Was schön war, Sonntag, 27. November 2016 – Frag (googele) und dir wird geholfen

Gemeinsam aufgewacht. Und dann brachte mir die eine Hälfte des gemeinsamen Aufwachens sogar noch Backwerk vorbei, weil ich zu faul war, selber rauszugehen. Das verspeiste ich im Laufe des Tages, mittags Croissants mit Himbeermarmelade, abends Brezn mit Guacamole.

Weiter am Referat geschraubt, die Literaturliste finalisiert, die ich morgen abgeben muss.

Altes Wachs aus meinen gläsernen Teelichthaltern entfernt, indem ich sie kurz in heißes Wasser legte. Wer hätte es gedacht. Macht’s gut, Obstmesser, Scheren und Zahnstocher, mit denen ich sonst immer an Kerzenhaltern rumfriemele.

Nachmittags wollte ich eigentlich vor Netflix rumgammeln, merkte aber, dass mein Internet zickte. Wie gut, dass man zum Laptop noch ein Handy hat, das immer über Internet verfügt, selbst wenn der Rechner keins hat. So sah ich, dass die Telekom gerade massiv gestört war, deren Kunde ich bin, sah aber auch einen Hinweis von Caschy, wie man diese Störung umgehen könne. Hat mit der DNS-Adresse von Google ganz wunderbar funktioniert; nach einem Hinweis von @fehlpass probierte ich dann einen Server vom CCC, der ging natürlich auch.

Ich nahm die Störung trotzdem zum Anlass, den Rechner zuzuklappen und las weiter Kershaw plus mein neues Buch. Das bekam ich auch fast durch – es ist recht schmal – und fand es sehr schön. Seltsam vertraut. Ich glaube langsam, die alte Bundesrepublik hat eine ganz eigene Gefühlspalette, die in mir wachgerufen wird, wenn ich etwas über sie lese.

Dunkle Idyllen

Unser Rosenheimkurs guckt sich demnächst diese Ausstellung an (ich leider nicht, aus Gründen), und wir sprachen auch schon im Seminar über die Inszenierung der Bilder, die bei uns eher auf Unverständnis stieß. Der Zeit anscheinend auch:

„Als müssten [die Kurator*innen] sich vor falschen Freunden schützen, ziehen sie die Besucher gleich zu Beginn hinein ins Grauen: eine Grube tut sich auf, mit Leichen angefüllt. Es ist ein Massengrab im Konzentrationslager Bergen-Belsen.

Worüber soll man sich da mehr entsetzen? Über die fotografierte Barberei oder die barsche Art, wie hier der Holocaust für didaktische Unterweisungen der Besucher herhalten muss? Zusätzlich gibt es erklärende Wandtexte, und eigens ist jedem der rund 20 Werke noch eine Art Warnhinweis beigegeben: Artig steht da, in Fraktur geschrieben. Damit auch wirklich jeder versteht, dass es sich hier um staatsfromme, irgendwie schuldbeladene und also verachtenswerte Machwerke handelt. […]

Längst hat die kunsthistorische Forschung herausgestellt, dass nur wenige Künstler der NS-Zeit auf einer agitatorischen Mission waren. Anders als im Sozialismus gab es keine Stil- und Formdiktate, keine detaillierten Manifeste, die zu erfüllen gewesen wären. Offenbar glaubte Hitler nicht an die bewusstseinserschütternde Macht der Bilder – anders als manche Kuratoren von heute. […]

Hier die Guten, dort die Bösen, diesem binären Schema folgt die Ausstellung, und leider vergibt sie so die Gelegenheit, endlich einmal die Halbschatten und Unschärfen der NS-Kunstpolitik zu beleuchten. In den ersten Jahren des Regimes bewarben sich bekanntlich auch manche “der Guten” für die Rolle “der Bösen”, allen voran Emil Nolde, der unter anderem von Joseph Goebbels derart geschätzt wurde, dass in seiner Dienstwohnung anfangs einige Aquarelle des norddeutschen Malers hingen. Der brodelnde Expressionismus schien zunächst eine Alternative zu sein zur apollinisch-ewigen Idylle, die später zum Ideal erkoren wurde.“

27 Questions to ask instead of “What do you do?”

„I’m a bit of an introvert in social situations, and my natural instinct when I meet new people is that old fallback, “What do you do?” I’ve long had an inkling that this question doesn’t always create the best environment to really get to know someone, and Geekwire explains a few reasons why:

It’s understood as “What do you do for a living?” and ranks paycheck activities above all others in the get-to-know-you hierarchy. […] It pins your identity to a job instead of pinning a job to your bigger, evolving identity. […] The person may not care about what they do for a living. But they have to tell you anyway.

The key, according to Chris Colin and Rob Baedeker, authors of What to Talk About: On a Plane, at a Cocktail Party, in a Tiny Elevator with Your Boss’s Boss, is to ask an open-ended question. Their advice?

“Aim for questions that invite people to tell stories, rather than give bland, one-word answers.”“

Tagebuch, Freitag/Samstag, 25./26. November 2016 – Gilmore Girls und Weihnachtskiste

Freitag hatte ich einen wichtigen Tagesplan, nämlich sechs Stunden lang vor Netflix rumzulungern und die neuen Folgen der Gilmore Girls zu gucken. Die Serie war für mich immer fluffige Zuckerwatte, alle nervigen Folgen wurden vorgeskippt oder ignoriert, ich hielt mich an der einen weiblichen Hauptfigur fest, deren größter Traum es ist, alle Bücher dieser Welt zu lesen und immer klüger zu werden, während um sie herum so gut wie alle Frauenfiguren schwanger wurden, was mich extrem nervte. Sookie konnte ich noch verstehen, auch wenn ich nicht kapierte, wieso sie gleich drei Kinder kriegen musste, obwohl ihr eins gereicht hätte, und warum Lanes christliche Erziehung, gegen die sie ihr ganzes Leben lang rebelliert hatte, ausgerechnet dann durchschlug, als der Schwangerschaftstest positiv war, hat mich auch eher verstört. Überhaupt störte vieles an Stars Hollow, angefangen bei arg klischeeigen Geschlechtervorstellungen und dass es anscheinend nur eine Hautfarbe gab (aber immerhin ein paar mehr Körperformen als „schlank“), aber gleichzeitig war auch vieles schön an Stars Hollow, angefangen vom stets kitschig-with-a-vengeance-geschmückten Gazebo bis hin zu den Lichterketten, die immer und zu jeder Jahreszeit das Städtchen erhellten. Die letzten Staffeln fand ich eher anstrengend als nett, vor allem weil sich mir Logan als love interest für Rory nie erschlossen hatte und ich Lorelei dauernd eine reinhauen und ihr sagen wollte, jetzt bleib halt mal da, stell dich da hin und guck wie es ist, bevor du wieder hektisch wegrennst.

Zehn Jahre nach dem Ende der sieben Staffeln kamen nun vier neue Folgen, jeweils 90 Minuten lang. Das Gute am Nachklapp: Der generelle Geist der Serie war sofort wieder da, ich habe mich über ein Wiedersehen mit vielen Figuren gefreut, allen voran Kirk, Hep Alien und, was mich selbst überraschte, Taylor, über dessen geschlechtliche Neigungen ich noch nie nachgedacht hatte, jetzt aber mit der Nase drauf gestoßen wurde. Okay then. Das Schlechte am Nachklapp: die legendären letzten vier Worte, über die Schöpferin Amy Sherman-Palladino seit Jahren spricht und die sie angeblich von Anfang an im Kopf hatte, sind die dümmsten, die ich der Serie zugetraut hätte. Vor zehn Jahren hätten sie gepasst, jetzt sind sie einfach nur albern. Und dass ich die schnöselige, bescheuerte Life and Death Brigade nochmal ertragen musste, nehme ich der Neuauflage auch sehr übel. Aber das mag persönlicher Geschmack sein.

Womit ich aber viel eher beschäftigt war: Die Serie warf mich blöderweise auch in meine Zeit von vor zehn Jahren zurück, wo ich mal eben sieben Serienstaffeln auf DVD kaufen konnte, ohne darüber nachdenken zu müssen, weil ich in der Zeit halt nicht über Geld nachdenken musste. Vielleicht konnte ich damals die Suche nach dem Sinn des Lebens so entspannt genießen, weil ich selbst ihn ja schon längst gefunden hatte, ich hatte ja alles, Job, Kohle, große Wohnung, Mann, alles da. Und jetzt sehe ich Rory dabei zu, wie ihr Traum, Journalistin zu werden, in die Brüche geht, und sitze auf meinem Sofa und muss daran denken, wie ich auch gerade mein Leben neu zusammenpuzzele, von dem ich doch dachte, es wäre in schickes, instagrammables Acryl gegossen. Vielleicht habe ich die Serie auch deshalb nicht ganz so genießen können, denn wenn selbst in Stars Hollow nicht alles nach Plan läuft, wie dann bei mir? *in eine Papiertüte atmend*

Ich ruinierte mir den restlichen Freitag schön selber, indem ich nach a) Kunsthistorikerinnenjobs und b) Werberinnenjobs online suchte und feststellte, dass ich für a) nicht qualifiziert bin, auf b) sowas von keinen Bock mehr habe und dass ich zudem c) noch uralt bin. Das war eher ein Scheißtag, trotz glitzerndem Gazebo.

