Ich gehöre zu den Menschen, die von der Bundesregierung diese lustigen Gutscheine geschickt bekommen haben, für die man zweimal sechs FFP2-Masken in der Apotheke für nette zwei Euro bekommt. Den ersten löste ich am Montag ein, auch um zu schauen, ob die Masken besser sitzen als die, die ich bei Medisana erstanden hatte. Wie ich seit gestern weiß, sitzen sie ähnlich bis einen Hauch besser, haben dafür aber an den Bändern keine von diesen Klammern, mit denen man die Bänder am Hinterkopf zusammenhalten kann, damit die armen Öhrchen nicht so leiden. Die Klammern mag ich recht gerne, aber die kann ich natürlich auch von einer anderen Maske abzuzzeln. Dafür scheinen mir die Bänder der Apothekenmaske aber nicht lang genug zu sein. Hm.
Ansonsten versackte ich im Abbildungsverzeichnis, hasste wie immer das Urheberrecht, habe keine Ahnung, wie ich an die Rechte der ganzen Bilder kommen soll oder muss, die ich abdrucken möchte und hoffe, dass der Verlag mir da weiterhelfen kann, welcher auch immer es sein wird. Ungefähr 40 Bilder schmiss ich raus, die sind jetzt als Fußnote verzeichnet à la „Farbabbildung bei Davidson 1991, Bildtafel xy.“ (Davidson, Mortimer G.: Kunst in Deutschland 1933–1945. Eine wissenschaftliche Enzyklopädie der Kunst im Dritten Reich, Band 2/1 Malerei A–P, Band 2/2 Malerei R–Z, Tübingen 1991. Dass der erste Band so komisch mit 2/1 bezeichnet ist anstatt mit 1/2, erinnert mich daran, dass ich zu viele Twitter-Threads gelesen habe. Das Buch ist übrigens eher oll, hat aber immerhin viele Abbildungen, die über die üblichen Verdächtigen hinausgehen.)
Abendbrot war Reis mit der restlichen Dan-Dan-Sauce und viel Gemüse und Erdnusstofu.
Keine Zeit zum Anrichten, ich war quasi fast verhungert! Self-care geht vor Instagram.
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Dienstag war im Prinzip Montag vom Arbeitsaufkommen und der Tätigkeit her. Ich finalisierte die Bilderliste und versuchte, mit der neuen Nummerierung nicht wahnsinnig zu werden. Durch die wilde Umstellerei meiner Diss stimmt natürlich die Reihenfolge nicht mehr.
Außerdem gönnte ich mir eine winzige Taschenbuchbestellung (okay, zwei Taschenbücher und ein Hardcover).
Mittags spazierte ich durch die Gegend, weil mein Knie vom ewigen Schreibtischsitzen mal wieder zickte. Mir fehlt die übliche Bewegung, die man so kriegt, wenn man nicht nur im Home Office lebt und Angst vor dem Da Draußen hat: der Bummel zum weiter entfernten Supermarkt, der Gang zum weiter entfernten Bäcker, mal zu Fuß zu F., die Radelei zu allen Bibliotheken dieser Stadt. Also muss ich mir allmählich diese Bewegung selber holen, denn mein lustiger Internetsportkurs mag gerne Dinge, bei denen ich das Knie fies beugen muss und das ist gerade eher unangenehm. Ich weiß aber auch, dass sich das durch Gehen bessert, wie praktisch.
Also eigentlich. Mir tut das schon gefühlt etwas zu lange weh, ich will aber ganz dringend nicht zu Orthopäden. Es gibt kaum Ärzte, die so deutlich raushängen lassen, wie widerlich sie dicke Menschen finden, wie Orthopäd*innen, das tut mir nie gut, da hinzugehen. Außer wenn wirklich alles weh tut, aber soweit ist es (noch, OMG, please no) nicht. Sorry fürs Blubbern, ich gehe wirklich nicht gerne zu Ärzten. So viel zum Thema „aber dicke Menschen belasten die Krankenkassen doch so einsfuckingELF!“ – die meisten von uns gehen so selten wie möglich zum Arzt, weil das jedesmal scheiße ist. Leider true story.
Beim Spaziergang ging ich auch über den Markt am Josephsplatz, wo alle brav mit Abstand und FFP2-Maske anstehen, aber ich fand eine Zutat nicht, die ich mir für ein Rezept in den Kopf gesetzt hatte. Also fragte ich Menschen, die sich mit Münchner Bezugsquellen auskennen und bereitete mich auf meinen ersten Besuch am Viktualienmarkt vor. Ich lebe nun seit fast neun Jahren in München und bin noch nie da gewesen.
Abends erneut Reis mit Zeug und Sauce, die wird echt nicht alle, macht aber nichts, ist super.
