The Time Machine

The Time Machine (Die Zeitmaschine): ein Fest für die Äuglein. Die Maschine selbst ist ziemlich klasse, und die visuellen Effekte für die Zeitreise hab ich mir, glaube ich, fünfmal hintereinander angeguckt. Sehr opulent. Guy Pearce wie immer solide, Jeremy Irons als Ober-Morlock ein bisschen verschenkt und mit fiesen Kontaktlinsen, und leider ist es im zweiten Teil nicht mehr wirklich spannend. Und das liegt nicht daran, dass man die Story schon kennt: Bei Apollo 13 wusste ich ja auch, wie’s ausgeht, und war trotzdem bis zur letzten Minute am Hoffen, Bangen und Mitzittern, ob sie wirklich heil nach Hause kommen. Hätte man also besser machen können.

Thir13en Ghosts

Thir13en Ghosts: total beknackte Story, aber großartiges Set Design. Die Art Direktoren hatten bestimmt ne Menge Spaß dabei, ein Haus aus Glas zu gestalten, mit in sich verschiebbarer Fassade, Böden und Wänden mit geschwungenen, lateinischen Inschriften, wirren Maschinerien … optisch klasse, inhaltlich für die Tonne. Egal. Hat Spaß gemacht.

Zoolander

Zoolander: Ben Stiller ist einfach zu komisch und Owen Wilson zu schön, um den Film nicht mehrmals anzuschauen. Und die DVD ist voll mit lauter kleinen Kostbarkeiten. Liebster Dialogfetzen: Die Journalistin, die Derek Zoolander interviewt, gesteht ihm: “When I was in 7th grade I became … anorexic.” (Stille, Derek überlegt und fragt dann völlig fasziniert:) “You can read minds?”

Space Cowboys

Space Cowboys: kann man machen. Clint Eastwood ist wirklich der unauffälligste Regisseur aller Zeiten. Ich kenne keinen Film von ihm, der irgendwem weh tut. Aber unterhaltsam isses schon.

Made

Made: Hab ich nur geliehen, weil ich Jon Favreau und Vince Vaughn so niedlich finde und mir die Tagline „Welcome to unorganized crime“ gut gefallen hat, aber der Film hat ziemlich wenig Action und ziemlich viel Gelabere. Irgendwie war er okay, aber irgendwie wollte ich auch, dass er jetzt fertig wird.

Murder by Numbers

Murder By Numbers
(Mord nach Plan, USA 2002)

Darsteller: Sandra Bullock, Ben Chaplin, Ryan Gosling, Michael Pitt
Drehbuch: Tony Gayton
Kamera: Luciano Tovoli
Musik: Clint Mansell
Regie: Barbet Schroeder

Murder By Numbers ist ein Film, in dem zwei größenwahnsinnige Schüler (Ryan Gosling, Michael Pitt) den perfekten Mord begehen wollen. Eine toughe Polizistin (Sandra Bullock) und ihr unerfahrener Kollege (Ben Chaplin) werden mit dem Fall betreut. Ab da weiß man natürlich schon, wie der Film ausgeht. Die beiden Polizisten werden die beiden Mörder zur Strecke bringen, denn das hier ist schließlich Kino, und da müssen die Bösen meistens für das bezahlen, was sie tun.

Wieso also ist Murder By Numbers dennoch ein spannender Film?

Erst einmal, weil die Schauspieler großartig sind. Sandra Bullock gibt ausnahmsweise mal nicht das hässliche Entlein, das zum Schwan wird oder den weiblichen Kumpel, der doch noch den Helden abkriegt oder einen ähnlichen Charakter, den wir von ihr erwarten. Stattdessen ist sie eine biestige, verbitterte Polizistin, die tut, was sie will und dafür auch jeden vor den Kopf stößt, der nicht ihrer Meinung ist. Respekt verschafft sie sich durch Leistung und nicht durch ihr ach so bezauberndes Lächeln.

Ryan Gosling und Michael Pitt, zwei relative Newcomer, machen ihre Sache auch sehr ordentlich. Oberflächlich bieten sie die üblichen arroganten Machosprüche, aber man hat ständig das Gefühl, dass mehr hinter ihrer Fassade steckt, als sie uns zeigen. Und das ist ein weiterer Grund, warum Murder By Numbers im Laufe der Zeit immer spannender wird: Jeder der Charaktere offenbart Wesenszüge, die dem Zuschauer beim ersten Hinsehen nicht aufgefallen sind. Und sie alle haben ihren Sinn.

