Mittwoch, 9. November 2022 – Küchenhilfe

Seit dem äußerst entspannten Backen in der alten Heimat, wofür mir das Schwesterlein ihre Küchenmaschine geliehen hatte, dachte ich über die Anschaffung einer solchen nach. Ich schwankte ewig zwischen der Bosch MUM 5 und – natürlich – der schicken KitchenAid, las Testberichte, fragte Leute und schließlich wurde es die KitchenAid. Die gab es gerade in einem Bundle mit dem Gemüseschneideraufsatz und dazu auch noch in einer der zwei Farben, über die ich nachdachte, und für weniger Geld als erwartet und daher wurde sie gekauft.

(Seit ich das Foto gesehen habe, denke ich darüber nach, die eine Kiste vom unteren Brett wieder auf das obere zu stellen. Ich wollte die Reihe bewusst auflockern, aber auf dem Foto sieht es total nervig aus. Andererseits sehen hier auch die gestreiften Stoffbezüge der Kisten irrwitzig schief aus, was sie in der Realität nicht ganz so sind. Hier kunsthistorische Überlegungen zu Selbstbild und Abbild einfügen.)

Ich hatte mir den gestrigen Vormittag freigenommen, der kleine Luxus der Selbständigkeit, um mit dem Maschinchen rumzuspielen und vor allem erstmal die Bedienungsanleitung durchzulesen. Ja, ich bin Bedienungsanleitungsleserin (und innere, meist entnervt schnaufende Bedienungsanleitungslektorin). Als erstes wurde die Maschine fürs Foto drapiert, denn eigentlich wollte ich sie dort stehenlassen. Das hat sich im Laufe des Tages aber schon wieder geändert, ihr Platz ist jetzt das schwarze, aufrechte Kallax, das am rechten Bildrand noch zu erahnen ist. Sie thront jetzt über der Küche und sieht dabei wunderschön aus.

Meine Schwester schickt mir seit Wochen Tipps, wo man ihre Maschine gerade günstig kaufen kann – sie hat eine ganz kleine Bosch-Maschine –, und ja, die wäre deutlich günstiger gewesen als die KitchenAid, aber einer meiner Kaufgründe war ehrlich gesagt auch die Optik. Die Vernunft und der Geldbeutel drängten zur MUM, aber persönliche Tipps und mein Herz, das derzeit sehr viel Hübschizität um sich braucht, drängten zur KitchenAid. Das Arbeiten selbst fand ich dann bis auf eine Kleinigkeit deutlich angenehmer als das mit der kleinen Bosch, die ruckelte und hakelte dann doch ab und zu, während der schwere KA-Trumm einfach nur bossig in der Küche steht und vor sich hinarbeitet.

Ich hatte mir als Rezept einen Carrot Cake rausgesucht, den ich so noch nicht gebacken hatte (vermutlich Paywall); ich habe nur ein uraltes, verlässliches Rezept im Blog, aber ich wollte ein neues ausprobieren. Erfreut stellte ich fest, dass das Anschrauben des Aufsatzes ein Klacks war und kein Studium der Ingenieurswissenschaften erforderte (das hatte ich so auch in einigen Rezensionen gelesen). Das Raspeln der Möhren war ebenfalls entspannt, was mich freute, denn das ist, warum auch immer, eine der Tätigkeiten, die mich in der Küche sehr nerven. Ich habe eine anständige Standreibe, aber ich benutze sie nicht gerne. Gerade esse ich recht oft lustige Bowls mit geriebenem Rotkohl und eben Möhren, und ich brauche immer einen inneren Pep Talk darüber, wie lecker das wird, bevor ich nörgelnd und lamentierend Gemüse reibe. Jetzt kann ich höchstens über das Abwaschen nörgeln, denn der weiße Aufsatz im Bild darf nicht in die Spülmaschine, die Reibtrommeln und die Stopfer schon. Abwaschen nervt mich allerdings weitaus weniger als Raspeln, das ist abends immer mein Zen-Signal für den Körper, dass es jetzt langsam ins Bett geht, noch schnell die Küche hübsch machen und dann Bubu.

Ich hatte allerdings auch gelesen, dass sich das weiße Teil verfärbt und ja, das tat es. Momentan ist es innen orange und heute mittag wird es vermutlich lila. Damit kann ich leben, solange es außen hübsch bleibt.

Das Verrühren von Zucker und Eiern war genau der Traum, den ich haben wollte, weil ich nebenbei die anderen Zutaten bereitstellen konnte. Ich hätte auch gar nicht an der Maschine bleiben müssen, das ist ja der Witz an ihr, aber ich erwischte mich selbst dabei, wie ich versonnen in die Schüssel guckte, wo gearbeitet wurde, während meine linke Hand auf dem rundlichen Ende der Maschine ruhte, weil es sich so gut anfühlte. Ähem.

Die einzige, oben erwähnte Kleinigkeit, über die ich im Vorfeld nicht nachgedacht hatte, war der Transport des Teigs von der Schüssel in die Backform. Bisher hatte ich mit Mamas alten quietschorangenen oder 70er-Jahre-beigefarbenen Plastikschüsseln gearbeitet, die einen Griffrand haben, so dass man die Schüssel entspannt hoch und schräg halten kann, während man mit dem Teigschaber den Teig in die Form bugsiert. Die Schüssel, die mit der KitchenAid zusammen kam, hat keinen Rand und keinen Griff, was mir erst auffiel, als ich eins von beiden greifen wollte. Ich hadere noch damit, mir eine zweite Schüssel anzuschaffen, denn eigentlich verarbeite ich keine wirklich schweren Teige und mit der ARSCHTEUREN zweiten Schüssel wäre dann auch der Schnäppcheneffekt ziemlich dahin. Der gestrige Teig hatte zwar durchaus Gewicht, aber das Umschaufeln ging halbwegs okay. Allerdings eben auch nicht so geschmeidig wie ich es gerne habe, denn ich musste die Schüssel halt irgendwie festkrallen, um sie zu halten. Hm.

Die zweite Kleinigkeit, die aber vermutlich eher Gewöhnungssache ist: Normalerweise stelle ich die Schüssel, in der arbeite, auf die Waage, kippe die entsprechende Menge Mehl, Zucker etc. nach und nach rein und mixe dann weiter. Die KA-Schüssel muss unarretiert werden und ich muss den Motorarm hochklappen, um sie zu lösen. Vermutlich werde ich in Zukunft in einer zweiten Schüssel Zeug abwiegen und dann in die KA-Schüssel kippen, damit ich mir diese zwei Schritte sparen kann, aber wie gesagt, das wird die Gewöhnung zeigen, was mir im Endeffekt leichter fällt.

Ich hatte jedenfalls viel Freude bei der Arbeit und, Zauberei, dazu auch noch tollen Kuchen. Hach!

Dienstag, 8. November 2022 – Spontanfußball

F. fragte mich, ob ich die Dauerkarte seiner gewohnten Sitznachbarin in der Allianz-Arena übernehmen wollte für das Abendspiel gegen Bremen. Wollte ich.

