Beste Blueberry Muffins ever gebacken. Das Geheimnis ist die Zuckerkruste, die einen Kontrast bildet zum flauschigen Rest.
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Bis Sonntagvormittag überlegte ich, ob ich die Montagssitzung in der Uni per Video anbieten sollte, denn nach über einer Woche im Bett war ich immer noch nicht so richtig fit. Außerdem war für Sonntagabend und Montag Streik angekündigt. Da ich unsere Gruppenarbeit aber für essentiell halte, wollte ich vor Ort sein.
Die Hinfahrt war streikmäßig nicht in Gefahr, die Rückfahrt sollte aber ausfallen. Ich dachte für fünf Sekunden über einen Mietwagen nach und buchte dann meinen ersten Flug seit … kurzer Check in der Wallet meines Handys … dem 24. Februar 2020, wo ich von München aus nach Berlin flog, um im Bundesarchiv für die Diss zu arbeiten. Ich weiß noch, dass ich auf der Rückfahrt im Zug das erste Mal den NDR-Podcast mit einem Herrn Drosten hörte, der über irgendein Virus sprach. (Hin hätte der Zug zu lange gedauert, ich wollte jede Minute im Archiv, die ich kriegen konnte. Oder auch: Ich wollte nicht morgens um 4 im Zug sitzen.)
Zurück ins Jahr 2023. Der Streik wurde abgesagt und ich hatte nun zwei nicht stornierbare Tickets. Mpf. Darüber wollte ich mir am Sonntag aber noch keine Gedanken machen, trug Maske in der U-Bahn zum Bahnhof und vergaß sie dann in der Jackentasche. Irgendwann bei Frankfurt dachte ich, oh, du wolltest doch eigentlich mit Maske … aber jetzt ist es auch egal. Ich bin genauso wurschtig geworden wie die Leute, über die ich mich drei Jahre lang aufgeregt habe.
Dieses Mal fuhr der Zug über den Kölner Hauptbahnhof – DOM! –, aber ich saß auf der falschen Zugseite. War mir aber egal, ich hängte mich quer über meinen Sitz in den Mittelgang und schaute zwischen zwei sehr missbilligend aussehenden Einzelsitzsitzern durch, denen der Dom offensichtlich egal war. Lehn dich zurück, Nase, lass mich Kirche gucken!
Im Hotelzimmer noch mal die Präsentation durchgegangen, die ich krank erstellt hatte und für die ich nur mittelgute Hoffnung hatte.
Montag im Unterricht war dann aber wieder alles wunderbar, wenn ich auch etwas unkonzentriert war und nach fünf Stunden absolut nicht mehr denken konnte. Erneut arbeiteten die allermeisten Studis engagiert mit, und ich surfte den Rest des Tages auf einem Gefühl, das ich vor vier Wochen noch nicht kannte: das Teaching High. Das Gefühl, Menschen mit einem Thema, das mir am Herzen liegt, zu erreichen, ist unglaublich. Und direktes, gutes Feedback auch. Gesagt zu bekommen, dass diese Stunden wirklich bei einem Problem helfen, ist unbezahlbar. Hätte trotzdem gerne eine Entlohnung, die wenigstens in die Nähe meiner Fähigkeiten kommt, und damit meine ich nicht die total überbezahlte Werbung.