Der (fast) perfekte Mord entstand nicht aus Langeweile, sondern weil beide Mörder ihre ganz eigenen Gründe hatten. Und er ging schief, weil beide eben doch nicht perfekt sind, sondern jeder seine persönlichen Stärken und Schwächen mit an den Tatort gebracht hat.

Der Fall wird gelöst, weil auch die Polizistin ihre eigene Geschichte mit sich herumschleppt und auch dann weiter ermittelt, als der Rest des Reviers den Fall schon zu den Akten gelegt hat. Aber sie weiß eben, dass hinter allem mehr steckt. Auch hinter ihrer eigenen Fassade. Und manchmal muss sie selber daran erinnert werden.

Immer, wenn man geglaubt hat, die Hauptpersonen zu durchschauen, kommen neue Überraschungen zum Vorschein. Immer, wenn man geglaubt hat zu wissen, was passiert ist, ändern sich die Fakten. Als Zuschauer kann man sich nicht im Sitz zurücklehnen und warten, bis die Bösen zur Strecke gebracht werden. Sondern man wird mit Sandra Bullock zusammen ständig auf neue Fährten geschickt. Zum Schluss ist doch alles anders, als wir geglaubt haben. Oder eben genauso, wie wir geglaubt haben. Je nachdem, wie unsere erste Einschätzung der jeweiligen Charaktere am Anfang des Films war.

Was also ist die Botschaft dieses Films? Verbrechen lohnt sich nicht? Nicht jeder ist so, wie er scheint? Vertraue niemandem? Stell dich deinen Ängsten? Du kannst vor nichts und niemandem davonlaufen, am wenigsten vor dir selbst? Du bist, was du bist?

Ein wenig ist von allem drin. Trotzdem kommt der Film nie wie eine Moralkeule daher. Denn er schafft es, eine sehr emotionale Geschichte seltsam emotionslos zu erzählen. Genau, wie manche Menschen sich gerne mögen und andere sich eben nicht leiden können, lässt auch der Film es offen, ob er gemocht oder einfach nur interessiert verfolgt werden will. Er bietet genug Gründe, ihn an sich heranzulassen. Dann wird der Film einem sehr nahe gehen. Man kann aber auch einfach neutral daneben stehen – dann bekommt man immer noch einen sehr spannenden Thriller serviert.

Ich hab den Film an mich rangelassen. Ich habe fasziniert die Einzelschicksale verfolgt und versucht, mich in die Charaktere einzufühlen. Manche mochte ich, manche habe ich gehasst, andere bewundert. Aber keiner hat mich unberührt gelassen. Und der Grundgedanke: Jeder kann ein Mörder sein, auch der Typ, der gerade neben dir gesessen hat – reicht eigentlich schon, die Autotüren nach dem Kinobesuch zu verriegeln, bevor man losfährt. Und genau das hab ich gemacht.

Men in Black II

Men in Black II
(USA, 2002)

Darsteller: Will Smith, Tommy Lee Jones, Lara Flynn Boyle, Johnny Knoxville, Rip Torn, Rosario Dawson
Drehbuch: Robert Gordon, Barry Fanaro
Kamera: Greg Gardiner
Musik: Danny Elfman
Regie: Barry Sonnenfeld

Agent J (Will Smith) verstößt in Men in Black II gegen eine wichtige Regel des Men in Black-Codes: Er löscht bei einer Zeugin, die außerirdische Aktivitäten beobachtet hat, nicht das Gedächtnis. Sie wird sich also an ihn erinnern. Sie wird sich an seltsame Außerirdische, schicke Waffen und die schwarz gekleideten Agenten erinnern.

Da geht es ihr wie uns, die Men in Black I gesehen haben. Auch wir erinnern uns an all das. Und während wir gemütlich mit Popcorn im Kino sitzen, haben wir die ganze Zeit das Gefühl, hey, das kenn ich, hey, das hab ich schon mal gesehen, hey, warte mal, das auch …

Nicht, dass das schlecht wäre. Men in Black I war ein äußerst gut gemachter, sehr lustiger und mit einer Menge Ideen aufwartender Film. Das dumme ist nur: Von einer Fortsetzung erwarte ich etwas mehr als genau dasselbe wie im ersten Teil. Ich erwarte einen perfekt gemachten, verdammt lustigen und mit noch mehr neuen Ideen aufwartenden zweiten Teil. Und diese Erwartung wird leider nicht erfüllt. Men in Black II verlässt sich auf genau dasselbe Rezept, das Teil I so erfolgreich gemacht hat – siehe oben: seltsame Außerirdische, schicke Waffen und schwarz gekleideten Agenten, die zugegebenermaßen sehr unterhaltsame Dialoge führen.

