Tagebuch Montag, 30. März 2020 – Konzentriert in Oxford

Am Wochenende warf mir schon jemand einen Stream in die Twitter-Replys, den ich zwar wahrnahm, aber nicht anklickte. Das erledigte ich erst gestern, als ich ihn noch einmal als Reply hatte, weil ich mich dann doch darüber gefreut habe, dass Leute wissen, was mir gerade fehlt: das Gefühl, in einer Bibliothek zu sitzen. Der Stream ist, unglaublicherweise, eine Tonaufnahme der Bodleian-Bibliothek in Oxford. Man kann zwischen vier Lesesälen wählen, deren Geräuschen man dann gefühlt stundenlang zuhört. Ich bin mir sicher, dass sich dieser eine Huster und dieser andere Handyton da irgendwann wiederholt haben, aber es war mir egal. Ich klickte den Stream morgens an, als ich die Diss geöffnet hatte und saß dann in einem eher halligen Riesenraum oder einem gedämpfteren kleineren Saal und hörte diesen Orten gnadenlos bis zum Feierabend zu. Das transportierte mich so dermaßen in den Flow, dass ich sogar Igor und sein Hauskonzert vergessen habe.

Anfangs verglich ich noch mit den Geräuschen, die ich in meinem liebsten Lesesaal im ZI so höre: allen voran die sich öffnende und schließende Fahrstuhltür, denn aus diesem Lesesaal kommt man in die anderen vier Stockwerke voller Bücher. Der Saal hat zwei Ausgänge, beide mit recht schweren Türen, das hört man auch, dass die nicht ganz gleichmäßig und federleicht aufgehen. Manchmal klappen die zwei weiteren Türen, die zu den Wendeltreppen in den fünften Stock führen, dessen eine Wand sich in den Lesesaal im vierten Stock öffnet, in dem ich so gerne sitze. Da hört man ab und zu Menschen langsam vor den Regalen umhergehen, teilweise einmal um den ganzen Lesesaal herum, bis sie ihr Buch gefunden haben, so wie ich immer, ich weiß da oben nie, wo was ist. Manchmal zieht jemand mit einem leise scharrenden Geräusch die Tritthocker ans Regal, um ans obere Brett zu gelangen. Man hört ab und zu die Starttöne von Macs und PCs, und man hört die fiesen Tastaturen der stationären Rechner, mit denen man auf die arschteuren kunsthistorischen Datenbanken zugreifen kann, für die das ZI eine Lizenz hat. Wenn jemand mittig durch den Lesesaal geht, klingt das anders als wenn er oder sie außen an den Tischen vorbeigeht, denn in der Mitte liegt Teppich, der ein bisschen wie Sisal knirscht. Auf dem Holzfußboden hört man die Schritte nur, wenn jemand Sneaker trägt, weil die gerne quietschen. (Erneut: ich.) Ab und zu fällt vorne an der Tür zum Ausgang ein Buch in den Regalen um, in die man die gelesenen Werke ablegen soll; das ist gerne ein besonders dicker und unhandlicher Ausstellungskatalog, der so richtig Krach macht, wenn er umfällt. Eins meiner liebsten Geräusche ist das zwanzigfache Sisaltrapsen der Erstsemester, die eine Bibliotheksführung kriegen und meist stumm im Gänsemarsch jemandem hinterhereilen. Man hört selten ein Stühleschieben, weil alle stundenlang bleiben, und eigentlich nie das Anknipsen der Leselampen, denn die verfügen über einen herrlich filigranen Drahtbügel, den man quasi nur anhauchen muss, bis das Licht angeht.

*seufz*

Sobald ich wieder ins ZI komme, werde ich mein iPhone einfach eine Stunde lang Atmo aufnehmen lassen, man weiß ja nie. Aber bis dahin habe ich jetzt einen guten Ersatz gefunden. Danke an die Hinweisgeberinnen, ich hatte gestern wirklich einen hervorragenden Arbeitstag. Ich fand es sehr lustig, dass mein Gehirn sich anscheinend in den letzten acht Jahren antrainiert hat, bei Bibliotheksgeräuschen einfach konzentriert vor sich hinzudenken. Guter Klumpen.

Mein Tagwerk bestand im Korrekturlesen der Jahre 1929 bis 1934. Das habe ich fast geschafft, 1934 endet in meinem Dokument mit einem recht dicken Textbrocken, den habe ich mir für heute aufgehoben.

Und weil ich in einer Bibliothek saß und nicht zuhause beim Werbetexten, habe ich nicht um 12.30 Mittag gemacht wie im Agenturtakt, sondern wie sonst im ZI: erst dann, als mein Magenknurren lauter war als die Umgebungsgeräusche. Das war, glaube ich, so gegen 15 Uhr, als ich eine Runde Champignons in Mehl, Eier und Panko warf und sie frittierte. Reis dazu, fertig.

Der wurde nach dem Foto noch in hässlichem, aber sehr wohlschmeckendem Ketjap Manis ertränkt. Aber eben erst nach dem Foto.

Astrophysicist gets magnets stuck up nose while inventing coronavirus device

Den Artikel schickte mir F. morgens und ich habe fast meinen Tee über den Rechern gespuckt vor Lachen. Mein Lieblingssatz: “At this point I ran out of magnets.”

„“I had a part that detects magnetic fields. I thought that if I built a circuit that could detect the magnetic field, and we wore magnets on our wrists, then it could set off an alarm if you brought it too close to your face. A bit of boredom in isolation made me think of that.”

However, the academic realised the electronic part he had did the opposite – and would only complete a circuit when there was no magnetic field present.

“I accidentally invented a necklace that buzzes continuously unless you move your hand close to your face,” he said.

“After scrapping that idea, I was still a bit bored, playing with the magnets. It’s the same logic as clipping pegs to your ears – I clipped them to my earlobes and then clipped them to my nostril and things went downhill pretty quickly when I clipped the magnets to my other nostril.”

Reardon said he placed two magnets inside his nostrils, and two on the outside. When he removed the magnets from the outside of his nose, the two inside stuck together. Unfortunately, the researcher then attempted to use his remaining magnets to remove them.“

Und wenn man in kunsthistorischen Datenbanken rumhängt, findet man ja immer was. Hier also noch eine Diss zum Irgendwannlesen: Bierpaläste. Zur Geschichte eines Bautyps.

Tagebuch Sonntag, 29. März 2020 –
„Der Osten“

„Die Stadt kriecht von allen Seiten heran. Im Haus ist es still und kühl wie früher, aber aus der Ferne nähert sich schon der Lärm. Auch sie hört ihn. Durch die Mauern, durch die Reste der Wäldchen, durch die Luft. Sie sucht die früheren, vereinzelten Geräusche, die sie noch in Erinnerung hat. Jedes deutete damals auf etwas Bekanntes hin. Die heutigen bedeuten nichts mehr. Deshalb schaltet sie gleich nach dem Aufwachen ihre Radios an. Eines hat sie am Bett, das zweite in der Küche. Radio Maria, Radio Joseph, Radio Alle Heiligen. Sie steht auf und trippelt zwischen ihren Sendern hin und her. Das ist besser als der nicht zu benennende Lärm der Welt. Auch zivile Programme hört sie. Ich komme zu Besuch, und sie sagt mir, wo was über mich gesendet wurde. Manchmal habe ich den Eindruck, sie hört alles. Sie erzählt mir, was die Linken sagen, was die Rechten. Darüber will ich nicht reden, und sie macht ein enttäuschtes Gesicht. Ich sage: Mama, bitte. Aber sie hat ein gutes Herz und lässt diese zwielichten Gestalten ins Haus. Einen Zigeuner würde sie nicht hereinlassen, einen Asiaten auch nicht, aber die lässt sie. Immer wenn sie davon anfängt, sage ich: Mama, bitte. Ich möchte, dass sie von früher erzählt. Mit der Gegenwart werde ich alleine fertig. […] Mama, du bist eine kluge Frau, erlaube deinem Sohn bitte, dorthin zu reisen, wo sein Instinkt und sein Herz ihn hinführen. Seine Welt hat keine Himmelsrichtungen. Weißt du noch, als ich sechs Jahre alt war, ging ich aufs Geratewohl aus dem Haus, ich irrte durch die Sümpfe und kam schmutzig und glücklich zurück. Überlass die Himmelsrichtungen den Zicken von den Zeitungen. Sie müssen in der Tyrannei der Himmelsrichtungen leben. In der Angst vor dem Osten und im Verlangen nach dem Westen. Sie wissen nur, was sie irgendwo gelesen haben, Mama, oder was ihnen jemand gesagt hat. Ich bin nur selten hier, und du kommst mir mit dem Westen. Der westlichste Ort, an dem du je gewesen bist, ist Płoty in Westpommern, weil ich dort im Gefängnis saß. Hast du nicht genug von diesem Westen? Bei deinem Besuch hast du selbst gesagt, dass alle Wächter wie Gestapomänner aussehen. Du hast gewusst, was du sagst. Aber ich möchte dich daran erinnern, dass die Gestapo aus dem Westen zu uns kam und deine Mutter, meine Großmutter, erschießen wollte, an der Holzwand des Hauses. Nur hat sie es sich gnädigerweise anders überlegt und die P38 aus unerfindlichen Gründen wieder weggesteckt. Aus dem Osten dagegen kamen russische Soldaten in gestreiften Unterhemden über den Bug und haben mit deinem Vater, meinem Großvater, Geschäfte gemacht, mit Zucker und Selbstgebranntem, und bei der Gelegenheit Hühner geklaut. So unterhalten wir uns, wenn ich wieder einmal unterwegs dort vorbeikomme, wenn ich umsteige, kurz Halt mache auf der Durchreise und ihr zuschaue, wie sie am Herd rumtrippelt, bei ihren Töpfen und Pfannen, in denen sie seit Jahren das Gleiche brutzelt; es genügt, dass ich einen Bissen schmecke und schon bin ich um Jahrzehnte zurückversetzt, versinke in der Erinnerung, kehre zu den Anfängen zurück, kehre in den Osten zurück, obwohl ich ihn nie verlassen habe, denn nur Dummköpfe können glauben, das wahre Leben sei anderswo.“

Andrzej Stasiuk (Renate Schmidgall, Übers.), Der Osten, Berlin 2016,
S. 53/54.

Ansonsten zwei Filme mit dem derzeitigen Schnucki des Tages geguckt (einer fürchterlich, der andere so naja), nichts an der Diss gemacht (war schließlich Sonntag), für Dienstag zu einem weinseligen Hangout mit den Hamburger Damen verabredet (yay!) und ein bisschen scharfen Tofu nach Ottolenghi zubereitet, der gerne eher miese Tage rettet.

Tat er dann auch.

F. schrieb, dass er sein Bücherregal gerade neu ordnete und ich war spontan erneut verknallt.

Abends beim Abtippen des obenstehenden Textes ein bisschen den Parsifal der Bayerischen Staatsoper laufen lassen, der seit vorgestern und noch bis zum 11. April abrufbar ist. Ich mag Jonas Kaufmann zwar nicht so wirklich in Wagner-Rollen, aber ich fand Inszenierung und Bühnenbild überraschend gut, als ich die Aufführung vor fast genau einem Jahr live sehen durfte (mit einem Ersatz-Parsifal). Missing Petrenko. Missing generell alle Konzerte und Kneipen und alles, was einem so normal und selbstverständlich vorkam. Ich kann mir noch gar nicht vorstellen, wie gut das erste Bier in der Stammkneipe um die Ecke wieder schmecken und wie irre der erste Stadionbesuch „danach“ sein wird.