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Ich so: *zeige Folie mit einer Einleitung aus meiner ersten Hausarbeit in Geschichte, an der ich referiere, dass auch ich am Beginn meines Studiums Sätze in der Qualität produziert habe, die ich meinen Studis heute anstreiche. Der Plan: zu zeigen, dass sich alles lernen lässt, man muss es nur üben*
Student: „Was haben Sie denn für eine Note bekommen?“
Ich: „1,3.“
Student: „Aber wenn man selbst mit einer miesen Einleitung eine 1,3 kriegt, wieso soll ich dann eine bessere schreiben?“
Ich: „Das ist NICHT der Effekt, den ich mit dieser Folie erzielen wollte!“
*Gelächter*
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Am Ende der Stunde frage ich immer, wie’s den Studierenden geht und was sie gelernt haben. Einen Satz meines ersten Text-CDs haben sie sich gemerkt: Für eine gute Headline musst du erstmal 100 schlechte schreiben. Und ich habe gelernt, dass Heinrich Heine aus Düsseldorf kommt und die dortige Uni nicht einfach so nach dem Mann heißt. Sollte vielleicht endlich mal googeln, wer dieser Ludwig Maximilian war, der auf meiner Promotionsurkunde steht.
Public Service, mit Dank an die Wikipedia: „Die Ludwig-Maximilians-Universität München (kurz Universität München oder LMU) ist eine Universität in München. Sie wurde 1472 in Ingolstadt gegründet, im Jahre 1800 nach Landshut und 1826 schließlich nach München verlegt. Sie ist benannt nach ihrem Gründer Herzog Ludwig IX. sowie dem bayerischen König Maximilian I. Joseph, der sie nach Landshut holte.“
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Die Fahrt zum Flughafen dauert mit der Regionalbahn fünf Minuten vom Hauptbahnhof. FÜNF MINUTEN. Merk auf, München, du nervigster aller Flughäfen, von dem man bis zum Hbf mit der S-Bahn länger braucht als der komplette innerdeutsche Flug gedauert hat.
Und vom Bahnhof am Düsseldorfer Flughafen schaukelt einen der Skytrain, eine Schwebebahn, zu den Terminals. Als sie einfuhr, ging ich ganz nach vorne, weil ich rausgucken wollte, ich gucke halt gerne aus Verkehrsmitteln raus (DOM!). Dabei hatte ich vergessen, dass wir 20 Meter in der Luft hängen, was meine latente Höhenangst dann doch weniger lustig fand als gedacht.
Fliegen hat sich übrigens nicht verändert, aber die Verpflegung an Bord kostet jetzt.
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Dienstag hatte ich ein unerwartetes und ungeplantes Gespräch im Museum, das mich gefreut und motiviert hat.
Außerdem sah ich eine Tanzperformance in unserem Atrium, die ich spannend fand. Eines unserer beliebtesten Werke ist das „Bildnis des Tänzers Alexander Sacharoffs“ von Alexej von Jawlensky. Die Tänze stammten unter anderem von Sacharoff und seiner Tanzparterin Clotilde von Derp, und das war eine seltsame, aber schöne Erweiterung eines Kunstwerks, das auch ich gerne anschaue. (Aus diesen zwei Absätzen habe ich eben fünf „sehr“s rauskorrigiert, LISTEN UP, STUDIS! Mehr Disziplin dem eigenen Text gegenüber!)
Die Performance ist heute nochmal um 18 Uhr zu sehen; sie dauert gute 20 Minuten und kostet keinen Eintritt. Einfach ins Atrium kommen. Dort könnt ihr euch übrigens schon auf das Werk „Pssst Leopard 2A7+” von Natascha Sadr Haghighian setzen; ihre Ausstellung „Jetzt wo ich dich hören kann tun meine Augen weh (Tumult)“ wird Montag um 19 Uhr eröffnet. Kostet nichts, kommt gerne vorbei.
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Knapp vor dem Verhungern mein neues Lieblingsgericht Bratreis mit Frühlingszwiebeln und Ei gemacht. Sojasauce, Sriracha, Sesamöl, fertig.
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Mittwoch saß ich schon wieder im Zug, mehr oder weniger ungeplant: Mein Patenonkel war vorletzte Woche verstorben, ich erfuhr es eine Woche vor der Trauerfeier, die an seinem Heimatort in Baden-Württemberg stattfinden sollte. F. und ich buchten sofort einen Zug, auch weil wir dachten, dass der Rest der Familie aus dem Norden den langen Weg vielleicht nicht auf sich nehmen würde. Taten sie aber, und so saßen wir zu fünft in den Kirchenbank und nahmen Abschied.