Aber es passiert eben nichts wirklich Neues. Die Story ist so nah am ersten Teil, dass man von Anfang an schon die Schlussszene vor Augen hat. Die Charaktere sind, sobald Agent K (Tommy Lee Jones) vom Postboten wieder zum Agenten gemacht wird, genau die gleichen wie im ersten Teil. War Will Smith am Anfang wenigstens noch der Boss, wird er, sobald Tommy Lee Jones wieder da ist, wieder zum Grünschnabel. Die Außerirdischen sind dieselben, und sie werden sogar mit den gleichen Gags auf der Leinwand begrüßt: Die Worm Guys kommen wieder zum Vorschein, als die Agenten sich Kaffee holen wollen. Selbst die Marlboro-Stange aus dem Duty Free-Shop ist wieder dabei. Tony Shalhoub erleben wir wieder als Pfandhausbesitzer, dem der Kopf nachwächst, und Johnny „Jackass“ Knoxville als böser Alien-Sidekick sieht mit seinem Junkie-Make up fast genauso aus wie Vincent „Die Schabe“ d’Onofrio im ersten Teil. Auch Mops Frank ist wieder mit von der Partie: Er hat sich allerdings ein wenig verbessert. Er darf für kurze Zeit J’s Partner sein und hat dabei den besten Moment im Film, als er sich, wie es Hunde halt tun, aus dem offenen Autofenster lehnt und … “I will survive” intoniert, so wie es Außerirdische eben tun: “And so you’re back, from outer space, I just walked in to find you here with that sad look upon your face …” einfach großartig.

Ist Men in Black II also ein schlechter Film? Kommt drauf an, was man will. Ich hatte, wie gesagt, auf ein bisschen mehr Abwechslung gehofft. Aber wenn man seine Erwartungen wieder auf das Niveau des ersten Teils runterschraubt (der ja nicht der schlechteste Film war), hat man ne Menge Spaß. Und irgendwie ist es doch schön, die ganze, schräge Bagage wiederzusehen. Aber für den dritten Teil hätte ich doch gerne mal eine Story, die sich nicht um etwas Großes dreht, was in etwas Kleinem versteckt ist, wo J nicht am Ende in irgendwelchen Außerirdischen steckt und wo vor allem Michael Jackson mal gar nicht auftaucht.

Remember the Titans

Remember the Titans (Gegen jede Regel): very inspirational Disney-movie. Schon wieder einen Hauch zu gutmenschig, schwarz oder weiß – scheißegal, solange du Football spielen kannst, alle Menschen werden Brüder, und der Running Back, der einen Autounfall hat, kann immer noch bei den Paralympics Gold holen. Und ne wahre Geschichte isses auch noch. Mmmmhhja … wäre eher was für die besinnliche Jahreszeit gewesen.

Training Day

Training Day
(USA 2001)

Darsteller: Denzel Washington, Ethan Hawke, Scott Glenn, Tom Berenger, Dr Dre, Snoop Dogg, Macy Gray
Drehbuch: David Ayer
Kamera: Mauro Fiore
Musik: Mark Mancina
Regie: Antoine Fuqua

Dein erster Tag. Ganz egal, wo – in der neuen Schule, im neuen Job, egal. Du kennst die Regeln noch nicht, du weißt noch nicht, wer die Guten sind, wer die Bösen, mit wem kannst du reden, bei wem solltest du lieber die Klappe halten. Schön, wenn sich dann jemand deiner annimmt und dich rumführt. Jemand, der dir zeigt, wo dein Spind ist, wie die Kaffeemaschine funktioniert, jemand, der dir sagt, an wen du dich wenden kannst, wenn dein Rechner abstürzt. Und diesem jemand vertraust du natürlich. Denn er ist schließlich derjenige, der dich in alle Geheimnisse deines neuen Umfelds einführt. Er muss einer von den Guten sein. Oder etwa nicht?

Jake Hoyt (Ethan Hawke) ist Polizist beim LAPD. Sein Ziel: Er will einer von den Jungs sein, die Drogendealer verhaften, sie vor Gericht und dann für lange Zeit in den Knast bringen. Der erste Schritt ist geschafft: Er wurde in das berühmt-berüchtigte Narc Squad aufgenommen. Er darf sich bewähren. Heute ist sein erster Tag. Und der Mann, der ihm die dunklen Seiten von Los Angeles zeigen soll, ist ein hoch dekorierter, erfahrener Cop: Alonzo Harris (Denzel Washington).

