilson endgültig davon, dass er bzw. seine Regierung in diesen Krieg eingreifen muss. Und so lässt er alle seine Beziehungen spielen, von denen er im Laufe seiner Abgeordnetentätigkeit genügend gesammelt hat. Diverse Ausschüsse bewilligen ihm Geld, um eine geheime Mission zu starten: Ohne dass die Sowjets es mitbekommen, engagieren sich die USA in Afghanistan – mit Waffen, die denen der Sowjets gleichen, damit kein Verdacht auf die USA fällt.
Charlie Wilsons’s War ist sehr zwiespältige Unterhaltung – eben Unterhaltung und war verdammt gute, aber so richtig freuen mag man sich mit Charlie (Tom Hanks), seiner Gönnerin (Julia Roberts) und seinem cleveren Spielgefährten von der CIA (Philip Seymour Hoffman) dann doch nicht, weil wir inzwischen wissen, was aus Afghanistan wurde. Wilson sagt es selbst schön am Schluss des Films, nachdem er vergebens darum kämpft, nach dem vielen Geld für die Waffen jetzt Geld für Schulen zu bekommen: „These things happened. They were glorious and they changed the world … and then we fucked up the endgame.“
Der Film zeigt, dass Weltpolitik manchmal bei einem guten Whiskey gemacht wird, dass jeder mit einer Mission sich am besten aus der Politik komplett raushalten sollte und dass diese Welt ein ziemliches Dorf ist, wenn es um internationale Verflechtungen geht. Gleichzeitig zeigt er, wie unterhaltsam das große Spiel sein kann. Und das macht ihn ein bisschen unheimlich.
27 Dresses
In 27 Dresses geht es um Jane (Katherine Heigl), die bereits 27-mal Brautjungfer war, aber noch niemals Braut. Und da wir ja wissen, dass Heiraten und weiße-Kleider-Kaufen das einzige ist, worauf wir Frauen so hinfiebern, können wir uns total supi in die dusselige Kuh hineinversetzen, die ein ums andere Mal für andere Leute Hochzeiten ausrichtet, weil sie es halt so toll findet, auf Hochzeiten zu sein. Zzzzz.
In Janes kleinem Universum kommen noch ihre obernervige Schwester vor, die ihr ihren seit Jahren angehimmelten Traummann vor der Nase wegschnappt, und ein Reporter, der fürchterlich romantisch über Hochzeiten schreibt, aber angeblich alle total panne findet – also alles Charaktere, die man so überhaupt nicht ins Herz schließen möchte und die einem den ganzen Film lang egal bleiben. Alles zusammen ergibt dann einen holprigen Plot über einen Zeitungsartikel, der gar nicht erscheinen soll, ein verpatztes rehearsal dinner, bei dem man sich als Zuschauer so richtig, richtig unwohl fühlt, und die vorhersehbarste Romanze aller Zeiten. Fürchterlich. (Und ich MAG Hochzeiten!)
P.S. I Love You
P.S. I Love You (P.S. Ich liebe Dich) fängt eigentlich ganz nett an: mit einem streitenden und sich zackzack wieder versöhnenden Pärchen, bestehend aus Hillary Swank, die bitte nie wieder Mädchenfilme drehen sollte und Gerard Butler, den ich eingeölt und Perser verkloppend auch irgendwie überzeugender fand. Dann bricht die übliche Romantic-Comedy-Rezeptur, indem der Göttergatte stirbt – und findet sie sofort wieder, indem die Witwe Briefe von ihm bekommt, die er ihr vor seinem Tod durch Tumor geschrieben hat. Darin fordert er sie auf, Dinge zu tun, die sie schon lange aufgeschoben hat, Dinge, vor denen sie sich fürchtet – und irgendwann kommt auch eine gebuchte Reise nach Irland, dem Heimatland des GG, wo die grünen Hügel so kuschelig rumplustern und die beiden sich zum ersten Mal geküsst haben (was Swank als den perfekten Kuss beschreibt, aber dabei so unbehaglich aussieht wie beim Zeckenrausdrehen) und alle sich irgendwie kennen und die Pubs so heimelig sind und … sorry … wo waren wir? Ach ja: eine gebuchte Reise nach Irland, die Schniefi-Swank mit ihren wunderbaren und viel lustigeren Freundinnen Lisa Kudrow und Gina Gershon antreten darf.
