Sonntag, 30. Oktober 2022

Das zweite Mal den Bagelteig aus der NYT angesetzt, werden heute mittag gekocht/gebacken. 20 Minuten lang Teig geknetet, upper body workout damit tiptop erledigt. Restlicher body wurde nicht geworkouted, der lag auf dem Sofa rum und beendete den „Big Bang Theory“-Rewatch, das sich zu großen Teilen doch erstaunlich gut gehalten hat und das mir sogar besser gefiel als bei der Erstausstrahlung, wo ich spätestens ab Staffel 10 nur noch mit halbem Auge hingeschaut hatte. Ich begann ein neues Buch, das ich mir mit anderen am Donnerstag aus der Buchhandlung um die Ecke abgeholt hatte.

Ich trieb mich außerdem ein bisschen auf Mastodon rum, wo ich seit April einen Account habe, aber ich ahne, dass ich dort nicht so recht heimisch werden werde. Was ich an Twitter mag, ist, dass ich mir in 15 Jahren Zugehörigkeit eine ordentliche Timeline zusammenkuratiert habe. Egal, um was es geht, irgendwer ist in der Timeline, der mir Fragen beantworten kann oder mich über für mich spannende Dinge informiert. Wie hieß es früher(TM) so schön: The news will find me, ich muss sie nicht mehr suchen. Ich mag ab und zu die Büroküchenatmosphäre, wo man sich über alles Neue in der Welt informiert und notfalls einfach wieder geht, „ich hab was zu tun, muss los, byeee.“

Ich mag es, dass ich über manche Museumsbesuche oder Kinofilme oder Restaurantbeglückungen kurz einen Tweet in die Welt schicken und mich offensiv freuen kann und hoffe, dass sich noch wer freut; meistens mache ich das, weil ich keine Lust mehr dazu habe, alles in meinem Leben auf 1000 Zeilen im Blog aufzuschreiben. Dass ich seit Kurzem wenigstens wieder 50 Zeilen runterreiße, habe ich auch erst durch Twitter und meine längeren Blogpausen – oder eher Schweigetage – bemerkt: An manches will ich mich dann doch erinnern. Das Blog liegt auf meinem Server und gehört mir; was mit meinen Tweets passiert, kann ich nicht so direkt beeinflussen. Daher mag ich diesen kleinen, manchmal überwucherten Garten sehr gern, und Twitter ist eben eine Ergänzung.

Dass ich mir all die Infos und Menschen und Anregungen auf Mastodon zusammenklaube, die ich seit Jahren auf Twitter habe, kann ich mir noch nicht vorstellen. Ich möchte irgendwie auch gar nicht das angeblich so gute, alte Twitter wieder zurückhaben, das wir 2007 mal hatten, als wir alle(TM) nur darüber twitterten, was wir gerade in der Kaffeetasse haben, wie das Wetter in [beliebiger Ort in Deutschland, Österreich, der Schweiz usw.] ist oder dass Lumma gerade aufs Klo geht. Ich mag die Hektik und die Aufregung, die manchmal auch in meine Puscheltimeline schwappt, überhaupt nicht, aber mit der kann ich besser umgehen als mit der (momentanen) Stille bei Mastodon.

Das ist jedenfalls momentan meine Einschätzung: Wenn Twitter wirklich komplett unerträglich wird – und vieles deutet darauf hin, ihr habt die Links alle selbst in der Timeline gehabt –, dann war’s das wohl mit mir und textbasiertem Social Media. Dann knipse ich halt weiter mein Mittagessen für Insta. Oder auch nicht, wir werden sehen. Was weiß denn ich. Ich trinke jetzt Tee, hier in der Maxvorstadt sind es gerade ca. 15 Grad, und ich hoffe, Lumma war schon auf dem Klo.

Samstag, 29. Oktober 2022

Auf einem ersten Geburtstag gewesen. Ein Biskuitrezept abfotografiert. Schöne Gespräche geführt. F. beim Fotografieren fotografiert. Eigentlich ein guter Tag, aber ich musste mich über ein Buch aufregen.

Da habe ich beim Klappentext in der Buchhandlung anscheinend auch nur quergelesen, als ich das Ding spontan kaufte. Extreme Kurzfassung: ehemals überzeugte Nationalsozialistin verknallt sich in jüdischen untergetauchten Maler, dessen Frau und Kind deportiert wurden. Ja, ich weiß auch nicht mehr, warum ich der Meinung war, dieses Buch lesen zu wollen und ich will es auch gar nicht ernsthaft rezensieren, weil oh dear god, aber auf ein paar Sätze möchte ich doch kurz eingehen.

Ehefrau wendet sich an jüdischen, latent abstrakt arbeitenden Maler, damals noch nicht untergetaucht, mit den Sätzen: „Sieh dir doch das das Geschmiere dieser Nazimaler an, nichts als züchtige dicke Mütter und heroische Herrenmenschen, alles flach und unbedeutend.“ Äh. Nein. Übelster Porno statt züchtig, schlank statt dick, und es gab nicht nur Abbildungen der Frau als Mutter. Einfach mal „Frau“ in die Suche einzugeben hätte für die Recherche schon gereicht.