Wir lernen Alonzo zusammen mit Jake als einen recht eigenwilligen Charakter kennen. Statt sich das morgendliche Staff Meeting zu geben, sitzt Alonzo lieber im Coffeeshop und frühstückt. Statt eines normalen Wagens fährt er einen aufgemotzten, schwarzen Chevy, wie jedes Gangmitglied ihn gerne hätte. Und statt eines relativ unauffälligen Äußeren trägt er schwarzes Leder und riesige Kreuze um den Hals. Passenderweise predigt er auch gern. Jeder seiner Leitsätze, die sich Jake anhören muss, könnten auch von der Kanzel herunter tönen: Um die Schafe vor den Wölfen zu schützen, muss man selber zum Wolf werden.

Jake kennt niemanden wie Alonzo. Und er kennt den Job der Drogenfahnder nicht. Also tut er das, was alle Rookies in neuen Jobs tun: Er hört zu, sagt zu allem ja und denkt sich seinen Teil. Alonzo ist unkonventionell, aber das heißt nicht, dass er ein schlechter Cop ist. Er redet ne Menge, aber wer weiß? Vielleicht hat er ja recht.

Erst als die beiden ihren ersten Job zusammen erledigen, kommen Jake Zweifel. Jake verhindert eine Vergewaltigung und will die beiden Täter festnehmen und anklagen. Alonzo löst das Problem schneller und seiner Meinung nach effektiver: Er schlägt die beiden professionell zusammen. Im Auto entbrennt darüber die erste Diskussion: War das Recht? Alonzo fragt den Rookie fast spöttisch: “What do you want?” Und Jake muss wirklich kurz überlegen, bevor er sagt: “Justice.” Und genau das hätten die beiden doch gekriegt, mein Alonzo und nennt seinen jungen Kollegen „Crimefighter“. In einem Tonfall, als würde er „Schwachkopf“ sagen.

Im Laufe des Tages wird Jake immer mehr merken, dass Alonzo Recht etwas anders interpretiert als er selber. Um seine Schafe zu schützen, ist er zum Wolf geworden und legt die Verfassung so aus, wie er sie braucht. Im Endeffekt bekommen die Bösen, was sie verdienen, und den Guten, den Polizisten, geht es mit seinen Methoden besser als ohne sie. Aber ist das noch Recht? Ist das noch Gerechtigkeit? Oder schon selbstherrliche Alleinherrschaft in seinem Revier?

Jake muss sich entscheiden: zwischen einem Leben, das Recht eigenwillig auslegt, und einem Leben, das – nach Alonzos Maßstäben – aus altmodischen und längst überholten Moralvorstellungen besteht. Und er muss sich entscheiden, wer diesen ersten Tag, diesen Training Day, als Sieger übersteht und damit auch, welche Rechtsauffassung: er oder sein Lehrer.

Training Day ist nur oberflächlich ein spannender Polizeithriller. Auf den zweiten Blick wirft er Fragen auf, die wir gerne verdrängen oder nur theoretisch-philosophisch beim Rotwein diskutieren: Wieviel Unrecht darf geschehen, um im Endeffekt Recht zu erreichen? Wieviel darf man der Minderheit antun, um die Mehrheit zu schützen? Wieviel darf sich ein Einzelner herausnehmen, um die Masse vor Gefahren zu bewahren? Oder einfach: Heiligt der Zweck wirklich alle Mittel?

Untergraben wir nicht unser eigenes System, wenn wir den Menschen, die „die Mittel“ sind, völlig freie Hand lassen? Natürlich muss das Gesetz immer eingehalten werden. Es darf nicht sein, dass sich die Polizei ungesetzlicher Mittel bedient, um das Gesetz zu schützen. Aber was ist, wenn deine beste Freundin vergewaltigt wird und die einzige Möglichkeit, den Täter zur Strecke zu bringen, ungesetzliche Mittel sind? Was ist, wenn dein Kind ermordet wird? Deine Eltern beraubt? Was dann?

Und plötzlich ist die schöne Diskussion beim Bourdeaux nicht mehr so schön. Plötzlich kommt diese kleine Stimme, die dir zuflüstert: Egal, was nötig ist, ich will, dass die Täter gefasst werden. Kann es dir jemand verübeln? Kann es falsch sein, wenn man Kriminelle mit kriminellen Methoden zur Strecke bringt? Sie haben schließlich zuerst diesen Weg beschritten, wir kommen nur hinterher, um sie zu schnappen.