Zum Tagesabschluss vor dem eigenen Sauerteigansatz zum Affen gemacht. Als ich zur Nacht die Küche aufräumte und Zeug in den Kühlschrank stellte, ging der Blick, wie seit einigen Tagen automatisch, zum Glas mit dem Sauerteig, der gestern wirklich ganz hervorragend aussah. Mir entfleuchte ein verliebtes „Ooooh, was hast du heute für tolle Blasen!“, bis mir klar wurde, dass ich mich jetzt nie wieder am Kühlschrank sehen lassen kann. Was soll bloß die Butter von mir denken.

Tagebuch Samstag, 28. März 2020 – Huch, schon so spät?

Klassischer Samstag ohne Bundesligaverpflichtung: komplett auf dem Sofa vergammelt, als wenn draußen nicht Pandemie wäre. Das hat sich ganz nett normal angefühlt, aber als es dunkel wurde, fragte ich mich schon, wie zur Hölle ich gerade so viel Zeit mit Nichtstun hatte verschwenden können. Bis mir einfiel, dass ich gerade eh kaum was anderes mache.

Nichtstun = kochen, Serien gucken, am Handy rumdaddeln, Twitter lesen, mehrfach Tee aufsetzen, ab und zu backen. Gestern nicht. Und es gab nur Salat und Kinderriegel, aber immerhin Kekse zum Frühstück.

Zum ersten Mal Fußball vermisst. Also nicht TV-Fußball, davon gibt’s sogar ein bisschen was, meine Timeline reicht gerne TV-Tipps rum für Re-Live-Fußballspiele, aber die will ich nicht gucken. Ich weiß ja, wie’s ausgeht, und, wie ich interessiert festgestellt habe, das ist dann doch mein Hauptgrund, mich mit dem Kram zu beschäftigen. Klar kann ich die Schönheit des Spiels würdigen, tolle Tore, schicke Spielzüge, jaja, aber nach Abpfiff ist mir dann doch der ganze Zirkus recht egal. Ich habe auch noch nie einen Fußballpodcast komplett durchgehört, selbst den nicht, bei dem F. ab und zu mitmacht.

Gestern wäre ich aber gerne mal wieder im Zirkus gewesen, schön bei 15 Grad nach Augsburg zuckeln, zum Stadion spazieren, eine gute Wurst essen, mir von F. in der Pause ein Getränk ausgeben lassen – „Ich geh aufs Klo, brauchst du was?“ – „Eigentlich nicht, aber wenn du an einer Apfelschorle vorbeikommst …?“ –, danach gemeinsam über das Spiel und den vollen Zug zurück nach München aufregen, im guten Fall einen Sieg genießen und dann auch eindeutig ungenervter zwischen lauter Menschen stehen, zuhause aufs Sofa fallen und ziemlich schnell einschlafen, denn Apfelschorle und Aufregen ist echt anstrengend. Das hat mir doch gefehlt. Okay, Sofa hatte ich, yay, slow clap.

Auf Twitter fragte Hedwig Richter nach dem Roman zum Kaiserreich. Ungefähr 30 Mal wurde Heinrich Manns „Der Untertan“ genannt, ach was, Kinder, lest euch doch die Antworten durch, die schon dastehen, es waren keine 300. Fontane wurde natürlich auch mit diversen Werken aufgeführt, logisch. Ich komme mit dem Mann nicht klar. In der Schule waren es „Irrungen, Wirrungen“ und ich kann mich an nichts erinnern. Danach versuchte ich noch „Effi Briest“, mehrfach, und scheiterte mehrfach. Im Thread kam gestern noch „Der Stechlin“, vielleicht geb ich dem noch eine Chance.

Von Gustav Freytag wurde „Soll und Haben“ erwähnt, den habe ich sogar als E-Book da und wollte ihn selbstverständlich lesen, aber auf Zugfahrten zu Fußballspielen war ich meist zu unkonzentriert für bürgerlichen Realismus aus dem 19. Jahrhundert. Sonst habe ich noch nicht reingeguckt. Außerdem auch als E-Book vorhanden: Fanny zu Reventlows „Herrn Dames Aufzeichnungen oder Begebenheiten aus einem merkwürdigen Stadtteil“. Noch nicht mal angefangen, wollte ich wegen München-Bezug schon ewig machen. Könnte ich ja jetzt mal. (Oder Sofa.)

Ich erwähnte Hermann Hesses „Unterm Rad“, ist aber schon ewig her, dass ich das in der Schule lesen musste. Vielleicht wäre „Mädchen in Uniform“ von Christa Winsloe, das auch genannt wurde und mir bisher nur als Romy-Schneider-Film ein Begriff war, eine gute Ergänzung. Über Winsloe wurde auch eine Biografie empfohlen, die klingt auch gut. Ebenfalls empfohlen, wenn auch eher retrospektiv: „Effingers“ von Gabriele Tergit, das 2019 neu aufgelegt wurde.

Ich habe mir den „Radetzkymarsch“ von Joseph Roth mal wieder nach oben auf den Bücherstapel gelegt, erstmal bin ich seit vorgestern mit „Der Osten“ von Andrzej Stasiuk beschäftigt, der sehr wahrscheinlich so gar nichts mit dem deutschen Kaiserreich zu tun hat. Höchstens mit den historischen Nachwirkungen wie die deutsche Teilung.

Für alle weiteren Tipps guckt ihr bitte selbst den Thread durch. Mann einfach immer überspringen.

Interessiert las ich auch den Tweet von Manuel, der sich über die Abfilmungen von Theaterstücken bzw. deren Qualität beklagte. Das ist mir leider auch bei den beiden Streams aus den Kammerspielen aufgefallen, die ich euch hier im Blog ans Herz gelegt hatte; man merkt ihnen leider an, dass sie für interne Zwecke gemacht wurden. Mich haben unvermittelte Schnitte und Schwenks auf unbeteiligt Rumstehende irritiert, die für die interne Arbeit vermutlich sinnvoll waren, für mich als unbedarfte Zuschauerin aber eher gar nicht. Der Ton ist auch meist eher mau, aber das hätte ich noch mitgenommen. Ich persönlich könnte hervorragend mit einer statischen Kamera im Zuschauerraum leben, denn die vermittelt mir am ehesten ein Theatererlebnis. Genau wie die Stadioncam beim Fuppes, so nebenbei.

Jammern auf hohem Niveau, ich weiß. Toll, dass das Angebot da ist, aber so richtig toll ist es dann eben auch nicht. Dann vielleicht doch lieber ein Buch.

Mein Sauerteigbrot ist immer noch super.

Tagebuch Freitag, 27. März 2020 – 1887 bis 1929

Eindeutig ein besserer Tag als die letzten. Ich glaube, es wurde besser, nachdem ich Mittwoch nacht im Bett diesen Cartoon von Liz Climo gesehen hatte, der ich auf Instagram und Twitter folge.

Ich war Freitag vergangener Woche einkaufen und hatte mir vorgenommen, eine Woche in der Wohnung zu bleiben. Bis auf den kleinen Lagerkollerspaziergang habe ich das auch brav durchgehalten. Nun stand also Einkaufen auf dem Plan. Ich hätte es vermutlich noch ein paar Tage ausgehalten, aber meine Himbeermarmelade ging sehr zur Neige, und ich bin nicht entspannt, wenn ich keine Himbeermarmelade im Haus habe.

Ich setzte mir meine Maske auf und ging in den Edeka nebenan, in dem so gut wie niemand unterwegs war und von denen trug niemand eine Maske. Pfandflaschen abgegeben, als ob es ein normaler Einkauf wäre, Dinge brav auf dem Einkaufszettel abgearbeitet. Keine Hefe, kein Mehl (brauchte ich nicht, fand ich aber interessant, dass es immer noch nicht wieder da war – oder schon wieder weg), keine Flüssigseife bis auf eine arme kleine Sprotzflasche mit schlimmem Duft ganz hinten unten im Regal, wo keiner rankommt. Brauchte ich auch nicht. Ansonsten alles gekriegt, schnell bezahlt – aus Gewohnheit einen Schein gezückt anstatt die Karte, der auch angenommen wurde von der Kassiererin mit Handschuhen – und schnell wieder nach Hause. Ich behaupte, ich atme neuerdings flacher, wenn ich draußen vor der Tür bin, weil ich allmählich und vermutlich sehr übertrieben Angst vor Luft habe, die nicht in meiner eigenen Wohnung ist.

Den Rest des Tages habe ich am Schreibtisch verbracht und das auch endlich mal wieder konzentriert und motiviert. Die Einleitung das dritte Mal Korrektur gelesen und jetzt erstmal für so okay befunden, dass ich sie ein paar Tage in Ruhe lasse. Dann das erste Kapitel korrigiert, das die Jahre 1887 bis 1925 umfasst, also Schul- und Ausbildungszeit meines Malers, Zivilinternierung auf Korsika während des Ersten Weltkriegs, Rückkehr nach Deutschland, Studium an der Akademie in München, Heirat, erste Ausstellungen, erste Verkäufe. Das hatte ich schon einmal Korrektur gelesen, weil es als eines der ersten fertig gewesen war, ich kürzte ein bisschen, war aber sonst zufrieden.

Anschließend begann ich das dritte Kapitel, das die Jahre 1926 bis Ende 1933 umfasst, da bin ich bis Ende 1929 gekommen. Jetzt geht die Karriere des Herrn nämlich allmählich los, es gibt mehr Ausstellungen, über die ich schreiben konnte und das auch getan habe, die Werke werden spannender, das heißt, ich muss die stilistische und motivische Entwicklung nachzeichnen. Auch das Engagement in verschiedenen Münchner Künstlervereinigungen habe ich ganz hübsch aufbereitet, wobei ich mich da auf die zwei größten, die Münchner Künstlergenossenschaft sowie den (Feldgrauen) Künstlerbund konzentrierte. Als ich 1929 abschloss, war es 19.30 Uhr und ich machte Feierabend.

Ich konnte nicht so sehr viel kürzen, weil das alles neu war, was ich in Archiven und Nachlässen ausgebuddelt hatte und ich es daher für sinnvoll halte, es zu veröffentlichen. Meine Zweitprüferin wird mich hassen; sie hatte mir die Richtlinie für ihre Doktorand*innen „220 Seiten plusminus zehn Prozent“ mit auf den Weg gegeben. Wie erwähnt starte ich bei 337, und da sind noch nicht mal alle Archive drin, in ein paar muss ich ja noch, irgendwann.

Ich möchte aber erwähnen, dass mein sogenanntes Reste-Dokument, also das, wo ich schon geschriebene Absätze aufhebe, die ich doch nicht in der Diss haben möchte, bereits 37 Seiten hat. Es ist nicht so, dass ich besinnungslos alles aufschreibe! Es wird aber anscheinend doch schwieriger zu kürzen als ich dachte, denn jetzt kommt ja erst die für meine Forschungsfrage wichtige Zeit.

Aus kleiner Rausschmeißer für diesen Absatz: Ich nutze die Wikipedia gern, um Geburts- und Sterbedaten für die ganzen Maler und sehr wenigen Malerinnen zu notieren, die in meiner Diss auftauchen. Dabei überfliege ich natürlich die Einträge und muss immer wieder feststellen, dass dort sehr gerne die Jahre zwischen 1933 und 1945 fehlen oder irgendwie in einem Halbsatz erwähnt werden, weil schlicht der Forschungsstand fehlt. Damit habe ich eine Aufgabe, wenn die Diss abgegeben ist. Ha!

PS: Wenn die obskuren Herrschaften nicht in der Wiki sind, sind sie meist in der Deutschen Biographie. Manchmal versuche ich noch die Nachlassdatenbank, um sie zu finden, aber die ist eher unerfolgreich. AKL, klar, und natürlich die Suchmaske vom Deutschen Kunstarchiv. Manche finde ich aber schlicht nirgends, was mir immerhin ihren Stellenwert seit 1945 anzeigt.