Zwei Zeilen weiter: „Ihr habt die tödliche Langeweile des Realismus überwunden.“ Äh. Nein. Der Realismus hat im 19. Jahrhundert die tödliche Langeweile der Schlachtengemälde, der betulichen Genremalerei und der verkitschten Romantik überwunden. Eine Wikipedia-Suche hätte für die Recherche schon gereicht.

Zwei Seiten weiter: „[Er] verfolgte den Stil des Bauhauses und der Neuen Sachlichkeit, zwei Kunstrichtungen, die konträr zur völkischen Ideologie der Nazis standen.“ Äh. Fast nein. Bauhaus nicke ich ab, aber die Künstler der Neuen Sachlichkeit haben teilweise einfach da weitergemacht, wo sie vor 1933 schon waren (Christian Schads „Isabella“ hing 1937 auf der GDK), während andere sich latent anpassten. Wie ich seit Jahren vor mich hinblubbere: Das Bild, das im Komplex Autobahnmalerei in diversen Publikationen als stilbildend von der NS-Presse und -kunstliteratur hochgehalten wurde, Wilhelm Heises „Mangfallbrücke im Bau“, ist klar neusachlich (hier im dritten und vierten Bild immerhin zu erkennen, leider nicht auf der Website). Eine OPAC-Suche nach so simplen Schlagworten wie „Neue Sachlichkeit Nationalsozialismus“ hätte für die Recherche schon gereicht.

Damit will ich mal wieder nicht die Kunst des NS verteidigen – WIRKLICH NICHT –, aber mir geht diese falsche und/oder verkürzende Vereinfachung und Reduzierung auf den Zeiger. Netterweise gingen mir der Rest des Buchs bzw. seine alberne Handlung und sein treudoofer Schreibstil genauso auf den Zeiger, daher kommt es jetzt ins Altpapier.

Udon-Nudeln mit Erdnuss-Chili-Sauce

Als ich dieses Gericht gestern für F. und mich zubereitete, merkte ich, dass ich das noch gar nicht verbloggt habe. Eine Schande, denn seit ich es bei Rainbow Plant Life entdeckt habe, mache ich es gefühlt zweimal die Woche. Es besteht aus drei Komponenten – Nudeln, Gemüse, supertolle Sauce –, wovon die ersten zwei variabel sind (aka macht doch, was ihr wollt), aber das Sößchen wollte ich doch mal eben notieren.

Gemüse

Im Originalrezept wird an Gemüse rote Paprika, Edamame, Frühlingszwiebeln und Koriander verlangt; falls ihr ernsthaft Mengenangaben braucht, bitte mal nebenan nachschauen. Ich mache das Gemüse immer frei Schnauze, was immer im Kühlschrank ist, kommt rein. Manches muss vorgekocht werden, weswegen ich die 15 Minuten, die so schön reißerisch in der Überschrift von Nisha stehen, noch nie geschafft habe, aber darum geht es schließlich auch nicht. Hier im Bild sind grüne Weizennudeln statt Udon zu sehen sowie Zucchini, grüne Paprika (musste weg, würde ich nicht nochmal für dieses Rezept nutzen, ist zu bitter), Edamame (habe ich immer als TK-Ware im Haus, koche ich aber auch nochmal kurz auf) und Brokkoli (kommt bei mir überall rein, schmeckt super, sieht toll aus, muss nur kurz blanchiert werden, esst mehr Brokkoli).

Gestern gab es zu den Nudeln rote Paprika, Edamame, Brokkoli und Möhren, auch kurz mit den Edemame mitgegart, sowie rote Zwiebeln, weil ich keine Frühlingszwiebeln hatte. Koriander war auch nicht mehr da, egal. Ihr seht: total variabel, das Ding, schmeckt quasi mit allem.

Nudeln

Ich nutze vorgekoche Udon-Nudeln, die nur zwei bis drei Minuten in kochendes Wasser kommen, fertig. Oder eben grüne Weizennudeln wie im Bild. Ich ahne, dass man auch Tagliatelle nehmen kann, wenn wirklich gar nichts anderes im Haus ist, denn was alles zusammenhält, ist die

Sauce

Die Angaben sind für zwei bis drei Portionen. Wenn ihr nur für euch alleine kocht, knapp die Hälfte über die Nudeln geben und den Rest zum Beispiel über Reis mit Gemüse kippen. Oder über Ofengemüse. Oder, auch das habe ich schon probiert, einfach Möhren und Brot reindippen.

Erstmal machen wir Knoblauchöl. Dazu
1/3 Cup (75 g) Pflanzenöl, z. B. Sonnenblume, bitte keine Olive, in einem kleinen Topf auf 175 Grad erhitzen.

In einem hitzebeständigem Gefäß
2 TL Chiliflocken mit
2 EL Sesamsamen (weiß oder schwarz, egal),
6 Knoblauchzehen, halbwegs fein gehackt, und
1/2 Cup (70 g) gerösteten Erdnüssen mischen. Ungesalzen ist super, gesalzen geht auch, dann mit der Sojasauce aus dem nächsten Schritt vielleicht etwas vorsichtiger sein.