Ab da kippt der Film leider völlig ins Schmalztöpfchen. Was vorher noch zuckersüß und vorhersehbar, aber nett schnuffig war, wird nun fürchterlich klebrig. Die Idee mit den Briefen verkommt zu einem billigen Vehikel, um die Story in langweilige Flashbacks zu zwingen, die überhaupt nicht nötig gewesen wären. Man bekommt bereits in den ersten 20 Filmminuten alle Charaktere mit all ihren Eigenschaften auf dem Silbertablett erklärt, da brauche ich keine ewigen Rückblenden, um vielleicht noch Nuancen hinzuzufügen. Dadurch wird P.S. I Love You langsam und nervigerweise immer, immer unerträglicher, bis man sich wirklich danach sehnt, dass endlich der letzte Brief ankommt. Was er dann auch tut, und dann kommen nochmal zehn Minuten Film, die einem endgültig allen Spaß verderben.
Before the Devil Knows You’re Dead
Before the Devil Knows You’re Dead (Tödliche Entscheidung) versammelt eine illustre Riege an Darstellern (Philip Seymour Hoffman, Albert Finney, Ethan Hawke, Marisa Tomei) und steckt sie in ein sehr dichtes Skript über einen Raubüberfall, der eigentlich ein Kinderspiel werden sollte, aber natürlich komplett daneben geht.
Der Film erzählt die Geschichte aus verschiedenen Perspektiven und springt dabei in der Zeit vor und zurück. Wir erfahren, warum sich wer für eine bestimmte Aktion entschieden hat und sehen bei den meist desaströsen Konsequenzen zu. Es fühlt sich ein bisschen so an, wie bei einer Kettenreaktion dabeizusein; man ahnt bereits nach der ersten Szene, dass es ab jetzt nicht mehr viel zu lachen gibt und jeder kleine Glücksmoment bitter bezahlt werden muss. Dabei verzichtet der Film auf wilde Actionsequenzen und einen reißerischen Soundtrack, sondern erzählt einfach unbarmherzig seine böse Story.
Devil ist Kino ganz alter Schule: starke Charaktere, ein gutes Drehbuch, kein Satz zuviel, keiner zuwenig. Und so sehr ich Hoffman liebe, diesmal stiehlt ihm Albert Finney als gebrochener Ehemann komplett die Show. Marisa Tomei hat nicht viel zu tun außer unsympathisch zu sein, und Ethan Hawke kommt im Vergleich zu Hoffman und Finney auch eher als over-acting daher. Trotzdem passt alles zusammen. Und sogar der Titel ist klasse: Er entspringt einem irischen Trinkspruch (sagt jedenfalls die IMDB), der komplett lautet: „May you have food and raiment, a soft pillow for your head; may you be 40 years in heaven, before the devil knows you’re dead.“ Und auch das kriegen die Figuren leider nicht hin.
Und dann kam ich so mit frischem Spargel vom Einkaufen zurück, mit Biokartoffeln und Schinken und wollte mir mal eben mein Abendessen zubereiten, als ich kurz innehielt, auf meine Einkäufe guckte und dachte: Nee, du schaufelst dir das jetzt mal nicht auf den großen Teller und setzt dich damit vor den Fernseher oder vor die DVD im MacBook, sondern du deckst den Tisch in der Küche, wo die Luft zur Abendzeit etwas weniger stickig ist als im Wohnzimmer; und dann holst du das gute Goldrandgeschirr von Oma aus dem Schrank und machst dir ne richtig schöne Platte mit Spargel und füllst die Hollandaise in die Sauciere und legst die kleine Silberkelle dazu; und dann kühlst du noch schnell den Weißburgunder auf Trinktemperatur runter und nimmst zum Weinglas noch ein schickes Wasserglas dazu; und eine Kerze auf der Tischdecke kann auch nicht schaden, selbst wenn es taghell ist, und mit Silber essen macht immer mehr Spaß als mit dem Ikea-Besteck.