Mitten in meiner Schreibtischarbeit bekam ich eine WhatsApp meiner Nachbarin, der ein paar Gramm Mehl für eine Bechamel fehlten, ob ich ihr was geben könnte? Einfach vor die Tür stellen. Ich wog das Mehl ab, gab es in ein Glasschälchen und stellte es einen Meter vor meine Wohnung, in die ich mich mit geöffneter Tür zurückzog, während meine Nachbarin todesmutig und mit gebührendem Abstand von mir das Schälchen mit bloßen Händen anfasste. Sie platzierte ein Glas Marmelade als Dankeschön vor meiner Tür, dem ich mich erst näherte, als sie schon die halbe Treppe wieder nach oben gegangen war und das ich nur mit einem Küchentuch aufhob und transportiere und das Tuch kam dann gleich in die Wäsche. Danach wurden die Hände gewaschen. Vermutlich ist das ebenso bescheuert wie Angst vor Luft zu haben, aber ich bin jetzt gerade übervorsichtig. Ich hoffe, wir lachen in einem halben Jahr darüber, wie umständlich wir uns angestellt haben, jetzt wo alle wieder Jobs und Geld haben und geimpft sind und Kranken- und Altenpflegende vernünftig bezahlt werden. (I have a dream.)

Spargel zum Abendessen, die Hollandaise ist mir geronnen, aber Butter tut’s als Sauce ja auch, danach noch zwei Serienfolgen, und dann war ich platt und ging mit Buch ins Bett.

Apropos Buch: Bevor ich mich um 10 Uhr morgens in den Supermarkt getraut hatte, las ich endlich Late in the Day von Tessa Hadley aus, das mir sehr gut gefallen hatte. Es geht grob um zwei Ehepaare in vermutlich meinem Alter und das fand ich sehr schön zu lesen. Recht schlichte Sprache, kein Schnickschnack, genau meins. Von der Dame möchte ich noch mehr lesen. Aber erstmal arbeite ich den Stapel auf Nachttisch und Bibliotheksregal ab, dann erst gibt’s was Neues für das iPad.

Tagebuch Donnerstag, 26. März 2020 – Eichhörnchenmodus

Vom Wecker geweckt worden, aufgestanden, Flat White gemacht yadayadayada, the usual. Aber das ist okay, the usual ist gerade sehr okay, weil kaum noch was usual ist. An den Schreibtisch gesetzt und an der Diss rumkorrigiert. Dabei relativ schnell gemerkt, dass mein Kopf im Eichhörnchenmodus ist: Es liest einen Satz, denkt sich was Schlaues, dann will es auf Twitter rumlungern, dann auf der digitalen Farm, dann muss ich mir dringend Tee kochen, dann lese ich wieder einen Satz, dann höre ich die 5. von Beethoven because why not und plötzlich ist es Mittag und ich habe nichts geschafft. Egal. Mit meinem Eichhörnchen aufs Sofa gegangen und den Tag verdaddelt, weil egal halt. Ich ahne, dass die Bibliotheken am 20. April nicht wieder öffnen und selbst wenn, würde ich mich gerade nicht so recht in sie reintrauen, weil mein Gehirn und ich mitten in der Pandemie wohnen, wenn ich mir die bekannten – bekannten! – Infiziertenfälle in München so anschaue. (Kann man die Tabelle direkt verlinken? Und: Ich hätte doch nach Augsburg ziehen sollen.)

Das war dann auch die einzige Erkenntnis, die ich gestern wirklich hatte: Ich kann gerade Leute verstehen, denen ihr Fitnessstudio fehlt, ihr Buchclub, ihre Skatrunde, der Fußballstammtisch. Wenn ich irgendwas gelernt habe in den letzten Jahren, dann, dass ich den miesen Mittwoch hätte verhindern können, indem ich ins ZI oder in eine Bibliothek fahre. Denn: Wenn ich nicht weiß, wohin mit mir, ist ein Lesesaal immer der Happy Place. Oder das Bällebad, wie ich gerne sage. Und genau da komme ich gerade nicht hin. Wo anderen Leuten vielleicht die Menschen fehlen, die Partymeile oder das Schwimmbad, fehlt mir gerade ein großer Raum mit vielen Büchern, in dem alle die Klappe halten und in dem ich nichts machen kann außer auch die Klappe zu halten und konzentriert zu lesen. Ein Paradies. Und genau das ist mir gerade versperrt, weswegen ich mit Eichhörnchenschädel zuhause sitze und irre werde.

Ein paar Links, damit ich nicht ständig selbst danach googeln muss: Wie bastelt man sich eine Atemschutzmaske, mit der man mal kurz einkaufen gehen kann, aus einem Stück Stoff, zwei Gummis und einem Tacker (Thread). Und ja, ein Stück altes T-Shirt ist besser als nichts.

Am Geschwister-Scholl-Institut der LMU fand gestern die erste Online-Disputatio erfolgreich statt, Glückwunsch. Die Historikerin Karoline Döring schreibt einen Thread über digitale Lehre an Universitäten und ihre Schwierigkeiten. Aus Studierendensicht kann ich gerade den Teil über Eigenmotivation sehr abnicken.

Über 15 Mio. Abrufe: Der gewaltige Erfolg des “Coronavirus Update” mit Professor Christian Drosten. Wie ist der Podcast entstanden, wie wird er heute gemacht? Ich las gestern auf Twitter die Anmerkung, dass es ziemlich blöd ist, dass der Journalismus gerade seinen Job als Informationsvermittler nicht gebacken kriegt bzw. dass man jetzt immer ne halbe Vorlesung anhören muss, um informiert zu sein. Ganz ehrlich: Wenn ich mir das Niveau der durchschnittlichen Tageszeitung oder den hektischen Online-Redaktionen anschaue, wenn es um derart lebenswichtige und sich täglich ändernde Informationen wie in der derzeitigen Pandemie geht, höre ich lieber dem oder der Experten*in selbst zu, wenn er oder sie sich schon die Zeit dafür nimmt.

Mit Niveau meine ich dabei nicht, dass in Redaktionen nur faule Trottel sitzen, aber sehr wahrscheinlich hat kaum jemand von den dort Arbeitenden die Ahnung, die Herr Drosten hat. Ich bin seit Jahren, seit ich mal angefangen habe, über das Feld nachzudenken, von jedem Gesundheitsartikel angepisst, der eine winzige These aus einer winzigen Studie als bahnbrechende Headline verkauft: ROTWEIN HEILT KREBS. KAFFEE GEGEN ÜBERGEWICHT. Ist klar. So funktionieren Überschriften, weiß ich, so funktioniert Journalismus im Kapitalismus, weiß ich, aber gerade jetzt würde ich auf diese Ebene der angeblichen Information verzichten wollen. Case in point: Sein „Stern“-Interview, vom dem sich Drosten per Tweet in Teilen distanzierte.

Aus Spaß mal den Zufallsartikel in der Wikipedia angeklickt (Eichhörnchengehirn halt). Ich habe jetzt einen Namen für meinen Sauerteig im Kühlschrank. Willkommen in der Maxvorstadt, Humberta.

Tagebuch Mittwoch, 25. März 2020 – Dreckstag

Vielleicht hätte ich den Tag nicht damit beginnen sollen, This is Us zu gucken. Oder mir vom Mütterchen am Telefon erzählen lassen, dass sie es gerne mal vergisst, draußen Abstand zu den Leuten zu halten, „das ist halt so drin.“ „MAMA!!!“ Und dann kam noch eine Mail vom hessischen Wirtschaftsarchiv, an das ich eine Frage zu einem Gemäldeverkauf von Protzen gerichtet hatte; auf die Antwort hätte ich auch gerne verzichtet, wieder ne schöne Theorie im Eimer und ein Eintrag im Werkverzeichnis mehr, den ich mir nicht erklären kann.

Da half auch keine Tannhäuser-Ouvertüre. Ich versuche die nächstbeste Strategie – Keksebacken –, aber die Dinger waren auch eher so naja, ich weiß echt nicht, wie ich dieses simple Rezept verkacken konnte, aber hey, Dreckstag halt. Selbst eine schöne selbstgemachte Pizza konnte mich nicht aufheitern, und mal ehrlich, wenn mich NICHT MAL PIZZA AUFHEITERN KANN HERRGOTTNOCHMAL.

Irgendwann ging ich mir selbst auf die Nerven, zog meine Sneakers an, steckte eine Atemschutzmaske ein und ging eine Runde über den Friedhof in meiner Nähe. Die Maske hatte F. mir letzte Woche vorbeigebracht, die hatte er sich mal für Wacken gekauft, um bei sehr trockenem Wetter in der Moshpit nicht an Staub zu ersticken. Hatte er aber nicht gebraucht, jetzt habe ich eine und er hat auch noch eine. Ich werde sie wohl zum Einkaufen morgen gleich ab Haustür aufsetzen, denn ich ahne, dass man sich im Supermarkt nicht so wirklich richtig aus dem Weg gehen kann.

Das ging aber auch auf dem Weg zum Friedhof und auf diesem selbst auch nicht so recht, nur wenige Menschen auf dem Gehweg gingen bewusst einen Schritt nach rechts, wenn ich das tat, damit wir möglichst weit voneinander entfernt aneinander vorbeikamen. Irgendwann ging ich auf der Straße, weil mir das alles zu blöd wurde. Der Friedhof war fest in der Hand von Joggenden und Walkenden, auch da schaffte ich nicht mal eine Runde, ohne dauernd ins Gestrüpp steigen zu müssen, bevor ich ihn wieder verließ. Trotz allem fühlte ich mich besser, als ich wieder nach Hause kam, und merke mir für die nächsten Wochen: lieber radeln statt gehen. Das dürfte jetzt sogar auf der Leopoldstraße funktionieren, yay!

Nach dem Nachhausekommen natürlich als allererstes Hände gewaschen, dann zum ersten Mal in meinem Leben meinen eigenen Schlüsselbund mit Sagrotan besprüht, das garantiert nicht gegen Coronaviren hilft, aber es hat sich angefühlt wie ein bisschen Kontrolle über IRGENDWAS zu haben. Daher bin ich auch immer noch begeistert vom Drosten-Podcast: weil er mir jeden Tag vermittelt, dass geforscht und weitergedacht wird. Mir persönlich hat es zum Beispiel geholfen, mal über die Studie mehr zu erfahren, in der nachgewiesen wurde, dass das Virus auf unbelebten Oberflächen weiter existiert. Zu hören, dass die Konzentration des Virus dramatisch nachlässt, hat meine eigene Panik vor Türklinken und Einkaufswagengriffen deutlich verringert. (Im Skript auf Seite 2 nachzulesen.)

Abends sehr den körperlichen Kontakt zu Menschen vermisst. Okay, eigentlich nur zu einem.

Was den Tag ein bisschen rettete, waren nette Mails, ein sehr überraschender Brief (endlich mal wieder am Briefkasten gewesen) und ein paar Tweets bzw. Insta-Storys, in denen Menschen sich über unsere Klassik-Playlist gefreut haben. Das war schön. Gabriel schreibt übrigens noch eine Runde über Klassik in der Krise beim Krautreporter.

Und mein Sauerteigbrot ist was geworden! Es ist nicht ganz so aufgegangen wie gehofft, aber mein Ansatz war auch noch im Säuglingsstadium; ich habe ein winziges bisschen Hefe zum Teig gegeben. Geschmacklich finde ich es sehr gut. Next step, wenn ich mich wieder traue, Pakete zu empfangen: Roggensauerteig. Roggenmehl habe ich nämlich noch nie im Haus gehabt, das muss ich bestellen oder in irgendeinem Biomarkt finden.

Tagebuch Dienstag, 24. März 2020 – Euphorie und Crash & Burn

Vom Wecker geweckt worden, brav aufgestanden, noch vor dem Kaffee an den Rechner gegangen, um unsere Klassik-Playliste zu finalisieren, an der wir bis Mitternacht gebastelt hatten. Wir, also Manuel, Gabriel und ich, schoben bergeweise Musik, die wir mögen, auf Spotify rum, besprachen den Namen, Manuel sortierte, und gestern vormittag machten wir das Ding dann öffentlich. Bitteschön, elf Stunden Musik: Meine Nerven! Klassik für (und gegen) die Krise.

