Freitag, 30. April 2021 – Mein erstes Livekonzert seit März 2020

Gestern lag ein Zettel im Briefkasten des Mehrfamilienhauses, in dem ich wohne: im Erdgeschoss werde heute geheiratet. Ich erwartete in den nächsten Zeilen eine Entschuldigung, dass es möglicherweise etwas lauter werden könnte, die üblichen Partyflyer halt, obwohl ich die auch schon sehr lange nicht mehr gesehen hatte, wie mir auffiel, weil es keine Partys mehr gibt. Aber stattdessen stand da: „Um 7.30 morgens wird es für ca. 15 Minuten zünftig. Gerne können alle vom Balkon aus zuschauen und klatschen.“

Blasmusik ist mir Norddeutscher außerhalb von Biergärten und dem Oktoberfest herzlich egal, aber das wollte ich natürlich trotzdem sehen. Und so zog ich mir ein Jäckchen über den Schlafanzug (mein Weg zum Schreibtisch ist recht kurz, daher stehe ich derzeit gegen 7.30 Uhr auf) und schlüpfte in Turnschuhe, um auf meinen regennassen Balkon zu treten. Interessiert bemerkte ich, dass auch die restliche Hausgemeinschaft aus zehn Wohnungen, die ebenfalls zur Hofseite gehen, ähnlich wie ich gekleidet auf den Balkonen stand. Und unten, zwischen unseren farbenfrohen Müllcontainern, passierte dann das.

Nach dem ersten Stück wurde geklatscht, die Bläser begrüßten nun alle, allen voran natürlich das Brautpaar, das, in Tracht gewandet, anscheinend sehr überrascht war. Der Bräutigam meinte recht hörbar, dass er nun keinen Kaffee mehr brauche. Das Paar wurde nach einem weiteren Stück zum Tanz herausgebeten und drehte sich ein, zwei Minütchen lang zum dritten Stück, dann gab’s einen Schuhplattler mit dem Bräutigam und einem der Bläser, und zum Abschluss zückte eben dieser Herr noch große Kochlöffel und begleitete seinen Kollegen beim letzten Liedchen.

Auch auf wenigen Balkonen der Nachbarhäuser standen inzwischen ein paar Menschen, hörten zu und klatschten. Beim Schuhplattler klatschten alle mit, und vor dem letzten Stück öffnete sich eine Balkontür im Nachbarhaus, die bisher geschlossen gewesen war: Eine Dame trat mit ihrem Laptop heraus und meinte: „Meine Kollegen wollen auch was davon haben, ich bin gerade in einer Konferenz.“ Gelächter, letztes Stück, Abschlussapplaus und das war’s. Die Herren ließen noch ein paar Werbezettel da, die vermutlich irgendwann in meinem Briefkasten sein werden, dann reiche ich die Namen gerne nach. Falls bei Ihnen demnächst mal jemand heiratet oder einfach ein paar Alphörner im Innenhof haben möchte.

Ich bin selbst überrascht davon, wie schön das war. Wie gesagt, Blasmusik ist mir eher egal, außer ich habe mindestens eine Maß intus, aber es war die erste Livemusik, die ich gehört habe seit März 2020. Also kein Stream oder eine Videoaufzeichnung; die sind alle toll und haben mir in den letzten Monaten viel bedeutet, aber das war ganz großartig, Menschen mit Instrumenten vor der Nase zu haben.

Ebenso toll: das gemeinsame Klatschen. Ein Graus in allen Fernsehshows, jetzt aber war das die erste größere Gemeinschaft, die ich seit Monaten erleben durfte. Die habe ich sonst im Fußballstadion oder ab und zu in der Kirche, aber auch hier: Seit März 2020 sehe ich einzelne Menschen und manchmal Paare oder meine Familie, aber niemals mehr. Man begrüßte sich von Balkon zu Balkon, klatschte dem Brautpaar und den Musikern zu, und ich gebe zu, ich habe eine winzige Träne verdrückt, weil ich Musik hören und klatschen konnte. Das kann nur ein guter Tag werden heute.

Danke an die Freunde und Freundinnen des Brautpaars, ihr habt, glaube ich, nicht nur den beiden eine große Freude gemacht.

Dienstag, 27. April 2021 – Es gibt Fisch

Eher so mäßig im Text weitergekommen, ich habe (natürlich) alle Entscheidungen angezweifelt, die ich vorgestern getroffen hatte und fange einfach nochmal von vorne an. Jedenfalls ist das der Plan für den heutigen halben Tag, nachdem ich nachts von 4 bis halb 6 wachgelegen und darüber mit total klarem Kopf und total sinnvoll nachgedacht habe.

Den Rest dieses Tages werde ich in einem Zoom-Meeting verbringen, denn das ZI veranstaltet ab 13.30 Uhr ein für alle offenes Kolloquium zur Provenienzforschung, in dem ich einige Mitdoktorandinnen wiedersehen werde.

Was ich gestern noch erledigte: den Wocheneinkauf sowie einen kurzen Marktbesuch, um neue Kräutertöpfe für den Balkon zu erwerben. Die pflanzte ich dann auch gleich ein und freue mich nun wieder über Grün anstatt Beige-Braun der bisherigen Sträucher, die im Winter schmählich eingegangen sind und um die ich mich bisher nicht gekümmert habe, weil egal und keine Lust.

Außerdem erwarb ich eine kleine küchenfertige Forelle, füllte diese mit Zitronen, Knoblauch und Bärlauch und machte es mir zum Abendessen ein bisschen hübsch in der Küche. Das war sehr schön.

Diesen kurzen Artikel habe ich sehr gerne gelesen, weil: viel gelernt über einen Alltags… okay, -gegenstand ist fies formuliert, aber sei’s drum: Es geht um Fischstäbchen, über die The Atlantic schreibt: Fish Sticks Make No Sense.

Im Artikel wird das „defining scholarly paper on fish sticks“ von 2008 erwähnt, das ich noch nicht durchgelesen habe, aber das hole ich gleich nach. Der Artikel beruht in Teilen auf diesem Paper, und ich lernte, warum es überhaupt Fischstäbchen gibt. Nie drüber nachgedacht.

In den 1950er Jahren wurde durch neue Technologie viel zu viel Fisch gefangen, der schlicht nicht mehr anders verarbeitet werden konnte als: schon an Bord ausnehmen und zu großen Blöcken zusammenfrieren. Diese „bricks“ fanden seltsamerweise keine Abnehmer auf Endkundenseite, komisch, weswegen man sich überlegte: Lasst uns aus den Blöcken kleine, niedliche Stäbchen machen und frittieren – so dass sie kaum noch nach Fisch aussehen.

„The advent of fish sticks made eating fish easier and more palatable for the seafood wary. “You can almost pretend that it isn’t fish,” says Ingo Heidbrink, a maritime historian at Old Dominion University in Virginia. In his native Germany, where a reported 7 million people eat fish sticks at least once a week, companies have changed the fish at least three times since the product’s introduction, from cod to pollock to Alaska pollock, a distinct species. “Consumers didn’t seem to notice,” Heidbrink says.

Josephson [das ist der mit dem Paper] calls fish sticks “the ocean’s hot dogs.” Served as casseroles or alongside mashed potatoes, they quickly became standby components of school lunches and family dinners. During the pandemic, demand has risen as families stock up on convenience foods during lockdowns.“

Auch spannend, und damit ist das Gewissen wieder beruhigt, wenn es darum geht, Fischmatsch in Panade zu essen:

„Surprisingly, fish sticks are fairly sustainable. Today, most contain Alaska pollock, which is largely sourced from well-managed fisheries, says Jack Clarke, a sustainable-seafood advocate at the United Kingdom–based Marine Conservation Society. The climate impact of fish sticks is small, too. “I was surprised at how low it was,” says Brandi McKuin, a postdoctoral researcher at UC Santa Cruz, who recently studied Alaska-pollock products. Each kilogram of fish sticks produces about 1.3 kilograms of carbon dioxide, which “rivals the climate impact of tofu,” she says. Beef, by comparison, produces more than 100 times that amount of carbon dioxide per kilogram.“

Montag, 26. April 2021 – Asien im Tiefkühlfach

Ein guter Tag!

Endlich wieder im Diss-Flow gewesen, launig gekürzt und korrigiert, Bilder en masse rausgeschmissen (so richtig wichtig ist es nicht), Dokumente im Ordner „Final final final jetzt aber echt“ abgelegt. Nein, Quatsch. Der erste Ordner bis Juli 2020 und der Abgabe an die Uni hieß „Text“ im Ordner „Dissertation“, der zweite mit der Überarbeitung, die der Doktorvater noch abnicken wollte, hieß „Text korrigiert“ und der momentane heißt „Text für Druck“. Das war jetzt bestimmt irre spannend für euch, dieser Absatz.

In den letzten Wochen litt mit meiner Laune auch mein Essverhalten. Ich habe nicht nur viel zu viel gebacken, sondern auch viel zu viel gegessen. Was man halt so macht, wenn ständig irgendwo Himbeer-Marmorkuchen rumsteht. Am Wochenende habe ich mir selbst untersagt, schon wieder pfundsweise Butter und Zucker zusammenzurühren, sondern mal wieder Gefriertruhe und Vorratsschrank leerzukochen. Das geht bisher ganz gut, und wir wissen ja alle, drei Tage sind eine Ewigkeit, das hält jetzt für immer. (Seufz.) Aber ich ahne schon, dass ein guter Tag am Schreibtisch (und auf der Yogamatte) auch deswegen ein guter Tag war, weil ich mich nicht wie eine müde Schmalzkugel gefühlt habe.