Wenn das Öl heiß ist, über die Chili-Sesam-Nussmischung kippen. Nach einer Minute noch

3 EL Sojasauce,
2 1/2 EL schwarzen Essig und
1 EL Ahornsirup oder Agavennektar dazugeben und gut verrühren.

Bei Nisha stehen diverse Substitutionsmöglichkeiten, falls gerade keine Erdnüsse oder schwarzer Essig im Haus sind. Ich habe das ganze auch schon mit Reisessig zubereitet, geht auch, aber ich möchte euch dringend den Kauf von schwarzem Essig ans Herz legen, das schmeckt schon komplexer. (Affiliate-Link zum Essig, falls euer Asiamarkt keinen hat.)

Alles zusammenbauen

Die Nudeln in eine große Schüssel geben und mit einem Teil der Sauce übergießen, gut mischen. Dann das Gemüse eurer Wahl dazu, Koriander drüber, fertig. Schmeckt bei Zimmertemperatur oder kalt. Und ganz besonders gut schmeckt es mit einem Löffelchen knuspriger Chiliflocken in Öl, auch hier ein Affiliate-Link; seit ich den Kram besitze, werfe ich ihn quasi in alles, was irgendwie asiatisch aussieht. Oder auch in mein braves Lauchsüppchen.

Donnerstag, 27. Oktober 2022

Auf drei unterschiedlichen Baustellen kleine Erfolge feiern können UND schmackhafte, zähe, knusprige, so-wie-ich-sie-mag-Bagels gebacken. Okay, unförmig, aber egal. Ein guter Tag.

Mittwoch, 26. Oktober 2022

Sayaka MuratasZeremonie des Lebens“ ausgelesen (übersetzt von Ursula Gräfe). Eine Kurzgeschichtensammlung, in der es um Pullover aus Menschenhaaren geht, Vorhänge, die sich in Kinder verlieben, um eine Frau, die ihre Umwelt als riesigen Organismus wahrnimmt und eine andere, die sich mit der Erde verbinden will. Manche Storys fand ich eher so naja, aber der überwiegende Teil hat mich absolut fasziniert. Empfehlung.

Dienstag, 25. Oktober 2022

Grippeimpfung abgeholt. Im Asiashop gewesen, Vorräte an vorgekochten Udon-Nudeln und Kewpie wieder aufgestockt. Im Biomarkt Backmalz bekommen, ich plane den Test eines neuen Bagel-Rezepts. Gearbeitet, Zeit für ein Mittagsschläfchen aka Power-Nap gehabt (beste Tage). Franzbrötchen geschenkt bekommen. Mit Hamburg telefoniert.

Joel schreibt über Parfums:

„Ich kannte den italienischen Künstler Filippo Sorcinelli überhaupt nicht. Seine neue Serie Sex wagt es in andere Richtungen zu gehen. Slightly Bitch zum Beispiel riecht sehr stark nach Leder mit einem Hauch von Nagellack. Wenn ich ihn dann länger auf der Haut habe, wird er sehr weich und dunkel und erinnert mich an eine holzgetäfelte Cigarillo Bar mit großen Ledersesseln. Das ist meine letzte Erungenschaft und der extremen Düfte die neue Richtungen wagen die mich sehr reizen, weitere zu probieren. Ein anderes Parfum aus der gleichen Serie, das ich aber nicht gekauft habe, geht noch einen Schritt weiter. Cyber Sex riecht wie ein parfümiertes und verschwitztes T-shirt nach einer durchtanzten Nacht.“

Isabella schreibt über „Stripped“:

„2002 waren Konzeptalben gerade völlig out, es musste ja auch alles auf eine CD passen. Kleine Spielerein, versteckte Songs oder Interludes – sowas machten nur noch die Bands, die Väter hören. Mir doch egal sagt Christina und gibt ein Mission-Statement ab. Das Album beginnt mit einem Mix aus fremden Stimmen, Carson Daily, Fred Durst, Reporterinnenzitaten zum angeblichen Beef mit Britney. Wir starten also mit einem Eff You. Mal ganz abgesehen davon, dass man heute erst recht nochmal anders auf die schizoide Bewertung von weiblichen Popstars in den frühen 200ern schaut, weiß bis heute fast jede junge Frau wie es ist, sich von Gerüchten und Kommentaren verfolgt zu fühlen. Ob Schulhof oder Instagram. Die folgenden 19 Songs sind auch ein Tagebucheintrag.“

Sonntag/Montag, 23./24. Oktober 2022

Sonntag im Museum gewesen und einen langen Blogeintrag verfasst. Montag wieder im Werbemodus gewesen. Abends Blumenkohl mit Misodip gemacht, den ich vergaß zu fotografieren. War gut. Länger mit F. gesprochen, ihm von der Konferenz erzählt. Eine Bluse mit der Hand gewaschen, man wird ja vorsichtig im Alter.