Ich persönlich freue mich darüber, ein Lied aus dem Weißen Rössl in die Liste gekriegt zu haben sowie diverse zeitgenössische Tracks – sehr viele davon habe ich in den letzten Jahren in München live gehört. Und das war dann auch der kleine Wermutstropfen: Ich finde die Liste toll, aber der Wunsch nach einem Liveerlebnis wird dadurch nicht kleiner, ganz im Gegenteil. Gerade vor lausigen zwei Wochen saß ich noch im Gasteig, durfte Beethoven hören und habe dort mal wieder gemerkt, wie anders das Erlebnis ist, wenn du in einer großen Gruppe in einem dunklen Saal vor einem Orchester sitzt anstatt zuhause alleine vor YouTube.

Gabriel hat übrigens noch weitere Klassik-Playlists, die ich alle abonniert habe und sehr gerne höre, weil sie deutlich weniger mainstreamig sind als unsere gemeinsame. Hier ist sein Spotify-Profil, falls Sie da auch mal reinhören wollen.

Das hat sehr gut getan, an etwas anderes zu denken als das Virus, und es hat ebenfalls gut getan, sich auf Dinge zu konzentrieren, von denen ich weiß, dass sie mir – genau – gut tun. Welche Stücke trösten mich, welche machen mir gute Laune, welche bringen mich in positivem Sinne zum Weinen. Dass mein liebstes Volkslied „In einem kühlen Grunde“ und eine meiner liebsten Operettenmelodien „Reich mir zum Abschied noch einmal die Hände“ vom Titel her gerade einen sehr falschen Eindruck machen, ist mir zu spät aufgefallen. Ich empfinde die Lieder als sehr zärtlich und zugewandt, mal mir selbst, mal einem anderen, daher sind sie jetzt eben auch in der Liste.

Vom Basteln und Online-Stellen sehr positiv gestimmt gewesen, energiegeladen an die Diss gesetzt und die Korrektur von vorgestern korrekturgelesen, was ich halt so mache, jeder Text liest sich nach einer Nacht Rumliegen anders.

Der kompletter Einleitungsteil steht jetzt. Ich habe das Inhaltsverzeichnis begonnen, noch ohne auf Schickizität zu achten. Ja, ich mache das händisch, don’t @ me. Ich mag diese Handarbeit, ich finde Software-Automatismen an meinen Textinhalten doof, ich habe das Gefühl, durch diese Beschäftigung einen gewissen Überblick zu behalten. Ich tippe auch brav jeden einzelnen Literaturtitel ins Verzeichnis anstatt mit einer Literaturverwaltung zu arbeiten. Die haben sich mir nie erschlossen, mehrfach versucht. Still: Don’t @ me. Ich bin fast fertig mit meinem akademischen Schreiben, ich fang jetzt nix Neues mehr an. Oma Gröner over and out.

Haha, gerade beim Bloggen gemerkt, dass ich das Inhaltsverzeichnis doch nochmal ändern werde. Immer gut, Dinge in einem anderen Medium zu sehen. Aus 2 wird 2.1 und das ganze Kapitel kriegt den Titel „Die Reichsautobahnen“.

Gegen 14.30 Uhr gedacht, dass ich mal Mittag machen könnte. Das wurde dann eine schnöde Tiefkühlpackung Fischfilet Bordelaise, die’s mal im Angebot gegeben hatte. Zwei Folgen Masterchef UK nachgeguckt, ein bisschen traurig geworden, weil ich nicht gleich rausrennen und Gemüse kaufen konnte. Irgendwann eingenickt. Auch nach dem Schläfchen traurig gewesen und zum ersten Mal seit der selbstgewählten Fast-Quarantäne ein bisschen in meinen Teddy geheult. Danach natürlich peinlich berührt gewesen, in Stofftiere weinen zu müssen, aber andererseits verhandeln wir gefühlt gerade sehr viel neu. Vielleicht ist das demnächst wieder en vogue, seine Gefühle an Teddybären weitergeben zu dürfen, weil gerade niemand anders da ist. Ihr habt Kinder und Katzen, ich habe Teddy.

Daraufhin habe ich mir die Traurigkeit gegönnt, hey, wir haben Pandemie, da darf man auch mal unproduktiv sein. Aber selbst diesen Satz musste ich mehrfach vor mir selbst rechtfertigen, verdammte protestantische Arbeitsethik. Ich hatte abends nicht mal Lust, Igor zuzuhören. Kurz in Manuels Mozartarbeit von 2017 reingeguckt, aber Mozart-Opern werden bei mir anscheinend nie funktionieren. Keine 20 Minuten durchgehalten.

Dann die brillante Idee gehabt, unsere eigene Playlist anzuklicken, und meine Damen und Herren, ich weiß schon, warum ich die Tannhäuser-Overtüre reingenommen habe. Etwas bessere Laune bekommen.

Abends mit F. per Facetime gesprochen. Das hat auch gut getan. Wir haben festgestellt, dass man sich dann doch an die seltsamen Umstände gewöhnt. Letzte Woche hatte ich ernsthaft Entzugserscheinungen nach meinen geliebten Lesesälen, diese Woche kann ich damit schon resigniert umgehen, ist dann jetzt so, machste halt vorerst mit dem weiter, was dein Bücherregal und das Internet hergeben.

Zu diesem seltsamen Achterbahngefühl noch einen Artikel im Bett gelesen, den ich sehr nachvollziehbar fand: That Discomfort You’re Feeling Is Grief.

Das Gespräch der Harvard Business Review mit David Kessler bringt ganz gut auf den Punkt, was wir eventuell alle fühlen: Wir durchschreiten gerade die fünf Stufen der Trauer Ungläubigkeit, Wut, Verhandeln, Traurigkeit und Akzeptanz. Kessler plädiert für eine sechste: Bedeutung. Was bedeutet das alles, wie verändert sich die Welt gerade, was kann ich persönlich dafür tun, dass Dinge danach besser sind?

„What do you say to someone who’s read all this and is still feeling overwhelmed with grief?

Keep trying. There is something powerful about naming this as grief. It helps us feel what’s inside of us. So many have told me in the past week, “I’m telling my coworkers I’m having a hard time,” or “I cried last night.” When you name it, you feel it and it moves through you. Emotions need motion. It’s important we acknowledge what we go through. One unfortunate byproduct of the self-help movement is we’re the first generation to have feelings about our feelings. We tell ourselves things like, I feel sad, but I shouldn’t feel that; other people have it worse. We can — we should — stop at the first feeling. I feel sad. Let me go for five minutes to feel sad. Your work is to feel your sadness and fear and anger whether or not someone else is feeling something. Fighting it doesn’t help because your body is producing the feeling. If we allow the feelings to happen, they’ll happen in an orderly way, and it empowers us. Then we’re not victims.

In an orderly way?

Yes. Sometimes we try not to feel what we’re feeling because we have this image of a “gang of feelings.” If I feel sad and let that in, it’ll never go away. The gang of bad feelings will overrun me. The truth is a feeling moves through us. We feel it and it goes and then we go to the next feeling. There’s no gang out to get us. It’s absurd to think we shouldn’t feel grief right now. Let yourself feel the grief and keep going.“

Abends den morgens gefütterten Ansatz aus dem Kühlschrank geholt, mich über den frischen Geruch gefreut und einen Sauerteig gebastelt, mit dem ich heute backen möchte. Vor dem Bloggen schon zu einem Teig verwandelt. Mal sehen, ob’s was wird.

Tagebuch Montag, 23. März 2020 – Stop! Rotstift-Time!

Jetzt kommt einer dieser Blogeinträge, vor denen ich mich gefürchtet habe seit den Ausgangsbeschränkungen bzw. seitdem die Bibliotheken dicht sind. Das war mein Tag:

Am Schreibtisch gesessen und Korrektur gelesen. Das war’s.

Erste Seite von derzeit 337 (ohne wissenschaftlichen Apparat). Schlussteil ist noch nicht vollständig ausformuliert, und im Mittelteil fehlt noch die Ausbeute aus dem Archiv des Deutschen Museums, in das ich noch nicht gehen konnte. Das ist viel zu lang, da werde ich eine Menge Darlings killen müssen. Gestern war ich in der Einleitung noch zu großherzig, aber das ist nur der erste Korrekturgang, es kommen ja noch fünfunddreißig weitere, so wie ich mich kenne.

Ich lese immer auf Papier Korrektur, ich verliere sonst den Überblick, vor allem bei diesem Monstertext, durch den ich jetzt durchmuss. Weil ich aber dafür nicht mein kostbares neues unberührtes weißes Druckerpapier hergeben will, sammele ich seit Jahren Papier, dessen Vorderseite ich nicht mehr brauche. Nur für den allerletzten Korrekturgang rücke ich manchmal das gute Papier raus, so als kleine Bepuschelung meiner Bleiwüste. Daher stellte ich gestern belustigt fest, dass ich gerade die Einleitung meiner Diss auf einigen Rückseiten meiner Masterarbeit ausdruckte. Circle of life, eh?

Das vertwitterte ich, woraufhin jemand fragte, ob ich mich dabei nicht verzetteln würde. Äh. Nein. Jeder akademische Text, der älter ist als vier Wochen, ist mir schon peinlich in seiner Ungenauigkeit und seinem Unwissen. Die Masterarbeit ist hübsch, aber natürlich würde ich die heute ganz anders schreiben. Und ich weiß jetzt schon, wie mir die Diss peinlich sein wird, sobald ich sie abgegeben habe, weil mir garantiert quasi mit dem Türklapp im Prüfungsamt noch fünf Dinge einfallen werden, die echt noch total dringend reingemusst hätten.

Ins Internet schreiben ist einfacher, da kann man ständig korrigieren.

Okay, ein bisschen was anderes habe ich noch gemacht, aber das lief eher im Hintergrund. Manuel Braun, Gabriel Yoran und ich basteln gerade an einer Klassikliste auf Spotify, damit die Quarantäne nicht so nervig wird. Wir hoffen, in dieser Woche damit durchzusein.

Tagebuch Sonntag, 22. März 2020 – Einleitung

Ich will seit Tagen ins Blog schreiben, dass ich seltsamerweise sehr gut schlafen kann. Vielleicht weil mein Kopf nicht mehr darüber nachdenken muss, in welcher Bibliothek und in welchem Archiv ich als nächstes diese oder jene Bücher und Unterlagen einsehen muss. Aber wie es so ist, wenn man im Kopf schon Einträge vorformuliert – gestern wachte ich nicht wie sonst entspannt um kurz vor 7 auf, sondern schon um 5.30 Uhr. Immerhin auch entspannt. Weiterhin gut einge- und durchgeschlafen, nur jetzt eben für meine Verhältnisse irre früh wach. Eine Stunde am Handy verdaddelt, dann nochmal umgedreht und bis 9 durchgeschlafen.

Croissants zum Frühstück. Die sind mir wirklich ganz hervorragend gelungen; ich bin sehr über das Innenleben entzückt. Die waren gestern sogar noch besser als vorgestern nach dem Backen, weil sie etwas zäher geworden sind, ganz wie ich es mag. (Himbeermarmelade, kein Lippenstift.)

Ich werde die Bilder der letzten Tage mal ins Originalrezept einfügen und den Text dort entsprechend anpassen.