Der FCB ist mir in den letzten Jahren eher egaler geworden, aber ich war seit über einem Jahr nicht mehr in der Arena und vor allem nicht abends. Daher kannte ich die tolle Lightshow noch nicht, die kurz vor Spielbeginn bzw. beim Einlaufen der Mannschaften abgefackelt wird. Eigentlich wollte ich alles doof und übertrieben finden, aber mit hochgezogener Augenbraue beim Sport zu sitzen, ist auch albern. daher fand ich alles toll und bunt und aufregend und brüllte auch brav die Namen der Spieler bei der Aufstellung mit. Dann drückte ich aber Bremen die Daumen, was leider nicht viel geholfen hat. Zur Halbzeit stand es bereits 4:1, danach kam bis kurz vor Schluss nichts mehr, was F. im Chat mit der eigentlichen Karteninhaberin ausdrückte. Über ihre Antwort musste ich sehr lachen.

Ab Minute 72 leerte sich das Stadion und ich muss zugeben: Wenn ich alleine gewesen wäre, wäre ich auch gegangen, das war schon arg langweilig. Aber wir wissen ja alle, wer vor dem Schlusspfiff geht, ist ein fieser Möp und KEIN ECHTER FAN. Mir inzwischen auch egal. Vielleicht müssen die Leute die letzte Bahn kriegen, vielleicht hat der Babysitter angerufen oder sie denken sich halt, puh, langweilig, ich geh jetzt und mach mir eine bessere Zeit. Ich bin auch im Theater oder der Oper schon in der Pause gegangen; warum soll ich mir das antun, wenn ich’s doof finde?

Ruhige Rückfahrt, gut nach Hause gekommen, geht in München doch alles etwas schneller als wenn man sich bis nach Augsburg aufraffen muss. Das war mal wieder nett. Und das Stadion sieht halt doch schick aus, weswegen ich es immer wieder fotografieren muss.

Montag, 7. November 2022 – Druckerquatsch

Morgens eine Runde Werbetexte abgegeben, ich warte nun auf Feedback, und texte für den Kunden auf einer anderen Baustelle weiter.

Aber vorher wollte ich noch in den guten alten Einzelhandel. Seit einem Jahr, als ich mein neues MacBook erwarb, hadere ich mit meinem Drucker. Er druckt und kopiert noch, erkennt aber das MacBook nicht mehr zum Scannen. Und ab und zu muss ich dann doch mal was scannen – meistens Verträge für freie Tätigkeiten, die unterschrieben werden müssen – und so suchte ich seit ungefähr einem Jahr mehr oder weniger motiviert einen Drucker. Mal setzte ich mich an Testberichte und ähnliches, mal googelte ich einfach, mal schaute ich entnervt bei Amazon vorbei, aber irgendwie fand ich nie einen Drucker, der kein Tintenabo von mir wollte, halbwegs attraktiv aussah oder bei dem ich mir sicher war, dass er mit dem „neuen“ OS klarkommt. Gestern dachte ich mir naiv und doof, ach, gehste doch da mal in den Saturn, da sind bestimmt nette Menschen, die dir helfen.

Ich erspare mir die genauen Beschreibungen, ihr kennt den Einzelhandel ja auch. Jetzt wo ich so gute Erfahrungen mit Kleidung und Schmuck gemacht hatte, dachte ich, das muss doch bei Technikquatsch auch gehen. Geht es nicht. Mehr als Kartons umdrehen und mit mir gemeinsam die Systemanforderungen durchzulesen war nicht möglich und so richtig sicher war sich der junge Herr auch nicht, ob mein ausgefallener und irre seltener Rechner wohl mit diesem bestimmten Canon-Klotz klarkommt.

Also fuhr ich wieder nach Hause (immerhin mit ein paar anderen gesuchten Kleinigkeiten im Rucksack, wenn auch nicht mit allen) und fragte auf Twitter. Dort bekam ich Hilfe, nämlich eine sinnvolle Liste, die ich mir offensichtlich nicht selbst hatte ergoogeln können, warum auch immer, und den Hinweis, dass die Files-App, die auf dem iPhone vorinstalliert ist, auch scannen kann. Auch das wusste ich nicht, ich benutze mein Handy nur für Fotos, Fahrkarten und Twitter und um in Augschburg Wurst im Stadion zu bezahlen. Daher behalte ich meinen alten Drucker und scanne jetzt per Handy und hasse Musk noch mehr, wenn er mir diesen herrlichen, hilfsbereiten und stets höflichen Dienst kaputtmacht.

Covid ist erneut ein Stückchen näher herangerückt: Nachdem F. seine Infektion im August überstanden hatte, laborierte meine Schwester seit vorletzter Woche damit herum, und am Wochenende hat es dann auch den Schwager erwischt. Er hat starke Schluckbeschwerden und ist für zwei Wochen krankgeschrieben. Grippe my ass.

Abends im Bad gab’s wieder Deutschlandfunk, wo ich César Francks Violinsonate in A Dur, FWV 8, kennenlernte, die mir sehr gefiel. (Komisches Vorschaubild ignorieren, Link funktioniert.)

Sonntag, 6. November 2022 – Bügelbrett

Warum auch immer um 5 Uhr wachgewesen. Zwei Stunden lang TikTok-Aufräumvideos angeschaut; wenn Twitter den Bach runtergeht, wird das meine neue Plattform, allerdings nur passiv. Ich hadere weiterhin mit Mastodon, setze dort pflichtbewusst ab und zu einen Tröt ab, aber eigentlich ist mir dort drüben alles egal. Frau Catatonique twitterte gestern so passend: „Ich hoffe, alle die Kunst-, Fotografie-, Architektur-, Random-Restaurants- und Wasweißich-Retweet-Accounts, die ich aus alltagstherapeutischen Gründen brauche, ziehen auch nach Mastodon um, oder verschwinden jedenfalls nicht; ich brauch die. Manche sogar ganz innig.“ Genau das. Meine Timeline ist voller Bots, die mir schlicht Schönheit und Ästhetik in die Timeline spülen und das fehlt auf Mastodon total. (Okay, der Kochbuchbot ist da, aber der versorgt mich nur mit schönen Texten.)

Hackr dazu:

„twitter ist ein einhorn, das im zoo unserer webdienste/plattformen einen singulären charakter hat. viele gängige techniken aus den playbooks (von startups und usern) für social media greifen bei twitter nicht und sind öfter als nicht eher kontraproduktiv. […] für mich ist es völlig unerklärlich, dass mehr oder weniger überhaupt keine interpretation der ereignisse nach musk das soziale objekt der jeweiligen plattform auch nur im ansatz berücksichtigt. alle tun so, als wäre überhaupt jedes soziale netzwerk austauschbar gleich, social graph baby!, als könnte und sollte man jetzt halt genausogut auf tiktok (das ist ja eh die zukunft, dort sind doch die jungen) oder ins fediverse oder in die blockchain oder sonstwohin gehen, dabei geht es überall um was völlig anderes.“

