2016 revisited

(2015, 2014, 2013, 2012, 2011, 2010, 2009, 2008, 2007, 2006, 2005, 2004, 2003.)

Ich verkürze den Fragebogen mal wieder.

Manche Fragen gingen mir im Laufe der Jahre auf die Nerven oder ich empfand sie als bedeutungslos, weswegen sie rausflogen. Als erstes starb die Frage „Zugenommen oder abgenommen?“, weil mich diese Frage viel zu lange viel zu sehr beschäftigt hatte. Seit ich intuitiv esse, gut esse, gern esse und mich bewege, weil es Spaß macht und nicht, weil es Kalorien verbrennt, geht es mir deutlich besser. Ich habe seit 2009 keine Waage mehr und sie keinen Tag vermisst. Da ich eher selten Klamotten kaufe und gerade Hosen so lange trage, bis sie auseinanderfallen, kann ich aber trotzdem vermelden, dass ich anscheinend seit ungefähr sieben Jahren mein Gewicht halte – das habe ich seit der Pubertät nicht mehr hinbekommen.

Ich habe seit 2012 auch keinen Ganzkörperspiegel mehr und das war ebenfalls eine sehr gute Idee. Wenn ich mich in irgendwelchen Klamotten gut fühle, dann reicht mir das als Bestätigung, ich brauche keine visuellen Hinweise mehr dazu. Deswegen fliegt dieses Jahr auch die Frage nach „mehr oder weniger bewegt“ raus, denn darauf will ich ebenfalls nicht bewusst achten. Ich liebe mein Fahrrad, ich habe bequeme Schuhe, das reicht mir. Generell geht mir der Selbstoptimierungswahn, was den Körper angeht, seit Längerem auf den Zeiger. Aber auch ich bin davon leider nicht ganz frei: Seit ein paar Jahren trainiere ich fast jeden Tag meinen grauen Klumpen im Kopf. Team 2h Bib statt 2h Gym! Aber jeder, wie er mag.

Die Fragen nach Haarlänge oder Kurzsichtigkeit haben sich bei mir auch erledigt; meine Haare bleiben irgendwie immer halblang, so dass ich sie mir hinter die Ohren klemmen kann, um ungestört zu lesen, und an meiner Kurzsichtigkeit wird sich vermutlich auch nichts mehr ändern. Das muss ich nicht jedes Jahr wieder neu notieren. Die Frage nach dem besten Sex habe ich von Anfang an eher ausweichend beantwortet, weil euch das nichts angeht; die ist anscheinend seit letztem Jahr nicht mehr dabei, was mir erst beim Copypasten des Eintrags aufgefallen ist.

Was in diesem Jahr rausfliegt: die Frage nach dem Geld. Das spielt seit meinem ersten Semester nur noch eine Rolle, weil es nicht mehr so üppig da ist wie vorher, was mir klargemacht hat, wie sehr ich mich früher über meinen Kontostand definiert habe. Ich habe immer von mir behauptet, dass mir das egal sei, „it’s just money“, aber den Satz kann man in all seiner Großkotzigkeit natürlich auch nur von sich geben, wenn eben genug da ist. Auch meine erste Twitter-Bio, Liberaces Ausspruch „I cried all the way to the bank“, schien mir im Nachhinein zu sagen, ja, dir geht’s vielleicht nicht gut, aber hey, du kannst dir alles kaufen. Was mich aber anscheinend auch nicht glücklich machen konnte. Das kriegt das viele Wissen, das ich in den letzten vier Jahren angehäuft habe, deutlich besser hin, auch wenn ich beim Anblick meines Kontos manchmal in eine Papiertüte atmen möchte. Jedenfalls will ich nicht mehr darüber nachdenken, ob ich mehr oder weniger verdient habe als im Jahr davor. So viel wie in der Werbung werde ich vermutlich eh nie wieder haben. Auch okay.

Ich ahne, dass sich spätestens hier die Frage aufdrängt, wieso ich den Bogen überhaupt noch ausfülle. Ganz einfach: Alleine die Fragen nach Dingen, die ich im vergangenen Jahr zum ersten Mal oder nach langer Zeit wieder gemacht habe, lohnen das Nachdenken.

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1. Der hirnrissigste Plan?

Ich glaube, ich hatte in diesem Jahr keinen einzigen hirnrissigen Plan. Seit der Trennung, dem Umzug, der beruflichen Neuorientierung und dem Alles-auf-Anfang meiner neuen Beziehung bewege ich mich gefühlt sehr auf Eierschalen. Alles wackelt ein bisschen, daher bin ich vermutlich gerade etwas übervorsichtig bei allem, bloß nicht noch mehr kaputtmachen. Vielleicht ist das auch der hirnrissige Plan, überlege ich gerade.

2. Die gefährlichste Unternehmung?

Eventuell ohne anwaltliche oder steuerfachliche Unterstützung mit der KSK korrespondiert zu haben. Ich warte noch, was dabei rauskommt.

3. Die teuerste Anschaffung?

Letzter Teil des Umzugs.

4. Das leckerste Essen?

Die erste Stadionwurst in Augsburg, jedes Oktoberfestbier, das Schnitzel mit Katha und dem Sängermeister in Wien, der Burger auf F.s Balkon und mein Geburtstagsmenü im Broeding,

5. Das beeindruckendste Buch?

Comic: La page blanche von Pénélope Bagieu. Auf französisch mühsam entziffert, ein paar Monate später auf deutsch runtergelesen. Das sollte ich vielleicht nochmal mit einem anderen französischen Comic machen. Runner-up: Haarmann von Peer Meter und Isabell Kreitz.

Sachbuch: Kongo von David van Reybrouck. Generell eins der beeindruckendsten Sachbücher, die ich je gelesen habe, nicht nur in diesem Jahr. Runner-up: Mythos Trümmerfrauen von Leonie Treber.

Fiktion: Room von Emma Donoghue. Runner-up: This isn’t the sort of thing that happens to someone like you von Jon McGregor. Ich habe viel zu wenig Fiktion gelesen in diesem Jahr; hier liegen noch so viele schöne Leser*innengeschenke, zu denen ich noch nicht gekommen bin.

6. Der ergreifendste Film?

The Last Laugh, ganz knapp vor Toni Erdmann.

7. Die beste CD? Der beste Download?

Ich habe in diesem Jahr überhaupt keine Musik gekauft, zahle aber brav für Spotify, weil ich mich an meinen „Mix der Woche“ so gewöhnt habe.

8. Das schönste Konzert?

F. führte mich in die Oper aus und das war ziemlich toll.

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9. Die tollste Ausstellung?

Anselm Kiefer im Centre Pompidou und in der Albertina. Das war fantastisch, so viele Werke so kurz nacheinander (Januar und März) von ihm anschauen zu können. Wobei: Der Prado hat mich auch umgehauen.

10. Die meiste Zeit verbracht mit …?

… überlegen, was schön war, damit ich es ins Blog schreiben kann. War eine gute Therapie, um nicht dauernd Vergangenem hinterher zu trauern oder Zukunftsangst zu schieben. Manchmal denke ich aber auch darüber nach, ob das nur eine blöde Vermeidungsstrategie ist.