In einem der vielen Videos von „Hot Thai Kitchen“ hatte ich den Tipp gehört, Dinge, die ich nicht mal eben nebenan im Supermarkt kaufen kann, gnadenlos einzufrieren und so zu verarbeiten. Daher habe ich seit Wochen Zauberzeug wie Galangal, Zitronengras und auch Chilis im Tiefkühlfach, von denen ich nicht gedacht hätte, dass man sie einfrieren kann. Mit Ingwer mache ich das schon länger: schälen (ist angeblich nicht nötig, das probiere ich noch aus), in daumengroße Stücke schneiden und einfrieren. Lässt sich gefroren sogar besser reiben als frisch.

Daher gab’s gestern spontan scharf angebratenen Tofu, der ein Sößchen bekam aus Ingwer, Chili, Reisessig, Ahornsirup und Sojasauce, dazu Reis, weil Reis immer super ist. Das war schön, inzwischen über diese Zutaten ähnlich wenig nachdenken zu müssen wie über Bratkartoffeln mit Spiegelei.

Auch schön: dieser kurze Moment beim ersten Bissen, wenn man denkt, ach, das ist ja gar nicht scharf. Bis man dann den zweiten nimmt.

Abends sah ich per Zoom eine Veranstaltung der Reihe „Zukunft der Kunstgeschichte“, die demnächst auch online stehen müsste. Ich zitiere aus dem Programm: „Ein ganzes immobiles Jahr lang wurden die zweidimensionalen Bildschirme von Computern und Fernsehern zu den einzigen Fenstern zur Welt. Vor allem in Bildern von Bestattungsfahrzeugen, Krematorien oder notdürftig aufgestellten Kühlcontainern formuliert sich die Gefahrenlage, während öffentlich Geimpfte den Schutz vor Ansteckung und Überwindung der Pandemie versprechen. Diese digital verbreitete Bildlichkeit knüpft an vorangegangene Pandemien in einem analogen Zeitalter an (z.B. an die Spanische Grippe, als erstmals eine globale Infektionskrankheit umfassend fotografisch kommuniziert wurde). Gleichzeitig werden uns die Ausbreitung des Virus und die Mortalitätsdaten auf verschiedene Arten visuell vermittelt, die alle danach streben, eine wissenschaftliche „Wahrheit“ darzustellen.“ Sehr spannend, Anschauempfehlung. Der erste Vortrag der Reihe vom letzten Montag ist bereits online, den hatte ich selbst verpasst, hole ich jetzt nach.

Theoretisch hätte ich noch einen Veranstaltungstipp für heute, 19 Uhr, gehabt, ich zitiere vom YouTube-Kanal des NS-Dokuzentrums: „Über 11.000 deutsche Juden überlebten den Holocaust, weil sie mit einem nichtjüdischen Partner verheiratet waren. Aufgrund ihrer Verbindung zur „Volksgemeinschaft“ nahm das NS-Regime sie von zentralen Verfolgungsmaßnahmen, Deportation und Vernichtung aus. Im Sprachgebrauch der Nationalsozialisten galten sie daher als „privilegiert“. Dennoch war die sogenannte Mischehe keine Garantie für ein Überleben. Vor allem lokale Behörden gingen immer radikaler gegen diese Verbindungen vor. Viele Betroffene verloren dadurch nicht nur ihre Existenzgrundlage, sondern oft auch Freiheit und Leben.“

Der Historiker Maximilian Strnad wollte sein Buch „Privileg Mischehe? Handlungsräume ‚jüdisch versippter‘ Familien 1933–1949“ vorstellen, aber auf der Website des Dokumentationszentrum steht, wie ich gerade gesehen habe, dass die Veranstaltung krankheitsbedingt ausfällt bzw. nachgeholt wird. Ich lasse das trotzdem mal hier, weil ich das Buch spannend finde.

Freitag bis Sonntag, 23. bis 25. April 2021 – Kaffeetest

Der letzte Tagebucheintrag war nicht nur Gedächtnisstütze, sondern Aufforderung: Ich startete das total unwissenschaftlich durchgeführte Experiment, ob ich Unterschiede schmecke bei händisch liebevoll gemahlenem Kaffee versus Kaffeebohnen, die in Opas Mühle aus den 1960er Jahren zerhackt wurden. Die Mühle arbeitet mit wirbelnden Klingen, was jedem Kaffeeblog zufolge DAS BÖSE ist.


Ich wog Bohnen und Wasser grammgenau ab, wie ich das immer bei Filterkaffee mache, und nutzte auch Kaffeetassen derselben Bauart, aber ich konnte keine gleichen Temperaturen erzielen: Die erste Runde Kaffee kam in die Thermoskanne, die zweite goss ich in die Tasse, als sie gerade durchgelaufen war. Die Temperatur war daher ähnlich, aber nicht ganz gleich.

Ergebnis: Ich behaupte, die Unterschiede in der Kaffeefarbe waren minimal, ich meine, etwas mehr Rotbraun im elektrisch gemahlenen Kaffee gesehen zu haben (links im Bild). Geschmacklich konnte ich keinen Unterschied feststellen. Damit habe ich für mich die moralische Rechtfertigung, weiterhin Opas Mühle zu benutzen, die ich schlicht lieber nutzte und die auch einen Hauch weniger Arbeit macht.

Freitag war wieder Date Night, das war schön. Ich hatte noch ein bisschen Fisch im Gefrierfach, der taute über den Tag hin auf, und bekam abends noch Kartoffelbrei, Erbsen und eine Zitronenbuttersauce zur Seite. Und wenn mein Impfschutz komplett ist, traue ich mich auch wieder in die großen Kaufhäuser mit den Feinkosttheken, wo es frischen Fisch gibt.

Ich las Die Übernahme: Wie Ostdeutschland Teil der Bundesrepublik wurde zuende und empfehle das Buch sehr dringend weiter, mal sehen, ob ich mich noch zu einem längeren Blogeintrag darüber aufraffe.

Meine derzeitige Serie ist, ernsthaft, „Das perfekte Dinner“. Ich habe es schon ewig nicht mehr geschaut, ich meine, seit ich selbst halbwegs bewusst und engagiert am Herd stehe. Aber jetzt gerade, wo mich wirklich alles da draußen überfordert und mich Nachrichten und Twitter wahnsinnig machen, ist es herrlich beruhigend, einfach nur Menschen zuzuschauen, die über Essen reden.

Außerdem hat letzte Woche mein Liebling aller Lieblinge wieder angefangen: „Masterchef Australia“. Die erste Folge irritierte mich allerdings zutiefst, weil sie eine Entwicklung aufgriff, die mir schon in der letzten Staffel sehr auf die Nerven gegangen war. Die letzte Staffel wurde, wie alles, von Covid-19 aufgemischt; soweit ich weiß, wurde kurz unterbrochen, aber dann weitergedreht, mit nun mehr Abstand zwischen den Kandidaten in der Großküche. Das war kein Problem, aber auch das Narrativ der Sendung änderte sich. Wo vorher hauptsächlich über das Essen gesprochen wurde, sowohl vor der Kamera als auch aus dem Off, versicherten nun die Kandidat:innen ständig, wie wichtig es gerade jetzt sei, das Ding zu gewinnen, wie sehr sie sich bemühen würden, wieviel mehr als die ollen 100 Prozent sie geben würden. Ich schaltete irgendwann auf Durchzug, weil ich diesen Peptalk hasse, aber: Er kam in ähnlicher Form in der diesjährigen Staffel wieder.

In den ersten beiden Folgen werden die letzten Auditions gezeigt, wo ausgewählte Kandidat:innen den drei Juror:innen ein Gericht vorführen, die dann entscheiden, ob das schon reicht, um in den heiligen Kreis der 24 Teilnehmenden aufgenommen zu werden, oder ob sie am zweiten Tag noch einmal kochen müssen. Schon hier fing das nervige Gequatsche an, wieviel es der- oder demjenigen bedeuten würde, in der Show dabeisein zu können, wie groß der Traum sei, wie heftig die Entbehrungen für die dreimonatigen Aufzeichnungen sein würden etcpp. Hase – ich kenne dich noch nicht, du bist mir momentan total egal, ich will nur sehen, ob du einen hübschen Teller hinkriegst. Wie deine Partnerin heißt oder dein Kind oder ob du in Singapur oder Adelaide aufgewachsen bist, kannst du mir in Folge 20 erzählen, wenn ich dich inzwischen ins Herz geschlossen habe oder auch nicht.

Diese Erzählung lässt netterweise bereits nach, wir sind schon in Folge 5, aber die erste Folge fand ich sehr enttäuschend, was mich mehr angefressen hatte als ich dachte. Ich war wirklich schon bei „JETZT WIRD MIR DAS AUCH NOCH GENOMMEN EINSELF!“, wie so ein Quengelkind.

Samstag abend machte ich spontan Spätzle, wofür ich den Hobel nutzte, den mir ein Leser vor Jahren mal geschickt hatte. Auf Insta postete ich das Bild mit dem Titel „Sofaspätzle“, weil ich damit halt auf der Couch rumlungerte, was jemand erfreut über die Wortschöpfung kommentierte. Werde ab sofort den Spätzlehobel „Leserhobel“ nennen, ich mach einfach weiter mit dem Worte erfinden.

Sonntag war Lese- und Seriengucktag. Und: Ich blieb sehr lange im Bett und las das Internet leer, wobei mir wieder einmal auffiel, wie gerne ich das Licht in meinem Schlafzimmer sehe. Es fällt durch die hohe Baumkrone, die sich direkt vor dem Fenster befindet, kommt dann durch lichtdurchlässige, aber halbwegs blickdichte weiße Vorhänge hinein und landet an den dunkelgrau gestrichenen Wänden. Es ist dadurch nicht grell, aber hell genug, und durch die mehrfachen Filter wirkt es immer leicht pudrig. Ich mag das sehr.