Dafür war der Samstag dann deutlich besser, denn ich habe in den letzten Jahren gelernt: Wenn’s dir scheiße geht, fahr in die Bibliothek, da kommst du nicht auf dumme, sondern im Gegenteil, auf total kluge Gedanken. Also saß ich morgens im Historicum und las weiter über Amnesty International. Ich fand einen sehr guten Aufsatz, der quasi alles hübsch bündelte, was ich eh schon wusste, nur in gut formuliert, exzerpierte drei Stunden vor mich hin, befand dann, dass 23 einzeilig beschriebene Seiten reichen sollten, um daraus ein 30-Minuten-Referat zu machen und verließ sehr zufrieden und innerlich wieder beruhigt meinen Happy Place.

Ich hatte völlig vergessen, dass am Sonntag schon der erste Advent war und musste dringend noch einen Adventskranz organisieren. Normalerweise reicht mir ein bisschen Tannengrün mit Glitzer und Kerzen drauf, aber dieses Mal hatte ich keine Lust auf etwas Gekauftes. Ich ging zuhause in den Keller und holte die Weihnachtskiste nach oben in die Wohnung und das ohne zu heulen, was ich blöderweise noch immer des Öfteren tue, wenn ich Dinge mache, die ich ein Jahrzehnt lang in Hamburg gemacht habe. Der Tag lief bisher also sehr gut: Bibliothek, yay! In den Keller gehen, ohne zu heulen, yay! Aus einem goldenen Teller, vier Kerzen, meinen goldenen und roten Kugeln und viel Geschenkband bastelte ich etwas adventskranzähnliches (vier Kerzen auf einem Teller mit Zeug drumrum halt) und freute mich darüber.

Dann freute ich mich über ein Geschenk, dann darüber, dass ich im Warmen sitze und ein Dach über dem Kopf habe und gesund bin und dass so viele schöne Bücher um mich rumstehen und jetzt auch noch ein goldener Teller mit Kerzen und Zeug. Abends kam F. vorbei, wir tranken einen überraschend guten Supermarktwein, und um Mitternacht musste ich noch dringend Knoblauchcroutons herstellen, damit der Käse nicht so alleine war. Gemeinsam eingeschlafen. Erneutes Nachdenken über a) auf die nächste Woche verschoben. Wird schon. Mehr Glitzer, weniger Acryl.

Ein Bonner Dankeschön …

… an Julia, die mich mit Matthias Brandts Raumpatrouille überraschte. Ich zitiere mal den Klappentext: „Die Geschichten in Matthias Brandts erstem Buch sind literarische Reisen in einen Kosmos, den jeder kennt, der aber hier mit einem ganz besonderen Blick untersucht wird: der Kosmos der eigenen Kindheit. In diesem Fall einer Kindheit in den Siebzigerjahren des letzten Jahrhunderts in einer kleinen Stadt am Rhein, die damals Bundeshauptstadt war.“ Klingt so, als würde ich das gerne lesen wollen. Vielen Dank für das Geschenk und die nette Widmung, ich habe mich sehr gefreut.

Was schön war, Donnerstag, 24. November 2016 – Ruhiges Arbeiten

Earl Grey. Teelichter im Wohnzimmer. Die Thermosocken, die dafür sorgen, dass mir am Schreibtisch nicht kalt wird (zumindest nicht an den Füßen). Zu merken, dass ich zweieinhalb Wochen vor dem Referat schon wieder viel zu viel Zeug habe; mal langsam das Keynote-Dokument anfangen anstatt weiter in Word Stoff zu sammeln. Auch gemerkt: Das wird mein drittletztes Referat im Studium. Im Januar spreche ich noch einmal über Leo von Welden, und dann wartet das Oberseminar auf mich, das begleitend zur Masterarbeit stattfindet, in dem ich über meine Arbeit erzähle. Das war’s. Traurig geworden. Schnell die Lichterkette angeknipst und neuen Tee gekocht. Weiter ruhig vor mich hingearbeitet.

Was schön war, Dienstag/Mittwoch, 22./23. November 2016 – Wandgestaltung und altes Papier

In meiner Vorlesung zur osmanischen Architektur ging es vorgestern erstmals um religiöse Bauten, genauer gesagt, Moscheen. Seit über vier Jahren gucke ich brav auf Grundrisse von christlichen Gebetsräumen, weswegen mich der erste Grundriss einer Moschee nachhaltig verwirrte, denn sie war nicht längs ausgerichtet, wie ich es von vielen Kirchen kenne, die keine Zentralbauten sind, sondern quer, wie hier zum Beispiel die Umayyaden-Moschee in Damaskus. Während in Kirchen der Chor nach Osten weist, also sehr grob in Richtung Jerusalem, weist die Gebetsnische in Moscheen, die Mihrab, in Richtung Mekka. Die Mihrab befindet sich an der sogenannten Qibla-Wand. Wenn ich die Dozentin richtig verstanden habe, war es anfangs eine große Ehre, so nah wie möglich an dieser Wand zu beten, weswegen man sie einfach so lang wie möglich gemacht hat, damit viele Gläubige vor ihr Platz fanden. Und deswegen waren frühe Moscheen halt eher quer ausgerichtet als längs. Die Dozentin benutzte launig die Formel „form follows function“. Auf den Punkt.

Außerdem muss ich jetzt dringend nach Cordoba, wo eine Moschee steht, in die nach der Reconquista großkotzig eine Kathedrale gebaut wurde.

Nach der Vorlesung saß ich drei Stunden in der Historicumsbibliothek und versank in Büchern zu Amnesty International. Natürlich hing ich auch wieder in Fußnoten rum, um weitere Literatur zu finden – halbwegs erfolgreich.

Bildschirmfoto 2016-11-24 um 08.49.38

Meine gute Tat des Tages fand am Rückgaberegal statt. In der Historicumsbibliothek stellen wir unsere Bücher nicht wieder selbst ins Regal, sondern legen sie in dafür vorgesehene Fächer ab, die nach Signaturen geordnet sind. Dort hängen auch Hinweise, die Bücher a) ins richtige Fach zu platzieren und b) sie hinzustellen anstatt hinzulegen. Ich kam mit meinem Armvoll Bücher ans Regal und sah mit großen SCHOCKIERTEN Augen einen Berg von Büchern, die achtlos abgelegt wurden. Das konnte ich nicht so lassen. DENKT DENN NIEMAND AN DIE BÜCHER? Ich sortierte die Bücher liebevoll in ihre kuscheligen Fächer und konnte mich gerade noch zurückhalten, ihnen „You are loved“ zuzuflüstern.

Abends lasen wir im Menschenrechtsseminar einen Zeit-Artikel von 1951, der sich mit dem neu entstehenden Europarat bzw. der Europäischen Menschenrechtskonvention beschäftigt. Interessant war hier, dass Deutschland sowohl als Täter- als auch als Opferland vorkommt. Einmal sind wir daran schuld, dass man jetzt echt mal über Menschenrechte nachdenken sollte, die auch staatenübergreifend einklagbar sind, andererseits sind wir auch die armen Hascherl, die von Siegermächten ausgeplündert werden.

Die oberen drei Absätze schrieb ich gestern morgen, klickte aber anscheinend nur auf „Save“ und nicht auf „Publish“, bevor ich eilig zum Bahnhof fuhr, um mich in einen Zug nach Rosenheim zu setzen. Das fiel mir jedenfalls nachmittags um 16 Uhr auf, dass auf meiner Seite gar kein neuer Eintrag stand. Deswegen kriegt ihr heute zwei. Yay! (Aber erstmal muss ich überall aus „gestern“ „vorgestern“ machen. Moment.)

Für meine Leo-von-Welden-Arbeit wühle ich mich gerade durch die Kunstpolitik nach 1945, in die ich Leos Ausstellungen und Stilwechsel einordnen möchte. Der Mann engagierte sich schon sehr früh in gleich drei Kunstvereinen: in Bad Aibling, wo er von 1943 bis 1952 wohnte, in Rosenheim – da wusste ich aber nicht genau, ab wann – und in Bad Feilnbach, wo das Stadtarchiv beharrlich meine Mails ignoriert. Dann muss ich euch eben doch telefonisch belästigen.

Im Heimatmuseum in Bad Aibling hatte ich schon einiges gefunden, allerdings nicht genug, und auch hier warte ich noch auf eine Reaktion vom Stadtarchiv, bevor ich zum Telefon greifen muss. (Ich hasse telefonieren. Mails sind so schön praktisch und übersichtlich und nerven nicht.) Gestern fuhr ich nach Rosenheim, wo ich mir am Montag online einen Berg Zeug vorbestellt hatte. Als ich in Rosenheim aus dem Zug stieg, rief jemand meinen Namen – zwei meiner Kommilitoninnen hatten das gleiche vor wie ich. Und als wir im Archiv ankamen, saßen schon zwei weitere Kursteilnehmerinnen versunken über Papierbergen. Das war ein nettes Arbeiten, weil man zwischendurch was fragen oder mal fünf Minuten quatschen konnte, um den Kopf auszumachen.

Ich arbeitete fast fünf Stunden durch und schrieb so viel ab, dass ich für diesen Blogeintrag nochmal nachgucken musste, was denn überhaupt. Ich hatte mir alles vom Kunstverein ausheben lassen, was ich finden konnte, und blätterte gestern unter anderem in Zeitungsartikeln von 2015 bis in die 1930er Jahre zurück, in denen über den Verein berichtet wurde. Ich fand Kassenbücher, zwei komplette Jahrgänge von Rechnungen, die an den Verein gerichtet wurden – 1939 und 1940; das wäre auch ein schönes Projekt, die anständig aufzuarbeiten. Was sind das für Firmen, was haben die während der NS-Zeit gemacht, was danach, wer arbeitete mittelbar am Betriebssystem Kunst mit? Könnte man auch digital was Schickes draus machen, glaube ich. Hm. Hmmmmmmm.