„Kunst und Leben 1918 bis 1955“, „Mix & Match“ und die Tagung zu Fritz Bayerlein

Im Lenbachhaus wurde vor Kurzem die Ausstellung „Kunst und Leben 1918 bis 1955“ eröffnet, ich sah sie am vergangenen Donnerstag. Freitag und Samstag war ich dann in Bamberg auf einer Tagung zum Maler Fritz Bayerlein (1872–1955) und hielt einen kurzen Vortrag zu Protzen bzw. dem Thema Autobahnmalerei. Und noch eine dritte Ebene für diesen Eintrag: In der Pinakothek der Moderne wurde die Sammlung umgehängt (Mix & Match) und kontrastiert nun eher anstatt brav chronologisch Dinge abzuarbeiten.

Ein Werk entzündet gerade die Leserbriefspalten oder alte Männer wie Georg „Frauen können nicht so gut malen“ Baselitz, dem ich seit dieser Bemerkung nicht mehr so richtig zuhöre. Inmitten von Werken moderner Künstler zeigt die Pinakothek weiterhin das Gemälde „Die vier Elemente“ (vor 1937) von Adolf Ziegler, das tausendfach auf Postkarten zur NS-Zeit Verbreitung fand und im sogenannten „Führerbau“ in München im Kaminzimmer hing. Baselitz fordert die Abhängung und unterstellt der Pinakothek eine „ns-propagandistische Wirkung“ durch die Hängung (Zitat aus dem SZ-Artikel, hier über archive zu lesen).

In Bamberg wurden vier großformatige Gemälde vom überzeugten Nationalsozialisten Bayerlein nach jahrzehntelanger Diskussion endlich aus dem Rats- und Trauungssaal der Stadt abgehängt. Hier möchten diverse Leserbriefschreiber*innen, dass die Werke wieder aufgehängt werden, in München sollen andere Werke aber abgehängt werden. Und auch dem Lenbachhaus wird von einigen Besuchern und Besucherinnen der Ausstellung zugetragen, dass die Hängung von NS-Tätern und -Opfern nebeneinander nicht angemessen sei. Wie denn nun?

Die drei Schauplätze machen den schwierigen Umgang mit sogenannter NS-Kunst gut deutlich. Bayerleins Landschaften mögen zunächst einfach nur heimelig sein, aber die Abbildung einer stillenden Mutter und eines Mannes, der seine Sense schärft, im Bild „Arbeit, Heimat, Familienglück und Fruchtbarkeit“, 1944 aufgehängt, weist dann doch auf staatlich sanktionierte Geschlechterentwürfe bzw. ihre Darstellung in der Kunst hin, und ob das noch zeitgemäß ist, darf bezweifelt werden, vor allem wenn der Maler überzeuger Nazi und Antisemit war wie Bayerlein. Es ist fast peinlich, dass erst 30 Jahre darüber diskutiert werden musste und es einen Aufsatz eines Historikers brauchte (ist im Wiki-Artikel aufgeführt), der Bayerleins Lebensaufzeichnungen im Stadtarchiv Bamberg transkribierte und dabei Dinge zitierte wie „Dann folgte die sogenannte Entnazifizierung, für die ich 7000 M zahlen mußte, aber trotzdem kein Demokrat wurde. Man kann seine Gesinnung nicht von heute auf morgen wechseln wie ein Hemd.“

Dass ein Werk von Ziegler in der Pinakothek hängt, ist jetzt auch nicht gerade neu. 2016 wurde der Saal 13 komplett mit Bildern aus der NS-Zeit gestaltet, was damals eine kleine Revolution war: Die Pinakothek der Moderne war das erste Kunstmuseum in Deutschland, das derartige Werke als Teil der Dauerausstellung präsentierte. 2018 wurde der Saal umgestaltet, nun hingen nur noch zwei Werke von Ziegler und ja, genau, Carl Theodor Protzen im Saal und wurden als „NS-Kunst“ präsentiert. Schon damals gab es Diskussionen, aber die Bilder blieben hängen. 2020 wurde zumindest Protzens „Donaubrücke bei Leipheim“ (1936) entfernt, bei Ziegler bin ich mir nicht sicher, aber ich glaube, auch er verschwand wieder im Depot oder war, wie seit Jahren, auf Sonderausstellungen unterwegs.

Seit Kurzem hängt nun die neue Sammlungspräsentation, wo die Räume nach Themen oder Überbegriffen geordnet sind und nicht mehr nach Stilen oder Epochen. Ziegler hängt im Saal mit dem in meinen Augen unglücklichen Titel „Panoptikum“ – unglücklich, denn neben ihm hängen und stehen unter anderem zwei Werke von Picasso, Henrik Olesen, der sich mit Theorien von Magnus Hirschfeld befasst, sowie eine große Skulptur von Otto Freundlich, dem Künstler, dessen Werk „Großer Kopf“ in bewusst verzerrter Perspektive fotografiert das Titelbild der Feme-Ausstellung „Entartete Kunst“, München 1937, zierte. Freundlich wurde 1943 im Konzentrationslager ermordet. Ich habe noch keine finale Meinung zu diesem Raum, aber gerade der Kontrast mit Freundlich tut schon weh. Die hohe, massige, tiefschwarze Skulptur kann den zarten nackten Damen von Ziegler sehr souverän Kontra geben, aber ich hadere trotzdem. (Die Pinakothek hat über die Kontroverse gebloggt.)