Ein Make-up-Tutorial, mit dem ich endlich mal was anfangen kann: Das Met Museum lässt eine ihrer Mitarbeiterinnen das Make-up nachbauen, mit dem sich französische Adlige des 18. Jahrhunderts schmückten.

Um 17 Uhr gibt es einen Vortrag (?) aus dem Münchner Stadtmuseum, wo leider die Ausstellung mit Kunst der 1920er Jahre abgebaut wird. Wir sprachen in unserem letzten Podcast über sie, und ich hätte sie gerne noch einmal gesehen, aber Sie wissen schon, da ist ja gerade etwas, was Museumsbesuche erschwert.

Ab Mitte Mai findet eine Ringvorlesung „Gebaute Ordnung: Räume der Macht“ statt. Mich interessiert, so fies es klingt, die Architektur der Vernichtungslager. Die vortragende Annika Wienert schrieb quasi den einzigen Aufsatz, in dem Protzen mal mehr als zwei Halbsätze bekam und der daher in meinem Forschungsstand in der Diss eine ganze große Nummer ist. Ihr Aufsatz ist im Katalog zur Ausstellung „Kunst und Politik im Nationalsozialismus“ erschienen; mit der Ausstellung hatte ich etwas zu kämpfen, aber der Katalog, über den ich mich teilweise auch sehr aufregen kann, kostet bei der BPB nur sieben Euro. Falls Sie Protzens „Straßen des Führers“ mal in halbwegs okayer Bildqualität sehen möchten.

Was Schönes zum Durchklicken: fiktive New-Yorker-Cover von Grafikdesignstudis aus New York, die die Zeit „nach Corona“ illustrieren und dabei viele unterschiedliche Aspekte abbilden. Via @tillraether.

Chenmiao Shi:

Jane McIlvaine:

Dou Hong:

Kleine Fladenbrote mit Za’atar

Das Rezept stammt aus der Washington Post, die neuerdings einen verführerischen Newsletter hat: Eat Voraciously. Vier Tage pro Woche flattert ein meist recht unkompliziertes Rezept in mein Postfach. Bisher habe ich zwar bis auf diese Brote noch nichts nachgekocht, aber dafür immerhin ein paar Rezepte gebookmarkt. Slow, aber hoffnungsvoller clap.

In einem Schälchen
4 g Trockenhefe (bei mir 20 g Frischhefe) mit
180 g lauwarmem Wasser verrühren und fünf Minuten rumstehen lassen.

In eine Schüssel
250 g Mehl, Type 405, mit
1 TL Salz und
2 EL Olivenöl geben. Das Hefewasser dazugeben, alles mit einem Kochlöffel oder einer Gabel verrühren, bis sich ein halbwegs fester Teig gebildet hat, dann alles per Hand ein paar Minuten kneten. Bei mir war noch etwas zusätzliches Mehl nötig, damit sich der Teig überhaupt formen lässt. Die Schüssel abdecken und an einem warmen Ort parken, bis sich die Teigmenge verdoppelt hat, ungefähr eine Stunde.

Nach der Ruhezeit den Teig in sechs Teile teilen, vorsichtig zu Kugeln formen und aus diesen ebenso vorsichtig kleine Fladenbrote ausrollen, einen knappen Zentimeter dick. Die Brote 10 Minuten ruhen lassen.

Den Ofen auf 90 Grad vorheizen, um später die Brote warmzuhalten.

In einem Schälchen
3 EL Olivenöl mit
4 EL Za’atar verrühren. Beiseite stellen.

Nun die sechs Brote nacheinander in einer schweren Pfanne bei mittlerer Hitze backen: von jeder Seite ungefähr 30 bis 45 Sekunden. Beim ersten Backvorgang müsste das Brot ein bisschen aufgehen bzw. es sollte sich mindestens eine größere Blase bilden, jedenfalls hat das bei mir immer funktioniert. Falls die Brote nicht aufgehen, die Hitze etwas erhöhen. Die Brote sollten nur leicht gebräunt sein.

Im Ofen warmhalten, bis alle sechs Brote gebacken sind. Dann großzügig mit dem Za’atar-Öl bestreichen und sofort genießen. Oder nichts bestreichen und stattdessen im Kühlschrank oder dem Gefrierfach aufbewahren; dann vor dem Genießen nochmal toasten oder aufbacken.

Donnerstag, 22. April 2021 – Zeugnis abgeholt

Meine Bohnen für den neuerdings so gerne aufgesetzten Filterkaffee neigen sich dem Ende entgegen. Beim morgendlichen Mahlen freute ich mich wie immer über Opas Zerhäcksler und dachte daran, doch endlich mal eine Versuchsreihe aufzusetzen mit zerhackten versus händisch liebevoll per Hightechkeramikmahlwerk zerriebenen Bohnen, um herauszufinden, ob man da wirklich einen Unterschied schmeckt. Ich sehe diesen Eintrag als Gedächtnisstütze an.

Keine Kaffeebohnen, kein Problem. Eigentlich wollte ich nur flugs zum Café nebenan gehen, von wo ich immer meine Bohnen hole, wenn ich sie nicht im Internet ordere, aber dann dachte ich, ach, nimmste den Einkaufszettel auch noch mit, der eigentlich erst heute zum Einsatz kommen sollte. Während ich im Café bezahlte, klingelte mein Handy, ich sah eine Münchner Nummer und drückte sie weg, ich hasse es, in der Öffentlichkeit zu telefonieren, vor allem, wenn ich gerade mit anderen Menschen beschäftigt bin (Kaffeesorte nennen, bezahlen).

Danach ging ich einkaufen, entdeckte die ersten Erdbeeren und schlug sofort zu, weil Erdbeeren! Zuhause erledigte ich das übliche Maskenballett – Jacke aus, Schuhe aus, noch mit FFP2-Maske ins Bad, Händewaschen und „Africa“ von Toto summen, dann erst Maske abnehmen. Ich habe keine sieben Haken für sieben Masken, die dort eine Woche auslüften könnten, bei mir hängen die an den Hälsen der Weinflaschen im Weinregal im Flur. An ihnen befestige ich kleine Zettel, auf denen ich notiere, wann und wo ich die jeweilige Maske getragen haben. Dreimal in drei Wochen für jeweils zehn Minuten im Edeka scheint mir einen weiteren Gebrauch zu rechtfertigen, während ich die Maske, in der ich geimpft wurde und die ich drei Stunden lang ununterbrochen und mit sehr vielen Menschen in der Nähe getragen habe, doch lieber zwei Wochen auslüften ließ. Es ist vermutlich alles egal, aber da ich nicht mehr weiß als das, was ich mir durch Medien, Twitter und seltene Lektüre von wissenschaftlichen Studien anlese, mache ich das halt so weiter, bis DIE SITUATION endlich vorbei ist. Oder sich wenigstens gebessert hat.

Nachdem alles verräumt und ich wieder maskenlos war, googelte ich die Nummer – bzw. ich kam gar nicht mehr dazu, mir das Suchergebnis anzuschauen, denn mein Mailprogramm zeigte eine Zuschrift des Prüfungsamts der LMU an (das war die Nummer). Ich hatte ja am Montag eine Mail bekommen, dass meine, Zitat, Abschlussdokumente fertig seien, ob ich die zugeschickt haben wolle? Ich fragte per Mail nach: Kann ich mir die Urkunde auch abholen? Und jetzt hieß es: Ja, klar, hier Terminvorschläge. Oder Sie rufen kurz bei den Leuten durch, die gerade nicht im Homeoffice, sondern vor Ort sind, und machen da einen neuen. Mein langjähriger Ansprechpartner an der Uni: „Ich bin von 09-12 Uhr präsent dort und wir können die Überreichung persönlich vornehmen (ist schließlich keine unwichtige Handlung nach der vielen Arbeit!).“ Das fand ich nett, dass das jemand anerkannte, dass so ein Handschlag, und sei er auch nur angedeutet, in personam sich besser anfühlen würde als einen Umschlag aus dem eigenen Briefkasten zu nehmen.

Ich rief umgehend im Prüfungsamt an, mir wurde gesagt, dass ich theoretisch jetzt gleich vorbeikommen könnte, ich setzte die eben an einen Riesling gehängte Maske wieder auf und radelte zur Uni. Im Kopf formulierte ich schon den Krachersatz fürs Blog vor (wie bei allem, was ich tue): „Und so wurde die Maske, in der ich geimpft wurde, auch die, in der ich den Abschluss meines Promotionsverfahrens begang.“

Den Satz muss ich leider streichen, denn, haha, lustiges Missverständnis: In der Mail von Montag wurde von „Abschlussdokumenten“ gesprochen, was ich als „Urkunde“ interpretierte und das so in den Mailbetreff für den zuständigen Bearbeiteter setzte. Das war der Herr, der sich mitfreute und mir schrieb, wie ich sie abholen konnte. Als ich nun im Prüfungsamt danach fragte, wurde sofort zurückgefragt, ob ich schon publiziert hätte. Ich verneinte, woraufhin es hieß, dann würde hier „nur“ mein Zeugnis für mich liegen. Also hatte ich doch alles richtig in der Prüfungsordnung gelesen, was ich im Blogeintrag zum Montag ja noch angezweifelt hatte: erst die Diss veröffentlichen, dann die Urkunde, bis dahin Dr. des und nicht Dr. Aber immerhin das. Ich freute mich auch über das Zeugnis, trauere aber immer noch dem blöden Satz mit der Maske hinterher. Stupid Blog.

Ansonsten buk ich hervorragendes Flatbrad mit viel Za’atar, das mir F. vor Monaten mal aus Abu Dhabi mitgebracht hatte, erinnern Sie sich, so mit Fliegen und Reisepass und so? War bestimmt toll.