Und so habe ich mal wieder Essen genossen und mir vor allem bewusst gemacht, dass ich es genieße, und ich habe kurz danke gesagt dafür, dass ich dieses Essen genießen kann und den kleinen Luftzug und das schöne Geschirr und das gute Besteck und den schmackofatzigen Wein – in den ich allerdings einen Eiswürfel werfen musste, sonst wäre er leider zu warm gewesen.
(Und als Nachtisch gab’s nen Kinder Pingui, während ich Big Brother geguckt habe.)
© New Line Cinema
Sex and the City (USA 2008, 148 min)
Darsteller: Sarah Jessica Parker, Kim Cattrall, Kristin Davis, Cynthia Nixon, Chris Noth, David Eigenberg, Jennifer Hudson, Evan Handler
Musik: Aaron Zigman
Kamera: John Thomas
Drehbuch: Michael Patrick King
Regie: Michael Patrick King
Gut, ich konnte nie verstehen, warum man 400 Dollar für ein Paar Schuhe ausgibt (außer es sind Sneakers, die bunt blinken und goldene Schnürsenkel haben) oder warum man auf 12-Zentimeter-Stilettos rumlaufen will – und ich meine laufen, nicht dekorativ rumstehen. Ich konnte auch nie verstehen, wie man vom Handtaschenkaufen Orgasmen kriegen kann oder was an der Fashion Week so toll sein soll. Trotzdem habe ich Sex and the City immer sehr gerne gesehen, jedenfalls auf DVD, denn ich will gar nicht wissen, wie man absofuckinglutely für Pro7 übersetzt hat. Daher habe ich alle Kritiken im Vorfeld des Films ignoriert, mich auf meine vier Lästerschwestern gefreut und gehofft, dass das meiner Meinung nach total doofe Ende der Serie wieder wettgemacht wird.
Achseufz.
Wir erinnern uns: Carrie hatte endlich Mr. Big gekriegt (damit konnte ich leben), und Charlotte und ihr Göttergatte, den ich immer superschnuffig fand, weil er so gar nicht in das gelackte SATC-Universum passte, hatten eine Adoptivtocher bekommen (damit konnte ich auch leben). Aber: meine Lieblingsfigur Miranda, die anfangs immer so schicke Hosenanzüge trug, als einzige kurze Haare hatte und die man dazu auch ab und zu mal hat arbeiten sehen, endete als Mutti mit Weichei Steve in Brooklyn. Und Samantha, die freizügige und unbekümmerte Samantha, musste Krebs kriegen und steckte dann plötzlich in einer monogamen Beziehung. Was für ein Quatsch.
Der Film beginnt nicht direkt nach dem Ende der Serie, sondern lässt ein paar Jahre ins Land ziehen. Aber im Prinzip ist alles so geblieben: Carrie hat sich ein neues MacBook zugelegt, Charlotte und Miranda haben Familie, und Samantha hat ebenfalls noch Blondie an ihrer Seite. Immerhin ist sie nach Hollywood gezogen und seine Managerin. Aber für ein Großereignis treffen sich doch alle vier in Manhattan wieder – und zwar zur Hochzeit von Carrie und Big. Natürlich kommt was dazwischen, natürlich müssen die Mädels trösten und natürlich wird zum Schluss alles gut. Klingt wie eine Serienfolge, fühlt sich aber wie eine halbe Staffel an, die man gezwungen ist anzugucken, ohne Alkohol dabeizuhaben oder vorskippen zu können.