Ich fand außerdem Sitzungsprotokolle, auf die ich gehofft hatte, aber leider nicht annähernd so viel, wie ich gebraucht hätte. Gerade über die sogenannte Gruppe 51 fand ich überhaupt nichts außer Erwähnungen in Zeitungsartikeln, und gerade hier hätte ich gerne Originale gehabt. Diese Gruppe gründete sich als Gegenbewegung zur vergangenheitsgerichteten Kunst und setzte sich aus vielen jungen Malern zusammen, die im NS-Staat nicht so recht zur Geltung gekommen waren – und Leo. Der fällt da völlig raus, aber anscheinend hat das niemanden gestört, dass der Mann zwischen 1933 und 1945 durchaus produzieren konnte. Ich weiß aus der Literatur um Auseinandersetzungen, zum Beispiel über eine geplante Ausstellung von Sepp Hilz und Paul Padua, aber auch darüber fand ich nur Anmerkungen, dass diese Ausstellung geplant sei und die Maler schon zugesagt hätten. Leider fand ich in den Originaldokumenten nichts darüber, wie’s dann weiterging.

Ich fand außerdem mal wieder bergeweise Ausstellungen, die noch nicht in der Forschungsliteratur zu von Welden verzeichnet sind und konnte mir auch notieren, welche Werke er genau wo ausgestellt hatte. Besonders spannend für mich waren Preislisten, auf denen er mit anderen Maler*innen verzeichnet war, einmal vor und einmal nach dem Ende der NS-Zeit. Das ist für mich wichtig, um seine Preisentwicklung nachzeichnen zu können. Und jetzt habe ich auch endlich Daten von anderen. Außerdem fand ich Leos Mitgliedsbeitragszahlung von 1950 in einem weiteren Kassenbuch des Kunstvereins Rosenheim, da habe ich dann jetzt auch ein Datum.

Total ausgehungert kaufte ich mir gegen 15 Uhr am Bahnhof Rosenheim einen Kaffee, fuhr nach Hause, guckte eine Folge Masterchef und machte mich dann zu F. auf, der fast zeitgleich mit mir ankam und Essen mitbrachte. Lecker Döner plus Fußball, danach eifriges Gin-Tonic-Genießen.

Was schön war, Montag, 21. November 2016 – Dächer und Keller

Das Rosenheimseminar ist immer eine Wundertüte. Mal eine kleine Dozentenlobhudelei: Der Mann ist total chaotisch, der Seminarplan eher ein grober Richtwert als ein Gerüst, die Referatsthemen entstehen gerne beim Brainstorming anstatt dass sie vorgegeben werden und wir überziehen ständig. Das würde mich in jedem anderen Kurs wahnsinnig machen, aber hier ist es total egal, denn der Mann weiß gefühlt alles, was mit dem Betriebssystem Kunst rund um die NS-Zeit zu tun hat. Jedenfalls entsteht dieser Eindruck bei den zehnminütigen Antworten, die er auf unsere Fragen hat, die vermutlich auch in einer Minute hätten beantwortet werden können, aber er kommt gerne vom Hölzchen aufs Stöckchen. Auch das würde mich in jedem anderen Kurs wahnsinnig machen, aber hier lerne ich mit jedem Nebensatz, jedem mal eben hingeworfenen Buchtitel, Künstler- oder Auktionshausnamen oder kunsthistorischem Desiderat eine neue Facette eben dieses Betriebssystems.

Gestern sprachen wir kurz über die Architektur des Hauses der (deutschen) Kunst, das in Stahlbetonbauweise errichtet wurde und nicht massiv, wie ich jetzt getippt hätte. Außerdem hat es ein Flachdach, was eigentlich nicht der NS-Ideologie entsprach, die sich im Dächerstreit (hier ein kurzer Erklärungsansatz) gegen das Bauhaus positionierte und eher Walmdächer als Flachdächer verbaute. Auf dem neuen Tempel der deutschen Kunst sitzt nun aber ein Flachdach, während zum Beispiel die (deutlich kleinere) Galerie Rosenheim, die sich architektonisch am Haus der Kunst orientiert, ein Walmdach hat. Auch die beiden neu errichteten NS-Gebäude, die Verwaltung und der Führerbau, heute Haus der Kulturinstitute (in dem unter anderem das Zentralinstitut für Kunstgeschichte sitzt) und Musikhochschule, haben Flachdächer. Darauf achtet man aber kaum, weil die Fassade so präsent ist.

Was ich außerdem lernte: dass unter der Galerie Rosenheim ein Bunker war, der damals wegen Bauvorschriften vom Ende der 1920er Jahre vorgeschrieben war. Unter öffentlichen Gebäuden mussten Bunker vorhanden sein, um im Falle eines Falles den Besucher*innen Schutz zu gewähren. Angeblich, aber da war sich der Dozent ausnahmsweise mal nicht sicher, ist das auch heute noch so. Nicht unter jedem neuen öffentlichen Gebäude, aber doch ausreichend viele pro Stadtteil, so dass die Bevölkerung Zuflucht finden kann. Seitdem überlege ich natürlich, ob unter der Pinakothek der Moderne ein Bunker ist.

Edit: Das ging schnell. Danke, @vicari: Baulicher Bevölkerungsschutz und das ganze auf München bezogen.

Meine 2 cents zu Kikis 2 cents

In den letzten Tagen wurde in meiner Timeline ein Artikel von Kiki sehr oft geteilt und abgefeiert, was mich etwas gewundert hat. Ich las ihn mehrfach, um zu verstehen, worum’s eigentlich geht, fand es aber nicht heraus; mir kam er wie eine Ansammlung von Klischees und schlechter Laune vor (dagegen ist ja nichts einzuwenden), aber er beklagt die „Arroganz der Linken“, die jetzt anscheinend schuld daran ist, dass schlecht bezahlte Menschen AfD und Trump wählen. Und gegen diese Deutung habe ich dann doch etwas einzuwenden.

Zuerst holt Kiki die grobe Keule raus und wettert gegen die überhebliche „linke Intelligenzia“, die ihrer Meinung nach so aussieht:

„Die „Wir nennen es Arbeit“-Romantiker, zumeist Akademiker aus dem, was wir in der Schule „Laberfächer“ nannten, bei denen es mehr auf Meinungen denn auf Fakten ankam, die Soziologie, Psychologie und Gendergedöns studiert haben oder mit ihren Macbooks im Café sitzen, Erdnussflips ironisch essen und sich ihr mehr oder weniger freiwillig minimalistisches Leben schönsaufen, die sind doch genauso betroffen von den negativen Auswirkungen der Globalisierung.“

Ich hätte die „linke Intelligenzia“ jetzt nicht unbedingt im Sankt Oberholz vermutet, sondern eher in Zeitungs- und Zeitschriftenredaktionen oder als Autor*innen von klugen Büchern und Blogs. Ich habe die „linke Intelligenzia“ auch nicht als diejenigen wahrgenommen, die Kiki mit „zynischen Witzen vom hohen Ross aus […] in der eigenen, kleinen, engen Filterblase“ genervt haben, aber über beides können wir gerne diskutieren. Sowohl im Oberholz als auch auf Twitter sind meiner Meinung nach auch eine Menge Leute unterwegs, die eher konservativ wählen und beide Gruppen waren in meinen Augen nicht unbedingt Meinungsführer – dafür sind die Menschen im Digitalen dann doch noch zu einflusslos.

Nach dem reißerischen Reinkommer, in dem Kiki mal eben die angebliche mittelose Intelligenzelite, die es meiner Meinung nach so nicht gibt, sondern die eine gehässige Klischeevorstellung ist, mit ausgestorbenen Handwerksberufen, die auch kein Geld mehr bringen, in einen Topf wirft, kommt sie zu dem Schluss, dass sich zu all diesem Elend noch die „klassische Linke in ihrem Elfenbeinturm, die in den Städten wohnt und sich als quasi-Hüterin der Moral und des Rechts begreift“ gesellt.

„Sie zeigt angewidert mit dem Finger auf die Wählerschaft von Trump, AfD, Front National, UKIP, Lega Nord und wie sie noch alle heißen, die rechten und jenseits von Rechts formierten Gruppierungen zwischen Moskau und Dublin, Oslo und Ankara.

Sie halten ihre hehren, gebildeten Gefühle für die einzig akzeptablen, lachen über die Landeier, Ossis, Dunkeldeutschen, anatolischen Bauern, Balkanspacken. Sie sind erschrocken und empört wenn rechtsnationale Einzeltäter Attentate verüben, rasend schnell mit Hitlervergleichen bei der Hand, wenn jemand CDU wählt und merken gar nicht, was sie da gerade tun.“

Hier geht mir jetzt einiges zu sehr durcheinander. Ohne dafür Zahlen zu haben, glaube ich, dass auch SPD-Wähler*innen Schwiegertochter gesucht gucken und damit die hehren Moralvorstellungen fies untergraben, dass es auch in ostdeutschen Städten genug Menschen gibt, die „Landeier“ für doof halten (und vermutlich umgekehrt) und dass so ziemlich jede*r, der*die links von der NPD steht, von rechtsnationalen Attentaten entsetzt ist. Warum man über anatolische Bauern und Menschen vom Balkan lachen sollte, weiß ich allerdings nicht, mir fallen da nicht mal Klischees sein. Das Elfenbeinturm-Bashing hat mich nach wenigen Absätzen latent genervt, aber das mag mein sensibles Seelchen sein, denn seit einem Jahr habe ich ja auch einen akademischen Abschluss und arbeite eifrig an einem zweiten. Komisch, dass ich jahrzehntelang auch als Nicht-Akademikerin ähnliche Wert- und Moralvorstellungen hatte wie heute.