Ich löste erneute das NYT-Crossword, fast ohne nachzugucken (zwei oder drei Worte fehlen immer), lud mir auch endlich die App aufs iPhone, die eindeutig komfortabler ist als das Rätsel auf der Website zu lösen, darauf hätte ich auch mal früher kommen können.

Der Blauregen vor dem Küchenfenster hat seine ersten violetten Blütendolden aufgelegt, was mich mehr freute als ich dachte. Dazu passte dieser Artikel aus dem Atlantic, der mir stilistisch sehr gefiel, bis auf die unnötig reißerische Überschrift.

The Dark Side of the Houseplant Boom

Die Autorin beschreibt, wie sie irgendwann eher zufällig angefangen habe, sich Zimmerpflanzen anzuschaffen, was im letzten Jahr eine gewisse Dringlichkeit bekam.

„Where is the line between “Oh, they have some plants” and “Whoa, they are plant people”? I’m not quite sure, but I am sure that we long ago crossed it. I would read the periodic news articles about Millennials and their houseplants and feel the soft shame of being seen. But I cherished our little garden. Potted plants have a quiet poetry to them, a whirl of wildness and constraint; they make the planet personal. I loved caring for ours. I loved noticing, over time, the way they stretched and flattened and curled and changed. I still do.

This year, though, as I’ve spent time a bit like a plant myself—rooted in one place, tilting toward windows—I began to wonder whether the plants had been changing me, too. Maybe tending to them, in a time of helpless loss, has been a way of making sense of grief. And maybe, too, as daily life sends ever more reminders that Earth will betray humans as readily as we have betrayed it, nurturing the seedlings has helped to assuage some of the guilt. Outside, fires raged and seas rose and viruses attacked. Inside, not knowing what else to do, I kept watering all the plants.“

Der Artikel beschreibt, wie der Mensch sich die Natur untertan gemacht hat und welche Folgen das inzwischen hat. Über die Benutzung einiger Worte, die unsere Entfremdung mit dem Planeten andeuten, hatte ich noch nicht nachgedacht: „… a rhetorical regime that treats nature not as who we are, but as what we use. The distinction is there in our language, in the fact that people eat pork and beef rather than pigs and cows, and live in homes made of timber rather than trees.

Die Autorin erwähnte einige Bücher und Denkansätze, die sich mit der Beziehung zwischen Mensch und Natur befassen: „Mournfulness permeates these narratives. They are stories not just of loss, but also of malign neglect. They are tales of wild things subdued. “What we still, in a flourish of misplaced nostalgia, call ‘the natural world’ is gone, if ever it existed,” Rich writes. “Almost no rock, leaf, or cubic foot of air on Earth has escaped our clumsy signature.”

Das ist ein Fazit des Artikels, der sich auch mit „ego-guilt“ und dem kompletten Ausblenden der Klimakatastrophe im alltäglichen Leben vieler befasst: „Addressing the ravages of human exceptionalism will require us to use one of the gifts we have credited with making us exceptional: our great imagination. Salvation will depend on urgent new assessments of humanity’s relationship to the natural world. It will require intentional acts of culture — new vocabularies and paradigms and empathies. Until we create them, the world will keep burning. And we will stay frozen inside the fire.“

Leseempfehlung, auch für weitere Leseempfehlungen.

Mittwoch, 21. April 2021 – Fernlernen

Ich versuche gerade, meinem Tag etwas mehr Struktur zu verleihen, indem ich Vorlesungen anschaue. Jedenfalls theoretisch und wenn ich es nicht vergesse, ähem.

Montag ist die Reihe „Zukunft der Kunstgeschichte“ der LMU gestartet, der Zugang ist für jede:n frei, alles findet per Zoom statt. Hier steht ein bisschen was zur Reihe und wie man sich anmeldet, hier ist das Programm.

Heute um 10.15 Uhr beginnt die zweite Sitzung der Vorlesung „Geschichte des Holocaust“ der Humbold-Universität Berlin. Dozent Michael Wildt twitterte die Ankündigung, zusammen mit dem Link zur Anmeldung. Die Vorlesung dauert 45 Minuten, danach folgen 45 Minuten Diskussion. Die Vorlesung kann danach als Video erneut abgerufen werden, die Diskussion nicht.

Schon mal für nächste Woche, 28.4., ab 13.30 Uhr, vormerken: Im ZI findet erneut das Kolloquium Provenienz- und Sammlungsforschung XII statt. Dieses Mal ist der Untertitel „Das Kriterium ‚Marktpreis‘ in der Handreichung und Quellen zum Kunsthandel im Nationalsozialismus“. Das war für mich immer interessant in der Diss: Welche Bilder von Protzen brachten ihm Geld ein, welche nicht? Überraschung (nicht): Die Autobahnbilder waren am teuersten, was ich mit als Grund dafür anführe, dass der Herr dieses Motiv noch weiter gemalt hatte, als die meisten anderen Künstler sich schon davon abgewandt hatten. Das Kolloquium findet per Zoom statt, die Zugangsdaten stehen im obigen Link.

Und jetzt radele ich in die Bibliothek, um mir ein paar Bücher abzuholen. Hoffe ich wenigstens, vielleicht kann ich auch nicht auf dem schmalen Sattel sitzen, habe es vorgestern mit den Beinübungen etwas übertrieben und ernsthaft Muskelkater im Po. Alles bekloppt.

PS: Das Mütterchen ist seit vorgestern zweit-, das Väterchen nun erstgeimpft. Das Aufatmen meinerseits müsste bis Hannover zu hören gewesen sein. Für die Impfung meines Vaters kam der Hausarzt vorbei, denn Vaddern ist eher immobil bzw. der Aufwand, ihn irgendwo hinzubekommen, ist immens, ohne einen KTW geht nichts. Daher klemmte sich der Hausarzt auf unserem Dorf die AstraZeneca-Dosis unter den Arm und impfte Papa zuhause. Danach musste er natürlich noch die geforderte Viertelstunde dableiben, um zu schauen, wie Papa alles verträgt. Das Mütterchen erzählte amüsiert, dass sie noch etwas geplaudert hätten, er aber quasi dauernd auf die Uhr geguckt hätte. Vielleicht hatte er noch ein paar Impfdosen in der Kühlbox.

@dieliebenessy schreibt in einem kurzen Thread über ihr derzeitiges Gefühl bei der Impfkampagne: „Die Hilflosigkeit, die Wut sind irrational, ich weiß das. Ich freue mich mit jedem über seine Impfung. Gleichzeitig bleibt das Gefühl, der einzige Depp zu sein, der irgendeine abseitige Restrierung oder Sonderaktion übersieht – oder der einfach im falschen Bundesland wohnt.“

Montag, 19. April 2021 – Languishing

Seit Tagen gucke ich beim Tippen des Datums in der Überschrift zur Sicherheit nochmal in den Kalender – sind das immer noch die Zehner? Ist nicht schon längst der 25. April oder so? Wieso dauert dieser Monat gefühlt so lange?

Um 6 wach gewesen, bis 8 im Bett rumgelungert, wann ich an den Schreibtisch gehe, ist gerade eher egal, was mich wahnsinnig macht, aber im Moment habe ich nicht die Energie, mir das irgendwie schön zu reden, doch bitte pünktlich um 9, wie sich’s gehört, mit dem ersten Kaffee und frisch geduscht, come on, es ist immer noch Pandemie, lass mich in Ruhe.

Sorgen um den Norden gemacht, doch überlegt, spontan in den Zug zu steigen, mir wurde das ausgeredet, weiter Sorgen gemacht.

Immerhin: Das Prüfungsamt der LMU schrieb, dass meine Abschlussdokumente nun fertig seien, bitte den Perso scannen und herschicken, dann kriege ich meine Promotionsurkunde per Einschreiben. Das ist einerseits toll, weil ich dachte, ich kriege die erst, wenn die Diss veröffentlicht ist, aber da habe ich wohl meine eigene Promotionsordnung nicht kapiert. Oder sie zu wuschig gelesen, es ist Pandemie, lass mich in Ruhe. Mich hat die Mail einerseits gefreut, yay, Doktor sein, ganz offiziell, und andererseits betrübt, nay, nicht nochmal in die Uni gehen und wenigstens einen einzigen letzten Kontakt mit einem Menschen haben, nachdem ich da gute acht Jahre zugebracht habe.

Für das traditionelle Foto am Speerträger (Abb.) gehe ich nochmal ins Hauptgebäude, das kann aber warten. Wer an der LMU promoviert, muss sich mit der Urkunde am Speerträger fotografieren lassen, this is the way.

Und auch der Verlag meldete sich: Jetzt weiß ich, in welchem Format bzw. in welcher Auflösung ich die Bilder abliefern muss. Dann beginne ich mal den wilden Schriftverkehr mit diversen Museen und Archiven, vor allem dem Kunstarchiv Nürnberg, der ungefähr so aussehen wird: „Heyyyy, Schnuffis, ich bräuchte ungefähr 80 Bilder aus vermutlich acht unterschiedlichen Kartons im unsortierten Künstlernachlass, in denen sie auch meist nicht vernünftig und übersichtlich geordnet sind, bis übermorgen und für lau, geht klar, oder? Na? Na? Bussi!“

Abends Apple Fritters gemacht, keine Lust auf Erwachsenenessen.

Ansonsten: weiterhin languishing. Allmählich etwas porös, aber das sind wir vermutlich alle.

There’s a Name for the Blah You’re Feeling: It’s Called Languishing

„It wasn’t burnout — we still had energy. It wasn’t depression — we didn’t feel hopeless. We just felt somewhat joyless and aimless. It turns out there’s a name for that: languishing. Languishing is a sense of stagnation and emptiness. It feels as if you’re muddling through your days, looking at your life through a foggy windshield. And it might be the dominant emotion of 2021.