11. Die schönste Zeit verbracht mit …?

… Kunstgucken, kuscheln, lesen (auf dem Sofa, am Schreibtisch, in Bibliotheken), schreiben (auf dem Sofa, am Schreibtisch, in Bibliotheken), lernen, dazulernen, noch mehr lernen, weiterlernen.

12. Vorherrschendes Gefühl 2016?

Quo vadis, Gröner?

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13. 2016 zum ersten Mal getan?

Die goldene Hochzeit meiner Eltern gefeiert. Einen Fahrradschlauch gewechselt. In Wien gewesen. In Madrid gewesen. In Rosenheim und Bad Aibling gewesen. Ja, das mag etwas abstinken, aber diese Aufenthalte haben sowohl mein Masterthema als auch die Entscheidung für eine Promotion sehr bestimmt. Ach ja, mich für eine Promotion entschieden (wenn man mich lässt). In vielen Archiven gewesen und es so toll gefunden, dass ich das noch viel öfter machen möchte. Den FC Augsburg als alternativen Fußballclub zu Bayern entdeckt. Und: an einem Museumskatalog mitgeschrieben. So, jetzt isses raus. Das war dieser Job, über den ich immer nur wolkige Andeutungen gemacht habe. Der Katalog erscheint aber erst 2017 und daher darf ich IMMER NOCH NICHT darüber bloggen.

14. 2016 nach langer Zeit wieder getan?

In Paris gewesen, Geister vertrieben.

Paris und ich hatten immer eine etwas schwierige Beziehung. Als ich das erste Mal in Paris war, zerstritt ich mich übelst mit meinem besten Freund auf dem Père Lachaise. Das zweite Mal war Kai mein Begleiter, wobei: Eigentlich war ich seine Begleiterin, denn Paris war immer seine Stadt; sein Onkel lebt da, wir übernachteten da, Kai ging vor und ich hinterher. War damals okay, weil ich es nicht anders wollte, aber dieses Mal war Paris meins. Ich war zum ersten Mal alleine in der Stadt und ich flog, weil ich eine Ausstellung anschauen wollte; ich kam als Besucherin und ging als Kunsthistorikerin. Paris und ich sind jetzt Kumpels.

15. Drei Dinge, auf die ich gut hätte verzichten können?

Zweifel an der Art, wie ich jetzt esse und lebe.

Der letzte Teil meines Hamburg-München-Umzugs, der zwar theoretisch durch ist, mich seelisch aber immer noch nicht loslässt. Überhaupt alles, was mich noch nicht loslässt – oder was ich noch nicht loslassen kann.

Die geschichtsvergessene Wiederkehr der Idiotie (Trump, Brexit, AfD).

16. Die wichtigste Sache, von der ich jemanden überzeugen wollte?

Ähnliche Antwort wie im letzten Jahr: Mich selbst davon, dass das schon irgendwie alles wieder passen wird.

17. Das schönste Geschenk, das ich jemandem gemacht habe?

So oft, wie F. es erwähnt hat, war meine Kondition im Prado – fünf Stunden statt zwei – anscheinend ziemlich schön für ihn. Für mich auch.

18. Das schönste Geschenk, das mir jemand gemacht hat?

Eine Flasche Wein von meinem liebsten Neuseeländer Weingut, eine Packung Nougatpralinen (TEAM NOUGAT!), ein kleines Stofftier und eine Postkarte mit Münchner Motiven, auf der nur „Welcome home“ stand, die in meiner Münchner Küche auf mich warteten, als ich zum letzten Mal aus Hamburg geflogen kam.

19. Der schönste Satz, den jemand zu mir gesagt geschrieben hat?

„Wären Sie an einer Zusammenarbeit interessiert?“

20. Der schönste Satz, den ich zu jemandem gesagt habe?

„Ich möchte gerne wieder mit dir zusammen sein.“

21. 2016 war mit einem Wort …?

Aufbruch. (Hoffentlich.)

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Was schön war, Mittwoch, 28. Dezember 2016 – Plan P

Nach drei Tagen Familienzeit, in der ich kaum alleine war und dem Dienstag, an dem ich mich auch sofort wieder in die Uniarbeit gestürzt hatte, fiel mir gestern ein, dass ich ja mal ein bisschen Pause machen könnte. Ich schrieb zunächst mal wieder konzentriert Mails an ein paar Archive, fuhr dann mein System aber auf halbe Kraft runter, druckte Aufsätze aus, ohne sie zu lesen, puschelte ein bisschen an Leos Biografie rum, sortierte Zeug von rechts nach links auf dem Schreibtisch und zog mich schließlich aufs Sofa zurück, um ein Buch zu lesen, das nichts mit der Uni zu tun hat.

Abends fuhr ich zu F., wo wir weiter über Unikram redeten, und mitten im Gespräch wurde mir klar, dass ich im Kopf schon bei der Promotion bin. Ich freue mich sehr auf meine Masterarbeit, ich freue mich auch auf die zwei noch ausstehenden Hausarbeiten, auch wenn das zeitlich in diesem Semester enger ist als mir lieb ist – Abgabe Hausarbeiten: bis 15. März, Beginn Bearbeitungszeit MA-Arbeit: 20. Februar –, und irgendwo weiß mein Hirn auch, dass es mal langsam ernsthaft für die noch zu bestehenden zwei Klausuren lernen müsste, aber eigentlich sind das alles nur noch Schritte, die ich machen muss, um dann eine Dissertation zu schreiben.

Der Wunsch zu promovieren ist schon länger da, aber es sprachen immer so eklig kluge Gründe dagegen: Ich bin eh schon viel zu alt, vermutlich ist es total egal, ob ich einen Doktortitel habe oder nicht, wenn ich jetzt noch promoviere, bin ich noch älter, und ein bisschen Geld kostet das natürlich auch alles. Andererseits spricht ein total unekliger Grund für eine Promotion: Ich will sie machen. Ich gehe doch nicht fünf Jahre zur Uni und lerne einen Riesenberg tolles Zeug, um dann so mittendrin aufzuhören. Ts.

Weihnachen besprach ich das mit meinen Eltern, die mir Unterstützung signalisierten, und auch wenn das so gar nicht der Plan war, mit 50 noch Taschengeld von Mama zu kriegen, fühlt es sich sehr beruhigend an, dass es möglich ist. Ich hoffe trotzdem auf ein Stipendium, dann verdiene ich wenigstens einen Hauch selbst Geld.

Jetzt muss ich mich nur noch entscheiden, ob ich weitere drei Jahre mit Leo verbringe oder mit jemand anderem – eine biografische Arbeit über jemanden rund um die NS-Zeit wird es sehr wahrscheinlich werden –, dann quengele ich meinen Lieblingsdozenten an, und nebenbei schließe ich noch mein Studium ab. Na dann.

Was schön war, Donnerstag bis Dienstag, 22. bis 27. Dezember 2016 – Weihnachten (ach was)

Donnerstag Feedback aufs Amnesty-Referat bekommen, Lob („im Einser-Bereich“) und Kritik („manchmal zu wenig historische Einordnung“), alles nachvollziehbar und hilfreich. Mit der Dozentin meine drei Ideen für die Hausarbeit besprochen, eine gleich als „vielleicht“ markiert, die anderen beiden Richtungen bitte verfolgen und bis Mitte Januar eine Entscheidung treffen.