Den Rest des Tages eher ruhig verbracht. Bisschen Wohnung geputzt, bisschen Zeug vom Wäscheständer geräumt, keine Lust zum Bügeln gehabt. Doofer Nebeneffekt meines hauchdünn veränderten Kleidungsstils – weniger bunte Shirts, mehr dunkelblaue Blusen, auch alltags zur Jeans, wenn ich ins Museum gehe, dazu ein bisschen Farbe ins Gesicht, wie früher, aww –, also doofer Nebeneffekt: Ich muss mehr bügeln. Das nervt noch ein bisschen, weil mein geschätzt 30 Jahre altes, winziges, mit einem arg hässlichen Bezug bestücktes Bügelbrett nervt. Das mag im großen Zusammenhang mit Weltkrisen und Klimascheiß sehr lächerlich klingen, aber ich habe in über 50 Lebensjahren gelernt: Wenn ich Dinge nicht schön finde, benutze ich sie nicht oder mindestens ungern und mache mir das Leben damit sinnlos schwer. Ich habe gelernt, nicht mehr das erstbeste Küchengerät oder Brett, Messer, Schlumpf zu kaufen, weil es da und günstig ist, sondern auf die Variante zu warten, wo mein kleines Herzchen hüpft und sich denkt, ach, das habe ich doch gerne in der Hand und im Blickfeld. Daher denke ich über ein neues Bügelbrett nach. Vielleicht war ich daher um 5 wach.

Samstag, 5. November 2022 – Juwelierbesuch

Ich erwähnte gestern den Granatschmuck von Omi, den ich zum Fine Dining ausführte. Beim Anlegen fiel mir auf, dass ich keine passenden Ohrringe habe – nämlich nichts goldenes. Ich trage ausschließlich Silberschmuck und weiß gar nicht mehr so genau warum. Ich bin mir sicher, dass ich vor dreißig Jahren oder so, als ich begann, mich von Plastikmodeschmuck und Nickel zu verabschieden, bestimmt mal Gold ausprobiert habe; vielleicht war es auch schlicht eine Kostenfrage, sich für Silber entschieden zu haben, keine Ahnung. Jedenfalls stand ich Freitag abend vor dem Spiegel und löste meine kleinen Alltagssilberstecker aus den Ohren und ging mit ungeschmückten Läppchen aus dem Haus, weil ich ernsthaft nichts hatte, was passte.

Mir gefiel der Schmuck aber so gut, dass ich spontan die Entscheidung traf, mich um goldenen Ohrringe zu kümmern. Klein, schlicht, soll zu allem passen, muss also kein Granat sein. Eigentlich hatte ich mir ein paar Juweliere und Goldschmiedinnen aus meiner Insta-Timeline gefischt (Scheytt-Galerie, Melanie Lang), aber auf dem Weg zum Bus, den ich zur ersten Location nehmen wollte, ging ich – wie so ziemlich an jedem Morgen – am Juwelier am Josephsplatz vorbei, in dessen Schaufenster ich seit zehn Jahren reingucke. Und gestern dachte ich mir, schauste doch erstmal hier rein.

Kurze Fassung: Ich besitze nun winzige goldenen Creolen, der Ring von Omi, den ich als Muster mitgenommen hatte, wurde für lau poliert und strahlt nun ganz wundervoll, und ein weiterer Ring vom Mütterchen, den ich gerne Bling-Ring nenne, wird für mich geweitet, denn der passt mir nur auf den kleinen Finger, was ich eher doof finde.

Ich schrieb über den Ring schon mal (mit Foto), den hatte ich nämlich bei unserem letzten Sterneessen am Finger. Der Juwelier zuckte kurz zusammen, als ich den präsentierte (Bling halt), untersuchte ihn dann und stellte verwundert fest: „Das ist 18-karätiges Gold, das beste, was es gibt.“ Kleine Pause. „Die Steine eher nicht so.“ Ich musste lachen, das wusste ich ja vorher, das Mütterchen hatte den mal bei einem Juwelier begutachten und schätzen lassen. Den Preis fürs Weiten ist er mir trotzdem wert, weil er so schön knackig-grell ist. Gegen ihn werden die Ohrläppchen total abstinken, aber das ist ja auch der Plan.

Von wann Omis Ring ist, konnte er mir nicht sagen; vom Stil her tippe ich auf 1960er oder eher 1970er Jahre. Die Kette könnte noch jünger sein, ist aber eigentlich egal. Ich denke an Omi, wenn ich den Schmuck trage, genau wie ich an sie denke, wenn ich aus ihren Teetassen trinke. Und mit dem Bling-Ring denke ich jetzt an Mama und Papa gleichzeitig; Papa, wie er von Geschäftspartnern Zeug aufgedrängt bekommt, und Mama, die dieses Zeug ungetragen im Bankschließfach liegen ließ. Jetzt ist es an einem willigen Finger gelandet.

Freitag, 4. November 2022 – Festessen im Festaufzug

F. führte mich ins Alois aus, das Fine-Dining-Restaurant vom Dallmayr. Ich habe genau ein Foto gemacht, das kommt jetzt.

Ansonsten habe ich 18 Gänge lang geschwelgt, genossen, gestaunt und war glücklich. Los ging’s mit einer Gemüse-Consommé, die man in drei Schlückchen getrunken hatte. Davon hätte ich gerne ein paar Liter für zuhause mitgenommen, und schon dieser Reinkommer hat den roten Faden gelegt zum Rest des Abends. Tiefes Umami, ein herrlich fettiges, aber nicht schweres Mundgefühl, alles einfach rund und gut.

Und so ging’s dann auch weiter. Ein kleines Stückchen Forelle kam mit Wasabi und Meerrettich, und ich fand es irre, zunächst den Wasabi zu schmecken, dann den Fisch und im Abgang dann den Meerrettich. Dann kam eine (eingelegte?) Tomate mit Sahne und einem Hauch Trüffel, und ich schwelge immer noch von diesem einen perfekten Bissen, frisch, säuerlich, wieder umami, dann die weiche Sahne, die einen Hauch Milchsüße mitbrachte, und zum Schluss die kleine erdige Trüffelspitze. Das Bild oben ist Forellenkaviar (aus Hamburch!) mit Nori und Dill, und das Häppchen war derart frisch, dass F. jetzt über eine Kaviarbestellung für Silvester nachdenkt. „So als Vorspeise?“ (Kann also eher keine Pizza zu Silvester machen.)

Ich möchte nicht alle Gänge aufzählen, aber meinen ersten Seeigel notieren. Den gab es mit Kürbis, Sanddorn und Safran und es schmeckte so unglaublich gut wie das Foto aussieht.


(Foto von Annette Sandner, von ihrer Instaseite gescreenshottet, ich hoffe, das war okay.)

Ich musste an einen Gang aus dem Jante denken, wo wir vor einem Jahr gewesen waren; dort gab es Jakobsmuschel mit Johannisbeere, also auch Meer mit Frucht, und mit dem Gang habe ich eher gehadert – ihn aber bis heute nicht vergessen.

Zum Rib-Eye, das in einer (erneut) Umamibombe Zwiebelsauce lag, gab es nicht den erwarteten Rotwein, sondern: Sherry. Und was für einen. Ich kenne Sherrys eher als rosinig, der hier war quasi pure Walnuss (Website behauptet Mandel, natürlich Quatsch), was so unglaublich gut passte, dass der Rotwein nicht vermisst wurde. Grandiose Idee. Und das letzte Dessert von zweien war warmes Fujisan Bread mit einer kalten, festen Kokoscreme. Das Brot (aka luftiges Brioche mit ordentlich Zucker drauf) sollte man mit den Händen zerzupfen und dazu die kalte Creme löffeln. Mit den Fingern zu essen liebe ich sehr, daher war das für mich ein perfekter Abschluss eines perfekten Abends.