Dann kommt noch ein kleiner Seitenhieb auf die Clinton-Wähler*innen, die sie auch deshalb gewählt haben, weil sie eine Frau ist. Lustig, dass den angeblich Abgehängten eine symbolische Wahl, nämlich die eines gefühlt starken Mannes, zugestanden wird, der anderen Seite aber nicht, die mit einer Frau an der Spitze der USA sicher auch ein Zeichen setzen wollte. Natürlich hatten wir schon andere weibliche Regierungschefs, worauf Kiki zu Recht hinweist, aber die Länder, die von ihnen regiert wurden, waren Pupsländer im Vergleich zu den Vereinigten Staaten. Nicht umsonst machen sich jetzt eine Menge Menschen auch außerhalb der USA Sorgen, eben weil deren Reichweite deutlich größer ist als die von zum Beispiel Island. Eine Präsidentin wäre ein deutliches Signal an alle amerikanischen Frauen gewesen, genau wie Obama ein Signal für die Schwarzen war. Aber für jemanden, die Geschlechterpolitik vermutlich unter „Gendergedöns“ abtun würde, mag das nicht so sein.

Aber zurück zum eigentlichen Wutanfall: Die großkotzigen linken Denker*innen, ob sie nun am Macbook oder im Elfenbeinturm sitzen, kapieren nicht, wie es zu AfD und Trump kam und sie sind überrascht vom „Arschtritt der Verachteten“. Schauen wir uns diese Verachteten doch mal an:

„Ich denke, das sind in der überwiegenden Mehrheit auch keine Nazis, Rassisten, Sexisten und was es sonst noch so für -ismen gibt, die den Mann gewählt haben. Das sind Menschen, denen schlicht das Hemd näher als die Jacke ist, lies: Sie sind weltweit seit rund 40 Jahren trotz harter Arbeit auf dem immer schneller absteigenden Ast und wissen, dass ihnen diese Talfahrt in erster Linie die (Sozial)Demokraten beschert haben, die linke Intelligenzia, die für alle Minderheiten ein Herz und großzügige Programme haben, ganz besonders für die eigenen Tasche, nur nicht für die künftige Minderheit – die der weißen Mittelschichtklasse.“

Es scheint hier gleichzeitig um die Menschen in den USA und der Bundesrepublik zu gehen, denn die Sozialdemokrat*innen dürften auf das Leben von Amerikaner*innen recht wenig Einfluss gehabt haben. Wenn wir uns nur die Bundesrepublik angucken, sollte man vielleicht erwähnen, dass die Sozis in den letzten 40 Jahren gerade mal in 13 den Kanzler gestellt haben und dass Angela Merkel seit 2005 Zeit hatte, die vielen schlimmen Minderheitenprogramme wieder rückgängig zu machen. Hat sie vermutlich aus guten Gründen nicht getan.

Die Mehrheit der Trump-Wählerinnen mag sich vielleicht selbst nicht als Nazi, Rassist oder Sexist bezeichnen, aber sie nimmt durch ihre Stimme in Kauf, dass sie von jemanden regiert wird, der all das zu sein scheint. Das ist für mich nicht viel besser und daher auch nicht durch das dusselige Argument zu entschuldigen, dass sie trotz harter Arbeit kein Bein mehr auf den Boden bekommen. Vor allem, weil genau die finanziell eher schlecht Gestellten mehrheitlich Clinton gewählt haben: Menschen mit einem Jahreseinkommen bis zu 50.000$ haben eher für die Demokratin gestimmt, reichere Menschen für Trump, wobei die Zahlen ab 100.000$ kaum noch auseinandergehen. Die Mär der sozial Abgehängten, die Trump vertrauen, ist schlicht falsch.

Bei der AfD sieht es nicht viel anders aus: Auch hier speisen sich die Wählerstimmen nicht ausschließlich aus ehemaligen enttäuschten Wähler*innen von linken Parteien. Bei der Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern wanderten zwar 17% von der SPD zur AfD, aber auch 16% von der NPD. Der größte Teil der Wähler*innen hat einen Realschulabschluss (27%), 14% sogar einen Hochschulabschluss (verdammter Elfenbeinturm!), so dass man auch hier nicht pauschal sagen kann: Das sind die Abgehängten, die nur noch Berufe haben, die niemand mehr braucht. Warum die Menschen AfD wählen, scheint mir auch aussagekräftig:

„Und nur im Bereich Flüchtlingspolitik billigten die Befragten der Partei überhaupt nennenswerte Kompetenz zu: 17 Prozent gaben an, die AfD löse die Probleme in der Flüchtlingspolitik am besten. Alle anderen Themenfelder – Arbeitsplätze (drei Prozent), Bildungspolitik (vier Prozent), soziale Gerechtigkeit (sechs Prozent) – hätten die AfD kaum über die Fünf-Prozent-Hürde gebracht. Dem Selbstbild der AfD, die sich vehement gegen die Einstufung als Ein-Themen-Partei wehrt, entsprechen diese Zahlen nicht.“

Anders ausgedrückt: Den AfD-Wähler*innen geht es nicht um ihre Arbeitsplätze oder dass Minderheiten gefördert werden, was Kiki vermutet. Ihnen geht es um das Wahngebilde der angeblichen Flüchtlingswelle, die sie überrollt und meiner Meinung nach lassen sie sich da von Fakten auch nicht mehr beirren.

„Sich für Schwächere stark zu machen, das funktioniert nur so lange, wie man selbst keine Hilfe braucht. Tut weh, aber ist so. Gibt es rassistische Übergriffe, hässliche Attacken gegen LGBTQ-Menschen, Übergriffe gegen Muslima? Ja. Sind die entschuldbar? Natürlich nicht. Aber wann habt Ihr das letzte Mal die Meinung geändert, weil man Euch als Nazis oder Idioten beschimpft hat? Ach so, Hass ist keine Meinung. Ja, dann … brauchen wir ja auch nicht mehr miteinander reden, oder? Ist ja alles gesagt. Ich gut, du doof, hugh, ich habe gesprochen.“

Wenn ich mich an die Diskussionen in den Medien erinnere, gab es zwar wütende Stimmen, die die AfD-Wähler*innen als Nazis und Idioten beschimpften, aber der weitaus größere Teil räumte ihnen hübsche Plätzchen in Talkshows frei, schrieb sorgenvolle Kolumnen, wie man diese Menschen wieder dazu bringt, anständige Parteien zu wählen und ging sogar physisch auf sie zu, wie Claudia Roth bei den Einheitsfeierlichkeiten in Dresden, wo aber anscheinend niemand mit ihr reden wollte, sondern lieber weiter sinnlos rumbrüllte. Totale Überraschung. Deshalb habe ich auch keine Lust mehr, mit diesen postfaktischen Nasen zu diskutieren, denn genau das wollen sie ja gar nicht. Ich sehe keine Bereitschaft von AfD-Wähler*innen, mal mit Grünen- oder Linken-Wähler*innen zu reden, um ihren Standpunkt verständlich zu machen. Ich sehe nur Demonstrationen mit hasserfüllen Plakaten und Menschen, die selbst dann noch „Lügenpresse“ schreien, wenn die Medien ihr Material ungeschnitten online stellen, um zu zeigen, dass sie nicht manipulieren. Ich sehe bei Trump-Wähler*innen, soweit ich das berurteilen kann, auch eher Häme und Großkotzigkeit anstatt den Versuch, den Clinton-Wähler*innen die Sorge zu nehmen, dass unter einem Rassisten und Sexisten nicht alles schlechter wird.

Und da sind wir wieder bei den oben angesprochenen „hehren, gebildeten Gefühlen“, die, wenn ich Kiki richtig verstehe, total doof sind, weil sie auf gewissen Moralvorstellungen beruhen. Und das war der Punkt, an dem ich am längsten geknabbert habe. Ja, ich glaube, dass die Linke, ich nutze jetzt mal diesen Allgemeinplatz, sich völlig zu Recht etwas auf ihre Moralvorstellungen einbildet und deswegen geschockt ist, dass sie offensichtlich nicht von allen geteilt werden. Ich glaube, die Linke zeichnet sich durch progressives Denken aus, während die Rechte eher bewahren will. Das ist nichts Schlimmes, bringt uns als Gesellschaft aber nicht weiter. Ich (als Linke) empfinde es als wohltuend, dass immer mehr gesellschaftliche Gruppen laut werden und Rechte fordern, die jahrhundertelang nur der weißen, männlichen, heterosexuellen Oberschicht zugestanden wurden. Daher erfüllt es mich mit großer Sorge, dass diese Zugeständnisse anscheinend nicht nur nicht von allen geteilt, sondern sogar aktiv abgelehnt werden. Das liegt aber nicht daran, dass diese Menschen AfD oder Trump wählen, obwohl ich das auch zum Kotzen finde. Meine hehren, gebildeten Gefühle können schlicht nicht verstehen, warum jemand nicht möchte, dass es anderen genauso gut geht wie einem selbst. Das ist der Punkt, auf dem ich rumkaue und den ich nicht dadurch auflösen kann, indem ich AfD-Wähler nicht mehr Nazis nenne und sie auf einen Salbeitee einlade, so zum Reden. Dass auf einmal so simple Dinge wie Anstand oder Mitgefühl für Schwächere weggewählt werden, das macht mir Sorgen.