Was ist Recht? Was ist Gerechtigkeit? Um diese Fragen zu beantworten, braucht es mehr als eine Flasche Rotwein. Und auch mehr als einen Film. Aber Training Day ist ein guter Anstoß, um mal wieder darüber nachzudenken, wie wir unser System aufrechterhalten. Denn natürlich gewinnen im Film am Ende die Guten. Aber irdendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass es andersrum auch okay gewesen wäre.

Viktor Vogel – Commercial Man

Schaut euch bloß nie Viktor Vogel – Commercial Man an. Egal, wo ihr arbeitet. Aber wenn ihr in der Werbung arbeitet, dann erst recht nicht. Ich verstehe seit zwei Stunden, wieso sich Polizisten nie Tatort angucken und Rechtsanwälte nie L.A. Law. Das hält ja keiner aus. Wenn meine Mama den Film gesehen hätte, müsste ich mir jetzt wieder anhören, wie locker mein Tag doch aussieht.

The Dangerous Lives of Altar Boys

Oder, wie der deutsche Verleih den Film nennt: Lost Heaven – Und führe uns nicht in Versuchung. Dazu kein Kommentar. Zum Titel, meine ich. Der Film war nett. Teilweise großartig, teilweise ein bisschen übers Ziel hinaus. Ich nehme an, das Ziel war, eine melancholische Coming-of-age-Story zu erzählen. Vier Jungs, die von Nonnen erzogen werden, werden langsam erwachsen und machen ihre Erfahrungen: mit Alkohol, mit Drogen, mit Mutproben, mit Mädchen, mit Rebellion, mit dem Erwachsenwerden halt. Der Film endet völlig bescheuert mit dem Tod des einen Jungen. Ich wusste zwar, dass das wohl so kommen würde, daher wollte ich eigentlich nicht heulen und dem Drehbuchautor seinen billig zusammengeschriebenen Triumph gönnen, aber es hat nicht funktioniert. Wobei ich das eher auf die Geigen im Hintergrund als auf die doofe Beerdigungsszene schiebe. Auch wenn dort William Blake zitiert wird, der ja manchmal schon ein arger Tearjerker ist.

Spider-Man

Spider-Man
(USA, 2002)

Darsteller: Tobey Maguire, Kirsten Dunst, Willem Dafoe, James Franco
Drehbuch: David Koepp
Kamera: Don Burgess
Musik: Danny Elfman
Regie: Sam Raimi

Als ich gelesen hatte, dass Tobey Maguire Spider-Man spielen soll, war meine erste Reaktion: Och nö, nicht wirklich jetzt, oder? Der Nerd aus The Ice Storm? Der kleine Romantiker aus Pleasantville? Der total gestörte Schriftsteller aus Wonderboys? Dieser Denker soll einen Superhelden spielen?

Schön, dass meine erste Reaktion so völlig daneben war. Genau dieses intellektuelle, menschliche Potenzial ist das, was mir an Spider-Man am besten gefallen hat. Maguire ist absolut überzeugend als Loser, der nie den Bus kriegt und natürlich keine Chance bei Mary Jane hat, dem Mädel von nebenan, in das er seit Kindertagen verliebt ist. Und dieses Gefühl „Der Typ ist ganz normal“ transportiert er auch in seine Superheldenseite. Spider-Man ist bei allen genetischen Veränderungen immer noch ein an sich zweifelnder Mensch: Lieben die New Yorker mich? Oder werde ich lästig? Was kann ich aus meinen Talenten machen? Wie gehe ich mit der Verantwortung um? Wer bin ich überhaupt? Der Film beginnt mit eben diesen Worten: Who I am? Wer ich bin? Und er braucht zwei Stunden, um sich über diese Frage klar zu werden.

Spideys Mary Jane wird von Kirsten Dunst gespielt – auch sie gibt ihrem Charakter bei aller Schablonenhaftigkeit noch ein wenig Würde. Und auch sie ist auf der Suche nach etwas, das ihr Halt gibt und ihr sagt, wer sie ist. Und so hangelt sie sich von Job zu Job und von Mann zu Mann, so wie Spidey das von den Wolkenkratzern tut. Natürlich darf sie auch schön kreischen, wie das die Mädels halt tun, wenn sie von Superhelden gerettet werden. Aber sie darf den fiesen Typen, die ihr in einer Seitengasse auflauern, auch richtig eins auf die Zwölf geben, ohne dass sie aus der Rolle fällt.