As scientists and physicians work to treat and cure the physical symptoms of long-haul Covid, many people are struggling with the emotional long-haul of the pandemic. It hit some of us unprepared as the intense fear and grief of last year faded.

In the early, uncertain days of the pandemic, it’s likely that your brain’s threat detection system — called the amygdala — was on high alert for fight-or-flight. As you learned that masks helped protect us — but package-scrubbing didn’t — you probably developed routines that eased your sense of dread. But the pandemic has dragged on, and the acute state of anguish has given way to a chronic condition of languish.“

Die erste grüne Kanzlerkandidatin: „Sie will.“

Was schön war, Freitag bis Sonntag, 16. bis 18. April 2021 – Kochen und lesen und ein kleiner Button

Am Freitag lag ein Brief in meinem Briefkasten. (Ach was.) Kann sein, dass der schon ein paar Tage dort lag, ich gehe, wenn es sich einrichten lässt, nur einmal die Woche raus und gucke dementsprechend selten im Kästchen nach. Also: Am Freitag öffnete ich einen Brief, der von einem Button-Hersteller kam und musste sehr lachen:

Ich schrieb vor ein paar Tagen über die Frage, ob wir uns, wenn wir alle geimpft sind, in Cliquen zusammen tun, die unseren Impfstoff verdeutlichen, Selbstzitat: „The AZ Team, Comirnaty Ultras, Depeche Moderna? Und irgendwann Sigue Sigue Sputnik?“

Ich postete den Button auf Twitter und Insta. Auf Insta meinte jemand, sowas sollte man den Impfstofflieferungen beilegen und dann könnte man sich als frischer Impfling sowas anstecken, wie in den USA die „I voted“-Sticker. Auf Twitter wurde der Beitrag recht oft geherzt, es kam aber auch eine kleine Gegenrede von Herrn nobilor: „Ist zwar nur ein Button, aber ehrlich gesagt triggert mich das gerade etwas. Ich und viele andere müssen noch (vielleicht etliche) Monate warten. Pandemie geht nur mit Solidarität und Geduld. Das öffentliche Herausstellen des Impfstatus finde ich da nicht so passend.“

Ich antwortete: „Entschuldige bitte. Ich hatte nicht vor, den Button zu tragen, bevor wir alle halbwegs geschützt sind, aber ich habe nicht daran gedacht, dass alleine das Herzeigen hier auch schon nerven könnte. (Ich vergesse gerne, dass ich hier nicht nur mit drei Leuten rede.)“

nobilor: „Nein, ist alles gut. Ich rege mich darüber nicht ernsthaft auf. Es geht mir eher so um den allgemeinen Umgang miteinander, solange wir eine teilgeimpfte Bevölkerung sind. Darüber mache ich mir schon Gedanken.“

Icke: „Ich mir auch. Die Hälfte meiner Umgebung ist alt und Risikogruppe und damit immerhin teilgeimpft, die andere, wie du, weiß überhaupt nicht, wann sie dran ist. Die sind auch mürbe und schwanken zwischen Mitfreuen und Mutlosigkeit.“

Gerade in den letzten Tagen kamen in meiner Timeline mehrere Tweets mit Freude über das Geimpftsein oder einen Termin, gleichzeitig aber in fast derselben Frequenz Nachrichten von Menschen, die langsam verzweifeln, die weinen, die ängstlich sind. Und ich weiß, dass es mir vor zwei Wochen ähnlich ging; diese Perspektivlosigkeit auszuhalten ist schwierig. Wenn ich gewusst hätte, so, Gröner, im Mai bist du dran, dann wäre das zwar immer noch wahnsinnig weit in der Zukunft (gefühlt), aber ich hätte eine Zielmarke, auf die ich zulaufen könnte. Dieses unbestimmte „irgendwann im dritten Quartal, möglicherweise“ ist fürchterlich. Falls ich noch jemand anders mit dem Button getriggert haben sollte, bitte ich um Entschuldigung.

Der freundliche Schenker hat sich übrigens per DM zu erkennen gegeben, da hätte ich auch von selbst draufkommen können, von wem der war. Dankeschön!

Den halben Freitag verbrachte ich damit, Gemüse in sehr feine Streifen zu schneiden oder es zumindest zu versuchen. Ein Gemüse, das eigentlich ein Obst ist, war eine grüne Papaya, die ich freudig im Asiashop entdeckt hatte. Ich liebe diesen Laden so sehr und hoffe, sehr bald etwas entspannter in ihm wühlen zu können. Ich fand eher nebenbei die Silver-Swan-Sojasauce, die laut meines philippinischen Kochbuchs die haushaltsübliche ist, und besitze nun fünf Sojasaucen: aus Japan, China, Thailand (da auch noch die Variante mit Pilzen), Indonesien und eben von den Philippinen.

Eigentlich wollte ich mal keinen Kuchen backen, aber da war noch Ricotta, der wegmusste, und so bastelte ich einen Kuchen aus Ricotta, Olivenöl und Zitrone. Ich mag Kochen und Backen derzeit noch mehr als sonst, weil es so herrlich ablenkt. Gerade beim Juliennieren (gibt es das Wort?) kann ich mich auf nichts anderes konzentrieren als mein Messer und meine Finger. Ich glaube, ich schneide heute noch ein paar Knollen in Stifte.

Gestern und vorgestern bekam ich Nachrichten nur so halb mit, Kanzlerkandidaten, eine Kandidatin, Augsburg-Spiel, Super League, whatever, ich habe keine geistige Kapazität mehr für irgendwas. Es nordet gerade auch schön ein, was wirklich wichtig ist bzw. was nach der Pandemie (TM) noch meine Aufmerksamkeit verdient hat.

Samstag und Sonntag waren Lesetage. Und kaum lässt man sein Buch alleine, um sich Kaffee nachzuschenken, pfaut es rum.

Ich las Helga Schuberts Vom Aufstehen: Ein Leben in Geschichten durch. Mit dem Buch hatte ich anfangs etwas gefremdelt; zwischen Geschichten, die mir viel über die Nachkriegszeit und/oder die DDR erzählten, mischten sich Vignetten über den Wald und den Altweibersommer, die mir herzlich egal waren. Die letzte Story im Buch ist der Text, für den Schubert den Bachmannpreis gewann, und aus ihr ergaben sich quasi alle anderen im Buch. Böse gesagt: Wenn man den Text kennt, muss man das Buch nicht mehr lesen. Freundlicher ausgedrückt: Viele Details aus dem Text haben wirklich eine eigene Geschichte verdient und sie nun bekommen.

Seit gestern, genauer gesagt, seit dem Frühstück mit Filterkaffee aus der Sammeltasse, lese ich Ilko-Sascha Kowalczuks Die Übernahme: Wie Ostdeutschland Teil der Bundesrepublik wurde. Ich kann es immer noch nicht fassen, dass die Wiedervereinigung schon 30 Jahre her ist, mir sind die Umbruchmonate immer noch so präsent vor Augen. Andererseits hatte ich viele der Diskussionen schon wieder vergessen, die die Einheit begleiteten, und sie werden sehr gut les- und nachvollziehbar im Buch erläutert. Einiges wusste ich auch nicht oder nicht mehr, zum Beispiel wie heruntergewirtschaftet die DDR gewesen war.

„Heute neigen Wirtschaftshistoriker dazu, die DDR als Schwellenland einzustufen. Die Arbeitsproduktivität erreichte gegen Ende der achtziger Jahre nur noch rund ein Drittel von derjenigen der Bundesrepublik. Die internationale Verschuldung wuchs und führte die DDR an den Rand der Zahlungsunfähigkeit. […] Wichtige Säulen wie Kommunikationsnetze, Verkehrswege oder Agrarwirtschaft wurden sträflich vernachlässigt. 18 Prozent des Straßennetzes galten als unbefahrbar, die Autobahnen waren in einem maroden Zustand. Das Eisenbahnnetz war veraltet, die Elektrifizierung kam kaum voran, und 17 Prozent des Streckennetzes konnten nur mit geringen Geschwindigkeiten befahren werden. Ein Fünftel des Gesamtnetzes galt als nicht befahrbar. Nur 16 Prozent aller privaten DDR-Haushalte verfügten 1988 über einen Telefonanschluss. […] Die Mikroelektronik erwies sich in der Rückschau geradezu als die größte Pleite. Die DDR hinkte dem internationalen Entwicklungsstand acht bis zehn Jahre hinterher, ihre Produktionseffizienz betrug zehn Prozent von der westlicher Firmen. Auch die Landwirtschaft war ein Sorgenkind der SED. Die Menschen wurden zwar satt, aber die Kosten dafür waren extrem. […] Mangel war ein Kennzeichen der Gesellschaft, eine alltägliche Erfahrung der Menschen.“ (S. 27)

Das Buch beschreibt ebenso gnadenlos, dass auch in der alten Bundesrepublik nicht alles funktionierte und wie der Einigungsprozess eher einer Übernahme glich. Die allerdings von einer großen Mehrheit der DDR-Bürger und -Bürgerinnen gewünscht war.