Ich war gestern zum ersten Mal in der Neuhängung und lungerte recht lange beim Ziegler rum, einfach um zu schauen, wie Menschen darauf reagieren; bei einigen hörte ich nur zu, was sie so sagten, zwei Frauen sprach ich einfach mal an. Die meisten waren eher verständnislos, warum dieses Werk nun so ein Skandal sei, es sei doch eher langweilig, und wenn sie nicht in der „Süddeutschen“ was über Baselitz gelesen hätten, wären sie vermutlich daran vorbeigegangen. Die beiden Damen unterhielten sich recht lange mit mir; sie meinten, die Infos, die ich ihnen noch zum Werk gegeben hätte – hing im Führerbau, war als Wandteppich 1937 im Deutschen Pavillon auf der Weltausstellung – hätten sie gerne im Wandtext gelesen. Dort wird das Werk zwar deutlich als systemkonforme Kunst des NS positioniert, aber es wird nicht ganz klar, warum nun ausgerechnet dieses Bild und nicht eins der anderen, ich meine mich zu erinnern, knapp 900 Bilder aus ehemaligem Staatsbesitz im Depot hier hängt.

Womit ich gestern auch haderte, war ein launiger älterer Herr, der seiner vielköpfigen Familie oder Freundesschar den Picasso präsentierte mit den unsterblichen Worten: „Man sagt ja auch, lieber vom Leben gezeichnet als vom Picasso gemalt, jaha, Panoptikum, das trifft’s, haha.“

Ich ging dann dringend weiter, sah meine geliebten Grossbergs, vermisste Herrn Lachnit und überhaupt die gesamte Neue Sachlichkeit, sah dann in einer Raumflucht den von mir verehrten „Gestürzten“ von Lehmbruck – und dahinter Protzens „Donaubrücke“. Das wusste ich nicht, dass die wieder hängt, und meine erste Reaktion war, das muss ich leider zugeben: „Diese verdammte Autobahn IN EINEM RAUM MIT LEHMBRUCK!“

Lehmbrucks „Kniende“ wurde 1937 auf der Schau „Entartete Kunst“ verhöhnt und stand 1955 auf der ersten documenta recht zentral, quasi als winzige Wiedergutmachung. Protzens Gemälde wird übrigens im Wandtext nicht so exorbinant als NS-Kunst ausgewiesen, da steht im Kleingedruckten nur was von „ehemaligem NS-Besitz“, aber das war’s. Neben ihm hängt noch eine Landschaft von Radziwill, passt wunderbar, aber was der Raumtitel „Continuous Fire Polar Circle“, in dem ein Komma nach „Fire“ fehlt und der sich auf das gleichnamige Werk von Lewis Baltz im Raum bezieht, mit Lehmbruck oder Protzen zu tun hat, weiß ich nicht. Die wenigen anderen Besucher*innen anscheinend auch nicht; wo bei Ziegler eigentlich immer wer stand und sprach oder mindestens ein Handyfoto machte, gingen am Protzen die meisten einfach vorbei, da wunderte sich niemand, auch Herr Baselitz vermutlich nicht, dass da ein ausgemachtes NS-Propagandabild hängt.

Ich finde es im Prinzip in Ordnung, dass diese Werke hängen, denn ein Museum ist etwas anderes als ein Trauungszimmer oder gar ein Ratssaal eines demokratischen Staates, wo wirklich, wirklich kein Nazischeiß hängen sollte. Ich muss aber auch zugeben, dass die Kombinationen etwas schmerzhaft sind. Wobei, und mit dem Gedanken bin ich immer noch nicht fertig: Vielleicht sorgen genau diese Schmerzen dafür, dass die Werke wahrgenommen werden und man endlich über sie spricht. Es bringt niemanden weiter, die NS-konforme Kunst weiter in Depots vergammeln zu lassen. Sie gehört leider zur deutschen Kunstgeschichte, also gehört sie auch in ein Museum. Aber vielleicht braucht es da noch größere Tafeln, noch mehr Erklärungen, noch mehr Einordnungen? Ich weiß es selbst nicht.

In der Ausstellung „Kunst und Leben 1918 bis 1955“ hat mich die Hängung ähnlich überrascht wie die Neuhängung in der Pinakothek: Auch sie ist nicht chronologisch oder sortiert brav in Nazikunst und Nicht-Nazikunst – was bei den vielen, teilweise ambivalenten Biografien auch schwierig geworden wäre –, sondern hängt ernsthaft alphabetisch. Das hat mich zwei Minuten lang sehr irritiert, weil man eben nicht mal nach Zusammenhängen suchen konnte wie in der Pinakothek mit der thematischen Hängung (oder ihrem Versuch). Nein, man stolpert kreuz und quer durch Jahrzehnte, Nationen, Stile und Biografien – aber nach diesen zwei irritierenden Minuten passt das komischerweise. Eben weil die erste Hälfte des Jahrhunderts ein einziges Chaos war, in dem vielleicht das Alphabet eine der wenigen Konstanten blieb. Beim Tippen dachte ich allerdings an die Buchstabiertafel, bei der die Nationalsozialisten aus „David“ „Dora“ und aus „Samuel“ „Siegfried“ machten. Ziehe hiermit das Alphabet als Konstante auch zurück.