Die Verachtung, die Kiki der Linken unterstellt, gilt nicht denen, die kein großes Gehalt mehr nach Hause bringen. Die Verachtung gilt den Arschlöchern. Und das meiner Meinung nach völlig zu Recht. Es ist nicht mehr unsere Aufgabe, ihnen weitere Talkshow-Zeit zur Verfügung zu stellen, es ist nicht mehr unsere Aufgabe, ihnen liebevoll das verwirrte Köpfchen zu tätscheln. Es ist unsere Aufgabe, ihnen sehr deutlich klar zu machen, dass sie sich mit diesen menschenverachtenden Positionen außerhalb der Gesellschaft positionieren. Das mag eine riskante Strategie sein – die deplorables-Bemerkung hat Clinton sicher geschadet wie auch das „Pack“ von Gabriel –, aber ich glaube, dass die Beschwichtigungspolitik der letzten Monate uns nicht weitergebracht hat.

Was schön war, Samstag, 19. November 2016 – Ruhetag

Ich frühstückte zwei herrliche Brezn, noch warm vom Bäcker nebenan. Der kleine Laden hat vor einigen Monaten umgebaut, weswegen man jetzt doof auf dem Bürgersteig stehen muss, wenn die Schlange vor der Bedientheke etwas länger wird. Gestern regnete es leicht, aber ich kam kaum dazu, mir die Kapuze überzustülpen, als eine der beiden Angestellten mich reinwinkte: „Sie müssen doch nicht im Regen stehen. Wir merken uns einfach alle, wer als nächstes dran war.“

Ich las einen weiteren Comic von Isabel Kreitz: Die Sache mit Sorge: Stalins Spion in Tokio und lernte, dass es jemanden namens Richard Sorge gegeben hatte. Nie gehört.

Abends las ich noch Steffen Kvernelands Munch und freute mich über die herrlichen Bilder, aber weniger über den Rest des Buches. Ich fand keine wirkliche Story, sondern nur Fetzen aus Munchs Leben, die sich für meinen Geschmack auch zu sehr um Freunde wie August Strindberg und dessen kompliziertes Verhältnis zu Frauen drehten. Überhaupt kommen Frauen nur in den üblichen Klischeerollen gütige Mama/Tante/Schwester, nacktes Modell, dicke Hure oder total anstrengendes Wesen vor, das die armen Männer vom Arbeiten ablenkt, nur dadurch, dass es existiert. Komm mal klar, Junge.

Was mir allerdings sehr gefallen hat: dass Kverneland viele Werke Munchs in seine Zeichnungen einarbeitet und netterweise auch dazu schreibt, was es ist. Viel gelernt.

(Ach guck, das allererste Buch, das über Munch erschien, ist online lesbar.)

Es wurde gefühlt schon gegen 15 Uhr dämmerig, aber ich hatte noch keine Lust darauf, die ganzen Steh- und Tischlampen anzumachen, die in meinen Zimmern verteilt sind. (Ich hasse Deckenlampen.) Also zündete ich eine Reihe Teelichter und Kerzen an und genoss unter meiner flauschigen Decke, auf dem Sofa, mit einem Buch auf dem Bauch, das mummelige Licht.

Ich kochte Eintopf. Eins der vielen Dinge, die ich an Herbst und Winter mag: Man kann dauernd Eintopf essen.

Was schön war, Freitag, 18. November 2016 – Lesen (meine Standard-Überschrift, ich weiß)

Morgens fuhr ich zur von-Welden-Tochter, die mich wie immer erstmal bewirtete, bevor sie sich dazu bewegen ließ, mir Dokumente rauszulegen, was ich aber inzwischen ganz charmant finde. Erstmal bei Tee plaudern, dann über die Nachkriegszeit sprechen. Ich blätterte Kisten und Kästen von undatierten Zeichnungen durch und bekräftigte entschieden die Aussage der Tochter, dass man wirklich nicht jeden Fitzel, den der Mann mal bekritzelt hatte, aufheben muss. Dann guckte ich einige gerahmte farbige Bilder durch, die in einem großen Regal standen und erfreute mich ganz unwissenschaftlich an ihnen; die farbigen Werke aus den späten 50ern und 1960ern mag ich inzwischen wirklich gerne, mit den ganzen Zeichnungen kann ich bis heute recht wenig anfangen.

Ein paar Stunden später saß ich wieder im Zug, meinen Rucksack und meine Residenztheaterstofftasche vollgepackt mit Briefen an die Tochter und an Künstlerfreunde, dazu Unterlagen über Ausstellungen, meist erst nach seinem Tod, aber die will ich auch durchgucken, um Namen mitzukriegen, die mit ihm in Verbindung gebracht werden. Ich glaube, meine Arbeit wird sich eher um Künstlerkollektive drehen. Ich kann hier leider nicht gendern, denn anscheinend hat der Mann nur mit anderen Männern gemalt oder ausgestellt. Hmpf.

Außerdem im Rucksack: Schokolade. Ich kriege immer was mit, letztes Mal war’s Obst, dieses Mal Schokolade, weil ich schon so viel zu tragen hatte, die ist leichter. Es ist echt immer wie Oma-Besuchen.

Im Zug las ich weiter Ian Kershaws To Hell and Back (auf deutsch Höllensturz). Ich ahne allmählich, warum der Mann so erfolgreich ist: Er ist nicht nur ein guter Historiker, sondern er kann auch noch schreiben. Auf den ersten 100 Seiten geht’s um die Situation Anfang des 20. Jahrhunderts, die goldene Zeit, aus der dann eher zufällig und durch engstirnige Bräsigkeit ein Weltenbrand wurde. Ich las über die Entstehung des 1. Weltkriegs, seinen Verlauf und bin jetzt bei den direkten Nachkriegsauswirkungen. Das macht alles überhaupt keinen Spaß, liest sich aber wie geschnitten Brot; es ist wirklich eine Freude.

Ich habe gerade mal in die deutsche Leseprobe reingeguckt, die Übersetzung von Klaus Binder, Bernd Leineweber und Britta Schröder scheint auch gut gelungen zu sein, wobei sie natürlich das Problem haben, dass im Deutschen auch die schönsten kurzen englischen Sätze grundsätzlich länger und manchmal umständlicher werden. Mir ist dieser Effekt bei meinen eigenen Texten vor Kurzem aufgefallen; für ein kunsthistorisches Projekt wurden meine deutschen Texte ins Englische übersetzt, und auf einmal klang ich total kurz angebunden. Nicht mehr präzise und auf den Punkt wie im Deutschen, sondern wirklich sehr vereinfacht. Damit haderte ich etwas, aber ich wusste nicht, wie man das noch hätte ändern können. Was ich mir für den nächsten Textauftrag, der hoffentlich kommen wird, vornehme: gleich auf Englisch abgeben. Dann klinge ich wenigstens nach mir und nicht wie jemand, die keine Lust hat, längere Sätze zu formulieren.

Abends schnappte ich mir wieder eine Graphic Novel aus der Münchner Stadtbibliothek: Haarmann von Peer Meter und Isabel Kreitz. Auch dieses Buch macht natürlich überhaupt keinen Spaß, denn es geht um den Hannoveraner Serienmörder Fritz Haarmann. Ich habe es trotzdem gerne gelesen, denn die Zeichnungen haben mir gefallen und es war schön, die alte Heimat wiederzusehen. Jetzt weiß ich zum Beispiel, wie der Bahnhofsvorplatz Mitte der 20er Jahre ausgesehen hat. Außerdem ist mir mal wieder aufgefallen, wie sehr Haarmann mit Hannover verbunden ist; wenn ich darüber nachdenke, was man so mitkriegt, wenn man dort bzw. in der Nähe aufwächst, bestand Hannover für mich jahrelang aus Haarmann, Schwitters, dem größten Schützenfest der Welt (plus Lüttje Lage), den Nanas und den Herrenhäuser Gärten. Über letztere freue ich mich innerlich immer großkotzig, wenn ich durch Nymphenburg gehe und denke, ja gut, du hast nen tollen Kanal, aber die Gärten sind in Hannover hübscher. Auch Schleißheim konnte mich nicht so umhauen. Bei beiden Gärten fehlt mir das Intime, das Herrenhausen an einigen Stellen hat. Das ist nicht überall nur groß und weitläufig und „guck mal, was wir haben“, sondern dort finden sich auch Eckchen zwischen hohen Hecken, in denen plötzlich eine kleine goldene Statue steht oder ein Bänkchen zum Ausruhen. Ich müsste da eigentlich mal wieder hin.

Was schön war, Donnerstag, 17. November 2016 – Transkribieren

Ich habe weiter die Briefe von Weldens transkribiert – nicht alle, nicht jede Postkarte aus Italien, die er nach Bad Feilnbach geschickt hat, aber doch einen großen Teil. Allmählich kann ich seine Handschrift ganz gut entziffern, wenn auch nicht immer.

Was das Aufschreiben etwas erschwert, ist sein Freestyle-Deutsch. Er ist in Paris geboren und hat dort die ersten gut 15 Lebensjahre zugebracht, und auch wenn seine Eltern Deutsche waren, so schreibt er in einer manchmal seltsamen Grammatik, hört mitten im Satz auf oder wiederholt sich oft. Inzwischen lese ich seine Briefe wie einen langen Gedankenfluss, der nicht unbedingt irgendwo ankommen will, sondern manchmal einfach so vor sich hinrauscht.