Freitag Madeleines gebacken. Ich wollte F. den ersten Band von Prousts Auf der Suche nach der verlorenen Zeit zu Weihnachten schenken, und da die legendäre Szene mit dem feinen Gebäck recht früh kommt, dachte ich, so schnell wie der Mann liest, kann er dabei gleich was Passendes essen.

Samstag erstmals in die Business Class eingestiegen. Ehe meine schönen Hamburg-München-Meilen verfallen, gönnte ich sie mir als Weihnachtsgeschenk für den Flug nach Hannover. Für die Langstrecke hätten sie eh nicht gereicht, also raus damit. Ein bisschen protzig kam ich mir ja schon vor, zu den ersten zu gehören, die an Bord dürfen, aber dann musste ich an Casey Neistat denken, wenn er stolz „First one on the plane!“ in die Kamera grinst, und fand es dann doch okay.

Ich hätte nicht gedacht, dass ich mich mal so über Geschirr, ein Glas und eine Stoffserviette freuen würde, aber das fand ich überraschend schön, nicht mit dem üblichen Pappbecherchen und nem Schokoriegel hinten zu sitzen, sondern vorn mit viel Platz, etwas mehr Beinfreiheit (? weiß nicht, ob ich mir das einbilde) und eben menschenwürdigen Essutensilien, die sich nicht nach Imbissbude anfühlen und einem hektisch entgegengereicht werden. Und das späte Frühstück war auch sehr schmackhaft: ein Brötchen, Butter, Salami, roher Schinken, zwei Käsesorten, ein paar Weintrauben, ein Gürkchen, als Nachtisch rote Grütze mit Vanillepudding und als Rausschmeißer zwei Pralinen, während neben einem das Wasserglas nachgefüllt wird. Ich habe mir ungefähr achtzigmal den Mund abgetupft, weil ich noch nie eine Stoffserviette an Bord hatte, und wusste außerdem das Erfrischungstuch sehr zu schätzen. Das könnte man übrigens auch in der Economy mal verteilen, Stichwort Schokoriegel.

Meine Schwester holte mich aus Hannover ab und fuhr mich zu unseren Eltern, wo ich für das Weihnachtsessen zuständig war. Meine Mutter hatte sich Kürbissuppe gewünscht, für die ich natürlich mein Lieblingsrezept aus dem Lieblingskochbuch nutzte. Als Hauptgang wollte meine Schwester Geflügel, aber keine Gans, weswegen ich einen Putenrollbraten mit Petersilie, Walnüssen und Zitronenschale füllte, was auch gut ankam. Dazu Kartoffelgratin und grüne Bohnen. Als Nachtisch selbstverständlich Welfenspeise, wieder aus Deutschland vegetarisch, wo ich aber dringend über die Mengenangaben diskutieren möchte. Das Rezept reicht angeblich für vier, was ich im letzten Jahr verdoppelte (wir waren fünf), wovon nichts übrigblieb und gequengelt wurde, warum nichts mehr da sei. Dieses Mal habe ich die dreifache Menge zubereitet und damit waren dann fünf Leute glücklich. (Und ich am nächsten Tag, als ich noch ein kleines Gläschen Rest hatte.)

Am ersten Feiertag waren wir abends bei Schwesterchen und ihrem Mann und wurden dort mit Huhn vom Grill, Knödeln und Rotkohl bewirtet. Anschließend traditionelles Doppelkopfspielen, das eigentlich am Heiligen Abend stattfindet, aber ich war nach fünf Stunden in der Küche so müde, dass ich mich um 23 Uhr in mein altes Kinderzimmer zurückgezogen hatte. Als Strafe für meine Memmigkeit haushoch beim DoKo verloren.

Montag entspanntes Rumlungern, wobei ich zwischendurch kurz den Rechner aus dem Rucksack zog, weil mir eine Struktur für die Leo-von-Welden-Hausarbeit eingefallen war. Resteessen, Mittagsschlaf, Mohnkuchen und Kaffee, und dann fuhr mich Schwesterchen abends wieder zum Flughafen, wo ich ein weiteres Mal Spaß mit einer Stoffserviette hatte.

Negativrekord für die Zeit von Landung bis Haustüraufschließen: zwei Stunden. Dieser verdammte Am-Arsch-der-Welt-Flughafen. Ich war schneller von der Wedemark in München (500 km) als von Erding in der Maxvorstadt (32 km).

Gestern waren die Feiertage endlich rum und ich konnte wieder in die Bibliothek. Zunächst verfolgte ich eine Amnesty-Idee, die sich leider relativ schnell als doof erwies. Aber weil ich schon mal zwischen lauter Büchern saß, suchte ich mir noch ein paar, die für die Masterarbeit nützlich sein könnten und las mich dort fest. Einen neuen Dreh für das Thema entdeckt, zufrieden gelesen und geblättert und das Gefühl genossen, mich richtig entschieden zu haben.

„Es begab sich aber zu der Zeit …

… dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt geschätzt würde. Und diese Schätzung war die allererste und geschah zur Zeit, da Quirinius Statthalter in Syrien war. Und jedermann ging, dass er sich schätzen ließe, ein jeder in seine Stadt. Da machte sich auf auch Josef aus Galiläa, aus der Stadt Nazareth, in das jüdische Land zur Stadt Davids, die da heißt Bethlehem, weil er aus dem Hause und Geschlechte Davids war, damit er sich schätzen ließe mit Maria, seinem vertrauten Weibe; die war schwanger. Und als sie dort waren, kam die Zeit, dass sie gebären sollte. Und sie gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe; denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge.

Und es waren Hirten in derselben Gegend auf dem Felde bei den Hürden, die hüteten des Nachts ihre Herde. Und der Engel des Herrn trat zu ihnen, und die Klarheit des Herrn leuchtete um sie; und sie fürchteten sich sehr. Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids. Und das habt zum Zeichen: ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen. Und alsbald war da bei dem Engel die Menge der himmlischen Heerscharen, die lobten Gott und sprachen: Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens.“

Ich wünsche euch allen ein friedliches, fröhliches, besinnliches, schönes, gesegnetes Weihnachtsfest. Danke fürs Lesen.

Ein altdeutsches Dankeschön …

… an Sandra, die mich zwar nicht überrascht hat, aber von der trotzdem ein Geschenk in der Packstation lag: ein Übungsbuch für Sütterlin. Ich habe mir angewöhnt, zum Entziffern von Quellen auf diese Website zurückzugreifen, aber ich merke ständig, dass es eher sinnlos ist, einzelne Buchstaben zu entziffern, vor allem, wenn die in diversen Handschriften vorkommen und daher nicht immer wie aus dem Lehrbuch aussehen. Mir wurde klar: Ich muss Sütterlin schreiben lernen, um es lesen zu können. Dann wollen wir mal. Vielen Dank für das Geschenk, ich habe mich sehr gefreut.