„Der Wahlkampf [zur Wahl im März 1990] war allein geprägt von der Frage, wie die deutsche Einheit gestaltet werden könnte [im Gegensatz zu Überlegungen, die DDR zu reformieren]. Die ‚Allianz für Deutschland‘ (CDU, Deutsche Soziale Union/DSU, Demokratischer Aufbruch/DA) stand für den schnellsten Weg zur Einheit. Ihre Formel lautete: ‚Sofortige Einführung der DM.‘ Mehr konnte niemand bieten. Damit waren Wahlversprechen verbunden wie die Umstellung der Löhne, Renten und vor allem Sparkonten im Verhältnis 1 DDR-Mark:1 DM, die unhaltbar waren. Heute nennt man sowas Populismus. […] Die ‚Allianz‘ erhielt 48% der Stimmen (CDU 40,8%, DUS 6,3%, DA 0,9%). Der prognostizierte Wahlsieger SPD lag bei knapp 22%. Die SED/PDS folgte mit 16,4%, fast 1,9 Millionen Erwachsene hatten sich für die Kommunisten und Postkommunisten entschieden. […] Die britische Premierministerin Margaret Thatcher gratulierte Kanzler Kohl zum Wahlsieg, was den Nagel auf den Kopf traf. Wolf Biermann schrieb 1991 nicht weniger treffend: ‚Ein Bundeskanzler der Westdeutschen, wie ihn die Ostdeutschen verdient haben.‘“ (S. 46/47)

Spannender noch als die Nacherzählung der damaligen Ereignisse ist das, was danach kam: die lange Übergangsphase zu den sprichwörtlichen „blühenden Landschaften“, die teilweise bis heute andauert. Das Buch beschäftigt sich nicht nur mit den wirtschaftlichen Ergebnissen bzw. den Folgen für kleine und große Betriebe sowie jede/n einzelne/n, wobei das der Teil ist, den ich teilweise fasziniert und gleichzeitig etwas verzweifelt las. „[…]Ostdeutschland [hat sich] in fast dreißig Jahren deutscher Einheit […] der westdeutschen Wirtschaftsleistung nur um ganze 22 Prozent angenähert.“ (S. 117) Was auch damit zu tun hat, dass kaum große Firmen sich dort ansiedelten und halbe Jahrgänge vor allem gut ausgebildeter Menschen, darunter mehrheitlich Frauen, in den Westen gingen. „2006 hattten unter den 500 größten deutschen Unternehmen nur sieben ihren Firmensitz im Osten.“ (S. 119) Beim Abschnitt „Demokratie ohne Demokraten“ bin ich noch nicht, genau wie bei den Teilen , die sich mit der „Entwertung ostdeutscher Kultur“ sowie der Vergangenheitsaufarbeitung befassen. Aber bisher ist das Werk eine klare Leseempfehlung.

Auf das Buch wurde ich übrigens durch eine alte Wrint-Folge (November 2019) aufmerksam, die auch sehr hörenswert ist.

Bistek Tagalog mit Atsara

Oder anders: Filipino Steak mit Zwiebeln und eingelegtem Gemüse. Die beiden Rezepte stammen aus dem Kochbuch I Am a Filipino And This Is How We Cook. Sie sind vermutlich mit die einfachsten im Buch und vor allem die mit den wenigsten Zutaten, für die man den Asiashop durchwühlen muss. Im ersten Bild steht eine Flasche Bananenketchup, das brauche ich für ein weiteres Rezept, aber immerhin das habe ich beim Wühlen gefunden. Kalamansisaft für das Steak leider nicht, aber Zitrone tut’s auch.

In der philippinischen Küche, soweit ich das bisher beurteilen kann, sind die sogenannten Adobos ein Grundbestandteil. Für sie wird Fleisch mit Essig und Gewürzen zubereitet und die Variationen sind endlos. Je nachdem auf welcher der 7000 Inseln man sich befindet, kommen noch Sojasauce und/oder Öl dazu, es gibt Varianten mit Kokosnussmilch, Zimt oder Nelken. „Adobos can also be dry or wet, or they can be salty or sweetish, and they can be made with pork, chicken, lamb, fish, shrimp, or even vegetables. In other words, adobo is as varied as the people of the Philippines.“ (S. 47) Über das „or even vegetables“ musste ich sehr grinsen: Das Kochbuch ist irre fleischhaltig.

Streng genommen ist Bistek Tagalok kein Adobo, weil es nicht mit Essig, sondern mit einer anderen Säure gekocht wird, hier Zitronensaft, aber: „It’s the technique that makes this a classic home-style Filipino dish.“ Und Tagalog ist eine der Hauptsprachen der Philippinen, aber das wusstet ihr ja.

Sorry für das komplett uninszenierte Fotos, ich wollte essen, nicht dokumentieren. Das Rezept ist für zwei Personen, wobei das Buch 4 Cups (800 g) Reis haben möchte, was ich sehr ignoriert habe. Das scheint aber landestypisch zu sein, wie F. gestern meinte, der philippinische Gene in sich trägt: „Immer viel zu viel Reis machen, man weiß ja nie.“

450 g Rib-Eye-Steak, gerne marmoriert, halbieren oder vom Fleischer schneiden lassen. Die beiden Stücke auf ungefähr einen halben Zentimeter plattieren. Dafür geht ein nicht mehr benutzter Tamper übrigens prima, wie ich gestern feststellte. Dann das Fleisch in mehrere handtellergroße Stücke reißen oder schneiden.

Das Fleisch mit 2 Knoblauchzehen einreiben.

2 ungefähr anderthalb Zentimeter dicke Scheiben aus einer großen Zwiebel schneiden und die einzelnen Lagen voneinander trennen. Oder mehrere kleine Zwiebeln in dicke Ringe schneiden. Hauptsache Zwiebeln.

Eine Marinade herstellen aus
60 ml Kalamansisaft (ersatzweise Zitrone),
60 ml Sojasauce (das Buch nennt die von Silver Swan eine der haushaltsüblichen),
60 ml Wasser,
1 TL Muscovado-Zucker (ersatzweise Rohrzucker) und
3 angedrückten Knoblauchzehen.

Fleisch und Zwiebeln für 30 Minuten bei Raumtemperatur in der Marinade baden lassen. Man kann auch alles für bis zu drei Stunden in den Kühlschrank stellen, nicht länger, sonst verändert sich die Struktur des Fleischs zu sehr. F. so: „Meine Tante macht die Marinade mit Sojasauce und Sprite.“ Ich habe eine Aufgabe für heute! Das scheint auch eine übliche Street-Food-Zubereitung zu sein.

Nach der Ruhezeit die Zwiebeln bei mittlerer Hitze in
Pflanzenöl, bei mir Sonnenblume, für ungefähr 2 Minuten anbraten. Sie sollten nicht bräunen, nur ihre Süße etwas an das Öl abgeben.

Zwiebeln aus der Pfanne nehmen, die Hitze stark erhöhen. Wenn das Öl raucht, die Fleischstücke in die Pfanne geben. Diese vorher etwas abtupfen, damit sie möglichst wenig Flüssigkeit mitbringen, denn wir wissen ja: Was feucht ist, wird nicht knusprig. Das Fleisch von jeder Seite ungefähr 3 bis 4 Minuten braten, das darf ruhig dunkel werden. Wir wollen das Fleisch durchgebraten, nicht medium.

Wenn das Fleisch durch ist, aus der Pfanne nehmen und auf einer Platte warmhalten. Nun noch einmal kurz die Zwiebeln in die Pfanne, jetzt dürfen sie etwas Farbe nehmen. Zwiebeln raus und aufs Fleisch legen. Nun die Marinade in die Pfanne geben, mit
1 EL kalter Butter und
1 TL Muscovadozucker aufmontieren. Mit einem Spatel den Pfannenboden freikratzen, die Sauce ganz kurz etwas einkochen lassen und dann über die Fleisch-Zwiebel-Platte geben.

Sofort mit
einem Berg Reis und
mindestens einer Zitrone, in Stücke geschnitten, servieren. Dringend Zitronensaft auf das Fleisch träufeln, bevor man es genießt. Das ist ziemlich super.

Atsara oder Atchara sind eingelegte Gemüsestreifen. Aus den unten angegebenen Mengen kommt der Inhalt von ungefähr 1-l-Glas raus. Ich habe das auf zwei Gläser aufgeteilt.

Zuerst müssen wir viel Gemüse in feine Streifen schneiden. Ich arbeite noch am „fein“.

1 grüne Papaya (2 cups, 340 g),
1 cup (170 g) Daikon (oder einen milden Rettich),
1 rote Paprika,
1 grüne Paprika (bei mir gelb),
2 große Mohrrüben.

Alles auf einem Backblech ausbreiten, mit
2 TL Salz bestreuen und für eine Stunde rumstehen lassen.

In der Zeit machen wir die Lake, in der wir das Gemüse pökeln. Dazu
480 ml weißen Branntweinessig (5%) mit
300 g Zucker aufkochen, bis sich der Zucker gelöst hat. Achtung, nicht das übliche Frucht- oder Weinessig nehmen, das einen Hauch höher konzentriert ist und vor allem Geschmack mitbringt. Im Buch heißt es „distilled white vinegar“, gibt’s in Literflaschen im Asiashop, es ist farb- und geschmacklos, nur sauer.

Die Hitze reduzieren,
1 EL frisch geriebenen Ingwer,
1 TL Salz,
1 Knoblauchzehe, fein gehackt,
1 kleine Bird’s-Eye-Chili, fein gehackt,
dazugeben und alles fünf Minuten simmern lassen, dann vom Herd nehmen. Wer es nicht ganz so scharf mag, wobei die Schärfe wirklich kaum spürbar ist, lässt die Chili weg. Oder: Wer es richtig scharf mag, erhöht die Chilimenge nach Belieben.

Die Gemüsesticks nun in einem Handtuch oder einer Menge Küchenpapier auspressen, um möglichst viel Flüssigkeit loszuwerden. In ausgekochte Gläser füllen. Wer mag, gibt noch insgesamt 35 g (1/4 cup) Rosinen dazu, das habe ich weggelassen.

Die Köstlichkeit kann sofort verspeist werden, richtig gut wird es aber erst nach 24 Stunden im Kühlschrank. Dort aufbewahrt hält es sich laut Buch für mehrere Wochen. Nutzt es als Beilage, als Sandwich- oder Burgerzutat oder einfach so.

