1000 Fragen, 121 bis 140
(Ich paraphrasiere Christian: „Die Fragen stammen ursprünglich aus dem Flow-Magazin, Johanna von pink-e-pank.de hat daraus eine persönliche Blog-Challenge gemacht, und Beyhan von my-herzblut.com hat das PDF erstellt.“)
121. Gibst du der Arbeit manchmal Vorrang vor der Liebe?
Hä? Das hat doch nichts miteinander zu tun. Wenn die Frage ist: Verschiebst du manchmal Verabredungen, weil plötzlich noch ein Job reingekommen ist, lautet die Antwort: ja. Von Luft und Liebe kann ich meine Miete nicht bezahlen.
122. Wofür bist du deinen Eltern dankbar?
Dass sie mich als Kind in die Musikschule, in Zeichenkurse, in Museen und in die Oper geschleppt haben. Es ist mir wirklich erst als Erwachsene aufgefallen, dass nicht alle eine derartige Bildung mitbekommen haben.
Daneben bin ich ihnen dafür dankbar, gewisse finanzielle Grundlagen geschaffen haben, die mir etwas mehr Sicherheit geben, wenn ich an meine Rente denke.
123. Sagst du immer, was du denkst?
Nein. Ich sage nie im Restaurant, wenn das Essen eher so meh war und ich traue mich nie, im Taxi dem Fahrer Kontra zu geben, wenn er Quatsch redet. Ich schweige dann beschämt vor mich hin, ich Weichei.
124. Läuft dein Fernsehgerät häufig, obwohl du gar nicht schaust?
Auf meinem Laptop laufen mittelprächtig oft Serien, die ich schon kenne, während denen ich gerne Candy Crush oder Hay Day spiele. Ich versuche manchmal, mir das abzugewöhnen und stattdessen zu lesen, verfolge dieses Vorhaben aber nicht ernsthaft.
125. Welchen Schmerz hast du nicht überwunden?
Einige Bemerkungen zu meinem Gewicht, einige körperliche Übergriffe, die den Täter*innen vermutlich nicht mal als Übergriff klar sind, meine eigene Scham, nichts dagegen getan oder gesagt zu haben.
126. Was kaufst du für deine letzten zehn Euro?
Wenn ich kurz vor dem Tod bin: Schokolade oder Champagner (für zehn Euro halt Aldi-Schampus). Wenn ich noch Zeit vor mir habe: vielleicht eine warme Decke? Decken sind immer gut. Wenn ich kein anfassbares Geld mehr brauche, weil wir den Kapitalismus, Münz- oder Papierwährungen oder irgendwas anderes abgeschafft haben, würde ich den Schein vermutlich als historisches Dokument behalten.
127. Verliebst du dich schnell?
In die falschen Menschen auf jeden Fall. In der Rückschau ist das ein guter Indikator – die Menschen, mit denen ich länger zusammen war, waren immer erst Freunde oder gute Bekannte.
128. Woran denkst du, bevor du einschläfst?
An etwas Nettes, damit ich einschlafen kann. Hollywoodschnuckel, F. (aber dann grinse ich so debil, dann kann ich nicht schlafen), meine blauen Wände im Arbeitszimmer, perfekter Milchschaum, ein Tag im ZI oder so.
129. Welcher Tag der Woche ist dein Lieblingstag?
Donnerstag. Schon fast die Arbeitswoche hinter mir, Freitag ist quasi schon Wochenende, danach ist wirklich Wochenende, jetzt können wir noch zwei Tage richtig was schaffen. Wochenende ist auch super, aber Donnerstags hat das ZI auf, Samstag und Sonntag nicht.
Außerdem hat Donnerstag so schöne viele Silben und ist nicht so ein Hektiker im Mund wie die anderen Wochentage, aber das lässt mich jetzt sehr seltsam klingen.
130. Was würdest du als deinen größten Erfolg bezeichnen?
Mir als Kind selbst das Zehn-Finger-Tippen beigebracht zu haben. Und auf mein abgeschlossenes Studium bin ich auch ein wenig stolz in meinem hohen Alter man reiche mir die Heizdecke im Hörsaal zieht’s immer so.
131. Mit welcher berühmten Person würdest du gerne einmal einen Tag verbringen?
Mit keiner. Ich wäre viel zu aufgeregt, wenn’s jemand wäre, den ich toll finde. Ich bewundere solche Leute lieber aus der Ferne. Ich folge auch kaum noch Berühmtheiten auf Twitter, weil es mich wahnsinnig macht, wenn sie eine miese Rechtschreibung haben oder doofe Memes retweeten.