PS: Ich bin sehr froh darüber, dass Leo in Frankreich groß geworden ist und nie die altdeutsche Schreibschrift benutzt. Ich bin ebenfalls sehr froh darüber, dass er trotzdem fast ausschließlich auf Deutsch schreibt. Sehr praktisch, der Mann. (Dafür will ich dauernd in seinen Briefen Kommata setzen und aus Doppel-S ein Esszett machen.)

Tagebuch, Mittwoch, 21. Dezember 2016 – Besuch bei Amnesty

Bis zu meinem Termin um 15.30 Uhr im Bezirksbüro von Amnesty International las ich weiter Kershaw, fand eine sehr unwissenschaftliche Fußnote …

… las außerdem eine Dokumentation zur Anti-Folter-Kampagne von AI, die mir mein Gesprächspartner zugemailt hatte und entzifferte weiter Briefe und Postkarten von Leo.

Gegen drei machte ich mich auf den Weg und genoss – auch nach vier Jahren – mal wieder das Tramfahren. Tramfahren ist super. Bitte mehr Trams in allen Städten. (Und mehr Radwege.)

Mein Gesprächspartner verspätete sich etwas, aber ich wurde von einer Angestellten mit hilfreicher Literatur versorgt, deren Titel ich mir gleich in mein ewig langes Stoffsammlungsdokument auf dem MacBook notierte. Nach dem Tramfahren freute ich mich darüber, dass meine Batterie wieder funktionierte und ich mal eben so meinen Laptop aufklappen konnte, um mit ihm zu arbeiten.

Das Gespräch war dann leider nicht ganz so ergiebig wie ich mir erhofft hatte. Der Herr war zwar äußerst hilfsbereit und auskunftsfreudig, aber Dokumente aus den 70er Jahren hätte er leider nicht für mich. Ich erfuhr aber viel über die Gruppenarbeit von AI, was ich bisher noch nicht aus der Literatur kannte. Außerdem meinte der Herr, dass die Münchner Polizei AI und seine Aktionen in der Stadt immer ein bisschen misstrauisch beäugt hätte – bis zum Erhalt des Friedensnobelpreises 1977. Seitdem hätte die Organisation einen guten Ruf und die Polizei würde nicht mehr so komisch gucken. Das brachte mich auf eine weitere Hausarbeitsidee, falls das mit den AI-Quellen nichts wird: eine Presseschau. Wie wurde über AI in München in den 70er Jahren berichtet und änderte sich diese Berichterstattung ab 1977? Ich sehe mich schon zentnerweise riesige Zeitungsbände durch die Stabi schleifen.

Abends weiter Briefe gelesen, Halloumi mit Pfannengemüse und Kräuterquark gegessen, Fußball am Rechner geguckt. Mit Kershaw eingeschlafen.

Was schön war, Dienstag, 20. Dezember 2016 – Zuhören

Morgens war mir nicht nach osmanischer Architektur. Vorlesung geschwänzt, lieber mit Tee an den Schreibtisch gesetzt und weiter in Leos Briefen gelesen und sie transkribiert. Je mehr Werke ich von ihm kenne, desto spannender finde ich es zu lesen, was er zu seiner Kunst – oder Kunst generell – zu sagen hatte. Manchmal kommen mir seine Zeilen wie Untertitel im Kino vor.

Von Twitter gelernt, dass in alten Poststempeln die Uhrzeit vorkam.

Weiter im Kershaw gelesen, den will ich über Weihnachten und Neujahr endlich durchkriegen. Ich erinnere mich noch an mein großmäuliges „Was, nur zwei Bücher für den Lektürekurs?“, und bis jetzt habe ich noch nicht mal eins durch. Deadline ist der 31. Januar, dann trifft sich unser Kurs wieder und redet über die Werke. Zu Kershaw könnte ich zwar schon jetzt nach 200 Seiten was Fundiertes sagen, und ich ahne, dass das auch auf die restlichen 400 Seiten zutrifft, aber der Mann schreibt so gut, das will ich halt lesen.

Abends wieder Menschenrechtsseminar. Das erste Referat ging um Chile und wieso dieses Land bzw. der Umgang der Welt mit dem Pinochet-Regime eine hübsche Übung war: Das Land war politisch weder dem westlichen noch dem Ostblock zuzurechnen und es hatte nichts Spannendes für den Export, weswegen sich alle Systeme hier ausprobieren ließen – kirchliche und Menschenrechtsorganisationen, Parteien und Regierungen, jeder versuchte sich an Solidarität oder Boykotten. Keiner von den globalen Akteuren hatte etwas zu verlieren, um es zynisch auszudrücken. Der Kurs war sich auch recht einig darin, dass viele Aktionen nur wenig gebracht hätten, wobei der Aspekt der Hoffnung, des nicht Alleinseins, weil die Welt immerhin weiß, was in Chile passiert, erwähnt wurde.

Das zweite Referat handelte von Südafrika und dem ANC, wobei hier recht ausführlich auf die internationale Isolation eingegangen wurde. Dass es seit 1983 eine UN-Liste von Künstler*innen gegeben hatte, die den Boykott ignoriert hatte, hatte ich schon wieder vergessen, dass man damals Chiquita statt Dole gekauft hat, wusste ich allerdings noch. Nach der Stunde hatte ich einen fiesen Ain’t gonna play Sun City-Ohrwurm. Der Referent hatte Biko angespielt.

Ich kam wieder sehr vollgepackt mit Eindrücken aus dem Kurs. Ich trauere zwar immer noch dem Münchner Kunsthandel zwischen 1920 und 1960 hinterher, was meine erste Wahl war, die ja leider wegen mangelndem Interesse nicht stattgefunden hatte, aber der Menschenrechtskurs ist ein ganz hervorragender Ersatz. Es ist auch das erste Mal, dass ich mich in Geschichte mit gefühlt für mich noch aktuellen Ereignissen beschäftige bzw. mit Geschichte, die ich selbst miterlebt habe. Ich bin endlich eine von den Seniorinnen, die im Kurs sagen könnte: „Das habe ich aber ganz anders in Erinnerung.“ Ha! (Bis jetzt hat noch niemand was nach mir geworfen.)

Tagebuch, Montag, 19. Dezember 2016 – Buchtipps zwischen den Zeilen

Vormittags Mails erledigt und Zeug geordnet, bevor ich um 12 zum Rosenheim-Seminar gehen wollte. Um kurz nach 11 klingelte aber mein Handy und einer der Amnesty-International-Kontakte, die ich vom Bezirk empfohlen bekommen hatte, rief mich an. Er engagiert sich seit Jahrzehnten in der CAT-Gruppe (Campaign for the Abolition of Torture), die mich besonders interessiert, weil die Kampagne gegen Folter die erste große, weltumspannende von AI war. Er meinte zwar, dass die Unterlagen, die ich suche, eher in Berlin (dem Sitz des Vorstands der deutschen AI-Sektion) lägen, aber er lud mich zu einem Treffen ein, auf dem er mir vielleicht noch Tipps geben könnte. Natürlich sagte ich zu und bin sehr auf morgen gespannt.