Donnerstag, 15. April 2021 – Zeithorizont

Ich wühle mich erneut durch den Diss-Text, lieber noch ein letztes Mal drübergucken, bevor das Manuskript an den Verlag geht. Wobei ich da eh auf Ansage warte, in welchem Format und in welcher Auflösung der Verlag denn gerne meine 130 Abbildungen hätte – die meisten davon existieren bisher nur als Handyfotos von Dingen im Nachlass, Scans aus Bibliotheken oder launigen Blitzfotos der Autobahndirektion Südbayern. Einiges muss ich als anständiges, druckfähiges Material von Museen anfordern, was sicher Zeit und höchstwahrscheinlich Geld kosten wird, aber auch da kann ich noch nichts anfragen, ehe ich nicht weiß, was ich überhaupt brauche. Ich ahne auch, dass bei einigen Abbildungen Kosten und Aufwand den Nutzen übersteigen werden, weswegen ich die rausschmeißen werden muss, was bedeutet, dass ich den Text ändern werden muss uswusf.

Generelle Stimmung: sehr müde, sehr angestrengt. Mir ist vor einigen Tagen aufgefallen, warum ich das letzte Jahr halbwegs okay überstanden habe: weil ich immer Deadlines vor Augen hatte, die ich nicht reißen konnte. Abgabe der Diss, Verteidigung, überarbeitetes Dokument erneut an Doktorvater – bis Februar war ich schlicht gut beschäftigt. Seitdem sitze ich in fieser Wartestellung, auch was die weitere Lebensplanung angeht, und kann mich nun total darauf konzentrieren, was in der Pandemiebeschäftigung alles schief läuft. Meine Angst vor der Krankheit ist nicht kleiner geworden seit der Erstimpfung, womit ich eigentlich gerechnet hatte. Es ist eher das Gegenteil: Ich habe die erste Hürde genommen, und jetzt bleibe ich am besten regungslos hier sitzen und gehe überhaupt nicht mehr vor die Tür, bis auch die zweite hinter mir liegt. Vermutlich werde ich Baldrian für die erneute U-Bahn- und Busfahrt zum Impfzentrum brauchen, weil ich mir Menschen bis dahin endgültig abgewöhnt habe. Keine guten Aussichten.

Ich trage seit Monaten FFP2-Masken, wenn ich draußen rumlaufe, vermutlich bescheuert, aber ich fühle mich nackt und unsicher, wenn es eine andere Maske oder womöglich gar keine ist. Aufs Fahrrad traue ich mich ohne, weil ich da Abstand zu allen halten kann.

Worauf F. mich allerdings vor ein paar Tagen aufmerksam machte: Ich habe seit der Erstimpfung einen Zeithorizont. Wo sich für die viel zu vielen Ungeimpften (auch F.) das Jahr ewig und unüberschaubar in die Ferne streckt, kann ich sagen: Ab Anfang Juni, wenn mein Impfschutz komplett ist, kann ich wieder in die Bibliothek. Ich kann ins Museum (falls es geöffnet ist). Ich kann in Archive. Ich kann beruhigter Zug fahren. Ich kann in die ganzen Feinkostgeschäfte gehen, die ich mir gerade verkneife, weil ich nicht weiß, wie lange ich dort verweilen muss, während ich beim Edeka nebenan blind einkaufen kann und damit innerhalb von fünf Minuten wieder draußen bin. Ich kann dann auch ohne FFP2 spazierengehen und vielleicht wieder nur die Stoffmaske tragen. Auf Masken werde ich nicht verzichten, denn man sieht es mir ja nicht an, dass ich dann geimpft sein werde, und vielleicht begegnen mir Menschen, die ähnlich panisch sind wie ich, die kann ich dann dadurch beruhigen, dass ich eine Maske trage. Außerdem, ganz ehrlich und unter uns, inzwischen finde ich es angenehm, dass man mich nicht so sehr wahrnimmt und niemand einem ein „Lächel doch mal“ vor die Füße kotzen kann, weil man – Mann – es halt nicht sieht.

Gerade noch im Bett gelesen, bevor ich an den Schreibtisch kroch: A Kidnapping Gone Very Wrong. Die Story kannte ich noch nicht, und sie verbindet US-amerikanische Außenpolitik mit Einzelschicksalen. Fürchterlich, aber leider unwiderstehlich geschrieben. Ich möchte gar keinen Absatz herausreißen, so schön dicht ist das Ding formuliert.

Tagebuch Mittwoch, 14. April 2021 – Zoom, Buch, Telefon

Gestern war der 3. Internationale Tag der Provenienzforschung. Ich ignorierte den Rest der Welt und sah vormittags den Zoom-Präsentationen des Münchner Staatsarchivs sowie des Bayerischen Hauptstaatsarchivs zu. Die zwei weiteren Archive schenkte ich mir, weil ich beim Lieblingsbäcker vorbestellt und um 11 dann doch allmählich Hunger hatte. Eigentlich wollte ich auch aus der Buchhandlung meine zwei vorbestellten Bücher abholen, aber die war irritierenderweise noch geschlossen. Ich wartete ein paar Minuten und radelte dann ohne Bücher, aber immerhin mit Brötchen und Brot nach Hause.

Landbrot mit viel Kirschmarmelade, eine Runde Earl-Grey-Tee, dann war ich bereit für die nächste Sitzung. Die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen informierten über ihre Recherchen zum Fall Cornelius Gurlitt und über zwei Werke, die über dessen Vater Hildebrand Gurlitt in die Sammlung gekommen. Ich mochte die Art der Präsentation, weil ich gerne Quellen angucke, die hier gekonnt und spannend vorgestellt wurden.

Im Anschluss gab es eine Art „Frag die Expert:innen“, bei denen Chat-User:innen einige Kunsthistoriker:innen bzw. Kurator:innen fragen konnten, so wie gleich die erste Nutzerin: Sie wüsste von zwei Werken, die mal ihrer Großtante gehört hätten – wo fange ich überhaupt an? Für mich waren die Antworten aus dem Museum Fünf Kontinente am spannendsten, weil ich mich mit Provenienzen aus ehemaligen Kolonialgebieten eher selten beschäftige. Dort kam zum Beispiel die Frage auf, ob man eigene Bestandsbücher online stellen sollte, die teilweise rassistische Bezeichungen reproduzierten. Oder ob man Abbildungen von Objekten im Internet veröffentlichen und damit für alle sichtbar machen sollte, während die Objekte ursprünglich möglicherweise nur einem kleinen Kreis in bestimmten Kontexten zur Verfügung standen. Über solche Fragen denke ich in meiner Arbeit eher selten nach.

Zwischendurch pingte mein Handy und zeigte mir das schon verbloggte Buch in der Packstation an; nun war auch die Buchhandlung geöffnet, und ich kam glücklich mit drei Büchern wieder nach Hause.

In der vorletzten Sitzung des Tages sprach Sabine Brantl vom historischen Archiv im Haus der Kunst über die Großen Deutschen Kunstausstellungen und vor allem die Künstlerkartei, die ab 1938 geführt wurde (die erste GDK war schon 1937). In der Kartei wurde über jede:n Künstler:in, der oder die sich die Einreichungsunterlagen zur GDK für eine Reichsmark schicken ließ, eine Karte angelegt. Wurden wirklich Werke eingereicht, wurden die dort per Nummer vermerkt. Die Nummern korrespondieren mit den sogenannten Einreichungsbüchern, die im Hauptstaatsarchiv liegen, aber leider längst nicht vollständig sind. In diesen Büchern wurden Künstlernamen und Werktitel notiert und eben eine laufende Nummer vergeben. Außerdem wurde meist vermerkt, welche der Werke abgelehnt, angenommen oder für eine spätere Hängung vorgemerkt wurde. Die GDK wurden mit den Jahren immer länger, die GDK 1943 dauerte bis Februar 1944, teilweise wurde die Hälfte der Werke währenddessen ausgetauscht.

Auf den Karten wurden diese Nummern nochmal annotiert, wodurch ablesbar ist, welche Werke von den eingereichten angenommen, zurückgestellt oder verkauft wurden. Was ich noch nicht wusste: Auf wenigen Karten findet sich ein „E“ für „entartet“. Leider konnte keines dieser Werke als Abbildung präsentiert werden, weil zu ihnen die ausführlichen Einreichungsbücher fehlen, in denen ein Titel ersichtlich ist, nach dem man nun auf die Suche hätte gehen können. Von Protzen wurde 1940 ein Gemälde ausgesondert, das Hitler bei seinem Rundgang vor der Eröffnung als „modern“ bezeichnete; ich kann trotz Karte, Werkverzeichnis und Fotos in Alben im Nachlass nicht sagen, um welches Werk es sich gehandelt hat. (Raten könnte ich, aber das habe ich unterlassen.)

Protzens Karteikarte hatte ich von Frau Brantl im ersten Lockdown per Scan zugeschickt bekommen, weil ich natürlich nicht ins Haus durfte. Am Ende des Vortrags stellte sie noch drei Karten von Künstlerinnen vor, die erste war Henny Protzen-Kundmüller: „Von ihr ist Ihnen vielleicht eher der Ehemann bekannt, Carl Theodor Protzen, der mit Bildern zur Autobahn bekannt wurde, nach 1945 die Münchner Künstlergenossenschaft gründete und dann eher gegenstandslos malte.“ (Nein, nicht vollständig gegenstandslos.) „Soweit ich weiß, entsteht zu ihm auch gerade eine Arbeit.“ Da nutzte ich dann doch erstmals die Chatfunktion bei Zoom und ergänzte, dass meine Arbeit in diesem Jahr erscheinen wird und bedankte mich auch gleich für die Scans aus dem März 2020.