Die Folge von Kitchen Impossible vom letzten Sonntag nachgeholt, so spät dran bin ich sonst nicht, aber irgendwie konnte mein Kopf letzte Woche nicht auf solche Monstersendungen. Die Folge fand ich sehr gut, sowohl vom Kandidaten Martin Klein her als auch von den nachzukochenden Speisen. Nur bei den Bildern, wie Klein durchs sommerliche und belebte Rom schlendert, habe ich ein bisschen verzagt zugeschaut. Das sah aus wie aus einer sehr anderen Zeit. Schon als die beiden in Mälzers Bullerei gemeinsam am Tisch saßen, war mein erster Gedanke: „Ihr sitzt zu nah zusammen! Abstand halten!“ Es ist alles ein bisschen absurd.

Mittagsschläfchen. Ist ja schließlich Sonntag. Das war jedenfalls mein Gedanke, als ich wegdöste, bis mir beim Aufwachen einfiel: Wochentage haben jetzt gerade überhaupt keine Bedeutung mehr für mich. Außer wenn es darum geht, die täglichen Serien aus den USA nachzugucken. Haben die eigentlich alle ihre Staffelfinalsendungen schon abgedreht? Oder werden die fiesen Cliffhanger und Storylines jetzt um Monate verschoben? WAS DENN NOCH?

Nach dem Schläfchen spontan irre emsig geworden und mich an die Diss gesetzt. Ich musste noch am Schluss und an der Einleitung rumwerkeln, und für den Schluss fehlen mir wie bereits achthundertmal jammernd erwähnt gerade die Bibliotheken. Aber für die Einleitung nicht. Und wenn da was fehlt, kommt halt erstmal die übliche Gröner-Fußnote „BELEG?“ in neongelb ins Dokument.

Kurzfassung der gestrigen Sitzung: Einleitung steht. Forschungsstand, Quellenlage und eine lustige Einführung in das Thema „Was sind überhaupt diese Autobahnen und wieso hat die wer gemalt“ standen bereits einigermaßen, aber die richtige Einleitung fehlte halt noch, genau wie die Antwort auf die Frage, was diese Diss denn eigentlich soll. Darüber musste ich unangemessen lange nachdenken, weil ich in den letzten Jahren und vor allem in den letzten Monaten irre viel rausgefunden hatte. Ich habe mich erstmal auf etwas über die Person Protzen hinausgehende Dinge festgelegt wie den bestehenden Forschungsstand zur Kunst im NS sinnvoll zu erweitern sowie die Forschung zur Autobahnmalerei überhaupt erstmal anzufangen, zum Beispiel durch die bisher noch nicht stattgefundende Aufarbeitung der beiden wichtigen Ausstellungen „Die Straße“ (1934) sowie „Die Straßen Adolf Hitlers in der Kunst“ (1936), die ich beide archivalisch verdammt gut nachskizzieren konnte, wenn ich das mal so unbescheiden formulieren darf. Abschließend findet die Einordnung eines bisher noch überhaupt nicht aufgearbeiteten Œuvres eines Malers statt, das und der sinnbildlich für viele andere NS-Künstler und in einigen Punkten auch generell für bürgerliche Biografien eines Deutschen zur NS-Zeit bzw. zur Zeit der jungen Bundesrepublik stehen können.

Alles zusammen hat jetzt also einen anständigen Rahmen und kann ab jetzt vernünftig von vorne bis hinten korrekturgelesen werden. Bis ich mit dem Brocken durch bin, haben hoffentlich ausgewählte Lesesäle für einige wenige Glückliche wieder geöffnet. Vielleicht in gering personell besetzten Schichten, mit festgelegten Arbeitsfenstern von vier Stunden oder so. Jeder räumt seine Bücher selbst wieder weg, damit kein anderer die anfassen muss. Ginge da was?

Endlich mal wieder etwas produktiv gefühlt. Backen ist zwar auch toll, aber akademisch arbeiten ist toller.

Weiterhin und immer wieder: Dankeschön! Ihr seid toll und gerade sehr hilfreich. Hey, wenn irgendjemand gerade Werbetexte braucht, die kann ich auch!

Tagebuch Samstag, 21. März 2020 – Hefeteig weil Hefeteig

Wie ich in den letzten Wochen beim ewigen Rumdaddeln für das perfekte Franzbrötchenrezept mal wieder festgestellt habe: Es gibt kaum etwas, was mich so beruhigt, wie meine Hände im Hefeteig zu haben. Hefeteig zu kneten, ist einfach wunderbar, und auch wenn ich mich jetzt komplett zum Deppen machen, aber: Wenn er so fluffig vor mir liegt, dann wird er auch gerne mal kurz gestreichelt, bevor ich ihn in wilde Formen zwinge, weil er sich halt so herrlich anfühlt.

Morgens guckte ich nach meinem Sauerteigansatz im Kühlschrank und begrüßte ihn freundlich, wie man halt mit neuen Mitbewohnern so umgeht. Das hat mich wirklich gefreut, dass das so gut geklappt hat, auch wenn ich noch nicht mit ihm gebacken habe, weil mir die ganzen tollen Mehle fehlen und ich jetzt auch gerade nicht vor die Tür kann, um sie einzukaufen. Ich habe mich noch nicht entschieden, ob ich sie online bestelle; eigentlich will ich auch gerade keine Pakete bekommen.

Nebenbei, falls ihr den Ansatz auch ausprobieren wollt: Auf Twitter bekam ich den Tipp, nicht nur den Sauerteig in warme Decken zu hüllen, um ihn auf 30 Grad zu bekommen, sondern einfach ein Marmeladenglas mit warmem Wasser mit einzuwickeln. Ich glaube, das war auch ein Grund fürs Gelingen, dankeschön!

Nach dem ersten Rundgang durch die morgendliche Wohnung und dem Hochziehen aller Jalousien ging ich aber erst einmal wieder ins Bett. Es regnete, und ich liebe es, im Bett zu liegen und dem Regen zuzuhören. Das habe ich dann auch erstmal ausgiebig gemacht.

Das freitägliche Hauskonzert von Igor Levit nachgeholt. Noch nie so gespannt Schubert gehört. Was für ein Geschenk diese Konzerte sind!

Und dann war ich den halben Tag lang in der Küche, anrühren, ruhen lassen, tourieren, tourieren, tourieren, tourieren, formen, gehen lassen, in drei Schichten backen. Währenddessen liefen ein paar Serien, aber irgendwie war ich unkonzentriert und lungerte eher auf Twitter rum.

Am späten Nachmittag hatte ich dazu perfektes Backwerk. Beste Croissants, die ich je gebacken habe, und dieses Mal habe ich auch keine solchen Dinosaurier geformt wie im Rezeptlink, sondern kleine, damenhafte Hörnchen. Aus der Teigmenge sind bei mir 16 Croissants rausgekommen, von denen 12 gleich im Gefrierschrank landeten.

Die Antworten unter diesem Tweet belegen: Jede erste Satz verlangt nach Ausgangssperre!

In München hört man derzeit des Öfteren Durchsagen wie diese. Eben beim Bloggen zum ersten Mal auch auf Englisch unter meinem Fenster.

Das Netbit-Blog sammelt kostenlose Kulturangebote, Datenbankzugänge, gestreamte Gottesdienste und wie ich selbst überrascht gesehen habe, auch FC-Bayern-TV ist gerade kostenlos. FUPPES!

Ab heute um 18 Uhr zeigt der Kammerspiele-Stream Hamlet in der Inszenierung von Christopher Rüping, den ich sehr spannend fand. Der war vor Kurzem in den Kommentaren der Kaltmamsell (finde den Blogeintrag grad nicht) mein Beispiel für modernes Theater, dem gerne vorgeworfen wird, dass alle nackt sind und viel Blut spritzt. Genau das passiert hier auch, aber ich fand’s toll.

Auch die Schaubühne Berlin streamt.

Danke für eure Spenden, da kam nach dem gestrigen Eintrag ein bisschen was zusammen. Eigentlich war der Plan, die Diss mit so ziemlich den letzten Ersparnissen zusammen über die Ziellinie zu bringen und mir dann schnellstmöglich eine Festanstellung als irgendwas zu suchen, um das Konto wieder aufzufüllen. Diese Ziellinie hat sich jetzt leider etwas nach hinten ins Ungewisse verschoben, während meine Miete aber weiter abgebucht wird. (Immerhin gehe ich jetzt seltener einkaufen, haha.) Ich ahne auch, dass die Jobsuche in ein paar Monaten nicht ganz so locker werden wird wie ich das immer noch irrealerweise gehofft habe, so als Mittzwanzigerin, die keine acht Jahre in ihrem Job nur halbe Kraft gefahren ist und stattdessen schön studieren war.

Okay. Es wird schon irgendwie gehen, aber ich wusste das gestern sehr zu schätzen, vielen Dank!

Tagebuch Freitag, 20. März 2020 – Mehllieferung

Keinen Handschlag an der Diss getan, nichts gelesen, nichts Kulturelles gehört oder gesehen. Levits Konzert verpasst, weil ich erneut bei „Project Runway“ versackt bin. Das lenkt gerade ganz hervorragend ab. Vor allem, weil ich gerade gnadenlos die ganzen alten Staffeln gucke, bei denen selbst ich Fashion-Noob sagen kann: „Das sieht aber schon arg altbacken aus.“

Ein bisschen war ich vor der Tür, bevor Herr Söder eine Ausgangsbeschränkung für die nächsten zwei Wochen für ganz Bayern verkündete. Für mich hat sich nach der Ankündigung nichts geändert: Ich kann weiterhin einkaufen und woanders muss ich grad eh nicht hin, weil nichts von dem geöffnet ist, was ich brauche. Obwohl: Die Schließung der Baumärkte und Gartencenter hat mich jetzt doch etwas getroffen, weil ich mich darauf gefreut habe, demnächst wieder Blümchen auf dem Balkon anzupflanzen. Aber vermutlich ist es dafür eh noch zwei Wochen zu früh, und dann passt das wieder. Habe mir nach einem Telefonat vorgestern aber mal aus dem Supermarkt Samen für Salat und Tomaten mitgebracht.

Ich ging zum nächstgelegenen Briefkasten, um meinen Wahlzettel für die Stichwahl zum Münchner Oberbürgermeister einzuwerfen (ich gendere bewusst nicht, ich gehe von einem Bürgermeister aus). Wo ich schon mal vor der Tür war, dachte ich, guckste doch mal beim Lidl rein, da soll es ja angeblich noch Hefe geben, wie mir auf Twitter verraten worden war. Die Leute dort hielten fast alle brav Abstand bis auf ein Damendoppel, das sehr dicht beieinander und sehr langsam vor mir herschlich, bis ich einfach stehenblieb und es ziehen ließ, weil es mir zu doof war, dauernd meine Geschwindigkeit anzupassen. Hefe war bergeweise vorhanden, Mehl überhaupt nicht und leider auch keine Eier, die ich vorgestern beim Einkaufen vergessen hatte. Egal, ich hatte Hefe, was super ist, weil mein Sauerteigansatz ja anscheinend was wird und mir außerdem F. per DM berichtet hatte, dass er aus seinem Edeka drei Packungen 550er Mehl für mich mitgenommen hatte, yay!

Beim Lidl stand übrigens ein Wachmensch an den beiden geöffneten Kassen. Ich fand es etwas dusselig, von den drei Kassen, die theoretisch da wären, genau die zwei zu öffnen, die nebeneinander sind anstatt die beiden äußeren, aber okay. Alle hielten Abstand, und zwischen den Einkaufenden und der Kassiererin war eine hohe Plastikscheibe. Ein Zettel bat um Kartenzahlung, was ich brav erledigte, obwohl ich gefühlt 40 Euro in Münzen mit mir rumschleppte.