Im Rosenheim-Seminar hörte ich ein Referat über Maria Caspar-Filser, von der ich leider nicht viel wusste; mir war eher ihr Mann Karl Caspar ein Begriff, der in den 1920er Jahren seine Lehrtätigkeit an der Münchner Akademie der Bildenden Künste begann – er galt als „Moderner“, während der Rest des Lehrkörpers das gerade nicht war; das damalige Durchschnittsalter lag bei über 70 Jahren und viele lehrten das, was sie selbst früher als Künstler geschaffen hatten. (Nebenbei: Wer mehr über die Akademie wissen möchte, könnte mal in dieses empfehlenswerte Buch schauen.)

Die Rosenheimer Galerie besitzt nur ein Bild von Caspar-Filser aus den 1950er Jahren und wir diskutierten, ob wir es in unsere Ausstellung aufnehmen wollten, die möglichst ohne Leihgaben auskommen soll. Unser zu behandelnder Zeitraum liegt zwischen 1920 und 1960, daher würde es passen, und es argumentierten mehrere Kommilitoninnen, dass sie die erste Frau wäre, die wir im Repertoire hätten, weswegen sie sie zeigen wollten. Ich sah das ähnlich; Caspar-Filser malte zur NS-Zeit weiter, allerdings im Verborgenen, womit wir auch den Punkt „Innere Emigration“ zeigen könnten, den wir bei den Jungs, soweit ich das bisher übersehen kann, noch nicht haben.

Nach der Uni ging ich zum Weihnachtsbaumstand, an dem ich letztes Jahr meinen ersten Münchner Baum gekauft hatte. In diesem Jahr war ich recht spät dran, weswegen die ganzen richtig schönen Bäume schon weg waren. Der Stand sah schon sehr zerrupft aus, aber ich erinnerte mich daran, wie gut mir damals das kurze freundliche Gespräch mit der Verkäuferin getan hatte und daher wollte ich partout hier einen Baum kaufen und nicht 200 Meter weiter beim anderen Stand. Ich verstand den diesjährigen Verkäufer zwar kaum, weil er so fies bayerte, und einen perfekten Baum fand ich auch nicht, aber einen, der mir sofort gefiel, obwohl er ein bisschen krumm war und ein paar Äste wild abstanden. Einwickeln lassen, bezahlt, die Arbeitshandschuhe angezogen, den Baum zur nächsten Bushaltestelle getragen und mich nach Hause schaukeln lassen.

Dort stellte ich den Baum ab und griff mir das Weihnachtspäckchen für mein Patenkind. Mit der U-Bahn fuhr ich in die Nähe des ehemaligen Mitbewohners, denn für den sollte ich was erledigen und dafür musste ich in seine Wohnung. Also nutzte ich die Post bei ihm um die Ecke und stellte mich auf 30 Minuten Wartezeit in der Schlange ein (für sowas hat man immer ein Buch dabei). Aber: Es waren gerade mal drei Menschen vor mir, es ging gefühlt blitzschnell, der Postmensch war freundlich, ich auch, alles prima. Das war bestimmt Karma, weil ich den krummen Baum gekauft hatte. (Anne Lamott sieht in solchen Details kleine Akte Gottes. Ich sehe darin Dinge, die schön sind und die ich ins Blog schreibe. Es ist egal, wie man solche Begebenheiten nennt, aber in ihrer Masse sorgen sie dafür, dass ich nicht an diesem Jahr verzweifele, in dem Vernunft und Menschlichkeit anscheinend gerade mal ne Pause einlegen.)

Für den ehemaligen Mitbewohner brachte ich dann Kram in die Stadtbücherei zurück, den der Mann vergessen hatte abzugeben; er ist schon nicht mehr in der Stadt, weswegen ich das übernahm. Aus der Stadtbibliothek am Gasteig, in der ich immer ausleihe, kannte ich folgendes, total futuristisches System der Abgabe: Man legt sein Buch, seine CD, sein wasauchimmer auf ein kleines Förderband, von wo es gescannt wird (Artikel erscheint auf dem Bildschirm) und von alleine in den Tiefen der Bibliothek verschwindet. In der Filiale des Mitbewohners gab es nur einen Scanner, den ich eher von der Ausleihe kannte: Man hält sein Buch, seine CD, sein wasauchimmer unter einen Scanner, die Anzeige erscheint auf dem Bildschirm und man darf das Zeug mitnehmen. Hier klickt man erst auf „Rückgabe“, scannt dann … äh … und dann wusste ich nicht, wohin mit dem Zeug. Kein fancy Förderband! Ich guckte ein bisschen doof in der Gegend rum, bis ich den Korb neben dem Scanner sah, an dem ein Zettel hing „Rückgebuchte Bücher hier ablegen“ oder so ähnlich. Sehr schön. Abgelegt und fertig.

Danach wollte ich eigentlich noch in die Stabi und die UB, jeweils ein Buch abholen, aber ich hatte keine Lust mehr auf Rumrennen. So fuhr ich nach Hause, stellte den Baum auf und las den Rest des Tages schlaue Bücher. Abends schaute ich kurz bei Twitter rein und sah, was in Berlin passiert war, woraufhin ich Twitter wieder schloss. Ich weiß, dass jede*r diesen Dienst anders benutzt, aber ich weiß inzwischen auch, dass er für mich bei aktuellen politischen Ausnahmesituationen völlig unbrauchbar geworden ist. Vermutungen, Tweets gegen Vermutungen, die ersten Lästertweets über „Je suis Berlin“, tausend Retweets der Berliner Polizei, Aufregung über die Medien, die genauso hysterisch sind wie Twitter, und das alles in einer Minute. Bei der Schießerei in München waren wenigstens einige Tweets für mich wichtig, weil ich in der Stadt war, in der es passiert. Gestern war es das nicht. Auf Facebook geguckt, ob meine Hasis in Sicherheit sind, Twitter ausgemacht, schlafen gegangen.

Tagebuch, Sonntag, 18. Dezember 2016 – Rogue One

F. und ich gingen in die Vormittagsvorstellung von Rogue One im Cinema, und dafür, dass ich den Trailer sehr belanglos gefunden hatte, war der Film weniger schlimm als erwartet. Star Wars ist mir ziemlich egal, aber ich musste im letzten Dezember feststellen, wie gut mir The Force Awakens gefallen hatte. Also ging ich brav in den nächsten Film der Reihe, der jetzt wieder in der Zeit zurückspringt und nochmal einen Schwung neue Figuren hat, aber man sieht auch alte wieder und eigentlich ist das alles total egal. Das war ein Film für die Fans, der wirklich null Neuigkeitswert hatte, sondern nur einen Teil der Geschichte in zwei Stunden erzählt, für die in A New Hope (also der allererste Star Wars von 1978) zwei Sätze gereicht hatten.

Nach dem Film wunderte ich mich allerdings, wieso eine einzige weibliche Hauptfigur schon reicht, um das ganze wieder als feminist propaganda zu bequengeln, was die ganzen Heulstefans in den rechten Ecken des Internets anscheinend tun. Ich wartete die ganze Zeit darauf, neben Hauptfigur Jyn, ihrer Mutter und den zwei Senatorinnen, die alle fünf Sätze sagen dürfen, sowie der Kampfpilotin kurz vor Schluss, die ungefähr acht Worte hat, noch eine weitere Frau zu entdecken, aber da war nichts. Wenn die Rebellen sich auf ihre Mission machen, stehen Jyn 25 Kerle gegenüber, in den Kämpfen schlachten sich auch nur Jungs ab … fällt das Männern im Kino eigentlich auch so auf, dass nur sie in massiver Zahl zu sehen sind?