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Mittwoch holte ich die drei Bücher aus der Lieblingsbuchhandlung ab und wurde von der Besitzerin an der Tür erkannt, musste also meinen Namen gar nicht mehr sagen. Besser als Stammkneipe! Damit der Tag richtig gut wurde, gab’s zwei Krapfen vom Bäcker.
Korrigiert bis zum Abwinken. Abends schaute F. unplanmäßig vorbei, das war schön. Es gab mal wieder Käse, der Herr brachte mir Krustis vom Lieblingsbäcker mit, und wir tranken einen der Weine, die F. für irgendeinen Fehlfarbenpodcast mal mitbestellt hatte. Wir ordern ja meist gezielt auf dieses eine Weinthema hin, wollen aber nie nur eine Flasche bestellen, ich kaufe meistens zwei (wegen Finanzen halt), die Jungs nehmen gerne gleich ne Kiste und ballern die mit Zeug vom jeweiligen Winzer zu. Der Mittwochswein stank wie faule Johannisbeeren, schmeckte dann zuerst auch danach, aber irgendwann wurde ein eher belangloser Alltagswein draus. Konnte man trinken, muss man aber nicht nochmal kaufen.
Gemeinsam eingeschlafen hachseufz.
#frauenlesen
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Donnerstag. Das große Abenteuer: Busfahren! In die Münchner Innenstadt! (Bei Knieschmerzen ist Radfahren eher doof.) Auf den Viktualienmarkt gehen! Und dann noch fünf Kilo Mehl holen! ES IST ALLES SO AUFREGEND! Also wenn man sonst höchstens zur Packstation oder zum Edeka geht wie ich seit Monaten.
Ich zog an der Bushaltestelle natürlich mein Buch aus dem Rucksack und las, stieg ein, als der (fast leere) Bus kam und wollte weiterlesen, bis mir einfiel: Du bist seit Monaten nicht Bus gefahren! ENJOY! Und das tat ich dann auch, guckte aus dem Fenster und fand den ollen 153er total schnafte. Kinners, wie herrlich ist es, die Ludwigsstraße runterzuschaukeln! Wäre schön, wenn man da in eine Bibliothek gehen könnte, aber naja.
Mit weiterhin Maske auf der Nase zunächst zum Kaufhof am Marienplatz geschlendert durch die fast leere Innenstadt, kannte ich so auch noch nicht. Der war aber noch geschlossen, da hatte mir die Website anscheinend Quatsch erzählt, egal, also zum Viktualienmarkt. Den hatte ich bisher bewusst gemieden, weil er immer voll ist, viel zu teuer und ich glaube, dass da eher Touris hingehen. Nun suchte ich den von der Kaltmamsell beschriebenen Stand, fand ihn auch – aber der gesuchte Mönchsbart war leider „grad weg, kommt aber in 15 Minuten wieder!“ Okaaayyy. Es war übrigens fast gespenstisch leer, aber das war mir recht, weil ich ja Stände suchen musste. Zum zweiten kam ich gar nicht mehr, denn ich sah das Grünzeug beim Stand nebenan, nahm zwei Bünde, noch einen kleinen Radicchio und vier Zitronen – und zahlte 22 Euro, nachdem ich mich von meiner Ohnmacht wieder erholt hatte. Ich zitiere die Freundin der Kaltmamsell, die bei Artischocken zu acht Euro das Stück meinte: „Tiene música?!“ – „Kann die Musik spielen?!“
Noch ein bisschen Salsiccia vom Italiener nebenan, dann bummelte ich zur Kunstmühle und kaufte je einen zweieinhalb-Kilo-Sack Weizenmehl 1050 und Vollkornweizenmehl. Toller Laden!
Danach wollte ich eigentlich die Tram von der Maximilianstraße nehmen, um endlich mal wieder Tram zu fahren, aber ich stand quasi genau zwischen zwei Haltestellen, und so schlenderte ich schwer bepackt wieder zurück zum Odeonsplatz und nahm erneut den Bus zurück.
Morgens hatte an unserem Fahrstuhl ein Schild gehangen, auf dem „Inspektion“ stand, also wusste ich, dass ich in den vierten Stock klettern musste. Treppe rauf ist dem Knie egal im Gegensatz zu Treppe runter, aber ich ahnte, dass das ganze mit Maske nicht so irre viel Spaß machen würde. Also besorgte ich erneut zwei Krapfen als Belohnung. Die waren dringend nötig und sehr gut.
Den Rest vom Tag wieder am Schreibtisch verbracht. Ein paar Tage brauche ich noch, aber dann ist das Ding wirklich durch und mein Doktorvater darf (muss) erneut drüberlesen. Und dann mache ich erstmal ein bisschen Pause von der Autobahn.
Will schon wieder Krapfen. Ein Teufelszeug.