In der letzten Veranstaltung, die vom Bayerischen Nationalmuseum angeboten wurde, ging es um die sogenannte Silberabgabe 1938 bzw. die Verordnung über den Einsatz des jüdischen Vermögens. Das Museum besitzt noch 112 Objekte aus dieser Aktion und war in den letzten Jahren sehr erfolgreich, was Restitutionen anging. Den Vortrag konnte ich leider nicht ganz verfolgen, weil das Mütterchen anrief.

Eigentlich hätte ich am Sonntag in den Norden fahren sollen. Deswegen hatte ich seit Tagen Bauchschmerzen, weil die Inzidenzzahlen gerade so irre ansteigen und wir quasi wieder da sind, wo wir um Weihnachten waren. Erinnert ihr euch, der Wellenbrecher-Lockdown? Bald sollten wir T-Shirts drucken, um uns an ihn zu erinnern. Hmpf.

Ich wollte nicht von mir aus absagen bzw. meine Mutter fragen, ob ich wirklich kommen muss und wie es ihr so geht, denn dann hätte sie sofort ihren Kriegskind-„Wir stellen uns da mal gar nicht an“-Modus aktiviert. Also sagte ich nichts, buchte meinen Zug und übte, zwei FFP2-Masken übereinander zu tragen. Gestern rief sie aber von sich aus an und meinte, die Zahlen würden ihr Sorgen machen; ihr ginge es gut und Papa auch. Der hat netterweise seit einigen Wochen für zwei Tage pro Woche einen Platz in der Tagespflege. Er wird morgens noch zuhause versorgt und dann abgeholt und verbringt den Tag bis in den Nachmittag in einer Gruppe. Neulich erzählte er, es sei ein Orchester dagewesen; meine Mutter fragte in der Gruppe nach: Da waren vier Bläser vorbeigekommen, die Volkslieder gespielt hatten. Ihm gefällt es anscheinend sehr gut, und meine Mutter kann immerhin ein bisschen Zeit für sich haben.

Ich fragte trotzdem lieber nochmal bei meiner Schwester nach, ob es Mama wirklich gut ginge, das wurde bejaht, bleib zuhause, komm, wenn du vollständig geimpft bist, mach ich.

Sehr erleichtert. Auch wenn ich es schade finde, dass ich jetzt nicht dabei sein kann, wenn Papa nächste Woche geimpft wird: Der Hausarzt hat endlich Stoff bekommen und kommt vorbei.

Den Abend verbrachte ich dann mit Florian Zinneckers Buch über Igor Levit: Hauskonzert; ein bisschen twitterte ich während des Lesens.

Ich ahne, dass das Buch, das Ende 2019 geplant wurde, anders hätte werden sollen, vermutlich eine Konzertreise um den halben Globus, durchsetzt mit den Diskussionen um Levits politisches Engagement und seine Online-Präsenz. Stattdessen ist es nun eher ein Dokument des Stillstands mit plötzlichen hektischen Ausbrüchen, so wie vermutlich einige von uns das letzte Jahr verbracht haben. Levits Biografie und musikalische Ausbildung wird halbwegs chronologisch erzählt, ist aber immer durchsetzt vom heutigen Levit, was ich sehr spannend fand. Zinnecker schreibt fast panisch darüber, dass Levit sich an seine Vergangenheit angeblich nicht erinnert und befragt daher die Mutter, was eine schöne Außensicht ist. Denn im Prinzip spricht Levit das halbe Buch, manchmal von Zinnecker paraphrasiert, aber sehr oft in eigenen Worten.

Trotzdem schafft das Buch eine gewisse Distanz, es ist kein langer Insta-Post, vielleicht weil eben der Autor ab und zu aus der Beobachterrolle tritt und ganz kurz Teil der Handlung (oder des erzählten Schreibprozesses) wird. Es waren mir allerdings deutlich zu viele Absätze im Text, man muss nicht aus jeder Zeile eine Pointe machen.

Echt nicht.

Aber natürlich erzeugt das einen gewissen Sog: Was kommt jetzt?

Und das klappt dann doch wieder ganz gut. Aus den vielen Absätzen und Splittern und Erinnerungen formt sich ein Bild von Levit und vor allem seiner Kunst, das offensichtlich eine Momentaufnahme sein möchte. Wenn Levit damit kokettiert, dass er sich an sein früheres Ich nicht erinnert, kann dieses Buch auch nichts anderes sein als die Abbildung eines Jetzt-Zustands. Es erzählt eher beiläufig von der Pandemie, viel mehr von den Anfeindungen, die Levit durch rechte Kreise erfährt, und vor allem vom Leben eines Pianisten, das sich, das lese ich jedenfalls raus, von dem anderer Pianisten unterscheidet. Es ist keine Biografie und kein endgültiges Urteil, und es hat mir genauso gut gefallen wie die Podcasts und natürlich vor allem die Hauskonzerte, in denen Levit so viel geteilt hat.

Leseempfehlung. Und vermutlich auch Hörempfehlung, denn jetzt muss ich viele erwähnte Stücke ergoogeln.

Ein verschwindendes Dankeschön …

… an ein:e unbekannte:n Leser:in, der oder die mich mit Brit Bennetts The Vanishing Half überraschte (auf deutsch Die verschwindende Hälfte). Ich weiß schon gar nicht mehr, ob ich in der Times oder der Post über das Buch gestolpert bin, aber die Grundidee gefiel mir: Zwei Schwarze Zwillingsschwestern trennen sich im Alter von 16 und treffen sich erst als Erwachsene wieder; die eine blieb im Süden der USA und wuchs als Schwarze auf, die andere galt in ihrer Welt als weiß. (Mal wieder über den Irrsinn der „one-drop rule“ nachgedacht.) Mehr kann ich noch nicht zum Buch sagen, außer: Vielen Dank für das Geschenk, ich habe mich sehr gefreut.

Links vom Mittwoch, 14. April 2021 – Tag der Provenienzforschung

Heute ist Tag der Provenienzforschung. Auf Twitter kann man sich die Angebote vieler Museen rauspicken, die kann ich hier kaum alle verlinken. Der Account des Arbeitskreises Provenienzforschung unter @AKprovenienz ist ein guter Start. Auf dem Blog des AK finden sich viele Veranstaltungen, natürlich in der Masse online, sehr praktisch für mich.

Mich interessieren für den Bereich des NS vor allem München und Bayern, daher ist die Website des Forschungsverbunds Provenienzforschung Bayern mein Ausgangspunkt. Hier findet sich als PDF das Programm für heute. Ich schaue mir um 10 die Vorstellung des Staatsarchivs München sowie des Bayerischen Hauptstaatsarchives an, in denen ich natürlich bereits diverse Stunden verbracht habe, aber mit sehr engem Fokus.

Um 13 Uhr stellen die Pinakotheken ihre Recherchen zum Fall Gurlitt vor, das dürfte der Vorgang sein, der den Begriff „Provenienz“ überhaupt erst in der Allgemeinheit bekannt gemacht hat.

Um 17 Uhr interessiert mich dann brennend die Künstlerkartei des Hauses der Deutschen Kunst – die konnte ich während des ersten Lockdowns nicht persönlich einsehen, wurde aber vorbildlich mit Scans und Infos per Mail versorgt (das steht auch ähnlich so in meiner Danksagung).

Auch andere Münchner Museen und Institutionen sind dabei, natürlich auch der Herr Doktorvater; klickt einfach mal das PDF durch, sind alles Zoom- bzw. Online-Angebote, teilweise auf YouTube oder Vimeo, die für eine bestimmte Zeit online stehen.

Montag, 12. April 2021 – Lesetag

Die Leseprobe auf der Seite des Hanser-Verlags hat mich fies angefixt. Mit dem Buch habe ich natürlich geliebäugelt, seit es in Vorschauen zu sehen gewesen war – ich lese den Autoren gern, mich interessiert die Hauptfigur –, aber so richtig dringend schien es mir nicht. Dann las ich die Leseprobe, und dann schickte ich eine Bestellmail an meine Buchhandlung. Fieses Ding.

Mir wurde gestern am späten Abend ein Link der Wolfseule in die Timeline gespült, den ich verzweifelt-fasziniert las: Warum Ludwig XIV so stank. Vielleicht lasst ihr den Text bis abends liegen und versaut euch nicht den Tag damit. Seine Ausdünstungen hatten jedenfalls nichts damit zu tun, dass er keine Lust dazu hatte, sich zu waschen.

Im Text wird Liselotte von der Pfalz erwähnt, die schlug ich gleich mal nach, um etwas mehr von ihr zu erfahren als das, was ich aus dem alten Film kenne.

Katia Kelm bloggt darüber, wie es sich als bildende Künstlerin im Lockdown anfühlt.

Emma Marris schreibt über Hochglanz-Naturdokus und vermisst Menschen und Städte. Oder wenigstens Jeeps auf Straßen, die das Team zum zu filmenden Tümpel bringen: The Nature You See in Documentaries Is Beautiful and False.

Gestern spülte ein Link ein paar Leser:innen zu meinen uralten Erinnerungen (2005) an das Hannoversche Filmfestspielhaus. Sie kamen von der Seite „Alle Kinos“, die mich durch Optik und Inhalt etwas wehmütig werden ließ. Hier heißt das Filmfestspielhaus noch City.

Ich las mir meinen eigenen Eintrag nochmal durch, der dem oben verlinkten vorangegangen war, und stolperte über das Wort „Filmvorführer“ ohne weibliche Endung. Ich schrieb über mich selbst und nannte mich Filmvorführer. Immer wieder schön zu sehen, dass man sich weiterentwickelt, alte Positionen überprüfen und notfalls ändern kann.