Worauf ich mich bei Cinema-Besuchen immer freue: dass der Weg danach fast komplett bergab geht und ich mein Rad mal in den höchsten Gang schalten kann.

Nachmittags das FCB-Spiel nur nebenbei laufen lassen. Mein Fußballinteresse vor dem Fernseher ist gerade so ziemlich bei Null angekommen. Im Stadion nicht, aber dafür ist es mir gerade zu kalt.

Abends fand das zweite Pegelwichteln statt. Dafür hatten sich sechzehn Schnapsdrosseln gegenseitig Päckchen mit Stoff geschickt, die gemeinsam vor auf Twitter verkostet wurden. Ich hatte mich nicht angemeldet, den außer Mainstream-Gin hätte ich nichts zu verschicken gehabt. Aber F. war dabei und so schnabulierte ich einfach bei ihm mit. Es war nicht ganz so lustig wie im letzten Jahr, wo nach einer halben Stunde die ersten beschwipsten Tippfehlertweets aufliefen und man schön alle Verköstigungsnotizen nachlesen konnte. In diesem Jahr gab es zusätzlich eine Laberplattform, auf die F. aber keine Lust hatte – hätte ich auch nicht gehabt –, wo aber anscheinend die meisten rumhingen. Daher war es auf Twitter ruhiger als gedacht, was ich sehr schade fand.

Totales Crossover-Abendessen aus Brezn, Gurke, Hummus und Gin Tonic.

Was schön war, Samstag, 17. Dezember 2016 – AWWWWW

Gemeinsam aufgewacht, rumgekuschelt. F. machte sich dann auf den Weg zu Weißwurstfrühstück und Fuppes, und ich schlumperte ewig rum, bis ich mich zum Einkaufen im Supermarkt aufraffte. Ich näherte mich mit gefülltem Wagen der Kassenschlange von rechts, während von links meiner Meinung nach zeitgleich ein Herr ans Ende der Schlange fuhr. Sein Wagen war mit deutlich weniger Inhalt gefüllt, weswegen ich die international gültige Handbewegung für „Bitte, gehen Sie ruhig vor“ wedelte. Der Herr meinte aber: „Nein, ich glaube, Sie waren zuerst da, gehen Sie bitte vor.“ Ich meinte freudig „Dankeschön“ und begann, mein Wägelchen in die Schlange einzureihen, als direkt nebenan eine zweite Kasse geöffnet wurde. Ich freute mich, dass der freundliche Herr nun belohnt wurde und als erster drankam, rollte meinen Wagen aber natürlich auch in die neue Schlange. Woraufhin der Herr meinte: „Sie waren immer noch vor mir da. Bitteschön.“ Und ich nur so: „AWWWWW!“ Ich habe ernsthaft zu einem fremden Mann im Supermarkt „AWWWWW“ gesagt. Ich muss aus diesem Internet raus.

Spontan mal wieder die Papier-SZ gekauft und halb ausgelesen. Rest kommt heute, bis auf Wirtschaft. Wirtschaft kommt weg.

Beim Fußball auf dem Sofa weggedöst, aber rechtzeitig zum einzigen Tor bei Augsburg gegen Gladbach wieder wach gewesen.

Abends F. bewundernd dabei zugeguckt, wie er meine MacBook-Air-Batterie auswechselte. Hätte ich auch alleine hingekriegt, aber wenn ich schon jemanden kenne, der des Öfteren mit feinem technischen Werkzeug umgeht, nutze ich natürlich den Profi. Meine Batterie war inzwischen komplett tot. Nicht nur, dass der Rechner sofort ausging, sobald er vom Strom genommen wurde, nein, im Laufe der letzten Woche schaltete er sich dazu auch jedesmal komplett aus. Ich habe den Apple-Startton in den vergangenen sieben Tagen vermutlich so oft gehört wie vorher in sieben Jahren. Aber: Jetzt hat mein Herzblatt wieder eine Batterie und ich muss nicht mehr mein altes dickes, gefühlt zehn Kilo schweres MacBook mit mir nach Rosenheim oder Bad Aibling schleppen, weil ich nie weiß, ob ich in den dortigen Archiven oder Museen Zugang zu einer Steckdose habe. (Das Stadtarchiv Rosenheim hat ungefähr 15 Arbeitsplätze und EINE Steckdose. Und kein Internet.)

Gin Tonic. Lesen. Gemeinsam einschlafen.

Was schön war, Freitag, 16. Dezember 2016 – Depotarbeit

Gestern stand ich mit übermenschlicher Anstrengung um 6 auf, um pünktlich am Zug zu sein, der mich um 7.55 Uhr in Richtung Rosenheim bringen sollte. Eine Stellwerkstörung sorgte dafür, dass wir erst gegen 8.35 Uhr losfuhren. Fun fact: Der nächste regelmäßige Zug gen Rosenheim wäre um 8.44 Uhr gegangen, und ich hätte eine knappe Stunde länger schlafen können. So kam ich etwas zu spät zu meinem Termin in der Städtischen Galerie, wo die mit mir verabredete Mitarbeiterin aber sehr entspannt war.

Sie zeigte mir im Depot einige der Bilder von Weldens, die ich noch nicht im Original gesehen hatte. Als Abbildung auf einer langen Liste aller von Weldens, die die Galerie besitzt, kannte ich sie seit dem letzten Semester, aber jetzt wollte ich sie mir endlich mal richtig anschauen. Das hätte ich schon vor Monaten machen sollen, wie mir gleich beim ersten Bild auffiel, das mir von den Stellwänden genommen wurde, damit ich die Rückseite anschauen konnte. Denn dort fand sich in von Weldens Handschrift mal wieder die öminose Mitgliedsnummer für die Reichskammer der Bildenden Künste, die es laut Bundesarchiv nicht gibt. Bisher dachte ich, der kleine Hallodri hätte sich das nur in den Anfangsjahren des „Dritten Reichs“ erlaubt, diese Angabe einer meiner Meinung nach ausgedachten Nummer, aber dieses Bild stellte er 1944 aus. Langsam glaube ich, dem Mann war sein Umfeld völlig egal, Hauptsache, er konnte alles bemalen, was ihm unter die Finger kam. F. gestern auch so, nachdem ich ihm von diesem Fund erzählte: „Wenn seine Kunst doch nur so spannend wie seine Persönlichkeit wäre.“ Yup.