Mein Problem mit dem Film war erstens: DU BIST ZU LANG! Und zweitens: Du machst aus drei Ereignissen (die alle zu zwei Dritteln schon im Trailer ausgeplaudert werden) drei riesige riesengroße Riesenprobleme, die eigentlich keine sind. Eins der Dinge, die mal wieder Weltuntergangsstimmung auslösen, ist jedenfalls Kinderkacke. Über die anderen beiden darf man zu Recht angefressen sein, aber man muss deswegen nicht jahrelange gemeinsame Geschichte wegschmeißen. Und genau das tun die beiden Damen, um die es geht.
Was ich an der Serie so mochte, war der teilweise sehr abgeklärte Tonfall. Das mag man jetzt, zehn Jahre später, rührend rebellisch finden, aber soweit ich mich erinnere, war SATC damals die erste Serie, in der Frauen öffentlich so über Kerle und Sex reden, wie sie es auch hinter verschlossenen Türen tun. Meist etwas pointierter und in teurerer Garderobe, aber im Prinzip war es so. Diese Abgeklärtheit fehlt dem Film völlig. Aus vier Mittvierzigern, die glauben, alles mitgemacht zu haben und für den Rest ihres Lebens gestählt zu sein, werden teilweise wieder nervige Backfische, die wegen einer unbedachten Äußerung oder Handlung monströse Sinnkrisen bekommen. Und die nicht einmal das Wort „Sex“ in den Mund nehmen, weil Charlottes kleine Tochter mit am Tisch sitzt.
Gleichzeitig werfen sie ihre gerne pompös vor sich hergetragene Solidarität mit den Geschlechtsgenossinnen über Bord. In der Serie waren die Kerle immer das Objekt schnippischer Diskussionen und die Mädels immer die Guten. Im Film macht man sich gegenseitig runter, weil die Bikinizone nicht rasiert ist oder plötzlich fünf Kilo mehr die Hüften umspielen. Und auch der Grund, warum Carrie plötzlich so wild darauf ist, Big zu heiraten, hat mich angewidert im Kinositz rumrutschen lassen: aus Sicherheitsgründen. Man hat ja sonst nix. Keine Rede ist mehr davon, dass Carrie seit Jahren ganz gut alleine von ihrem Geld leben kann, genau wie alle anderen Frauen der Serie. Aber erst wenn man verheiratet ist, kann man sich wirklich entspannt zurücklehnen.
Der Moment, in dem ich endgültig gemerkt habe, dass dieser Film außer seinen vier Hauptdarstellerinnen kaum noch etwas mit meiner Wohlfühlserie gemeinsam hatte, kam, als Carrie eine Assistentin einstellen musste. Eigentlich hatte sie bloß Hilfe beim Kistenauspacken nötig, aber dafür wäre Oscarpreisträgerin Jennifer Hudson ja zu schade gewesen. So darf diese sich klischeegerecht und hysterisch über eine ORIGINAL-LOUIS-VUITTON-HANDTASCHE OH MEIN GOTT freuen, peinliche Schlüsselanhänger mit dem Wort „Love“ (get it? get it?) tragen und in Windeseile vom Singlemarkt verschwinden. Ihre einzige dramatische Funktion ist es, Carrie ein paar Stichworte zu geben, die ihr die anderen drei Busenfreundinnen nicht mehr geben können. Und ab da habe ich mich schmerzlich von den vieren verabschiedet, denn anscheinend ist selbst ihre Freundschaft nicht mehr die, die sie mal war.
Das einzige Gute an dem Film war, dass immerhin eine der Damen wieder zu ihrem Ursprungscharakter zurückkehren durfte. Und die anderen drei haben ja immer noch die Liebe zu ihren jeweiligen Hasimausis, was inzwischen anscheinend wichtiger geworden ist als eine Karriere, ein gut gefülltes Bankkonto oder die Stadt New York, die einstmals so verheißungsvoll glitzerte und heute nur noch beliebige Kulisse ist.