Ich fand die Trauerfeier sehr tröstlich. Der Pastor sprach davon, dass mein Onkel nun „in die Ferne gerückt sei“, was für mich ein schöneres Bild ist als „auf Nimmerwiedersehen von uns entfernt“. Der Satz, dass man nie ganz weg ist, solange noch jemand an einen denkt, fühlt sich für mich immer wahrer an.
Der Pastor erwähnte auch den Konfirmationsspruch meines Onkels, er steht bei 1. Korinther 3,11: „Einen andern Grund kann niemand legen außer dem, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus.“ Mein Onkel war gläubig und hat sich sein Leben lang in der Kirche engagiert. In der Predigt wurde ausführlich erzählt, was er alles angestoßen hat, wofür er den Grund bereitet hat, auf dem nun andere gehen. Ich musste an etwas denken, das ich montags im Unterricht gesagt hatte, als es um Forschung ging, die immer auf der Arbeit von anderen beruht; ich erwähnte ein Isaac-Newton-Zitat, das ich sehr mag: “If I have seen further it is by standing on ye shoulders of giants.” Ich mag dieses Bild sehr, dass wir alle Teile einer langen Kette sind, deren Glieder ständig neu geschmiedet werden und die ohne die Vorarbeit, das Wissen, die Talente und die Persönlichkeiten von anderen nicht möglich wäre.
Es hat mich auch sehr getröstet, dass mein Onkel wusste, dass seine Zeit begrenzt war und er noch alles ordnen konnte. Angeblich sagte er: „Ich hatte ein gutes Erdenleben.“ Bisher – und darüber hatte ich noch nie nachgedacht – kann ich das auch sagen. Ich hatte bis hierhin trotz allem Alltagsgenerve ein gutes Erdenleben. Ich hoffe, ich habe es noch länger.
Trauerfeiern in Süddeutschland schlagen die im Norden um Längen. Wo es bei uns immer nur Schnittchen und Butterkuchen vom Blech gibt (der heißt bei uns auch „Beerdigungskuchen“), gab es hier hervorragenden Wirtshaussalat mit dem einzig wahren Kartoffelsalatdressing, nämlich Öl statt doofer Majo, sowie gerollte Maultaschen, danach noch Hefezopf. Wenn der Anlass nicht so traurig gewesen wäre, hätte ich gesagt: ein Festessen.
Wir verabredeten uns mit den Cousins für ein baldiges Wiedersehen.
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Donnerstag habe ich gar nichts gemacht, weil ich trotz Krankschreibung am Schreibtisch sitzen musste für das Seminar, und ich jetzt wirklich, wirklich mal einen Tag Pause brauchte. Okay, so ganz Pause war es nicht, denn ich musste den Studis ja die Präsentation schicken und einigen von ihnen die Hausaufgaben erklären, aber DANN habe ich wirklich nichts mehr gemacht.
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Freitag wollte ich eigentlich wieder arbeiten, aber Pause war super, deswegen gönnte ich mir noch einen Ruhetag. Immerhin schaffte ich es, endlich die guten Kleidungsstücke in die Reinigung zu bringen, die seit Wochen an meiner Garderobe darauf warteten.
Abends ging’s mit F. ins Waltz zu Backhendl für ihn und Spätzle für mich (ich war im Kopf noch in Schwaben) sowie zwei Flaschen Burgunder für uns beide. Wir waren bis jetzt zweimal in dem Laden, und beide Male streikte die MVG. Ich hoffe, das liegt nicht an uns.
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Samstag reparierte F. mein Fahrrad und ich stand bewundernd daneben. Irgendwann darf ich das vielleicht auch mal selbst machen, aber so schlimm fand ich unfeministisch bewundernd rumzustehen auch nicht.