Wieder zuhause piepste mein Handy und zeigte mir ein Päckchen in der Packstation an. Vielen Dank an Gudrun, die mich mit Anna Seghers Transit überraschte. Das hat mich natürlich sehr gefreut, es hat mich aber auch daran erinnert, dass ich den Wunschzettel ändern musste. Der war so eingestellt, dass alles darauf in die Packstation kommt, weil ich ja tagsüber normalerweise zu Postaustragzeiten eher nicht zuhause bin bzw. einfach nicht gerne Päckchen fürs ganze Haus entgegennehme, wenn ich denn mal zuhause bin. Die Packstation ist (oder eher: war) für mich auch eine Gelegenheit, aus dem Haus raus zu müssen; in Zeiten, wo ich nur am Schreibtisch hocke, eine willkommene Abwechslung und eine Möglichkeit für einen Spaziergang. Das ändere ich jetzt, wobei ich den Wunschzettel einfach mal ganz auf privat statt auf öffentlich stelle (jetzt gerade kann ich ernsthaft Geld etwas besser brauchen, zugegebenermaßen). Aber nochmal: Vielen Dank, auch für die Widmung.

Auf dem Weg zur Packstation ist bei mir ein Netto, auch dort ging ich noch schnell hinein, um Eier zu kaufen. Ich habe nicht darauf geachtet, was hier gerade nicht oder besonders häufig vorrätig war. Ich gehe davon aus, dass sich das in den nächsten Tagen und Wochen alles wieder einspielen wird und dass wir dann alle erneut besinnungslos Mehl und Klopapier kaufen können. (Und Hefe!)

Pizza zum Abendessen. Fenchelsalami, Zwiebeln, Gouda, weil ich natürlich nicht an Mozzarella gedacht hatte. Meine Methode, sehr spontan und nach momentaner Lust zu kochen, beißt sich noch etwas mit der jetzt angesagten Vorratshaltung.

Gegen 20 Uhr kam F. vorbei. Ich habe in meinem Leben schon ein paar seltsame Dinge gemacht, aber in meiner eigenen Wohnung von meinem eigenen Lebensgefährten zwei Meter Abstand zu halten, ist schon ziemlich weit oben auf der Liste. Wir hatten uns seit Montag vor einer Woche nicht mehr persönlich gesehen und seitdem ein paar Möglichkeiten für Infektionen gehabt (einkaufen, Öffis fahren), und wenn ich gewusst hätte, was kommt, hätte ich ihn viel länger im Arm behalten. Ich kann mich schon gar nicht mehr daran erinnern, wie wir uns verabschiedet haben. Ich glaube, er ist wie immer eine Station vor mir aus der U-Bahn gestiegen, und weil wir beide nicht so große Fans von üppigen Zuneigungsbezeugungen in der Öffentlichkeit sind, haben wir uns vermutlich bloß keusch zugewunken. Das werde ich in Zukunft ändern. Ich werde demnächst wild rumknutschen, sobald ich es wieder darf. So.

Gestern gab ich aber per Handy die Anweisung durch: „Bitte selbst reinlassen und gleich Hände waschen“, wo ich ihm normalerweise die Tür öffne und ihm erstmal um den Hals falle. Das tat er auch brav, während ich meterweise von ihm weg im Flur rumlungerte und aus der Entfernung darum bat, dass er sein mitgebrachtes Mehl auf dem Herd abstellt. Dann ging ich in die Bibliothek, er hielt Abstand und kam hinterher, er nahm auf dem Sessel Platz, ich zwei Meter weiter auf der Couch. Alles sehr viktorianisch.

Wir sprachen auch über die Ausgangsbeschränkungen und die Grundrechte, die wir gerade so locker abgeben. Dabei waren wir uns einig, dass Grundrechte auch Grundpflichten beinhalten; eine Gemeinschaft, eine Gesellschaft funktioniert nur, wenn sich alle an gewisse Spielregeln halten, gerade bei Dingen, bei denen es um Leben und Tod geht, und das geht es hier nun einmal. Ich frage mich eh, wie man noch zusammen im (geschlossenen) Biergarten sitzen kann, aber gut. Wir sind alle irgendwo Idioten. Nur jetzt gerade ist Idiotie nicht nur nervig, sondern tödlich. Also bleibt gefälligst zuhause – oder geht nur alleine vor die Tür, was wir ja glücklicherweise noch dürfen. Ich gebe es weiterhin sehr ungern zu, aber ich glaube, Herr Söder bzw. die bayerische Regierung hat die richtigen Maßnahmen getroffen. Ich habe mir vorgenommen, bis nächsten Freitag nicht wieder vor die Tür zu gehen, denn ich kann jetzt jeden Tag Brot und Pfannkuchen machen. Und Franzbrötchen! Alles wird gut.

Tagebuch Donnerstag, 19. März 2020 – Okay bis zum Nachmittag

Aufgewacht, geduscht, Flat White gemacht, gebloggt, aufs Sofa gesetzt mit dem festen Vorsatz, die Diss nicht anzufassen, denn das bringt ja eh nichts.

Nach 20 Minuten an den Rechner gegangen und die Diss geöffnet. Reverse psychology works, people.

Korrigiert, Textblöcke verschoben und einen total sinnvollen Vorschlag für alle Akademiker*innen entwickelt:

Irgendwann eine gute Idee für das Kapitel gehabt, mit dem ich die letzten Tage gehadert habe, weil mir Bibliotheken und die Milliarden von Infos fehlen, die ich in ihnen finde. Die Idee ansatzweise umgesetzt, dann Hunger bekommen und erstmal Mittag gemacht. Der Nudelteig von vorgestern ist jetzt aufgebraucht.

Apropos Bibliotheken: Einige von ihnen erleichtern gerade die Zugangsmöglichkeiten zu ihren digitalen Angeboten. Ich bekam auf Twitter die Münchner Stabi (Erleichterung bei der Ausweisbeantragung) und die Kölner Stadtbibliothek mit, aber vielleicht schaut ihr mal, wie es bei euren Haus- und Hofbibs aussieht, ich ahne, dass die auch gerade ihre Angebote niedrigschwelliger machen. Meine obskuren Bücher zu meinen obskuren Malern gibt es zwar dennoch nicht digital, aber ich finde es gut, dass Dinge sich anscheinend irre schnell ändern können, wenn es nur dringend genug ist. Wäre nett, wenn es für die weitere Digitalisierung nicht das nächste Virus bräuchte.

Noch in meiner späten Mittagspause erreichte mich die Nachricht von F., dass die Passionsspiele in Oberammergau, die nur alle zehn Jahre stattfinden, auf 2022 verschoben wurden. Wir hatten Karten für Ende Mai gehabt und uns schon sehr gefreut (ich auch über einen bisher in diesem Blog einzigartigen Eintrag), aber nun gut. F. meinte vor ein paar Tagen noch so: „Die Spiele gibt’s doch nur, weil Gott das Dorf von der Pest verschont hat – da wird so ein blödes Virus ja wohl auch einen Bogen drumrum machen.“ Tja. Virus 1, Gott 0.

Ich rief pseudo-gut-gelaunt das Mütterlein an, das wir hatten mitnehmen wollen und meinte, dass wir dann eben erst 2022 gehen würden. Woraufhin sie den Spruch brachte, den alle älteren und alten Leute vermutlich irgendwann bringen: „Ach, wer weiß, ob ich dann noch lebe.“

Ich habe wie üblich die zuversichtlichen „Ihr seid doch unverwüstlich“-Sätze von mir gegeben und mit ihr geklönt. Dabei merkte ich, wie gut die Rede von Angela Merkel am Mittwochabend gewesen war. Seit Tagen versuchen meine Schwester und ich, das Mütterlein davon abzuhalten, einkaufen zu gehen. Das hat bisher auch geklappt, aber so richtig ernst genommen hat sie das Ganze nicht. Am Telefon meinte sie nun aber: „Frau Merkel hat ja auch gesagt, dass es jetzt ernst ist.“ Der hat sie nämlich geglaubt. #DankeMerkel

Das vertwitterte ich auch, woraufhin einige Reaktionen kamen; die hier fand ich besonders schön: „Bei meiner Mutter war es die Aussage der in London lebenden Nichte, dass die Queen auch alle Termine abgesagt hat.“ (Habe den Tweet komplett gecopypastet, dabei wurde aus dem Emoji am Tweetende dieser Text: „Gesicht mit Freudentränen“. Cool, wieder was gelernt.)

Zurück zu meiner Mutter: Die Pflegekräfte für meinen Vater kommen natürlich weiterhin ins Haus, die Physiotherapie aber nur noch auf Wunsch; die hat Mama erstmal abbestellt. Sie hält auch brav zu den Pflegekräften Abstand, und auch meine Schwester klingelt, geht dann ein paar Meter zurück, bis Mama die Tür öffnet und die Einkäufe von der Türschwelle nimmt. Typisch Mütterchen: „Ja, aber [Schwester] muss doch den ganzen Tag arbeiten, da muss sie doch nicht noch für mich einkaufen.“ Und vergisst natürlich völlig, dass sie seit Monaten rund um die Uhr für unseren Vater da ist. Eigentlich sollte ich in ein paar Wochen mal wieder für eine Zeitlang in den Norden kommen, aber das haben wir erstmal vorsichtig auf Eis gelegt und gucken, wie dann die Gegebenheiten so sind und ob ich mich in einen Zug setzen sollte. Meine ewige großkotzige Ansage, dass man in einer Großstadt kein Auto braucht, beißt mich gerade sehr in den Hintern.

Als wir das Gespräch beendet hatten, kam der Satz „Ach, wer weiß, ob ich dann noch lebe“ leider wieder hoch. Denn zum ersten Mal fühlt es sich so an, als ob an ihm etwas Wahres dran sein könnte. Mir ist schon klar, dass wir nicht ewig leben, auch meine Eltern nicht, obwohl ich es mir gar nicht anders vorstellen kann, dass sie irgendwann nicht mehr da sind, denn sie sind schließlich schon immer da gewesen. Aber jetzt, wo sich um uns herum etwas Unsichtbares, Bedrohliches an uns ranschleicht, fühlt es sich auf einmal real an. Damit war der Tag dann eher gelaufen.

Immerhin konnte ich wieder Igor Levit zuhören und dann in die Kammerspiele gucken und abends theoretisch Saša Stanišić bei einer Lesung zuhören, wofür ich aber zu traurig war. Ich kriege gerade mehr Kultur mit als zu der Zeit, als ich noch vor die Tür hätte gehen können, um sie mir persönlich abzuholen. Ich vermisse allerdings schon die Museen, denn kein virtueller Rundgang kommt auch nur annähernd an das Erlebnis heran, vor einem Kunstwerk zu stehen.

Immerhin ein Erfolgserlebnis: Der vorgestern angesetzte Sauerteig ist ernsthaft von Nichts auf Riesig angewachsen und sogar aus seinem Glas geklettert und hat meine FCA-Fleecedecke eingesaut, in die ich ihn eingewickelt hatte. Aber da ich die Decke gerade eh nicht brauche (kein Fußball, kein Stadion), ist das egal. Ich habe einen Sauerteigansatz! OMG!

Tagebuch Mittwoch, 18. März 2020 – Einkaufen gehen

Seit Tagen habe ich mir keinen Wecker gestellt und werde immer früher wach als noch zu den Zeiten, als man noch in Bibliotheken gehen konnte (aka vor einer Woche). Das ist einerseits nett, weil ich mehr vom Tag habe, das ist andererseits doof, weil ich mehr vom Tag habe, der im Moment nicht mit dem gefüllt werden kann, mit dem ich ihn gerne füllen würde.

Was ich nach lächerlichen fünf Tagen Selbstisolierung zuhause schon merke: wie sehr es mich anfrisst, kaum noch etwas für mich selbst entscheiden zu können. Letzte Woche war es noch unklar, ob ich die zwei vereinbarten Archivtermine sowie mein Geburtstagsessen im Lieblingsrestaurant wahrnehmen werde können. Den Restaurantbesuch hatte F. auf meine Bitte hin abgesagt, die eine Archivarin hatte mir abgesagt, aber die Bibliotheken und das zweite Archiv wären theoretisch noch eine Möglichkeit gewesen. Es fühlt sich irritierenderweise anders an, wenn man selbst auf etwas verzichtet als wenn die Entscheidung für einen gefällt wird und man keine Chance hat, daran etwas zu ändern.