Trotzdem fand ich die Ausstellung gelungen, eben weil sie zunächst so willkürlich wirkte. Man war schlicht gezwungen, die Texte zur Biografie zu lesen, um zu verstehen, wen und was man da vor sich hat. Man traf auf bekannte Namen (auch hier sind Otto Freundlich und Franz Radziwill zu sehen), aber eben auch auf viele eher Unbekannte (Protzen). Den Katalogtext zu ihm und seiner Frau Henny Protzen-Kundmüller durfte ich schreiben, und direkt nach dem Ausstellungsbesuch bzw. nachdem ich den Katalog nach Hause trug, erweitere ich meinen Wiki-Eintrag zu Henny noch um ein paar Details; die hatte ich bewusst dort noch nicht veröffentlicht, damit es nicht so aussieht, als hätte ich für den Katalog aus der Wikipedia abgeschrieben. Es ist kompliziert.

Auch hier sind, wie in der Pinakothek, Werke von NS-Tätern neben denen von NS-Opfern zu sehen, was ähnlich schmerzhaft ist wie Freundlich und Ziegler in direkter Nachbarschaft. Ich persönlich fand den Kontrast hier nicht so anstrengend oder moralisch problematisch wie in der Pinakothek, weil alleine der Zeitrahmen der Ausstellung einen schon ahnen lässt, auf was man trifft. Ich kann aber auch hier absolut nachvollziehen, wenn Besucher*innen es unangemessen finden, diese Werke auf gleicher Augenhöhe und ohne Wertung nebeneinander zu zeigen. Aber auch hier gilt: Es öffnet den Raum für Diskussionen. Wir können über diese Kunst und diese Künstler*innen nur angemessen sprechen, wenn die Werke zu sehen sind. Ich glaube, die Diskussion ist eher im Lenbachhaus möglich, auch weil dort ein Glossar ausliegt, das NS-Terminologie erklärt und Hintergründe zur Kunststadt München aufzeigt. Man erspart sich damit schlicht 1000 Zeilen Text neben jedem Bild, aber wer will, kann sich durchaus gründlich mit dem ganzen Komplex befassen. Das sprach auch ein älteres Ehepaar an, dem ich ein bisschen durch die Ausstellung gefolgt bin. Die Dame meinte: „Ich finde die Ausstellung gut – man versteht die Geschichte.“ Ein großes und in meinen Augen korrektes Lob: Die vielen Biografien machen sehr deutlich, dass es eben kein Schwarzweiß gibt, sondern ein fast unübersichtliches Grau an Lebensläufen und politischen Einstellungen.

Auf der Bayerlein-Tagung waren übrigens auch nicht alle einer Meinung, auch hier gab es deutliche Ablehnung der Hängung in der Pinakothek wie auch Zustimmung. Es sind sich also nicht einmal die Fachleute einig darüber, wie genau man diese Kunst jetzt präsentiert oder in welchen Werken oder Hängungen. Wir werden wohl noch länger darüber reden.

Samstag, 22. Oktober 2022

Die Damen und Herren vor mir auf der Bamberger Tagung überzogen launig bzw. ließen ewig Fragen zu, so dass ich sehr spät dran kam und mir auch nahegelegt wurde, möglichst durchzusprinten. Ja, nee. Brav langsam abgelesen, mich aber innerlich sehr gefreut, dass ich handgestoppte 17 Minuten Vortragszeit eingeplant hatte von meinen zugeteilten 20, ich braves Hascherl. Es kamen auch nur zwei Fragen, wobei ich jetzt nicht beurteilen kann, ob ich alles gesagt habe, was zu Protzen und den Autobahnen zu sagen ist oder einfach nur alle nach Hause bzw. ihren Zug kriegen wollten (ich war die vorvorletzte Rednerin). Ich behaupte Möglichkeit 1.

Nach der Tagung sprach mich eine Studentin (?) an und meinte, sie sei keine Kunsthistorikerin, höre sich aber gerne mal fachfremde Vorträge an. Sie wollte mir sagen, dass sie meinen Vortrag sehr gut fand und sie alles verstanden habe. Ich behaupte weiterhin Möglichkeit 1.

Dann wollte ICH aber dringend nach Hause, denn ich wollte endlich die Maske abnehmen. Nach zwei Tagen Rund-um-die Uhr-Maskentragen mit kurzen Pausen vor der Tür oder halt für einen dreiminütigen Kaffee im Vorraum des Hörsaals habe ich noch mehr Respekt vor Menschen in Krankenhäusern oder der Pflege.

