Zwei Sterne: sehr gut
Ein Stern: gut
Kein Stern: immerhin durchgelesen
Januar
Anne Rabe: Die Möglichkeit von Glück **
Eine Mischung aus Roman, Essay und Dokumentation, die sich mit der eigenen, (hoffentlich) teilweise fiktiven Familiengeschichte auseinandersetzt, die sich von der NS-Zeit über die DDR bis in das neue, wiedervereinigte Deutschland zieht. Mir hat der Stil gefallen, weil ich gerade bei diesen Themen doch dringend lieber Sachbücher lese, und die kurzen Einschübe, die die Recherchearbeit der Erzählerin dokumentieren, haben mir das Romanhafte leichter gemacht.
Friedrich Ani: Letzte Ehre *
Ich haderte erneut mit Gewaltdarstellungen gegenüber weiblichen Körpern und Seelen, da half auch die weibliche Hauptfigur nicht und dass so ziemlich alle Männer im Buch Unsympathen bis armselige Deppen sind. Aber wie immer bei Ani unwiderstehlich geschrieben, las sich in wenigen Stunden runter.
Bov Bjerg: Serpentinen **
Ein Mann ist mit seinem Sohn unterwegs und verarbeitet Familientraumata. Klingt fürchterlich, liest sich aber hervorragend. Mein bisher liebster Bjerg.
Hans Sahl: Die Wenigen und die Vielen *
Sahl verarbeitet seine eigene Emigration aus dem NS-Deutschland in diesem 1959 erschienenen Roman. Mich persönlich haben natürlich die Schilderungen aus Deutschland am meisten interessiert, aber auch seine Zeit in Frankreich und New York habe ich gern gelesen, wenn auch etwas mehr quer.
Carolin Würfel: Drei Frauen träumten vom Sozialismus. Maxie Wander, Brigitte Reimann, Christa Wolf **
Ich kannte weder Wander noch Reimann, wollte danach aber dringend etwas von ihnen lesen.
Maxie Wander: Leben wär’ eine prima Alternative. Tagebücher und Briefe **
Ich hätte nicht gedacht, dass ich aus einem Tagebuch, das mit einer Krebserkrankung beginnt, viel über die DDR lernen würde, aber so war’s.
Friedrich Ani: Ermordung des Glücks
Der erste für mich etwas langatmige Ani. Trotzdem durchgelesen, denn ich wollte wissen, wer der Mörder war, logisch.
Februar
Pascal Bresson, Sylvain Dorange (Christiane Bartelsen, Übers.): Beate & Serge Klarsfeld. Die Nazijäger *
Comic über die titelgebenden Menschen. Nazijagd im Zeitraffer. Las sich gut runter, macht aber nicht so viel Spaß wie Comics mir machen sollten. Dieses verdammte Thema.
Friedrich Ani: Bullauge *
Nicht so langatmig wie „Glück“, dafür eine ewig lange Exposition für ein Hauruck-Ende.
Marina Weisband, Eliyah Havemann: Frag uns doch! Eine Jüdin und ein Jude erzählen aus ihrem Leben **
Lesenswert, wissenswert, Empfehlung. Hier ausschnittsweise verbloggt.
Friedrich Ani: All die unbewohnten Zimmer *
Das Thema „ewig lange Exposition“ hatten wir gerade, das war auch hier mein Problem. Aber als dann endlich mal zur Sache ging, gefiel es mir sehr. Erstmal weitere Anis in der Stadtbibliothek vorbestellt.
März
Brigitte Reimann: Ankunft im Alltag **
Von 1961 und das liest sich auch so. Leider anstrengende Geschlechterstereotype, aber für mich sehr spannend: ein Roman aus den Anfangsjahren der DDR. Ich konnte nach den Tagebüchern von Maxie Wander erstmals nachvollziehen, wie groß der Aufbruch sich angefühlt hatte. Kein Vergleich zur westdeutschen Lektüre.
Ingrid Strobl: Vermessene Zeit. Der Wecker, der Knast und ich **
Strobl schreibt dreißig Jahre nach ihrer gut zweieinhalb Jahre in Gefängnissen in München und Essen über diese Zeit. Dabei reflektierte sie in Einschüben ihre eigenen Erinnerungen und ordnet quasi ihren Text neu ein. Sie schreibt über die Bücher und die Musik, die ihr halfen, sowie die Arbeit an ihren eigenen Büchern. Und sie erwähnt einige Mitgefangene und deren Schicksale. Alles äußerst lesenswert; es hat meinen Blick auf die RAF-Hysterie der Bundesrepublik erweitert.
Volker Weidermann: Ostende. 1936, Sommer der Freundschaft **
Las sich viel zu schnell runter, diese letzte Begegnung vieler großer Namen der deutschsprachigen Literatur, bevor sie emigrierten, verhaftet wurden, sich zu Tode tranken. Mir fehlten wie immer Quellenangaben, aber ich habe noch während der Lektüre weitere Bücher bestellt, so neugierig war ich auf so vieles.
Friedrich Ani: Idylle der Hyänen *
Erstes Buch mit Polonius Fischer, ehemaliger Mönch, nun Kommissar. Bisschen viel Gott-Gequatsche, trotzdem komme ich mit Fischer momentan besser klar als mit Tabor Süden, den Kommissar der ersten gefühlt 80 Ani-Bücher, die ich las. Der ertrinkt nämlich in seinen ganzen Bieren und das nervt irgendwann.
Friedrich Ani: Hinter blinden Fenstern *
Zweites Buch mit Polonius Fischer. Weniger Gott, las sich gut weg.
Friedrich Ani: Totsein verjährt nicht *
Drittes Buch mit Polonius Fischer. Hat mir bisher am besten von allen dreien gefallen. Reicht jetzt aber erstmal wieder mit Ani; den snacke ich zwischendurch gespannt weg, will aber eigentlich was anderes lesen.