Die beiden Hauptdarsteller schaffen einen gekonnten Spagat zwischen der einen Seite der Geschichte, die aus vorsichtiger Annäherung, sich entwickelnder Freundschaft und recht ordentlichen Dialogen, die netterweise bis auf eine Ausnahme nie ins Peinliche abrutschen, besteht, und dem Rest der Story: die Story, wo sie eben die kreischende Jungfrau in Not und Maguire der Retter in letzter Sekunde ist.

Und überraschenderweise ist es diese Seite der Geschichte, die mich eigentlich kaum interessiert hat. Die Effekte sind nett, aber nach drei Minuten auch nicht mehr überraschend. Das ganze Hin- und Hergeschwinge in den Häuserschluchten von New York sieht zu schwerelos aus, um wirklich Spaß zu machen. Es geht zu schnell und ähnelt zu sehr einem Videospiel, als das man wirklich mit dem Titelhelden mitleidet oder -triumphiert. Das Menschliche, was den Rest der Story so glaubhaft gemacht hat, fehlt plötzlich. Auf einmal ist der Film wieder eine Effektschleuder und kein Film mehr, der mir eine Geschichte erzählen will. Die ganzen Handlungsstränge (der Tod des Onkels, die zwiespältige Beziehung zwischen Peter und seinem besten Freund Harry, die Schizophrenie von Harrys Vater, der Peters Freund, aber Spider-Mans Feind ist) werden alle plattgebügelt von einstürzenden Häusern, zusammenbrechenden Mauern und abstürzenden Seilbahnen. Alles um der Effekte willen. Wozu hat sich Autor David Koepp die Mühe gemacht, uns für all diese Personen zu interessieren, wenn sie am Ende doch nur Staffage sind? Dann lieber den konsequenten Actionfilm-Weg gehen und die Charaktere nur anreißen, damit sie das Effekt-Feuerwerk nicht stören.

So bleibt Spider-Man irgendwo in der Mitte: Die Effekte sind nicht grandios genug, um mich über die komplette Zeit zu faszinieren. Die Zweikämpfe zwischen Spidey und dem Green Goblin (das böse Alter Ego von Harrys Vater – von Willem Dafoe gespielt, solide wie immer) sind auch nicht besonders aufregend choreografiert. Dafür fand ich eben die menschliche Seite des Superhelden ziemlich emotional und spannend aufbereitet.

Wahrscheinlich ist das genau der Punkt, der mir Star Wars so verhagelt hat: Ich denke, auch George Lucas wollte Darth Vader eine Seele verleihen, zeigen, wo er herkommt und warum er so geworden ist, wie er eben geworden ist. Das ist ja auch erstmal ein ehrenwerter Ansatz, aber dann muss er seinen Akteuren einfach bessere Dialoge in den Mund legen. Anstatt sie einfach fürchterliche Platitüden absondern zu lassen, hätte er so wunderbare Liebeserklärungen schreiben können wie die, die Peter Parker seiner Mary Jane macht.

Eigentlich müsste der Film „Peter Parker“ heißen. Denn der spielt eine viel größere Rolle als das zweite Ich des Helden. Schade eigentlich, dass er selber das anders sieht und sich die Anfangsfrage des Films zum Schluss so beantworten wird: Who I am? I am Spider-Man.

I Am Sam

I Am Sam
(Ich bin Sam, USA 2001)

Darsteller: Sean Penn, Michelle Pfeiffer, Dakota Fanning, Dianne Wiest
Drehbuch: Kristine Johnson, Jessie Nelson
Kamera: Elliot Davis
Musik: John Powell
Regie: Jessie Nelson

In I Am Sam geht es um einen geistig behinderten Vater (Sean Penn) einer siebenjährigen Tochter, die sich weigert zu lernen, um nicht klüger zu werden als ihr Vater. Ein Gericht möchte die kleine Lucy (Dakota Fanning, ganz neu im Geschäft, aber schon so süüüüüß, dass mein Uterus schreit, wenn sie ihren Augenaufschlag macht) zu Pflegeeltern geben; Vater Sam und Anwältin Rita (Michelle Pfeiffer) kämpfen dagegen an, und nach anfänglicher Niederlage darf Sam die kleine Zuckerschnute zum Schluss doch behalten.

I Am Sam hätte so vieles werden können: eine Geschichte über das ganz normale Leben von Behinderten. Eine Geschichte über das langsame Erwachsenwerden von Kindern und wie sie mit Veränderungen umgehen. Eine Geschichte über die Wichtigkeit von Familie und Freundschaft.