Papas 70. Geburtstag mit Käpt’n Mück. Auuuuf deeeeer Reeperbahn nachts um halb eins, dingelingeling … (HILFE!) 07:47 PM May 25, 2008 from web
Warte darauf, dass die Eiszeit endet. Do I see a glacier moving my way? 06:33 PM May 27, 2008 from web
Wer Silberputzen romantisch findet, hat noch nie versucht, ein Tablett blankzukriegen, das anscheinend 50 Jahre im Abflussrohr lag. 08:30 PM May 27, 2008 from twitterrific
Lasst euch diese schwarzen Finger eine Mahnung sein. 08:30 PM May 27, 2008 from twitterrific
Ich verstehe die Karten auf PostSecret France besser als den kleinen Nick. ungefähr 11 Stunden ago from twitterrific
Jojo kann man ja eigentlich dauernd verlinken, aber der hier hat mal wieder meinen Tag gemacht. Tipp: Überschrift bzw. Linktext erst nach dem Lesen angucken. Ruiniert ein winziges bisschen die Pointe.
Wunderbarer Artikel von Max auf Spreeblick, bei dem ich gar nicht weiß, was ich als Teaser kopieren soll. Ich nehme mal sinnvollerweise die Einleitung, dann erspare ich mir weiteres Rumhühnern:
„Halb Deutschland ist mit gigantischen Bildern für ein neues Mobiltelefon plakatiert: „Die neueste Entwicklung aus dem Hause XY Mobile macht TV-Genuss mobil!“ Sicher habe nicht nur ich mir beim Betrachten der Werbung die Frage gestellt: Was genau hat es eigentlich mit diesem „TV“ auf sich, von dem in letzter Zeit so viel die Rede ist?“
Bitte vergessen Sie nicht, bis heute abend Ihren Grand-Prix-Tipp bei Herrn Niggemeier abzugeben. Aber erst, nachdem Sie den passenden Führer dazu gelesen haben. Ist klar.
Ich sach ma, garantiert wie immer seit der gefühlten Teilnahme von 180 osteuropäischen Ländern komplett daneben:
1. Türkei
2. Kroatien
3. Georgien
4. Ukraine
5. Dänemark
23. Großbritannien
24. Lettland
25. Spanien.
Deutschland kommt bei mir auf 17.
© Paramount Pictures
Indiana Jones and the Kingdom of the Crystal Skull (Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels, USA 2008, 124 min)
Darsteller: Harrison Ford, Shia LaBeouf, Cate Blanchett, Ray Winstone, John Hurt, Karen Allen, Jim Broadbent
Musik: John Williams
Kamera: Janusz Kaminski
Drehbuch: David Koepp
Regie: Steven Spielberg
Ich bin kein Riesen-Indyfan, aber ich habe die drei vorherigen Filme gerne gesehen und mich auch gut amüsiert. Und es gibt eine Szene, die für mich bis heute zu meinen Lieblingsszenen aller Lieblingsszenen gehört, weil sie so schön subtil und trotzdem eine Riesenfaust in den Magen ist: wenn nämlich am Ende des ersten Teils die Bundeslade, wegen der sich Indy die Seele aus dem Leib gesucht hat, einfach in einer Holzkiste verschwindet – und diese dann in eine riesige Lagerhalle ohne Ende inmitten von Millionen anderer Holzkisten gestapelt wird.
Netterweise spielt eine der ersten Szenen in Indiana Jones and the Kingdom of the Crystal Skull genau in dieser Lagerhalle, und wir sehen ganz kurz aus den Augenwinkeln, dass die Lade anscheinend noch da ist und es ihr gut geht. Auch wenn sich immer noch niemand für sie interessiert. Stattdessen haben die Russen Indy gerade in der Hand. Die Russen statt der Nazis, denn wir schreiben inzwischen das Jahr 1957, was uns endlich mal andere Bösewichter beschert. Indy ist unfreiwillig im Kofferraum an die Lagerhalle gefahren worden, an deren Tür eine riesige 51 prangt und die anscheinend in Nevada steht. Und ein Kistenaufdruck verrät uns noch genauer, wo wir uns befinden: in Roswell. Ab da hatte der Film bei mir verloren, denn ich lasse mir ja viel von diesem zerknautschen „Archäologen“ erzählen, aber diese Idee fand ich dann doch zu bescheuert.