Als ich Montag (Montag! Fühlt sich schon ewig her an) noch lustige Tipps fürs Home Office gab, war mir noch nicht klar, wie wenig ich selbst davon umsetzen kann. Denn im Moment brauche ich gerade kein Home Office, ich brauche Orte wie Bibliotheken und Archive. Und ab und zu ein Bierchen bei der Kneipe um die Ecke, wie ich gestern bei den ersten guten Temperaturen für Biergärten wimmernd merkte.

Apropos wimmern: Das Österreichische Staatsarchiv streamte gestern einfach mal eine geöffnete Kiste. Das reichte schon, um mich traurig zu machen und mir meine derzeitige Hilflosigkeit dem akademischen Schreiben gegenüber zu verdeutlichen.

Ich habe es gar nicht erst mit der Diss versucht, sondern stattdessen die Wohnung geputzt. Das lag vermutlich auch an einem Tweet, den ich gerade nicht wiederfinde, aber er hatte ein gif von Monica Geller und dem Text: „Not just clean – Monica clean.“ Das ist meine Wohnung nicht, aber jetzt immerhin wieder staubfrei.

Wäsche gewaschen. Mich darüber gefreut, dass es warm genug dafür ist, die Wäsche wieder auf dem Balkon trocknen zu können.

Einen Sauerteig angesetzt. Da ich gerade kein Instrument im Haus habe, das ich lernen könnte, und ich es versäumt habe, mir eine billige Nähmaschine auf Ebay zu schießen – danach hatte ich letzte Woche geguckt –, um mich mal am Nähen zu versuchen, lerne ich jetzt halt, Sauerteigbrot zu backen.

Eine DM von F. bekommen, der meinte, dass die meisten sich anscheinend an die halbe Ausgangssperre halten: weniger Leute unterwegs, Menschen halten Abstand beim Einkaufen. Bis auf die „laut eigener Aussage 92-jährige Dame hinter mir an der Kasse, die ganz normal aufgeschlossen hat und als erstes mal zwei Flaschen Augustiner aufs Band gepackt hat. Good on her.“

Daraufhin traute ich mich auch nach draußen. Ich radelte zum Karstadt, in dessen Lebensmittelabteilung ich noch auf 550er Mehl hoffte, das mein oller Nachbar-Edeka auch zu normalen Zeiten eher selten im Regal hat. Die Türen des Kaufhauses waren weit geöffnet, so dass man keine Griffe berühren musste, aber alles war mit Absperrbändern gesichert, man konnte nur direkt vom Eingang die Rolltreppe hinunter in die Lebensmittelabteilung gehen. Darauf wies auch ein Schild hin, wobei ich nicht auf die Öffnungszeiten geachtet habe, die hier in Bayern ja jetzt auch auf Sonntag ausgedehnt wurden. Neben den Flatterbändern stand eine Dame als Wachpersonal, die ich erstmal freundlich grüßte, als ich mit großem Abstand an ihr vorbeiging.

Es waren wirklich deutlich weniger Menschen unterwegs, und ich war nicht die einzige, die mit Einweghandschuhen rumlief. Die habe ich übrigens nicht erst vor drei Tagen armen Pflegebedürftigen weggekauft; der 100er-Pack ist bereits zweimal mit mir umgezogen, mit den Dingern schneide ich normalerweise Chili oder Rote Bete. Und weil ich den Kram anscheinend irre selten verwende bzw. bei Chili inzwischen weniger memmig bin, habe ich noch ein paar in der Küche rumliegen. Wie ich gestern feststellte, ist es gar nicht so einfach, sich damit Einkaufszettel und Schüsselbund aus den Hosentaschen zu friemeln. Oder den Reißverschluss am Rucksack aufzumachen, daran bin ich gleich zweimal hängengeblieben.

Ein Kilo meines Lieblingsbrots gekauft, das ich zuhause, wie immer, in Einzelteilen eingefroren habe. Pastrami und Fenchelsalami besorgt, weil ich Lust darauf hatte, obwohl sie in meinem finanziellen Rahmen derzeit eigentlich nicht vorgesehen sind (sonst eher Lidl statt Feinkost). Und dann nach Mehl und Hefe geguckt, die komplett leergeräumt waren. Nicht mal das olle 405er war noch da. Mit Abstand an der Kasse angestellt, mit Karte bezahlt – auch die Kassiererin trug Handschuhe, wenn ich mich richtig erinnere – und zum Edeka geradelt. Auch dort weder Mehl noch Hefe, aber jetzt hatte ich ja einen Berg Brot. Viel frisches Obst und Gemüse gekauft, frische Milch, die ich literweise verbrauche, Spülmittel und Schokolade. Wundert mich, dass die keiner hamstert. Auch beim Edeka: sehr wenig los, Menschen halten Abstand, keinen Mundschutz gesehen.

Zuhause festgestellt, dass man unglaublich schwitzt unter den blöden Handschuhen. Noch mehr Respekt für Pflegekräfte bekommen.

Ich hatte gestern in der NYT gelesen, dass Handschuhe eher egal sind. Mag sein, aber für mich sind sie eine simple Erinnerung daran, mir nicht im Gesicht rumzuwuscheln.

Pastateig vom Dienstag in formschönere Tortellinis verwandelt und eingefroren, denn aus meinem eigentlichen Abendessenplan (Pasta) wurde Spargel, der beim Karstadt überraschenderweise schon aus Deutschland vorrätig war. Der tat gut. Wenn ich schon nicht vernünftig arbeiten kann, möchte ich mir wenigstens so etwas Gutes tun. Sonst tut mir meine Arbeit immer sehr gut, wie ich mal wieder merkte. Auch deswegen fühle ich mich gerade ein bisschen verzagt.

Den Rest des Tages Serien geguckt und Tee getrunken. Mache ich halt notgedrungen ein bisschen Urlaub. Mich weiterhin über die Osterglocken der Nachbarin vom Montag gefreut; ich habe sie auf drei Zimmer verteilt und freue mich immer, wenn ich sie sehe. Momentan trotz finanzieller Lage auch sehr glücklich über die größere Wohnung. In meiner alten 1-Zimmer-Butze würde ich vermutlich schlechter mit der Situation umgehen können.

Ich traue uns noch nicht so recht zu, aus der Pandemie so viel zu lernen, dass die Gesellschaft Pflegende besser bezahlt und wir allesamt netter zueinander sind (auch wenn ich die Sprach- und Themenlosigkeit der AfD-Deppen gerade sehr genieße), aber so ganz will ich die Hoffnung noch nicht aufgeben. Georg Diez auch nicht:

Corona und die Kommunikations-Revolution

Im Text geht es auch um Igor Levit und Christian Drosten, aber vor allem um das schöne Wort der Zugewandtheit.

„Igor Levit zeigt damit, wie diese Krise genutzt werden kann, alte Mechanismen etwa der Kommunikation oder der Information zu verändern und zum Teil radikal neu zu denken. Er wendet sich direkt an die Menschen, ohne mediale Vermittlung, und die Menschen danken es ihm. So entsteht eine Verbundenheit, eine Intimität fast, eine Offenheit und Authentizität, die nur auf scheinbar widersprüchliche Weise technologisch hergestellt ist. Tatsächlich zeigt Levits Beispiel, wie sehr die Digitalität, richtig angewendet, zu mehr Empathie und echtem Trost führen kann. […]

Die neuen Kommunikationsmöglichkeiten, das zeigt diese Krise, bieten eine viel umfassendere Möglichkeit, sich zu informieren, und zwar auf eine Art und Weise, die an Tiefe, Kontinuität und Genauigkeit in keinem Vergleich steht zu dem, was die traditionellen Medien in gefiltertem Maß tun; wobei der Filter genau das Problem ist, denn zwischen Absender und Adressat schaltet sich jemand, der oder die im Zweifelsfall deutlich weniger weiß als etwa Christian Drosten, Professor an der Berliner Charité und für viele die Stimme der Vernunft, ein Leuchtturm in diesen viralen Zeiten.

Auch Drosten kommuniziert sehr viel und sehr effektiv über Twitter, die Zahl seiner Follower ist explodiert, und für alle, die sich über den aktuellen Stand der Corona-Situation in Deutschland informieren wollen, macht es absolut keinen Sinn, darauf zu warten, was Journalist*innen vermelden, wenn sie sich direkt und dauernd bei Drosten den neusten Nachrichtenstand holen können. Bei ihm ist eine Verlässlichkeit und ein Vertrauen gegeben, das den traditionellen Medien, manchmal aus gutem Grund, inzwischen abgeht.“

Tagebuch Dienstag, 17. März 2020 – Tortellini-ähnliches

Kein guter Tag. Ich konnte mich nicht wirklich konzentrieren, hüpfte im Diss-Dokument von vorne nach hinten, ergänzte, korrigierte, aber so recht war ich nicht bei der Sache. Auch weil mir bei so ziemlich jedem Kapitel klar wurde, dass ich ohne Bibliotheken dort nicht weiterkomme bzw. sie nicht finalisieren kann.

Das ZI instagrammte die drei leeren Lesesäle – ich sitze am liebsten im großen –, ich vertwitterte das Geisterhaus, und eine Minute später sah ich diese Erwähnung, die mich freute und traurig machte.

Um mich abzulenken, ging ich in die Küche, immer der beste Ort für Ablenkung. Dort bastelte ich Pastateig aus Mehl (ich habe noch Mehl!) und zwei Eiern, ließ ihn ruhen und rollte ihn anschließend schön dünn aus (Pastamaschine FTW!). Ravioli mache ich recht gern, aber an Tortellini hatte ich mich noch nie versucht. Wann, wenn nicht jetzt? Ich guckte mir auf YouTube ein paar Tutorials an, wie man die kleinen Racker formt und bastelte fröhlich nach. Sie sahen eher aus wie kleine Papstmützen, weil ich mir nie merken konnte, wo jetzt die lustige Spitze eigentlich hinsoll, bevor man sie eindreht, keine Ahnung, warum ich bei manchen mechanischen Bewegungen zur absoluten Idiotin verkomme. Macht nichts, mit Frischkäse-Schnittlauch-Parmesan gefüllt waren sie ratzfatz fertig, ich kam kaum damit hinterher, noch schnell ein Weißwein-Sahnesößchen zu zaubern. Sah alles völlig unfotogen aus, schmeckte aber immerhin hervorragend. Und da ich nicht den ganzen Teig verarbeitet habe, mache ich das heute einfach nochmal. Vorher noch ein paar Tutorials gucken.

Mein Lieblingsweingut bietet ein #StayAtHome-Paket an. Wenn ich gerade keine Panik vor Liefermenschen hätte, würde ich es sofort ordern.

Das 5. Akademiekonzert der Bayerischen Staatsoper ist für zwei Wochen online abrufbar. Herr Levit musste ja sein gewohntes Hauskonzert aus Berlin ausfallen lassen, um in einem fast völlig leeren Saal in München zu spielen. Falls ihr ihn also mal in guter Tonqualität und mehreren Kameraperspektiven erleben wollte: bitteschön. (Danke an alle Kulturschaffenden für alles gerade. Sowieso immer.)

Die SZ schrieb gestern schön über Levit: Chaconne in Turnschuhen.

„Seit vier Tagen spielt der Pianist jeden Abend, pünktlich um 19 Uhr, kurz nach Einbruch der Dunkelheit ein “Hauskonzert”. Mal aus seinem Wohnzimmer. Mal aus einem Münchner Bühnenraum. Mal strumpfsockig, mal in klobigen Sneakers, Pulli und Jeans. Jedes mal eine Komposition. Live auf Twitter. […]

Ja, und jetzt würde normalerweise irgendwas Geschmäcklerisches kommen über die Interpretation oder den Klang. Der ist tatsächlich eher so mittel, das Ganze wird ja in irgendeinem vollgekruschten Probenraum mit dem Iphone aufgenommen, und man selbst hört am Schreibtisch zu, am Rechner, was am Ende streckenweise zu einem Klang führt, als würde einem einer durch ein mehrfach gebogenes Ofenrohr vorspielen.