Der übrigens für mich auch deshalb perfekt war, weil ich mich in meiner Kleidung so wohl fühlte. Ich saß mal wieder in etwas von Frau Rinaldi gewandet da (blaue Hose, herrlich luftige blaue Bluse) und trug dazu Granatschmuck von Omi. Omi hat nicht viel Schmuck besessen oder getragen, aber den Granatschmuck verbinde ich immer mit ihr. Ich habe ihn vor kurzem aus dem Norden mitnehmen dürfen und freue mich sehr, dass mir der Ring perfekt gepasst hat.

Donnerstag, 3. November 2022

Ich war in der Mittagspause in der Alten Pinakothek, wo einiges umgehängt wurde. Eigentlich wollte ich das verbloggen, aber irgendwie hat die Arbeit mich heute zu sehr im Griff. Ich verweise auf meinen kurzen Thread drüben bei Twitter. Mit schönen Bildern!

Mittwoch, 2. November 2022

Es gibt drei Gründe, warum ich bei Knuspr ordere: Ich muss keine Coke-Zero-Kiste tragen, man kann die Bestellung auf eine Stunde genau abstimmen und das hat bisher auch immer hervorragend geklappt, und: Dort bekomme ich M&S Lemon Curd. Ich liebe Lemon Curd und mache den eigentlich selbst. Früher mit diesem einfachen Rezept, heute etwas komplizierter und daher seltener, aber auch um so vieles besser. Aber: Der von M&S schmeckt fast wie selbstgemacht und hält sich länger, weil keine frischen Eier drin sind. Ich werde nie von diesem Lieferdienst loskommen.

Direkt nach der Lieferung ging’s in ZI, Spontanbesuch, weil ich endlich zwei Wikipedia-Einträge fertigkriegen wollte, an denen ich teilweise seit Mai sitze, wie mir die Versionsgeschichte anzeigt. Es fehlte immer noch ein bisschen Literatur, was ich nachschlagen wollte, aber in diesem Jahr kam ja quasi dauernd etwas dazwischen. Jetzt sind beide Beiträge online, einmal zu Ria Picco-Rückert, einmal zu Paul Rosner. Außerdem habe ich bei Wolf Panizza noch etwas anlegen können, über das ich stolperte, als ich nach Rosner in den ganzen Münchner Ausstellungskatalogen suchte, die im ZI so schön im Regal stehen.

Ich benutze die Wikipedia inzwischen wie eine Stoffsammlung. Zu den allermeisten Künstlern und Künstlerinnen, zu denen ich arbeite, gibt es wenig bis gar keine Literatur, siehe Rosner, zu dem ich gerade einen Artikel in der „Weltkunst“ gefunden habe; ich muss aber noch „Die Kunst für alle“ durchgucken, das hatte ich gestern natürlich vergessen. Normalerweise ist fehlende Literatur das Killerargument für Wiki-Einträge (Relevanz!), aber genau das ist ja die Crux zu dem Komplex der Kunst, in dem ich mich bewege: Nach 1945 wollte man elegant alles vergessen oder ignorieren, weswegen man sich mit den meisten Kunstschaffenden nicht mehr befasste. Oder sie liefen einfach weiter mit, siehe Protzen, siehe Panizza. Aber eine vernünftige kunsthistorische Aufarbeitung ist zu kaum jemandem vorhanden, der zur NS-Zeit systemkonform gearbeitet hat. Ausnahmen sind die üblichen großen Namen wie Breker, aber auch dort gibt es erschreckende Lücken bzw. ist die Literatur erst wenige Jahre alt, weil sich inzwischen eine neue Generation von Kunsthistorikerinnen an die Arbeit gemacht hat.

Gerade den Eintrag zu Panizza habe ich aus diversen Fundorten hier und da zusammengestückelt, genau wie meinen kurzen Absatz zu ihm in der Diss. In der Ausstellung „Kunst und Leben 1918 bis 1955“, über die ich schon schrieb, fiel mir ein Foto im Wandtext zu einem anderen Maler auf. Das Foto zeigte eine Liste des sogenannten Kunstbeirats und war überschrieben mit „Verzeichnis der laut Beschluß des Kunstbeirates vom 12. Februar 1937 auszuscheidenden und abzuschreibenden Kunstwerke, Liste B“, unter dem Foto stand die Quelle: Sammlungsarchiv Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München. Dort wurde angegeben, dass im Februar 1937 ein Werk von Panizza aus dem Lenbachhaus entfernt wurde. Das legte ich gleich im Wiki-Artikel an, denn wo sonst sollte man sowas anlegen? Meine Einträge sind quasi dokumentierter Forschungsstand, der sonst nirgends so zusammengefasst zu finden ist. Ich behaupte, das genügt allen Relevanzkriterien.

Vom Kunstbeirat hatte ich übrigens noch nie gehört, daher war ich doppelt dankbar für das Glossar, das im Lenbachhaus in der Ausstellung ausliegt und das ich mit dem Katalog zusammen nach Hause getragen habe. Dort wird das Gründungsdatum mit 1924 angegeben, im Wiki-Eintrag zum Lenbachhaus mit 1925.

Auf der Suche nach dem einzigen Ausstellungskatalog von Frau Picco-Rückert im ZI suchte ich nach der Signatur Pic 110, aber davor stand ewig Pic 86, Pic 86, Pic 86, ein Regal, noch eins, noch eins … was zum … Oh. Okay.

Gerade im Kubikat nachgeguckt: Beim Stichwort „Picasso“ kommen 5960 Einträge. Da bin ich ja sehr andere Suchergebnisse gewöhnt.

Ach, wenn ich eh grad bei P rumlungere:

Jetzt fühlt sich’s echt an.

Sonntag Dienstag, 1. November 2022

Feiertag in Bayern. Auch nach zehn Jahren (OMG ZEHN JAHRE) Bayern freue ich mich als Niedersächsin immer noch über alle Tage, an denen Jesus oder Maria irgendwas gemacht haben. Wir hatten ja nichts, nicht mal Feiertage.

Ich merke allerdings auch nach zehn Jahren (OMG ZEHN JAHRE), dass ich öfter Heimweh nach dem Norden habe als früher. Daher musste ich in diesem Etsy-Shop ein winziges bisschen Geld lassen.

Gestern buk ich Brownies nach dem guten alten butterreichen Rezept und schlug wie immer Zucker und Eier schaumig auf, bevor der Rest der Zutaten dazukam, anstatt alles in die aufgelöste Butter zu kippen. Dadurch werden die Brownies deutlich luftiger als klietschig, was ich sehr gerne mag. (Ich nehme inzwischen deutlich weniger Zucker, schmeckt auch.)