Der Iwan ist übrigens eine Iwanowna in Gestalt von Cate Blanchett, die sich einen putzigen Uralakzent zugelegt hat und den ganzen Film lang so schick ausgeleuchtet ist, dass sie immer wie ein Model aussieht. Im Gegensatz zu Harrison Ford, der angenehm gealtert ist und sich von seinem Sidekick Mutt (Shia LaBeouf, zu dir komme ich gleich, Kleiner) immer mit „Gramps“ oder „old man“ anreden lassen muss. Und noch wer ist gealtert: Karen Allen, Indys Gschpusi aus dem ersten Teil. Ich konnte es kaum fassen, dass man mal Frauen mit Falten in amerikanischen Filmen zu sehen kriegt. Und genau diese Faltigkeit, um es mal respektlos auszudrücken, hätte ich mir im ganzen Film gewünscht.
Was die Indiana-Jones-Filme bis heute für mich so nett macht, ist ihre altmodische Optik. Man sieht ihnen noch so richtig schön das Pappmaché und das Matte Painting an – und komischerweise beschwert man sich nicht über die in die Jahre gekommenen Spezialeffekte, sondern genießt sie, weil sie eine ganz besondere Stimmung erzeugen. Der neue Indiana Jones beginnt mit einem digitalen Erdhörnchen. Und schon fühlt sich der ganze Film nicht mehr wie Indiana Jones an. Wenn ich Indy-Filme sehe, dann will ich wochenlang dressierte echte Viecher haben und keinen Puschel aus dem Rechner.
So geht’s dann leider auch weiter – und hier schiebe ich mal total arrogant alle Schuld auf George Lucas, der ja schon seine eigenen Filme auf dem Altar der Special Effects geopfert und sämtlichen Charme, den die ersten drei Star-Wars-Filme hatten, aus den Prequels rausgepixelt hat. Mal abgesehen vom total langweiligen Drehbuch, das zielgerichtet von A nach Z steuert, ohne auch nur den Hauch von Spannung oder Überraschung bereitzuhalten. Gut, man fragt sich schon, wie der Film diese irrsinnige Exposition mit Russen und Aliens und diesem komischen Neuzugang Mutt zu einem vernünftigen Ende führen will, aber das Ende ist leider nicht vernünftig und daher ist es auch egal.
Mutt betritt das Indy-Universum vor den Toren der Universität, in der Professor Jones wieder unterrichtet, nachdem er – logisch – den Russen erstmal entkommen ist. (Wie er ihnen entkommen ist und warum er sich zwischenzeitig in einem mit Blei ausgekleideten Kühlschrank verstecken musste, schreibe ich nicht auf, weil es fast genauso doof ist wie Aliens. Think Nevada, 50-er Jahre. Ihr kommt schon drauf.) Nach diesem ganzen Zauber in den ersten 20 Minuten kommt also Mutt. Auf einer Harley. Mit Lederjacke und Schiebermütze. Wie Marlon in The Wild One. Und obwohl ich eh schon stinkig war, war ich jetzt noch stinkiger, denn The Wild One macht man nicht mal eben nach. Basta. Indy 4 zitiert natürlich kräftig aus der eigenen Historie, und das darf er auch, das muss bei Fortsetzungen so sein, weswegen machen wir den Quatsch denn sonst. Und so kann ich prima mit dem Hut leben und der Peitsche und der Angst vor Schlangen und notgedrungen auch mit der Williams’schen Fanfare, auch wenn mir die allmählich auf den Zeiger geht, aber sich an Brando ranzuschmeißen mit diesem Milchgesicht fand ich einfach extrem stillos.