Zum ersten Mal wurden mir dann die Grafikschubladen geöffnet. Ich sah größerformatige Radierungen als die, die ich bisher bei der Tochter gesehen hatte und konnte sie auch datieren, einfach weil ich inzwischen so viele andere Werke von ihm durchgesehen hatte. Das fühlte sich ziemlich gut an. Ich blätterte durch Litografien und Zeichnungen und wurde dann auf eine Mappe hingewiesen, die sich ohne Inventarnummer im Bestand der Galerie befindet. Die Mitarbeiterin wusste nicht, wo die herkam, aber in ihr lagen einige Originalzeichnungen von Weldens, einige Kopien, Zeitungsausschnitte über ihn bzw. seine Ausstellungen, einige ausgerissene Seiten aus der Jugend, für die von Welden zwischen 1934 und 1940 Illustrationen erstellt hatte, und: zwei Schwarzweißfotos von zwei Kniestücken. Eins davon zeigt seine Mutter, das Bild war mir aus der Literatur bekannt. Das zweite nicht, und es ruiniert ziemlich meine These aus der letzten Hausarbeit, in der ich vermutete, dass von Welden nur für die GDK NS-ideologische Kunst produziert hätte. Das Foto zeigt einen Mann in Wehrmachtsuniform, und ich behaupte, es ist ein Selbstporträt. Stilistisch ähnelt es der Gestaltung der Mutter sehr, die Hände, die flächige Ausgestaltung des Gesichts, selbst als Schwarzweißaufnahme ist die Ähnlichkeit unverkennbar. Da ich von ihm diverse Selbstporträts kenne, würde ich vermuten, dass auch dieses Bild ihn selbst zeigt, aber dafür müsste ich es etwas genauer anschauen können als auf einem kleinen Foto. Seine charakteristische Hakennase und Kinnpartie lassen aber stark darauf schließen.

In der Mappe befanden sich auch einige Einladungen zu Ausstellungen von ihm, und eine war tollerweise adressiert, nämlich an einen Herrn Gustav de Baranyai-Lörincz. In den Grafikschubladen hatte ich gerade einige Minuten vorher eine kleine Zeichnung von Weldens gesehen, die mit „Kriegsweihnacht 1940“ unterschrieben war und „dem lieben Freund u. Kollegen Lörinz“ gewidmet war. Von Welden schreibt „und“ in seiner Korrespondenz nie aus; jetzt weiß ich, dass er das auch auf Bildern nicht tat. Ich weiß aus seinen Briefen auch, dass seine Rechtschreibung, vorsichtig ausgedrückt, fantasievoll war, was auch daran liegen könnte, dass er die ersten 15 Lebensjahre in Frankreich verbracht hatte. Insofern würde ich nicht über das fehlende C im Nachnamen stolpern. Der Künstler de Baranyai-Lörincz hatte kurz vor von Welden an der Akademie in München studiert (1914–1920, von Welden 1920–1925), vielleicht lernten sie sich dort bereits kennen. Und: Es gibt einen Nachlass von ihm, unter anderem mit Korrespondenz, und der liegt, HA! im Bayerischen Hauptstaatsarchiv vor meiner Nase. Ich geh mal wieder wühlen, vielleicht finde ich dort noch weitere Hinweise auf diese Künstlerfreundschaft und wo vielleicht das Wehrmachtsbild abgeblieben ist.

Nach der Arbeit an den Bildern durfte ich noch durch das Inventarbuch blättern. Ich war erstaunt über die hohen Preise gewesen, die von Welden 1944 in der Galerie erzielt hatte. Gestern fiel mir dann noch etwas anderes auf: die reine Anzahl von Bildern, die in diesem Jahr angekauft wurden, nicht nur von Weldens. Die Galerie öffnete 1937 mit einem Grundstock an Bildern aus der Max-Bram-Stiftung. 1940 wurden vier Bilder zu Preisen zwischen 40 und 600 RM angekauft, 1941 sieben Bilder (130–600 RM), 1942 fünf (220–600 RM), 1943 drei zwischen 250 und 2000 RM, wobei die 2000 für Hans Müller-Schnuttenbach ausgegeben wurden, einen der großen Namen der NS-Kunst (57 Bilder auf der GDK), den heute keiner mehr kennt und von dem die Galerie den Nachlass verwaltet – über 1.300 Bilder. Also jahrelang sehr moderate Ankäufe zu damals durchschnittlichen Preisen. 1944 hingegen wurden 20 Bilder gekauft; drei zu Beginn des Jahres zu ähnlichen Preisen wie vorher (wieder ein hochpreisiger Müller-Schnuttenbach dabei), im August dann ein Schwung an Bildern aus der Chiemgau-Ausstellung, einer Wanderausstellung, die Chiemgau-Künstler über die Region hinaus bekanntmachen sollte und die vom Kunstverein Rosenheim veranstaltet wurde, der dafür, soweit ich weiß, auch von staatlicher Seite Unterstützung bekam. Zehn Bilder dieser Ausstellung wurden zu Preisen zwischen 500 und 1800 RM erworben, weitere sieben Bilder im Oktober aus einer Ausstellung der Kameradschaft der Künstler München in Rosenheim zu Preisen zwischen 1100 und 5500 RM. Ein letztes Bild wurde für 1200 RM ernsthaft noch am 25. April 1945 gekauft; den Künstlernamen kann ich trotz Hilfsmittel nicht entziffern, aber vielleicht kann meine Timeline das (Edit noch vor dem Veröffentlichen des Eintrags: Meine Timeline kann alles). Zusammengefasst also: Kurz vor Schluss wurde richtig Geld ausgegeben für richtig viele Bilder. Meine momentane Theorie wäre, dass man aus der Inflation, die dem Ersten Weltkrieg folgte, gelernt hatte und sich Ende 1944 eine Niederlage abzeichnete, also gab man das Geld aus, solange es noch etwas wert war. Warum man die Künstler so exorbitant gut bezahlte, weiß ich allerdings nicht.

Zum Abschluss durfte ich noch die Karteikarten für Leos Bilder einsehen und fotografieren, so dass ich jetzt von jedem Bild eine anständige Dokumentation habe. Das war ein sehr lehrreicher und aufschlussreicher Besuch. Gerne wieder.

Abends besinnliches Adventsbierchen beim ehemaligen Mitbewohner. Ebenfalls lehrreich, aber deutlich lustiger. Auch gerne wieder.

Was schön war, Donnerstag, 15. Dezember – Zweimal Weihnachten

Mittags war ich arg von den Senior*innen in der Cézanne-Vorlesung genervt, die dicke nackte Frauen anscheinend unfassbar lustig finden. Lauter pubertierende 70jährige, die hinter einem „Höhöhö“ machen, während ich kaum aus dem Augenrollen rauskam.

Meine schlechte Laune verflog aber schnell. Zunächst holte ich mir einen Ausstellungskatalog aus dem Zentralinstitut für Kunstgeschichte ab, dann das vorgestern bestellte Buch für mein Patenkind. Sobald ich Bücher mit mir rumtrage, ist ja alles wieder gut. Aber es wurde noch besser.

In der Packstation wartete eine neue MacBook-Batterie auf mich – jedenfalls dachte ich das, als die SMS von DHL kam. Es kamen aber noch drei weitere und ich dachte, ach, das System spinnt wieder, egal. Aber als ich an der Packstation ankam, warteten wirklich vier Pakete auf mich, und nur eins hatte ich bestellt. Ich holte einen Karton nach dem anderen aus den Fächern und das war, haha, wie Weihnachten.