Außerdem spülte mir Instagram ein Rezept mit Lauch von Herrn Ottolenghi in die Timeline, das hervorragend passte, weil ratet was am Freitag in der Biokiste war. Ich hatte nicht alle Kräuter im Haus und unfassbarerweise auch keine Sahne – die hatte ich nämlich letzte Woche in charmanter norddeutscher Gesellschaft in Ostfriesentee gekippt. Daher gab es bei mir Joghurt und Tahini zum Dippen, was auch prima passte. Rezept wird noch verbloggt, das ist, glaube ich, hinter der Paywall. (Wenn sich irgendeines meiner Online-Abos lohnt, dann das für NYT Cooking.)

Den Rest des freien Tags trieb ich mich parallel auf Twitter und Mastodon rum, was mich schon nach wenigen Stunden überforderte. Mein Kopf ist übervoll, ich muss mal wieder etwas ändern. Ich weiß nur noch nicht was. Erste Idee war, mehr auf TikTok zu lurken, denn da folge ich hauptsächlich Menschen, die Blumen hübsch arrangieren oder ihre Wohnung aufräumen, was mein persönliches ASMR ist, aber sowas von.

Ich glaube, dieses gute Interview steckt leider auch hinter der Paywall: „How to Leave an Internet That’s Always in Crisis.“

Charlie Warzel sprach im Juli 2022 mit Kate Lindsay, beide vom Atlantic. Sie hat sich von Twitter und Insta verabschiedet und ist nur noch auf TikTok. Ich fand einige ihrer Aussagen sehr treffend und copypaste daher mal:

„[Twitter is a source of] a lot of my social anxiety, and it was, very unfortunately, a huge part of my life and how I feel about my work. I felt like I couldn’t leave it because of my job—that leaving it was committing career suicide. But being on it actively made me feel bad.

The way I was able to get off of it was less about social media and more about changing my attitude toward work. And coming to the — it doesn’t sound revolutionary — conclusion that my happiness is more important than my career. And that having a career that feels impressive doesn’t matter if I’m not enjoying myself. I always knew this but never committed. I’d take a month off Twitter or Instagram, but always thinking I’d come back. I always remember how quiet my brain felt. How nice it was. But then somehow convinced myself this wouldn’t work for me. […]

I think there’s something also to our plugging into this constant stream of horrific news with commentary attached. It was too much for me to be able to respond to productively. I think Twitter especially is a machine for overwhelming you. It was making me feel hopeless by shining a light on every problem in the world, very few of which I can actually impact. My brain sees this information and tries to go into fixing mode, but I can’t do much. So I feel out of control. […]

But it’s not just Twitter. Instagram was really hard for me. Instagram Stories, particularly. With Instagram there was the idea that my life is constantly available for perception and evaluation by other people. […] It infiltrated all these other corners of my life, too. I make pottery and I’d finish it out of the kiln, but it doesn’t feel done until I put it on my Instagram. I’ll make this thing from scratch and have this wonderful, meditative experience doing it, but if I don’t share it with this feed, part of my brain will think, What is the point? It’s so bad and dumb.“

Den Punkt kann ich leider nachvollziehen – manchmal fühlt sich mein Essen nicht vollständig an, weil es nicht gut genug aussieht, um es auf Insta zu posten. Völlig bescheuert.

Warzel schreibt in seinem neuesten Newsletter beim Atlantic darüber, dass Social Media nicht stirbt, aber sich – logischerweise, wie alles – verändert: „Welcome to Geriatric Social Media.

„Platform decay on Facebook continues apace; one year ago, in the first post of this newsletter, I compared a lot of what’s happening on Facebook to the vast wasteland of daytime TV. Twitter is full of non-Musk-related bad news, the most notable being that sports and entertainment content are waning in popularity on the platform while crypto and pornographic content are the platform’s fastest-growing categories. (Moral judgements aside, historically, it is usually a grim sign for platforms when they become disproportionately flooded by pornography and get-rich-quick material.) Similarly, places like Instagram feel a bit scuzzier lately. It’s anecdotal, but my feed and the feeds of people I talk to are so overrun with algorithmically recommended “related content” these days that you have to work a bit to find your friends in the morass. […]

There are a few things that I think are probably going on, instead. The first is that some platforms just have a natural network decay. Facebook was, at first, novel and exclusive (I got an invite from a friend who was in college! Very exciting!). Then, it grew and took on a different kind of utility (you could find all kinds of people on it from your past, or whom you met at a party!). Soon, every human you knew was on it, and, overnight, it morphed into a lot of people’s main news source. The loudest, angriest people—many of whom didn’t quite understand how to talk to people online—made it an unpleasant place to be, so a lot of people left or stopped engaging, and the loudest voices got louder. The same thing is happening on Twitter. […]

I’ve been thinking a lot about this line from Ezra Klein about Elon Musk regarding Twitter. The gist is that Musk is the ultimate player of the game of Twitter, and now he’s purchased the arcade. “He will have won the game,” Klein writes. “And nothing loses its luster quite like a game that has been beaten.” Now, only one person gets to buy Twitter, but I think everyone feels a bit of that loss of luster. We log on to our platforms, and we essentially know what everyone’s going to say and do. […]

Now, if your platform is in good health, with a vibrant, creative user base, and your recommendation algorithms do a good job of quickly assessing your users’ preferences, then it might work out for you. But if your user base is slowly atrophying due to the network decay I described above, or if your algorithms are pretty mediocre at understanding what your users like, your platform will start to feel a bit like a mall where all the stores have been replaced by weird cellphone-case kiosks. […]

Those who stay on will do so because they have meaningful relationships there or because it’s still useful for their career or, worse, because they’re still captured by the same attentional incentives and outrages of the Trump era and don’t want (or know how) to quit them. Call it Geriatric Social Media. (It feels especially right, using this moniker, that Twitter’s new owner is a 51-year-old who traffics in dusty, overused memes and likes to talk about how nobody can do real comedy anymore.)“

Bagels

Das ist jetzt das vierte Bagel-Rezept, das ich seit 2012 hier verbloggt habe. Bei den ersten drei Versionen steht inzwischen ein Hinweis für die Leute, die per Google hier landen, dass sie das Rezept bitte ignorieren sollten; meine Rezepte sind auch immer biografisch, das heißt, was ich 2012 super fand, muss ich 2022 echt nicht mehr mögen. So ist es auch bei den Bagels: Am Anfang war noch Butter und Milch im Teig, dann kochte ich die Bagels nur in Salzwasser und bepinselte sie mit Ei (meh), schließlich war ich nah dran an der Glückseligkeit eines knusprigen, zähen Bagels, die Zutaten sind fast dieselben wie im hier folgenden Rezept aus der NYT. Was ich dieses Mal anders gemacht habe, und ich ahne, dass das Teil der Zauberei ist: ewig kneten. Mit der Hand. Ja, das muss anscheinend so.

Das Rezept ist vermutlich hinter der Paywall, aber die YouTube-Version nicht. Die fand ich, wie fast immer bei Kochvideos, sehr hilfreich, gerade beim Formen und beim Aussehen des Teigs.

Ich habe bisher nur zweimal sechs Bagel zubereitet, noch keine zwölf auf einmal, weil ich schlicht nicht so viel Platz im Kühlschrank habe. Hier stehen die Mengenangaben für zwölf.