„Und doch, ist das Malen so schwer, ich plage mich, u. finde die Ergebnisse/Verhältnisse [?] sehr undankbar u. doch muß ich malen, es steckt irgendwas dahinter, bloß ich finde mich darin noch nicht. Hin u. doch, habe ich das Gefühl darin zu jonglieren, aber es ist doch noch nicht so. Vielleicht will ich zu viel oder denke zu viel, oder mache zu viel, oder nehme ich zuviele Mitteln dazu, ich weiss es nicht, u. komme nicht dahinter. Ich glaube ich lerne mehr Weisheiten dahinter wie’s malen. Aber weisst Du, bloß Zeichnen kann ich auch nicht, irgendwie müßte ich dann alles umdrehen, vielleicht doch Bücher illustrieren. Aber Aufträge sind einerseits schön, andererseits fühlt man sich zu stark an Auftraggeber gebunden u. hat Hemmungen, aber es ist alles mit Dornen gespickt, bloß Du nicht. Du wirst sagen, es ist ironisch gemeint, aber man muss auch in einem Liebesbrief scherzen, denn ein bißchen Bosheit ist mir Bedürfnis. Gerade habe ich deine Stimme am Telefon gehört, sie klingt da ganz anders so aus der Brust voll herausgeholt, Du müßtest eine schöne Altstimme haben, aber Du hast mir noch nie was vorgesungen.“

(Leo von Welden an seine zweite Frau Josefa von Welden, 7.3.1949)

Was schön war, Dienstag/Mittwoch, 15./16. November 2016 – Trüffelschweinchen

Am Dienstag fuhr ich ins Heimatmuseum Bad Aibling. Leo von Weldens Atelier in München wurde im Oktober 1943 von einer Bombe getroffen, woraufhin er und seine Familie nach Bad Aibling umgesiedelt wurden. 1952 zog er dann nach Bad Feilnbach weiter. In dieser Zeit war er an der (Neu-)Gründung der dortigen Kunstvereine beteiligt, genau wie an dem in Rosenheim. Was mich in diesem Semester interessiert: Wie ging es nach 1945 für ihn weiter? Wo und was hat er ausgestellt, wenn überhaupt, und dafür sind Kunstvereine natürlich eine dankbare Adresse.

Im Heimatmuseum versorgte mich ein freundlicher Herr des historischen Vereins neben vielen mündlichen Anekdoten, die ich mir gerne anhörte, mit mehreren Mappen voller Zeitungsausschnitte und Korrespondenz. Nicht ganz so viel wie ich gehofft hatte, aber: Ich fand allen Ernstes in Bad Aibling den Zeitungsausschnitt aus Stuttgart über eine Ausstellung ebenda, den ich in der Stabi in München ergebnislos gesucht hatte. Außerdem kenne ich jetzt noch mehr Ausstellungen in München von vor 1945 von ihm, was mich zwar wieder ärgert, weil meine Hausarbeit nicht vollständig war, aber gleichzeitig bestätigt, weil ich richtg geschlussfolgert hatte: Der Mann hat durchgehend gearbeitet und ausgestellt und wurde in der Presse freundlich besprochen. Wobei es während der NS-Zeit, ich glaube ab 1935, aber nagelt mich darauf nicht fest, keine wirkliche Kunstkritik mehr gab, sondern nur noch eine Kunstberichterstattung, die das Positive an der Kunst vermittelt sollte und keine ernsthafte Auseinandersetzung mehr war.

Was ich spannend fand: In Bad Aibling wurde bereits 1946 wieder Kunst ausgestellt – aber natürlich eher die Maler, die vorher auch schon präsent waren. Noch bin ich auf keine*n Moderne*n gestoßen, aber das bestätigt das Narrativ, das wir in unserem Kurs belegen wollen: dass es eben keine Stunde Null gab, sondern im Kunstbereich eher erstmal so weitergemacht wurde wie vorher.

Außerdem fand ich einen Zeitungssauschnitt von 1950, in dem ein Zeichenkurs von Weldens angekündigt wurde: Für ein halbes Jahr lang konnte man sich von ihm das Handwerk beibringen lassen, für jeweils 30 Pfennig pro Abend. Ich bin immer dankbar, wenn ich irgendwo Zahlen finde, denn dadurch kann ich die Preise seiner Bilder besser einschätzen, die ich aus der Galerie Rosenheim und dem Lenbachhaus München habe. Zum Vergleich: Für eine Mappe mit sechs von Weldens Federzeichnungen, die zu den ersten Ankäufen der Galerie nach dem Krieg gehörte, zahlte die Galerie 1948 150 DM. 1944 wurde für fünf seiner Werke (meist Öl) noch jeweils 1200 RM gezahlt. Zum Vergleich: In der hochpreisigen Großen Deutschen Kunstausstellung war sein günstigstes Bild für 1600 RM verkauft worden. Ein Facharbeiter verdiente zu der Zeit ungefähr 2400 RM – im Jahr. Wie die Löhne um 1950 aussehen, muss ich noch recherchieren.

Auf der Zugrückfahrt blickt ich kurz von meinem Buch hoch und sah: Berge. Und wie immer, wenn ich Berge sehe, denke ich genau das: „Oh, Berge!“ Manchmal vergesse ich, dass ich nicht mehr in Norddeutschland wohne. Ich bin stets beeindruckt von diesen souverän rumstehenden Klötzen, die für mich immer noch überraschend plötzlich in meinem Blickfeld auftauchen. Das ist immer so ein bittersüßes Mittelding zwischen „Ich habe mich verändert“ und „Aber ich weiß noch nicht, wohin“.

IMG_0754

Gestern saß ich den ganzen Tag am Schreibtisch. Ich hätte auch in die Bibliothek fahren können, aber draußen regnete es so vor sich hin, ich hatte Tee und Kekse und noch tausend Aufsätze zu Amnesty International, und so saß ich da halt und las und lernte und merkte, wie ich immer ruhiger wurde, was nach den letzten angespannten Tagen durch die US-Wahl sehr schön war.

Was schön war, Montag, 14. November 2016 – Kunsthilfe

Ihr erinnert euch an mein letztes 12von12, wo ich einen Brief aus Paris erwähnte (6. Bild), in dem ein Hobbyhistoriker nach einer Grabplatte bzw. deren Inschrift und einem darauf abgebildeten Wappen fragte? Ich weiß jetzt, was da steht und ich weiß auch, zu wem das Wappen gehört, und deswegen hat sich der gestrige Tag ziemlich gut angefühlt, weil ich jemandem helfen konnte.

Vormittags erledigte ich Korrekturen, mittags saß ich im wie immer lehrreichen Rosenheim-Seminar, und direkt danach radelte ich ins Zentralinstitut für Kunstgeschichte, um ein Wappen zu suchen und einen Aufsatz über Kasernen in der NS-Zeit für eine Dame auf Twitter einzuscannen. In die Bibliothek des ZI darf man, wie üblich, keine Jacken mitnehmen, Rucksäcke, Zeug halt, in dem man Bücher verstecken könnte. Besonders ist hier, dass man auch keine Getränke mitnehmen darf, was aber okay ist, weil der Weg vom Leseplätzchen zum Schließfach nicht sehr lang ist. In der Stabi mit ihrer Riesentreppe würde mich das doch sehr nerven, wenn ich für einen Schluck Wasser gefühlt 500 Meter gehen müsste. (Ich sehe die Sportlerinnen unter euch mit den Augen rollen, aber ich bin nicht zum Laufen in der Bibliothek, sondern zum Lernen.) Ich zuppelte also meinen Laptop ohne Hülle aus dem Rucksack, mein Netzteil und mein Notizbuch, in dessen hinterer Klappe immer meine Bezahlkarte für die ZI-Scanner liegt. Mein USB-Stick, den ich ebenfalls dazu brauche, steckt in meiner vorderen Rucksacktasche. Jedenfalls theoretisch. Gestern steckte er da nicht, denn ich hatte ihn beim letzten Besuch in die Hosentasche umgesiedelt, deren Inhalt ich immer auf meine Flurkommode werfe, wenn ich nach Hause komme, und anscheinend vergessen, ihn von dort wieder in den Rucksack zu packen. Knurrend ging ich trotzdem in den Lesesaal, vielleicht würde ich ja gar nichts finden, dann wäre das auch egal.

Natürlich fand ich alles, was ich suchte. (ZI-Bib <3) Ich erinnerte mich an dieses Buch, in dem ich für meine Frauenchiemsee-Hausarbeit ewig geblättert hatte, weil es irrwitzig ausführlich war. Ich meinte mich auch an ein Kapitel zu erinnern, in dem es um Grabplätze in der Klosterkirche ging – mein Thema war ja unter anderem das Grab der ersten uns bekannten Äbtissin, der seligen Irmengard. Als ich im vierten Semester diese Arbeit schrieb, durfte ich noch nicht ins ZI – damals durfte man dort erst mit einem anständigen Forschungsinteresse rein, also mindestens eine BA-Arbeit, heute dürfen wir KuGi-Studis ab dem ersten Semester rein –, aber ich ahnte, dass das Buch da sein würde. War es auch, und ich hatte mich richtig erinnert: Ein Kapitel beschäftigte sich nur mit den Grabdenkmälern im Münster.

grabplatte
Düll, Sigrid: „Grabmalplastik und Epigraphik im Kloster Frauenchiemsee“, in: Brugger, Walter/Weitlauff, Manfred (Hrsg.): Kloster Frauenchiemsee 782-2003. Geschichte, Kunst, Wirtschaft und Kultur einer altbayerischen Benediktinerinnenabtei, Weißenhorn 2003, S. 201–246, hier S. 206.