Und ich fand es zudem auch noch fies übers Knie gebrochen. Gut, Jones muss irgendwie mitkriegen, das sein alter Spielgefährte Oxley (John Hurt) in Schwierigkeiten steckt und er muss irgendwie nach Peru, um ihn zu suchen und endlich diesen blöden Kristallschädel finden, damit ich was zu lachen habe, weil der unglaublich billig nach beleuchtetem Plexiglas aussieht und ich mich die ganze Zeit gefragt habe, wie der sich als Briefbeschwerer machen würde – aber dafür eine so belanglose Figur einzuführen, die Indy ein Briefchen bringt, die dann endlich die Story in Bewegung setzt … nein danke. Mutt entpuppt sich zwar als etwas mehr als nur ein rotznäsiger Sidekick, der sich ständig die Tolle nachkämmt, aber auch diese neue Funktion hat sich für mich angefühlt wie ein billiges Ranwanzen an die Fans. Wie überhaupt der ganze Film versucht, auf Krampf alte Plotpoints aufzulösen, die, ganz ehrlich, niemand wirklich aufgelöst haben will. (Bis auf die Bundeslade, ist klar.)
Ich war während des Films ständig hin- und hergerissen zwischen Langeweile und dem verzweifelten Versuch, in den zähen Dialogen was Lustiges zu finden. Denn das mochte ich in allen Indiana-Jones-Filmen immer am liebsten: die knurrig rausgehauenen One-Liner als krönender Abschluss gut getimter Prügel- oder Actionorgien. Der einzige Spruch, der mir hier ein kleines Lächeln entlocken konnte, ist schon im Trailer drin. Und das einzige Mal, das ich wirklich gelacht habe, war, als das kleine Äffchen im Dschungel mit der gleichen Frisur in den Lianen hing wie Mutt. Da war dann kurz der alte Charme wieder da, die niedliche Verspieltheit, die es geschafft hat, selbst Storylines mit oberbösen Naziböslingen irgendwie lustig zu kriegen.
Die zweite Sache, die mich daran gehindert hat, frühzeitig aus dem Kino zu gehen und lieber auf die DVD zu warten, die man vorskippen kann, waren – natürlich – die 5.000 Jahre alten Gadgets. Die zweite Zutat, die ich an Indy so mag. Ganz egal, in welchen Tempeln, Gräbern oder Grotten er und sein Team rumkrabbeln – irgendwas Seltsames wartet immer. Da muss man an steinernen Hebeln ziehen, sinnlose Symbole eindrücken oder irgendwas anderes machen, was knarzige Geräusche und das Übersteigen von Dutzenden spinnwebenverhüllter Skelette beinhaltet. So auch hier. Diesmal ist es ein Obelisk und eine Höhle voller Gold und ein totaler Abklatsch von Macchu Picchu und die Nazca-Linien, die erst in großer Höhe ein Bild ergeben und Erich von Däniken irre Theorien hat entwickeln lassen. Die anscheinend eins zu eins ins Drehbuch geflossen sind. Das war dann auch der Teil des Films, den ich wirklich mochte, auch wenn das Ende mit den Aliens und Cate völlig plemplem war. Aber die 20 Minuten da hin waren spannend und staubig und schön.
Aber das war’s dann eben auch. Indy 4 hat mich sehr unbeeindruckt und vor allem unbewegt zurückgelassen. Ich habe mich zeitweilig über die lieblosen Effekte geärgert, die Titanic vor zehn Jahren schon besser hingekriegt hat, und ich habe die ganze Zeit auf irgendwas Neues gewartet, irgendwas, was ich noch nicht in 1.000 anderen Filmen schon gesehen habe. Selbst die nicht enden wollende Fahrt auf drei bis vier Fahrzeugen (ich habe zeitweilig den Überblick verloren) durch den Dschungel, auf der sowohl die Passagiere als auch der Kristallschädel gerne mal das Fahrzeug wechseln, kam mir irgendwie so vor, als hätte ich es schon mal gesehen. Vielleicht sogar in einem der alten Indy-Filme. Das wäre mir dann aber doch ein bisschen zuviel des Selbstzitats. Und so hoffe ich jetzt einfach, dass Mutt nicht der nächste Jones wird, der sich durch irgendwelche Gräber wühlt. Ich finde, man kann Franchises auch einfach mal – genau: begraben. Die hier auf jeden Fall.
Schamlos! Jetzt macht der Lobo schon Werbung für Weichspüler!