Warum ist also aus I Am Sam eine widerliche, klebrige und langweilige Moralpredigt geworden, bei der man zum Schluss das unvermeidliche Hollywood-Ende richtig blöd findet?

Vielleicht, weil die Gegenseite einfach die besseren Argumente hat. Man möchte die fast schon zu kluge Lucy einfach nicht bei jemandem lassen, dessen höchste berufliche Qualifikation es ist, bei Starbucks die Süßstofftüten zu sortieren. Und wenn er die Kleine noch so liebt – es wird nicht funktionieren. Leider erzählt der Film nicht diese vielleicht unschöne Wahrheit, sondern überwältigt alles mit der unschlagbaren Beatles-Zeile: Love is all you need.

Machen wir’s kurz: Wer eine Geschichte über das Leben von Behinderten und die Schwierigkeiten ihrer Umwelt sehen möchte (wo man den Hauptdarsteller sogar sympathisch findet und nicht nur nervig wie Sean Penn), der möge sich bitte Dominick And Eugene angucken. Oder What’s Eating Gilbert Grape.

Die Geschichte über das Erwachsenwerden von Kindern (in der Kinder Kinder spielen und nicht kleine, naseweise Erwachsene mit perfekten Dialogen, die Siebenjährige niemals über die Lippen bringen würden): Rocket Gibraltar. Oder The Mighty. Oder Stand By Me.

Die Geschichte über Familie, die nicht in zuckersüßen Weichzeichnerbildern versinkt: American Beauty. Oder Parenthood.

Und weil es mir in der Seele wehtut, dass so großartige Schauspieler wie Sean Penn oder Michelle Pfeiffer in diesem Müll verheizt werden, obwohl sie mutig und intelligent spielen und unverwechselbare Charaktere schaffen können: Sean Penn in At Close Range, Dead Man Walking oder Hurlyburly. Michelle Pfeiffer in The Fabulous Baker Boys, Love Field und (ja, wirklich) Batman Returns.

Und eine persönliche Note zum Schluss: Wenn Brent Spiner, der Data aus Star Trek – The Next Generation nur einen Schuhverkäufer spielen darf, der drei Sätze hat, dann hab ich erst recht keine Lust mehr auf den Film.

(Dem hab ich’s jetzt aber gegeben.)

Gosford Park

Gosford Park (USA, 2001)

Darsteller: zu viele Namen – check it out at imdb
Drehbuch: Julian Fellows
Kamera: Andrew Dunn
Musik: Patrick Doyle
Regie: Robert Altman

Auch ne hübsche Idee, bei 30 Grad ins Kino zu gehen. Es lenkt allerdings richtig schön von der Hitze draußen ab, wenn man sich im Geiste auf einem englischen Landsitz im Jahre 1932 bewegt. Der Film fängt schon bei Regen an, und die Klimaanlage im Abaton kühlt sowieso jeden Knochen auf 14 Grad runter. Insofern: Bring it on, Robert Altman.

Gosford Park hat in diesem Jahr den Oscar für das beste Original-Drehbuch bekommen. Wahrscheinlich deshalb, weil es ein Film ist, bei dem man ständig in eben diesem Drehbuch nachschlagen möchte, wer zum Teufel gerade redet und mit wem. Über den Daumen gepeilt, spielen in diesem Film ungefähr fünf Millionen Menschen mit, deren Namen ich sofort nach Nennung wieder vergessen hatte. Selbst die Untertitel haben mich nicht großartig weitergebracht. Immerhin konnte ich mir die Gesichter merken. Auch praktisch, dass die eine Hälfte der Besetzung die Adligen spielt und die andere die Diener.

Womit wir beim Thema wären. In Gosford Park geht es vordergründig um ein großes Familientreffen zur Fasanenjagd. Und wie in allen guten englischen Adelshäusern gibt es die Lieblingskinder, die schwarzen Schafe, den greisen Patron, die junge Ehefrau, den Liebhaber der Tochter, der eigentlich mit der Tante verheiratet ist, eine Dienstbotin, die es mit dem Hausherrn treibt, weiteres Personal, das sich auch nicht ganz abgeneigt ist und noch hundert kleine Geschichten mehr.