Die Platte ist ein Epitaph für die selige Irmengard, die von der Äbtissin Magdalena Auer (Äbtissin seit 1467, verstorben 1494) posthum in Auftrag gegeben wurde. Die lateinische Inschrift besagt genau das: wer dort liegt und dass sie zu Lebzeiten ihre Schäfchen (Nonnen) weise geführt hat. Das linke Wappen zeigt die französischen Lilien (ihr Vater war König des ostfränkischen Reiches), das mittlere Wappen mit den gekreuzten Seerosenblättern steht für Frauenchiemsee, und das rechte Wappen ist das der Äbtissin Auer.

Jetzt musste ich diese Infos von den Buchseiten nur irgendwie in eine E-Mail kriegen. Nachdem ich den ganzen Lesesaal nach einem mir bekannten Gesicht abgesucht, aber keines gefunden hatte, setzte ich mich tapfer über alle Konventionen hinweg und fragte laut nach einem USB-Stick, der mir auch sofort gereicht wurde. Yay! Auch den Aufsatz über die Kasernen fand ich sofort im Regal, zog mit Stick und Büchern zum Scanner und bastelte danach schöne verschickbare PDFs aus den Buchseiten.

Das hat sich gut angefühlt, interessierten Leuten mit meinem Wissen – oder meinem Zugang dazu – weiterhelfen zu können.

Tagebuch, Sonntag, 13. November 2016 – Hilflosigkeit

Hätte ich jetzt auch nicht gedacht, aber mein Menschenrechtskurs ist ein kleiner Leuchtturm in der dunklen Suppe der US-Nachrichten geworden. Ich verbrachte den gestrigen Tag hauptsächlich am Schreibtisch, um weiter an meinem Referat über Amnesty International zu arbeiten, was genauer heißt: Ich habe darüber gelesen, dass die Menschheit sich immerhin schon mal Gedanken darum gemacht hat, wie es uns besser gehen könnte, indem wir uns für andere, Schwächere einsetzen, auf unveräußerliche Rechte pochen und sie inzwischen sogar einklagen können. Zwischendurch konnte ich es natürlich nicht lassen, ins Internet zu gucken, wo immer neue Artikel auftauchten, die meine Laune schlagartig schlechter werden ließen.

In den letzten Tagen hatte ich eine sehr zweigeteilte Twitter-Timeline. Die eine Hälfte meinte, man solle sich doch nicht so viele Sorgen machen, nichts werde so heiß gegessen usw., vielleicht macht das Amt aus Trump ja doch noch einen netten Kerl. Die andere Hälfte verhielt sich so wie ich: langsam in Panik geraten. Gestern wurde leider eher die zweite Hälfte bestätigt: Zunächst quasselte Trump in seinem ersten Fernsehinterview nach der Wahl davon, drei Millionen unregistrierter Immigrant*innen aus dem Land zu jagen, was natürlich wieder trumpiger Quatsch ist, weil es gar nicht so viele von ihnen gibt; die Washington Post nennt die Zahl von knapp zwei Millionen, von denen viele aber auch rechtmäßig in den USA sind. Aber Trump scheint es mit der Wahrheit nach der Wahl genauso wenig genau zu nehmen wie vorher. Das lässt mich nicht unbedingt hoffen.

Abends wurde mir dann richtig schlecht, denn er ernannte Steve Bannon zum politschen Chefstrategen seiner Regierung. Diesen Steve Bannon:

„Mr. Bannon’s selection demonstrated the power of grass-roots activists who backed Mr. Trump’s candidacy. Some of them have long traded in the conspiracy theories and sometimes racist messages of Breitbart News, the website that Mr. Bannon ran for much of the past decade.

The site has accused President Obama of “importing more hating Muslims”; compared Planned Parenthood’s work to the Holocaust; called the conservative commentator Bill Kristol a “renegade Jew”; and advised female victims of online harassment to “just log off” and stop “screwing up the internet for men,” illustrating that point with a picture of a crying child.“

Die New York Times meint, es gebe eigentlich nur noch eine Person, die sich als Bollwerk gegen rechts stellt, und das sei ausgerechnet Angela Merkel:

„Germany’s chancellor, Angela Merkel, has emerged as the last powerful defender of Europe and the trans-Atlantic alliance after the election of Donald J. Trump. But after 11 years in power, she is tired, her associates say, and under siege seemingly from all directions.

She is under pressure from the same forces that elevated Mr. Trump in America, fueled Britain’s vote to exit the European Union and are now propelling the populist Marine Le Pen in France. At home, the hard-right Alternative for Germany party has scored a string of victories in state elections.

Ms. Merkel needs to fend off a resurgent Russia that is promoting its brand of illiberal democracy by backing right-wing parties throughout the Continent and fanning the flames of populism. But with Mr. Trump openly admiring Russia’s president, Vladimir V. Putin, even maintaining economic sanctions imposed on Moscow over conflicts in Crimea and Ukraine will be a challenge.

“Never before has so much ridden on the Germans,” said Simon Tilford, the deputy director of the Center for European Reform in London. “We’re very fortunate that Germany is led now by Merkel, because there is a chance she will step up and do what Europe needs her to do.”“

Diese rechte Scheiße macht mir Angst. Mehr als ich dachte.

#12von12 im November 2016

Die anderen 12von12er*innen gibt’s wie immer bei Caro.

IMG_0708

Vor dem Wecker aufgewacht und erstmal Twitter und Instagram durchgescrollt. Dabei stieß ich auf einen Post von Architekturkritikerin Alexandra Lange, die die Frankfurter Küche im MoMA abgelichtet hatte. Für meine 12 von 12 auf Instagram habe ich das Bild beschnitten, hier kann ich die schönen Glasschütten drauflassen, die ich selbst sehr gerne hätte.

IMG_0709

Um nicht zum tausendsten Mal meinen Cappuccino oder Flat White, je nachdem, welche Laune mein Milchaufschäumer hat, zu fotografieren, zeigte ich stattdessen meinen geliebten White-Chocolate-Sirup, der aus jeder feinen Kaffeespezialität süße Schlotze macht. Genau das, was ich morgens haben will.

IMG_0711

Kaffee getrunken, gebloggt, dann langsam ausgehfein gemacht. F. und ich fuhren zur Sammlung Goetz, die gerade Michael Buthe und Assume Vivid Astro Focus zeigt.

Buthe hatte ich vor kurzem im Haus der Kunst gesehen und fand es schön, noch eine weitere Facette seines Schaffens anschauen zu können. In der Sammlung Goetz hingen im Obergeschoss viele Werke mit spirituellem Hintergrund, von denen mir besonders Im Zeitalter der Fische (1988) gefallen hat. Ich mochte die Verbindung der Sterne auf blauem Grund, die ich in ägyptischen Tempeln gesehen hatte, mit dem christlichen Format des Triptychons und den Fischen. Die Verwendung von Goldfarbe erinnerte mich an byzantinische und frühchristliche Ikonografie, während die gelben Punkte mich an eine Darstellung eines Planetensystems denken ließen. Ich mochte die Assoziationskette, die Religion, Wissenschaft und Jahrtausende Kunst zusammenführte.

Mit dem Untergeschoss konnte ich weniger anfangen, aber da warteten auch noch zwei Räume AVAF auf uns. Ein Raum war mit einem riesigen Pappaufsteller in einen Raum im Raum verwandelt worden, und obwohl man sehen konnte, dass es eine Fälschung war, dass das kein echter Raum war, verwirrte mich die verzogene Perspektive dermaßen, dass ich mich an der Wand festhalten musste, weil mein Kopf nicht kapierte, was meine Füße eigentlich spürten. Das konnte ich immer nur wenige Sekunden ertragen, dann musste ich mich bewegen, was die Täuschung sofort aufhob. Daumen hoch für körperliche Kunsterfahrung!

Den Daumen konnte ich im zweiten Raum nur so mäßig heben. Fing allerdings gut an: Der ganze Raum war gestaltet, Fußboden, Wände, teilweise die Decke, wenn ich mich richtig erinnere, eine Wand war eine Videowand geworden, auf der wilde, bunte Formen entstanden und vergingen, es hingen und standen dreidimensionale Objekte herum, so dass man sich herrlich in der ganzen wirren Buntheit verlieren konnte. Überhaupt: Kunst, in die man reingehen kann, ist immer super. Was weniger super war, war das Video, das die ganze Zeit in Dauerschleife in Wandgröße lief, in der eine normschöne weiße Frau lasziv Zeug in die Kamera sang. Das mag eine total kritische Auseinandersetzung mit eben genau diesem Tropus gewesen sein; das konnte ich aber nicht erkennen. Ich bin inzwischen so unfassbar gelangweilt von den ewig gleichen Darstellungen, ich will sie nicht mal in einer überzogenen Weise sehen, weil sie immer und immer und immer wieder dieselben blöden Bilder reproduziert, mit denen ich eh schon den ganzen Tag bombardiert werde. Hat sich trotzdem gelohnt, alleine für die lustigen Wortreihen, die auf einer Stellwand durchliefen und das Akronym der Künstlergruppe immer wieder neu auflösten. Mir hat „Always vomit after formalitites“ am besten gefallen.

Zusätzlich mag ich das Gebäude gern, das von Herzog & de Meuron gestaltet wurde. Wobei mich der Begriff „Charly Brown“, der zusammen mit vielen anderen (pop-)kulturellen Worten an einer Fensterfront steht, immer irritiert: Ist das ein Fehler (der Peanut heißt Charlie Brown) oder eine Anspielung, die ich nicht kapiere?