In einer kleinen Schüssel

120 ml lauwarmes Wasser mit
2 1/4 TL Trockenhefe und
2 EL Gerstenmalzsirup mischen. Gut umrühren, bis sich Sirup und Hefe im Wasser gelöst haben, fünf Minuten stehen lassen, bis sich Bläschen auf der Oberfläche bilden. Heißt: Die Hefe lebt, hurra. Falls sich keine Bläschen bilden, neu ansetzen oder auf Gott vertrauen und trotzdem weiterbacken. Hat mir bei funktioniert, Hefetütchen war schon ein paar Tage (Wochen?) geöffnet.

Ich habe schon Bagels mit Rübensirup oder Honig gemacht; vergesst das, geht in den Biomarkt oder ins Reformhaus, kauft Gerstenmalzsirup, hält sich ewig bzw. ist nach drei-, viermal Bagelbacken eh alle. Ich habe mit Lindenmeyers Gerstenmalzextrakt aus dem basic gearbeitet.

In einer großen Schüssel
885 g Mehl, Type 550, mit
17 g Meersalz mischen. In den Berg eine tiefe Kuhle machen, dann
420 ml lauwarmes Wasser und das Malz-Hefe-Wasser dazugeben. Mit einem Holzlöffel den Mehlrand in die Flüssigkeit rühren, wie beim Pastamachen. Wenn aus den ganzen Zutaten eine Art Teig geworden ist, denn kurz in der Schüssel zusammenkneten, herausnehmen und auf der Arbeitsfläche weiterkneten. Mit der Hand.

Angeblich kommt eine Küchenmaschine mit diesem festen Teig nicht so gut klar, kann ich nicht beurteilen, ich habe immer noch keine (aber ich schenke mir eine zu Weihnachten, YAY). Ich fand den Teig nicht so fest wie Pastateig, habe aber gar nicht mit Handmixer und Knethaken angefangen, sondern eine gute Spotify-Playlist gesucht, meine Tee-Uhr umgedreht und 15 Minuten geknetet. Wie sagt Claire im Video so schön: „Zone out, just knead.“ 20 Minuten gehen auch, bei mir haben 15 gereicht.

Falls der Teig euch zu klebrig vorkommt – also er noch an den Händen oder gar an der Arbeitsfläche festpappt –, gaaanz wenig Mehl nachgeben. Lieber dreimal hintereinander Mehl dazugeben als einmal zu viel. Der Teig soll sich fest und angenehm anfühlen, aber nicht staubtrocken. Beim ersten Versuch war ich zu vorsichtig, da sind mir die Bagels ernsthaft am Backpapier festgeklebt, als sie über Nacht im Kühlschrank lagen.

Nach dem 15-Minuten-Workout den Teig zu einer Kugel formen und mit dem Verschluss nach unten in eine Schüssel legen. Ich nehme die Teigschüssel von eben, die NYT will eine saubere haben, aber die muss bei mir ja auch nicht abwaschen, also ignoriere ich das. Schüssel mit einem feuchten Küchentuch abdecken, an einem warmen Ort deponieren und für anderthalb bis zwei Stunden in Ruhe lassen, bis der Teig sich gefühlt verdoppelt hat.

Nach der Ruhezeit kurz in den Teig boxen, um die Luft aus ihm zu kriegen. Dann abwiegen und mit Hilfe eines Teigschabers zwölf gleichmäßige Brocken abstechen. Ich wiege die immer, mein Augenmaß ist bei Teiglingen nie korrekt und meist nicht mal ansatzweise. Wer richtig cool ist, sticht 13 ab, „baker’s dozen“. Da ich wie erwähnt bisher immer nur Teig für sechs Bagels hatte, habe ich sechs abgestochen, die mir auch nicht zu groß vorkamen.

Die Kugeln mit der Hand umkrallen und mit kreisenden Bewegungen auf der Arbeitsfläche rund schleifen (sieht man im Video gut). Die Arbeitsfläche dabei nicht bemehlen, die Teiglinge brauchen die Reibung zur Arbeitsplatte. Den rundgeschliffenen Kugeln fünf Minuten Ruhe gönnen.

Zwei Backbleche mit Backpapier auslegen und das Papier leicht mit Pflanzenöl bestreichen. Den Schritt habe ich mir beim ersten Versuch gespart, weil ich Fuchs dachte, Quatsch, du hast ja beschichtetes Backpapier, das reicht ja wohl. Nope, wenn der Teig so feucht ist, wie er sein soll, dann reicht das nicht, um die zarten, aufgegangenen Bagelchen heile vom Papier zu kriegen. Ölen, Kinder! (Das zwei Bild oben ist das ungeölte Blech. Von den sechs Bagels sahen gerade drei nach dem Abkratzen vom Blech noch wie Bagels aus, der Rest wurde zu Teigklumpen. Haben aber auch geschmeckt.)

Nun aus den Teigkugeln Bagels machen. Eine Möglichkeit: plattdrücken und mit dem Finger unfeierlich ein Loch in die Mitte bohren. Habe ich ewig gemacht, mache ich jetzt nicht mehr. Stattdessen rolle ich die Kugel zu knapp 25 Zentimeter langen Wülsten aus, drücke dann das eine Ende ans andere, nehme den Ring über meine Hand und rolle mit der Nahtstelle hin und her. Durch diese erneute Reibung auf der Arbeitsfläche verbinden sich die Enden, ta-daa, Bagels. Auch dieser Vorgang wird im Video gut erklärt. Hier habe ich auch verstanden, warum der Teig noch feucht sein sollte bzw. eben nicht staubtrocken: Das hilft schlicht beim Verbinden.

Die zwölf mehr oder weniger schick geformten Bagels nun auf die zwei Bleche verteilen. Locker mit Plastikfolie abdecken und ebenfalls locker ein feuchtes Küchentuch darüber legen; so schlafen die Bagels in zugfreier, feuchter Umgebung vor sich hin, bis sie am nächsten Tag baden dürfen. Die Bleche im Kühlschrank für mindestens vier Stunden parken, bis zu 24 sind möglich. Ich habe bisher einmal nach 12 und einmal nach 18 Stunden gebacken, an meiner geliebten Teigzähigkeit hat das nicht viel geändert.

Am nächsten Tag (oder wann immer ihr backen wollt) prüfen, ob die Bagels backfertig sind. Dazu eine Schüssel mit lauwarmem Wasser füllen und vorsichtig einen Bagel hineingleiten lassen. Sinkt er zu Boden, muss er noch ruhen, schwimmt er, kann gebacken werden. Falls der Bagel noch zickt, die Bleche bei Raumtemperatur weiter gehen lassen.

Den Ofen auf 230 Grad Ober- und Unterhitze vorheizen.

Falls eure Bagels noch Sesam oder ähnliches abkriegen sollten, dann jetzt die entsprechenden Tellerchen bereitstellen und befüllen. Außerdem sinnvoll: ein Gitter zum Abtropfen, darunter ein Handtuch oder Küchenpapier, und eine Schaumkelle.