Aber das ist egal. Worauf es ankommt, ist, dass da einer Kunst macht, um zu trösten. […] Am Ende steht Igor Levit jeweils auf, ein fast schüchternes Lächeln im Gesicht und verschwindet seitwärts aus dem Bild. Es bleiben ein leerer Stuhl und Stille. Aber die ist so viel besser zu ertragen als noch eine halbe Stunde zuvor.“

Fill your ears with art: the top culture podcasts to listen to during the coronavirus lockdown

Alle noch nicht durchgehört, geb ich einfach mal weiter.

Eventuell fange ich mit „The Way I See It“ an, einem Podcast, in dem Menschen sich ein Bild aus dem MoMA aussuchen und darüber sprechen. Das wäre für mich eine gute Ergänzung für die Bitte von Frau @novemberregen, die sich gerne was über Kunst erzählen lassen möchte. Ich denke seit Tagen über Margarethe von Anselm Kiefer nach, über das ich vermutlich irgendwann was schreiben werde, aber momentan bin ich noch zu traurig für dieses Bild.

Ich komme nicht darüber weg, wie ordentlich ausgerechnet Spahn und Söder gerade ihre Jobs machen, bin aber sehr dankbar dafür. Seit gestern ist der bayerische Soforthilfefonds für Betriebe und Freiberufler verfügbar. (via Manuel Braun)

Lebensmittel-Logistik in der Corona-Krise: Warum es manchmal etwas dauert, bis die Regale im Supermarkt wieder aufgefüllt sind

„Für jede Filiale wird eine individuelle Abverkaufsprognose errechnet, die berücksichtigen soll, wie Kund:innen wahrscheinlich in den nächsten Tagen einkaufen. Danach richtet sich die Marktbestellung. Eine Direktbelieferung von Produzenten an die Märkte ist inzwischen eher selten; stattdessen wird die Ware über Regional- und Zentrallager verteilt. Je nach Marktgröße und Entfernung zum Lager gibt es pro Filiale einen definierten Belieferungsrhythmus.

Ein – stark vereinfachtes – Beispiel: In Filiale X kaufen pro Tag üblicherweise drei Kund:innen eine Dose Kidneybohnen, das macht bei sechs Öffnungstagen (Mo bis Sa) 18 Dosen in der Woche. Um mindestens einen möglichen Ausfall einer Lieferung zu kompensieren, werden im Lager 36 Dosen bestellt. Wenn aber statt drei plötzlich dreißig Dosen am Tag verkauft werden, ist das, was sonst für zwei Wochen gereicht hätte, im Markt nach einem Tag schon wieder weg. Genau das ist zuletzt passiert.

Unter regulären Bedingungen halten Händler Bestände für ein bis drei Wochen in ihren Lagern vor, ohne dass Nachlieferungen vom Lieferanten nötig sind, sagt ein Mitarbeiter einer großen Handelskette. […]

In der Branche heißt der Effekt, der sich jetzt ergibt, „Bullwhip“- bzw. Peitscheneffekt: Kund:innen kaufen viel mehr als gedacht, Märkte bestellen mehr (als sie evtl. benötigen), Lager laufen leer und merken: der Bedarf ist riesig, sie bestellen mehr beim Lieferanten – und der kriegt diese unerwarteten Mehrbestellungen plötzlich von allen Händlern gleichzeitig.

Welche Herausforderungen müssen die Hersteller noch bewerkstelligen? Sie müssen die Ware so verteilen, dass nicht in den Lagern in Berlin das ganze Toilettenpapier steht, während die in München leer ausgehen. Deshalb unterstützen Händler gerade vor allem kleinere Lieferanten bei der Koordination.“

Münchner Kammerspiele on demand

Die Kammerspiele stellen ab heute, 18 Uhr, jeweils eine Inszenierung für 24 Stunden online. Heute geht’s mit „No Sex“ los, das mir live ganz gut gefallen hatte.

Tagebuch Montag, 16. März 2020 – Happy birthday to me

Ich hatte gestern Geburtstag und habe ihn komplett alleine verbracht.

Als ersten Gratulanten hatte ich morgens Papa am Ohr; er rief aus seinem Hirn die üblichen Floskeln für Geburtstage ab, die er in seinem Leben schon tausendmal verwendet hatte („Ehrentag“, „gutes Wetter“, „hab einen schönen Tag“, „Gesundheit ist das Wichtigste“) und fragte mich viermal, wie es mir geht, weil er vergessen hatte, dass er mich das schon dreimal gefragt hatte. Er beendete das Gespräch mit der Floskel, mit der er schon vor dem Schlaganfall unsere Gespräche beendete: „Ich geb dir mal Mama.“

Das Mütterchen habe ich hoffentlich davon abgehalten, heute zum Friseur zu gehen. „Aber wenn ich als erste morgens hingehe? Da ist doch das Virus noch nirgends.“ – „Du musst doch grad eh nicht raus, da ist es auch egal, wie deine Haare aussehen.“ – „Aber einkaufen geht doch? Wenn ich Mundschutz und Handschuhe mitnehme?“ – „Das können doch auch andere für dich übernehmen. Aber ja, wenn du unbedingt selbst für ein Brot rauswillst, dann nimm Mundschutz und Handschuhe mit und halte Abstand zu allen Leuten.“

Zehn Minuten später rief Schwesterherz an: „DU HAST MAMA GESAGT, SIE KANN EINKAUFEN GEHEN?!?“

Seufz. Eine paar interne Kommunikationen später meldete sich Schwesterherz wieder per WhatsApp: „Ich darf für sie einkaufen. Happy Birthday!“ Dazu schickte sie mir ein Arrangement aus ihren ganzen auf Ebay ersteigerten Mainzelmännchen mit einer Glückwunschkarte. (Mein Det war ein Geschenk von ihr.)

Mama noch so beim morgendlichen Telefonat, als ich meinte, dass ich F. nicht sehe und nicht im Lieblingsrestaurant Crémant trinken werde: „Aber das ist immerhin ein Geburtstag, den du deinen Lebtag nicht vergessen wirst.“

Pep Talks von Menschen, die Weltkriege überstanden haben, sind in US-Katastrophenfilmen irgendwie immer besser.

Zur Mittagspausenzeit – wir sind ja schließlich alle brav im Home Office – F. wenigstens per Facetime gesehen. Das war schön. Doof, aber schön.

Die Nachbarin legte Osterglocken vor meine Tür, das war auch schön. Habe vergessen, mir die Hände zu waschen, nachdem ich das Einwickelpapier entfernt hatte und bin seitdem panisch.

Apropos Home Office. Auf Insta sah ich gestern sehr viele neue zeitweilige Büros meiner Timeline, viele Küchen- und Esstische, auf denen plötzlich ein Laptop stand. Hier ein paar Tipps von jemandem, die ihr Studium bis zur Masterarbeit und ihren Brotberuf jahrelang vom Küchentisch aus erledigen musste.

1.) Zieht euch was Anständiges an. Büro ist Büro, ganz egal, ob ihr im Großraum oder in eurem Schlafzimmer hockt. Setzt euch so an den häuslichen Schreibtisch, wie ihr auch an eurer normalen Arbeitsstelle auflaufen würdet. Anke-Tipp: Die Leggings statt der Jeans tun’s aber auch.

2.) Steht zu euren gewohnten Zeiten auf. Jedenfalls ungefähr. Wenn euer Arbeitsweg von 30 Minuten jetzt wegfällt – yay! 30 Minuten länger schlafen. Seid ab dem Zeitpunkt am Schreibtisch, an dem ihr sonst auch im Büro anfangen würdet zu arbeiten. Strukturen sind wichtig. Anke-Tipp: Endlich aus dem guten Kaffeeservice trinken und nicht aus der ollen Bürotasse.

3.) Macht Mittagspause zu den gewohnten Zeiten. Erneut und immer wieder: Strukturen sind wichtig. Und da eure Kolleg*innen vermutlich auch alle irgendwann Mittag machen, macht das halt auch. Nebenbei am Rechner was wegzufuttern, ist albern. Nehmt euch eine Stunde Pause. Anke-Tipp: In der Mittagspause zuhause kochen ist super und man kann nebenbei eine Serienfolge gucken, zu der man sonst erst abends gekommen wäre.

4.) Schafft euch einen echten Arbeitsplatz. Und wenn der Esstisch eben auch weiterhin Esstisch sein muss, dann funktioniert ihn tagsüber wirklich richtig um und nicht so halbherzig. Alles wegräumen, was nichts mit Arbeit zu tun hat, denn das ist jetzt euer Büro. Abends alles wegräumen, was nichts mit Freizeit zu tun hat, denn jetzt habt ihr Feierabend. Trennt beruflich verbrachte Zeit und Freizeit soweit wie möglich. Anke-Tipp: Am Esstisch eine Tischseite für Freizeit und eine für Beruf benutzen, hilft auch. Klingt erstmal bescheuert, aber der Kopf gewöhnt sich nach ein paar Tagen daran: Wenn ich auf dieser Seite sitze, bin ich im Büro, wenn ich auf dieser Seite sitze, bin ich zuhause.

5.) Blumen auf dem Tisch machen gute Laune. Ein Mainzelmännchen geht auch.

(Edit: Christian und Thomas geben ähnliche Tipps. Wir alte Homeworker-Bande, wir.)

Nachmittags meldete sich auch das Lektorgirl aus dem Home Office und las mir ihr Yogi-Tee-Etikett vor, das meine Geburtstagsbotschaft sein sollte: „Du bist schön, voller Gaben und Seligkeit.“ Und mies gelaunt, weil ich nicht in die Bibliothek kann! „Das hätten wir dir auch vorher sagen können.“ Mich überrascht das schon, WIE genervt ich davon bin, gerade nirgendwo hingehen zu können, um Bücher aus Regalen zu ziehen.

Weiter im eigenen Home Office (sieht aus wie immer) an der Diss gepuschelt, soweit das eben gerade ohne externe Bücher geht. Geht so mittel. Das ist für mich ebenfalls etwas überraschend: zu sehen, wie weit ich schon mit dem Text bin. Ich brauche jetzt dooferweise noch ein paar Archive und eben das ZI, um die letzten Lücken zu füllen und meinen Maler vernünftig einordnen zu können, aber ohne die kann ich gerade wirklich nichts machen außer Korrektur zu lesen.

Ich bin allerdings dankbar für die vielen Datenbanken und digitalisierten Bücher, die mir zwar gerade nur bedingt weiterhelfen, aber immerhin. Ach, hey, falls jemand von der Süddeutschen mitliest: Wieso sehe ich mit meinem tollen Uni-Zugang auf alle Ausgaben die Vorschau auf den Nachruf des Herrn Protzen vom 15. September 1956 (Seite 7), kann sie aber nicht anklicken? Falls irgendjemand mir davon ein pdf schicken könnte, wäre ich sehr dankbar. Dafür wollte ich eigentlich in die Stabi, die alle Zeitungen vor Ort hat, aber das geht momentan ja leider nicht.

Nicht mehr ganz so alleine gefühlt wie Sonntag, obwohl ich es genauso war. Doch abends bedauert, dass ich zu faul gewesen war, mir selber einen Geburtstagskuchen zu backen. Dafür habe ich Geburtstagsbrot gebacken und wollte danach natürlich viel lieber eine Brezn vom Bäcker, der ich aber tapfer widerstanden habe.

Werde mir jetzt nachträglichen Apfelkuchen machen. Kuchen im Home Office ist auch immer ein Motivationsschub.