Tamara überraschte mich mit Michael Köhlmeiers Spielplatz der Helden – sie hatte das Buch auf meinem Wunschzettel gesehen und es gebraucht gekauft. He, Harald, dem dieses Buch 2004 von Margit geschenkt wurde: Das ist jetzt meins! Stefanie hatte sich für einen meiner Lieblingsschriftsteller Hanns-Josef Ortheil entschieden, zu dessen ungefähr zehn Büchern in meinem Regal jetzt noch Die Berlinreise kommt. Und Jutta überraschte mich mit Laura Cummings The Vanishing Man: In Pursuit of Velazquez, auf das ich sehr gespannt bin nach den tollen Kritiken. (Und nachdem ich im Prado endlich Las Meninas gesehen habe.) Vielen Dank an die drei Weihnachtsengel, ich habe mich wirklich sehr über diesen Geschenkeberg gefreut. (Ihr habt euch doch abgesprochen!)

Aber: Auch das war noch nicht alles.

Nach dem Amnesty-Referat hatte ich weiter über meine Hausarbeit nachgedacht. Eigentlich wollte ich mich im Referat mit den Imagefilmen von AI auf der internationalen Seite beschäftigen, aber das redete mir meine Dozentin liebevoll aus. Ich hatte sie aber noch im Hinterkopf für meine Hausarbeit, denn da fehlen mir noch dringend Quellen, an denen ich mich abarbeiten kann. Im Referat zeichnete ich die Zeit zwischen 1961 und 1989 nach und damit die Entwicklung von AI von einer kleinen, eher nord- und westeuropäischen Vereinigung, die per Brief Dreiergruppen von Gefangenen betreut (eine*n aus einem westlich-demokratischen, eine*n aus einem östlich-kommunistischen und eine*n aus einem sogenannten Entwicklungsland), zu einer weltweiten Massenorganisation, die erstens diese Dreiteilung wieder aufgibt und zusätzlich nun auf Themenkampagnen und Urgent Actions setzte; in den 1980ern kamen dann noch Konzerttouren etc. dazu, was aus Menschenrechten einen Teil der Popkultur machte (und in den USA dafür sorgte, dass Ende der 80er 85% der Mitglieder Schüler und Studentinnen waren). Ich fragte mich, ob man diese Veränderungen bzw. Ausweitung des Aufgabengebiets wohl auch an einer Münchner AI-Gruppe nachvollziehen könnte und schrieb gestern morgen eine dementsprechende Mail an den Münchner Bezirk, allerdings ohne große Hoffnung.

Aus der Literatur hatte ich gelernt, dass AI nicht von Anfang an ein Archiv hatte; es gibt eins in London (für AI UK) und eins in Amsterdam (AI international), aber beide erst seit Anfang der 70er Jahre. AI USA hat ein eigenes Archiv an der Columbia University, das sogar erst seit 1993 geführt wird (wobei ich ahne, dass da auch ältere Unterlagen liegen). Über die Qualität der Archive las ich verschiedene Aussagen von „gut geführt“ bis „gerade mal chronologisch geordnet, nicht wirklich archivarisch erschlossen“. Und von einem eigenen deutschen Archiv las ich gar nichts, aber das liegt vermutlich an mir und nicht an AI. Vielleicht habe ich da schlicht was überlesen, weil ich mich stark mit der internationalen Organisation und weniger mit der deutschen Sektion beschäftigte. In diesen Archiven gibt es außerdem Bereiche, die für die Öffentlichkeit nicht zugänglich sind; die betreffen vor allem die sogenannten Researcher, also die Damen und Herren, die die Informationen sammeln, aus denen AI Gefangenenprofile erstellt oder den Jahresbericht zum Stand der Menschenrechte, der seit 1962 (!) erscheint. Daher rechnete ich nicht wirklich damit, dass mir eine Münchner Gruppe ihre Akten öffnen möchte, vor allem, weil die Organisation auch wirklich was Besseres zu tun hat, als Studis bei ihren Hausarbeiten zu helfen.

Weil ich mich fast seit Beginn dieses Blogeintrags freue, ahnt ihr vielleicht, wie’s weiterging: Ich erhielt noch gestern abend eine äußerst positive Antwort. Nachdem ich etwas genauer erklärt hatte, wonach ich suche, bekam ich zwei Namen mit Kontaktdaten genannt; die betreffenden Herren arbeiten in Gruppen, die seit Jahrzehnten bestehen und die vermutlich größere Papierberge haben, in denen ich wühlen kann (wenn sie mich lassen). Dass meiner Bitte überhaupt und dann auch noch so schnell und unkompliziert entsprochen wurde, hat mich sehr gefreut, weswegen ich gestern breit grinsend vor dem Rechner mehrere Beckerfäuste machte. Ich glaube, ich verstieg mich sogar zu einem Tschak-kaaa!

Was schön war, Mittwoch, 14. Dezember 2016 – Wochenende

Da ich Samstag und Sonntag daran gearbeitet hatte, das Referat für Dienstag hübsch zu machen, holte ich gestern mein Wochenende nach. Ich wurde morgens wachgekuschelt, lungerte kurz mit Kaffee auf dem Sofa rum und tat dann zur Abwechslung etwas Produktives, nämlich Bettwäschewechseln. Dann guckte ich die vorgestrige Folge von Masterchef – The Professionals nach und machte mich stadtfein.

Es gibt Dinge in Hamburg, die ich sehr schmerzlich vermisse, zum Beispiel meinen Macschrauber, vom dem ich immer gute Ware und blitzschnelle Reparaturen gewohnt war oder den Buchladen ein Haus weiter, bei dem ich über Nacht Nachschub ordern konnte und nicht mal den gefühlt ewig langen Weg zur Packstation antreten musste. Mein Buchladen in München ist 100 Meter weiter weg, damit kann ich hervorragend leben. Und womit ich hier auch noch hervorragend leben kann, ist, dass auch noch Supermarkt, Bäcker, Metzger, Bauernmarkt, Apotheke, Bus und U-Bahn sowie eben ein Buchladen UND EINE PACKSTATION nicht weiter als 400 Meter von meiner Haustür entfernt sind. Und bis zum kunsthistorischen Institut sind’s geschätzte 500 Meter. Aber der fehlende Macschrauber tut schon sehr weh.

Gestern ging ich zum Bäcker, zum Buchladen (Weihnachtsbuch fürs Patenkind bestellt), zur Packstation und zum Supermarkt. Danach setzte ich mich wieder aufs Sofa und las den ganzen Tag Zeug, das nicht für die Uni war. Unter anderem beendete ich Didier Eribons Rückkehr nach Reims, in dem ich auf S. 215 das schöne Wort „Sentimentheken“ entdeckte.

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Das war ein sehr ruhiger, in mich gekehrter Tag. Das war schön.

Ein fotografisches Dankeschön …

… an Jakob, der mich mit Susan Sontags Klassiker On Photography überraschte. Eigentlich dürfte ich weder wissen, von wem das Päckchen kommt noch was drin ist, denn das Büchlein war verpackt – dazu hing noch ein Filzanhänger in Form eines Schlittens dran, nice one, Amazon –, aber ich kann mich ja schlecht bei irgendwem für irgendwas bedanken. Also öffnete ich wenigstens den Umschlag, an dem erkenntlich war, worum’s geht. Das Buch bleibt aber schön eingepackt, und ich werde es brav unter den Weihnachtsbaum legen. Vielen Dank für das Geschenk und die Widmung, ich habe mich sehr gefreut.