Nun einen größeren Topf mit
Wasser,
1/4 Cup Gerstenmalz und
1 TL Natron füllen. Umrühren, damit sich alles auflöst. Die Farbe soll an kräftigen Schwarztee erinnern, mit der Angabe konnte ich gut arbeiten. Wenn es zu hell bleibt, mehr Malz, wenn es zu dunkel geworden ist, mehr Wasser.

Alles zum Kochen bringen. Es entsteht vermutlich Schaum an der Oberfläche, den abschöpfen, bevor die Bagels hineinkommen. Das Wasser sollte nur noch simmern bzw. köcheln. Der Geruch erinnert an Bierbrauen, Anwohnerinnen der Holstenstraße in Hamburg wissen, was ich meine.

Nun vorsichtig drei Bagel ins Wasser gleiten lassen. Sobald der letzte drin ist, den Timer auf dem Handy starten: 30 Sekunden, dann alle umdrehen und nochmal 30 Sekunden kochen, anschließend mit der Schaumkelle herausheben und auf dem Gitter abtropfen lassen. Falls noch Sesam etc. draufkommt, nur kurz abtropfen lassen, dann ins entsprechende Tellerchen tunken.

Sechs Bagels auf ein mit Backpapier belegtes Blech geben und für 20 bis 25 Minuten backen. Nach der Hälfte der Backzeit das Blech im Ofen um 180 Grad drehen. Die Bagels sollten ruhig ordentlich Farbe bekommen. Auf einem Gitter vollständig auskühlen lassen, während das zweite Blech bäckt.

Ich fand die Kruste hervorragend fest und knusprig, aber nicht bretthart. Das Innere ist zäh, wie ich es mag, und nicht flauschig oder brötchenähnlich. Ich überlege, ob ich noch einen Hauch mehr Salz in den Teig möchte, aber bisher haben mir die Bagels sowohl mit süßen als auch mit salzigen Belägen hervorragend geschmeckt. Am besten sind sie am Backtag; ewig sollte man sie aber auch dann nicht rumliegen lassen. Toasten ist immer gut. Man kann sie auch prima einfrieren.

Sonntag, 30. Oktober 2022

Das zweite Mal den Bagelteig aus der NYT angesetzt, werden heute mittag gekocht/gebacken. 20 Minuten lang Teig geknetet, upper body workout damit tiptop erledigt. Restlicher body wurde nicht geworkouted, der lag auf dem Sofa rum und beendete den „Big Bang Theory“-Rewatch, das sich zu großen Teilen doch erstaunlich gut gehalten hat und das mir sogar besser gefiel als bei der Erstausstrahlung, wo ich spätestens ab Staffel 10 nur noch mit halbem Auge hingeschaut hatte. Ich begann ein neues Buch, das ich mir mit anderen am Donnerstag aus der Buchhandlung um die Ecke abgeholt hatte.

Ich trieb mich außerdem ein bisschen auf Mastodon rum, wo ich seit April einen Account habe, aber ich ahne, dass ich dort nicht so recht heimisch werden werde. Was ich an Twitter mag, ist, dass ich mir in 15 Jahren Zugehörigkeit eine ordentliche Timeline zusammenkuratiert habe. Egal, um was es geht, irgendwer ist in der Timeline, der mir Fragen beantworten kann oder mich über für mich spannende Dinge informiert. Wie hieß es früher(TM) so schön: The news will find me, ich muss sie nicht mehr suchen. Ich mag ab und zu die Büroküchenatmosphäre, wo man sich über alles Neue in der Welt informiert und notfalls einfach wieder geht, „ich hab was zu tun, muss los, byeee.“

Ich mag es, dass ich über manche Museumsbesuche oder Kinofilme oder Restaurantbeglückungen kurz einen Tweet in die Welt schicken und mich offensiv freuen kann und hoffe, dass sich noch wer freut; meistens mache ich das, weil ich keine Lust mehr dazu habe, alles in meinem Leben auf 1000 Zeilen im Blog aufzuschreiben. Dass ich seit Kurzem wenigstens wieder 50 Zeilen runterreiße, habe ich auch erst durch Twitter und meine längeren Blogpausen – oder eher Schweigetage – bemerkt: An manches will ich mich dann doch erinnern. Das Blog liegt auf meinem Server und gehört mir; was mit meinen Tweets passiert, kann ich nicht so direkt beeinflussen. Daher mag ich diesen kleinen, manchmal überwucherten Garten sehr gern, und Twitter ist eben eine Ergänzung.

Dass ich mir all die Infos und Menschen und Anregungen auf Mastodon zusammenklaube, die ich seit Jahren auf Twitter habe, kann ich mir noch nicht vorstellen. Ich möchte irgendwie auch gar nicht das angeblich so gute, alte Twitter wieder zurückhaben, das wir 2007 mal hatten, als wir alle(TM) nur darüber twitterten, was wir gerade in der Kaffeetasse haben, wie das Wetter in [beliebiger Ort in Deutschland, Österreich, der Schweiz usw.] ist oder dass Lumma gerade aufs Klo geht. Ich mag die Hektik und die Aufregung, die manchmal auch in meine Puscheltimeline schwappt, überhaupt nicht, aber mit der kann ich besser umgehen als mit der (momentanen) Stille bei Mastodon.

Das ist jedenfalls momentan meine Einschätzung: Wenn Twitter wirklich komplett unerträglich wird – und vieles deutet darauf hin, ihr habt die Links alle selbst in der Timeline gehabt –, dann war’s das wohl mit mir und textbasiertem Social Media. Dann knipse ich halt weiter mein Mittagessen für Insta. Oder auch nicht, wir werden sehen. Was weiß denn ich. Ich trinke jetzt Tee, hier in der Maxvorstadt sind es gerade ca. 15 Grad, und ich hoffe, Lumma war schon auf dem Klo.

Samstag, 29. Oktober 2022

Auf einem ersten Geburtstag gewesen. Ein Biskuitrezept abfotografiert. Schöne Gespräche geführt. F. beim Fotografieren fotografiert. Eigentlich ein guter Tag, aber ich musste mich über ein Buch aufregen.

Da habe ich beim Klappentext in der Buchhandlung anscheinend auch nur quergelesen, als ich das Ding spontan kaufte. Extreme Kurzfassung: ehemals überzeugte Nationalsozialistin verknallt sich in jüdischen untergetauchten Maler, dessen Frau und Kind deportiert wurden. Ja, ich weiß auch nicht mehr, warum ich der Meinung war, dieses Buch lesen zu wollen und ich will es auch gar nicht ernsthaft rezensieren, weil oh dear god, aber auf ein paar Sätze möchte ich doch kurz eingehen.

Ehefrau wendet sich an jüdischen, latent abstrakt arbeitenden Maler, damals noch nicht untergetaucht, mit den Sätzen: „Sieh dir doch das das Geschmiere dieser Nazimaler an, nichts als züchtige dicke Mütter und heroische Herrenmenschen, alles flach und unbedeutend.“ Äh. Nein. Übelster Porno statt züchtig, schlank statt dick, und es gab nicht nur Abbildungen der Frau als Mutter. Einfach mal „Frau“ in die Suche einzugeben hätte für die Recherche schon gereicht.