132. Warst du schon einmal in eine (unerreichbare) berühmte Person verliebt?
Ich würde es als Celebrity Crush bezeichnen und dann ja. Aber nie so schlimm, dass ich Flüge in die USA gebucht habe oder so.
133. Was ist dein Traumberuf?
Privatier und Mäzenin.
134. Fällt es dir leicht, um Hilfe zu bitten?
Es wird besser. Vielleicht kriege ich das vor der Rente noch hin.
135. Was kannst du nicht wegwerfen?
Ich kann alles wegwerfen, die Frage ist, ob ich es will.
Momentan sind ja Marie Kondo und ihr Joygesparke eine beliebte Zielscheibe. Ich habe vor längerer Zeit ihr Buch … ähem … quergelesen und mir davon genau die Lektion mitgenommen, über die gerade geschmunzelt wird: Wenn dir etwas keine Freude macht, wirf es weg. (Wir reden hier nicht von Steuerformularen, ist klar.) Den Anstoß fand ich ziemlich gut, und mit dieser Frage bin ich als erstes an meinen Kleiderschrank gegangen, in dem viel war, von dem ich dachte, das ziehe ich bestimmt irgendwann an, das war teuer usw. Bis ich dann wirklich mal diese rote Bluse in die Hand nahm und mich fragte, ob sie mir Freude macht. Machte sie nicht, weg damit, nie vermisst.
In die Altkleidertüte kam auch ein violetter Pulli, der mir über die Oberschenkel reicht, Fledermausärmel und einen irre weiten Kragen hat. Man kriegt ihn unter keine Jacke, aber er steht mir wirklich gut und er gefällt mir sehr. Den wollte ich auch wegwerfen, weil er halt nicht praktisch ist. Aber F. fragte ganz unschuldig, ob er mir Freude mache und das tut er, auch wenn er nur im Schrank liegt. Ich habe ihn in diesem Winter öfter zuhause getragen und bin froh, ihn nicht weggeworfen zu haben.
Was ich sagen wollte: Ich werfe meinen alten Teddy nicht weg, weil er mir Freude macht, bin aber kurz davor, 40 Jahre Briefe und Postkarten zu entsorgen, weil ich die nie wieder lese und sie nur von Wohnung zu Wohnung schleppe. Inzwischen kann ich auch Bücher ohne Reue wegwerfen.
136. Welche Seite im Internet besuchst du täglich?
Meine eigene. Nach dem Veröffentlichen noch mal schnell nach Fehlern gucken, liest sich anders als in der WordPress-Vorschau.
137. Sind die besten Dinge im Leben gratis?
Nein. Ja, schon klar, Liebe kann man sich nicht kaufen, schnarch, kleiner Prinz. Aber ein guter Wein kostet halt. Oder ein toller Urlaub. Oder ein schönes Fahrrad, das verlässlich immer glücklich macht.
138. Hast du schon mal was gestohlen?
Ja, in meiner Jugend Aschenbecher aus Kneipen, eine Postkarte in der hannoverschen Passarelle und einen Bembel irgendwo in Frankfurt. Wie ich mich über die Deppen aufrege, die in Biergärten Maßkrüge klauen! Ich war selber nicht besser.
Gerade beim Verlinken der Passarelle gemerkt, dass diese inzwischen Niki-de-Saint-Phalle-Promenade heißt. Heimatstadt, du gutes Ding.
139. Was kochst du, wenn du Gäste hast?
Für F. irgendwas Schnelles, damit ich mit ihm am Tisch sitzen kann anstatt am Herd zu stehen, für kleine Gesellschaften drei bis vier Gänge, für mehr … kann ich nächste Woche beantworten, die Frage.
140. In welchem Laden möchtest du am liebsten einmal eine Minute lang gratis einkaufen?
In einem dieser teuren Möbelläden wie Ligne Roset oder Bolia.
Noch besser: bei einer Maklerin. „Und dann nehme ich da diese Villa am Chiemsee, das Penthouse in der Münchner City, als Wochenendnest die Altbauwohnung in Hamburg und für den Urlaub das Haus in Amsterdam. Mit Putzdienst in allen Locations, gell? Ach, wissen Sie was, packen Sie mir das Reetdachding auf Sylt auch noch ein. Danke, Bussi! Komm, Fifi, Mami geht jetzt Austern essen.“
Neulich hat jemand einen uralten Tweet von mir geliked, den hatte ich schon wieder vergessen, aber seitdem habe ich ihn im Ohr:
„Oooh, ich hab solche Sehnsucht /
Ich bin so von dir betört /
Ich will wieder an den Chiemsee /
Ich will zurück nach Frauenwörth.“