IMG_0715

F. fuhr weiter ins Haus der Kunst, ich hingegen zum Einkaufen und zur Packstation. Hier verräume ich gerade gekauftes Futter …

IMG_0717

… während das in der Packstation lag: ein Originalkatalog der Westkunst-Ausstellung von 1981. Darüber hatten F. und ich gerade eine Podiumsdiskussion gesehen, das hatte ich natürlich verbloggt, woraufhin sich eine Leserin meldete und meinte, sie hätte hier einen Katalog von ihrer Oma liegen, ob ich Interesse hätte. Hatte ich natürlich. Vielen Dank für das Geschenk! Im Katalog liegen bergeweise Zeitungsartikel, die Oma Elfriede liebevoll in die betreffenden Seiten einsortiert hat. Ich besitze quasi ein personalisiertes Exemplar, was ich sehr spannend finde. Und jetzt, wo ich den Katalog durchgeblättert habe, verstehe ich auch Kurator Kaspar König, der meinte, sowas könnte man heute nicht mehr realisieren; da hing wirklich unfassbar viel an den Wänden. König meinte auch, dass die Postwar-Ausstellung, die gerade im HdK läuft, ebenfalls das Zeug dazu hätte, ein Klassiker zu werden. F. lief gestern nur kurz durch und meinte, so dicht gehängt hätte er das Haus der Kunst noch nie gesehen. Jetzt bin ich doppelt gespannt.

IMG_0716

Und noch mehr Post, die mich allerdings total überraschte. Kai hatte mir einen Brief aus Hamburg nachgeschickt, der an meine dortige Adresse gegangen war. Er kam aus Paris, stammt, glaube ich, von einem Hobbyhistoriker, der ein Buch über die heraldische Lilie geschrieben hat, in dem er meine kleine, putzige Hausarbeit über Frauenchiemsee zitierte. (Meine erste wissenschaftliche Zitation! Wo-hoo! Okay, Buch im Eigenverlag, aber egal. Meine erste wissenschaftliche Zitation! Gleich mal das Buch bestellt.) Der Herr schickte ein Foto einer Tafel aus dem Münster mit – die sieht man auf dem Bild –, auf der drei Wappen abgebildet sind. Seine Frage war: Kann ich die Tafel entziffern und wüsste ich mehr über die Wappen? Ich sehe mich schon Montag im ZI sitzen und Heraldik betreiben; da muss ich eh hin, weil ich jemandem auf Twitter zugesagt habe, einen Aufsatz über NS-Kasernen einzuscannen. Das wird lustig! (Ernstgemeint.)

IMG_0718

Hausaufgaben fürs Menschenrechtsseminar. Das scheint sich als gutes seelisches Gegengewicht zu meinem ganzen NS-Kram zu entwickeln. Ich hätte zwar trotzdem lieber den Kurs über den Münchner Kunsthandel in den 1930er Jahren gehabt, aber für mein emotionales Gleichgewicht, das in den letzten Tagen arg ins Schlingern geraten ist, ist es sehr gut, Texte zu lesen, in denen Menschen sich Rechte überlegen und sie weltweit durchsetzen wollen. Dass das nicht so einfach ist, habe ich in den letzten Tagen allerdings auch gelernt.

IMG_0719

Eigentlich hatte ich überhaupt keine Lust zum Saubermachen, aber da ich eh noch ein Foto brauchte, um auf zwölf zu kommen, war das eine klassische Win-Win-Situation. Weiteres Bild, saubere Wohnung. Okay, Badputzen habe ich ausgelassen.

IMG_0721

Ich wollte mal wieder ein neues Rezept ausprobieren. So sah es im Anfangsstadium aus.

IMG_0722

Und das war das Ergebnis, mit dem ich nur so halb zufrieden war. Ich briet Kabeljau in der Pfanne an und bekam ihn mal wieder nicht in einem Stück aus ihr heraus, was mich jedesmal an meinen Küchenfähigkeiten zweifeln lässt. Der Fisch liegt auf grünen Linsen, die super waren.

Anstatt sie einfach mit einem Lorbeerblatt in Wasser zu kochen, was ich sonst immer mache, nachdem ich eine Zwiebel in Öl anbraten habe, schlug das italienische Rezept vor, nicht nur eine Zwiebel, sondern auch noch Möhren, Lauch und eine dicke Scheibe Pancetta anzubraten. Eigentlich auch noch Sellerie, aber den hab ich weggelassen; das nervt mich immer, wenn ich nur wenig brauche, aber viel kaufen muss – den Rest esse ich nie, weil ich Sellerie nicht mag, außer eben in Suppen oder ähnlichem. Ich will aber auch nicht fünf Tage hintereinander Suppe kochen, um die blöde Sellerieknolle oder -stange wegzukriegen.

Wenn alles schön angebraten und das Gemüse weich ist, die grünen Linsen dazugeben plus einen Zweig Rosmarin und ein kleines Bund Salbei und mit Gemüsebrühe aufgießen. Die Kräuter nach dem Kochen wieder entnehmen; falls noch Flüssigkeit da ist, abgießen, einen dicken Klacks Butter dazu und fertig. Das schmeckte ganz hervorragend und genau richtig kräuterig, nicht zu viel, nicht zu wenig. Das Rezept wollte allerdings auch noch Petersilienpesto dazu, was super klang – ich liebe Petersilie –, auf dem Teller aber überhaupt keinen Sinn ergab. Generell ist gegen den Kontrast kalt-warm nichts einzuwenden, hier fand ich ihn sehr störend, und außerdem überlagerte die Petersilie total dreist die schönen Linsenkräuter. Sah aber immerhin schick auf dem Teller aus, auch wenn ich bei nicht vorhandenem Tageslicht vielleicht doch besser einen weißen Teller hätte nehmen sollen.

IMG_0725

Dafür gab’s am Wein aber nichts zu meckern. Das war meine letzte Flasche; wie @marqueee gestern auf Instagram kommentierte, ist der 2015er aber gerade zu haben. Gleich mal eine Kiste ordern.

IMG_0727

Als Absacker gönnten F. und ich uns noch einen Gin Tonic. (Nein, ich schreibe nicht mehr Gin & Tonic, weil kein Mensch das im Deutschen sagt. Ja, ich weiß, dass das eigentlich so heißt.) Im vergangenen Sommer tranken F. und ich uns durch diverse Flaschen und ich kann jetzt sagen: Der Duke bleibt mein Liebling. Das hat nichts damit zu tun, dass der bei mir um die Ecke gebrannt wird, aber das finde ich trotzdem sehr schön. Endlich mal mit Fug und Recht sagen können: Ich kaufe total regional ein.

Wen ich noch richtig gerne trinke: The Botanist, Whobertus (schlimmster Name EVER!), Adler. Gutes Mittelfeld: Tanqueray, Tanqueray Rangpur, Long Horn. Mag ich nicht: Friedrichs (hat nicht mal ne Website), Monkey 47. Ja, den mögen alle. Ich nicht.

Links vom Samstag, 12. November 2016

Ich bin im Kopf immer noch mit der US-Wahl beschäftigt.

Jamelle Bouie über Rassismus in den USA: White Won. Ich fand es sehr aufschlussreich zu lesen, dass auf jede rekonstruktive Phase ein Backlash folgte; so hatte ich die Jahre seit dem Bürgerkrieg Mitte des 19. Jahrhunderts noch gar nicht durchdacht. In diesem Zusammenhang empfehle ich mal wieder zwei Bücher, die sich mit der ersten Reconstruction bzw. der Zeit danach befassen: Eric Foners Reconstruction sowie Douglas A. Blackmons Slavery by another Name, beide hier im Blog besprochen. Zurück zum Artikel:

„More than anything, Trump promises a restoration of white authority. After eight years of a black president—after eight years in which cosmopolitan America asserted its power and its influence, eight years in which women leaned in and blacks declared that their lives mattered—millions of white Americans said enough. They had their fill of this world and wanted the old one back. And although it’s tempting to treat this as a function of some colorblind anti-elitism, that cannot explain the unity of white voters in this election. Trump didn’t just win working-class whites—he won the college-educated and the affluent. He even won young whites. Seventeen months after he announced his candidacy, millions of white Americans flocked to the ballot box to put Trump into the White House. And they did so as a white herrenvolk, racialized and radicalized by Trump. […]

Fifty years after the black freedom movement forced the United States to honor its ideals, at least on paper, it’s clear this was premature. Like clockwork, white Americans embraced a man who promised a kind of supremacy. We haven’t left our long cycle of progress and backlash. We are still the country that produced George Wallace. We are still the country that killed Emmett Till.“

Ana Marie Cox im Gespräch mit Trevor Noah: Trevor Noah Wasn’t Expecting Liberal Hatred.

Im Interview mit dem New York Times Magazine von vor der Wahl geht es nur am Rande um die Rassenfrage, aber diesen Hinweis des gebürtigen Südafrikaners fand ich spannend:

„Q: Your memoir, “Born a Crime,” is a striking depiction of your life in South Africa both under and after apartheid. How has that experience formed your perspective on the divisions we’re seeing in America because of the election?

A: America is the place that always seems to treat the symptoms and not the cause. In South Africa, we’re very good at trying to go for the cause of racism. One thing that really never happened here, which is strange to me, was a period where white America had to reconcile with what it had done to black Americans.

Q: I wonder if one difference is that in South Africa, no one could deny that the root of it all was racism, whereas here, people think there’s more ambiguity.

A: What’s scary is how many people don’t realize that racism is written into your system in America. We had a very simple, blatant system. You could see where the tumor was, and you could cut it out. In America, the tumor masquerades as an organ, and you don’t know which parts to cut out because it’s hard to convince people that there’s a problem in the first place.“

Aber immerhin gibt es die schönen Obama-and-Biden-Memes, die mir gerade den Tag retten. Hier sind 19 Totally Real Conversations Obama And Biden Have Had Since The Election.