Zwei Zeilen weiter: „Ihr habt die tödliche Langeweile des Realismus überwunden.“ Äh. Nein. Der Realismus hat im 19. Jahrhundert die tödliche Langeweile der Schlachtengemälde, der betulichen Genremalerei und der verkitschten Romantik überwunden. Eine Wikipedia-Suche hätte für die Recherche schon gereicht.

Zwei Seiten weiter: „[Er] verfolgte den Stil des Bauhauses und der Neuen Sachlichkeit, zwei Kunstrichtungen, die konträr zur völkischen Ideologie der Nazis standen.“ Äh. Fast nein. Bauhaus nicke ich ab, aber die Künstler der Neuen Sachlichkeit haben teilweise einfach da weitergemacht, wo sie vor 1933 schon waren (Christian Schads „Isabella“ hing 1937 auf der GDK), während andere sich latent anpassten. Wie ich seit Jahren vor mich hinblubbere: Das Bild, das im Komplex Autobahnmalerei in diversen Publikationen als stilbildend von der NS-Presse und -kunstliteratur hochgehalten wurde, Wilhelm Heises „Mangfallbrücke im Bau“, ist klar neusachlich (hier im dritten und vierten Bild immerhin zu erkennen, leider nicht auf der Website). Eine OPAC-Suche nach so simplen Schlagworten wie „Neue Sachlichkeit Nationalsozialismus“ hätte für die Recherche schon gereicht.

Damit will ich mal wieder nicht die Kunst des NS verteidigen – WIRKLICH NICHT –, aber mir geht diese falsche und/oder verkürzende Vereinfachung und Reduzierung auf den Zeiger. Netterweise gingen mir der Rest des Buchs bzw. seine alberne Handlung und sein treudoofer Schreibstil genauso auf den Zeiger, daher kommt es jetzt ins Altpapier.

Udon-Nudeln mit Erdnuss-Chili-Sauce

Als ich dieses Gericht gestern für F. und mich zubereitete, merkte ich, dass ich das noch gar nicht verbloggt habe. Eine Schande, denn seit ich es bei Rainbow Plant Life entdeckt habe, mache ich es gefühlt zweimal die Woche. Es besteht aus drei Komponenten – Nudeln, Gemüse, supertolle Sauce –, wovon die ersten zwei variabel sind (aka macht doch, was ihr wollt), aber das Sößchen wollte ich doch mal eben notieren.

Gemüse

Im Originalrezept wird an Gemüse rote Paprika, Edamame, Frühlingszwiebeln und Koriander verlangt; falls ihr ernsthaft Mengenangaben braucht, bitte mal nebenan nachschauen. Ich mache das Gemüse immer frei Schnauze, was immer im Kühlschrank ist, kommt rein. Manches muss vorgekocht werden, weswegen ich die 15 Minuten, die so schön reißerisch in der Überschrift von Nisha stehen, noch nie geschafft habe, aber darum geht es schließlich auch nicht. Hier im Bild sind grüne Weizennudeln statt Udon zu sehen sowie Zucchini, grüne Paprika (musste weg, würde ich nicht nochmal für dieses Rezept nutzen, ist zu bitter), Edamame (habe ich immer als TK-Ware im Haus, koche ich aber auch nochmal kurz auf) und Brokkoli (kommt bei mir überall rein, schmeckt super, sieht toll aus, muss nur kurz blanchiert werden, esst mehr Brokkoli).

Gestern gab es zu den Nudeln rote Paprika, Edamame, Brokkoli und Möhren, auch kurz mit den Edemame mitgegart, sowie rote Zwiebeln, weil ich keine Frühlingszwiebeln hatte. Koriander war auch nicht mehr da, egal. Ihr seht: total variabel, das Ding, schmeckt quasi mit allem.

Nudeln

Ich nutze vorgekoche Udon-Nudeln, die nur zwei bis drei Minuten in kochendes Wasser kommen, fertig. Oder eben grüne Weizennudeln wie im Bild. Ich ahne, dass man auch Tagliatelle nehmen kann, wenn wirklich gar nichts anderes im Haus ist, denn was alles zusammenhält, ist die

Sauce

Die Angaben sind für zwei bis drei Portionen. Wenn ihr nur für euch alleine kocht, knapp die Hälfte über die Nudeln geben und den Rest zum Beispiel über Reis mit Gemüse kippen. Oder über Ofengemüse. Oder, auch das habe ich schon probiert, einfach Möhren und Brot reindippen.

Erstmal machen wir Knoblauchöl. Dazu
1/3 Cup (75 g) Pflanzenöl, z. B. Sonnenblume, bitte keine Olive, in einem kleinen Topf auf 175 Grad erhitzen.

In einem hitzebeständigem Gefäß
2 TL Chiliflocken mit
2 EL Sesamsamen (weiß oder schwarz, egal),
6 Knoblauchzehen, halbwegs fein gehackt, und
1/2 Cup (70 g) gerösteten Erdnüssen mischen. Ungesalzen ist super, gesalzen geht auch, dann mit der Sojasauce aus dem nächsten Schritt vielleicht etwas vorsichtiger sein.

Wenn das Öl heiß ist, über die Chili-Sesam-Nussmischung kippen. Nach einer Minute noch

3 EL Sojasauce,
2 1/2 EL schwarzen Essig und
1 EL Ahornsirup oder Agavennektar dazugeben und gut verrühren.

Bei Nisha stehen diverse Substitutionsmöglichkeiten, falls gerade keine Erdnüsse oder schwarzer Essig im Haus sind. Ich habe das ganze auch schon mit Reisessig zubereitet, geht auch, aber ich möchte euch dringend den Kauf von schwarzem Essig ans Herz legen, das schmeckt schon komplexer. (Affiliate-Link zum Essig, falls euer Asiamarkt keinen hat.)

Alles zusammenbauen

Die Nudeln in eine große Schüssel geben und mit einem Teil der Sauce übergießen, gut mischen. Dann das Gemüse eurer Wahl dazu, Koriander drüber, fertig. Schmeckt bei Zimmertemperatur oder kalt. Und ganz besonders gut schmeckt es mit einem Löffelchen knuspriger Chiliflocken in Öl, auch hier ein Affiliate-Link; seit ich den Kram besitze, werfe ich ihn quasi in alles, was irgendwie asiatisch aussieht. Oder auch in mein braves Lauchsüppchen.

Donnerstag, 27. Oktober 2022

Auf drei unterschiedlichen Baustellen kleine Erfolge feiern können UND schmackhafte, zähe, knusprige, so-wie-ich-sie-mag-Bagels gebacken. Okay, unförmig, aber egal. Ein guter Tag.

Mittwoch, 26. Oktober 2022

Sayaka MuratasZeremonie des Lebens“ ausgelesen (übersetzt von Ursula Gräfe). Eine Kurzgeschichtensammlung, in der es um Pullover aus Menschenhaaren geht, Vorhänge, die sich in Kinder verlieben, um eine Frau, die ihre Umwelt als riesigen Organismus wahrnimmt und eine andere, die sich mit der Erde verbinden will. Manche Storys fand ich eher so naja, aber der überwiegende Teil hat mich absolut fasziniert. Empfehlung.