Wir waren gegen halb vier fertig mit allem, also pünktlich. Ich hatte eigentlich den Zug um 19 Uhr gebucht, weil ich noch auf den Friedhof wollte; Protzen ist in Bamberg bestattet und ich wollte ihm kurz Tschüss sagen. Das war mir gestern aber arg egal, ich ging von der Uni zum Hotel zurück, wo noch mein Koffer stand, fluchte über die unsägliche App, mit der man sich durch Bamberger Busabfahrten navigiert, fand aber einen Bus, der mich zum Bahnhof brachte und bedauerte es, den ICE um 16.17 Uhr nicht mehr zu kriegen. Also wurde es ein Regionalzug um 17 Uhr nach Erlangen, von wo ich umsteigen würde. Ich kam gegen 16.20 Uhr am Bahnhof an und sah missmutig, dass der RE ausfiel – aber der ICE um 16.17 Verspätung hätte und erst gegen 16.40 in Bamberg wäre. Ha! Mein Ticket galt für jeden ICE, also ging ich zum entsprechenden Gleis und versuchte noch einen Sitzplatz zu buchen. Das ging nicht mehr, alles dicht, aber ich dachte, knappe zwei Stunden kann ich notfalls auch im Türbereich auf dem Boden sitzen. Als der Zug dann kam, war natürlich noch was frei, ich plumpste erschöpft, aber zufrieden auf einen Sitz und guckte dann zwei Stunden aus dem Fenster oder auf den kicker-Ticker des FCA-Spiels, was ich hätte bleiben lassen sollen.

Freitag, 21. Oktober 2022

Es regnete in Bamberg, was mein Outfit etwas ruinierte, ich rannte in Hoodie und mit Schirm anstatt im kleidsamen Konferenzblazer von Bushaltestelle zu Bushaltestelle. Ansonsten hatte ich die ganze Zeit während der Tagung das Gefühl, das ich früher auf der republica hatte: Endlich normale Leute. Die allerdings fast alle keine Masken mehr tragen, ich war ein Alien. Aber anscheinend auch als Bisher-Nicht-Infizierte ein Einhorn. Habe wegen dieses Einhorn-Status auf das gemeinsame Abendessen verzichtet. Schade um die guten Gespräche, aber ich bin doch noch vorsichtig.

Heute zweiter Tag mit meinem Vortrag. Den dann ohne Maske, wir sitzen in einem großen Hörsaal, das war nett, mal wieder ein Tischchen runterzuklappen, um das Moleskine auszubreiten.

Donnerstag, 20. Oktober 2022

Im Museum gewesen und eine sehr gute Ausstellung gesehen. Empfehle ich hiermit schon mal weiter, bevor ich den Eintrag im Laufe des Tages noch verlängere. Oder im Laufe des nächsten Tages. Oder Sonntag. Ich bin heute und morgen etwas eingespannt und quasi auf dem Weg zum Bahnhof.

Mittwoch, 19. Oktober 2022

Übers Wochende Karen Duves Sisi durchgelesen. So nett ich das fand, die österreichische Kaiserin mal nicht als liebenswertes, edelmütiges Naturkind und armes Opfer des Wiener Hofzeremoniells zu sehen (Sissi-Filme) oder als magersüchtige, bedauernswerte Laienpoetin (Brigitte Hamanns sehr gute Biografien von Elisabeth und ihrem Sohn Rudolf), sondern als privilegierte, unreflektierte und kindische Meisterreiterin, so sehr haben mich die irrsinnig vielen Fehler im Buch genervt.

Von meiner Lektorin weiß ich, dass es total billig ist, auf dem Lektorat rumzuhacken, weswegen ich jetzt auf dem Korrektorat rumhacke, falls es eins gegeben haben sollte. Ich habe allein beim lesenden Lesen – im Gegensatz zum korrigierenden Lesen – satte 128 Fehler oder Unstimmigkeiten gefunden (Tiernamen mal in Anführungszeichen, mal ohne, „Münchener“ versus „Münchner“, einfache Anführungszeichen, wo doppelte hinmüssten, fehlende Kommata hier, dafür woanders siebzehn zu viel etc.). Ja, ich habe die Fehler irgendwann angestrichen, weil es mich so genervt hat, und ja, ich habe meine Striche ernsthaft für diesen kurzen Blogeintrag gezählt. Schlampigkeit erschwert das Lesevergnügen. Meins jedenfalls.

Dienstag, 18. Oktober 2022

Habe in der letzten Woche meinen Vortrag gekürzt, ohne ihn mir selber vorgelesen zu haben, aber ich war mir sicher, sechs einzeilig beschriebene Seiten passen nicht in 20 Minuten. Passen sie, wie ich jetzt weiß, sie passen sogar in 15, obwohl ich beim Lesen deutlich langsamer rede als beim freien Sprechen, weswegen ich das inzwischen leider lasse, auch wenn es mich selbst nervt. Es nervt mich aber mehr, wenn die Leute mir nicht folgen können, weil ich wegen der Begeisterung über mein Forschungsfeld wieder hektisch vor mich hinsprinte und niemand hinterherkommt.

Jedenfalls habe ich gestern den Vortrag wieder um drei Minuten verlängert, die Folien finalisiert, heute gibt’s noch einen Durchgang und dann reicht’s.