Die Story selber war mir nach ungefähr 20 Minuten ziemlich egal, weil ich immer noch Mühe hatte, mir wenigstens die Hauptpersonen zu merken. Und genau deshalb hat der Film mir großen Spaß gemacht. Ich habe mich die ganze Zeit wie eine Fliege an der Wand gefühlt, die hinter alle Kulissen gucken darf und alle Intrigen und menschliche Dramen mitkriegt, ohne mir Gedanken über die Konsequenzen machen zu müssen. Ich musste mich nicht innerlich für einen Favoriten entscheiden, auf dessen moralischer Seite ich den Rest des Film verbringen wollte. Ich musste nicht mit den Guten leiden, die scheitern, ich musste die Bösen nicht verurteilen (schließlich passiert in der, na, 90. Minute des Film auch noch ein gemeiner Meuchelmord), nein, ich konnte mich einfach entspannt im eiskalten Kino zurücklehnen und dieses menschliche Panoptikum der Eitelkeiten an mir vorbeiziehen lassen. Dazu die wundervoll üppige Ausstattung, der riesige Landsitz, auf dem man sich als Zuschauer genauso verläuft wie die Dienstboten, und die hervorragene Besetzung – einfach schön.

Bonuspunkt: Der Film war im englischen Original. Und ich meine englisch und nicht amerikanisch. Eigentlich kann ich diesen versnobten Empire-Akzent ja so gar nicht leiden, aber hier passt er einfach perfekt. Plus dem fiesen Schottisch einer Dienstbotin, dem breiten Amerikanisch eines Hollywood-Produzenten, der auch auf der Party ist – ich wette, auf Deutsch macht der Film nicht halbsoviel Spaß.

Als ich aus dem Kino kam, hat es draußen gegossen. Und ich habe auf der Nachhausefahrt den Schnecken vor mir auf der Straße mit hochgezogenen Augenbrauen ein “Oh, carry on, stupid!” zugeraunt anstatt “Verpiss dich, wenn du nicht fahren kann, du Arsch!” zu brüllen. Noblesse … ähm … färbt ab. Kann irgendwer französisch?

Behind Enemy Lines

Behind Enemy Lines
(Im Fadenkreuz – Einer gegen alle, 2001)

Darsteller: Owen Wilson, Gene Hackman
Drehbuch: Jim Thomas & John Thomas, David Veloz & Zak Penn
Kamera: Brendan Galvin
Musik: Don Davis
Regie: John Moore

Yeah, Baby, Popcorn her, den Riesenbecher „Erfrischungsgetränk“ und dann Augen auf und durch. Behind Enemy Lines ist ein klassischer Jungs-Film: Er beginnt auf einem Flugzeugträger vor der Küste Ex-Jugoslawiens mit zwei obercoolen Kampfpiloten der US Navy. Der eine (schnuckelig: Owen Wilson) will seinen Dienst quittieren, weil ihm die ganze Sache in Bosnien nicht genug Action bringt. Fast O-Ton: Unsere Großväter in der Normandie hatten wenigstens noch was zu kämpfen, menno.

Der General, der aus Schnuckel noch was Anständiges machen will, schickt ihn dafür zu Weihnachten mit seinem Kollegen zum Erkundungsflug über feindliches Gebiet. Natürlich werden sie abgeschossen, natürlich kommen zuerst die bösen Serben zur Abschussstelle, natürlich kriegt Kollega ne Kugel in den Kopf, und natürlich schlägt sich Schnuckel dann alleine durchs wilde Kurdistan.

Der Rest der Handlung ist eigentlich egal. Hauptsache, es knallt oft genug, es gibt ne Menge technisch gut aussehender Gadgets zu bestaunen (schick blau beleuchtete Kommandozentralen, Wärmesatellitenfotos und natürlich schnelle Kampfjets bis zum Abwinken) und die obligatorischen Militärsätze werden laut genug gebrüllt. Mein liebster: “Let’s bring our boy back home.” Sir, GENAU, SIR!

Das einzige, was zum perfekten Männerglück fehlt, sind ein paar nette Frauenrollen, denn die einzigen beiden Mädels, an die ich mich erinnern kann, haben ungefähr vier Sätze zu sagen … hmmmm … obwohl … zurückgezogen.

Und ich fand das alles gar nicht mal schlecht. Natürlich weiß man von der ersten Minute an, wie der Film ausgeht. Natürlich kriegen die Bösen das, was sie verdienen (und zwar in Großaufnahme). Natürlich treffen 370 Kugeln aus Feindeshand nicht unseren Schnuckel, aber eine einzige von ihm 15 Fieslinge. Natürlich zieht Schnuckel die Kündigung zurück. Und nach dem Abspann hat er bestimmt noch das Purple Heart gekriegt. Richtig so. Behind Enemy Lines macht Spaß. Solange genug Popcorn da ist.

PS: Isses nicht toll – wenn dem Verleih EIN mieser deutscher Titel nicht reicht, machen sie zwei draus? Klasse.