Montag, 17. Oktober 2022

Die lustigen Herren vom Glasfaserkabel waren da und bohrten sich durchs Haus. Gestern war die Seite dran, auf der ich wohne, und ich musste laut Schreiben der Hausverwaltung nicht nur meine Fernsehdose freiräumen, sondern auch noch mein Kellerabteil offenlassen, denn dort wollten die Jungs als erstes hin. Ab 8 bitte.

Ich war gestern sehr früh wach, stand dann einfach auf, ging frisch geduscht in den Keller, um mein Vorhängeschloss abzunehmen und einen Zettel aufzuhängen: „Falls noch etwas aus- oder umgeräumt werden muss, bitte melden.“ Name, Stockwerk, Handynummer. Dann setzte ich mich mit Kaffee aufs Sofa und war daher halbwegs wach, als es um viertel nach 7 klingelte; die Jungs waren etwas früher da, meinten, sie müssten nur ein Regal verschieben, nein, dafür müsste ich nicht runterkommen, alles klar.

Dann ging ich an den Schreibtisch und wurde im Laufe des Tages, wenn ich mich richtig erinnere, viermal in Abständen unterbrochen. Zuerst musste ein Loch gebohrt werden. Aber nicht da, wo die alte Fernsehdose war, sondern am Kamin, weswegen auch mein Kellerabteil nötig gewesen war, denn von dort aus ging der Strang los.

Ich hatte am Sonntag abend noch panisch gegoogelt, ob nur die eine Fernsehdose, aus der ich ein dickes Kabel nach draußen kommen sehe und die noch zwei Nachbarn hat, freiräumen müsste oder alle Fernsehdosen in dieser Wohnung. Da ich keinen Fernseher habe, steht natürlich vor allen was rum, mal ein Rollcontainer mit Drucker drauf (kein Problem), mal eine breite Wäschekommode (totales Problem, die könnte ich nicht mal im Raum rumschieben, weil im Raum kein Platz mehr für sie ist). War aber alles egal, die Fernsehdose war nicht das Ziel der Herren, sondern eben der Kamin.

Als die beiden (mit Maske, YES) in meine Wohnung kamen, gingen sie, für mich irritierend, in die Küche, denn anscheinend hatten sie da in den Stockwerken unter mir gebohrt. Der Kamin verbindet quasi Küche und das Balkonzimmer, bei mir das Arbeitszimmer, bei anderen vermutlich das Wohnzimmer. An beiden Kaminseiten hängen aber Heizungen, jedenfalls bei mir; anscheinend wurde bei den anderen in der Küche gebohrt, wo keine Heizung ist. Seitdem nöle ich noch mehr über meine sinnlose Küchenheizung, die ich nie anstelle – weil eh immer zu warme Küche – und die auch dutzende von total cleveren und praktischen Einrichtungsideen zerschossen hatte, einfach weil sie halt da und im Weg ist. Mistvieh. Auf einem anderen Stockwerk hätte ich dieses Problem anscheinend nicht gehabt.

Ich bekam also statt einer planen Bohrung in der Küche eine seitliche Bohrung im Arbeitszimmer, wofür ich mal eben Sofa, Tischchen und Stehlampe verräumte. Dann arbeitete ich wieder, dann wurde ein Plastikrohr eingefügt, ich arbeitete, dann wurde das Rohr verputzt, ich usw., und dann kam endlich die Dose. Beim letzten Durchgang, dem Festschrauben der Dose und dem Testen ihrer Funktionsfähigkeit, war es schon nach 15 Uhr. Ich bot zwischendurch mal Tee an (leider kein Gebäck im Haus), was aber freundlich abgelehnt wurde. Eigentlich wollte ich erst kochen, wenn alles durch war, aber so gegen halb 3 hing mein Magen dann doch sehr in den Kniekehlen, und so bastelten die Jungs im Arbeitszimmer und ich am Herd.

Jetzt habe ich Glasfaser, was ich gar nicht brauche oder will, und höre nun die weiteren Tage gespannt den Bohrgeräuschen auf der anderen Hausseite zu. Und mein Keller ist gesaugt, das haben die Herren sehr ordentlich hinterlassen.

Sonntag, 16. Oktober 2022

Im Zug nach Süden gefahren.

In einem sehr lauten Zug nach Süden gefahren. Fürs nächste Mal zu zweit verreisen merken: Lieber getrennt im Ruheabteil sitzen als zusammen im Lärm. Wir reden eh so gut wie nie miteinander während der Fahrt, sondern lesen, hören Zeug oder dösen. Das geht auch in unterschiedlichen Sitzreihen. Hauptsache keine Schnackenden mehr in der Nähe, die auch die Noise-Cancelling-Dinger irgendwann nicht mehr canceln konnten.

Musste wieder sehr laut Dvořák hören.

Okay, das war nicht so schlimm. Höre ich eh auf fast jeder Rückfahrt zum Runterkommen. Aber meist nicht so laut.

Bonus-Elterngarten. (Hatte kurz überlegt, „Mutterns Garten“ zu schreiben. Bleibe bei „Elterngarten“.)